Ausstellung im Kunstmuseum Wilhelm-Morgner-Haus 30 ... - Soest
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Abbildungen auf der Innenseite von links nach rechts:<br />
Hochgebirgsphantasie, 1963-1964, Pastellkreide, WV 3-55<br />
Landschaft Bayerischer Wald, 1963-1974, Öl auf Leinwand, WV 3-66<br />
Komposition 6,1974-1989, Öl auf Leinwand, WV 4-68<br />
Schwarze Sonne, 1974-1989, Öl auf Leinwand, WV 4-98<br />
Komposition 34, 1974-1989, Öl auf Leinwand, WV 4-105<br />
Komposition 94, X. 2001, Öl auf Leinwand, WV 5-68<br />
Komposition 104, VI. 2003, Öl auf Leinwand, WV 5-79<br />
Abbildung auf der Titelseite:<br />
Selbstportrait, 1951, Mischtechnik, WV 2-3<br />
Zur <strong>Ausstellung</strong> erscheint ein Katalog.<br />
Während der <strong>Ausstellung</strong>szeit werden öffentliche<br />
Führungen angeboten.<br />
(Ankündigungen entnehmen Sie bitte der Tagespresse).<br />
Führungen für Gruppen erfolgen nach Vereinbarung<br />
(<strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Wilhelm</strong>-<strong>Morgner</strong>-<strong>Haus</strong>,<br />
Tel. 02921-10311<strong>30</strong> / 02921-13524).<br />
Weitere Veranstaltungen werden <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Begleitprogramms in der Tagespresse und <strong>im</strong><br />
Internet unter www.victoria-kettschau.de angezeigt.<br />
Veranstalter dieser <strong>Ausstellung</strong>:<br />
Stadt <strong>Soest</strong><br />
Förderer:<br />
VictoriaKettschauStiftung<br />
in Kooperation mit<br />
<strong>Soest</strong>erAnStifter<br />
Stiftungsgemeinschaft für die Region<br />
<br />
Gemälde • Zeichnungen • Collagen<br />
<strong>Ausstellung</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Wilhelm</strong>-<strong>Morgner</strong>-<strong>Haus</strong><br />
<strong>30</strong>. September - 11. November 2012<br />
Thomästraße 1, 59494 <strong>Soest</strong><br />
Öffnungszeiten Di - Fr 14 - 17 Uhr, Sa - So 11 - 17 Uhr,<br />
montags geschlossen
Victoria Kettschau<br />
Gemälde • Zeichnungen • Collagen<br />
Intensive Farbigkeit und ein streng gegliederter Formenkanon<br />
best<strong>im</strong>men heute das malerische Werk Victoria<br />
Kettschaus. Die Loslösung von der Gegenständlichkeit<br />
bis hin zur absoluten Abstraktion des Abbildhaften ist<br />
längst vollzogen und erscheint irreversibel. Jedes ihrer<br />
Bilder zeigt eine andere geometrische Ausgewogenheit,<br />
ein Spiel der Formen, das durch zumeist dunkle bis<br />
schwarze Konturen fest gehalten wird. Die farbstarken<br />
Binnenräume stehen in starkem Kontrast zu den sie umgebenden<br />
Konturen, fordern ein sich gegenseitiges Bedingen,<br />
um zu Gleichgewicht und Harmonie zu führen.<br />
Diese so farb- und formstarken Bilder entwickelt die<br />
Malerin erst in ihrer zweiten Lebenshälfte. Ihre Anfänge<br />
hingegen werden best<strong>im</strong>mt von dem Versuch, die Natur,<br />
die Menschen, die Umwelt in einer ihr eigenen fi gurativen<br />
und expressiven Formensprache festzuhalten. Heute<br />
empfi ndet sie selbst diese Arbeiten als eine Vorgeschichte,<br />
zum Teil als eine notwendige Hinführung zur Abstraktion,<br />
zu ihrem eigentlichen malerischen Werk.<br />
Als Victoria 1925 in Steinbrücken, Kreis Dillenburg, als<br />
Jorinde Eleonore Kahlweiß geboren wird, wächst sie in<br />
einer Zeit auf, die bis heute auch rückblickend ambivalente<br />
Züge trägt. Vor allem die Katastrophe des Zweiten<br />
Weltkrieges best<strong>im</strong>mt das Zeitgeschehen. Trotz Evakuierung<br />
gelingt es ihr, 1944 das Abitur zu machen. Bis<br />
Kriegsende leistet sie ihren Arbeitsdienst und mit der Zust<strong>im</strong>mung<br />
ihrer Eltern schreibt sie sich in Bielefeld an der<br />
Landeskunstschule für ein Studium <strong>im</strong> Bereich der Grafi k<br />
ein. Sie studiert bei Professor Otto Kraft.<br />
Nach nur zwei Jahren erkrankt sie schwer und beendet<br />
das Studium vorzeitig. In dieser nachfolgenden zurückgezogenen,<br />
von der Außenwelt eher isolierten Zeit sind<br />
es vor allem gezeichnete Portaits, die ihren Themenkreis<br />
best<strong>im</strong>men: Bleistift, Tusche, mal eine Federzeichnung, verschiedene<br />
Illustrationen in Aquarell-Mischtechniken.<br />
1951 entsteht ein erstes eher ungewöhnliches Selbstportait<br />
(WV 2-3). Es ist jenes, das den Einband des Kataloges dieser<br />
<strong>Ausstellung</strong> ziert. Zum ersten Mal fi ndet hier eine Reduktion<br />
auf das Wesentliche statt, nochmals betont durch fl ächig<br />
angelegte, farbstarke Kontraste. Gerade dieses Selbstportait<br />
verweist auf die intensiv gesuchte Auseinandersetzung<br />
mit den malerischen Möglichkeiten.<br />
1954 n<strong>im</strong>mt sie unter dem Namen VICTORIA ihr Studium<br />
der Malerei und Grafi k wieder auf, jetzt an der Akademie<br />
der Bildenden Künste in München. In der Zeichenklasse von<br />
Professor Josef Nagel erreicht sie bereits <strong>im</strong> darauffolgenden<br />
Jahr den zweiten Platz in dem Wettbewerb der Kunstakademie.<br />
Sie wechselt in die Malklasse von Professor<br />
Nagel und entdeckt für sich das Medium der Farbe. 1955<br />
gelingt ihr dann bei einem erneuten Wettbewerb der Akademie<br />
der erste Preis.<br />
Die Studienzeit in München ist eine der wichtigsten Lebensphasen,<br />
die die künstlerischen Weichen für die Zukunft der<br />
Malerin stellt. Unerwartet muss Victoria 1957 ihr Studium<br />
beenden. Die Zeiten der krankheitsbedingten Isolation,<br />
aber auch der durch äußere Zwänge beschnittenen freien<br />
Arbeitszeit führen die Malerin <strong>im</strong>mer wieder zu Phasen der<br />
eigenen Refl ektion und somit zu neuen Anfängen in der<br />
Malerei. Es entstehen neben Portaits, Stillleben und Landschaften<br />
nun auch freie fi gürliche Kompositionen. Dabei löst<br />
sich die Malerin <strong>im</strong>mer mehr von der naturgegebenen Darstellungsweise.<br />
Sie beginnt zu reduzieren, auch zu verfremden,<br />
ringt um die Wahrhaftigkeit der Darstellung, der den<br />
Dingen zugrunde liegenden Idee.<br />
Stets bleibt sie in der Arbeit – wenn auch nicht in der zeitlichen<br />
Intensität, wie sie sie sich gewünscht hätte. Der eigentliche<br />
Durchbruch kommt dann in den 1990er Jahren.<br />
Victorias Ehemann Gerhard – sie hatten 1959 geheiratet –<br />
muss aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf aufgeben<br />
und so zieht das Paar ins Sauerland; Victoria arbeitet als<br />
freie Malerin. Zunächst ist sie bestrebt, gleiche Formen<br />
<strong>im</strong> Bild in eine Beziehung zueinander zu bringen, wie<br />
sie sich je nach ihrer Stellung <strong>im</strong> Bild verhalten oder<br />
wirken. Dann geht es um die Beziehung mehrerer homogener<br />
Formen zu einander und schließlich entwickeln<br />
sich daraus Strukturen, in denen <strong>im</strong>mer gleiche<br />
oder auch gleich erscheinende Formen sich bewegen.<br />
Bei ihren späten abstrakten Bildern, die ab dem Jahr<br />
2000 entstehen, handelt es sich um exakt geplante,<br />
allein der Geometrie verschriebene, aussagekräftige<br />
Formen, die den Bildraum in seiner gesamten Räumlichkeit<br />
erfassen. Nichts wird dem Zufall überlassen.<br />
Das gesamte Bildwerk der Malerin unterliegt einem<br />
strengen Konzept.<br />
Von anderen abstrakten Malern fühlt sich Victoria nicht<br />
beeinfl usst, wenn sie sich auch vielen verbunden fühlt,<br />
gedanklich und auch kompositionell. Doch weist sie<br />
eine direkte oder auch indirekte Einfl ussnahme ab. Sie<br />
arbeitet allein, für sich, ohne den Anspruch, der Öffentlichkeit<br />
ihr Werk präsentieren zu wollen. So führt erst<br />
<strong>im</strong> Jahr 2007 die Begegnung mit Dr. Thomas Oyen die<br />
Malerin zu einer ersten großen <strong>Ausstellung</strong>. Bis dahin<br />
waren ihre Bilder wie ein gut gehütetes Gehe<strong>im</strong>nis nur<br />
wenigen, mit der Familie Kettschau befreundeten Menschen<br />
bekannt.<br />
Es folgen die Erarbeitung eines Werkverzeichnisses,<br />
ein Tag des Offenen Ateliers, die Schenkung des Bildes<br />
„Komposition 104“ an die Stadt <strong>Soest</strong> und eine<br />
weitere <strong>Ausstellung</strong> in Weiden/Oberpfalz. Im Dezember<br />
2011 wird die Victoria Kettschau Stiftung zugunsten<br />
des städtischen Kunstbesitzes gegründet. Dies<br />
ist auch der Anlass für die <strong>Ausstellung</strong> <strong>im</strong> gesamten<br />
<strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Wilhelm</strong>-<strong>Morgner</strong>-<strong>Haus</strong> <strong>im</strong> September/<br />
Oktober 2012. Es gilt das Oeuvre der Malerin Victoria<br />
Kettschau als Stiftung des städtischen Kunstbesitzes<br />
zu präsentieren.