Funktionelle Anatomie der Rinderklaue - Vetion.de
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Quelle: Fiedler, Nüske, Maierl:<br />
<strong>Funktionelle</strong> Klauenpflege.<br />
Verlags Union Agrar (2000)<br />
Abb. 5. Schematische Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstehung <strong>de</strong>s Röhrchenhorns. Der Pfeil<br />
gibt die Richtung an, in <strong><strong>de</strong>r</strong> das Horn abgeschoben wird.<br />
optimalen Versorgung mit Nährstoffen<br />
über die Blutgefäße <strong><strong>de</strong>r</strong> Le<strong><strong>de</strong>r</strong>haut<br />
abhängt. Liegt hier eine Störung vor,<br />
ist das gebil<strong>de</strong>te Horn von min<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Qualität. Dies kann verursacht sein<br />
durch eine systemisch bedingte Zirkulationsstörung<br />
(z. B. bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Reheerkrankung)<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> lokale Beeinträchtigung<br />
(z. B. unphysiologische Druckverteilung<br />
durch ungepflegte Klauen).<br />
Haltungsbedingte Überbelastung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unterfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Klauen führen<br />
ebenfalls zu einer reduzierten Versorgung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Oberhaut durch die Dermis<br />
mit nachfolgend schlechterer Hornbeschaffenheit.<br />
Chemische Einflüsse auf<br />
das Horn<br />
Wasser hat als Bestandteil maßgeblichen<br />
Einfluss auf die mechanischen<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>s Horns. Dieser hängt<br />
entschei<strong>de</strong>nd von <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufstallung ab.<br />
Auf feuchten Wei<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Tiefstreuaufstallungen<br />
ist das Horn<br />
weicher als beispielsweise auf Gummimatten,<br />
weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Wassergehalt hier<br />
<strong>de</strong>utlich geringer ist. Darüber hinaus<br />
wird auf solchen Matten das Horn<br />
nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur wenig abgenutzt.<br />
Aber auch Bestandteile von Kot und<br />
Urin verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Eigenschaften <strong>de</strong>s<br />
Horns. Gülle, als Mischung einer Viel-<br />
zahl von Stoffen, löst vor allem <strong>de</strong>n<br />
Zwischenzellkitt auf und schwächt<br />
damit <strong>de</strong>n Zusammenhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> verhornten<br />
Zellen. Auf diese Weise entstehen<br />
feine Risse und Spalten im<br />
Horn, die ein Vordringen von Mikroorganismen<br />
gestatten. Dies konnte<br />
sehr eindrücklich in In-vitro-Studien<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Harnstoff als wesentlicher Bestandteil<br />
<strong>de</strong>s Harns zerstört selektiv die Keratinproteine<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zellen. Damit wer<strong>de</strong>n in<br />
ANATOMIE<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> „Mauer“ aus verhornten Zellen<br />
und Zwischenzellkitt die “Steine” zerstört.<br />
Struktur <strong>de</strong>s Horns<br />
Röhrchenhorn (Abb. 5). Bis auf eine<br />
Ausnahme weisen alle Abschnitte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Le<strong><strong>de</strong>r</strong>haut (siehe funktionelle Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong>de</strong>s Zehenendorgans) dicht stehen<strong>de</strong>,<br />
fingerförmige Papillen auf. Die<br />
Epi<strong><strong>de</strong>r</strong>miszellen <strong>de</strong>s Stratum basale<br />
teilen sich und die Tochterzellen wer<strong>de</strong>n<br />
nach distal abgeschoben. Aus<br />
zahlreichen Blutgefäßen (-/Bg) in <strong>de</strong>n<br />
Zotten wer<strong>de</strong>n somit die Epi<strong><strong>de</strong>r</strong>miszellen<br />
über einen längeren Zeitraum gut<br />
versorgt. Sie können dadurch qualitativ<br />
gutes Horn produzieren. Dieses<br />
Horn wird rund um die Zotten gebil<strong>de</strong>t<br />
und formt <strong>de</strong>swegen die Rin<strong>de</strong> eines<br />
Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>s (-/R). Entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage<br />
bezeichnet man dieses Horn auch als<br />
peripapilläres Horn.<br />
Die Zellteilung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Zottenspitze<br />
führt zur Bildung <strong>de</strong>s Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>marks<br />
(-/M) o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s suprapapillären Horns.<br />
Zellen in diesem Bereich entfernen<br />
sich auf <strong>de</strong>m Weg nach distal rasch<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> ernähren<strong>de</strong>n Le<strong><strong>de</strong>r</strong>hautzotte.<br />
Abb. 6. Schematische Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Le<strong><strong>de</strong>r</strong>hautblättchen und Hornblättchen.<br />
Der Pfeil gibt die Richtung an, in <strong><strong>de</strong>r</strong> das Kronhorn abgeschoben wird.<br />
Kh – Kronhorn (Röhrchenhorn), Klb - Klauenbein, Sh – Sohlenhorn (Röhrchenhorn),<br />
Slh – Sohlenle<strong><strong>de</strong>r</strong>haut, Tp – Terminalpapillen, Wh – Wandhorn<br />
(Blättchenhorn), WL – Weiße Linie (Hornblättchen und –röhrchen im Verbund),<br />
Wlh – Wandle<strong><strong>de</strong>r</strong>haut mit Le<strong><strong>de</strong>r</strong>hautblättchen.<br />
GROSSTIERPRAXIS 6/2001 9