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Das Volksbildungsheim wird im Zweiten Weltkrieg<br />
durch Bomben schwer beschädigt.<br />
„Gemeinschaft versus Gesellschaft“<br />
„Volksbildung“ im Nationalsozialismus<br />
1933<br />
„Unsere Singgruppe gilt als Stoßtrupp für alle Parteigliederungen.“<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Musikschule, Abteilung Volksbildungswerk , o. J.<br />
Mit Übernahme der Reichsregierung durch Adolf Hitler werden FBfV sowie<br />
der Höchster Bund 1933 „gleichgeschaltet“ und durch die NSDAP<br />
vereinnahmt. Bald gehen sie als Abteilung Deutsches<br />
Volksbildungswerk/Kreis Groß-<strong>Frankfurt</strong> in der NS-Gemeinschaft „Kraft<br />
durch Freude“ auf. Else Epstein muss sich ins Privatleben zurückziehen;<br />
zahlreiche Vereinsfunktionäre werden entlassen und verfolgt. Die<br />
Volksbildungsheim GmbH, 1919 zur Verwaltung des Geschäftssitzes<br />
gegründet, wird auf Beschluss der Gesellschafter 1936 rechtlich<br />
„umgewandelt“. Ihr Vermögen s<strong>am</strong>t Schulden wird unter Ausschluss<br />
der Liquidation auf die Stadt als Hauptgesellschafterin übertragen. Längst<br />
sind jüdische und politisch unliebs<strong>am</strong>e Aufsichtsräte ausgeschlossen. Die<br />
städtische Verwaltung übernimmt das verbliebene Personal.<br />
Im Volksbildungsheim arbeitet jetzt die „Volksbildungsstätte Stadtmitte“<br />
und betreibt Schulung und Indoktrination nach Musterlehrplänen. Im<br />
Sommer 1935 interessieren sich nur noch 775 Hörer für das ideologisch<br />
gefärbte Angebot. Häufige Wechsel auf Leitungsebene und finanzielle<br />
Unregelmäßigkeiten beschädigen das vor 1933 erworbene Ansehen der<br />
Institution zusätzlich.<br />
Ab 1937 bestimmen Gauarbeitsgemeinschaften für Erwachsenenbildung<br />
die Ausrichtung. Erklärtes Ziel ist: Eingliederung der Teilnehmer in die<br />
„Volksgemeinschaft“. Progr<strong>am</strong>me zu F<strong>am</strong>ilien- und Rassenkunde oder<br />
für wirtschaftsbezogene „Betriebserziehung“ dokumentieren dies.<br />
Weiterhin finden sich Sprach- und Musikangebote sowie Filmvorführungen<br />
und sogenannte Kulturfahrten in den Lehrplänen. Nach 1939 wird<br />
die „Heimatfront“ über Wehrpolitik und „totalen Krieg“ propagandistisch<br />
unterrichtet.<br />
1945<br />
„Die Bürger lehren, von der Freiheit Gebrauch<br />
zu machen“<br />
Neugründung nach der NS-Zeit<br />
„Diese Arbeit an sich selber liegt ebenso sehr im Interesse des einzelnen<br />
wie der Ges<strong>am</strong>theit. Dadurch wird Volksbildungsarbeit zu einem<br />
öffentlichen Anliegen.“<br />
Oberbürgermeister Walter Kolb, 1950<br />
Schon im Herbst 1945 initiiert Else Epstein, Überlebende des KZ<br />
Ravensbrück, den Neuaufbau des FBfV und einer demokratischen<br />
Erwachsenenbildung. Nach NS-Diktatur und Krieg möchte sie den<br />
<strong>Frankfurt</strong>ern „seelische Erhebung“ bringen und „d<strong>am</strong>it auch Kraft und<br />
Wiederaufbauwillen“. Sie ist überzeugt: Dies gelingt nur durch<br />
Abkehr von der vor 1933 praktizierten „weltanschauungslosen<br />
Bildung“. Ehemaligen NSDAP-Mitgliedern bleibt eine FBfV-Mitgliedschaft<br />
verwehrt.<br />
Wiedereröffnung des Volksbildungsheims 1953.<br />
Der erste Vortrag „Deutschland und die Deutschen 1945“ widmet sich<br />
kritischer Selbstreflektion. Die 1945 jeweils von den Besatzungsbehörden<br />
zu genehmigenden Veranstaltungen ziehen bereits 3.968 Hörer an.<br />
Allerdings interessiert sich das Publikum zum Leidwesen Epsteins mehr<br />
für Diavorträge über Urlaubsregionen als etwa für das Thema<br />
„Zerstörung und Wiederaufbau des Rechtsstaates“.<br />
Nach schwierigen Verhandlungen mit der US-Militärregierung erhält<br />
Epstein schließlich <strong>am</strong> 12. März 1946 die offizielle Zulassung für den<br />
FBfV, dessen Geschäfte sie bis zu ihrem Tod 1948 zus<strong>am</strong>men mit Carl<br />
Tesch leitet. Dann beginnt die bis 1969 währende Ära seiner Geschäftsführung.<br />
Mit der 1950 gemeins<strong>am</strong> von FBfV und Gewerkschaften gegründeten<br />
Arbeitsgemeinschaft „Arbeit und Leben“ wendet sich der Bund wieder<br />
stärker der „Arbeiterbildung“ zu. Ziel ist es, die „etwas willkürlich<br />
zus<strong>am</strong>mengestellten berufsbildenden Kurse“ zu systematisieren, aber<br />
auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer zur Wahrnehmung<br />
ihrer Aufgaben in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu<br />
befähigen. Das 1951 gegründete Seminar für Politik ermöglicht<br />
neben der staatsbürgerlichen Bildung bald auch die Hochschulzulassung<br />
ohne Reifezeugnis.