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Hausarztmangel und Ärztedichte Dr. med. Felix W. Eymann 14.März ...

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<strong>Hausarztmangel</strong> <strong>und</strong> <strong>Ärztedichte</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Felix</strong> W. <strong>Eymann</strong><br />

<strong>14.März</strong> 2005 Medienorientierung zum Thema Hausarzt<strong>med</strong>izin<br />

Vir magnifice<br />

Herr Dekan<br />

Herren Regierungsräte<br />

Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren<br />

In Basel haben wir, wie in anderen Universitätsstätten eine sehr grosse <strong>Ärztedichte</strong><br />

– vor allem von Spezialistinnen <strong>und</strong> Spezialisten – daneben besteht ein Manko an<br />

Hausärztinnen <strong>und</strong> Hausärzten in Zahlen ausgedrückt finden wir ca. 160 Hausärz-<br />

tinnen <strong>und</strong> Hausärzte <strong>und</strong> ca. 1200 Spezialistinnen <strong>und</strong> Spezialisten. In den näch-<br />

sten 5 – 10 Jahren wird knapp die Hälfte der derzeitig als Hausärztinnen <strong>und</strong> Haus-<br />

ärzte tätigen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen altershalber ihre Tätigkeit beenden. Nachfol-<br />

gerinnen <strong>und</strong> Nachfolger in ausreichender Zahl sind nicht in Sicht.<br />

Bereits heute, ist es oft nicht möglich bei Praxisaufgaben Nachfolgerinnen <strong>und</strong><br />

Nachfolger zu finden.<br />

Wir fragen uns, wie kommen wir zu solchen Verhältnissen.<br />

Die hohe Dichte von Spezialpraxen r<strong>und</strong> um die Universitätskliniken werden von vie-<br />

len Patientinnen <strong>und</strong> Patienten genutzt auch im Rahmen der sogenannten Migration,<br />

das heisst Zuzug von benachbarten Landkantonen oder dem grenznahen Ausland.<br />

Auch die Überalterung der Stadtbevölkerung <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen vermehrt<br />

anfallenden Ges<strong>und</strong>heitsprobleme führen zu einem erhöhten Bedarf an Spezialistin-<br />

nen <strong>und</strong> Spezialisten. Der hohe Anteil an Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern, welche<br />

oft aus Regionen mit ungenügender Ges<strong>und</strong>heitsversorgung kommen führt dazu,<br />

dass durch Spezialistinnen <strong>und</strong> Spezialisten der Nachholbedarf gedeckt werden<br />

muss.<br />

Durch Pseudoinformationssendungen wird die Begehrlichkeit der Bevölkerung ge-<br />

steigert <strong>und</strong> der Gang zur Spezialarztpraxis zum „must <strong>und</strong> Lifestyle“.


Warum die Unterdotation der als Hausärztinnen <strong>und</strong> Hausärzte tätigen Frauen <strong>und</strong><br />

Männer? Durch die neue Tarifregelung <strong>und</strong> die KVG Revision werden die Gr<strong>und</strong>ver-<br />

sorger erheblich quo ad Existenz verunsichert. Diese Verunsicherung spiegelt sich<br />

auch in der Kreditsprechung der Banken beim Eröffnen oder Erweitern von Praxen<br />

wieder, wo früher eher grosszügig finanziert wurde geschieht dies heute sehr re-<br />

striktiv. Trotz dem Versuch im Rahmen des Tar<strong>med</strong> die Gr<strong>und</strong>versorgerinnen <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>versorger besser zu stellen, ist dies nicht oder nur zum Teil gelungen. Tax-<br />

punktsenkungen treffen die in der Gr<strong>und</strong>versorgung tätigen Kolleginnen <strong>und</strong> Kolle-<br />

gen deutlich härter als die Spezialistinnen <strong>und</strong> Spezialisten. Wir alle wissen, dass wir<br />

in der Schweiz eines der luxuriösisten Ges<strong>und</strong>heitssysteme haben <strong>und</strong> wir alle wis-<br />

sen, dass dies auch Geld kostet. Nun sind wir langsam aber sicher bezüglich Kas-<br />

senprämien an der Schmerzgrenze angelangt <strong>und</strong> müssen gemeinsam an der Ko-<br />

steneindämmung arbeiten. Dabei gilt es klar festzuhalten wir wollen keine Zweiklas-<br />

sen<strong>med</strong>izin, wir wollen eine gerechte <strong>med</strong>izinische Versorgung der Gesamtbevölke-<br />

rung unabhängig von ihrer Art der Versicherungsklasse. Durch den Hausarzt können<br />

die Ges<strong>und</strong>heitskosten erheblich gesenkt werden, denn durch die Übernahme der<br />

Behandlungskoordination von Patientinnen <strong>und</strong> Patienten werden diverse Speziali-<br />

stengänge gezielter <strong>und</strong> ökonomischer erfolgen. Möglicherweise liegt auch in Zu-<br />

kunft das höchste Einsparungspotenzial für die Ges<strong>und</strong>heitskosten nicht beim Auf-<br />

heben des Kontrahierungszwanges sondern bei einem durch unabhängige Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzte, im Sinne der alten Hausarzt Vorstellung durchgeführten gate keepings.<br />

Welche Massnahmen können getroffen werden? Wir müssen am Image der Hausärz-<br />

tinnen <strong>und</strong> des Hausarztes arbeiten <strong>und</strong> dieses deutlich aufwerten.<br />

Wir müssen unseren jungen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen den Ausbildungsgang zur<br />

Hausarzt<strong>med</strong>izin verbessern <strong>und</strong> attraktiver gestalten. Durch das neu gegründete<br />

Institut für Hausarzt<strong>med</strong>izin sind wir bereits einen grossen Schritt in die richtige<br />

Richtung gegangen. Durch das „aufforsten“ im Bereiche der Hausarzt<strong>med</strong>izin wird<br />

auch der Notfalldienst in Zukunft sichergestellt. Von Seiten der Politik muss alles<br />

daran gesetzt werden, dass die bedrohte Spezies des Hausarzt nicht ausstirbt. Die<br />

viel zitierte Ärzteschwemme entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Ärzteman-<br />

gel.

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