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1 Zur Lagrange-Multiplikatoren - TUM M7/Analysis

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Studentische Fragen zur HM2-Übung, Blatt 5<br />

Autor: Yuen Au Yeung Stand: 25.05.2012<br />

Guide: Hier sind Fragen und Antworten aufgelistet, die mir vor/während/nach meinen drei<br />

wöchentlichen Übungen gestellt wurden. Fragen wurden in blau, Antworten in rot hervorgehoben.<br />

Bei langen Fragen wurden die Stichwörter in rosa geschrieben. Nachträgliche Korrekturen<br />

in den Antworten sind ebenfalls rot markiert.<br />

1 <strong>Zur</strong> <strong>Lagrange</strong>-<strong>Multiplikatoren</strong><br />

1. Frage: Was bedeutet anschaulisch, dass die Gradienten der zu minimierenden Funktion<br />

und der Nebenbedingungsfunktion an einer Extrenalstelle unter Nebenbedingung zueinander<br />

parallel sind?<br />

Antwort: Wir erklären dies anhand zweier Funktionen f, g : R 2 → R. Die Funktion f<br />

soll unter der Nebenbedingung g(x) = 0 minimiert werden. Dazu zeichnen wir die eingeschränkte<br />

Definitionsmenge, d.h. die Nullstellenmenge von g. Dies könnte beispielsweise<br />

so aussehen:<br />

y<br />

g = 0<br />

Die natürliche Strategie würde jetzt folgendermaßen lauten: Gebe einen Funktionswert,<br />

etwa 0, fix vor und untersuche, ob dieser Funktionswert 0 auf der blauen Kurve angenommen<br />

wird. Zeichnerisch bedeutet dies, dass man die Höhenlinie von der Funktion f zum<br />

Niveau 0 zeichnet, und überprüft, ob sich diese mit der blauen Linie schneidet.<br />

y<br />

g = 0<br />

x<br />

f = 0<br />

In unserem Beispiel sehen wir, dass es zwei Schnittstellen gibt. Daher verkleinern wir den<br />

Funktionswert 0, etwa auf −1, und schauen nun, ob dieser Wert auf der blauen Kurve<br />

angenommen wird.<br />

x


y<br />

g = 0<br />

f = 0<br />

f = -1<br />

Wir zeichnen sukzessive die Höhenlinien (=Niveaulinien) zu einem noch kleineren Funktionswert<br />

von f ein und hören genau dann auf, wenn eine Verkleinerung keinen Schnittpunkt<br />

mehr mit der blauen Kurve hat. Diese Stelle ist nun also unsere Minimalstelle<br />

von f, eingeschränkt auf der blauen Kurve. Wenn wir jetzt die Tatsache berücksichtigen,<br />

dass Gradienten an einer Stelle stets senkrecht auf Höhenlinien der Funktionen stehen<br />

(siehe Skript S. 148f.), erhält man folgende Zeichnung, in der tatsächlich die Gradienten<br />

zueinander parallel sind.<br />

y<br />

g = 0<br />

x<br />

f = 0<br />

f = -1<br />

f = -2<br />

f = -5<br />

Man könnte jetzt einwenden, dass die Höhenlinien bei Verkleinerung der Funktionswerte<br />

von f nicht absteigend vorkommen. Es könnte auch sein, dass die Höhenlinie des Funktionswertes<br />

-1 zwischen den Höhenlinien des Funktionswertes 0 liegt:<br />

y<br />

g = 0<br />

x<br />

f = 0<br />

f = -1<br />

In diesem Fall besitzt aber f (aus Stetigkeitsgründen!) ein lokales Minimum an den grünen<br />

Schnittpunkten, weil die Funktionswerte unmittelbar überhalb und unterhalb der Niveaulinie<br />

f = −1 wieder zunehmen. Man beachte, dass dieses lokale Minimum auch ohne<br />

Nebenbedingung auftritt.<br />

Der Gradient von f ist demzufolge an den grünen Stellen der Nullvektor und die Gleichung<br />

f = 0<br />

∇f(grüne Stelle) + λg(grüne Stelle) = 0<br />

ist für λ = 0 erfüllt – völlig unabhängig davon, in welche Richtung ∇g(grüne Stelle) zeigt.<br />

x


2. Frage: In der Zentralübung haben wir die stationären Punkte der <strong>Lagrange</strong>-Funktion<br />

untersucht. Wieso hier nicht?<br />

Antwort: Weil es dasselbe ist! Die <strong>Lagrange</strong>-Funktion lautet L( −→ x ) = f( −→ x ) + λg( −→ x ).<br />

Die stationären Punkte von L erfüllen alle<br />

∇L( −→ <br />

∇xf(<br />

x , λ) =<br />

−→ x ) + λ∇xg( −→ x )<br />

g( −→ <br />

0<br />

=<br />

x )<br />

0<br />

Das ∇L ist der Gradient von L und enthält alle partiellen Ableitungen nach xi und nach<br />

λ. Das ∇x soll nur andeuten, dass wir nur alle partiellen Ableitungen nach xi betrachten.<br />

3. Frage: Wenn die Menge, auf der ich eine Funktion maximiere bzw. minimiere, offen ist,<br />

brauche ich kein <strong>Lagrange</strong>, oder?<br />

Antwort: Genau! Dann wird klassisch via stationären Punkten und Definitheit des Hesse-<br />

Matrix untersucht.<br />

4. Frage: <strong>Zur</strong> Kompaktheit: Ist eine abgeschlossene Menge ín R n nicht automatisch beschränkt?<br />

Antwort: Nein. Zum Beispiel ist R n abgeschlossen, aber unbeschränkt. Das halboffene<br />

Intervall [0, ∞[ ist abgeschlossen in R. Das kann man folgendermaßen erklären (wird jetzt<br />

etwas technisch):<br />

Eine Teilmenge A ⊂ R n heißt offen, wenn man in jedem beliebigen Punkt von A eine<br />

Kugel mit einem geeignet kleinen Radius legen kann, sodass die Kugel noch vollständig<br />

in der Menge enthalten ist. Wie groß der Radius ist, ist egal – es kommt nur darauf an,<br />

dass es einen solchen gibt.<br />

Eine Menge A ⊂ R n heißt abgeschlossen, wenn ihr Komplement R n \A offen ist.<br />

Wir schauen uns die Menge A = [0, ∞[ an; sie ist abgeschlossen. Denn Ihr Komplement<br />

ist ] − ∞, 0[. Das sind alle negative Zahlen. Man kann um jeder negativen Zahl ein kleines<br />

Intervall 1 legen, welches nur negative Zahlen enthält.<br />

2 Zu impliziten Funktionen<br />

1. Frage: Was meinst du mit fx(x, y, g(x, y)) und fz(x, y, g(x, y))?<br />

Antwort: Wir greifen auf die Funktion in der H 5.3 zurück. Dort war<br />

f(x, y, z) = z 3 − z + 3x 2 + 2y 2 .<br />

Es war (0, 0) ein stationärer Punkt von g und g(0, 0) = −1. Wir berechnen gxx(0, 0)<br />

explizit. Nach der Tutorübung gilt:<br />

gxx(0, 0) = − fxx(0, 0, g(0, 0))<br />

fz(0, 0, g(0, 0)) .<br />

Die partiellen Ableitungen nach x und z lauten:<br />

Also ist<br />

fxx(x, y, z) = 6, fz(x, y, z) = 3z 2 − 1.<br />

6<br />

gxx(0, 0) = −<br />

3g(0, 0) 2 6<br />

= −<br />

− 1 3 · (−1) 2 = −3.<br />

− 1<br />

1 Intervall ist das eindimensionale Pendant zur Kugel.

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