29.03.2013 Aufrufe

Ameisen im "Urwald" - Urwald vor den Toren der Stadt

Ameisen im "Urwald" - Urwald vor den Toren der Stadt

Ameisen im "Urwald" - Urwald vor den Toren der Stadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Gattung Leptothorax („Schmalbrustameisen“) ist taxonomisch nur für Mitteleuropa gut<br />

bearbeitet. Die Nester <strong>der</strong> relativ kleinen Tiere (ca. 2–4 mm lang) mit kleinen Populationen<br />

von 50–300 Arbeiterinnen fin<strong>den</strong> sich unter Rinde, in hohlen Zweigen, Gallen und vielen an<strong>der</strong>en<br />

Verstecken. Drei Arten dieser Gattung konnten <strong>im</strong> WSG S/N nachgewiesen wer<strong>den</strong>.<br />

11. Leptothorax acer<strong>vor</strong>um (FABRICIUS, 1793)<br />

L. acer<strong>vor</strong>um ist nach KUTTER (1977) in <strong>der</strong> ganzen palaearktischen Region mit gemäßigtem<br />

Kl<strong>im</strong>a verbreitet. In Deutschland ist sie planar bis subalpin überall anzutreffen. Die euryöke<br />

Art meidet nach SEIFERT (1996) nur reines Grasland, gehölzfreie Trockenrasen und feuchtschattige<br />

Wäl<strong>der</strong> mit ausgeglichenen, niedrigen Bo<strong>den</strong>temperaturen. Ihre Nester legt sie am<br />

Bo<strong>den</strong> o<strong>der</strong> bo<strong>den</strong>nah in Borke, Totholz, Moospolstern und unter Steinen an (SEIFERT 1996).<br />

L. acer<strong>vor</strong>um wurde in einer Reihe lichter Biotope des WSG gefun<strong>den</strong> (teils in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zu L. nylan<strong>der</strong>i).<br />

12. Leptothorax affinis MAYR, 1855<br />

L. affinis ist in <strong>den</strong> gemäßigten Zonen Mitteleuropas bis Turkestan verbreitet (KUTTER 1977),<br />

nach BUSCHINGER (1975) ist sie wahrscheinlich eine holomediterrane Art. In Deutschland<br />

fehlt sie wohl nur in Schleswig-Holstein, Nie<strong>der</strong>sachsen und Mecklenburg-Vorpommern (SEI-<br />

FERT 1996). Sie ist eine thermophile, arboricole Art und legt ihre Nester meist in Borke o<strong>der</strong><br />

in Totholz (in dürren, hohlen Ästchen) <strong>im</strong> oberen Stamm- und Kronenbereich, selten <strong>im</strong> bo<strong>den</strong>nahen<br />

Stammbereich, an (SEIFERT 1996).<br />

Es wurde lediglich ein Tier in einer Bo<strong>den</strong>falle am Standort 18 (Son<strong>der</strong>standort „Bergehalde“)<br />

erbeutet. Auf Grund ihrer arboricolen Lebensweise geraten nur ganz selten Tiere in Bo<strong>den</strong>fallen.<br />

Der Fund zeigt, dass die Art an dem Standort bo<strong>den</strong>ständig ist, auch wenn ein<br />

Nestnachweis bisher noch nicht gelungen ist. Eine spezielle Nachsuche an diesem Standort<br />

wäre sinnvoll.<br />

L. affinis ist nach <strong>der</strong> RLD eine stark gefährdete <strong>Ameisen</strong>art. Diese hohe Gefährdungseinstufung<br />

ist nach (mündl.) Auskunft von Prof. Buschinger nicht gerechtfertigt und offenbar<br />

auf Grund (älterer) defizitärer Datenlage zustande gekommen.<br />

13. Leptothorax nylan<strong>der</strong>i (FÖRSTER, 1850)<br />

L. nylan<strong>der</strong>i kommt <strong>vor</strong> allem in Mittel- und Südeuropa, Sü<strong>den</strong>gland und östlich bis zum<br />

Kaukasus <strong>vor</strong> (KUTTER 1977). In Deutschland ist sie laut SEIFERT (1996) westl. <strong>der</strong> Linie<br />

Schwerin-Magdeburg-Halle-Leipzig-Döbeln-Olbernhau weit verbreitet und wird östlich dieser<br />

Linie durch die parapatrische Zwillingsart L. slavonicus abgelöst. L. nylan<strong>der</strong>i ist be<strong>vor</strong>zugt<br />

in mäßig trockenen Laubgehölzen anzutreffen und legt ihr Nest in allen mikrokl<strong>im</strong>atisch<br />

geeigneten Kleinsträumen an <strong>der</strong> Bo<strong>den</strong>oberfläche o<strong>der</strong> dicht darüber an, am häufigsten in<br />

Totholz, Borke, hohlen Eicheln o<strong>der</strong> Kastanien, auch unter Moos und in Wurzelstöcken.<br />

L. nylan<strong>der</strong>i wurde an allen Untersuchungsstandorten nachgewiesen. Ihre Nester sind lokal<br />

in großer Dichte aufzufin<strong>den</strong> und nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Nester ist sie wohl die häufigste <strong>Ameisen</strong>art<br />

<strong>im</strong> WSG.<br />

14. Stenamma debile (FÖRSTER, 1850)<br />

Diese Art, die in früheren Arbeiten als westwoodi WESTWOOD, 1840 (z.B. STITZ 1939, BU-<br />

SCHINGER 1975, KUTTER 1977, BAUSCHMANN 1988) bezeichnet wurde und nach SEIFERT<br />

(1993) debile heißen muss, ist ungleichmäßig über Mittel-, Süd- und Osteuropa verbreitet und<br />

in England selten (STITZ 1939). In Deutschland kommt sie in jedem geeigneten Lebensraum<br />

<strong>vor</strong> (SEIFERT 1996). Hauptlebensraum sind schattige bis halbschattige Gehölzstandorte mit<br />

deutlich entwickelter Streuauflage, in <strong>der</strong> <strong>vor</strong> allem auch die Nahrungssuche erfolgt. Die Nes-<br />

100

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!