Kurzfassung - Vortrag VSVI -Neue Richtliniex - VSVI Hessen
Kurzfassung - Vortrag VSVI -Neue Richtliniex - VSVI Hessen
Kurzfassung - Vortrag VSVI -Neue Richtliniex - VSVI Hessen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Neue</strong> Handlungsanweisung zur Gefährdung älterer<br />
Spannbetonbrücken durch Spannungsrisskorrosion<br />
1 Ausgangslage<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Reinhard Maurer, TU Dortmund<br />
Die in der Vergangenheit aufgetretenen schwerwiegenden Schäden infolge von korrosionsbedingten<br />
Spannstahlbrüchen sind vor allem auf folgende Ursachen zurückzuführen:<br />
• Fehler im Bereich der Bemessung und konstruktiven Durchbildung<br />
Hierunter fallen die in der Frühphase des Spannbetonbrückenbaus planerisch generell<br />
zu geringen Vorgaben für die Betondeckung sowie für die Bewehrung für eine<br />
wirksame Begrenzung der Rissbreiten. Des Weiteren sind der teilweise vollständige<br />
Verzicht auf eine Abdichtung oder unzweckmäßige Abdichtungen und Entwässerungen<br />
zu nennen.Die aus den Schadensanalysen gewonnenen Erkenntnisse über Jahre<br />
hinweg haben zu einer stetigen Verbesserung der maßgebenden Normen und Regelwerke<br />
hinsichtlich der korrosionsschutztechnischen Durchbildung geführt, so dass<br />
sich diese groben Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen sollten.<br />
• Ausführungsfehler<br />
Hierunter fallen schwerwiegende Mängel der Bauausführung, die auf menschliche<br />
Fehler zurückzuführen ist. Besonders gravierende Ausführungsmängel stellen in diesem<br />
Zusammenhang nicht oder mangelhaft verpresste Spannglieder dar.<br />
• Ungeeignete mineralische Baustoffe<br />
Gemeint sind hier beispielsweise die Tonerdeschmelzzemente und chloridhaltige Erhärtungsbeschleuniger,<br />
deren Verwendung für Stahl- und Spannbeton bereits 1962<br />
bzw. 1958 verboten wurden.<br />
• Besonders empfindlicher Spannstahl gegenüber Spannungsrisskorrosion (SRK)<br />
Spannstahl gilt als besonders empfindlich, wenn minimale, bei Korrosion entstehende<br />
Wasserstoffmengen ausreichen, irreversible Schädigungen herbeizuführen [2].<br />
In den letzten Jahren sind vereinzelte Schadensfälle durch Spannungsrisskorrosionen<br />
an etwa 30 Jahre alten Spannbetonbauteilen im nachträglichen Verbund beobachtet<br />
worden. Die geschädigten Bauteile lagen in trockener Umgebung, die Hüllrohre<br />
waren ordnungsgemäß verpresst, der Einpressmörtel enthielt keine korrosionsfördernden<br />
Bestandteile. Die Bauteile waren alle mit inzwischen nicht mehr zugelassenen<br />
Sorten von Spannstählen mit besonders hoher Spannungsrisskorrosionsempfindlichkeit<br />
vorgespannt [3].<br />
Heute sind die folgenden Spannstähle mit unzureichender Resistenz gegenüber wasserstoffinduzierter<br />
Spannungsrisskorrosion (SRK) bekannt, wobei nach heutiger Erkenntnis jedoch<br />
immer nur einzelne Chargen der Produktion besonders gefährdet sind:<br />
− Neptun-Spannstahl St 145/160<br />
ölschlussvergüteter Spannstahl „alten Typs“ aus der Produktion der Jahre 1959-1964<br />
Querschnittsform: rund oder oval<br />
1965 durch verbesserte Sorte ersetzt<br />
Produktionszeitraum bis 1965 stark gefährdet<br />
− Sigma-Spannstahl St 145/160<br />
vergütete Drähte „alten Typs“<br />
<strong>VSVI</strong> Seminar, Friedberg/<strong>Hessen</strong>, 26. Mai 2010<br />
1
2<br />
Querschnittsform: rund oder oval<br />
1965 durch verbesserte Sorte ersetzt<br />
Produktionszeitraum bis 1965 stark gefährdet (rund oder oval)<br />
Produktionszeitraum bis 1978 gefährdet (nur oval)<br />
− Ostdeutscher Hennigsdorfer Spannstahl St 140/160 (St 1420/1570)<br />
Ölschlussvergüteter Spannstahl „alten Typs“<br />
Querschnitt: rund oder oval<br />
der in der DDR am meisten verwendete Spannstahl, seit etwa 1960 im Stahlwerk<br />
Hennigsdorf bei Berlin gefertigt, bis 1990 hergestellt und bis 1992 im Spannbetonbau<br />
verarbeitet [4],[5].<br />
Produktionszeitraum bis 1993 stark gefährdet<br />
Hochfeste vergütete Stähle, die aufgrund von Überfestigkeiten Streckgrenzen oberhalb<br />
1700 N/mm 2 aufweisen, sind besonders gefährdet. SRK kann bei den genannten älteren<br />
Spannstählen, sofern sie aus einer Charge mit erhöhter Empfindlichkeit stammen und eine<br />
korrosive Vorschädigung aufweisen, verzögerte Brüche im verpressten Zustand auslösen.<br />
Der Korrosionsfortschritt ist dabei sehr langsam und i.d.R. nicht äußerlich erkennbar. Der<br />
Bruch des Spannstahls erfolgt meist plötzlich und verformungsarm.<br />
Aus mehreren, zu dieser Problematik durchgeführten Forschungsvorhaben konnten folgende<br />
Erkenntnisse gewonnen werden [3]:<br />
− Anrisse im Spannstahl sind auf Vorschädigungen vor dem Verpressen der Hüllrohre<br />
zurückzuführen. Je höher die Empfindlichkeit des Spannstahls gegenüber Spannungsrisskorrosion<br />
ist, umso größer ist die Gefahr einer Vorschädigung. Einzelne<br />
Chargen der gleichen Stahlsorte können hierbei erhebliche Unterschiede aufweisen.<br />
− In vollständig mit alkalischem, chloridfreiem Mörtel verpressten Hüllrohren kann das<br />
Entstehen von neuen Anrissen auch nach längeren Standzeiten der Bauwerke ausgeschlossen<br />
werden.<br />
− Spannstähle mit Anrissen neigen bei hoher Empfindlichkeit gegenüber Spannungsrisskorrosion<br />
auch im alkalischen Milieu zur Rissausbreitung. Dabei wird bei überlagerter<br />
schwellender Beanspruchung die Standzeit deutlich herabgesetzt.<br />
Die Problematik der Spannstähle mit einer sehr hohen Empfindlichkeit gegen Spannungsrisskorrosion<br />
trat erst ab etwa 1990 durch einige sehr gravierende Schadensfälle, die sich<br />
jedoch ausschließlich an Spannbetonträgern im Hochbaubereich ereigneten, zu Tage. Die<br />
betroffenen Bauteile wiesen jeweils nur wenige Spannglieder auf.<br />
Das Problem bei Spannstahlbrüchen besteht darin, dass sie nicht ohne weiteres von außen<br />
erkannt werden können. Erst wenn so viel Spannkraft ausfällt, dass die Betonzugfestigkeit<br />
am Querschnittsrand überschritten wird, kommt es zu einer Rissbildung. Reicht dann der<br />
noch verbliebende Restquerschnitt des Spannstahls zusammen mit dem vorhandenen Betonstahlquerschnitt<br />
nicht mehr aus, um unter der vorhandenen Momentenbeanspruchung<br />
mindestens eine γR = 1,0-fache Tragsicherheit zu gewährleisten, kann es zu einem Versagen<br />
durch Sprödbruch ohne Ankündigung durch eine im Laufe der Zeit vermehrte Rissbildung im<br />
Beton kommen.<br />
Eine allgemeine Gefährdung älterer Bauwerke ist jedoch aufgrund der dargestellten Zusammenhänge<br />
nicht anzunehmen [6]. Sie ist auf die anfälligen, vorgeschädigten, vergüteten<br />
Spannstähle St 145/160 „alten Typs“ beschränkt, sofern sie aus den betroffenen Chargen<br />
stammen. In diesen Fällen sind späte Schäden nicht auszuschließen.
1995 ereignete sich bei einer 1965 erstellten Halle ein Schadensfall mit vergütetem Sigma-<br />
Spannstahl St 145/160 der „neuen Generation“ (Produktion ab 1965) mit ovaler Querschnittsfläche<br />
von 40mm 2 und gerippter Oberfläche. Bei einem der insgesamt 7 statisch unbestimmt<br />
gelagerten Spannbetonbinder des Hallendaches nahe der Feldmitte wurde ein<br />
Bruch festgestellt. Das parabelförmig geführte Spannglied wies eine ausreichend hohe Deckung<br />
aus hochwertigem Beton auf, die weder karbonatisiert noch chloridhaltig war. Das<br />
Spannglied war ordnungsgemäß verpresst, wobei im Verpressmörtel keine Konzentrationen<br />
an korrosionsrelevanten Substanzen festgestellt wurde.<br />
Im Bruchquerschnitt des Trägers waren alle 16 Drähte des Spannglieds infolge wasserstoffinduzierter<br />
Spannungsrisskorrosion gebrochen. Neben den Brüchen wiesen die Drähte eine<br />
Vielzahl von Anrissen auf. Es wurde daraus geschlossen, dass vergleichbar zu den Schäden<br />
an Spannstählen des älteren Typs vor dem Verpressen eine Vorschädigung der Spanndrähte<br />
in Form von Korrosion und Anrissen auftrat. Im Zeitraum der Nutzung erfolgte im alkalischen<br />
Milieu des Einpressmörtels ein Wachstum der Risse bis zum Bruch der Drähte [1].<br />
Durch diesen Schadenfall, der durch mehrere Forschungsinstitute intensiv untersucht wurde,<br />
ist das Gefährdungspotential für den Spannstahl Sigma oval St 145/160, Produktionszeitraum<br />
von 1965 bis 1978, erweitert worden. Bei den Untersuchungen konnte nicht nachgewiesen<br />
werden, dass es sich bei dem Schadensfall um einen begründbaren Einzelfall handelt.<br />
Für andere Bauwerke ist zwar grundsätzlich keine akute Gefahr gegeben, ein ähnlicher<br />
Schadensverlauf kann aber an Spannbetonbauteilen mit vergleichbaren ungünstigen Randbedingungen<br />
nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden [3].<br />
Die Ergebnisse von Spannungsrisskorrosions-Versuchen wiesen auf einen hohe Empfindlichkeit<br />
des beim Schadensfall verwendeten Spannstahls hin, wie sie bei den in späteren<br />
Jahren hergestellten Schmelzen der neuen Stahlsorte nicht mehr festgestellt wurde [1]. Der<br />
beim Schadensfall verwendete Spannstahl stammte aus der Anfangsphase seiner Herstellung.<br />
Daher könnte die unerwartet hohe Empfindlichkeit des betroffenen Spannstahls möglicherweise<br />
auf anfängliche Produktionsschwierigkeiten zurückzuführen sein.<br />
Spannstähle gleicher Sorte mit rundem Querschnitt und glatter Oberfläche sind nachweislich<br />
unempfindlicher gegen Spannungsrisskorrosion als solche mit ovalem Querschnitt.<br />
Wie verhält sich nun mit den heutzutage zugelassenen Spannstählen und wie sicher sind<br />
diese?<br />
1978 wurden sowohl die Prüf- und Überwachungsvorschriften für die Herstellung von<br />
Spannstählen so verschärft, dass danach Schadensfälle von Spannstählen mit besonders<br />
hoher Spannungsrisskorrosions-Empfindlichkeit ausgeschlossen werden können. Jegliche<br />
Hinweise auf ein besonders Gefährdungspotential bei den seit 1978 bis heute zugelassenen<br />
Spannstählen einschließlich bei den vergüteten Drähten fehlen. Erfahrungen bei den älteren,<br />
vor 1965 hergestellten Stählen sind nicht auf die seit 1978 zugelassenen Sorten übertragbar.<br />
Seit 1978 steht mit dem DIBt-Test ein geeignetes Prüfverfahren zur Ermittlung der Empfindlichkeit<br />
von Spannstählen gegenüber Spannungsrisskorrosion zur Verfügung. Nach diesem<br />
Prüfverfahren wären die vergüteten Spannstähle „alten Typs“ nach heutigen Maßstäben<br />
nicht zulassungsfähig. Seit 1995 ist darüber hinaus mit der Ausgabe DIN 4227-1/A1 der<br />
Nachweis einer entsprechenden Mindestbewehrung aus Betonstahl zu führen, um ein ausreichendes<br />
Ankündigungsverhalten sicherzustellen (Bild 1).<br />
Von Vorteil ist der Umstand, dass bei Spannbetonbrücken im Gegensatz etwa zu Dachbindern<br />
im Hochbau eine große Anzahl von Spanngliedern vorhanden ist. Es ist unwahrscheinlich,<br />
dass in einem kritischen Querschnitt ein großer Anteil der Spannglieder gleichzeitig unbemerkt<br />
ausfällt. So sind bisher Versagensfälle durch Sprödbruch bei Spannbetonträgern<br />
ausschließlich bei Hochbauträgern mit nur wenigen Spanngliedern bekannt geworden.<br />
3<br />
<strong>VSVI</strong> Seminar, Friedberg/<strong>Hessen</strong>, 26. Mai 2010
Maßnahmen<br />
4<br />
1978 DIBt-Prüfverfahren:<br />
Identifizierung und Ausschluss von Spannstählen mit besonders hoher Empfindlichkeit<br />
gegenüber Spannungsrisskorrosion<br />
1995 DIN 4227-1/A1:<br />
Mindestbewehrung (Robustheitsbewehrung) zur Sicherstellung eines ausreichenden<br />
Ankündigungsverhaltens<br />
Bild 1: Maßnahmen zur Vermeidung einer Gefahr von Sprödbrüchen infolge eines Ausfalls von<br />
Spanngliedern durch Korrosion<br />
2 Tragverhalten bei einem Verlust des inneren Tragwiderstands<br />
Üblicherweise werden Grenzzustände der Tragfähigkeit (GZT) derart betrachtet, dass einer<br />
definierten Überbelastung (γF-fache Beanspruchungen) im Nachweisquerschnitt eine<br />
Schwachstelle (5%-Quantilwerte der Festigkeiten /γM) gegenüber gestellt wird. Die Ankündigung<br />
des Versagens erfolgt im Allgemeinen bei überwiegender Biegebeanspruchung durch<br />
breite Risse im Beton und große Verformungen.<br />
Bei einem Verlust des inneren Tragwiderstands haben wir es mit einem grundsätzlich anderen<br />
Verhalten zu tun. Ein Ausfall von Spannstählen ist zunächst von außen nicht zu erkennen.<br />
Erst wenn unter einer gegebenen Beanspruchung soviel Spannstahl ausgefallen ist,<br />
dass die ansteigenden Zugspannungen im Beton dessen Zugfestigkeit überschreiten, kann<br />
sich eine Ankündigung des Versagens durch eine vermehrte Rissbildung einstellen. Dabei ist<br />
entscheidend, dass ein Versagen des Querschnitts bei Erstrissbildung vermieden werden<br />
muss (Kriterium: Riss vor Bruch). Die im gerissenen Querschnitt auftretende Momentenbeanspruchung<br />
muss durch die Restspannstahlflächen AZ,r<br />
AZ,r = AZ – AZ,Ausfall<br />
gemeinsam mit dem Betonstahl As aufgenommen werden können (Bild 2).<br />
A z,r<br />
A s<br />
Zustand II<br />
b<br />
h<br />
M +M<br />
q vx<br />
Bild 2: Biegetragfähigkeit mit reduzierter Spannstahlfläche Az,r und Betonstahlbewehrung As im<br />
Zustand II<br />
Hieraus ergibt sich unmittelbar der folgende wichtige Zusammenhang:<br />
Je größer die Betonzugfestigkeit und je kleiner im Querschnitt die Beanspruchung (Mq + Mvx)<br />
gegenüber dem Rissmoment ist, umso mehr Spannstahl muss ausfallen, bis sich die Ankün-<br />
Z z,r<br />
Z s<br />
D b<br />
z z<br />
z s<br />
M + M = Z ·z + Z ·z<br />
q vx z,r z s s
digung eines Versagens durch Rissbildung einstellt. Die Restsicherheit für die Aufnahme der<br />
Momentenbeanspruchung im Zustand II ist aber entscheidend von der verbleibenden Restspannstahlfläche<br />
abhängig. Dabei besteht die zentrale Frage darin, ob das Versagen der<br />
Bauwerke bei Erstrissbildung ohne vorherige Ankündigung durch Rissbildung auftreten kann.<br />
Damit hat neben der Beanspruchung infolge der gegebenen Einwirkungskombination die<br />
Größe der Betonzugfestigkeit einen großen Einfluss auf den rechnerischen Nachweis der<br />
verbleibenden Tragsicherheit bei einem Ausfall von Spannstahl. Eine hohe Betonzugfestigkeit<br />
wirkt sich hierbei ungünstig aus.<br />
Die Betonzugfestigkeit im Bauwerk ist eine stark streuende Größe. Risse bilden sich an Stellen<br />
mit geringer Zugfestigkeit. Es gibt verschiedene Einflüsse, die eine Vergrößerung oder<br />
Verminderung der Zugfestigkeit bewirken:<br />
• Nacherhärtung der Betons<br />
• Maßstabseffekt (Biegezugfestigkeit > Zentrische Zugfestigkeit)<br />
• Eigenspannungen<br />
• Dauerstandzugfestigkeit < Kurzzeitzugfestigkeit<br />
• Abfall der Zugfestigkeit bei zyklischer Beanspruchung<br />
Im Allgemeinen wird von der Betondruckfestigkeit auf die Betonzugfestigkeit geschlossen.<br />
Bei der Entnahme von Bohrkernen aus dem Bauwerk zur Bestimmung der Zugfestigkeit ist<br />
zu beachten, dass dabei die im Bauwerk vorhandenen festigkeitsmindernden Eigenspannungen<br />
am Bohrkern nicht mehr wirksam sind.<br />
3 Nachweis nach den „Empfehlungen“ von 1993<br />
Der Nachweis eines ausreichenden Ankündigungsverhaltens konnte bisher mit den vom<br />
Bundesverkehrsministerium herausgegebenen „Empfehlungen zur Überprüfung und Beurteilung<br />
von Brückenbauwerken, die mit vergütetem Spannstahl St 145/160 Neptun N40 bis<br />
1965 erstellt wurden“ [7], erfolgen. Danach ist ein ausreichendes Ankündigungsverhalten<br />
gegeben, wenn nach einer Rissbildung infolge eines Ausfalls von Spanngliedern noch eine<br />
Resttragfähigkeit zur Aufnahme der Momentenbeanspruchung gegeben ist. Danach ergab<br />
sich die folgende Vorgehensweise zum Nachweis eines ausreichenden Ankündigungsverhaltens:<br />
− Das statisch bestimmte Moment und die Normalkraft aus Vorspannung wurden durch entsprechenden<br />
Ausfall von Spanngliedern soweit reduziert, dass unter häufigen Verkehrslasten<br />
(40% p) die Randzugspannung die zentrische Betonzugfestigkeit βbz erreichte.<br />
− Der verbleibende Restquerschnitt der Spannglieder zusammen mit dem Querschnitt der<br />
vorhandenen Betonstahlbewehrung musste unter der maßgebenden Momentenbeanspruchung<br />
eine Tragsicherheit γR > 1,0 gewährleisten.<br />
mit:<br />
γr = (MAz,r + MAs - Mvx) / Mq<br />
MAz,r = Bruchmoment bei Ansatz der Restspannstahlfläche<br />
MAs = Bruchmoment bei Ansatz des Betonstahls<br />
Mq = äußeres Moment aus Vollast<br />
Mvx= statisch unbestimmter Anteil des Momentes aus Vorspannung<br />
<strong>VSVI</strong> Seminar, Friedberg/<strong>Hessen</strong>, 26. Mai 2010<br />
5
Von einer Vorankündigung konnte ausgegangen werden, wenn an jeder Stelle des Bauwerks<br />
γR > 1,0 war.<br />
Bild 3 enthält beispielhaft für das Innenfeld eines Durchlaufträgers das typische Ergebnis<br />
einer solchen Untersuchung. Für die Bereiche der Momentennullpunkte sowie die Endbereiche<br />
der Randfelder ließ sich der Nachweis γR ≥ 1,0 im Allgemeinen nicht führen.<br />
Bild 3: Untersuchung des Ankündigungsverhaltens für das Innenfeld eines Durchlaufträgers<br />
Die Fragestellung, wie mit diesen Bereichen umzugehen ist, führte letztlich zu sehr individuellen<br />
und uneinheitlichen Auslegungen und Anwendungen des Verfahrens in den einzelnen<br />
Bundesländern.<br />
Teilweise wurde bei statisch unbestimmten Tragwerken von einer Momentenumlagerung<br />
Gebrauch gemacht. Teilweise wurden an den Bauwerken Spannstahlproben entnommen<br />
und untersucht. Hierbei stellt sich aber das Problem, dass nur einzelne Chargen der betroffenen<br />
Spannstähle besonders gefährdet sind. In einem Bauwerk sind aber Spannstähle aus<br />
verschiedenen Chargen enthalten, so dass von einer entnommenen Spannstahlprobe nicht<br />
auf den gesamten Spannstahl im Bauwerk geschlossen werden kann. Teilweise wurden in<br />
den Bundesländern individuell unterschiedliche Einwirkungskombinationen für die Nachweise<br />
zugrunde gelegt.<br />
Letztlich führte dieser unbefriedigende Zustand zu einer Überarbeitung des Verfahrens.<br />
4 Nachweis nach der neuen Handlungsanweisung (Sept. 2009)<br />
4.1 Nachweis des Ankündigungsverhaltens auf Querschnittsebene<br />
Die Bestimmung der Restspannstahlfläche AZ,r zum Zeitpunkt der Rissbildung erfolgt unter<br />
der Annahme eines sukzessiven Ausfalls des Spannstahls, bis unter häufigen Einwirkungen<br />
gerade die Betonzugfestigkeit βbZ gemäß Tabelle 1 durch die Randzugspannungen erreicht<br />
wird.<br />
6
( 0)<br />
bz<br />
vx, ∞<br />
∆T, freq<br />
β σ ε ⎜ ⎟<br />
,<br />
A<br />
bZ<br />
Z, r<br />
Dabei sind<br />
=<br />
=<br />
σ<br />
b, ∆q<br />
b, ∆q<br />
− A Z, r ⋅<br />
⎛ 1<br />
v, ∞ ⋅ EZ<br />
⎜<br />
⎝ Ab<br />
+<br />
y<br />
Wb<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
+<br />
M<br />
Wb<br />
+<br />
M vx, ∞ M ∆T, freq<br />
− β bZ + +<br />
Wb<br />
Wb<br />
( 0)<br />
⎛ 1 ybz<br />
⎞<br />
ε ⋅<br />
⎜ +<br />
⎟<br />
v, ∞ EZ<br />
⎝ Ab<br />
Wb<br />
⎠<br />
.<br />
β bZ Zentrische Betonzugfestigkeit gemäß Tabelle 1; mindestens jedoch 2,7 N/mm²;<br />
σ b, ∆q Betonrandspannung infolge häufiger Einwirkung aus Verkehr und ständiger<br />
Last;<br />
∆ q Häufige Einwirkung ∆q = g + ∆g<br />
+ 0 , 5 ⋅ p ,<br />
g = Eigengewicht, ∆ g = Ausbaulast, p = Verkehrslast;<br />
A Z, r Restspannstahlfläche;<br />
( 0)<br />
ε Vordehnung des Spannstahls zum Zeitpunkt t = ∞; der Verlust der Vorspann-<br />
v,∞<br />
kraft infolge Kriechen und Schwinden darf ohne besonderen Nachweis mit 10 %<br />
angesetzt werden;<br />
E Z Elastizitätsmodul des Spannstahls (i.d.R. 205.000 N/mm²);<br />
A b Betonquerschnittsfläche (Bruttoquerschnitt);<br />
y bz Abstand des Spannstahlschwerpunkts zum Schwerpunkt des Betonquerschnitts<br />
(Bruttoquerschnitt);<br />
W b Widerstandsmoment der Randfaser des Betonbruttoquerschnitts;<br />
M vx, ∞ Statisch unbestimmter Anteil des Moments aus der Vorspannung zum Zeitpunkt<br />
t = ∞;<br />
M ∆T, freq Moment infolge eines häufigen Anteils aus linearem Temperaturunterschied<br />
∆Tfreq = 0,<br />
5 ⋅ ∆T<br />
mit<br />
a) ∆T = 7 K wenn Oberseite wärmer als Unterseite,<br />
b) ∆T = 3,5 K wenn Unterseite wärmer als Oberseite.<br />
Tabelle 1: Rechenwerte des Betons<br />
Regelwerk<br />
DIN 4227:1953-10 DIN 4227 Spannbeton-<br />
Beton B 300 1) B 450 1) B 600 1) Bn 350 2) Bn 450 2) Bn 550 2)<br />
βW28 bzw. βWN 25 40 55 35 45 55<br />
βR in N/mm² 15 24 33 21 27 33<br />
βbZ in N/mm² 2,7 2,9 3,6 2,7 3,2 3,6<br />
1) Bezeichnung bezogen auf Mittelwerte<br />
2) Bezeichnung bezogen auf 5 %-Fraktilwerte<br />
<strong>VSVI</strong> Seminar, Friedberg/<strong>Hessen</strong>, 26. Mai 2010<br />
M<br />
W<br />
b<br />
7
Der Riss muss detektierbar sein. Sofern dies z.B. im Stützenbereich auf Grund einer<br />
Fahrbahnabdichtung nicht möglich ist und auch alternativ ein Monitoring-System nicht<br />
zum Einsatz kommen soll, muss der Nachweis an der Plattenunterseite, ggf. auch unter<br />
Annahme eines gerissenen Zustands II, geführt werden. Falls dies nicht gelingt, ist der<br />
Querschnitt zunächst als Querschnitt ohne ausreichendes Ankündigungsverhalten anzusehen.<br />
4.2 Bestimmung der Restsicherheit zum Zeitpunkt der Rissbildung<br />
Mit der unter Abschnitt 4.1 ermittelten Restspannstahlfläche wird gemeinsam mit der<br />
vorhandenen Betonstahlbewehrung die Restsicherheit γp, bezogen auf die Verkehrseinwirkung,<br />
ermittelt. Dabei wird mit folgenden Teilsicherheitsbeiwerten auf der Einwirkungs-<br />
und auf der Widerstandsseite gerechnet:<br />
• Ständige Einwirkung (Eigenlasten, Ausbaulasten)<br />
γg,sup = 1,10 bzw.<br />
γg,inf = 0,90.<br />
Der ungünstigere Wert ist maßgebend.<br />
• Die Einwirkungen aus statisch unbestimmtem Vorspannmoment und linearem<br />
Temperaturunterschied gehen jeweils 1,0-fach in die Rechnung ein.<br />
• Die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Widerstandsseite sind generell mit 1,0 anzunehmen.<br />
Folglich reduziert sich der Nachweis der Restsicherheit auf den Verkehrslastanteil. Die<br />
Restsicherheit ist demnach nachgewiesen, wenn für die Verkehrseinwirkung an jeder<br />
Stelle des Bauwerkes gilt: γp ≥ 1,10.<br />
Der vorhandene Teilsicherheitsbeiwert γp für die Verkehrseinwirkung errechnet sich<br />
nach Gleichung (6) wie folgt:<br />
γ M + M ≤ M + M ,<br />
g ⋅ g + γ p ⋅ M p + M vx, ∞<br />
p<br />
∆T<br />
Az, r<br />
M Az, r + M As − M ∆T − M vx, ∞ − γ g ⋅ M g<br />
γ p =<br />
1,10.<br />
M<br />
Dabei sind<br />
γ g Teilsicherheitsbeiwert für ständige Einwirkung ( γ g = 1,1 bzw. 0,9; der ungünsti-<br />
gere Wert ist maßgebend);<br />
M Biegemoment infolge ständiger Einwirkung (Eigen- und Ausbaulasten);<br />
g<br />
M p Biegemoment infolge voller Verkehrsbeanspruchung;<br />
M vx, ∞ Statisch unbestimmtes Biegemoment infolge Vorspannung zum Zeitpunkt t = ∞;<br />
M Biegemoment infolge linearen Temperaturunterschieds;<br />
∆T<br />
M Tragmoment der restlichen, nicht ausgefallenen Spannbewehrung unter Ansatz<br />
Az, r<br />
einer parabel-rechteckförmigen bzw. einer bilinearen Spannungs-<br />
M<br />
Dehnungsbeziehung für den Beton mit einer rechnerischen Betondruckfestigkeit<br />
βR nach Tabelle 1; ein gleichwertiger Spannungsblock darf angesetzt werden;<br />
Tragmoment der vorhandenen Betonstahlbewehrung.<br />
As<br />
Bei der Bestimmung des Teilsicherheitsbeiwerts γp darf der Mittelwert der Streckgrenze<br />
vom Betonstahl gemäß Tabelle 2 eingesetzt werden.<br />
8<br />
As
Tabelle 2: Rechenwerte der Streck Streck- bzw. β0,2-Grenzen des Betonstahls<br />
Betonstahl<br />
BSt I<br />
BSt II a und b<br />
BSt III a und b<br />
BSt IV a und b<br />
Tabelle 3: Rechenwerte der Streck Streck- bzw. β0,2-Grenzen Grenzen des Spannstahls St 145/160 bzw.<br />
St 140/160<br />
Spannstahl<br />
Neptun Spannstahl<br />
Sigma Spannstahl<br />
Hennigsdorfer Spannstahl<br />
Rechenwert der Streckgrenze in N/mm²<br />
(0)<br />
Die Dehnung ε s des Betonstahls bzw. die Zusatzdehnung des Spannstahls ε v − ε v<br />
darf in der äußersten, zur Aufnahme der Beanspruchung im rechnerischen Bruchz Bruchzu-<br />
stand herangezogenen Bewehrungslage 5 ‰ nicht überschreiten (Bild 4).<br />
Bild 4: Dehnungsdiagramme (Quelle: DIN 4227:1988-12, Bild 8)<br />
Das Verfahren nach der neuen Handlungsanweisung (2009) führt in der Tendenz auf etwas<br />
günstigere Ergebnisse als die alten Empfehlungen (1993). Dennoch ergeben sich auch nach<br />
der neuen Handlungsanweisung einzelne Querschnitte, für die sich der Nachweis eines au ausreichenden<br />
Ankündigungsverhaltens nicht führen lässt bzw. die Risse an diesen Stellen nicht<br />
detektierbar sind.<br />
Hierzu enthält die neue Handlungsanweisung jedoch mit einem Verfahren auf stochastischer<br />
Grundlage age gegenüber den alten Empfehlungen einen deutlichen Fortschritt. Mit diesem Ve Verfahren<br />
kann das Ankündigungsverhalten von betroffenen älteren Spannbetonbrücken weite weiter-<br />
9<br />
<strong>VSVI</strong> Seminar, Friedberg/<strong>Hessen</strong>, 26. Mai 2010<br />
242<br />
396<br />
462<br />
550<br />
Rechenwert der Streckgrenze<br />
1420<br />
1420<br />
1370
gehend untersucht werden, selbst wenn einzelne Querschnitte keine ausreichende Restsicherheit<br />
haben.<br />
4.3 Nachweis des Ankündigungsverhaltens auf Systemebene<br />
(Stochastischer Nachweis)<br />
Hierbei wird ausgenutzt, dass eine Versagensankündigung durch Rissbildung in Querschnitten<br />
mit Ankündigungsverhalten erfolgen kann, auch wenn einzelne Querschnitte kein Ankündigungsverhalten<br />
haben. Diese Möglichkeit der Versagensvorankündigung ist umso<br />
wahrscheinlicher, je weniger Spannstahl in den Querschnitten mit Ankündigungsverhalten<br />
ausfallen muss, um eine Rissbildung zu verursachen, und je mehr Spannstahlbrüche in den<br />
Querschnitten ohne Ankündigungsverhalten für ein Versagen erforderlich sind. Das Verfahren<br />
wurde am Lehrstuhl für Massivbau der TU München entwickelt [8].<br />
Dem Verfahren liegen folgende Annahmen zugrunde:<br />
• Der Spannstahl fällt hüllrohrweise aus.<br />
10<br />
Korrosionsschäden an Spannbetontragwerken belegen, dass i. A. selten ein Draht<br />
alleine bricht, sondern dass unter schlechten Randbedingungen ein gemeinsamer<br />
Ausfall mehrerer Drähte oder Litzen eines Spannglieds an einer eng begrenzten<br />
Stelle auftritt und damit das gesamte Spannglied betroffen ist.<br />
Bei der rechnerischen Ermittlung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Versagens<br />
ohne Vorankündigung wird daher angenommen, dass der Spannstahl hüllrohrweise<br />
ausfällt.<br />
• Die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Spanngliedbruches ist längs der Spannglieder<br />
gleich verteilt.<br />
Beobachtungen bei Schadensfällen, wo Anrisse und Brüche nicht lokal, sondern<br />
über das Bauwerk verteilt auftraten, bestätigen diese Annahme.<br />
• Spanngliedausfälle werden in den Zehntelspunkten simuliert<br />
Mit dem Verfahren erfolgt die Abschätzung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Versagens<br />
ohne Vorankündigung. Wesentliche Eingangsparameter sind die Spanngliedanzahl<br />
si im Querschnitt i, die Restspanngliedanzahl ncr,i bei Rissbildung sowie die zum Nachweis<br />
einer ausreichenden rechnerischen Restsicherheit erforderliche Restspanngliedanzahl<br />
nbr,i. Desweiteren die Anzahl der Querschnitte qk ohne ausreichende Restsicherheit,<br />
in denen nbr,i > ncr,i gilt oder in denen Risse nicht detektierbar sind.<br />
Bei dem stochastischen Verfahren hat die Anzahl der Spannglieder für die Beurteilung der<br />
Querschnitte ohne ausreichendes Ankündigungsverhalten einen großen Einfluss. Mit zunehmender<br />
Anzahl an Spanngliedern werden die Verhältnisse günstiger.<br />
Auf dieser Grundlage kann die Auftretenswahrscheinlichkeit p eines Versagens ohne Vorankündigung<br />
abgeschätzt werden. Der als zulässig angesehene Schwellenwert beträgt p<br />
= 10 -4 .<br />
Die Anwendung des Verfahrens wird durch ein komplett durchgerechnetes Zahlenbeispiel<br />
als Anhang zur neuen Handlungsanweisung illustriert. Das stochastische Verfahren<br />
baut auf den Ergebnissen der Abschnitte 4.1 und 4.2 auf.
4.4 Wertung<br />
Mit der neuen Handlungsanweisung gelingt es in vielen Fällen für die betroffenen älteren<br />
Spannbetonbrücken in Längsrichtung ein ausreichendes Ankündigungsverhalten nachzuweisen.<br />
Durch Anwendung des Verfahrens auf stochastischer Grundlage müssen in diesen Fällen<br />
keine Spannstahlproben mehr entnommen werden, eine Vorgehensweise, die ohnehin<br />
fragwürdig ist.<br />
Dagegen besteht für die Brückenquerrichtung nach wie vor erheblicher Forschungsbedarf.<br />
Hier führt auch das Verfahren auf stochastischer Grundlage derzeit noch nicht zum Erfolg.<br />
5. Zusammenfassung<br />
In den 80er und 90er Jahren sind im Bereich des Hochbaus einzelne Schäden an ca. 30<br />
Jahre alten Spannbetonbauteilen bekannt geworden. Als Ursache für die Schadensfälle wird<br />
Spannungsrisskorrosion (SRK) des Spannstahls angesehen.<br />
Spannungsrisskorrosion kann bei bestimmten älteren Spannstählen aus betroffenen Chargen<br />
mit erhöhter Empfindlichkeit unter bestimmten Voraussetzungen verzögerte Brüche im<br />
verpressten Zustand auslösen. Der Korrosionsfortschritt ist dabei sehr langsam und i.d.R.<br />
nicht äußerlich erkennbar. Der Bruch des Spannstahls erfolgt meist plötzlich verformungsarm.<br />
Aufgrund der geringen Anzahl von Schadensfällen ist infolge SRK kein bedeutender volkswirtschaftlicher<br />
Schaden entstanden. Trotzdem kann wegen des möglichen plötzlichen Versagens<br />
des Spannstahls ein Sicherheitsrisiko für einzelne ältere Bauwerke bestehen.<br />
Die neue Handlungsanweisung von 2009 zur Beurteilung von älteren Spannbetonbrücken<br />
enthält gegenüber den Empfehlungen von 1993 mit dem Verfahren auf stochastischer<br />
Grundlage einen deutlichen Fortschritt für die Bewertung in Brückenlängsrichtung. Mit diesem<br />
Verfahren kann das Ankündigungsverhalten weitergehend untersucht werden, selbst<br />
wenn einzelne Querschnitte keine ausreichende Restsicherheit haben.<br />
Für die Beurteilung der Brückenquerrichtung besteht nach wie vor dringender Forschungsbedarf.<br />
Bei Neubauten tritt aufgrund unempfindlicherer Spannstähle und höherer Anforderungen an<br />
das Lagern, Einbauen und Verpressen von Spanngliedern bei Einhaltung der geltenden Vorschriften<br />
i.d.R. keine SRK mehr auf. Durch die aktuellen konstruktiven Regelungen wird i. A.<br />
außerdem ein ausreichend robustes Tragverhalten von Spannbetonbauteilen bei Spanngliedausfällen<br />
sichergestellt.<br />
<strong>VSVI</strong> Seminar, Friedberg/<strong>Hessen</strong>, 26. Mai 2010<br />
11
Literatur<br />
[1] Nürnberger, U.: Studie zu Spannstahlbrüchen, Abschlussbericht zum Forschungsauftrag,<br />
DBV 210, 25. Juli 1998<br />
[2] Nürnberger, U.: Korrosion und Korrosionssschutz im Bauwesen, Bauverlag,<br />
Wiesbaden 1995<br />
[3] Bertram, D.; Hartz, U.; Isecke, B.; Jungwirth, D.; Litzner, H-U.; Manleitner, S.;<br />
Nürnberger, U.; Riedinger, H.; Rustler, G.; Schießl, P.: Gefährdung älterer Spannbetonbauwerke<br />
durch Spannungsrisskorrosion an vergütetem Spannstahl in nachträglichem<br />
Verbund. DIBT Mitteilungen 2/2002<br />
[4] Krumbach, R.; Meichsner, H.; Schubert, L.: Untersuchungen zur Dauerbeständigkeit<br />
von vorgefertigten Spannbeton-Brückenträgern, Beton- und Stahlbetonbau 1997, Heft<br />
12<br />
[5] Mietz, J.; Fischer, J.; Isecke, B.; Spannstahlschäden an einem Brückenbauwerk infolge<br />
von Spannungsrisskorrosion, Beton- und Spahlbetonbau 1998, Heft 7<br />
[6] Isecke, B.; Manzel, K.; Mietz, J.; Nürnberger, U.: Gefährdung älterer Spannbetonbauwerke<br />
durch Spannungsrisskorrosion, Beton- und Spannbetonbau 1995, Heft 5<br />
[7] Der Bundesminister für Verkehr: Empfehlungen zur Überprüfung und Beurteilung von<br />
Brückenbauwerken, die mit vergütetem Spannstahl St 145/160 Neptun N40 bis 1965<br />
erstellt wurden, Stand Juli 1993<br />
[8] Lingemann, J.: Zum Ankündigungsverhalten von älteren Brückenbauwerken bei<br />
Spannstahlausfällen infolge von Spannungsrisskorrosion. Dissertation, Technische<br />
Universität München, Lehrstuhl für Massivbau, München, 2009<br />
12