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Armut Hintergrundinformationen und ... - Schweizerisches Rotes Kreuz

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Menschen, weniger als 1.25 US-Dollar täglich zur Verfügung. In Osteuropa <strong>und</strong> Zentralasien leben<br />

knapp 24 Millionen arme Menschen.<br />

Im Vergleich zu 1981 sind heute weniger Menschen ganz arm. Insbesondere in Südostasien ist es<br />

gelungen, den Anteil armer Menschen von r<strong>und</strong> 80% der Bevölkerung auf unter 20% zu senken. In<br />

Afrika hingegen sieht das Bild deutlich schlechter aus, die <strong>Armut</strong>squote ist heute gleich gross wie<br />

1981. 4<br />

Zwischen <strong>Armut</strong>, Hunger bzw. mangelnder Ernährung, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit, Einschränkungen<br />

der kindlichen Entwicklung <strong>und</strong> sogar kriegerischen Konflikten bestehen enge Wechselwirkungen.<br />

Sie können als Folgen <strong>und</strong> Ursachen von <strong>Armut</strong> zugleich betrachtet werden.<br />

Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass weltweit 923 Millionen Menschen an Hunger<br />

leiden, davon leben 907 Millionen in Entwicklungsländern. Dort sterben täglich ungefähr 13‘700<br />

Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger <strong>und</strong> Unterernährung.<br />

Kinder armer Eltern kommen häufiger untergewichtig auf die Welt, haben weniger<br />

Widerstandskräfte <strong>und</strong> sind häufiger krank. Auch die weiterhin zunehmende Verbreitung von<br />

HIV/Aids wird von <strong>Armut</strong> begünstigt. Arme Kinder wachsen unter Bedingungen auf, die ihre<br />

kognitiven <strong>und</strong> sozialen Kompetenzen beeinträchtigen – dies auch in Europa <strong>und</strong> Nordamerika.<br />

Vorschulkinder aus armen Familien haben häufiger Probleme im Sprach-, Spiel-<strong>und</strong><br />

Arbeitsverhalten. Als Erwachsene haben sie eine schlechtere Ausbildung <strong>und</strong> ein niedrigeres<br />

Einkommen, womit sie wiederum stärker von <strong>Armut</strong> betroffen sind.<br />

<strong>Armut</strong> in der Schweiz<br />

„Die Schweiz ist ein sehr, sehr reiches Land, <strong>und</strong> der Reichtum ist sehr einseitig verteilt. <strong>Armut</strong> in<br />

der Schweiz ist quasi versteckt, sie findet hinter verschlossenen Türen statt.“<br />

(Prof. Ueli Mäder, Uni Basel)<br />

Allgemein<br />

In der Schweiz stirbt in der Regel niemand an Hunger oder leicht heilbaren Krankheiten.– trotzdem<br />

sind Menschen hier arm. Die Definition der <strong>Armut</strong>sgrenze in reichen Ländern ist ein komplexes<br />

Unterfangen. In der Schweiz orientiert sich das B<strong>und</strong>esamt für Statistik (BfS) an den Richtlinien der<br />

Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Diese erlässt Referenzwerte, die definieren,<br />

welche Geldbeträge <strong>und</strong> welche Leistungen benötigt werden, um in der Schweiz ein<br />

menschenwürdiges <strong>und</strong> sozial integriertes Leben zu führen. 2006 legte man die <strong>Armut</strong>sgrenze so<br />

auf 2200 CHF für Alleinstehende, 3800 CHF für eine alleinerziehende Frau mit zwei Kindern <strong>und</strong><br />

4650 CHF für ein Ehepaar mit zwei Kindern fest.<br />

Als arm gelten alle Menschen, die in einem Haushalt leben, dessen Einkommen nach Abzug der<br />

Sozialversicherungsbeiträge <strong>und</strong> der Steuern unter der <strong>Armut</strong>sgrenze liegen. Sind diese Personen<br />

erwerbstätig oder leben in einem Haushalt, dessen Mitglieder zusammen mindestens 36h/Woche<br />

arbeiten, gelten sie als Working Poor.<br />

Die <strong>Armut</strong>squotevon Personen im Erbwerbsalter 5 lag im Februar 2008 bei 9% 6 . Dies sind<br />

ungefähr 380‘000 Menschen oder jede 11. Person. 4.5% der Schweizer Bevölkerung, das heisst<br />

r<strong>und</strong> 146‘000 Menschen, galten als Working Poor. Paare mit Kindern gehören häufiger zu den<br />

Working Poor als Paare ohne Kinder. Die Gefährdung steigt sprunghaft an ab einem dritten Kind<br />

<strong>und</strong> bei einer Trennung/Scheidung. Alleinerziehende gehören besonders oft zu den Working Poor.<br />

Ebenfalls sind Ausländer/-innen überdurchschnittlich häufig Woorking Poor. Dies liegt aber nicht an<br />

ihrer Nationalität, sondern an dem Umstand, dass die ausländische Bevölkerung in schlecht<br />

bezahlten Jobs arbeitet <strong>und</strong> ein deutlich tieferes Bildungsniveau erreicht als die schweizerische.<br />

4 Shaohua Chen, Martin Ravallion. 2008. The Developing World Is Poorer Than WeThought, But No Less<br />

Successful in the Fight against Poverty . Worldbank Policy Research Working Paper 4307.<br />

5 Bevölkerung im Alter von 20 – 59 Jahre<br />

6 www.statistik.admin.ch<br />

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