Schaeben/Leseprobe: ES IST EIN HARTES LEBEN IN DER PROVINZ

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7. Nachricht
Handwerk macht schmutzigen Boden
Wir wussten nicht, was auf uns zukommen würde, als wir
endlich alle Umzugskisten ausgepackt und alle Tassen im
Schrank hatten. Wir waren fertig – fix und fertig. Ganz anders
die Handwerker; leider waren die mit ihrem Werk noch längst
nicht alle durch.
Der Maler – wir hatten ihn „Fritz die Pottsau“ getauft, – derbe,
aber es trifft den Charakter, kam zuerst. Ihm war aufgetragen
worden, eine Mängelliste abzuarbeiten, die ihm der Architekt
fein säuberlich aufgesetzt hatte: Anstriche nachbessern,
Anstriche ausbessern; Fugen nachbessern, Fugen ausbessern;
Restarbeiten durchführen, Zusatzaufträge ausführen.
Mit einer Seelenruhe, einer verfilzten Decke, die als Spritzschutz
dienen sollte, ging er ans Werk. Sein Gesichtsausdruck
verriet, dass ihm die Spritzdecke wohl schon wichtig war, damit
ihm hinterher niemand kommen könnte und behaupten, er
habe nicht alles sorgfältig abgedeckt. Seinen Blick richtete er
sodann von uns ab und in Richtung Zimmerdecke, an der noch
einige Restarbeiten auszuführen waren. Er stieg auf eine kleine,
farbbefleckte Holzleiter, wie sie jeder Maler ein Malerleben
lang besitzt, tauchte den Pinsel in den Farbtopf und war fortan
auch ganz in seine eigene Welt eingetaucht. Er hatte das Hier
und Jetzt verlassen. Sein Blick folgte nur noch seinem Pinselstrich.
Was abseits der Zimmerdecke und abseits der Spritzdecke
passierte, lag abseits seiner Wahrnehmung. Hier war
Ende für ihn. Dummerweise war hier auch Ende mit fein und
säuberlich. Die oft nur stecknadelgroßen Spritz- und Tropfflecken
auf dem Boden entdeckt man nie sofort. Eigentlich fallen
sie zunächst gar nicht auf. Das weiß auch der Maler.
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