Schaeben/Leseprobe: ES IST EIN HARTES LEBEN IN DER PROVINZ

Rekonvaleszenz einige Wochen in Oberammergau weilte.
Später – gesundet und wieder zu Hause – würde er von vielen
schönen Wochenenden erzählen und dass er bald einmal wieder
zurückkehren wolle. Vielleicht sogar für immer.
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Die unendliche Geschichte
12. Nachricht
Donnerwetter! Das machten sie richtig gut. Sogar Petrus spielte
mit. Gleich am Anfang des Stücks überkommt einen der erste
Schauer. Und zwar nicht durch Handauflegung mit anschließendem
Wunder, sondern wegen eines Gewitters mit gleichzeitig
herabstürzendem Regen. Diese perfekte Abstimmung zwischen
Erde und Himmel bekommen einfach nur die Oberammergauer
hin, und als Zuschauer ist man sofort gewillt –
ob des himmlischen Auftakts – sein Glaubensbekenntnis zu
erneuern.
Um Premieren wird ja immer viel Theater gemacht. Diese
fiel ins Wasser. Das Wetter war seit Tagen premierenunfreundlich
gewesen und so gar nicht heiter. Fünf Grad plus im Wonnemonat
Mai ließen Schlimmes erahnen. Ahnungsvolle Geschäftemacher,
die dem etwas Positives abgewinnen wollten, hatten
sich noch schnell mit einem ordentlichen Vorrat an billigem
Fleece eingedeckt; auch total überzogene Preise verhinderten
nicht, dass diese Decken im Ort schnell ausverkauft waren.
So gehet hin und zieht euch warm an, möchte man dem Kardinal
in den Mund legen, der passend zur meteorologischen Lage
Wetter, Kardinal Friedrich Wetter, hieß, und der kurz vor dem 1.
Akt der 1. Aufführung mit Horst Seehofer, Gebirgsbürgermeister
Arno Nunn sowie Theatermacher Christian Stückl und Team erst
mal hinter die Bühne verschwand, um gemeinsam mit jenen das
Vaterunser zu beten. Ob er auch um besseres Wetter bat, ist nicht
überliefert. Mit dem Amtsantritt des neuen Erzbischofs Reinhard
Marx Anfang Februar 2008 hatte zwar nach einem Vierteljahrhundert
die Amtszeit von Kardinal Wetter als Oberhirte des Erzbistums
München und Freising geendet – aber Kardinal bleibt Kardinal.
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