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New Spaces_09_DE

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Gaggenau<br />

new spaces <strong>09</strong><br />

48Stück<br />

Siehe Seite 49


2 Editorial<br />

Willkommen in der Welt von Gaggenau!<br />

Kontinuität und Wandel – in diesem Spannungsfeld bewegen<br />

sich viele Kreative weltweit. Ihrer Arbeit darin wollen wir in diesem<br />

Magazin nachgehen. Werte bewahren und zugleich Neues gestalten,<br />

das realisieren die australischen Schöpfer der „Tower Skin“,<br />

einer spektakulären Außenhaut für betagte Hochbauten. Aber<br />

auch die Wiederentdeckung nahezu vergessener Wildkräuter und<br />

-gemüse durch internationale Spitzenköche ist ein Beispiel für<br />

die neue Nachhaltigkeit. Erleben Sie außerdem die sich ständig<br />

künstlerisch verwandelnde Londoner Serpentine Gallery<br />

und erfahren Sie, wie sich die nicht minder ehrwürdige Porzellanmanufaktur<br />

Meissen zu einem internationalen Trendsetter entwickelt.<br />

Nicht zuletzt entwickeln und konstruieren wir auch bei<br />

Gaggenau Produkte aus dem kreativen Gegensatz von Tradition<br />

und Fortschritt. Wie sich dies im Gaggenau Design widerspiegelt,<br />

können Sie in einem Porträt unserer Designabteilung unter<br />

neuer Leitung nachvollziehen.<br />

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen herzlichst<br />

Sven Schnee<br />

Leitung<br />

Gaggenau International


FOTOS: MONIKA HÖFLER (OBEN), MORLEY VON STERNBERG/ARCAIDIMAGES.COM (UNTEN)<br />

10<br />

44<br />

50<br />

Impressum<br />

Gaggenau new spaces <strong>09</strong><br />

Herausgeber Gaggenau Hausgeräte GmbH, Marketing international<br />

Objektleitung Sven Schnee<br />

Projektmanagement Annette Kaiser<br />

Inhalt<br />

04 Thinking the Future I „Verhüllungskunst“ in Sydney: Tower Skin<br />

10 Inside Gaggenau Das evolutionäre Design-Leitbild<br />

14 Best Practice Anwesen im Londoner Stadtteil Highgate<br />

20 Kitchen Love Der Münchner Architekt Hendrik Müller<br />

22 Thinking the Future II Revival der Wildgemüse und -kräuter<br />

28 Thinking the Future III Meissner-Architektur-Porzellan<br />

34 Gaggenau Online new spaces im Internet<br />

35 Sights and Scenes Länder-Special Vereinigte Arabische Emirate<br />

43 What’s next? Spektakuläre architektonische Planungen<br />

44 Projects Luxus-Wohnanlage in Lissabon<br />

48 <strong>New</strong> Products Das neue Vollfl ächeninduktions-Kochfeld<br />

50 Thinking the Future IV Galerie der steten Metamorphose<br />

58 Worldwide Neuigkeiten aus der Gaggenau Welt<br />

Chefredaktion Peter Würth (v. i. S. d. P.) Art Direction Dirk Linke Chefin vom Dienst Inga Borg Gestaltung Lukas Niehaus Bildredaktion Trine Skraastad<br />

Schlussredaktion Sebastian Schulin Herstellung Claude Hellweg (Ltg.), Oliver Lupp Autoren dieser Ausgabe Barbara Bierach, Carole Corm, Wolf-Christian Fink, Adam Gollner,<br />

Josephine Grever, Cornelia Haff , Tobias Moorstedt, Anuschka Seifert, Petra Thorbrietz Fragen oder Anregungen zum Inhalt newspaces@gaggenau.com<br />

Verlag und Anschrift der Redaktion HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH, ein Unternehmen der GANSKE VERLAGSGRUPPE, Harvestehuder Weg 42, 20149 Hamburg,<br />

Tel. +49 40 44188-257, Fax +49 40 44188-236 Geschäftsführung Dr. Kai Laakmann, Dr. Andreas Siefke, Bernd Ziesemer Objektleitung Inga Borg<br />

Litho fi lestyle medienproduktion, Hamburg Druck Neef+Stumme, Wittingen Copyright © 2011 by Gaggenau. Nachdrucke nur mit Quellenangabe und Belegexemplar.<br />

Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

3


4 Thinking the Future I<br />

Weiche Haut für harte Brocken Text: Barbara Bierach


Flexible Hülle<br />

Der Water Cube in Peking, die einstige Olympia-Schwimmhalle,<br />

wird von einer transparenten Membran geschützt.<br />

FOTO: IWAN BAAN


6 Thinking the Future I<br />

Wenn es nach Chris<br />

Bosse geht, sollen<br />

dünne Membranen die<br />

Grenzen von Struktur<br />

und Architektur verschieben<br />

und gesichtslose<br />

Bürotürme der<br />

Betonära günstig in<br />

nachhaltige und<br />

lebenswerte Energiesparhäuser<br />

verwandeln.<br />

Ein Klotz bekommt ein Kleid<br />

Eine Tower Skin soll den unzeitgemäßen Verwaltungsturm<br />

der University of Technology Sydney attraktiv verkleiden.<br />

Chris Bosses Architekturbüro heißt nicht nur LAVA (Laboratory<br />

for Visionary Architecture), sondern seine neueste Schöpfung<br />

soll auch so aussehen. Das laut Volksmund hässlichste Gebäude<br />

Sydneys soll nachts künftig stolz aus der Skyline der<br />

aus tralischen Metropole herausleuchten, so als gleite fl üssiges<br />

Magma an der Fassade herab. Alternativ gehen auch grafi sche<br />

Muster, ganz nach Geschmack des Hausherrn.<br />

Das wäre im konkreten Fall die University of Technology<br />

Sydney (UTS), verwandelt werden soll ihr 32 Stock hoher Verwaltungsturm,<br />

der Broadway Tower von 1969. Seit der Grundsteinlegung<br />

beschimpfen Kritiker den Bau als „geltungssüchtig“,<br />

„aufsässig“ und „verhasst“. Die Schmähreden sollen nun enden,<br />

dank einer den Turm umspannenden Membran. Diese leichte,<br />

fl exible Fassadenhaut heißt „Tower Skin“ und besteht aus einem<br />

Kompositgewebe aus Nylon und Ethylen-Tetrafl uoroethylen,<br />

kurz ETFE. Das will LAVA mittels einer Stahlkonstruk tion um<br />

den bestehenden Turm legen. Die Oberfl ächenspannung<br />

erlaubt der Haut, sich um die Wand- und Dachelemente zu<br />

schmiegen, und garantiert so maximalen optischen Eindruck bei<br />

minimalem Materialverbrauch.<br />

Einmal installiert, erfüllt der Kokon mehrere Funktionen: eine<br />

ästhetische, die dem Sechziger-Jahre-Beton-Look das nötige<br />

Facelift verpasst; eine technische, denn die Membran schaff t<br />

ein Mikroklima, das den Turm darunter besser beleucht- und<br />

belüftbar macht; eine kommunikative, denn LEDs in der Außenhaut<br />

können alle möglichen Botschaften transportieren. Und<br />

eine ökologische Funktion: Die Tower Skin kann nämlich nicht<br />

nur Energie sammeln wie gigantische Solarpanels, sondern<br />

auch Regenwasser ableiten und nutzbar machen.<br />

Die Idee fand schnell Liebhaber, der britische Independent<br />

fragte bereits, ob LAVA nicht bitte das ganze Barbican<br />

Centre in London oder das komplette Zentrum der Vorstadt<br />

Croydon in so ein „gigantisches Kondom“ packen könne? Auch<br />

die Fachkritik reagierte, LAVA bekam für den Entwurf zum<br />

UTS Tower den von den Vereinten Nationen gesponserten<br />

ZEROprize Re-Skinning Award des World Urban Forum. Ausgezeichnet<br />

werden „den Markt revolutionierende Verbesserungen<br />

in Design und Technik zur Renovierung und Neugestaltung<br />

älterer Gebäude, die nicht nur die Lebensqualität in<br />

ihnen verbessern, sondern auch ihre Energieeffi zienz“.<br />

Jetzt muss sich nur noch die UTS auf die Revolution einlassen.<br />

Einen Masterplan für den City Campus und das nötige<br />

Geld hat die Uni, fragt sich nur, ob sie auch die Innovationskraft<br />

zum Einsatz der Tower Skin aufbringt. Zunächst will die Hochschule<br />

jedoch 120 Millionen australische Dollar für eine von Frank<br />

Gehry gestaltete Business School ausgeben. Doch als der sich<br />

in Sydney einer öff entlichen Diskussion stellte, lautete die erste<br />

Frage aus dem Publikum: „Können Sie uns nicht lieber mit<br />

dem grässlichen Broadway Tower helfen?“


Schirme für die Wüste<br />

Die Membranschirme für den zentralen Platz der Öko-Stadt Masdar in den Emiraten entfalten sich wie Blumen<br />

im Morgengrauen, um tagsüber Schatten zu spenden. Abends schließen sie sich, damit er abkühlen kann.<br />

7


8 Thinking the Future I<br />

Organische Formen<br />

faszinieren Chris Bosse<br />

So nutzt er digitale Prozesse,<br />

um sich vom<br />

rechten Winkel zu lösen.


„ Viele finden es schwer, nichtstandardisierte<br />

Formen zu akzeptieren. Ich glaube, wir müssen die<br />

digitale Revolution um uns herum auch architektonisch<br />

vorantreiben und eine neue Ära schaffen.“<br />

Gehry will am Elfenbeinturm nicht Hand anlegen, wohl aber<br />

Chris Bosse, zusammen mit Thomas Wallisser Gründer von<br />

LAVA. Das Duo mit Büros in Stuttgart, Sydney, Abu Dhabi und<br />

Schanghai ist keineswegs nur der Theorie verhaftet. Der in<br />

Sydney arbeitende Bosse ist mit noch nicht einmal 40 Jahren<br />

der Kopf hinter einigen der interessantesten Architekturprojekten<br />

in Asien und Australien. Das bekann tes te ist wohl der<br />

blaue Würfel des für die Pekinger Olympischen Spiele errichteten<br />

Schwimmzentrums. Für die an gigantische Luft polsterfolie<br />

erinnernde Zellularstruktur des „Water Cube“ erhielt Bosse auf<br />

der Biennale in Venedig den Atmosphere Award.<br />

Das Royal Institute of British Architects (RIBA) kürte Bosse mit<br />

dem AR Emerging Architecture Award mit der Begründung,<br />

dass er mit seiner experimentellen Formenfi ndung „die Grenzen<br />

von Struktur und Architektur“ verschiebe. Das renommierte Institut<br />

meint Projekte wie Masdar City, die CO2-neutrale Stadt südlich<br />

von Abu Dhabi (siehe Seite 38), deren City Center aus der<br />

Werkstatt von Bosse und Team stammt. Damit auch in der Wüstenhitze<br />

ein komfortabler Ort im Freien entstehen konnte, überspannte<br />

LAVA die Plätze und Wege mit Sonnenschirmen der<br />

dritten Generation. Auch hier kamen wie beim Water Cube<br />

Bosses Membrantechnik sowie neueste Baumaterialien zur<br />

Anwendung: Die Schirme entfalten sich wie Blumen im Morgengrauen,<br />

um tagsüber Schatten zu spenden, abends schließen<br />

sie sich wieder, damit der Platz abkühlen kann. Solarmodule in<br />

den Schirmen produzieren Elektrizität, nachts sorgen LEDs für<br />

sanfte Beleuchtung. „90 Prozent der nachhaltigen Qualitäten<br />

eines Gebäudes haben mit gutem Design zu tun und nicht mit<br />

Technik“, sagt Chris Bosse. Was nicht darüber hinwegtäuschen<br />

sollte, dass er Technologie liebt: „Wir sind die erste Generation<br />

von Architekten, die voll digital aufgewachsen ist, und für mich<br />

ist der Computer mehr als ein Hilfsmittel, er ist mein Designpartner.“<br />

Digitale Prozesse sorgen für ihn dafür, dass man „heute<br />

besser und günstiger gestalten und bauen kann, ohne im<br />

rechten Winkel verhaftet bleiben zu müssen“. Eine Tower Skin<br />

für den Broadway Tower ist dafür ein gutes Beispiel: Ein Neubau<br />

würde 150 Millionen australische Dollar kosten, die Verwandlung<br />

via Kompositmaterial sei dagegen für ein Zehntel dieses<br />

Preises zu haben. Aber versteckt er damit nicht einfach<br />

einen dysfunktionalen Kasten hinter einem hübscheren Gesicht?<br />

Von seinem Büro aus kann Bosse den UTS Tower se-<br />

hen, seine Finger spielen mit einem Modell des „Green Void“,<br />

einer Rauminstallation für eine Architekturausstellung in Sydney.<br />

Auch Green Void lebt von der Membran – und der Informationstechnik:<br />

An fünf Aufhängungs punkten wurde Lycra auf dem vom<br />

Computer berechneten kürzesten Weg zu einer minimalen<br />

Oberfl äche verspannt. Das Ergebnis sieht kompliziert aus, ist<br />

aber relativ simpel. Gemacht hat Bosse das Projekt nicht zuletzt,<br />

um die Kon servativen zu provozieren, für die nur Mies van der<br />

Rohe oder Le Corbusier ernstzunehmende Architekten waren:<br />

„Viele fi nden es schwer, nichtstandardisierte Formen zu akzeptieren.<br />

Ich glaube, wir müssen die digitale Revolution um uns<br />

herum auch architektonisch vorantreiben und eine neue Ära<br />

schaff en.“ „Hübsch machen“ reiche dabei einfach nicht, LAVA<br />

suche vielmehr nach integrierten Anworten auf die Fragen des<br />

21. Jahrhunderts, in dem die wachsende Bevölkerung immer<br />

dichter zusammenlebt. Mehr als das alte Credo von „form follows<br />

function“ interessiert Bosse „integriertes Denken: Ökologisch<br />

zu bauen ist sowieso der Anspruch, aber man muss auch<br />

Verkehrsplanung, soziale und kulturelle Aspekte mitdenken.“<br />

Beispielsweise für die UTS: Das ist für technische und kreative<br />

Berufe die beste Universität im Lande und vereint Disziplinen wie<br />

Ingenieurwissenschaften, Architektur, Fashion-, Produkt- und<br />

Mediendesign unter einem Dach. Da liege es doch nahe, all dieses<br />

Wissen zur Transformation eines ungeliebten Baus zu nutzen.<br />

So gesehen ist Tower Skin für Bosse schon fast eine philosophische<br />

Aufgabe. „Mies hat gesagt: ‚Weniger ist mehr‘; ich<br />

sage lieber: ‚Mehr mit weniger‘. Wir müssen der fortschreitenden<br />

Urbanisierung etwas entgegenhalten und nicht einfach<br />

immer nur mehr Rohstoff e und Energie verbrauchen, sondern<br />

weniger.“ Bosse fi ndet es daher oft spannender, bestehende<br />

Strukturen an den ständigen Wandel im übrigen Leben anzupassen.<br />

„Wir haben nun vier Generationen iPhone in drei Jahren<br />

erlebt, doch Gebäude stehen oft 200 Jahre. Ich denke über zukunftsoff<br />

ene Architektur nach, also über die Frage, wie man<br />

Strukturen schaff en kann, die sich kontinuierlich an die Gegenwart<br />

anpassen lassen.“ Der UTS Tower war zum Zeitpunkt<br />

seiner Entstehung tatsächlich Stand der Technik. Doch inzwischen<br />

ist klar, dass Menschen nicht gern in vollklimatisierten,<br />

hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Gebäuden arbeiten.<br />

„Wenn wir aber immer nur einreißen, müssten wir akzeptieren,<br />

dass Städte konstante Baustellen sind“, meint Bosse. Transformation<br />

fi ndet er schlicht intelligenter. ¤<br />

Weitere Informationen<br />

www.l-a-v-a.net<br />

http://l-a-v-a.blogspot.com<br />

9


10 Inside Gaggenau<br />

Quo vadis, Herd?<br />

Küchen werden immer komplexer –<br />

für Sven Baacke, den neuen Chefdesigner<br />

von Gaggenau, ist das erst recht<br />

ein Ansporn, Maßstäbe zu setzen<br />

Text: Wolf-Christian Fink Fotos: Monika Höfl er<br />

Neuer Kopf<br />

Chefdesigner Sven Baacke<br />

ist mit seinem Team<br />

ver antwortlich für den Auftritt<br />

der Gaggenau Geräte.<br />

Ästhetische Reife und<br />

technische Perfektion<br />

müssen dabei in Einklang<br />

gebracht werden.


Ist Perfektion verbesserungsfähig? Nein, antwortet der Rheto<br />

riker: Etwas Perfektes ist absolut, also nicht optimierbar.<br />

Sven Baacke, neuer Gaggenau Chefdesigner, sieht das eher<br />

pragmatisch: Perfektion ergibt sich bei Gaggenau aus dem<br />

idealen Zusammenspiel von Form und Funktion. Neue<br />

Funktionen können neue Formen generieren. „Evolutionäres<br />

Design“ nennt es der 36-Jährige – ein gleichsam sich selbst<br />

entwickelndes Design, ein technisches und ästhetisches<br />

„survival of the fi ttest“.<br />

Mit seinem Team aus sechs Mitarbeitern ist der gebürtige<br />

Stuttgarter seit diesem Jahr verantwortlich für den Auftritt<br />

der Gaggenau Geräte, eine Aufgabe, für die er sich mehrere<br />

Jahre an der Seite seines Vorgänger Reinhard Segers warmgelaufen<br />

hat. Baacke stieß zunächst als freischaff ender Desig ner<br />

zu Gaggenau und verband mit der Marke anfangs vor allem<br />

Qualität, nach dem soliden Vorbild der unverwüstlichen Dunstabzugshaube<br />

in seinem Elternhaus. Später fi el ihm auch noch<br />

eine altertümliche Gaggenau Garantiekarte aus dem Nachlass<br />

seines Großvaters in die Hände, eine historische Kostbarkeit,<br />

Mustergültiger<br />

Handschmeichler<br />

Perfekt schlicht, schlicht<br />

perfekt: das Muster<br />

eines Bedienknebels für<br />

den Backofen.<br />

Perfekte Form<br />

Dieses Schiff chen eines<br />

Webstuhls aus Holz mit einer<br />

Metallspitze ist eine persönliche<br />

Trouvaille, die Sven<br />

Baacke an seinem Arbeitsplatz<br />

aufbewahrt.<br />

11<br />

die er heute in seinem Büro aufbewahrt. Im Spannungsfeld zwischen<br />

Tradition und Innovation sieht das Gaggenau Designteam<br />

seine Aufgabe. Einerseits haben die Geräte besonders<br />

lange Lebenszyklen und entziehen sich damit jedem modischen,<br />

trendbetonten Gestaltungsansatz. Andererseits erfordern<br />

neue Ernährungsgewohnheiten und Wohnsituationen neben<br />

dem Kundenbewusstsein für Nachhaltigkeit und Energieeffi zienz<br />

auch ästhetische und funktionale Anpassungen: „Das Nutzerverhalten<br />

ändert sich. Die Küche wird off ener und beispielsweise<br />

das Thema Lüftung damit komplexer. Zudem soll wertvolle<br />

Wärme nicht mehr als Abluft entsorgt werden, Umluftlösungen<br />

gewinnen konsequent an Bedeutung“, erklärt Baacke.<br />

Eine Quelle der Inspiration sind bei Gaggenau immer<br />

wieder die Profi küchen, deren Technik für Geräte im Privathaushalt<br />

genutzt wird – zum Beispiel für Gaggenau Dampfbacköfen.<br />

Gleichzeitig können Kunden erwarten, dass sich die Geräte<br />

en detail in das ästhetische und funktionale Gesamtsystem ihrer<br />

individuellen Küchensituation einfügen. Techniktrends gehen<br />

erst dann in die Gestaltung ein, wenn sie eine echte funktionelle


12 Inside Gaggenau<br />

Verbesserung mit sich bringen: „So macht zum Beispiel ein<br />

modernes TFT-Touch-Display die Steuerung des vollflächigen<br />

Induktions-Kochfeldes CX 480 erst möglich“, erläutert der Chefdesigner<br />

eine aktuelle Neuentwicklung.<br />

Andere Kriterien der typischen Gaggenau Haltung sind in<br />

einem neu erstellten Design-Leitbild defi niert. Dieses fußt zum<br />

einen auf der 300-jährigen Unternehmensgeschichte und ihren<br />

traditionell kompromisslosen Ansprüchen an Qualität, zum<br />

anderen beschreibt und illustriert es die tragenden Säulen<br />

gestalterischer Prinzipien: „Die Konzentration auf traditionelle<br />

Gestaltungsmittel, ausgesuchte Echtmaterialien sowie der<br />

sichere Umgang mit Proportionen verleihen unseren Geräten<br />

ästhetische Reife und technische Perfektion. Weite Flächen<br />

und klare Formen charakterisieren ihr zeitloses Profi l“, resümiert<br />

der Leitfaden die Unternehmensmaximen.<br />

Baackes Team arbeitet in puncto Design in der Gegenwart<br />

an der Zukunft. Heute sind in den lichtdurchfl uteten Büros,<br />

sorgsam abgeschirmt vor fremden Augen, die Gaggenau Pro-<br />

Perfektion und<br />

Schönheit<br />

Für die Gaggenau<br />

Designer ist auch die<br />

Glasscheibe einer<br />

Bedienungsanzeige<br />

für den Backofen<br />

keine Nebensache.<br />

Die Zukunft im Blick<br />

Sven Baacke an<br />

seinem Arbeitstisch,<br />

im Hintergrund Teile<br />

eines Backofens.<br />

dukte für die Jahre 2013 bis 2015 auf den Bildschirmen zu sehen.<br />

Ihre Kreation erfolgte wie immer zunächst in enger Teamarbeit<br />

mit den Technikern, bis sie Gaggenau intern als komplette Funktionsmodelle<br />

vorgestellt wurden. Diese sind später Grundlage<br />

für die technische und gestalterische Weiterentwicklung bis<br />

zur Serienreife.<br />

Natürlich gehört es für die Designer bei Gaggenau zum<br />

Berufsethos, Fragen nach den Produkten der Zukunft nur vorsichtig<br />

zu beantworten. Fest stehen jedoch schon jetzt die Themen:<br />

Intuitive Bedienung durch einfache Bedienelemente,<br />

Modularität – auch beim Zubehör – und Energieeffi zienz werden<br />

weiter an Bedeutung gewinnen. Gesetzt ist auch eine Negativliste<br />

mit allem, was es bei Gaggenau defi nitiv nicht geben wird:<br />

„Komplexe Displays, blinkende Kontrollleuchten oder LED-Optik<br />

hat Gaggenau nie eingesetzt. Das wird man auch in Zukunft<br />

nicht bei uns fi nden“, fügt Sven Baacke seinem Ausblick hinzu<br />

– und verspricht, dass Gaggenau Geräte auch künftig in<br />

jeder Hinsicht Maßstäbe setzen werden. ¤


„ Komplexe Displays, blinkende Kontrollleuchten oder<br />

LED-Optik hat Gaggenau nie eingesetzt. Das<br />

wird man auch in Zukunft nicht bei uns finden.“<br />

Sven Baacke<br />

Kleiner Unterschied<br />

Es kommt manchmal nur<br />

auf Nuancen an:<br />

eine Farbmusterplatte.<br />

13


14 Best Practice<br />

Haus mit Persönlichkeit<br />

In Highgate im Nordwesten Londons hat sich<br />

eine Familie durch einen schlichten Anbau eine<br />

grandiose Wohnküche geschaffen<br />

Text: Josephine Grever Fotos: Alexander James


Gläserner Anbau<br />

Der Küchenquader des Georgian Mansion in<br />

Highgate ist vollverglast. Seine Naturstein-Rückwand<br />

schaff t die optische Verbindung zum Haupthaus.


16 Best Practice<br />

Überraschung hinter der Wand<br />

In der begehbaren Speise kammer, die sich<br />

hinter einer Wandtür versteckt, ist mehr als genug<br />

Platz für Eingemachtes und andere Vorräte.


Gemüse auf der Speisekarte<br />

Als Ernährungsberaterin steht Vicki Lee auf gesundes Essen.<br />

Der große Kühlschrank und die Speisekammer sind<br />

beste Voraussetzungen für stets frische Produkte im Haus.<br />

Schmucke Wohnhäuser, akkurat getrimmte Hecken, eine<br />

High Street mit schicken Läden und Cafés – Highgate im<br />

Nordwesten Londons ist eine feine Adresse. Bei der Familie<br />

Lee, die hier in einer georgianischen Villa wohnt, beginnt ein<br />

normaler Wochentag morgens um sieben. Dann bereitet<br />

Hausherrin Vicki das Frühstück vor: frische Früchte, Porridge,<br />

Rühreier. Wenn der Rest der Familie sich kurz nach sieben<br />

an die Küchentheke setzt, duftet es nach Kaff ee und heißem<br />

Kakao. Ehemann David arbeitet als Rechtsanwalt, Sohn Barnaby<br />

ist neun und Tochter Jemima sechs Jahre alt. Geredet<br />

wird über die Schule oder das Wetter, beides immer ein<br />

Thema. Eine halbe Stunde später ist es im Haus wieder still.<br />

Barnaby und Jemima werden vom Au-pair-Mädchen zur<br />

Schule ins benachbarte Hampstead gefahren. Mr Lee joggt<br />

jeden Morgen die fünf Meilen zu seinem Arbeitsplatz in der<br />

City. Und Mrs Lee trinkt in aller Ruhe noch einen Kaff ee,<br />

bevor sie sich in ihrem Arbeitszimmer an den Schreibtisch<br />

setzt. Sie ist Anwältin wie ihr Mann, macht aber gerade eine<br />

Ausbildung als Ernährungsberaterin. „Das verträgt sich besser<br />

mit unserem Familienleben, denn die Kinder sind ja<br />

noch klein“, sagt sie. „Ich kann meine Zeit so einfach besser<br />

einteilen.“ In ihrer grauen Hose und dem feinen Kaschmirpulli<br />

mit passendem Schal – alles farblich genau aufeinander<br />

abgestimmt – passt Mrs Lee perfekt zum minimalistischen<br />

Look der schiefergrauen Küche mit Gaggenau Geräten. Viel<br />

Platz und viel Licht hat der Raum, in den die Küche – geplant<br />

von Ramón Casadó von bulthaup, Mayfair – eingebaut<br />

wurde. Der Durchgang zum angrenzenden Lese- und Fernsehbereich<br />

ist off en. Davor ein großer, einladender Esstisch<br />

aus Nussbaum. Die Wand zum Garten ist komplett verglast,<br />

sodass der Blick schweifen kann – auf die Rasenfl äche, auf<br />

blühende Blumen und Kräuterbeete. „Alles ist hier so off en<br />

und kommunikativ“, sagt Mrs Lee. „Nachdem wir eingezogen<br />

sind, ist die Küche nach und nach zu unserem Lebenszentrum<br />

geworden.“ Sie fügt lächelnd hinzu, dass sich dadurch<br />

alles verändert habe. „Es macht einfach so viel Spaß,<br />

hier zu kochen und zu essen. Beides ist Genuss und gehört<br />

für mich auf jeden Fall zusammen.“<br />

Das im frühen 18. Jahrhundert gebaute Haus – bekannt als<br />

„Apothecary“, da hier über Generationen viele Ärzte lebten<br />

– bewohnt die Familie seit 2006. Mit fünf Schlafzimmern<br />

und einer Einliegerwohnung für das Hauspersonal ist es<br />

geradezu ideal für eine Familie, die Raum zum Toben braucht<br />

und gern Gäste hat. Drinnen war allerdings ein Facelift<br />

dringend vonnöten. Die Lees wussten genau, was sie wollten:<br />

ein umkompliziertes, gastliches Heim, in dem sie privat sein,<br />

„ Alles frisch zuzubereiten<br />

ist keine große Kunst.<br />

Man braucht nur ein gutes<br />

Rezept und allerbeste<br />

Zutaten – und natürlich<br />

den passenden Herd.“<br />

aber auch große Gesellschaften geben können. „Es war uns<br />

natürlich bewusst, dass man ein georgianisches Haus nicht<br />

allzu sehr ummodeln sollte“, sagt Mrs Lee. „Wir lieben die klassischen<br />

Proportionen und Linien der Zeit und haben sie nur<br />

sehr behutsam korrigiert. Auf jeden Fall wollten wir die Persönlichkeit<br />

des Hauses erhalten.“<br />

Das ist ihnen gelungen. Es blieb bei der klassischen<br />

Raumaufteilung: Familien- und Esszimmer sowie Arbeitsräume<br />

befi nden sich im Erdgeschoss; ein Stockwerk höher ist der<br />

elegante Salon, die Schlafzimmer liegen ebenfalls in den oberen<br />

Etagen. Die ursprünglich kräftigen Farben der Wände jedoch<br />

wurden durch subtile Farbnuancen von Beige bis Braun ersetzt.<br />

„Modern, aber auch nicht zu modern“, betont Vicki Lee und<br />

öff net die Tür zum Salon im ersten Stockwerk. Ein sympathisch<br />

wirkender Raum mit Parkettfußboden, dicken, beigefarbenen<br />

Teppichen, off enem Kamin und komfortablen Ohrensesseln.


Tradition und Moderne<br />

Die hellen Tapeten und Teppiche und die vielen Beige- und Brauntöne<br />

nehmen dem Haus aus georgianischer Zeit viel von seiner Schwere (oben).<br />

Im Anbau wird die strenge, klare Küche von der Naturstein-Rückwand<br />

und dem Holztisch samt Wegner-Stühlen reizvoll kontrastiert (rechts).<br />

„Aber um ehrlich zu sein, verbringen wir hier nicht viel Zeit“,<br />

gibt sie zu, „selbst dann nicht, wenn Gäste kommen.“ Die<br />

tummeln sich bekanntlich am liebsten in der Küche. Hier fand<br />

denn auch während der Modernisierungsphase der wichtigste<br />

Eingriff statt: Das kleine Cottage an der Gartenseite wurde abgerissen.<br />

Stattdessen entstand ein neuer Anbau, um Platz für<br />

eine große Wohnküche zu schaff en. David Lees Bruder John,<br />

ein Architekt mit Büro in Manchester, entwarf einen schlichten<br />

Quader mit Fußbodenheizung und Bodenfl iesen aus Porzellan.<br />

Die Küchengeräte sind in einer großen, schiefergrauen Schrankwand<br />

integriert. „Die Wand nimmt alles Notwendige auf“, erklärt<br />

Vicki Lee und öff net die Tür zu einer – Überraschung! – begehbaren<br />

Speisekammer. Ein Traum: Von Pasta, Reis und Marmeladen<br />

bis zum Picknickkorb – hier ist einfach Platz für alles. Vicki<br />

Lee ist immer vorbereitet, falls Gäste kommen. „Ich bin eine<br />

Perfektionistin, die gern im Voraus plant“, sagt sie, „und das<br />

erfordert Stauraum.“<br />

Von ihrer Küche erwartet sie vor allem, dass sie nicht nur<br />

gut aussieht, sondern vor allem auch funktioniert. „Kurze Wege<br />

sind wichtig. Auch auf meine zwei Spülmaschinen will ich nicht<br />

verzichten. Ich mag es nicht, wenn schmutziges Geschirr herumsteht.“<br />

Der geräumige Kühlschrank ist ebenfalls ein Muss. „Lebensmittel<br />

werden entweder dort oder in der Speisekammer aufbewahrt.<br />

Frisches Obst oder Gemüse gehören nur zur Vorbereitung<br />

auf die Arbeitsfl ächen.“ Welches Küchengerät schätzt sie am<br />

meisten? Ohne zu zögern zeigt sie auf ihren Dampfbackofen, der<br />

in die Schrankwand integriert ist. „Dieses Gerät ist das absolute<br />

Highlight“, antwortet sie. „Garen im Wasserdampf gehört zu<br />

den gesündesten Methoden der Zubereitung. Wertvolle Vitamine<br />

und Mineralien, Aromen und Farbe bleiben so erhalten.“ Und<br />

wie sehen die Mahlzeiten im Haushalt einer Ernährungsberaterin<br />

aus? „Ich achte natürlich sehr auf gesundes Essen“, betont<br />

Vicki Lee. „Alles andere sehe ich entspannt. Mein Mann und ich<br />

essen viel Salat und gegrillten Fisch, die Kinder mögen Pasta<br />

am liebsten. Eigentlich verbiete ich ihnen so gut wie nichts.“ Nur<br />

Fertigprodukte sind streng verpönt.<br />

Wenn abends die Lichter angehen, gibt der Anbau sein Innenleben<br />

preis: Aufgelockert haben die Lees das coole Küchenambiente<br />

durch eine Natursteinwand, durch sympathische Holzmöbel und<br />

die ausdrucksstarke Cocoon-Lampe von Tobia Scarpa über dem<br />

Esstisch. Und wie am Morgen ist die Küche auch jetzt das Zentrum<br />

des Familienlebens. David Lee sitzt am Tisch und genießt seinen<br />

Feierabend bei einem Glas Wein. Die Kinder naschen von der<br />

Vorspeise. Oft kommen Freunde vorbei. Man redet über Politik<br />

und Fußball und schneidet dabei Gemüse oder putzt Salat. Eine<br />

entspannte Atmosphäre, wie sie angenehmer nicht sein könnte.<br />

Und da Koch- und Essbereich durch nichts getrennt sind, verstummt<br />

das Gespräch auch beim Abräumen zwischen den Gängen<br />

nicht. „Eine ideale Küche und für uns ein Traum, der Wirklichkeit<br />

wurde“, sagt Mrs Lee. Sie hat bekommen, was sie wollte: ein<br />

Haus mit viel Charakter und Charme und dem unkomplizierten<br />

Miteinander von Leben und Arbeiten. „Es ist doch so“, sagt Vicki<br />

Lee. „Wenn man ein Essen zubereitet und ringsherum alles<br />

stimmt, dann gelingt es einfach besser.“ ¤


Best Practice 19


20 Kitchen Love<br />

Wie sieht für Sie die ideale Küche aus, Herr Müller?<br />

Wichtig ist, dass die Arbeitsabläufe funktionieren. Deshalb muss<br />

sich die Gestaltung an der Sinnhaftigkeit, an der logischen Anordnung<br />

der einzelnen Elemente orientieren. Über Geschmack<br />

lässt sich streiten, über Sinn nicht.<br />

Triff t das auch auf Ihre eigene Küche zu?<br />

Durchaus. Allerdings besteht unsere Küche zu Hause hauptsächlich<br />

aus einer länglichen Zeile und einem kleinen Tisch vor dem<br />

Fenster, meinem Lieblingsplatz. Von dort aus gelangt man ins Esszimmer,<br />

das mit seiner holzvertäfelten Kassettendecke aussieht<br />

wie ein kleines Wirtshaus. Durch die alten Wagnerfenster blicken<br />

wir auf unseren langgezogenen Garten mit den Apfel bäu men.<br />

Defi nieren Sie Esskultur im Hause Müller ...<br />

Essen hat bei uns einen hohen Stellenwert, in kultureller Hinsicht<br />

wie auch aus sozialen Aspekten. Für mich zeugt es von Vertrauen<br />

und Wohlgesinntheit, wenn man jemanden in sein Haus einlädt<br />

und eine Mahlzeit für ihn zubereitet. Bei den Nah rungs mitteln<br />

selbst ist uns Wahrhaftigkeit wichtig – wir kaufen über wiegend<br />

biologische, regionale und saisonale Produkte. Außerdem wirtschaften<br />

wir sinnvoll, sodass wir selten etwas wegwerfen müssen.<br />

Gibt es eine Faustregel, die bei der Arbeit eines Kochs und<br />

eines Architekten gleichermaßen gilt?<br />

Ich orientiere mich oft am Dreiklang. Kontrastierende Elemente –<br />

ob Material in der Gestaltung oder Gewürz beim Kochen – sollten<br />

in einem ausbalancierten Verhältnis zueinander stehen. Sauer,<br />

salzig, süß beispielsweise. Angewandt auf die schwäbische Küche:<br />

Der Architekt Hendrik Müller (1973 im schwäbischen<br />

Böblingen geboren) unterhält zusammen mit Partner Georg<br />

Thiersch das Architekturbüro eins:33. Beide besuchten<br />

an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart<br />

unter anderem die Klassen von David Chipperfi eld.<br />

Müllers mit renommierten Preisen ausgezeichnete Showrooms,<br />

Messeauftritte und Corporate Interiors haben<br />

den Markenauftritt von Unternehmen wie Gaggenau maßgeblich<br />

geprägt. Ansonsten entwirft das Büro<br />

Versicherungszentralen in Peking, Businessparks in Dubai,<br />

Chalets in den Alpen, ein Kasino für Porsche oder eine<br />

kleine, feine Papeterie. Zusammen mit Ehefrau Sandra und<br />

Sohn Matti lebt und kocht Hendrik Müller in München.<br />

„Eine Todsünde? Schlechtes Licht“<br />

Hendrik Mül ler über Küchenlogik, Esskultur<br />

und Maultaschen Interview: Cornelia Haff<br />

geschmälzte Maultaschen mit Kartoff elsalat. Die Maul taschen<br />

stellen die salzige Komponente dar, geschmälzte Zwiebeln bringen<br />

leichte Süße, und im Kartoff elsalat ist die Säure enthalten.<br />

Sie geraten ins Schwärmen ...<br />

Mein Leibgericht! Seit ich denken kann, hat meine Großmutter am<br />

Karfreitag schwäbische Maultaschen gemacht, die liebevoll „Herrgottsbescheißerle“<br />

genannt werden: In ihnen versteckt sich das<br />

für den Feiertag verbotene Fleisch. Von Generation zu Generation<br />

wird dieses Ritual weitertradiert, sogar hier im Münchner „Exil“.<br />

Ihr Büro ist international tätig – welche gastrosophischen<br />

Entdeckungen haben Sie im Ausland gemacht?<br />

Über gemeinsames Essen erfährt man sehr viel über die Kultur<br />

eines Landes. In China nimmt man die Mahlzeiten an einem<br />

run den Tisch ein, in dessen Mitte verschiedene Gerichte stehen,<br />

von denen man sich einfach bedient. Der Tisch ist rund, weil<br />

der Kreis in China kosmologische Bedeutung hat. In Teheran wurde<br />

mir in Anbetracht der Gastfreundschaft einfach nur schwindelig.<br />

Mei ne größte Angst ist seitdem, dass meine dortigen<br />

Gastgeber zu Besuch kommen – das würde mich in den fi nanziellen<br />

Ruin stürzen.<br />

Die Todsünde in einer Küche ist ...<br />

... schlechtes Licht. Die Küche ist das Zentrum des Hauses,<br />

nicht zuletzt aus der anthropologischen Entwicklung heraus. Früher<br />

scharte man sich um den Herd, weil er ja auch die einzige<br />

Wärmequelle war, heute stellt die Küche das soziale Zentrum dar.<br />

Neonröhren an der Decke sind da ein echter Killer. ¤<br />

FOTOS: MONIKA HÖFLER (LINKS), BENNE OCHS (RECHTS)


1 Salatbesteck aus Horn,<br />

Lorenzi<br />

Meine Frau und ich hielten uns<br />

berufl ich längere Zeit in Turin und<br />

Mailand auf, wo uns die lokale<br />

Küche ebenso nachhaltig geprägt<br />

hat wie der italienische Lebensstil.<br />

An unsere Zeit in Italien erinnert<br />

uns das Salatbesteck aus dem Traditionshaus<br />

in der Via Montenapoleone<br />

No. 9 in Mailand.<br />

2 Olivenholz-Brotmesser,<br />

Manufaktur Windmühlen<br />

Dieses Brotmesser trägt jeden<br />

Morgen bei den Frühstücksvorbereitungen<br />

seinen Teil dazu bei,<br />

dass der Tag gut beginnt. Der geschmeidige<br />

Griff aus Olivenholz<br />

und die guten Schneideeigenschaften<br />

der Solinger Klinge sind<br />

eine echte Wohltat.<br />

5<br />

3<br />

3 Schmiedeeiserne<br />

Bratpfanne, Turk<br />

Schwer, unverwüstlich, rustikal.<br />

Diese Bratpfanne ist für mich<br />

als Fan von Kurzgebratenem<br />

ein unverzichtbares Utensil. Sie<br />

überträgt die Hitze optimal und<br />

schließt die Poren des Fleisches<br />

schnell. Steak oder mein Schwäbischer<br />

Zwiebelrostbraten<br />

bleiben so schön saftig. Ein Geschenk<br />

von guten Freunden.<br />

4 Pfeff ermühle, Zassenhaus<br />

Die Pfeff ermühle stammt aus den<br />

60er Jahren und ist ein Erbstück<br />

meiner Großmutter. Die heutigen<br />

Mühlen der Manufaktur sind sicherlich<br />

durch das Keramik-Mahlwerk<br />

überlegen, die Form<br />

hat aber an Eleganz eingebüßt,<br />

und das massive Kirschholz<br />

musste „Buche auf Kirsch holz<br />

gebeizt“ weichen.<br />

1<br />

7<br />

6<br />

2<br />

5 Bräter, Le Creuset<br />

In den Wintermonaten lassen meine<br />

Frau und ich gern die Tradition<br />

des Sonntagsbratens aufleben.<br />

Unser Favorit: Schmorgerichte vom<br />

Rind, die im guss eisernen Bräter<br />

von Le Creuset auf dem Herd zubereitet<br />

werden.<br />

Der Bräter bietet gleichmäßige<br />

Wärmeverteilung und einen niedrigen<br />

Energieverbrauch. Er war eine<br />

der ersten Investitionen in unsere<br />

gemeinsame Küchenausstattung.<br />

6 Tafelbesteck Nuovo Milano von<br />

Ettore Sottsass, Alessi<br />

Die Entscheidung für ein Besteck<br />

hat auch heute noch etwas sehr<br />

Endgültiges. Um dem Anspruch auf<br />

Langlebigkeit und Zeitlosigkeit<br />

gerecht zu werden, haben wir uns<br />

für diesen Klassiker entschieden.<br />

Die geschwungenen Linien,<br />

die ausbalancierte Form und der<br />

mattierte Edelstahl sind für mich<br />

höchster Ausdruck von Harmonie<br />

und Anmut.<br />

7 Keramikschalen, Spin<br />

Die Unikate der chinesischen<br />

Porzellanmanufaktur Spin fielen<br />

mir ins Auge, als ich das erste<br />

Mal in Schanghai war und im japanischen<br />

Restaurant Shintori zu<br />

Abend aß. In Erinnerung an die<br />

besonderen Abende dort habe ich<br />

mir Schalen, Teller, Becher und<br />

Vasen von Spin zugelegt. Durch<br />

ihren Unikat-Charakter lockern<br />

sie jede Tafel auf.<br />

4


22 Thinking the Future II<br />

Zurück zu den Wurzeln<br />

Biogemüse, alte Sorten, Wildpflanzen oder Rinden<br />

sorgen für eine Renaissance der Natur in der Küche<br />

Text: Adam Gollner


Mittlerweile finden viele der weltbesten<br />

Restaurants kreative Wege, saisonale<br />

Produkte aus heimischem Anbau,<br />

Bioprodukte und Raritäten zu den Highlights<br />

ihrer Speisekarte zu machen.<br />

Einige Köche fangen sogar damit an, ihre<br />

Zutaten selbst anzubauen, andere<br />

suchen nach bestimmten Wildpflanzen,<br />

und viele vertrauen „ihren“ Bauern.<br />

Eigener<br />

Anbau<br />

23<br />

FOTO: PURESTOCK/GETTY IMAGES


Luxusgut Kartoff el<br />

Im Gartenbau besinnt man sich<br />

auf jahrhundertealte Gemüsesorten,<br />

die wesentlich mehr Geschmack<br />

haben. Wie etwa die teuerste<br />

Kartoff elsorte der Welt, La Bonnotte,<br />

die nach Kastanien schmeckt.<br />

Seltene<br />

Sorten<br />

Der Geschmack frischen Gemüses<br />

ist wie eine Mahnung: Kein wissenschaftliches<br />

Verfahren kann diesen Eigengeschmack<br />

nachahmen. Auch modernste Technik kann<br />

diese köstliche Note von perfekt<br />

gedünstetem Topinambur oder das Aroma von<br />

erntefrischem Staudensellerie weder<br />

erzeugen noch reproduzieren. Und so nutzt<br />

heute die weltweite Küchen-Avantgarde<br />

seltene Gemüsesorten.<br />

FOTO: IMAGES ETC LTD/GETTY IMAGES


Er versteckt sich in einer staubigen Ecke in Rancho Santa Fe,<br />

der reichsten Gegend der USA, in einer bescheidenen Holzbaracke.<br />

Der Chino Farm Vegetable Shop ist klein, und auch die<br />

dazugehörige knapp 25 Hektar große Farm ist nichts Besonderes.<br />

Ganz anders die bunte Auslage des Hofl adens. Wie von einem<br />

anderen Stern schillert das auf der Farm angebaute Gemüse in<br />

allen Farben des Regenbogens. Hier werben blaue Möhren,<br />

bonbonfarbene Chioggia-Rüben, japanische Yamswurzeln mit<br />

purpurrotem Fruchtfl eisch und Berge von grün-schwarzem Palmkohl<br />

um die Gunst der Käufer. Es gibt auch Rosenkohl in Miniaturausgabe.<br />

Die erbsengroßen Röschen liegen wie aufgerollte<br />

Smaragdketten in kleinen Körben. Die Mara-de-Bois-Erdbeeren<br />

haben schon erwachsene Männer zu Tränen gerührt. Die Vielfalt<br />

der Salat-, Rettich- und Rübensorten ist überwältigend. Zahlreiche<br />

Spezialitäten von der Chino Farm – von Brennnesseln bis<br />

hin zu grünem japanischen Mizunasalat – sind grundsätzlich<br />

nicht im Supermarkt erhältlich und stehen gerade deswegen in<br />

Edelrestaurants hoch im Kurs.<br />

Berühmte Küchenchefs wie Wolfgang Puck (Spago)<br />

und Alice Waters (Chez Panisse), beide aus Kalifornien,<br />

haben sich einen Namen damit gemacht, Produkte von der<br />

Chino Farm einfl iegen zu lassen. Die großen Küchenchefs verlassen<br />

sich inzwischen so sehr auf innovative Produzenten wie<br />

die Familie Chino, dass die Medien dafür schon einen neuen<br />

Begriff geprägt haben: „Rockstar-Farmer“. Da ist eine Revolution<br />

im Gange, bei der die Renaissance des Gemüses zum richtungsweisenden<br />

Trend wird.<br />

Selbst Speisen, die als Fleischgericht auf der Karte stehen,<br />

kommen großzügig mit buntem Gemüse garniert auf den<br />

Tisch. Früher beeinträchtigte langweiliges und fades Gemüse<br />

häufi g den kulinarischen Genuss eines Fleischgerichts. Heute<br />

dagegen ist Fleisch oft nur noch eine Art schmückendes<br />

Beiwerk, das köstliche, ungewöhnliche Gerichte aus erntefrischem<br />

Gemüse zu einem ganz besonderen Geschmackserlebnis<br />

macht. „In der Saison spielen frisches Gemüse, Kräuter,<br />

Gewürze und Wildpfl anzen eine wichtige Rolle in unseren<br />

Menüs“, erklärt René Redzepi, Küchenchef des Noma in Kopenhagen<br />

(siehe dazu auch new spaces 04), das weithin als eines<br />

der besten Restaurants der Welt anerkannt ist. „Daher sind<br />

bei uns die Gerichte etwas ‚grüner‘ als in den meisten anderen<br />

Gour met restaurants.“ Das Noma ist beileibe kein Einzelfall.<br />

In San Diego geht man am besten ins George’s at the Cove.<br />

Der kleine Küstenort La Jolla, ein Stadtteil von San Diego, ist so<br />

exklusiv wie Beverly Hills und fast so feudal wie Rancho Santa<br />

Fe. Eine der Spezialitäten ist geschmorter Ochsenschwanz. Das<br />

klingt nach einem deftigen Fleischgericht, aber wer es bestellt,<br />

hat mehr Gemüse als Fleisch auf dem Teller. Der Ochsenschwanz<br />

wird zusammen mit zartem Lauch, Pfi ff erlingen, jungem<br />

Mangold, kross gebratenen Brennnesseln und Schnittlauch<br />

serviert. Das Fleisch zergeht auf der Zunge, aber ohne diesen<br />

unglaublichen Geschmack und diese unglaublichen Texturen<br />

des Gemüses, die Mutter Natur zu bieten hat, wäre das Gericht<br />

nicht das, was es ist.<br />

Noch vor etwa zehn Jahren galt das George’s als<br />

Touristenfalle mit einer 08/15-Speisekarte, die nur aus „Surf<br />

and Turf“ – Meeresfrüchten mit Fleisch – bestand. Heute ist<br />

die Karte erfrischend anders und bietet viel gesunde Kost.<br />

Das Restaurant hat sich neu erfunden. Das ist einzig und allein<br />

der Entscheidung von Küchenchef Trey Foshee zu verdanken,<br />

Gemüse von der Chino Farm groß herauszubringen. Foshee<br />

und sein Team fahren fast jeden Tag zur Farm hinaus, um ihre<br />

Zutaten einzukaufen. „Wir haben eine ausgesprochen saisonale<br />

Küche. Unsere Zutaten sind nicht nur frisch, sondern haben<br />

den optimalen Reifegrad, dann schmecken sie am besten“, sagt<br />

Foshee. Ein typisches Gericht auf seiner Speisekarte ist Möhrensalat,<br />

auf den ersten Blick eher Hausmannskost denn ein<br />

Gaumenschmaus. Doch ein Salat aus leuchtend bunten Möhren<br />

von der Chino Farm ist ein überwältigendes Geschmackserlebnis.<br />

Die ganz dünn geraspelten Möhren sind scharlachrot,<br />

weiß und violett und werden mit Kumquats, Honig und<br />

Gewürzjoghurt serviert.<br />

Ausgesprochen saisonale Zutaten müssen gar nicht großartig<br />

verarbeitet werden. Oft schmecken gerade die einfachsten<br />

Zubereitungen am besten. Entscheidend ist zu wissen, wie sie<br />

angerichtet werden, wie dünn sie geschnitten werden, wie lange<br />

sie blanchiert, gedünstet oder angebraten werden und wie sie<br />

miteinander kombiniert werden. Die besten Küchenchefs gehen<br />

heute mit Gemüse so um wie ein Metzger, der Filetstücke aus<br />

dem Fleisch schneidet. Die Zubereitung dieser „Gemüse fi lets“<br />

erfordert viel Zeit, Erfahrung und Kreativität. Die Gäste wissen<br />

das und sind bereit, dafür auch etwas mehr auf den Tisch des<br />

Hauses zu legen. Im Restaurant Guggenheim in Bilbao kommt das<br />

Gemüse frisch aus dem Garten direkt neben dem architektonischen<br />

Meisterwerk von Gehry.<br />

Das Gemüse wird mit demselben Fingerspitzengefühl<br />

behandelt wie die unbezahlbaren Kunstwerke innerhalb der Museumsmauern.<br />

Die zenartige, vegetarische Karte ist ein Gedicht<br />

und bietet kulinarische Genüsse wie gedünsteten schwarzen<br />

Rettich und Endivien-Confi t. „Ich habe damit angefangen, Wildgemüse<br />

wie Schwarzwurzeln, Feldsalat und rote Disteln selbst<br />

anzubauen“, erklärt der baskische Küchenchef Josean Martínez<br />

Alija. „Biogemüse wird zum neuen Luxus schlechthin.“<br />

„ Möhren werden<br />

in Zukunft die neue<br />

Foie gras sein.“<br />

Massimo Bottura<br />

Thinking the Future II 25


26 Thinking the Future II<br />

„ Wir suchen in freier<br />

Natur nach Beeren<br />

und Kräutern, mit<br />

denen andere sich<br />

gar nicht abgeben.“<br />

René Redzepi<br />

Alija spricht eine Erkenntnis an, die sich weltweit immer mehr<br />

durchsetzt: Bei einem echten Luxusessen geht es weniger um<br />

die Zurschaustellung teurer Zutaten als um die Rückbesinnung<br />

auf das, was Mutter Erde so reichhaltig zu bieten hat. Entscheidend<br />

ist, den unverfälschten Geschmack zur Geltung zu bringen.<br />

Über diese seltenen Gemüsesorten aus heimischem Anbau<br />

können wir die Exotik unserer Umgebung entdecken und das<br />

schwer Fassbare eines bestimmten Ortes erfahren.<br />

Massimo Bottura, der Küchenchef der Osteria Francescana<br />

in Modena, wurde dank seiner Fähigkeit, die Traditionen<br />

seines Heimatlands mit der Zukunft zu verbinden, im Februar<br />

2011 zum besten Koch der Welt ernannt. „Möhren werden die<br />

neue Foie gras sein“, erklärt er unmissverständlich.<br />

Um noch mehr von dieser ausgesprochen saisonalen<br />

Küche auf die Teller der Gäste zu bringen, folgen immer mehr<br />

Restaurants dem Beispiel von Alija: Der Trend geht zum<br />

eigenen Gemüsegarten. Im kanadischen Montreal hat das beliebte<br />

Edelrestaurant Joe Beef direkt neben der Terrasse hinter<br />

dem Haus einen großen Sommergarten angelegt, in dem<br />

prächtige alte Tomatensorten, Kürbisse und „Hexenkräuter“<br />

bestens gedeihen. Wenn der eigene Garten gerade nichts<br />

hergibt, lassen die Beiköche auch schon mal einen Zierkohl<br />

und Mangold aus Montreals Stadtparks mitgehen.<br />

Michael Hoff mann vom Margaux in Berlin ist ebenfalls in<br />

Personalunion Küchenchef und Gärtner. Sein achtgängiges<br />

vegetarisches Menü „Voyage de Légumes“ für rund 140 Euro ist<br />

weltberühmt. Viele Zutaten stammen aus seinem eigenen<br />

2000-Quadratmeter-Garten, in dem über 70 Kräuter- und Gemüsearten<br />

angebaut werden. Lola und Bill Zimmerman, die Besitzer<br />

des Herbfarm Restaurant vor den Toren von Seattle, bewirtschaften<br />

nicht nur einen Biobauernhof, sondern haben auch einen<br />

Garten, in dem Kräuter wie Süß dolden und Kümmelthymian nur<br />

darauf warten, die erlese nen Gerichte zu verfeinern. Gerichte<br />

wie Lorbeer-Clafoutis und die Brennnessel-Liebstöckel-Suppe<br />

spiegeln die üppige Pfl anzenpracht des Gartens wider.<br />

„Einen Garten zu haben ist heutzutage ein Luxus“, erklärt der<br />

französische Biologe Michel Pitrat, Autor von „Histoires de<br />

légumes“. Da unsere moderne Welt keine Agrargesellschaft mehr<br />

ist, so Pitrat, ist diese einst normale Lebensform zum Privileg<br />

geworden. Was im 17. Jahrhundert in der Bauernküche auf den<br />

Tisch kam – Rüben, Möhren und Kartoff eln –, wächst nun als<br />

Luxusgut in exklusiv gestalteten Gärten.<br />

Viele Küchenchefs begnügen sich nicht mehr mit Gemüse<br />

aus ihren selbst angelegten Gärten, sondern gehen höchstpersönlich<br />

Wildgemüse sammeln. Die Köche des für seine kreative<br />

Gemüseküche berühmten Noma in Kopenhagen sind in ihren<br />

heimatlichen Gefi lden ständig auf der Jagd nach „alten Schätzchen“,<br />

sei es in den wilden Wäldern oder im Dornengestrüpp<br />

am Straßenrand. „Wir suchen in freier Natur nach Beeren und<br />

Kräutern, mit denen andere sich gar nicht abgeben würden,<br />

und arbeiten mit Lebensmitteln, die nicht auf den üblichen Vertriebswegen<br />

erhältlich sind“, erklärt Küchenchef Redzepi.<br />

Im September 2010 traf sich die Elite der internationalen<br />

Gemüseköche zum dritten Mal bei „Cook it raw“. Initiiert vom<br />

Kopenhagener „Culinary Consultant“ Alessandro Porcelli,<br />

reisten René Redzepi, David Chang, Massimo Bottura, Daniel<br />

Patterson & Co. an den Polarkreis in die Wildnis ums fi nnische<br />

Levi, um sich beim Angeln, Beerensammeln und auf der Jagd<br />

an ursprüngliche Lebensmittel heranzupirschen. Sie entdeckten<br />

dabei Kräuter, Beeren, Wurzeln, Moose, Pilze oder junge<br />

Farnsprösslinge, die wie grüne Haselnüsse schmecken.<br />

Frischer, leicht süßlicher Birkensaft ist längst nicht mehr nur in<br />

Russland und den nordischen Länder ein beliebtes Getränk.<br />

Für manche, darunter die kreativen Köpfe des Coi in San Francisco,<br />

hat die neue Gemüseküche schon etwas von Performancekunst<br />

an sich. So nennt Küchenchef Daniel Patterson eine<br />

seiner ausgefallenen Zusammenstellungen „Früh winterliche Gartenabstraktion“.<br />

Er sagt voraus, dass dieser Trend sich noch<br />

verstärken wird. „Wild wachsende Wurzeln, Blätter, Beeren und<br />

Wildblumenblüten werden aufgrund ihrer starken emotionalen<br />

Komponente eine sehr wichtige Rolle spielen“, sagt Patterson.<br />

Der Ursprung dieser romantischen Ästhetik lässt sich<br />

zu Küchenchef Michel Bras in Laguiole und seinem aus 60 Zutaten<br />

bestehenden „Gargouillou“ zurückverfolgen – einer magischen<br />

Komposition aus einfachem, frischem Gemüse, die inzwischen<br />

Kultstatus genießt. Küchenchefs in der ganzen Welt<br />

haben sich von dieser spielerischen Hommage an die französische<br />

Landschaft inspirieren lassen. In einigen Gargouillou-<br />

Varianten fehlt selbst die „Erde“ aus schwarzen Brioche-Stückchen<br />

und Tomatenpulver nicht. ¤<br />

Weitere Informationen<br />

Chino Farm, 6123 Calzada Del Bosque, Rancho Santa Fe, CA 92067, USA<br />

www.chezpanisse.com; www.wolfgangpuck.com<br />

www.noma.dk; www.georgesatthecove.com<br />

www.restauranteguggenheim.com; www.osteriafrancescana.it<br />

www.joebeef.ca; www.margaux-berlin.de; www.theherbfarm.com<br />

www.coirestaurant.com; www.michel-bras.com


Frisches Biogemüse aus heimischem<br />

Anbau ist nicht nur etwas für Ökos,<br />

sondern auch für Genießer. Während wir noch<br />

versuchen, die Grenze zwischen<br />

postmoderner Molekularküche und Sehnsucht<br />

nach der Vergangenheit zu ergründen,<br />

fi nden einige Küchenchefs mit bahnbrechenden<br />

Ideen ihren eigenen Weg. Er führt<br />

sie in die Gärten hinter ihren Restaurants,<br />

durch schattige Wälder und zu nahegelegenen<br />

Bauernhöfen, wo die Schätze der Erde<br />

nur darauf warten, entdeckt zu werden.<br />

Dem Erdreich entrissen<br />

Die Zukunft liegt in vergessenen<br />

Kräutern und Gemüsesorten<br />

wie schwarzen Möhren.<br />

Gute<br />

Ideen<br />

FOTO: DARQUÉ/PHOTOCUISINE


28 Thinking the Future III<br />

„ Wir erfinden die Wand neu“<br />

Die traditionsbeladene Porzellanmanufaktur<br />

Meissen soll zum innovativen Hightech-<br />

Unternehmen für Luxusprodukte werden<br />

Text: Tobias Moorstedt<br />

FOTOS: SVEN DÖRING (LINKS), ZOOEY BRAUN/ARTUR (RECHTS)


Weitsichtiger Chef<br />

Meissen-Boss Christian Kurtzke, hier im<br />

Atelier für Gastkünstler, hält die Zukunft der<br />

Porzellanmanufaktur in der Hand: eines<br />

der neuen Wandelemente aus Porzellan (links).<br />

Porzellankacheln wie die der Stilwelt<br />

Royal Opulent sollen Räumen höchste Eleganz<br />

verleihen. Dabei wird das Meissener Porzellan<br />

mit Edelmetallen wie Gold und Platin von<br />

Hand weiter veredelt.


Edle Optik<br />

Auch die Wandelemente in<br />

diesem Weingut sind durch eine<br />

goldveredelte Oberfl äche<br />

zu höchstem Glanz gekommen.


FOTOS: KILIAN BISHOP (LINKS), ROLAND HALBE/ARTUR (RECHTS UNTEN)<br />

Perfektion und Qualität<br />

Anders als herkömmliche Fliesen werden die Elemente von<br />

Meissen Architektur in der Manufaktur individuell<br />

aus Meissener Porzellan gefertigt. In der Qualitätskontrolle<br />

wird auf Perfektion bis ins kleinste Detail geachtet.<br />

Der Arbeitstag beginnt gut für Christian Kurtzke. Ein Mitarbeiter<br />

betritt den hohen, hellen Raum im obersten Geschoss der Porzellanmanufaktur<br />

Meissen und zeigt dem Geschäftsführer einen<br />

Prototyp des neuen Produkts. Der Mann hält auf fl achen Händen<br />

ein Tablett und geht mit vorsichtigen Schritten. Zunächst ist<br />

nicht zu erkennen, was er auf dem Tablett transportiert, ein fragiles<br />

Kunstwerk, ein Schmuckstück? Erst als der Mann näherkommt,<br />

wird klar, dass das „Tablett“ selbst das revolutionäre<br />

Produkt ist: eine fl ache Porzel lantafel in tiefweißer Farbe. Kurtzke<br />

nimmt die Kachel in die Hand, spürt die Oberfl äche und das<br />

Gewicht, prüft die Farbe im Licht und sagt: „Perfekt. Perfekt. Ein<br />

sehr schönes Off -White.“ Der Ex-Unternehmensberater klingt<br />

nun wie der Creative Director eines Fashion-Labels kurz vor den<br />

Modeschauen in Paris. Voller Enthusiasmus, Energie und<br />

Selbstvertrauen. Und das passt auch: Die Porzellankacheln, die<br />

neueste Kreation der Manufaktur Meissen, sollen ab 2011<br />

als Wandverkleidung zum unverzichtbaren Bestandteil moderner<br />

Innenarchitektur werden.<br />

Christian Kurtzke leitet das Unternehmen seit drei Jahren.<br />

Die Porzellanmanufaktur, 1710 von dem Alchemisten Johann<br />

Friedrich Böttger und Kurfürst August dem Starken gegründet,<br />

die lange Jahrhunderte den europäischen Porzellanmarkt dominiert<br />

hatte, befand sich damals in einer wirtschaftlich prekären<br />

Lage, hatte hohe Schulden und machte Verluste. Es war ein<br />

Himmelfahrtskommando. Aber Kurtzke zögerte keinen Moment,<br />

„es gibt in Europa neben Gaggenau wenige Marken mit einer<br />

vergleichbar langen Geschichte“. Sein Ziel: Die Marke Meissen,<br />

die vor allem mit Edelnippes und Porzellantellern mit Zwiebelmuster<br />

identifi ziert wurde, sollte sich aus dem Geschirrschrank<br />

und der Rokoko-Vitrine befreien und ins ganze Haus vordringen.<br />

Im Frühjahr 2011, zeitgleich mit dem Salone Internazionale<br />

del Mobile, dem Epizentrum der Designszene, eröff nete die<br />

Manufaktur in Mailand die „Villa Meissen“, ein edles Palais in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft von Gucci, Louis Vuitton und Dior.<br />

Genau dort, fi ndet Kurtzke, gehört die Marke auch hin. Kurtzke<br />

hat die Abteilungen „Fine Art“, „Fine Living“ und „Meissen Archi-<br />

Thinking the Future III 31<br />

tektur“ gegründet, will in Zukunft vor allem mit limitierten Kunstwerken,<br />

Interieur und den Wandverkleidungen Geld verdienen<br />

– später soll das Portfolio durch Stoff e, Möbel und Teppiche<br />

ergänzt werden. Vorbild ist die französische Marke Hermès.<br />

Bislang scheint die Strategie aufzugehen: Die Firma verzeichnete<br />

2010 im Hochpreissegment Zuwächse bis zu 70 Prozent.<br />

Sylvester Stallone kaufte gleich drei kleine Mopsfi guren aus<br />

der Schmuckkollektion. Auf einer Auktion in London wurden mehr<br />

als 150 000 Euro für Vasen und Statuen gezahlt. Der Umsatz<br />

soll sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.<br />

Christian Kurtzke steht jetzt im Architekturstudio der Manufaktur,<br />

blickt auf die historische Innenstadt von Meißen und<br />

ist sich sicher: Die Wandverkleidungen aus Porzellan, die hier in<br />

end los vielen Farben die Wände und Tische bedecken, werden<br />

ein großer Erfolg. Meissen beliefert bereits Luxushotels und<br />

hochwertige Designstudios. Das Porzellan wird in den Flagship-<br />

Stores der Uhrenmanufaktur Lange & Söhne eingesetzt und<br />

bald auch in den Showrooms von Gaggenau. „Die hohe Qualität<br />

und die lange Geschichte passen gut zu uns“, sagt Sven<br />

Schnee, Leiter von Gaggenau International, „gerade weil Meissen<br />

als Manufaktur in Losgröße 1 arbeitet und auf unsere speziellen<br />

Wünsche eingehen kann, ist das eine gute Partnerschaft.“<br />

Die Idee für Meissen Architektur kam Christian Kurtzke,<br />

als er das Dresdner Schloss besuchte und dort den berühmten<br />

„Fürstenzug“ besichtigte: ein riesiges Wandgemälde, das auf<br />

25 000 Porzellanelemente aufgetragen wurde. Die Oberfl äche hat<br />

seit mehr als hundert Jahren Witterung und Kriegsbrände beinahe<br />

unbeschadet unter freiem Himmel überstanden. Das fragile<br />

Porzellan erweist sich hier als hartes Material. Kurtzke sagte<br />

sich: „Das ist nicht nur ein Kunstwerk, das ist auch eine Technologie,<br />

für die es eine Nachfrage geben sollte.“ Porzellan hat<br />

Materialeigenschaften, die für Inneneinrichter und Architekten interessant<br />

sind. Anders als Industriefl iesen werden Porzellankacheln<br />

nicht trocken gepresst, sondern gegossen und sind deshalb<br />

auch ohne Glasur und Fugen kleber absolut wasserdicht.<br />

Porzellan ist zudem schadstoff frei und lebensmittelecht. Kurtzke<br />

sagt: „Es ist alte Handwerkskunst und trotzdem Greentech.“<br />

Stilvolles Ambiente<br />

Da die Meissener Porzellankacheln gegossen sind,<br />

eignen sie sich auch perfekt fürs Badezimmer.


32 Thinking the Future III<br />

Handarbeit in Perfektion<br />

Ob beim Ausformen von Reliefelementen oder beim<br />

manuellen Mischen der im hauseigenen Labor hergestellten<br />

Farben – das Wissen und die Erfahrung der Mitarbeiter<br />

ist in über 300 Jahren Manufakturgeschichte gewachsen.<br />

Christian Kurtzke hat schon als Kind von Meissener Porzellan<br />

gegessen, natürlich nur an besonderen Feiertagen. „Wir hatten<br />

auch das Zwiebelmuster zu Hause“, erzählt er. Der 41-jährige<br />

Manager spricht nicht nur von „Turnaround“ oder „Change Management“,<br />

sondern verwendet auch Begriff e der Kunstge schich te<br />

häufi g und mit Leidenschaft: „Das gehört für mich zur Allgemeinbildung“,<br />

sagt er. In der Geschichte der Manufaktur, hat er<br />

herausgefunden, haben die Generaldirektoren sich nie exklusiv<br />

um Bilanzen und Logistik gekümmert, sondern immer auch<br />

großen Einfl uss auf die künstlerische Ausrichtung genommen.<br />

Er selbst sieht sich deshalb auch als Chefde signer, gibt den<br />

erfahrenen Abteilungsleitern und Arbeitern immer wieder Anregungen<br />

für neue Farben oder Formen. „Ich habe ein gutes<br />

Gespür, was auf dem Markt ankommt.“<br />

Christian Kurtzke, trotz des staubigen Arbeitsplatzes immer<br />

im eng geschnittenen Anzug unterwegs, trägt die gekreuzten<br />

Klingen der Manufaktur als Pin am Revers. US-Politiker tragen<br />

einen Flaggenpin, um Patriotismus zu demonstrieren, und auch<br />

Kurtzke will wohl mit der Nadel zeigen, dass Meissen keine Zwischenstation<br />

ist, sondern „eine Lebensaufgabe“. Wann immer<br />

Zeit ist, läuft er durch die verschachtelten Gänge und Kellerräume<br />

des weitläufi gen Geländes, updatet das innere Navigationssystem<br />

und sichtet die Bestände. Manchmal fühlt er sich wie ein<br />

Archäologe, der gerade eine Grabkammer geöff net hat.<br />

„Wir haben 700 000 Entwürfe und mehr als 200 000 Produkte<br />

aus drei Jahrhunderten in unseren Archiven“, sagt er, „vom<br />

Centerpiece bis zum Accessoire.“ Immer zur Hand hat er sein<br />

Smartphone, mit dem er Fundstücke fotografi ert und später Mitarbeitern<br />

und Kunden zeigt. Kurtzke fand zum Beispiel eine Tassenform<br />

aus dem Jahr 1760 mit klaren Linien und elegantem Design,<br />

„die ungeheuer modern wirkt“ und 2010 als Espresso-Tasse auf<br />

den Markt kam – mehr als 10 000 Stück wurden bislang verkauft.<br />

Früher brauchte die Manufaktur bis zu zweieinhalb Jahre, um eine<br />

neue Produktlinie auf den Markt zu bringen. „Das lag auch daran,<br />

dass man immer das vielteilige Service vor Augen hatte.“ Im<br />

21. Jahrhundert sollen auch Einzelstücke, Geschenksets und<br />

spontane Ideen hergestellt werden. „Wir denken in Zyklen von<br />

wenigen Wochen“, sagt der Manager. Im Architekturatelier hängen<br />

große, geheimnisvolle Holzwerkzeuge an einer Wand, Lineale,<br />

Zirkel und Lot-Konstruktionen, mit denen man schon früher Wandverkleidungen<br />

gemacht hat. Das ist nicht nur Dekoration, sondern<br />

Hinweis an die Architekten, Designer und Großkunden, dass<br />

in Handarbeit produziert wird. Geht man durch die schmucklosen,<br />

pragmatisch eingerichteten Gänge, besteht daran kein Zweifel:<br />

Der Staub, der in der Luft liegt, der scharfe Geruch der Farbemulsionen<br />

bezeugen, „dass wir wirklich eine Manufaktur sind“.<br />

Im Museum neben den Fertigungshallen und Ateliers, das jedes<br />

Jahr von mehreren zehntausend Menschen besucht wird, stehen<br />

vor allem die opulenten Statuen, Tierfi guren mit leuchtenden<br />

Farben und viel Gold. Die Architektur des Museums aber ist mit<br />

den großen Fenstern, geraden Linien und Sichtbetonfl ächen<br />

weit entfernt von den Barockwurzeln der Marke. „Die Architekturlinie<br />

wird einen ganz neuen Look haben“, sagt Kurtzke, „das<br />

Opulente, Royale und Barocke, das die Menschen mit Meissen<br />

in Verbindung bringen, soll durch modernes und schlichtes<br />

Design ergänzt werden und so eine junge und urbane Zielgruppe<br />

ansprechen – klare Linien und matte Farben, edle Einfalt und<br />

stille Größe. Ein Klassiker in der Stunde der Geburt.“<br />

Porzellan ist ein mehrdeutiges und damit modernes<br />

Produkt, in dem sich Natur und Technik, archaische Handarbeit<br />

und Highend-Design verbinden. In der Fertigung liegen die<br />

Wandelemente bereits auf Metallständern neben Tassen, Tellern,<br />

Vasen und Figuren. Auch hier wird deutlich: Es gibt Zuwachs<br />

in der Produktfamilie. Noch befi nden sich die Kacheln in ihrem<br />

grauweißen Naturzustand. „Wir können jede Farbe der Welt<br />

im eigenen Haus mischen“, sagt Kurtzke. „So können wir schnell<br />

reagieren und auch ausgefallene Wünsche der Kunden erfüllen.“<br />

Die Flexibilität und Vielfalt des Produktionsprozesses wohnt<br />

auch dem Material selbst inne. Es können unendlich viele Formen<br />

gegossen werden, nicht nur glatte Kacheln, sondern ausgefallene<br />

Muster und Oberfl ächenstrukturen, und das ganz ohne das<br />

Porzellan durch Fräsen oder Stanzen zu beeinträchtigen. Der<br />

Geschäftsführer kann sich auch fi gürliche oder dreidimensio nale<br />

Designs vorstellen, etwa einen Kleiderhaken, der aus der<br />

Wand herauswächst, surreale Szenen, unbegrenzte Möglichkeiten.<br />

„Wir erfi nden hier die Wand neu.“<br />

Diese Eigenschaften interessieren auch Sven Schnee<br />

von Gaggenau. Zusammen mit der Manufaktur Meissen plant<br />

er eine Erweiterung der Corporate Architecture für die Marke<br />

Gaggenau, welche Ende 2011 zum ersten Mal in Peking präsentiert<br />

werden wird. Die Idee liegt darin, die Gaggenau<br />

Heritage Wall anstatt aus jahrzehntealtem Tannenholz aus dem<br />

Schwarzwald alternativ aus Porzellan fertigen zu lassen. „Es<br />

gibt ein tolles Spannungsfeld zwischen Natur und Hightech“, sagt<br />

Schnee, das Design sei ein regelrechtes Trompe-l’Œil, eine<br />

Illusion, die durch Handwerk entsteht. Und damit kennt man sich<br />

bei Meissen gut aus. ¤<br />

(RECHTS)<br />

BRAUN/ARTUR<br />

Weitere Informationen<br />

ZOOEY<br />

www.meissen.com FOTO:


Authentisches Material<br />

Das Böttgersteinzeug dieser Wandbekleidung<br />

ist nicht nur das ursprüngliche, sondern auch eines<br />

der authentischsten Materialien des Meissen-<br />

Architektur-Programms. Es wird in der sogenannten<br />

Roten Münze, einer Manufaktur in der Manufaktur,<br />

von Hand gefertigt.


34 Gaggenau Online<br />

Kompakter Lesestoff<br />

new spaces Online<br />

Ausgewählte Beiträge der aktuellen Printversion von new<br />

spaces stehen jetzt unter www.gaggenau-newspaces.com<br />

im Netz – und sind damit jederzeit und überall lesbar.<br />

Auf der Startseite erhält der User einen Überblick über die<br />

Themen und eine Kurzbeschreibung der jeweiligen Artikel.<br />

Die einzelnen Beiträge können separat angewählt werden<br />

und sind dann mit Text und Bild in Originallänge verfügbar.<br />

Eine PDF-Download-Möglichkeit besteht wahlweise für den<br />

Originalbeitrag aus dem Heft oder eine Nur-Text- Fassung.<br />

Komfortabel und<br />

leserfreundlich<br />

Die Online-Ausgabe von<br />

Gaggenau new spaces<br />

bietet neue Funktionen in<br />

mehreren Sprachen.<br />

In einer Bildergalerie sind die Fotos der eingestellten Beiträge<br />

mit Erklärungen aufrufbar.<br />

new spaces bietet jetzt online neben der deutschen und<br />

englischen auch eine französische, spanische und türkische<br />

Ausgabe, die gleich auf der Oberfl äche ausgewählt wer den<br />

können. Für nachhaltige Lektüre sind alle Printversionen für<br />

die Leser archivierbar – damit das Online-Angebot von<br />

new spaces genauso vielseitig erleb- und nutzbar ist wie der<br />

gesamte Internetauftritt der Marke Gaggenau. ¤ FOTO:<br />

COURTESY OF APPLE


Gaggenau<br />

new spaces <strong>09</strong><br />

Länder-Special Vereinigte Arabische Emirate<br />

1.<br />

Gourmetküche auf dem Green<br />

Der Gaggenau Mobile Showroom<br />

zu Gast in Dubai<br />

Wochenlang bot sich den Gästen des renommierten Montgomerie<br />

Golf Club im Dubaier Stadtteil Emirates Hills<br />

Ende 2010 ein ungewohnter Anblick: Auf dem satten Grün<br />

des Golfplatzes war die markante Silhouette des Gaggenau<br />

Mobile Showroom zu sehen. In Zusammenarbeit mit der<br />

Luxushotelkette The Address stand der sonnige und milde<br />

November ganz im Zeichen ungewöhnlicher kulinarischer<br />

Ausfl üge, geleitet von Spitzenköchen der Hotelkette und<br />

des Hotels Armani Dubai. Die Bandbreite der Kochkunst<br />

reichte von Regionalküchen wie Indien und Japan bis zu<br />

innovativer europäischer Küche, meisterhaft zelebriert<br />

im transparenten Ambiente des Showrooms. Einer der Höhepunkte:<br />

das BEO Masters Golf Tournament am 23. November,<br />

organisiert in Kooperation mit Bang & Olufsen. Eigens dafür<br />

wurde der Mobile Showroom zu einem Ort der Sinne<br />

gestaltet, an dem sich Klang, Bild und kulinarischer Genuss<br />

zu einem einzigartigen Gesamtszenario entfalteten.<br />

Kulinarische Genüsse<br />

Im Gaggenau Mobile<br />

Showroom wurden die<br />

Besucher des Montgomerie<br />

Golf Club in Dubai von<br />

Spitzenköchen verwöhnt.<br />

Sights and Scenes 35<br />

FOTOS: MARTIN PFEIFFER (2)


36 Sights and Scenes<br />

2.<br />

„Auf die Vielfalt bin ich richtig stolz“<br />

TV-Köchin Suzanne Husseini aus Dubai interpretiert die traditionelle<br />

arabische Küche neu und lobt deren Zutaten und Raffinesse<br />

Text: Carole Corm<br />

Neu-Interpretation<br />

Gemüse-Moussaqa’a aus<br />

Kichererbsen in Auberginenscheiben,<br />

zubereitet<br />

mit Zimt, Minze, Pinienkernen<br />

und Granatapfelsirup.<br />

Köche an die Macht! Man stelle sich<br />

einmal vor, wie der Nahe Osten dann<br />

aussähe. Lokale Gerichte und Traditio nen<br />

hätten einen hohen Stellenwert, biologische<br />

Landwirtschaft würde gefördert,<br />

und es gäbe frische Produkte im Überfl<br />

uss. Kein schlechter Start für eine Region,<br />

die sich gerade neu erfi ndet.<br />

Und dann brächte man noch Suzanne<br />

Husseini ins Spiel, eine in Dubai lebende<br />

palästinensische Köchin mit überaus<br />

optimistischer Lebenseinstellung. Ihr Motto<br />

ist ohne jeden Zweifel: „Yes we can“.<br />

Mit ihrer Fernsehsendung „Sohbe Taibe“<br />

und ihrem Kochbuch „When Suzanne<br />

Cooks“ (Motivate Publishing) hat sie das<br />

reichhaltige Repertoire der Küche des<br />

Nahen Ostens modernisiert. „Ich möchte<br />

mit dem Missverständnis aufräumen,<br />

dass die Rezepte der arabischen Küche<br />

kompliziert sind“, erklärt sie. „Natürlich<br />

gibt es da kniff lige Dinge, aber auch eine<br />

ganze Menge frischer und gesunder<br />

Gerichte. Die arabische Küche ist wie<br />

ein Obstgarten.“<br />

Zu Hause sind die Frauen fürs Kochen<br />

zuständig, aber auch im arabischen<br />

Fernsehen stehen meist Männer am Herd.<br />

Jahrelang zeigten sie in altmodischen<br />

Sendungen, wie man Mahschi Malfuf,<br />

gefüllten Kohl mit Reis, und westliche<br />

Gerichte zubereitet, die längst nicht mehr<br />

zeitgemäß sind, wie Bœuf Stroganoff .<br />

Die perfekt gekleidete Suzanne Husseini,<br />

die mit ihrem ausdrucksvollen Augen-<br />

Make-up wie ein italienischer Filmstar<br />

aussieht, erklärt mit ansteckendem Optimismus<br />

alles von Fattusch, dem<br />

Bauernsalat, bis Kibbeh – Klöße aus<br />

Getreidebrei und Hackfl eisch.<br />

„Ein wunderschöner Strauß frischer<br />

Kräuter ist für mich schon Inspiration<br />

genug, etwas daraus zu kochen“, sagt<br />

Husseini. Ein so entspannter Ansatz<br />

entspricht genau dem Lebensgefühl der<br />

jüngeren Generation im Nahen Osten.<br />

Auch die Expats in den Emiraten sind begeistert.<br />

Sie möchten mehr über die<br />

lokale Küche erfahren, von der sie bisher<br />

vor allem Schawarma und Hummus kannten.<br />

Vielleicht kommen Suzanne Husseinis<br />

Liebe zur arabischen Küche und ihr<br />

Wunsch, sie anderen nahezubringen, gerade<br />

daher, dass sie nicht im Nahen<br />

Osten, sondern im kühlen kanadischen<br />

Ottawa aufgewachsen ist – ihre Eltern<br />

wanderten dorthin aus, als sie noch ein<br />

Kind war. Für sie war die arabische Küche<br />

damals eine Verbindung zu der Welt,<br />

die die Familie hinter sich gelassen hatte.<br />

„Anfangs haben sich meine Klassenkameraden<br />

über meine seltsamen<br />

Pausenbrote gewundert, aber dann<br />

fanden sie sie auf einmal cool“, erinnert<br />

sie sich an ihre Schulzeit. „Meine<br />

Mutter machte immer ganze Berge von<br />

Falafel. Ich nahm auch welche mit<br />

zur Schule. Meine Klassenkameraden<br />

fanden das exotisch, aber nachdem<br />

sie erst einmal probiert hatten, waren


Köchin mit Star-Appeal<br />

Suzanne Husseini ist auch<br />

optisch eine eindrucksvolle<br />

Persönlichkeit. Die eher<br />

biederen arabischen Fernsehköche<br />

lehrt sie das Fürchten.<br />

sie total begeistert und haben schon bald<br />

Bestellungen bei mir aufgegeben.“<br />

Husseinis Traumberuf war Pädagogin:<br />

„Ich habe mich immer als die geborene<br />

Lehrerin gesehen.“ Sie unterrichtete in<br />

Schulen, brachte Erwachsenen die Prinzipien<br />

einer gesunden Ernährung näher<br />

und gab sogar Pilates-Kurse. Doch am<br />

beliebtesten war ihr Kochunterricht.<br />

Und so beschloss sie, die Rezepte aus<br />

ihren Kindertagen auszugraben: „Meine<br />

Mutter machte vieles selbst: arabisches<br />

Brot, Marmelade, Hummus, Käse und<br />

Labneh, dickfl üssigen Joghurt-Dip.“ Sie<br />

begann, in Dubai Kochkurse zu geben.<br />

Husseini hoff t, die Einstellung zum<br />

Essen verändern zu können. „Dieses<br />

Land ist für seine sprichwörtliche Groß-<br />

FOTOS: PETRINA TINSLAY, VERLEGER: MOTIVATE, AUTORIN: SUZANNE HUSSEINI<br />

37<br />

zügigkeit und Gastfreundschaft bekannt.<br />

Leider sind so viele wunderschöne Rituale<br />

verlorengegangen, die mit Kochen und<br />

Essen zu Hause verbunden sind. Wer will<br />

schon noch daheim kochen?“ Selbst<br />

Restaurants, die traditionelle nah östliche<br />

Küche anbieten, scheinen sich im Dickicht<br />

dieser Entwicklung verirrt zu haben, beklagt<br />

sie. „Die Auswahl ist immer gleich.<br />

Gute Küche nach Hausfrauenart? Fehlanzeige.“<br />

Sie möchte anderen vor Augen<br />

führen, was sie verloren haben. „Ich<br />

möchte, dass die Familien wieder zusammen<br />

kochen und es genießen, gemeinsam<br />

zu essen. Die Kinder sollen nicht<br />

aus der Küche gescheucht werden, sondern<br />

mitkochen und lernen, wie gesundes<br />

Essen zubereitet wird. In der arabischen<br />

Küche gibt es so viele tolle Zutaten.<br />

Auf diese Vielfalt bin ich richtig stolz.“<br />

Mit dieser Philosophie liegt sie genau<br />

im Trend, was ihr auch die Unterstützung<br />

von Gaggenau eingebracht hat. Sie kocht<br />

live bei Gaggenau Events und nutzt bei<br />

ihren Veranstaltungen, wie jüngst bei der<br />

Bride Show in Dubai, auch die neue<br />

Mobile Kitchen von Gaggenau.<br />

Ihr aktuelles Kochbuch „When Suzanne<br />

Cooks“ wurde von Gaggenau gesponsert.<br />

„Ich wollte diese raffi nierte und anspruchsvolle<br />

Küche in einem besonderen<br />

Buch ins rechte Licht rücken“, sagt sie.<br />

Mit den Fotos und der Gestaltung beauftragte<br />

sie Petrina Tinslay und Alison<br />

Attenborough, die schon für Nigella Lawson<br />

und Vogue Food gearbeitet haben.<br />

Gerade verhandelt sie über zwei<br />

Koch shows: eine auf Arabisch, eine auf<br />

Englisch. Gaggenau wird wohl wieder<br />

mit von der Partie sein, denn Suzanne<br />

Husseini hat die Gabe, sowohl das arabische<br />

als auch das westliche Publikum<br />

anzusprechen. Damit wird sie es weit bringen,<br />

genauso wie mit ihrer modernen<br />

Interpretation der besten Gerichte aus<br />

der traditionellen arabischen Küche.


38 Sights and Scenes<br />

3.<br />

Öko-Träume aus Tausendundeiner Nacht<br />

Das Öl geht irgendwann zur Neige. In den Arabischen Emiraten will man<br />

sich deshalb jetzt mit nachhaltiger Architektur auf die Zukunft vorbereiten<br />

Text: Petra Thorbrietz<br />

Der erste Schritt<br />

Das Masdar Institute of<br />

Science and Technology<br />

wird ausschließlich<br />

mit Sonnenenergie versorgt<br />

(oben und rechts oben).<br />

FOTO: ROLAND HALBE, ARCHITEKTUR: NIGEL YOUNG/FOSTER + PARTNERS<br />

Die schönsten orientalischen Träume<br />

entstanden einst aus Lehm. Mit den<br />

Händen wurden die Ziegel geformt, von<br />

der heißen Sonne gehärtet, zu schmalen,<br />

kunstvollen Häusern verarbeitet – jeder<br />

war sein eigener Baumeister. Die Architektur<br />

war einfach, aber effi zient: Enge<br />

Gassen spendeten Schatten zwischen<br />

den geduckten, mit Palmblättern gedeckten<br />

Dächern. Die Fronten der Häuser<br />

waren mit einer Mischung aus versteinerten<br />

Korallen und Muschelkalk verkleidet –<br />

einem Material, das die Hitze kaum speicherte.<br />

Das spärliche Wasser wurde<br />

in Zisternen aus der Luft gewonnen oder<br />

aus sorgsam gehüteten Brunnen geborgen.<br />

Man hatte nur die Rohstoff e zur<br />

Verfügung, welche Wüste, Luft und<br />

Meer lieferten, und sie waren bestens<br />

geeignet, das extreme Klima zu ertragen.<br />

Im Winter dann lockten die Wüste<br />

und das Nomadenleben in Zelten<br />

von Oase zu Oase. Ein Leben wie aus<br />

Tausendundeiner Nacht.<br />

Man muss sich die Geschichte der<br />

Menschen am Persischen Golf in Erinnerung<br />

rufen, um zu begreifen, welche Entwicklungssprünge<br />

dort stattfi nden: Die<br />

jahrtausendealte Herrschaft vereinzelter<br />

arabischer Stämme wurde 1971 von<br />

der Gründung einer weltbestimmenden<br />

Macht abgelöst, den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten (VAE): Abu Dhabi, Dubai,<br />

Sharjah, Ajman, Umm al-Qaiwain, Ras al-<br />

Khaimah, Fujairah. Finanziert vom Ölboom,<br />

holte die Bevölkerung unter der Führung<br />

einiger Scheichs in kaum zwei Generationen<br />

alles nach, was die Industrieländer<br />

vorgemacht hatten: Wolkenkratzer aus<br />

Stahl und Glas, sechsspurige Autobahnen,<br />

Einkaufszentren, Swimmingpools, elektrische<br />

Klimaanlagen. Doch kaum war der<br />

Wohlstand da, war sein Ende auch<br />

schon abzusehen: Was würde sein, wenn<br />

die Ölvorkommen versiegten? Kein Land


der Erde stellte sich diese Frage so radikal<br />

wie die Vereinig ten Emirate.<br />

Das Märchen vom unendlichen Reichtum<br />

verwandelte sich in das Märchen<br />

der regenerativen Energien: Heute arbeiten<br />

die Vereinigten Emirate hart daran, zum<br />

Mekka modernster umweltfreundlicher<br />

Technologien zu werden, zum kreativen Experimentierfeld,<br />

zum Brain Lab der Weltgesellschaft.<br />

„Wir wollen hier ein Silicon<br />

Valley für alternative Energien schaff en“,<br />

sagt zum Beispiel Sultan Ahmed al-Jaber,<br />

Chef der Abu Dhabi Future Energy Company.<br />

Er hat den Auftrag seiner Regierung,<br />

die weltweit erste Stadt zu realisieren,<br />

die frei von Emissionen, Müll und<br />

Autos ist – Vorbild für die Welt. Seit 2008<br />

wird an Masdar City, dieser visionären<br />

Ökopolis, die 30 Kilometer östlich der<br />

Hauptstadt Abu Dhabi liegt, gebaut.<br />

2016 sollte sie fertig sein, doch die internationale<br />

Finanzkrise hat auch die Ölstaaten<br />

nicht verschont. Von dem ehrgeizigen<br />

Konzept mussten einige Abstriche<br />

gemacht und das Tempo gebremst werden.<br />

Ziel ist nun 2025.<br />

Ein Teil der geplanten rund 50 000 Einwohner<br />

sind bereits eingezogen: Studenten<br />

und Lehrende des Masdar Institute<br />

of Science and Technology, der ersten<br />

Hochschule der Welt, die sich ausschließlich<br />

mit ökologischer Nachhaltigkeit<br />

auf Basis neuartiger Energien befasst.<br />

Sie sind der kreative Kern eines<br />

Technologieparks von rund 1500 Firmen<br />

und Instituten, die mitten in der Wüste<br />

selbst Teil der Experimente sind, die sie<br />

entwerfen: Sie wollen beweisen, dass<br />

der Mensch anpassungsfähig ist und es<br />

schaff t, trotz Klimawandel und Ressourcenknappheit<br />

seinen Lebensraum<br />

zu behaupten.<br />

Ganz zentral dabei ist die Architektur.<br />

Der Brite Norman Foster hat das Konzept<br />

der „grünen“ Stadt in der Wüste den<br />

traditionellen arabischen Siedlungen abgeschaut:<br />

Die Häuser stehen eng gedrängt,<br />

getrennt nur von schattigen Gassen,<br />

die von durchsichtigen Photovoltaikelementen<br />

überdacht werden. Statt Hochhäusern,<br />

die mit riesigem Energieaufwand<br />

heruntergekühlt werden müssten, gibt<br />

es die traditionellen wärmeregulierenden<br />

Windtürme, kombiniert mit modernen<br />

regenerativen Energiegewinnungstechniken<br />

wie Kältepumpen, die tief in die<br />

Erde reichen. Strom liefern Windkrafträder<br />

vor der Stadt und das größte Solarkraftwerk<br />

der Welt: 100 000 Module auf einer<br />

Fläche von 500 Fußballfeldern. Die Kon-<br />

ARCHITEKTUR: NIGEL YOUNG/FOSTER + PARTNERS (OBEN), FOTO: PANOS PICTURES/VISUM (UNTEN)<br />

39<br />

Visionär in der Wüste<br />

Der Brite Norman Foster<br />

bekam den Auftrag, die<br />

Öko-Stadt Masdar City zu<br />

planen – und orientierte<br />

sich an traditionellen<br />

arabischen Siedlungen und<br />

ihren Baukonzepten.


40 Sights and Scenes<br />

Oase des 21. Jahrhunderts<br />

Unten off ene Wabenkonstruktionen<br />

wirken wie große Kamine oder<br />

Kühltürme und sorgen für den<br />

Wärmeaustausch. In ihrem obersten<br />

Stock bietet ein Garten Platz für<br />

Spaziergänge fast im Freien (unten).<br />

zepte für die Infrastruktur der Stadt stammen<br />

aus den renommiertesten Thinktanks<br />

der internationalen Wissenschaft<br />

und Industrie: zum Beispiel dem Massachusetts<br />

Institute of Technology, BP,<br />

Rolls-Royce, Bosch Solar Energy oder<br />

der RWTH Aachen. 22 Milliarden Dollar<br />

werden für ihre Umsetzung nötig sein.<br />

Sämtliche Energien stammen aus<br />

erneuerbaren Ressourcen: Das Trinkwasser<br />

zum Beispiel wird mithilfe solarbetriebener<br />

Entsalzungsanlagen aus dem<br />

Meer gewonnen, Abfälle werden recycelt<br />

und Autos sind aus den Straßen verbannt:<br />

Die Bewohner müssen eine der<br />

Schattige Gassen<br />

Wie in der traditionellen<br />

Architektur der Region<br />

stehen die Gebäude dicht<br />

an dicht. Solarpanels spenden<br />

zusätzlich Schatten.<br />

elektrobetriebenen, automatisierten Kabinen<br />

besteigen, um sich fortzubewegen,<br />

oder wie ihre Vorfahren zu Fuß gehen.<br />

Masdar setzt hohe Standards in einer<br />

Region, deren Bewohner pro Kopf momentan<br />

noch doppelt so viel Energie<br />

verbrauchen wie ein Deutscher und immer<br />

noch 25 Prozent mehr als ein US-<br />

Amerikaner. Kein anderer Staat der Welt<br />

geht so verschwenderisch mit seinen<br />

ARCHITEKTUR: FOSTER + PARTNER/COURTESY: MASDAR CITY (RECHTS), COURTESY: MASDAR CITY (LINKS)


Rohstoff en um: Ein Liter Benzin kostet<br />

umgerechnet 27 Cent, die Kilowattstunde<br />

Strom ein Sechstel davon. Während<br />

ihres Sommerurlaubs lassen viele Familien<br />

in der leeren Wohnung die Klimaanlage<br />

laufen, damit es bei ihrer Rückkehr angenehm<br />

kühl ist. Und der gerade eröff -<br />

nete spektakuläre Turm Burj Dubai, mit<br />

828 Metern das höchste Gebäude der<br />

Welt, benötigt bis zu 150 Megawatt<br />

Strom – das ist anderthalbmal so viel, wie<br />

das 130 Kilometer entfernte Solar feld vor<br />

Masdar leisten kann.<br />

Dass Superlative aber auch umweltfreundlich<br />

sein können, sollen die Fußballstadien<br />

im benachbarten Emirat Katar<br />

zeigen, das die Fußball-WM 2022 ausrichten<br />

wird. Herzstücke der neun neu zu<br />

bauenden und drei aufzurüstenden Arenen<br />

sind ausgefeilte Wärmepumpen, die von<br />

Solaranlagen gespeist werden. Hitze<br />

wird in Kälte verwandelt und strömt über<br />

die Sitzplätze nach unten, bis sie den<br />

Raum über dem Rasen füllt. Das wird auch<br />

nötig sein: Bei Werten bis zu 50 Grad<br />

und einer Luftfeuchtigkeit von 85 Prozent<br />

lässt sich sonst schlecht kicken. 27 Grad<br />

verspricht Scheich Mohammed bin Hamad<br />

bin Khalifa Al Thani in den ersten CO 2neutralen<br />

Sportstadien der Welt. Wenn<br />

alles nach Plan klappt, könnten die modular<br />

konzipierten Spielstätten nach dem<br />

Event demontiert und an einem anderem<br />

Ort wiederverwendet werden.<br />

Auch in Dubai, der 2,5-Millionen-Menschen-<br />

Metropole mit ihrem Ruf, auch für gewagteste<br />

Baudesigns off en zu sein, werden<br />

Energie- und Klimabilanz immer wichtiger.<br />

2008 erklärte die Regierung, alle Gebäude<br />

müssten künftig umweltfreundlich<br />

errichtet werden. Der Öko-Schick am Golf<br />

ist allerdings mehrere Nummern größer<br />

als der bescheidener Nullenergiehäuser<br />

in Europa. Der mechanikbesessene David<br />

Schattenstadt<br />

Die gekippten Fassaden und<br />

riesige Solardächer sorgen<br />

dafür, dass kaum ein Sonnenstrahl<br />

den Boden berührt<br />

(links und unten).<br />

41<br />

Fisher zum Beispiel entwarf den ersten<br />

um seine Achse rotierenden Wolkenkratzer,<br />

ein 400 Meter hohes Gebäude mit<br />

80 beweglichen Stockwerken, das mithilfe<br />

von Solarpanels und eingebauten<br />

Windturbinen zehnmal mehr Energie<br />

erzeugen sollte, als es verbraucht.<br />

Das faszinierende Kunstwerk wurde allerdings<br />

nie gebaut, weil sein Schöpfer<br />

wegen eines Wirtschaftsvergehens 2010<br />

Energiewunder<br />

Im Verwaltungszentrum von Masdar<br />

City wird die durch die Hitze<br />

aufstei g ende Luft umgewälzt.<br />

COURTESY: MASDAR CITY (3)


42 Sights and Scenes<br />

Die Zukunft liegt<br />

in der Wüste<br />

Masdar City aus der Luft<br />

gesehen: Die Öko-Stadt<br />

ist rundum von Sand<br />

umgeben. Die<br />

Umgebung erinnert an<br />

eine Mondlandschaft.<br />

in einem israelischen Gefängnis landete.<br />

Ähnlich revolutionär ist das Konzept des<br />

Oasis Tower, einer vertikalen, energieneutralen<br />

Farm, die in schwindelnder<br />

Höhe Pfl anzenbeete, Aquarien und<br />

Fischzuchtbecken sowie Ställe vereinen<br />

soll – die Biogasanlage für das Methangas<br />

natürlich inbegriff en. Erdacht hat das<br />

Projekt, das die Wüste auf diese ungewöhnliche<br />

Weise fruchtbar machen soll,<br />

der indische Designer Rahul Surin. Sein<br />

Ziel: der Landwirtschaft, einem der größten<br />

Umweltverschmutzer der Erde, zu<br />

einer sauberen Produktionsweise zu verhelfen<br />

– einer bodenlosen. Das ver-<br />

FOTO: ABACA PRESS/ACTION PRESS<br />

wendete Wasser soll permanent rezykliert<br />

und weitestgehend wiederverwendet<br />

werden. Das hohe Maß an Lebensmittelimporten<br />

in die Emirate, das die Kohlendioxidbilanz<br />

zusätzlich belastet, soll dadurch<br />

überfl üssig werden. Nicht nur auf<br />

dem Reißbrett, sondern in der Realität<br />

entstand 20<strong>09</strong> der Bürokomplex O-14 in<br />

Dubai, ein 22-stöckiger futuristischer Bau<br />

mit einer Fassade wie Schweizer Käse:<br />

Mehr als tausend Löcher lassen wie Bullaugen<br />

Licht in die Räume, obwohl die<br />

dicke Betonfassade gleichzeitig gegen<br />

die Hitze abschirmt und zwischen sich<br />

und der inneren Haut des Gebäudes ein<br />

passives Kühlsystem entstehen lässt.<br />

Der Entwurf dieses schönen Arbeitsplatzes<br />

stammt von Jesse Reiser und<br />

Nanoko Umemoto und ihrem <strong>New</strong> Yorker<br />

RUR Architecture Studio.<br />

Der Holländer Rem Koolhaas entwarf<br />

eine neue ökologische Wüstenstadt<br />

für Ras al-Khaimah, das nördlichste der<br />

Emirate und ein zentraler Handelsplatz.<br />

Die Gateway Eco City soll überwiegend<br />

aus regionalen Materialien gebaut werden,<br />

emissionsneutral und abfallfrei funktionieren<br />

sowie die neueste Solartechnik<br />

besitzen. Viele enge Gassen und begrünte<br />

Plätze sollen die Stadt zu einer ästhetisch<br />

perfekten Techno-Oase machen. 2012<br />

ist die Fertigstellung geplant.<br />

Die Niederländer haben nicht nur einen<br />

großen Ruf als Architekten, sondern<br />

auch als Landschaftsplaner, und sie leben<br />

mit dem Risiko des durch den Klimawandel<br />

steigenden Wasserspiegels. Das holländische<br />

Waterstudio hat sich auf das Experimentierfeld<br />

der schwimmenden Architektur<br />

spezialisiert und für Dubai eine auf<br />

dem Wasser treibende Moschee entworfen.<br />

Das staunende Publikum diskutiert<br />

in Blogs lebhaft das Für und Wider<br />

der an die Märchenwelten von Walt Disney<br />

erinnernde Konstruktion. Da geht es um<br />

Ästhetik, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität,<br />

aber manchmal auch um ganz<br />

praktische Belange. Ein Blogger schreibt:<br />

„Wie soll ich da meine Sandalen vor der<br />

Tür lassen?“ Gute Frage.<br />

Weitere Informationen<br />

www.masdarcity.ae


3<br />

What’s next?<br />

Neue Produkte aus<br />

aller Welt<br />

4<br />

5<br />

1<br />

2<br />

What’s Next? 43<br />

1 THE SKY RING Kaohsiung (Taiwan) / Maritim- und Kulturzentrum / X_TU<br />

Architects (Anouk Legendre & Nicolas Desmazières mit N. Jomain,<br />

M. Chapus, R. Péquin, T. Van Gaver) / Wettbewerbsbeitrag / www.x-tu.com<br />

2 FUSSBALLSTADION FC BATE BORISOV Barisau (Weißrussland) / Sta dion /<br />

OFIS Architects / Fertigstellung 2012 geplant / www.ofi s.si<br />

3 ONE OCEAN PAVILION Yeosu, South Jeolla (Südkorea) / Gebäude für die<br />

Expo 2012 / soma Wien mit lokalem Partner dmp / Fertigstellung Februar<br />

2012 geplant / www.soma-architecture.com / Rendering: isochrom<br />

4 WAVESCAPE Yeosu (Südkorea) / Ausstellungspavillon / Y Design Offi ce and<br />

AQSO / Designvorschlag / www.ynotwhy.com<br />

5 COMER TIERRA Miami, Florida (USA) / Kirche / maison hubertz (Bryce Hubertz<br />

und Marit Gamberg) / Wettbewerbsbeitrag / www.maisonhubertz.com


Zauberer des Lichts<br />

Carlos Gonçalves<br />

hat in Lissabon eine<br />

Wohnanlage mit<br />

einer ganz eigenen<br />

Poesie geschaffen<br />

Text: Anuschka Seifert


Projects 45<br />

Spannender Kontrast<br />

Die wunderschöne alte Fassade<br />

zur Rua Pedrouços konnte komplett<br />

in den Neubau integriert werden.<br />

Die hochmodernen River Houses am Rande Lissabons sind eine<br />

Art Zeitmaschine. In nur fünf Minuten befi ndet man sich im historischen<br />

Herzen der Stadt: am berühmten Hieronymuskloster,<br />

am legendären Leuchtturm – und im ultramodernen Kulturzentrum<br />

Belém. Eine Luxus-Wohnanlage als exklusive Insel fast mitten<br />

in der Stadt zu bauen, davon hatte der portugiesische Architekt<br />

Carlos Gonçalves schon immer geträumt. Täglich fährt er mit dem<br />

Auto auf dem Kopfsteinpfl aster der Rua Pedrouços ins Stadtzentrum,<br />

vorbei an hübschen Villen und zweistöckigen Palästchen<br />

aus Granit, doch überall blättert der altrosafarbene Putz.<br />

Gonçalves liebt die leisen Sinfonien seiner Stadt, das<br />

„unverwechselbare Parfüm“. Es riecht nach Atlantik. Das macht<br />

der Wind, der sanft durch die Straßen weht und das lustige<br />

Surren der Straßenbahn vor sich hertreibt. „Simpático!“ Immer<br />

wieder stellte sich Gonçalves vor, was man alles aus diesen<br />

wunderschönen Häusern machen, wie man sie retten könnte;<br />

wie einen eleganten Bogen spannen zwischen Tradition und<br />

Moderne.<br />

„Früher stand hier eine Ruine neben der anderen. In einem<br />

der Paläste hatte sogar ein Mechaniker seine Autowerkstatt<br />

eingerichtet“, erinnert sich der 50-Jährige. „Alle arbeiten<br />

hektisch am Umbau Lissabons zur Weltstadt. Überall werden alte<br />

Häuser abgerissen, die anderswo längst unter Denk malschutz<br />

stünden.“ Zwischen romantisch anmutender Dekadenz wachsen<br />

plötzlich Glaspaläste aus dem Boden. Ehrgeizige Projekte, die<br />

ihre gewachsene Umgebung einfach vergessen.<br />

Für Gonçalves scheint der endgültige Abriss der kleinen<br />

Paläste nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Doch eines<br />

Tages bekommt sein Atelier de Arquitectura eine Anfrage von den<br />

Immobilien entwicklern der exklusiven Firma Leirimundo: ob<br />

er sich vorstellen könne, die alten Häuser in der Rua Pedrou ços<br />

111 bis 123 in eine Luxus-Wohnanlage zu verwandeln. „Das<br />

war ein unglaublicher Glücksmoment.“


„ Wenn wir nach Hause<br />

kommen, verhelfen<br />

uns architektonische<br />

Klarheit und das<br />

Spiel von Licht und<br />

Schatten zu meditativem<br />

Wohlbefinden.“


Der Magier spielt mit dem Licht<br />

Sonne und Schatten tanzen auf den Fassaden –<br />

Lissabon wird nicht zu Unrecht für sein gleißendes<br />

Licht gerühmt. Die Küchen, aus gestattet<br />

mit Gaggenau Geräten, sind kommunikatives<br />

Zentrum der Wohnungen.<br />

Gonçalves fährt hin. Setzt sich tagelang in die nach Süden, zum<br />

Fluss, liegenden Gärten. „Ich beobachtete das Licht von morgens<br />

bis abends. An Sonnentagen. Und an Regentagen. Ich wollte<br />

genau wissen, wie sich das Licht bricht, wie es sich verändert,<br />

ob die anliegenden Gebäude Schatten werfen und wie die<br />

Schatten über das Gemäuer wandern.“ Dann steigt er auf die roten<br />

Dächer und entdeckt immer mehr: das elegante Viertel Restelo-<br />

Belém; das nur fünf Minuten entfernte, ultramoderne Centro<br />

Cultural de Belém, gebaut mit den gleichen Steinen wie das<br />

gegenüberliegende Hieronymuskloster, den Leuchtturm, Schutzsymbol<br />

der Seefahrer und Wahrzeichen Lissabons.<br />

Das verheerende Erdbeben 1755 verschonte den Stadtteil.<br />

Seit der Katastrophe ist Restelo-Belém bevorzugter Wohnsitz<br />

wohlhabender Bürger, Adliger und Diplomaten. Der Tejo ist<br />

hier breit wie ein Meer. In der Ferne zieht sich die weiße Stadt<br />

vom Flussufer bis auf die Spitzen ihrer sieben Hügel hinauf.<br />

Gonçalves dreht sich nach Norden. Dort erstreckt sich der Park<br />

Monsanto bis zum Horizont. Mediterrane Pinien wechseln sich<br />

mit alten Bäumen aus den Exkolonien ab. Langsam senkt sich<br />

die Nacht über Lissabon. Das Mondlicht lässt den Tejo glitzern.<br />

Purer Luxus. Der Architekt ist überzeugt: „Es ist der beste Ort<br />

der Stadt, um eine elegante, exklusive Wohnanlage zu bauen.“<br />

Zurück im Atelier setzt sich Gonçalves nicht etwa vor sein Reißbrett,<br />

„nein, da arbeite ich so gut wie nie“. Er zeichnet auch keine<br />

Pläne. Er setzt sich einfach vor eine große, weiße Leinwand und<br />

beginnt zu malen; beginnt seine neu gewonnenen Eindrücke von<br />

Licht, Farben und Materialien, von Standort und vorhandener Bausubstanz<br />

in das River-Houses-Projekt einfl ießen zu lassen.<br />

Gonçalves ist ein Künstler, ein Virtuose, ein Verführer, der<br />

Licht, Stein und Glas perspektivisch in ein changierendes Gewebe<br />

verwandelt. Ein Manierist, der mit dem Vokabular zeitgenössischer<br />

Architektur und einer reduzierten Sprache des Designs<br />

spielt. Licht, Fluss, Landschaft – auch Urbanität – werden einbezogen,<br />

die äußere Form sowie die Innenbereiche verschmelzen<br />

übergangslos zu einer Einheit. Er ist ein Archäologe, der Schichten<br />

der Bausubstanz umgräbt. Ein leidenschaftlicher Poet des<br />

Raums, dessen Wände niemals weiß sind, weil Licht und Schatten<br />

einen kontinuierlichen, sich ständig verändernden Dialog führen.<br />

Die Immobilienentwickler lassen sich verführen.<br />

Zwei Jahre lang ist Gonçalves jeden Tag auf der Baustelle.<br />

„Ich hatte das Glück, einige der Käufer persönlich kennenzulernen.<br />

So konnten wir gemeinsam Ideen entwickeln. Die anderen<br />

Apartments habe ich so gestaltet, als seien sie für mich und<br />

meine besten Freunde gedacht.“ Heute bestehen die River Houses<br />

aus vier Komplexen mit 14 großzügigen, lichtdurchfl uteten<br />

Wohnungen. Die wunderschöne Fassade zur Rua Pedrouços<br />

konnte komplett integriert werden, ein alter Palast wurde entkernt,<br />

zwei Häuser neu gebaut. „Sobald das Tor zur Straße zugeht,<br />

taucht man in eine andere Welt ein“, fi ndet Gonçalves. Die klaren<br />

Linien und Fluchten erinnern an Bauhaus-Architektur, die<br />

durch hügelige Rasen fl ächen aufgelockert wird und auch durch<br />

die popartige Beleuchtung: Die Gartenzimmer-Stehlampen<br />

heben die strenge Kühle auf. „Unser Alltag ist chaotisch genug“,<br />

sagt Gonçalves. „Menschen verreisen, nur um die Zeit zu spüren.<br />

Zeit, die sich vom Alltag unterscheidet. Hier reist man mit der<br />

Zeitmaschine an einen Ort der Entspannung und Erholung.“<br />

Am besten, man setzt sich mit einem Buch unter die Pergola auf<br />

die lichtdurchfl utete Terrasse und „nimmt sich für den Rest<br />

des Tages nichts weiter vor, als einfach in diese magi sche Zeitqualität<br />

einzutauchen und ab und zu den Blick schweifen zu<br />

lassen“. Auf den beiden neu gebauten Wohnkomplexen glänzt<br />

die Sonne auf den absichtlich unebenen grünen Kacheln, die<br />

die angenehme Frische von Flusswasser suggerieren. „Ich hatte<br />

das Glück, nur die besten Materialien verwenden zu dürfen.“<br />

Feinstes Holz des Jatobabaums, das sonst zum Bau von Schiff en<br />

verwendet wird, liegt hier als Parkett. Riesige Marmorplatten<br />

aus den besten portugiesischen Steinbrüchen; Marmor in Erdtönen,<br />

in klaren Grautönen und in absolutem Schwarz.<br />

Räume, die mitten in der Wohnung und normalerweise im<br />

Dunkeln liegen, sind mit Lichtfugen versehen, die für Atmosphäre<br />

sorgen. Elegant umgeht Gonçalves alles, was mit Dunkelheit<br />

zu tun hat. Er lässt das Tageslicht kaskadenartig in die Wohnlandschaft<br />

fl ießen, vom dritten Stock über Treppen bis in Kellerräume.<br />

Der Übergang zwischen Wänden und doppelten Decken wird<br />

durch einen schmalen Lichtstreifen geschickt hinterleuchtet und<br />

bildet eine Art neuen „Horizont“.<br />

Gonçalves ist ein begeisterter Koch. Die Küchen sind<br />

penibel durchdacht und komplett mit Gaggenau Geräten ausgestattet.<br />

„Ich wollte, dass man um die Herdstelle, die mit Induktions-Kochfeldern<br />

ausgestattet ist, herumgehen kann.“ Einmal<br />

umgedreht, und schon hat man alles, was man braucht, zur<br />

Hand. Kleinere Küchenutensilien, aber auch Kühl- und Gefrierkombination,<br />

Geschirrspülmaschine und Mikrowelle sind nur<br />

eine Armlänge entfernt. Für ihn ist die Küche ein kommunikatives<br />

Zentrum und sollte ins Wohnen integriert werden. „Hier ist<br />

der Blick frei auf den Wohnraum, und durch die deckenhohe<br />

Glasschiebetür steht man doch mitten im Garten“, meint er.<br />

Er hat ein einzigartiges Ensemble geschaff en: „Ein kleines<br />

Paradies, in dem die Räume atmen.“ Architektonisches Raumgefühl<br />

mit einer ganz eigenen Poesie, eigenen Tönen und einem<br />

eigenen Rhythmus. Gonçalves ist ein Zauberer des Lichts. Er ist<br />

auch ein Forscher, der die Vergangenheit in die Gegenwart<br />

zitiert und so die Geschichte eines Ortes weiterschreibt, irgendwo<br />

zwischen den verwunschenen Bäumen des heiligen Berges<br />

Monsanto, der weißen Stadt und dem Tejo. ¤<br />

Weitere Informationen<br />

www.aacg.pt<br />

Projects 47


48 <strong>New</strong> Products<br />

Revolutionärer Kochkomfort<br />

Das neue Vollflächeninduktions-Kochfeld<br />

erhitzt Kochgeschirr, wo es gerade steht –<br />

für mehr Flexibilität in der privaten Küche


Wegweisende Technik für eine neue Kochfeld-Generation: Das<br />

neue Vollfl ächeninduktions-Kochfeld CX 480 bietet buchstäblich<br />

„grenzenlosen“ Komfort beim Kochen – und dies bei geringem<br />

Energieverbrauch. Das neue Kochfeld-Konzept nutzt erstmals<br />

die gesamte Fläche als Kochzone. Das heißt: Kochgeschirr wird<br />

dort erhitzt, wo es platziert wird. Dabei kommt es weder auf die<br />

Größe der bis zu vier Töpfe oder Pfannen an, noch auf ihre statische<br />

Position. Wird Kochgeschirr auf dem Kochfeld verschoben,<br />

erkennt dieses die neue Position und arbeitet zuverlässig weiter.<br />

Möglich wird dies durch 48 aneinandergereihte und seitlich<br />

zueinander versetzte Mikro-Induktoren unter der Glaskeramik-<br />

Oberfl äche. Ein besonders großes Touch-Display macht die<br />

Bedienung schnell und einfach: Das Kochgeschirr wird in Form,<br />

Größe und Position auf dem Display abgebildet. Mit einer<br />

leichten Fingerberührung kann auf dem Bedienfeld die Kochstelle<br />

ausgewählt und die Leistungsstufe aktiviert beziehungsweise<br />

verändert werden. Zusätzlich sind mit einer Info-<br />

Taste jederzeit aktuelle Klartext-Informationen abrufbar.<br />

Übrigens: Das Induktions-Kochfeld lässt sich mit nur<br />

einem Handgriff in ein Teppan Yaki (Sonderzubehör aus dem<br />

Gastronorm-System) verwandeln. ¤<br />

Produktinformation<br />

CX 480 Vollfl ächeninduktions-Kochfeld<br />

Maße Breite 80 cm<br />

Varianten Edelstahlrahmen<br />

Rahmenlos<br />

49<br />

Ausstattung Eine einzige große Kochfl äche von rund 2800 cm2 ,<br />

freies Platzieren des Kochgeschirrs beliebiger<br />

Formen und Größen, gleichzeitiger Einsatz von<br />

bis zu 4 Kochgeschirren, Maximalleistung für<br />

großes Kochgeschirr von bis zu 4,4 kW, benutzerfreundliches<br />

farbiges TFT-Touch-Display mit<br />

Bedienhinweisen<br />

GAGGENAU<br />

Weitere Informationen www.gaggenau.com FOTO:


50 Thinking the Future IV<br />

Londons Serpentine Gallery im Rampenlicht<br />

Ein Teepavillon in Kensington Gardens ist<br />

Spielwiese und Zukunftswerkstatt für<br />

Architekten. Jedes Jahr wird er neu gebaut<br />

Text: Josephine Grever<br />

FOTO: 2007 JOHN OFFENBACH, OLAFUR ELIASSON AND KJETIL THORSEN, PAVILION SERPENTINE GALLERY 2007


2007<br />

Olafur Eliasson und Kjetil Thorsen<br />

Ein runder, 15 Meter hoher Baukörper, an dessen Außenseite sich eine<br />

von weißen Nylonseilen eingefasste Rampe spiralförmig nach oben windet und<br />

Besucher in Augenhöhe mit den Baumwipfeln des Parks bringt.<br />

51<br />

FOTO: 2007 LUKE HAYES, OLAFUR ELIASSON AND KJETIL THORSEN, PAVILION SERPENTINE GALLERY 2007


52 Thinking the Future IV<br />

„Temporäre Bauten<br />

sind stets Laboratorien, an<br />

denen neue Methoden<br />

und Materialien erprobt werden<br />

können. Sie lassen uns<br />

ahnen, was alles möglich ist.“<br />

Julia Peyton-Jones<br />

2001<br />

Daniel Libeskind<br />

Achtzehn mit Aluminium verkleidete Rhomben,<br />

die auf eine hölzerne Plattform montiert wurden. Ein geometrischer Zickzackkurs,<br />

von den Besuchern „Euclid on Acid“ getauft.<br />

FOTO: 2007 HÉLÈNE BINET, DANIEL LIBESKIND WITH ARUP. PAVILION SERPENTINE GALLERY 2001


Peter Zumthor ist einer der ganz großen Architekten unserer Zeit. Einer, der in einer<br />

Reihe steht mit Jean Nouvel, Zaha Hadid, Daniel Libeskind, Frank Gehry, Rem Koolhaas,<br />

Oscar Niemeyer oder SANAA. Einen Unterschied aber gibt es: Zumthor hat noch nie<br />

in London etwas gebaut, die Genannten jeweils mindestens ein Gebäude. Jetzt holt er<br />

auf: Der Schweizer Architekt durfte den diesjährigen Sommerpavillon der Serpentine<br />

Gallery im Londoner Hyde Park entwerfen. Und hat sich damit eingereiht in die Liste der<br />

prominenten Bau-Avantgardisten, die hier im Herzen Londons ihre Visitenkarte abgeben<br />

durften. Die für jeweils drei Monate – denn nur so lange steht der Pavillon – zeigen<br />

durften, was ihnen einfällt, wenn es keine bürokratischen Planungszwänge und keine<br />

nörgelnden Bauherren gibt; wenn sie auf dem grünen Rasen neben der Galerie nach<br />

Herzenslust experimentieren und Grenzen hinterfragen können.<br />

Denn das ist die Idee des Sommerpavillons: „Kurzlebige Strukturen sind klein, aber<br />

sie vermitteln die Formensprache ihrer Designer ebenso deutlich wie deren permanente<br />

Projekte. Sie sind Laboratorien, an denen neue Methoden und Materialien erprobt<br />

werden können. Sie lassen uns ahnen, was alles möglich ist“, sagt Julia Peyton-Jones,<br />

seit 1991 Direktorin der Galerie. „Nicht zuletzt geht es auch darum, die Diskussion<br />

um zeitgenössische Architektur in eine positive Richtung zu lenken.“<br />

So sind die Sommerpavillons zu einem Highlight im Londoner Kulturkalender<br />

geworden. Die besten Baumeister reißen sich um die Aufgabe. Julia Peyton-Jones muss<br />

nicht lange bitten, illustre Namen zu gewinnen. Die Pavillons sind ein Blick in die Zukunft.<br />

Ein Denkanstoß für Stadtplaner, Unternehmer und Politiker. Sie sind ihrer (jeweiligen)<br />

Zeit voraus – und im Rückblick eine Bestandsaufnahme der vergangenen Zukunft.<br />

Im Jahr 2000 hatte Julia Peyton-Jones die Idee, die Grünfl äche neben der Galerie<br />

jeden Sommer zu einer Plattform für namhafte Architekten zu machen. Das Briefi ng,<br />

das bis heute für alle gilt: in sechs Monaten ein „begehbares Kunstwerk“ von 300 Quadrat<br />

metern zu entwerfen und zu bauen. Sein zentraler Innenraum soll tagsüber als<br />

Café und abends als Rahmen für Konzerte, Filmvorführungen oder Diskussionen dienen.<br />

Die einzige Voraussetzung ist stets, dass die Teilnehmer bislang noch nicht in der britischen<br />

Hauptstadt gebaut hatten. Das Budget ist klein. Material wird von Unternehmen<br />

aus der Baustoff branche, die sich neben zahlreichen Privatpersonen und anderen<br />

Firmen unter den Sponsoren fi nden, kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Pavillons<br />

eröff nen im Juli und bleiben drei Monate lang stehen. Den Stararchitekten sind die<br />

Bedingungen ein echter Ansporn, sie können ihrer Kreativität freien Lauf lassen, Neues<br />

wagen, spielen, ausprobieren – auch die Reaktionen des Publikums.<br />

Zaha Hadid, die Queen des geometrischen Extremismus, machte zur Jahrtausendwende<br />

den Anfang: mit einem schlichten Zelt mit asymmetrisch geschnittenem Segeltuchdach,<br />

gehalten von Stahlträgern. Daniel Libeskind präsentierte 2001 achtzehn<br />

mit Aluminium verkleidete Rhomben, die auf eine hölzerne Plattform montiert wurden.<br />

Ein geometrischer Zickzackkurs, von den Besuchern etwas spöttisch „Euclid on<br />

Acid“ („Euklid auf LSD“) getauft. 2002 war Toyo Itos schlichter kubischer Bau aus Stahl<br />

und Glas, dessen prismenartige Gestaltung der Wände immer neue Ein- und Durchblicke<br />

ermöglichte, ein großer Publikumserfolg. Oscar Niemeyer stellte 2003 die Wände<br />

seines Pavillons aus Stahl, Aluminium, Beton und Glas schräg, legte sie in Wellen<br />

und gab dem Vordach eine geschwungene Linie. Seine goldene Regel: „Jedes Projekt,<br />

ob groß oder klein, sollte in einer simplen Zeichnung erfasst werden können.“<br />

Rem Koolhaas entwarf 2006 einen aufblasbaren Heißluftballon aus lichtdurchlässigem<br />

Nylon, Olafur Eliasson und Kjetil Thorsen im Jahr danach einen runden,<br />

15 Meter hohen Baukörper, an dessen Außenseite sich eine von weißen Nylonseilen<br />

eingefasste Rampe spiralförmig nach oben wand und die Besucher in Augenhöhe<br />

mit den Baumwipfeln des Parks brachte. Frank Gehry schuf eine Konstruktion aus Holzbohlen<br />

und Glasfl ächen, die in verschiedene diagonale Richtungen angeordnet war.<br />

20<strong>09</strong> bezauberte das japanische Architekturbüro SANAA mit einem Gebilde aus feder-<br />

53


54 Thinking the Future IV


2010<br />

Jean Nouvel<br />

Ein nach allen Seiten off enes Gebäude aus Stahl,<br />

Plastik und Stoff : Jean Nouvels Pavillon wuchs in einem Winkel<br />

von 45 Grad dynamisch aus dem Boden.<br />

FOTO: PHILIPPE RUAULT, ATELIERS JEAN NOUVEL, PAVILION SERPENTINE GALLERY 2010. VG BILD-KUNST, BONN 2011


2006<br />

Rem Koolhaas<br />

Ein aufblasbarer Heißluftballon aus lichtdurchlässigem Nylon,<br />

mit Wind und Sonne auf Tuchfühlung.<br />

FOTO: 2007 JOHN OFFENBACH, REM KOOLHAAS AND CECIL BALMOND WITH ARUP, PAVILION SERPENTINE GALLERY 2006. VG BILD-KUNST, BONN 2011.


„Morgens kommen die Jogger und<br />

lesen ihre Zeitung. Andere bringen ihre<br />

Laptops mit und arbeiten. Abends<br />

sind wir ein Forum für künstlerischen<br />

und intellektuellen Austausch.“<br />

leichtem Aluminium, das wie eine silberne Wolke über dem Hyde Park schwebte,<br />

während Jean Nouvels scharlachrote Konstruktion aus Stahl, Plastik und Stoff 2010 in<br />

einem 45-Grad-Winkel dynamisch aus dem Boden wuchs.<br />

Der Schweizer Kunsthistoriker und Kurator Hans Ulrich Obrist, seit 2006 Kodirektor<br />

der Galerie, entwickelte für die Abendveranstaltungen „intellektuelle Experimente“<br />

wie einen Interview-Marathon: eine öff entliche Gesprächsreihe, die eine Verknüpfung<br />

von Vortrag, Diskussion und Performance erlaubt. Und den nicht minder populären<br />

„Sleep Over“: Besucher können im Pavillon gemeinsam mit Künstlern und Musikern die<br />

„psychedelischen Elemente der Schlafl osigkeit“ erforschen. In den Pavillons, erzählt<br />

Obrist gern, spiele sich stets ein abwechslungsreiches Schauspiel ab. „Morgens kommen<br />

die Jogger und lesen ihre Zeitung. Später treff en Besucher zum Lunch ein.<br />

Andere bringen ihre Laptops mit und arbeiten still vor sich hin. Abends sind wir ein<br />

Forum für künstlerischen und intellektuellen Austausch. Unsere Pavillons gehören<br />

im Sommer zu den am meisten genutzten Orten in London.“<br />

Im Herbst werden die Pavillons verkauft. „Vierzig Prozent unserer Kosten werden<br />

durch den Verkauf der Pavillons beglichen“, bestätigt die Galerie. Zaha Hadids<br />

Beitrag aus dem Jahr 2000 wurde von der Royal Shakespeare Company erworben und<br />

stand – bis er 2004 an einen Freizeitpark überging – als Sommerhaus für Lesungen<br />

und Workshops vor ihrem Theater in Stratford-upon-Avon. Spätere Konstruktionen<br />

schmücken die Gärten von Privatsammlern, deren Identität die Galerie nicht bekannt<br />

gibt. Man weiß nur, dass sich gleich drei Pavillons im Besitz eines einzigen Sammlers<br />

befi nden. Architektur wird so zum Sammelobjekt.<br />

Peter Zumthor ist das eher suspekt: „Gebauter Raum ist ein Gebrauchsgegenstand“,<br />

sagt er nüchtern. „Ein Dach über dem Kopf, damit es nicht reinregnet.“ Solch konsequente<br />

Bodenständigkeit hat den 1943 in Basel geborenen Schweizer, der seine berufliche<br />

Karriere als Möbelschreiner begann, zur Kultfi gur gemacht. Jedes seiner Projekte<br />

basiert auf Präzision der Details, handwerklicher Gründlichkeit, dem schlüssigen<br />

Zusammenwirken von Topografi e, Material, Form und Licht. „Es ist immer der Ort, der<br />

mich inspiriert“, sagt der vielfach ausgezeichnete Purist. „Wenn man einen guten<br />

Auftraggeber hat, dem wirklich daran gelegen ist, etwas Besonderes zu schaff en“, so<br />

Zumthor, „dann entsteht Architektur, die in einer sinnlichen Verbindung zum Leben steht<br />

und über Form und Konstruktion weit hinausgeht.“ Über sein eigenes Design, das<br />

ab Juli im Hyde Park stehen wird, gibt er nur dies preis: „Stellen Sie sich einen Buben<br />

vor, der sich seine Träume verwirklicht. Er schaut sich den Ort an, überlegt, was er<br />

braucht, und macht seine Sache so harmonisch wie möglich.“ ¤<br />

Weitere Informationen<br />

www.serpentinegallery.org<br />

Hans Ulrich Obrist<br />

Thinking the Future IV 57


58 Worldwide<br />

Gaggenau<br />

new spaces 07<br />

365<br />

Gaggenau<br />

new spaces 08<br />

Gaggenau<br />

new spaces –<br />

preisgekrönt<br />

Auch 2010/11 wurde Gaggenau new<br />

spaces mit mehreren renommierten Auszeichnungen<br />

prämiert. Neben dem begehrten<br />

iF communication design award<br />

(in der Kategorie „print media – Unternehmenskommunikation“)<br />

erhielt das Magazin<br />

einen Preis beim neuen International<br />

Corporate Media Award in der<br />

Kategorie „Kundenzeitschriften B2B“.<br />

Eine dritte Trophäe erhielt new spaces<br />

beim traditionsreichen Good Design<br />

Award des Chicago Athenaeum in der<br />

Sparte „Graphics/Identity/Packaging“.<br />

www.ifdesign.de<br />

www.corporate-media-award.com<br />

www.chi-athenaeum.org<br />

Tage<br />

Siehe Seite 34<br />

15040 cm<br />

Siehe Seite 48<br />

2<br />

Pattaya<br />

Thai Polo Open 2011<br />

Über 800 Gäste genossen die Kreationen<br />

aus der Gaggenau Mobile Kitchen bei<br />

Thailands renommiertester Polo-Meisterschaft<br />

im Thai Polo & Equestrian Club<br />

in Pattaya. Am 22. Januar versammelten<br />

sich dort Mitglieder des thailändischen<br />

Königshauses, internationale Prominenz,<br />

Polofans und Presse, um das Charity-<br />

Ereignis aus nächster Nähe zu verfolgen.<br />

Dazu gehörte nicht nur das große sportliche<br />

Finale, sondern auch ein vielfältiges<br />

Rahmenprogramm mit Autoshow, Kinderpolo<br />

und einem Auftritt des Bangkok<br />

Symphony Orchestra. Versorgt wurden die<br />

Gäste mit exquisiten kulinarischen Köstlichkeiten<br />

aus einer mobilen Gaggenau<br />

Küche, ausgestattet mit Backofen, Dampfbackofen,<br />

Wärmeschublade und Vario<br />

Induktions-Kochfeldern der Serie 400 –<br />

perfekt geeignet für diesen Anlass,<br />

bei dem die Live-Atmosphäre des Kochens<br />

den sportlich-eleganten Charakter des<br />

Ereignisses unterstützte.<br />

www.gaggenau.com<br />

Moskau<br />

Gaggenau Academy<br />

of Culinary Art<br />

Seit vergangenem Herbst existiert die<br />

neue Topadresse für Gourmets in der<br />

russischen Hauptstadt: Die Gaggenau<br />

Akademie für Kulinarische Kunst präsentiert<br />

Gaggenau Geräte in einladendem<br />

Workshop-Ambiente auf höchstem Niveau.<br />

Die Kochakademie liegt in 20 Kilometer<br />

Entfernung vom Moskauer Stadtzentrum<br />

in dem neu errichteten Stadtviertel<br />

„Benelux“ an der Noworisch skoje Chaussee.<br />

Gemeinsam mit dem russischen<br />

Partner „Design Project“ entstand der<br />

vollständig mit Gaggenau Geräten<br />

ausgestattete Showroom, der für exklusive<br />

Koch-Events zur Verfügung steht. Namhafte<br />

Köche aus dem Moskauer Raum<br />

werden hier ihre Kunst präsentieren und<br />

gegenwärtigen und künftigen Eigentümern<br />

von Gaggenau Produkten deren<br />

Funktionen praktisch erläutern. Ergänzt<br />

werden die Meisterklassen mit Kursen zu<br />

Tischkultur und Weinkunde, jeweils abgestimmt<br />

auf das aktuelle Menü.<br />

www.akademiya-gaggenau.ru


Singapur<br />

Gaggenau mobil:<br />

Premiere des Audi A8<br />

Hochkarätige Hollywood-Prominenz<br />

begleitete eine Doppelpremiere in<br />

Singapur. Vom 1. bis 3. Dezember 2010<br />

wurde der neue Audi A8 mit einem spektakulären<br />

Begleitprogramm in den<br />

Räumen der futuristischen Event-Location<br />

„The Promontory @ Marina Bay“ präsentiert.<br />

Pressevertreter, Fachpublikum<br />

und handverlesene Gäste wurden Zeugen<br />

der mit Spannung erwarteten Enthüllung<br />

der neuen Ingolstädter Luxus-Ikone.<br />

Unter den prominenten Geladenen waren<br />

neben dem zweifachen Oscar-Gewinner<br />

Kevin Spacey („Die üblichen Verdächtigen“,<br />

„American Beauty“) auch der US-Finanzinvestor<br />

Jim Rogers und der Singapurer<br />

Musikstar und Drehbuchautor Dick<br />

Lee. Im Rahmen einer Talkshow gab es<br />

für das Publikum ausgiebig Gelegenheit,<br />

die prominenten Gäste kennenzulernen.<br />

Für exquisite Erfrischungen sorgten<br />

eigens aus der Bangkoker Szenebar<br />

Hyde & Seek eingefl ogene Barkeeper<br />

in der Mobile Kitchen von Gaggenau. Zu<br />

den Cocktail-Favoriten im tropischen<br />

Klima des off enen Gästepavillons zählten<br />

„Berry Gaggenau“ aus frischen Kirschen,<br />

Veilchenlikör, Wodka, Maraschino,<br />

Limettensaft, Zucker oder „Latin Winter“<br />

aus im Dampf gebackenen Fuji-Äpfeln,<br />

Gewürzen, Wodka und Zitrussaft.<br />

www.gaggenau.com; www.audi.de<br />

London<br />

bulthaup Showroom<br />

präsentiert AC 402<br />

Eine Premiere erwartet die Besucher<br />

des Showrooms: Erstmals in London ist<br />

dort das neue Gaggenau Deckenlüftungssystem<br />

AC 402 zu erleben. Inmitten<br />

des Londoner Stadtteils Holland Park<br />

eröff nete am 1. Dezember 2010 ein<br />

mit Gaggenau Geräten ausgestatteter<br />

bulthaup Showroom. Zahlreiche Fachleute<br />

und Pressevertreter waren anwesend,<br />

um das neue Markenschaufenster des<br />

Unternehmens aus dem bayerischen<br />

Aich kennenzulernen. Die Gestaltung<br />

des Showrooms folgt dem bulthaup-Konzept<br />

der „Lebendigen Räume“, die sich<br />

fl exiblen Lebens- und Wohnkonzepten<br />

anpassen können. Architekten, Planer,<br />

Projektentwickler, aber auch Endkunden<br />

können dort das perfekte Zusammenspiel<br />

der bulthaup-Küchen mit den<br />

Gaggenau Geräten erleben.<br />

www.bulthaup.co.uk<br />

Zürich<br />

Andrés Cooking<br />

Academy<br />

Kochen mit den Profi s: Andrés Cooking<br />

Academy gehört in Sachen Kulinarik zu<br />

Zürichs schöpferischsten Adressen.<br />

Gastgeber André Jaeger hat die Kochschule<br />

mit Freunden gegründet, um<br />

einen modernen, sympathischen Rahmen<br />

für die Vermittlung besonderer Kochfertigkeit<br />

und internationaler Warenkunde<br />

zu schaff en. Zu seinen Angeboten<br />

gehören auch Spezialveranstaltungen,<br />

etwa Olivenöl-Seminare oder japanische<br />

Koch-Workshops unter Leitung der<br />

Zürcher Restaurantchefi n Sala Ruch<br />

(Restaurant Sala of Tokyo). Der Tessiner<br />

Rico Zandonella (Rico’s Kunststuben<br />

in Küsnacht) nutzt die Gaggenau Geräte<br />

der Akademie für seine einfallsreiche<br />

Küche in der Tradition des legendären<br />

Sternekochs Horst Petermann, auch<br />

er regelmäßiger Gast bei André Jaeger.<br />

Zu buchen sind die in edelstem<br />

Küchendesign gestalteten Räume der<br />

Cooking Academy auch für private<br />

Anlässe und Firmenfeierlichkeiten.<br />

www.andres-cooking-academy.com<br />

59<br />

FOTO: A NAKARIN (OBEN LINKS)


Q9G1LA0041

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