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SEMINAR TAGUNGSBAND Instandsetzung massiver ... - VSVI Hessen

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<strong>SEMINAR</strong><br />

<strong>TAGUNGSBAND</strong><br />

<strong>Instandsetzung</strong><br />

<strong>massiver</strong> Brücken<br />

25. April 2007<br />

Stadthalle Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

<strong>Instandsetzung</strong> <strong>massiver</strong> Brücken


INHALT<br />

<strong>Instandsetzung</strong> <strong>massiver</strong> Brücken<br />

Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken 1<br />

– Grundlagen – Bedeutung – Organisation –<br />

OAR Dipl.-Ing. Wolf-Dieter Friebel<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Referat Brücken, Tunnel und sonstige Ingenieurbauwerke<br />

<strong>Instandsetzung</strong> von Betonbauteilen 13<br />

Gemäß ZTV-ING, Teil 3, Abschnitte 4 und 5<br />

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Hörner<br />

Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach<br />

Folien zum Vortrag 23<br />

Querkraftverstärkung von Brücken im Bestand 35<br />

Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger, Dr.-Ing. Rüdiger Beutel, Dipl.-Ing. Alexander Karakas<br />

RWTH Aachen, H+P Ingenieure GmbH & Co. KG<br />

Biegetragfähigkeit, Ermüdung und 41<br />

Restnutzungsdauer von Spannbetonbrücken<br />

Dr.-Ing.Tilmann Zichner<br />

König und Heunisch Planungsgesellschaft, Frankfurt/M.<br />

<strong>Instandsetzung</strong> von mindertragfähigen Brücken 49<br />

bei Schub<br />

Dipl.-Ing. Norbert Kmitta<br />

Amt für Straßen- und Verkehrswesen Darmstadt


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

– Grundlagen – Bedeutung – Organisation –<br />

OAR Dipl.-Ing. Wolf-Dieter Friebel<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Referat Brücken, Tunnel und sonstige Ingenieurbauwerke<br />

1 Einleitung<br />

Gravierende Ereignisse wie z.B. die Hochwasserkatastrophe in Sachsen (Abbildung 1 und 2)<br />

im Sommer 2002 oder der Halleneinsturz von Bad Reichenhall führten die Notwendigkeit<br />

der Bauwerksprüfung [1] wieder deutlich vor Augen. Auch der Öffentlichkeit wird in solchen<br />

Situationen bewusst, wie wichtig es ist, dass staatliche Stellen über qualifiziertes Fachpersonal<br />

verfügen, um die verheerenden Auswirkungen von solchen Naturereignissen rasch und<br />

zutreffend beurteilen und bewältigen zu können. Wie sonst kann kurzfristig geklärt werden,<br />

ob Straßen noch befahrbar und Verkehrsbauwerke noch belastbar sind?<br />

Abbildung 1 und 2: Hochwasserschäden in Sachsen<br />

In dieser Situation hat sich in hervorragender Weise bewährt, dass die<br />

Straßenbauverwaltungen über gut geschultes und erfahrenes Personal verfügen, das „ihre“<br />

Brücken gut kennt und Schwachstellen schnell ausfindig machen konnte. Somit konnten<br />

erste Verkehrsfreigaben nach Rückgang des Hochwassers bereits sehr früh erfolgen und<br />

notwendige <strong>Instandsetzung</strong>sarbeiten umgehend eingeleitet werden. Wichtige Voraussetzungen<br />

für das schnelle Reagieren waren dabei u. a. das Vorhandensein von Bauwerksbüchern<br />

nach DIN 1076 „ Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen; Überwachung und<br />

Prüfung“ [2], das Vorliegen von Prüfberichten über den bis dahin aktuellen Zustand der<br />

Bauwerke, das technische Handwerkszeug und Geräte sowie vor allem die großen<br />

Erfahrungen und Fachkenntnisse der Bauwerksprüfingenieure.<br />

Weniger spektakulär, aber nicht minder wichtig, ist dagegen die Routinearbeit der<br />

Bauwerksprüfingenieure, die der Öffentlichkeit meistens eher verborgen bleibt. Allenfalls<br />

Schilder mit der Aufschrift „Achtung Brückenprüfung“ oder das Auftauchen von Brücken-<br />

1


oder Seilbesichtigungsgeräten lassen die Autofahrer erkennen, dass die guten Geister der<br />

Straßenbauverwaltung für ihre Sicherheit im Einsatz sind. Den Umfang und die<br />

Schwierigkeiten bei der Durchführung der Arbeiten können viele jedoch nur erahnen. Dabei<br />

hat die Bauwerksprüfung im Rahmen der Sicherheitsphilosophie des Brücken- und<br />

Ingenieurbaus eine große Bedeutung. Denn nur durch die regelmäßige Prüfung der<br />

Bauwerke wird der Baulastträger in die Lage versetzt, einen ständigen Überblick über den<br />

Zustand des Bestandes zu erhalten und rechtzeitig Maßnahmen zur Erhaltung der<br />

Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit einzuleiten.<br />

2 Bauwerksbestand<br />

Im Netz der Bundesfernstraßen (Autobahnen und Bundesstraßen) befinden sich zurzeit<br />

37.455 Brückenbauwerke mit einer Fläche von über 27,8 Mio. m² in der Baulast des Bundes.<br />

Die Gesamtlänge der Brücken beträgt 1913 km, also zweimal die Strecke von Flensburg<br />

nach München. Der Gesamtbestand an Straßenbrücken in Deutschland kann überschlägig<br />

auf rund 120.000 Bauwerke geschätzt werden - eine enorme Anzahl, die geprüft, unterhalten<br />

und erhalten sein will. Das Anlagevermögen allein der Brücken in der Baulast des Bundes<br />

beträgt rund 40 Mrd. Euro und stellt damit ein hohes volkswirtschaftliches Gut dar.<br />

Brücken an Bundesfernstraßen<br />

Altersstruktur nach Brückenflächen der Teilbauwerke [%] (Stand: 31.12.2005)<br />

1,9<br />

1,1<br />

1,7<br />

1,2<br />

0,5<br />

0,0<br />

0,3<br />

0,0 0,0 0,2 0,3<br />

0,0<br />

0,3<br />

0,0<br />

0,4 0,2<br />

0,4<br />

0,0 0,2<br />

bis<br />

1899<br />

1900 -<br />

1909<br />

BAB<br />

B-Str<br />

1910 -<br />

1919<br />

1920 -<br />

1929<br />

1930 -<br />

1934<br />

1935 -<br />

1939<br />

1940 -<br />

1944<br />

1945 -<br />

1949<br />

1950 -<br />

1954<br />

2,8<br />

1955 -<br />

1959<br />

4,9<br />

2<br />

5,9<br />

1960 -<br />

1964<br />

Baujahr<br />

11,7<br />

8,9<br />

1965 -<br />

1969<br />

18,5<br />

12,4<br />

11,9<br />

1970 -<br />

1974<br />

15,7<br />

1975 -<br />

1979<br />

9,2<br />

13,1<br />

1980 -<br />

1984<br />

7,4<br />

9,0<br />

1985 -<br />

1989<br />

8,4<br />

9,8<br />

1990 -<br />

1994<br />

11,6 11,4<br />

Abbildung 3: Altersstruktur der Brücken in Bundesfernstraßen (Stand 31.12.2005)<br />

Entsprechend der Alterstruktur der Brücken (Abbildung 3) ist bei der Brückenprüfung auf die<br />

älteren Bauwerke aus den 60er, 70er und 80er Jahren besonderes Augenmerk zu legen, da<br />

hier nach einer Betriebszeit von 30 - 50 Jahren in der Regel die ersten großen<br />

<strong>Instandsetzung</strong>sarbeiten fällig werden, die sich auch an den Bauwerken durch<br />

entsprechende Schäden dokumentieren.<br />

8,0<br />

1995 -<br />

1999<br />

9,5<br />

2000 -<br />

2004<br />

0,6 0,4<br />

2005 -<br />

2009


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Die Entwicklung und Verteilung der Zustandsnoten von 1 - 4, (Abbildung 4) die nach den<br />

Prüfvorschriften für jedes Bauwerk aus den Teilnoten für Standsicherheit, Dauerhaftigkeit<br />

und Verkehrssicherheit vergeben werden zeigen, dass für einen bereits nicht unerheblichen<br />

Anteil der Bauwerke mit Zustandsnote > 3 erheblicher Handlungsbedarf besteht. Die<br />

Entwicklung der Zustandsnoten > 2 zeigt deutlich, dass offenbar der Einsatz der<br />

Erhaltungsmittel in den letzten Jahren nicht ausreichte, um eine Verschlechterung des<br />

Zustands zu verhindern und notwendige Maßnahmen rechtzeitig durchführen zu können. Im<br />

aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ist daher eine deutliche Steigerung der<br />

Erhaltungsmittel vorgesehen, die nun im Vollzug auch so umgesetzt werden müssen.<br />

17,6<br />

16,7<br />

13,2 13,6<br />

12,7 12,9<br />

12,0 11,9<br />

6,6 6,3<br />

Brücken der Bundesfernstraßen<br />

Zustandsnoten nach Brückenflächen der Teilbauwerke [%]<br />

31,8<br />

30,9<br />

30,3<br />

36,0<br />

35,0<br />

3<br />

31,2<br />

30,0 30,5<br />

28,0<br />

26,3<br />

9,7 10,0<br />

9,2<br />

12,6 12,9<br />

2,7<br />

2,2 2,1 2,5 2,4<br />

1,0 - 1,4 1,5 - 1,9 2,0 - 2,4 2,5 - 2,9 3,0 - 3,4 3,5 - 4,0<br />

Zustandsnoten<br />

Abbildung 4: Entwicklung der Zustandsnoten der Brücken in Bundesfernstraßen<br />

Einen großen Einfluss auf die Zustandentwicklung hat die zu erwartende Steigerung des<br />

Güterverkehrs, der vor allem auf Bundesfernstraßen gegenüber den bereits heute sehr<br />

hohen Verkehrsbelastungen weiter sehr deutlich zunehmen wird. Diese Entwicklung wird für<br />

die Bauwerke noch verschärft durch oft festzustellende Überladungen der Fahrzeuge und die<br />

rasant ansteigende Zahl von Schwertransporten. Hier könnten sich aus der Kombination von<br />

Alter, Zustand und Belastung problematische Situationen ergeben, die rechtzeitig erkannt<br />

und entschärft werden müssen.<br />

3 Grundlagen und Verantwortung bei der Bauwerksprüfung<br />

In Anbetracht der vorbeschriebenen Ausgangslage erhält die Bauwerksprüfung nach DIN 1076<br />

im Rahmen der Sicherheitsphilosophie des Brücken- und Ingenieurbaus heute eine<br />

zunehmend zentrale Bedeutung. Denn nur durch die regelmäßige Prüfung der Bauwerke<br />

wird der Baulastträger in die Lage versetzt, einen ständigen Überblick über den Zustand des<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005


Bestandes zu erhalten und rechtzeitig Maßnahmen zur Erhaltung der Standsicherheit,<br />

Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit einzuleiten.<br />

Rechtliche Verpflichtungen hierzu ergeben sich vor allem aus den Straßengesetzen. So hat<br />

nach § 4 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) der Bund als Träger der Straßenbaulast für<br />

Bundesfernstraßen dafür einzustehen, dass Straßen und Bauwerke allen Anforderungen der<br />

Sicherheit und Ordnung genügen. Der Begriff „Sicherheit und Ordnung“ wird im<br />

Wesentlichen durch die anerkannten Regeln der Bautechnik konkretisiert, die im Straßenbau<br />

durch besondere straßenbezogene Vorschriften, die das BMVBW insbesondere durch<br />

„Allgemeine Rundschreiben Straßenbau“ herausgibt, ergänzt.<br />

Durchgängig ist in den Straßengesetzen enthalten, dass Bau und Unterhaltung von Straßen<br />

hoheitliche Tätigkeiten sind. Auch die Einhaltung der Verkehrssicherheit wird in fast allen<br />

Straßengesetzen als hoheitliche Tätigkeit genannt. Die Bauwerksprüfung nach DIN 1076<br />

selbst ist keine hoheitliche Tätigkeit, wohl aber die daraus resultierenden Entscheidungen<br />

des Baulastträgers.<br />

4 Bauwerksprüfung nach DIN 1076<br />

Nach DIN 1076 wird die Bauwerksprüfung und Überwachung nach Hauptprüfung, einfacher<br />

Prüfung, Prüfung aus besonderem Anlass, Prüfung nach besonderen Vorschriften und<br />

laufender Beobachtung und Besichtigung unterschieden. Besonders wichtig sind vor allem<br />

die erste Hauptprüfung nach Fertigstellung des Bauwerks vor der vertraglichen Abnahme<br />

bzw. der Nutzungsfreigabe für den öffentlichen Verkehr, die zweite Hauptprüfung vor Ablauf<br />

der Gewährleistungsfrist, die in der Regel 5 Jahre beträgt und die regelmäßigen<br />

Hauptprüfungen, denen die Bauwerke alle 6 Jahre zu unterziehen sind. 3 Jahre nach einer<br />

Hauptprüfung ist eine einfache Prüfung durchzuführen. Neben den turnusmäßigen<br />

Prüfungen gemäß DIN 1076 gibt es Sonderprüfungen. Diese sind nach speziellen<br />

Ereignissen wie z.B. das zu Beginn beschriebene Hochwasserereignis oder ggf. nach einem<br />

Schadensfall notwendig. Weiterhin gibt es noch Prüfungen nach besonderen Vorschriften für<br />

z.B. für elektrische bzw. maschinentechnische Anlagen von Bauwerken.<br />

Prüfungs- Gewährleistung in Jahren<br />

art Prüfung Prüfung<br />

LB vor vor Ab-<br />

Bauwerk B Abnahme lauf der Prüfungen bis zum Ende der Nutzungsdauer in Jahren<br />

E der Gewähr-<br />

H Leistung leistung<br />

S Baujahr 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

4<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

3<br />

1<br />

4<br />

1<br />

5<br />

1<br />

6<br />

1<br />

7 weiterhin<br />

Brücken LB 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x 2x/Jahr<br />

und B 1x 1x - 1x - 1x 1x - 1x 1x - 1x 1x - 1x 1x - 1x/Jahr 1)<br />

Ingenieur- EP ● ● - ● - 6<br />

Bauwerke HP ● ● ● ● 6<br />

SP<br />

auf Anordnung oder nach größeren Unwettern, Hochwassern, Verkehrsunfällen oder sonstigen den Bestand<br />

der Bauwerke beeinflussenden Ereignissen<br />

Abbildung 5: Prüf und Überwachungszyklen nach DIN 1076


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

5 Organisation der Bauwerksprüfung<br />

Bauwerksprüfungen nach DIN 1076 werden bei den Straßenbauverwaltungen der Länder<br />

bisher noch vorwiegend durch eigenes, hierfür besonders geschultes Personal durchgeführt.<br />

Aufgrund politischer Vorgaben und finanzieller Zwänge zum Personalabbau bei den<br />

öffentlichen Verwaltungen werden jedoch solche Leistungen zunehmend auch an Externe<br />

vergeben. Der Umfang der Vergabe von einfachen Prüfungen und Hauptprüfungen an<br />

Externe ist auf der Grundlage einer aktuellen Umfrage in Abbildung 6 dargestellt.<br />

Der relativ hohe Anteil an Fremdvergaben in einigen Bundesländern ist durchaus kritisch zu<br />

betrachten, da dies einen sehr großen Betreuungsaufwand im Rahmen des notwendigen<br />

Controllings bedeutet, für das oftmals ebenfalls nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung<br />

steht. Der verbleibende Aufwand in der Verwaltung bei Vergabe der Bauwerksprüfung an<br />

Dritte beträgt erfahrungsgemäß für Ausschreibung, Abrechnung und Betreuung ca. 25 %.<br />

Land<br />

Fremdvergabe<br />

1997<br />

5<br />

Fremdvergabe<br />

2003<br />

Baden-Württemberg ca. 9 % HP+EP 10 %<br />

Bayern ca. 16 % HP+EP 10 %<br />

Brandenburg 0 %<br />

Berlin 0 %<br />

HP 16 % für B-Straßen<br />

0 % für BAB<br />

HP 35 %<br />

EP 75-100 %<br />

Bremen nicht bekannt HP+EP 20 %<br />

Hamburg nicht bekannt HP+EP 50 %<br />

<strong>Hessen</strong> ca. 5 % HP+EP 5 %<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

ca. 43 %<br />

HP 26 %<br />

EP 54 %<br />

Niedersachsen ca. 5 % HP 67 %<br />

Nordrhein-Westfalen 0 % 0 %<br />

Rheinland-Pfalz ca. 5 % 0 %<br />

Saarland 0 % 0 %<br />

Sachsen ca. 20 %<br />

Sachsen-Anhalt ca. 33 %<br />

HP 39 %<br />

EP 0 %<br />

HP 60 %<br />

EP 90 %<br />

Schleswig-Holstein ca. 2 % HP+EP 10 %<br />

Thüringen ca. 30 %<br />

HP 33 %<br />

EP 46 %<br />

Abbildung 6: Anteil der Fremdvergabe bei der Bauwerksprüfung in den<br />

Straßenbauverwaltungen der Länder


Im Rahmen einer Untersuchung des BMVBS konnte aufgezeigt werden, dass in<br />

wirtschaftlicher Hinsicht die Durchführung von Bauwerksprüfungen durch verwaltungseigenes<br />

Personal in der Regel günstiger ist. Neben diesen fiskalischen Aspekten ist jedoch<br />

bei Fremdvergaben die Frage der Verantwortlichkeit und Haftung näher zu betrachten.<br />

Bei dem Einsatz von Externen hilft dieser als Sachverständiger mit seinem Fachwissen und<br />

seiner Arbeitskapazität aufgrund eines Werkvertrages der Straßenbaubehörde, die<br />

hoheitliche Aufgabe technisch zu erfüllen. Fehler, die aufgrund seiner Tätigkeit entstehen,<br />

sind im Außenverhältnis zwischen Dritten und der Straßenbaubehörde nur dieser<br />

zuzurechnen. Im Innenverhältnis zwischen Straßenbauverwaltung und Sachverständigem<br />

besteht ein privatrechtliches Werksvertragsverhältnis mit der Folge, dass der Sachverständige<br />

für Schäden aufgrund seiner eventuell fehlerhaften Bauwerksprüfung einzustehen<br />

hat. Um jegliche Gefährdung der Sicherheit auszuschließen, sind daher die Verwaltungen<br />

gehalten, bei der Vergabe an Externe ein ausreichendes Qualitätssicherungs- und<br />

Controllingsystem einzuführen.<br />

6 Schadenserfassung am Bauwerk<br />

Um die Aufnahme der an Brücken und anderen Ingenieurbauwerken festgestellten Schäden<br />

mittels DV-Technik zu vereinfachen und bundeseinheitlich zu gestalten, wurde im Jahre<br />

1988 die ”Richtlinie zur einheitlichen Erfassung, Bewertung, Aufzeichnung und Auswertung<br />

von Ergebnissen der Bauwerksprüfung nach DIN 1076 " (RI-EBW-PRÜF) [3] eingeführt.<br />

Aufgrund der technischen Entwicklungen wurde die Richtlinie mehrfach überarbeitet und als<br />

Ausgabe 2004 neu herausgegeben. Aktuell wurde eine weitere Überarbeitung der RI-EBW-<br />

PRÜF im wesentlichen abgeschlossen. Die Einführung soll im Sommer 2007 erfolgen.<br />

Während der Durchführung der Bauwerksprüfung erfolgt die Schadensaufnahme direkt am<br />

Bauwerk mittels eines „Notebooks” mit dem Programmsystem SIB-Bauwerke [4]. Hierbei<br />

findet der Prüfbericht der letzten Prüfung und die Entwicklung von bestehenden Schäden ein<br />

besonderes Augenmerk, da nicht nur der Schaden selbst, sondern auch die Schadensentwicklung<br />

sehr wichtig für die Schadensbewertung ist.<br />

Die aufgenommenen Schäden werden mit Ziffern zwischen 1 und 4 getrennt für die drei<br />

Bewertungskriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit entsprechend<br />

den Definitionen zur Schadensbewertung nach RI-EBW-PRÜF eingestuft und entsprechend<br />

der Anweisung Straßeninformationsbank, Teilsystem Bauwerksdaten (ASB-ING, Ausgabe<br />

2004) [5] verschlüsselt. Zur Hilfestellung und weiteren Vereinheitlichung der Schadensbewertung<br />

ist ein umfangreicher Beispielkatalog für typische Schäden und deren Bewertung<br />

erstellt worden, der als Anhang zur Neufassung der RI-EBW-PRÜF und im Programmsystem<br />

SIB-Bauwerke verfügbar ist.<br />

Im Anschluss an diese Schadensbewertung ermittelt das Programmsystem SIB-Bauwerke<br />

unter Berücksichtigung aller Einzelschadensbewertungen und des Schadensumfangs sowie<br />

der Anzahl der Einzelschäden die Zustandsnote für das Teilbauwerk. Diese Berechnung<br />

6


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

erfolgt auf Grundlage eines festgelegten Algorithmus [6], die Zustandsnotenbereiche sind in<br />

der RI-EBW-PRÜF wie folgt definiert:<br />

1,0 - 1,4 sehr guter Bauwerkszustand<br />

1,5 - 1,9 guter Bauwerkszustand<br />

2,0 – 2,4 befriedigender Bauwerkszustand<br />

2,5 – 2,9 noch ausreichender Bauwerkszustand<br />

3,0 – 3,4 nicht ausreichender Bauwerkszustand<br />

3,5 – 4,0 ungenügender Bauwerkszustand<br />

Mit erfolgter Bewertung des Schadens gibt der Bauwerksprüfingenieur Empfehlungen zu den<br />

einzuleitenden <strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen, die im Programmsystem SIB-Bauwerke für die<br />

weitere Auswertung und Planung innerhalb des BMS [6] zu Verfügung stehen. Bereits im<br />

Verlauf und nach Abschluss der Bauwerksuntersuchung werden durch die Mitarbeiter des<br />

Prüftrupps mögliche Schadensursachen ergründet und in kritischen Fällen umgehend<br />

geeignete Maßnahmen veranlasst, falls die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährdet sein<br />

könnte. Dazu können sowohl Informationen an das zuständige Amt, die zuständige Meisterei<br />

oder im Falle eines erhöhten Sicherheitsrisikos Verkehrsraumeinschränkungen bis hin zur<br />

sofortigen Sperrung des Bauwerkes zählen.<br />

Bei der Bewertung der Schäden sind die Schadensursachen auch für nicht offensichtliche<br />

Schäden von entscheidender Bedeutung. Vor allem Schäden, die auf physikalischen bzw.<br />

chemischen Reaktionen, wie Alkali-Kieselsäure-Reaktion, Karbonatisierung oder<br />

chloridinduzierte Korrosion beruhen, können nur mit dem entsprechenden Hintergrundwissen<br />

richtig zugeordnet und somit bewertet werden.<br />

In diesem Fällen ist eine weitergehende Untersuchung nach dem Leitfaden „Objektbezogene<br />

Schadensanalyse (OSA)“ [7] durchzuführen. Hierzu wird eine eigenständige Untersuchung<br />

des oder der zu untersuchenden Schäden entweder durch die Straßenbauverwaltung selbst<br />

oder aber unter Hinzuziehung eines geeigneten Sachverständigen gesondert veranlasst. Bei<br />

diesen Untersuchungen werden in der Regel spezielle Verfahren u. a. aus dem Bereich der<br />

zerstörungsfreien Prüfverfahren (ZfP) eingesetzt. Einen umfassenden Überblick über<br />

zerstörungsfreie bzw. zerstörungsarme Prüfverfahren bietet das durch die Bundesanstalt für<br />

Materialprüfung bearbeitete und bereitgestellte ZfPBau-Kompendium, welches auf der<br />

Internetseite www.bam.de zur Verfügung steht.<br />

7 Qualifikation der Bauwerksprüfingenieure<br />

Aufgrund der besonderen Bedeutung der Bauwerksprüfung ist die Qualifikation des<br />

einzusetzenden Personals in DIN 1076 besonders hervorgehoben und betont, dass die<br />

sorgfältige Überwachung und Prüfung der Bauwerke durch sachkundige Personen<br />

unerlässlich ist. In der DIN heißt es hierzu: „Mit der Prüfung ist ein sachkundiger Ingenieur<br />

zu betrauen, der auch die statischen und konstruktiven Verhältnisse der Bauwerke beurteilen<br />

kann“.<br />

7


Das BMVBW gibt bereits seit längerer Zeit gemeinsam mit der Bundesanstalt für<br />

Straßenwesen (BASt) und den Straßenbauverwaltungen der Länder Hilfestellungen zur<br />

Qualifizierung und Ausbildung der Bauwerksprüfingenieure heraus. So hat das BMVBW<br />

bereits 1997 ein Sonderheft zum Thema "Bauwerksprüfung nach DIN 1076" [8]<br />

herausgegeben, in dem Bedeutung und Aufgaben ausführlich beschrieben sind. In mehreren<br />

Heften über „Schäden an Brücken- und anderen Ingenieurbauwerken“ sind außerdem<br />

typische Schäden und deren Ursachen dargestellt sowie die durchgeführten<br />

<strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen ausführlich beschrieben [9,10,11].<br />

Ein Film über die Bauwerksprüfung [12] wurde im Jahr 2002 fertig gestellt, der auch bereits<br />

mehrfach im Fernsehen gezeigt wurde. Dieser zeigt anschaulich den Ablauf der<br />

Bauwerksprüfung von der Vorbereitung und den Grundlagen über die Durchführung bis zur<br />

Nachbereitung und Auswertung an Beispielen aus der Praxis verschiedener Bundesländer.<br />

Der Film kann bei Sanssouci Film bezogen werden.<br />

Seit 2003 werden darüber hinaus 1-wöchige Lehrgänge zur Schulung der<br />

Bauwerksprüfingenieure angeboten, die sowohl Mitarbeitern der Verwaltung als auch<br />

externen Bauwerksprüfern wie Mitarbeiter von Ing.-Büros, TÜV, DEKRA usw. offen stehen.<br />

Ziel der Lehrgänge ist eine fundierte Schulung der Bauwerksprüfingenieure, um die hohen<br />

Anforderungen der DIN 1076 erfüllen zu können. Daneben ist es wichtig, ein einheitliches<br />

Niveau der Ergebnisse der Bauwerksprüfungen zu erreichen und damit eine bundesweite<br />

Vergleichbarkeit der Prüfergebnisse und der daraus folgenden Maßnahmen zu erlangen.<br />

Dies ist auch in Hinblick auf die Anwendung des in der Entwicklung befindlichen<br />

Managementsystems zur Bauwerkserhaltung (BMS) von entscheidender Bedeutung.<br />

Die Lehrgänge richten sich im Wesentlichen an Bauwerksprüfingenieure aus der Verwaltung<br />

und aus Ingenieurbüros, die bereits über Berufserfahrung in der Planung und Bauausführung<br />

verfügen und sich Spezialwissen über die Bauwerksprüfung aneignen wollen.<br />

Als Zugangsvoraussetzungen gelten in der Regel ein abgeschlossenes Ingenieurstudium im<br />

Fachbereich Bauingenieurwesen, sowie praktische und theoretische Erfahrungen im Bereich<br />

Brücken- und Ingenieurbau. Weiterhin ist der sichere Umgang mit dem Programmsystem<br />

SIB-Bauwerke, der in der Regel durch die Teilnahme an einem entsprechenden Lehrgang<br />

nachzuweisen ist, eine wichtige Voraussetzung.<br />

Die Referenten der Lehrgänge sind erfahrene Bauwerksprüfingenieure aus den<br />

Straßenbauverwaltungen sowie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und der<br />

Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM). Mittlerweile haben sich aber erfreulicherweise<br />

auch Vertreter von Fachhochschulen, Ing.-Büros und des TÜV zu Vorträgen bereit erklärt.<br />

In einer einleitenden Darstellung erhalten die Teilnehmer einen Einblick in die Notwendigkeit<br />

der Bauwerksprüfung und die Grundzüge der Erhaltung der Bauwerke.<br />

8


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Die in den zuvor beschriebenen Abschnitten wichtigen Aspekte der Bauwerksprüfung<br />

werden während des Lehrgangs ausführlich behandelt und vermitteln das notwendige<br />

Basiswissen zur Durchführung der Bauwerksprüfung.<br />

Einen breiten Raum nimmt in der gesamten Lehrgangszeit die praktische Bewertung von<br />

Schäden ein. Hierbei werden sowohl die möglichen Ursachen der Schäden wie<br />

statisch/konstruktive -, bauphysikalische - oder bauchemische Ursachen umfassend<br />

behandelt, als auch die Erfassung und Bewertung der Schäden am Bauwerk detailliert<br />

vorgestellt.<br />

Der letzte Tag des Lehrgangs ist praktischen Vorführungen vorbehalten. Hier werden den<br />

Teilnehmern verschiedenste Verfahren und Geräte zur Bauwerksprüfung vorgeführt und<br />

praktisch erprobt. Es werden neben Geräten zur Messung der Betondeckung und<br />

Betonfestigkeit, Endoskop und Geräte der ZfP, wie Radar, Impact-Echo und Ultraschall auch<br />

Schnelltests zur Karbonatisierung bzw. zum Nachweis von Chloriden vorgestellt.<br />

Der Lehrgang endet mit einem „Wissenstest“, der Aushändigung des Zertifikats (Abbildung<br />

7) und einer Aussprache zwischen Referenten und Teilnehmern. Die Aussprache dient dazu,<br />

den Lehrgang ständig zu verbessern sowie den Anforderungen der Praxis und der<br />

Teilnehmer anzupassen.<br />

Abbildung 7: Zertifikat zur Teilnahme am Lehrgang der Bauwerksprüfingenieure<br />

9


Die Lehrgänge finden beim Lehrbauhof Lauterbach des Berufsförderungswerks des<br />

hessischen Baugewerbes e.V., bei der Ingenieurakademie Bauern in Feuchtwangen und bei<br />

der Ingenieurakademie West an der Fachhochschule Bochum statt. Informationen zur<br />

Bauwerksprüfung, zum Programmsystem SIB-Bauwerke, zur „OSA“ und zu den Lehrgängen<br />

sind auf der BASt- Homepage www.bast.de verfügbar. Weiterhin stehen hier auch die ASB-<br />

ING, die RI-EBW-PRÜF und der Leitfaden „OSA“ zum kostenlosen download bereit.<br />

Da die Resonanz auf die Lehrgänge weiterhin sehr hoch ist, soll die Organisation zukünftig<br />

durch die Ingenieurkammern des Bundes und der Länder erfolgen. Begleitet wird die Arbeit<br />

durch die Straßenbauverwaltungen der Länder, der BASt , dem BMVBS und den<br />

kommunalen Spitzenverbänden mittels eines Trägervereins und eines Beirates.<br />

8 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Der Bauwerksbestand in Bundesfernstraßen und gleichermaßen in Landes-, Staats- und<br />

Kommunalstraßen stammt zum überwiegenden Teil aus der Phase des Wiederaufbaus<br />

Deutschlands in den Jahren 1960 – 1980. Die Bauwerke haben somit ein durchschnittliches<br />

Alter von 30-50 Jahren erreicht, was sich inzwischen an zunehmenden Schäden an den<br />

Bauwerken zeigt. Gleichzeitig führt der weiter wachsende Verkehr – und hier insbesondere<br />

der Güterverkehr – zu einer überproportionalen Belastungszunahme, die bei der<br />

ursprünglichen Planung diese Bauwerke in diesem Umfang nicht berücksichtigt war. Die<br />

ständige Beobachtung und Prüfung der Bauwerke erhält somit eine zentrale Bedeutung im<br />

Rahmen der Sicherheitsphilosophie des Ingenieurbaus und des Bauwerksmanagementsystems.<br />

In dieser Situation ist es für die Baulastträger besonders wichtig, durch regelmäßige, fach-<br />

und sachgerechte Bauwerksprüfungen einen ständigen Überblick über den Zustand der<br />

Bauwerke zu erhalten. Nur so können kritische Anzeichen rechtzeitig erkannt werden, um die<br />

Sicherheit und Ordnung auf den Straßen jederzeit zu gewährleisten und Maßnahmen<br />

rechtzeitig einzuleiten, damit die vorhandenen Mittel effektiv und zielgerichtet eingesetzt<br />

werden. Die Bauwerksprüfungen nach DIN 1076 sind daher in Zukunft ein wichtiger<br />

werdendes Aufgabenfeld, für das gut ausgebildetes und geschultes Personal vorhanden sein<br />

muss, um den sehr komplexen Bauwerksbestand richtig beurteilen zu können. Wegen des<br />

weiter voranschreitenden Personalabbaus bei den Verwaltungen wird es dabei zunehmend<br />

notwendig werden, auch Externe mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen.<br />

Hierzu ist es Voraussetzung, dass auch diese Bauwerksprüfingenieure die notwendige<br />

Qualifikation und Erfahrung haben.<br />

10


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Quellenangabe:<br />

[1] Naumann, J. ; Friebel, W.-D. : Gute Geister, Verantwortungsvolle Aufgabe:<br />

Brücken- Bauwerksprüfungen<br />

Deutsches Ingenieurblatt , Heft 6, Juni 2005<br />

[2] DIN 1076 – Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen; Überwachung und<br />

Prüfung,<br />

Ausgabe November 1999, Beuth Verlag Berlin<br />

[3] Richtlinie zur einheitlichen Erfassung, Bewertung, Aufzeichnung und Auswertung von<br />

Ergebnissen der Bauwerksprüfungen nach DIN 1076, RI-EBW-PRÜF, BMVBW 2004<br />

(download unter www.sib-bauwerke.de)<br />

[4] Programmsystem SIB-Bauwerke - DV-Programm zur Erfassung, Speicherung und<br />

Auswertung von Bauwerksdaten nach ASB-ING, Ingenieurbüro Wendebaum-Peter-<br />

Mosbach (WPM), 66540 Neunkirchen, im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen<br />

[5] ASB Anweisung Straßeninformationsbank, Teilsystem Bauwerksdaten, ASB-ING,<br />

BMVBW 2004, (download unter www.sib-bauwerke.de)<br />

[6] Haardt, P.: Analyse und Weiterentwicklung von Algorithmen zur Zustandsbewertung<br />

von Ingenieurbauwerken, Schlussbericht zum AP-Projekt 97 245/B4, Bundesanstalt für<br />

Straßenwesen, Juli 1998, unveröffentlicht.<br />

[7] Leitfaden Objektbezogene Schadensanalyse, OSA, BASt 2004 (download unter<br />

www.bast.de)<br />

[8] Bauwerksprüfung nach DIN 1076, Bedeutung, Organisation, Kosten, Dokumentation<br />

1997, Aufgestellt: Bund/Länder-Fachausschuss Brücken- und Ingenieurbau,<br />

Verkehrsblatt-Verlag, 1997.<br />

[9] Schäden an Brücken und anderen Ingenieurbauwerke, Verkehrsblatt-Verlag, 1982.<br />

[10] Schäden an Brücken und anderen Ingenieurbauwerke, Verkehrsblatt-Verlag, 1994<br />

[11] Erhaltungsarbeiten an Brücken und anderen Ingenieurbauwerken von Straßen,<br />

Verkehrsblatt-Verlag, 1990<br />

[12] Filme „Bauwerksprüfung nach DIN 1076“ (45 Min. deutsch/englisch), „Ich mache<br />

meinen Job gern“ (30 Min. deutsch), Video/DVD, Sanssouci Film, Kleinenmachnow<br />

2002<br />

11


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

<strong>Instandsetzung</strong> von Betonbauteilen<br />

Gemäß ZTV-ING, Teil 3, Abschnitte 4 und 5<br />

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Hörner<br />

Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach<br />

1 EINLEITUNG<br />

Unsere Brückenbauwerke sind sicher und werden es auch bleiben, wenn sie pfleglich<br />

behandelt, gewartet und fachgerecht instandgesetzt werden. Und <strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen<br />

werden, abhängig von der Exposition der Bauteile, nach einer gewissen Zeit<br />

erforderlich.<br />

Die Bauwerke werden durch immer höhere Verkehrsaufkommen belastet, und als<br />

Außenbauteile unterliegen sie den üblichen Witterungseinflüssen. Im Winter wird Tausalz<br />

gestreut, wodurch Chloride in den Beton gelangen, die dort Auslöser für die gefürchtete<br />

chloridinduzierte Korrosion sein können. Auch die Depassivierung infolge Karbonatisierung<br />

des Betons kann zu erheblichen Korrosionsschäden führen.<br />

In beiden Fällen werden Fortschritt der Schädigung und Ausmaß des Schadens am Beton<br />

ganz wesentlich von der Herstellung, Zusammensetzung, Verdichtung und Nachbehandlung<br />

des Betons, also von seiner ursprünglichen Ausführungsqualität beeinflusst.<br />

In der Regel entstehen jedoch Schäden größeren Ausmaßes erst gar nicht, da sie im<br />

Rahmen der regelmäßigen Bauwerksprüfungen gemäß DIN 1076 frühzeitig entdeckt werden<br />

(alle 6 Jahre Haupt-, alle 3 Jahre Nebenprüfung) und der Beton rechtzeitig instandgesetzt<br />

wird.<br />

Welche Schritte bei der <strong>Instandsetzung</strong> wesentlich sind, soll anhand des Teils 3, Abschnitt 4<br />

„Schutz und <strong>Instandsetzung</strong> von Betonbauteilen“ der Zusätzlichen Technischen<br />

Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten (ZTV-ING) erläutert werden.<br />

2 ERHALTUNGSKOSTEN<br />

In der Bundesrepublik hatten wir Ende des Jahres 2005 einen Bestand von insgesamt<br />

37.455 Brücken und 213 Tunnel im Zuge der Bundesferntrassen. Dafür wurden insgesamt<br />

275 Mio. € für die Erhaltung aufgewendet; das sind lediglich rd. 50% der Mittel, die gemäß<br />

der Erhaltungsprognose im Bundesverkehrswegeplan (2003; 555 Mio. €) hätten aufgebracht<br />

werden müssen.<br />

13


Insgesamt zu wenig, wie der Bundesrechnungshof bereits 2001 in seinem Bericht feststellte. In den<br />

Potsdamer Nachrichten vom 17.10.2001 war zum Bericht des BRH 2001 hinsichtlich der Erhaltung unserer<br />

Ingenieurbauwerke zu lesen:<br />

........ Und er [Kurt Bodewig] sollte mehr Geld für die Instandhaltung von Brücken ausgeben. Zwischen 700<br />

und 900 Millionen Mark müsste Bodewig jährlich für die 35.000 Straßenbrücken in Deutschland ausgeben,<br />

damit diese sicher erhalten bleiben. 1998 hat der Verkehrsminister aber nur 380 Millionen Mark für die<br />

Brücken locker gemacht. Der Zustand der Brücken verschlechtere sich deswegen, hat Frau von Wedel<br />

[Präsidentin des BRH] festgestellt; und weiter: „Langfristig könnte dies dazu führen, dass die Nutzbarkeit des<br />

Bundesfernstraßennetzes eingeschränkt wird“.<br />

Den größten Anteil an den Aufwendungen für die Erhaltung macht die Betoninstandsetzung<br />

aus. Auf sie entfielen 2005 für den Bereich der Bundesfernstraßen insgesamt 54<br />

Mio. €, also immerhin rd. 20 % des Gesamt-Erhaltungsaufwandes in Höhe von 275 Mio €.<br />

3 REGELWERKE FÜR DIE INSTANDSETZUNG<br />

Vorwiegend wegen der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung von <strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen<br />

wurden in den 80er Jahren die Regelwerke für <strong>Instandsetzung</strong>en erarbeitet. Ein<br />

weiterer Grund war die damals überhaupt nicht vorhandene Markttransparenz in bezug auf<br />

die verschiedenen <strong>Instandsetzung</strong>smaterialien. Für die ausschreibenden Stellen war es sehr<br />

schwierig, die eingehenden Angebote sachgerecht zu würdigen und zu vergleichen, da<br />

weitgehend die Kenntnisse über die Eignung und Qualität der angebotenen kunststoffmodifizierten<br />

Materialien fehlten.<br />

4 ZTV-ING, TEIL 3, ABSCHNITT 4 (ehemals ZTV-SIB)<br />

4.1 Allgemeines<br />

Teil 3, Abschnitt 4 enthält<br />

- Richtlinien (kursiv) für Planung, Ausschreibung, Durchführung, Kontrolle und Abnahme<br />

von <strong>Instandsetzung</strong>sarbeiten. Sie richten sich ausschließlich an die ausschreibende Stelle<br />

und werden von dort in Vertragstexte umgesetzt.<br />

- Vertragliche Regelungen (mit Randstrich versehen), die zusätzlich zu bereits<br />

vorhandenen Technischen Vorschriften gelten.<br />

Das Regelwerk ist unterteilt<br />

- in das übergeordnete Vertragswerk ZTV-ING, Teil 3, Abschnitt 4 und<br />

- die zugehörigen Technischen Lieferbedingungen (TL) und Technischen Prüfvorschriften<br />

(TP) für die verschiedenen Arten von Betonersatzsystemen und für Oberflächenschutzsysteme.<br />

14


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Die TL wenden sich im wesentlichen an die Materialhersteller, aber auch an die Verarbeiter<br />

auf der Baustelle. In den TP sind Prüfverfahren für die Materialien angegeben. Die TP sind<br />

daher hauptsächlich für die Prüfinstitute von Bedeutung, da alle kunststoffhaltigen Stoffe<br />

nach Teil 3, Abschnitt 4 eine sogenannte Grundprüfung (grundsätzliche Eignung der<br />

Baustoffe für den vorgesehenen Verwendungszweck) bestanden haben müssen, bevor sie<br />

angewendet werden dürfen.<br />

4.2 Aufnahme der Produkte in die Zusammenstellung<br />

Das DIBt erkennt Prüfstellen auf Antrag für den bauaufsichtlichen Bereich als P-, Ü-, Z-<br />

Stellen (Prüfen, Überwachen, Zertifizieren) an. Auf dieser Grundlage können sie<br />

anschließend von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) für den bauaufsichtlichen<br />

Bereich der Bundesfernstraßen anerkannt werden. Die P-, Ü-, Z-Stellen führen die<br />

Grundprüfung und Überwachung der Stoffherstellung durch. Sie erstellen das allgemeine<br />

bauaufsichtliche (baurechtliche) Prüfzeugnis (abP) auf der Grundlage des Grundprüfberichtes<br />

und bestätigen die Übereinstimmung der Werte aus dem Grundprüfbericht mit<br />

denen des abP. Darin sind die wesentlichen Werte des Grundprüfberichtes enthalten.<br />

Darüber hinaus enthält das abP die von einer von der BASt anerkannten Zertifizierungsstelle<br />

überprüften Angaben zur Ausführung. Das abP ist der Nachweis für die Verwendbarkeit für<br />

nicht geregelte Bauprodukte der Bauregelliste A, Teil 2. Es wird für höchstens 5 Jahre erteilt.<br />

Mit dem Übereinstimmungs-Zertifikat (Z) wird die Übereinstimmung der Eigenschaften eines<br />

Stoffes mit den Anforderungen der zugehörigen TL/TP bestätigt. Das Zertifikat wird von einer<br />

von der BASt anerkannten Zertifizierungsstelle (Z-Stelle) als Übereinstimmungsnachweis<br />

erteilt. Das Übereinstimmungs-Zertifikat berechtigt den Hersteller, die zertifizierten Stoffe mit<br />

einem Ü-Zeichen gemäß den TL zu kennzeichnen.<br />

Der Stoffhersteller kann die Aufnahme seiner Produkte in die Zusammenstellung der<br />

zertifizierten Stoffe und Stoffsysteme bei der BASt beantragen. Wenn die vorgelegten abP<br />

und Z ohne Beanstandung sind, werden die Produkte in die Zusammenstellung der<br />

zertifizierten Stoffe und Stoffsysteme aufgenommen.<br />

Teil 3, Abschnitt 4 fordert, dass nur solche kunststoffhaltigen Baustoffe verwendet werden,<br />

die in die Zusammenstellungen der zertifizierten Stoffe und Stoffsysteme aufgenommen<br />

worden sind. Die dort geführten Systeme sind untereinander als gleichwertig anzusehen,<br />

was für die ausschreibende Stelle erhebliche Vorteile bietet.<br />

Die Zusammenstellungen werden von der BASt geführt und ständig aktualisiert. Sie können<br />

im Internet (www.bast.de) und per Fax on Demand (02204-43 144) abgerufen werden.<br />

Wir werden künftig – so die derzeitige Planung - keine TL/TP, kein abP und auch keine<br />

Angaben zur Ausführung mehr haben. Es wird dann nur noch mit CE-Zeichen<br />

gekennzeichnete Produkte geben (Bilder 1, 2, 3). Seitens der BASt wird allerdings<br />

angestrebt, auch weiterhin Zusammenstellungen zu führen.<br />

15


4.3 Abgrenzung des Teils 3, Abschnitt 4 zu anderen Abschnitten<br />

Bei der <strong>Instandsetzung</strong> von Brückenfahrbahntafeln regelt Teil 3, Abschnitt 4 alle<br />

<strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen mit Betonersatz und Oberflächenschutz. Alle nachfolgenden<br />

Maßnahmen ab Oberfläche Betonersatz, also Grundierung bzw. Kratzspachtelung und<br />

Dichtungsschicht, regeln die Abschnitte 1, 2, 3 des Teils 7, (Bild 4).<br />

Die Abgrenzung zu Teil 3, Abschnitt 5 richtet sich im wesentlichen nach den beiden Kriterien<br />

Rissbreite und Risstiefe (Bild 5).<br />

5 GLIEDERUNG DES TEILS 3, ABSCHNITT 4<br />

Teil 3, Abschnitt 4 umfasst die Nrn. 1 bis 8. Die Nrn. 1 „Allgemeines“ und 2 „Vorbereitung der<br />

Betonunterlage“ enthalten Regelungen, die bei einer vertraglichen Vereinbarung des Teils 3,<br />

Abschnitt 4 immer gelten. Hingegen enthalten die Nrn. 3 bis 8 baustoffspezifische<br />

Zusatzregelungen für die verschiedenen Arten von Betonersatz- bzw. Oberflächenschutzsystemen.<br />

5.1 Wichtige Nrn. des Teils 3, Abschnitt 4<br />

5.1.1 Nr. 1 Allgemeines<br />

Die Nr. 1 behandelt alle baustoffübergreifenden, allgemeingültigen Festlegungen,<br />

einschließlich der Begriffsbestimmungen.<br />

Die Anwendung des Teils 3, Abschnitt 4 erstreckt sich zunächst nur auf die <strong>Instandsetzung</strong><br />

im oberflächennahen Bereich, also da, wo statische Belange in der Regel unberücksichtigt<br />

bleiben dürfen. Sind statische Belange maßgebend, sind vor Anwendung dieses Abschnitts<br />

zusätzlich statische Untersuchungen anzustellen und die daraus resultierenden Maßnahmen<br />

festzulegen (Bilder 6, 7).<br />

Eine ganz wesentliche Forderung in Nr. 1, die sich hauptsächlich an die planende und<br />

ausschreibende Stelle richtet, befasst sich mit der Bestandsaufnahme. Hier wird ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen, dass die planende und ausschreibende Stelle gehalten ist, ein<br />

<strong>Instandsetzung</strong>skonzept - einschließlich ausführlicher Pläne - zu erarbeiten bzw.<br />

erarbeiten zu lassen. Grundlage dieses <strong>Instandsetzung</strong>skonzeptes muss die Erfassung des<br />

Ist-Zustandes des Bauwerkes sein. Als Anhalt zur Erfassung des Ist-Zustandes enthält<br />

Tabelle 3.4.1 Angaben in Form einer Checkliste.<br />

Die Nr. 1.7 enthält grundsätzliche Regelungen für die Ausführung. U.a. sind dort auch<br />

Anforderungen an das Unternehmen und das Baustellenpersonal gestellt. Demnach dürfen<br />

nur fachkundige Firmen mit Erfahrungen auf dem Gebiet der <strong>Instandsetzung</strong>en und mit<br />

entsprechender Qualifikation beauftragt werden. Ferner muss der Bieter nachweisen, dass<br />

ein handwerklich ausgebildeter Mitarbeiter - in der Regel der Kolonnenführer - im Umgang<br />

mit kunststoffhaltigen Baustoffen besonders geschult ist, d.h. er muss den SIVV-Schein<br />

haben. Dieser Mitarbeiter muss während der Baumaßnahme ständig auf der Baustelle am<br />

Arbeitsort (nicht in der Baubude) anwesend sein. Inzwischen wird gefordert, dass der SIVV-<br />

Scheininhaber alle höchstens 3 Jahre eine 2-tägige Nachschulung absolviert.<br />

16


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Die Nr. 1 enthält auch Regelungen zur Kontrolle der Äußeren Bedingungen. So wird für alle<br />

Betonersatz- und Oberflächenschutzsysteme - also auch für Beton und Spritzbeton - die<br />

kontinuierliche Aufzeichnung von Lufttemperatur und relativer Luftfeuchte verlangt. Daneben<br />

ist auch die Temperatur der Betonunterlage beim Aufbringen des Betonersatzes oder des<br />

Oberflächenschutzes zu kontrollieren. Außerdem sind kontinuierlich zu kontrollieren: die<br />

Feuchte der Betonunterlage, die Temperatur der verwendeten Stoffe, und die Taupunkttemperatur<br />

ist zu bestimmen und einzuhalten, wenn reine Kunststoffe (EP-Harz, PC, OS)<br />

appliziert werden (Bilder 8, 9).<br />

Für alle diese Messungen muss der Auftragnehmer die notwendigen Geräte auf der<br />

Baustelle vorhalten (Hygrothermograph, Digitalthermometer, CM-Gerät). Die Kontrolle der<br />

äußeren Bedingungen gehört zur Eigenüberwachung des Auftragnehmers; sie ist ein<br />

wesentlicher Bestandteil der Überwachung der Ausführung (Bild 10).<br />

Ein äußerst wichtiger Aspekt ist die Qualitätssicherung der Baustoffe und der Ausführung.<br />

Dazu gehört zunächst, dass alle verwendeten Baustoffe für die jeweils durchzuführende<br />

<strong>Instandsetzung</strong>smaßnahme geeignet sind. Die Stoffe aus den Zusammenstellungen sind<br />

entsprechend geprüft und geeignet (Unterabschnitt 4.2).<br />

Bei rein zementgebundenen Baustoffen, wie Beton und Spritzbeton, wird ein Nachweis der<br />

Eignung (Erstprüfung) nach DIN-Fachbericht 100 „Beton“ bzw. DIN 18 551 gefordert;<br />

insofern unterscheiden sich <strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen nicht von Brückenneubauten.<br />

Dagegen haben bei allen kunststoffhaltigen Baustoffen, also bei SPCC, PCC, PC, bei kunststoffhaltigen<br />

Haftbrücken und Oberflächenschutzsystemen sowohl die Werkseigene<br />

Produktionskontrolle als auch die (Fremd)Überwachung der Stoffherstellung nach den<br />

jeweiligen Technischen Lieferbedingungen zu erfolgen. Die Fremdüberwachung darf nur von<br />

einer von der BASt anerkannten P-, Ü-,Z-Stelle durchgeführt werden.<br />

Die Eigenüberwachung der Ausführung erfolgt durch den Auftragnehmer, die<br />

Fremdüberwachung durch eine Gütegemeinschaft bzw. durch eine anerkannte Prüfstelle.<br />

Ihre Anerkennung erfolgt durch die Straßenbauverwaltungen der Länder, das DIBt oder das<br />

BMVBS.<br />

5.1.2 Vorbereitung der Betonunterlage<br />

Nr. 2 befasst sich mit der Vorbereitung der Betonunterlage. Die Betonunterlage ist der<br />

Beton unter dem jeweils herzustellenden Betonersatz- oder Oberflächenschutzsystem. Die<br />

Betonunterlage ist also der Altbeton nach erfolgter Vorbereitung, mit allen evtl. vorhandenen<br />

ungleichmäßigen Abtragungstiefen, Störungen und Veränderungen des Betongefüges,<br />

einschließlich der evtl. freigelegten Bewehrung.<br />

Oberstes Ziel aller Vorbereitungsverfahren muss es sein, einen festen und dauerhaften<br />

Verbund zwischen dem Altbeton und dem Betonersatz- bzw. Oberflächenschutzsystem zu<br />

erreichen. Insofern kommt es immer darauf an, einen schonenden Abtrag mit möglichst<br />

geringen Störungen des Betongefüges in der Betonunterlage zu erreichen.<br />

In Tabelle 3.4.2 sind die zur Zeit vorzugsweise angewendeten Verfahren zur Vorbereitung<br />

der Betonunterlage aufgelistet. Es finden sich dort Angaben zum Anwendungsbereich, zum<br />

Verfahren, und zum Anwendungszweck sowie Anforderungen an die Verfahren.<br />

17


Überwiegend wird heute zum Abtrag von Beton das Druckwasserstrahlen angewendet.<br />

Abtrag mit leichten Fräsen, mit denen in einem Übergang nur bis höchstens 5 mm Beton<br />

abgetragen werden, ist ebenfalls möglich. Beispielsweise muss dann eine Walzenfräse (z. B.<br />

eine Feinfräse mit 5 mm Meißelabstand) oder eine Diamantfräse gewählt werden.<br />

Andererseits kann zur Beseitigung von Zementschlämme und minderfesten Schichten mit<br />

dem Kugelstrahlverfahren vorbereitet werden (Tabelle 3.4.3).<br />

Nach der Vorbereitung der Betonunterlage ist deren Abreißfestigkeit zu bestimmen. An den<br />

Werten der Abreißfestigkeit nach der Vorbereitung lässt sich die Qualität der Vorbereitung<br />

ermessen. Je wirkungsvoller - und dennoch schonend - die Vorbereitung der Betonunterlage<br />

ist, desto höher ist der Wert der Abreißfestigkeit.<br />

Gefordert wird, dass die Betonunterlage im Mittel eine Abreißfestigkeit von mindestens<br />

1,5 N/mm 2 hat. Da der Baustoff Beton aber nicht homogen ist und die Prüfung mit<br />

verfahrensbedingten Ungenauigkeiten behaftet ist, wird für die Einzelwerte der Prüfungen ein<br />

Mindestwert von lediglich 1,0 N/mm 2 gefordert.<br />

Abrisse, die zu mehr als 25% in der Klebefuge erfolgen, bleiben bei der Auswertung<br />

unberücksichtigt, es sei denn, die Werte liegen über den geforderten Mindestfestigkeiten<br />

(Bild 11).<br />

5.2 Betonersatzsysteme (BE)<br />

5.2.1 Allgemeines<br />

Mit der <strong>Instandsetzung</strong> mit Betonersatzsystemen soll in erster Linie der alkalische<br />

Korrosionsschutz (Passivierung) der Bewehrung wieder hergestellt werden. Daneben soll<br />

aber auch der Betonersatz in seinen Eigenschaften denen eines dichten und gut<br />

nachbehandelten Betons entsprechen, damit das Eindringen von CO2 und Wasser<br />

gemeinsam mit Chloriden weitestgehend verhindert wird.<br />

In den Nrn. 3, 4, 5, 6 und 7 sind die einzelnen BE-Systeme geregelt. Die Wahl des<br />

Betonersatzes wird hauptsächlich bestimmt durch<br />

• die erforderliche Schichtdicke,<br />

• die Lage und Größe der <strong>Instandsetzung</strong>sfläche,<br />

• den erforderlichen Korrosionsschutz der Bewehrung,<br />

• die Dauer der erforderlichen bzw. hinnehmbaren Sperrzeiten für den Verkehr,<br />

• die Kosten.<br />

Die Kriterien für die Wahl und den Einsatz der <strong>Instandsetzung</strong>ssysteme sind in den<br />

jeweiligen Nrn. 3 bis 7 genannt; sie sind in den Bildern 12 und 13 zusammengefasst.<br />

5.2.2 Beton, Spritzbeton<br />

Eine wesentliche Forderung ist, dass für <strong>Instandsetzung</strong>smaßnahmen grundsätzlich rein<br />

zementgebundene Baustoffe verwendet werden sollten, und zwar in einer für den alkalischen<br />

Korrosionsschutz ausreichenden Dicke der Betondeckung. Dies macht wegen der<br />

unmittelbaren Artverwandtschaft zwischen Untergrund und BE auch Sinn.<br />

18


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

Bei Beton beträgt die einzuhaltende Einbaudicke des Betonersatzes 5 cm bei einer Betondeckung<br />

von mindestens 4 cm (Bild 14). Werden diese Forderungen erfüllt, wird davon<br />

ausgegangen, dass ein ausreichender alkalischer Schutz vorhanden ist. In diesem Fall sind<br />

eine zusätzliche Korrosionsschutzmaßnahme und eine Oberflächenschutz-Maßnahme nicht<br />

erforderlich (Nrn. 2.4.3, 3.3.1, 3.5.2).<br />

Bei Spritzbeton richtet sich die Mindestschichtdicke nach dem Einsatzbereich entsprechend<br />

Tabelle 3.4.4. Soll mit Spritzbeton nur bereichsweise geschädigter Beton ersetzt werden, ist<br />

eine Mindestschichtdicke von 3 cm einzuhalten. Dient der Spritzbetonauftrag der großflächigen<br />

Erhöhung der Betondeckung, wird zwischen einer Anwendung bei Bauteilen mit<br />

vorwiegend ruhender (Unterbauten, Stützwände) und einer solchen mit nicht vorwiegend<br />

ruhender (Überbauten) Belastung unterschieden (Bild 15).<br />

Für den Fall der ruhenden Belastung wird wiederum eine Mindestschichtdicke von 3 cm für<br />

ausreichend erachtet, während für nicht ruhende Belastung eine Mindestschichtdicke von<br />

5 cm gefordert wird. Diese erhöhte Auftragsdicke ergibt sich aus der Vorstellung, dass bei<br />

Bauteilen mit nicht vorwiegend ruhender Belastung - wie z. B. Brückenüberbau - Spritzbeton<br />

nur in Verbindung mit angedübelter Bewehrung zum Einsatz kommen soll (Nr. 4.3). Wegen<br />

der stets einzuhaltenden Forderung nach einer ausreichenden Betondeckung (cmin ≥ 4 cm)<br />

ergibt sich dann eine Mindestauftragsdicke von 5 cm. Auf diese Weise entsteht eine<br />

bewehrte Spritzbetonschale, deren Eigengewicht statisch zu berücksichtigen ist. Wenn eine<br />

Betondeckung von mindestens 4 cm planmäßig nicht erreicht werden kann, soll als<br />

Korrosionsschutzmaßnahme zusätzlich ein geeignetes OS-System gewählt werden. Diese<br />

Forderung gilt sowohl für Beton als auch für Spritzbeton (Nrn. 2.4.3, 4.3, 4.5.3).<br />

Hauptanwendungsgebiet von Beton als Betonersatz ist die waagerechte Bauteiloberseite,<br />

daneben aber auch die <strong>Instandsetzung</strong> senkrechter oder stark geneigter Flächen mit Hilfe<br />

von Schalungen. In solchen Fällen ist besonders auf eine ausreichende Verdichtung des<br />

Betons zu achten.<br />

Der Spritzbeton wird vorzugsweise an Bauteilunterseiten sowie an senkrechten oder stark<br />

geneigten Flächen eingesetzt. Er sollte nicht von oben nach unten gespritzt werden, wie das<br />

ja bei waagerechten Bauteiloberseiten notwendig wäre. Es wird befürchtet dass das<br />

herabfallende Rückprallgut sich nicht homogen mit dem aufgetragenen Spritzbeton<br />

verbindet, was zu Fehlstellen im Spritzbeton führen kann. Bei Bauteilen, die dynamisch<br />

beansprucht werden, muss ggf. ein LKW-Fahrverbot ausgesprochen werden, oder es sind<br />

zuvor besondere Eignungsprüfungen durchzuführen (Nr. 4.2).<br />

Zum Spritzen von Spritzbeton dürfen nur Düsenführer eingesetzt werden, die eine vom<br />

Auftraggeber anerkannte Prüfung (Düsenführerschein) erfolgreich abgelegt haben. Der<br />

Nachweis ist vom Bieter zu verlangen (Nr. 4.5.2).<br />

Beim Aufbringen von Beton als Betonersatz ist stets eine Haftbrücke aufzubringen, die aus<br />

dickflüssigem Zementmörtel, aus PCC oder aus Epoxidharz bestehen kann (Nr. 3.5.4); bei<br />

Spritzbeton ist eine Haftbrücke im allgemeinen nicht erforderlich. Vor dem Aufbringen der<br />

zementgebundenen Haftbrücken bzw. des Spritzbetons ist der Untergrund ausreichend<br />

vorzunässen. Vor Aufbringen eines EP-Harzes als Haftbrücke muss die Feuchte des<br />

Untergrundes nach dem CM-Verfahren ermittelt werden. Die Betonersatzsysteme sind<br />

jeweils frisch in frisch in die Haftbrücke einzuarbeiten (Bilder 16, 17, 18).<br />

19


5.2.3 Zementmörtel/Beton mit Kunststoffzusatz (PCC)<br />

PCC-Betonersatzsysteme können in Schichtdicken von 1 cm bis 10 cm angewendet werden<br />

(Nr. 6.3). Die obere Grenze (10 cm) ist jedoch nur für das Füllen kleiner, tiefergehender<br />

Ausbruchstellen gedacht. Eine großflächig größere Dicke als 2 cm bis 4 cm wird sich wohl<br />

auch aus Wirtschaftlichkeitsgründen verbieten Nach Nr. 6.2 sind einzusetzen<br />

• PCC I an waagerechten und schwach geneigten Oberseiten<br />

• PCC II an Unterseiten sowie senkrechten und stark geneigten Flächen (Bild 19).<br />

PCC-Betonersatzsysteme bestehen aus den Stoffen des Betonersatzes und in der Regel<br />

aus einer Haftbrücke. Haftbrücken können aus PCC oder aus Epoxidharz bestehen. Die<br />

Einsatzbedingungen ergeben sich aus den Bildern 13 und 16. Eine Haftbrücke wird nicht<br />

immer gefordert (Nr. 6.5.3). Wird eine ausreichend dicke Betondeckung erreicht, sind keine<br />

Korrosionsschutzmaßnahme und kein OS-System vorzusehen (Nrn. 2.4.3, 6.3).<br />

5.2.4 Spritzmörtel/-beton mit Kunststoffzusatz (SPCC)<br />

SPCC-Betonersatzsysteme bestehen aus dem Betonersatz und ggf. dem Korrosionsschutz<br />

(Nrn. 2.4.3, 5.3). Eine Haftbrücke ist in der Regel nicht erforderlich, und sie wird auch<br />

erfahrungsgemäß nicht eingebaut. Eine „Haftbrücke“ baut sich während des Spritzvorganges<br />

selbst auf.<br />

Die zugelassenen SPCC-Systeme dürfen nur mit den Anlagen aufgebracht werden, für die in<br />

der Grundprüfung nachgewiesen wurde, dass mit ihnen eine hinreichende Verarbeitung<br />

möglich ist. In der Zusammenstellung der zertifizierten Stoffe und Stoffsysteme ist daher<br />

jeweils die Kombination aus SPCC und Spritzanlage zu finden.<br />

Die Einsatzbereiche des SPCC decken sich mit denen des Spritzbetons. SPCC kann an<br />

allen Bauteiloberflächen, außer an Oberseiten von Fahrbahnplatten, eingesetzt werden<br />

(Bilder 17, 21). Die Schichtdicke des SPCC reicht bis 5 cm, die des Spritzbetons beginnt bei<br />

5 cm. Als Spritzverfahren können sowohl Nass- als auch Trockenspritzverfahren<br />

angewendet werden.<br />

Zum Spritzen von SPCC dürfen nur Düsenführer eingesetzt werden, die eine vom<br />

Auftraggeber anerkannte Prüfung (Düsenführerschein) erfolgreich abgelegt haben. Der<br />

Nachweis ist vom Bieter zu verlangen (Nr. 5.5.1).<br />

5.2.5 Reaktionsharzmörtel/-beton (PC)<br />

PC-Systeme sollen nach den Intentionen des Regelwerks nur in Ausnahmefällen und nur bei<br />

kleinen Flächen (nicht größer als etwa 1 m 2 ) angewendet werden, z.B. dann, wenn eine sehr<br />

kurze Abbindezeit verlangt wird, die von hydraulisch erhärtenden Betonersatzsystemen nicht<br />

erreicht werden kann (Bilder 13, 16). Die Begründung für diese restriktive Anwendung von<br />

PC liegt vor allem in der sehr hohen Feuchtesensibilität, den stark vom Beton abweichenden<br />

Eigenschaften, den relativ schlechten Erfahrungen mit diesen Stoffen in der Vergangenheit,<br />

aber auch im sehr hohen Preis. Beim Einsatz sind die äußeren Bedingungen besonders<br />

strikt einzuhalten (Bild 20).<br />

20


Wolf-Dieter Friebel Prüfung und <strong>Instandsetzung</strong> von Brücken<br />

5.3 Oberflächenschutzsysteme (OS)<br />

5.3.1 OS-Beschichtungen<br />

In Nr. 8 finden sich umfassende Angaben zur Anwendung von Oberflächenschutzsystemen<br />

(Tabelle 3.4.5).<br />

Oberflächenschutzsysteme gelten nicht als gleichwertig mit einer ausreichend dicken und<br />

dichten Betondeckung. Aus diesem Grunde sind der Anwendung Grenzen gesetzt. OS-<br />

Systeme sollen nicht grundsätzlich als vorbeugender Schutz bei neuen Bauwerken<br />

angewendet werden. Als Ausnahmen kann man sich Stellen mit erhöhter Beanspruchung<br />

vorstellen, z.B. Bauteile im Spritzwasserbereich der Tausalzsole. Zu nennen sind hier<br />

Tunnelinnenschalen und insbesondere Kappen, die heute noch bevorzugt vor der ersten<br />

Tausalzbelastung geschützt werden sollen. Um eine hohe Ausführungsqualität des Betons<br />

zu erzielen, sollten die Ausführungsschritte zeitlich getrennt behandelt werden. Keinesfalls<br />

sollten deshalb OS-Maßnahmen zeitgleich mit den Neubaumaßnahmen ausgeschrieben<br />

werden.<br />

Bei älteren Bauwerken sind bestimmte Voraussetzungen für den Einsatz von OS-Systemen<br />

zu beachten. So sollen Oberflächenschutzsysteme nur in folgenden Fällen angewendet<br />

werden:<br />

• Wenn Risiken aus weitergehender Wasseraufnahme und Schadstoffeindringung<br />

(Karbonatisierung bzw. Chloridanreicherung) zu befürchten sind und keine anderen<br />

wirtschaftlichen Erhaltungsmaßnahmen ausgeführt werden können,<br />

• bei bereichsweise instandgesetzten Bauteilen bzw. aus optischen Gründen,<br />

• bei unzureichender Betondeckung (siehe hierzu auch Nrn. 4.3, 5.3, 6.3; Bild 21).<br />

Bei der Auswahl eines geeigneten Oberflächenschutzsystems sind insbesondere folgende<br />

Kriterien maßgebend:<br />

• Funktion des Bauteils<br />

• Einwirkungsbereich von Tausalzen<br />

• Mechanische Beanspruchung<br />

• Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

• Rissüberbrückungsfähigkeit.<br />

Systeme mit ausreichender Wasserdampfdurchlässigkeit sind zu bevorzugen. Vor allem aber<br />

ist dafür zu sorgen, dass Bauteile nicht allseitig mit Systemen beschichtet werden, die keine<br />

ausreichende Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen. Die Auswahl eines geeigneten OS-<br />

Systems ist nach Nr. 8.2.2 zu treffen.<br />

Insgesamt stehen 7 OS-Systeme (OS-A bis OS-F) für durchaus unterschiedliche<br />

Anwendungsbereiche zur Verfügung (Tabelle 3.4.5).<br />

Die rissüberbrückenden Systeme OS-D bis OS-F werden entsprechend den Ergebnissen der<br />

Grundprüfung in sogenannte Rissüberbrückungsklassen eingestuft, wobei die geeignete<br />

Rissüberbrückungsklasse IT (gering) bzw. IIT+V (erhöht) mit Sachkunde ausgewählt werden<br />

muss.<br />

21


OS-Systeme mit erhöhter Rissüberbrückungsfähigkeit (IIT+V) sollten nur nach reiflicher<br />

Überlegung und nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, da evtl. im Beton nach der<br />

Beschichtung entstehende Risse und auch die Weiterentwicklung vorhandener Risse nicht<br />

mehr hinreichend nach Art und Verlauf erkannt bzw. beobachtet werden können. Handelt es<br />

sich dabei um Risse, die die Spannstahlbewehrung kreuzen, kann das dazu führen, dass<br />

Dauerfestigkeitsprobleme nicht frühzeitig erkannt werden. Um dieser Gefahr vorzubeugen,<br />

wird in Nr. 8.2.2 darauf hingewiesen, dass an Brückenuntersichten in der Regel keine<br />

rissüberbrückenden Beschichtungen angewendet werden sollen und dass für alle anderen<br />

Bauwerksbereiche die geringst erforderliche Rissüberbrückungsklasse zu wählen ist.<br />

Für die letzte Schicht von pigmentierten Beschichtungen steht nur eine beschränkte Auswahl<br />

von Farbtönen zur Verfügung (Nr. 8.2.3), nämlich<br />

RAL 1024 (ockergelb),<br />

RAL 6011 (resedagrün),<br />

RAL 7023 (betongrau),<br />

RAL 7032 (kieselgrau),<br />

RAL 9010 (reinweiß),<br />

RAL 3009 (oxidrot).<br />

Es handelt sich hierbei um Farbtöne, die im wesentlichen mit mineralischen Pigmenten<br />

auskommen. Im übrigen werden auch nur Beschichtungen mit diesen Farbtönen<br />

(fremd)überwacht. Bei Farbtönen außerhalb dieser Farbpalette, insbesondere bei Verwendung<br />

organischer Pigmente, kommt es häufig schon im Laufe einiger Jahre zu<br />

unerwünschten witterungsbedingten Farbveränderungen.<br />

5.3.2 Hydrophobierung<br />

Die Qualität der Ausführung von Hydrophobierungsmaßnahmen (OS-A-Systeme) ist im<br />

Rahmen der Eigenüberwachung der Ausführung mit einem elektrischen Messverfahren zu<br />

ermitteln. Das Verfahren und die einzuhaltenden Grenzwerte sind in Anhang B beschrieben.<br />

Will man näheres über die Applikationsbedingungen erfahren, sollte man eine 90-Minuten-<br />

Messung durchführen und die Messwerte in Form von Messwert-Zeitkurven auftragen.<br />

Anhand der Kurvenverläufe lassen sich u. a. Aussagen über die Feuchte des Betons<br />

während der Applikation und über den Wirkstoffgehalt treffen. Insbesondere wird man<br />

feststellen, dass junger Kappenbeton, der beispielsweise im November eines Jahres fertig<br />

gestellt wird, nicht erfolgreich gegen den ersten Frost-Tausalzangriff geschützt werden kann,<br />

weil teilgesättigte Poren das Mittel nur unzureichend aufnehmen können (Bilder 22, 23).<br />

Qualität und Dauerhaftigkeit der Produkte sind im Laufe der Zeit erheblich gestiegen. Somit<br />

besteht heute die Möglichkeit, mit geeigneten Hydrophobierungsmitteln besonders<br />

exponierte Bauteile dauerhaft gegen eindringendes Wasser und darin gelöste Chloride zu<br />

schützen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Hydrophobierung regelwerksgerecht<br />

appliziert wird.<br />

22


Wichtige Nummern in 3-4: Kontrolle der äußeren Bedingungen<br />

Die Taupunkttemperatur der Oberfläche und der Stoffe ist zu bestimmen<br />

Die Taupunkttabelle gibt an, bei welchen Oberflächentemperaturen in<br />

Abhängigkeit von Lufttemperatur und relativer Luftfeuchte Kondensat<br />

entsteht.<br />

Um Kondensat sicher zu vermeiden, muss die Oberflächentemperatur<br />

mindestens 3 K über dem abgelesenen Messwert liegen.<br />

Beispiel: Lufttemperatur 20 °C<br />

relative Luftfeuchtigkeit 70 %<br />

Taupunkttemperatur = 14,4 °C. Das bedeutet:<br />

Kondensatbildung bei Oberflächentemperatur von 14,4 °C<br />

Die Temperatur der Betonunterlage und die der verwendeten Stoffe muss<br />

demnach mindestens 17,4 °C (14,4 °C + 3 K) betragen.<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Wichtige Nummern in 3-4: Kontrolle der äußeren Bedingungen<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Folie 9<br />

Für alle diese Messungen muss der Auftragnehmer die notwendigen Geräte<br />

auf der Baustelle vorhalten:<br />

Hygrothermograph Lufttemperatur + Luftfeuchte<br />

Digitalthermometer mit Oberflächenfühler Temperatur<br />

CM-Gerät Feuchtegehalt<br />

(Betonunterlage, Stoffe)<br />

Die Kontrolle der äußeren Bedingungen gehört zur Eigenüberwachung<br />

der Ausführung durch den Auftragnehmer.<br />

Die EÜ ist ein wesentlicher Bestandteil der Überwachung der Ausführung.<br />

Folie 10


Wichtige Nummern in 3-4: Abreißfestigkeit 1-3, 3; 2.5, 4.5.7<br />

1,5 N/mm 2<br />

A A<br />

1,5 N/mm 2<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Betonersatz<br />

Beton<br />

nach<br />

DIN-<br />

Fachbericht<br />

100<br />

Spritzbeton<br />

nach<br />

DIN<br />

18551<br />

< 1,5 N/mm 2<br />

nicht berücksichtigen<br />

Beispiel: AF=1,2 N/mm 2<br />

Beton kann AF=1,3 N/mm 2 ,<br />

aber auch 1,9 N/mm 2 haben<br />

Abrisse, die zu mehr als 25% in der Klebefuge erfolgen, bleiben bei der<br />

Auswertung unberücksichtigt,<br />

soweit das Ergebnis kleiner als die geforderte Abreißfestigkeit ist.<br />

(Abriss an der schwächsten Stelle)<br />

Kriterien für die Wahl des BE-Systems - Übersicht<br />

Anwendungskriterien für Betonersatz gemäß Teil 3, Abschnitt 4<br />

Schichtdicke<br />

5 cm<br />

3 cm<br />

ruhende<br />

Belastung<br />

5 cm<br />

dynamische<br />

Belastung<br />

Korrosionsschutz<br />

der Bewehrung<br />

Gewährleistet bei<br />

4 cm Betondeckung<br />

und ausreichender<br />

Dichtheit;<br />

ansonsten OS-System<br />

Gewährleistet bei<br />

4 cm Betondeckung<br />

und ausreichender<br />

Dichtheit;<br />

ansonsten OS-System<br />

Größe der<br />

Einbaufläche<br />

Keine<br />

Einschränkung<br />

Keine<br />

Einschränkung<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Lage der<br />

Einbaufläche<br />

Bauteiloberseiten<br />

senkrecht oder<br />

stark geneigt (mit<br />

Schalung)<br />

Bauteilunterseiten<br />

senkrecht oder<br />

stark geneigt<br />

A<br />

Folie 11<br />

Verkehrsbeschränkung<br />

während der<br />

Erhärtungsphase<br />

Im Einzelfall<br />

erforderlich<br />

Im Einzelfall<br />

erforderlich<br />

Folie 12


Betonersatz<br />

PCC<br />

SPCC<br />

Kriterien für die Wahl des BE-Systems - Übersicht<br />

Schichtdicke<br />

1 cm bis<br />

10 cm<br />

1 cm bis<br />

5 cm<br />

Korrosionsschutz<br />

der Bewehrung<br />

Zusätzlich<br />

OS-System erforderlich,<br />

wenn Betondeckung<br />

4 cm<br />

Zusätzlich<br />

OS-System erforderlich,<br />

wenn Betondeckung<br />

4 cm<br />

PC 5 mm Kein zusätzliches<br />

OS-System erforderlich,<br />

wenn Betondeckung<br />

4 cm<br />

Größe der<br />

Einbaufläche<br />

Keine<br />

Einschränkung<br />

Keine<br />

Einschränkung<br />

Nicht größer als<br />

ca. 1 m 2<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Einsatz von Beton als Betonersatz<br />

Mindest-Betondeckung und<br />

Mindest-Einbautiefe für Beton<br />

BE-Beton<br />

Stahl<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

4 cm<br />

5 cm<br />

Haftbrücke<br />

Lage der<br />

Einbaufläche<br />

Keine<br />

Einschränkung<br />

Bauteilunterseiten<br />

senkrecht oder<br />

stark geneigt<br />

Keine<br />

Einschränkung<br />

Verkehrsbeschränkung<br />

während der<br />

Erhärtungsphase<br />

Nicht<br />

erforderlich<br />

Nicht<br />

erforderlich<br />

Nicht<br />

erforderlich<br />

Folie 13<br />

Beton + Oberflächenschutzsystem bei<br />

einer Betondeckung weniger als 4 cm<br />

< 4 cm<br />

Zementmörtel, PCC, EP-Harz<br />

OS-System<br />

5 cm<br />

Folie 14


Einsatz von Betonersatzsystemen am Bauwerk<br />

PCC III nicht befahrbar, nicht dynamisch belastet,<br />

SPCC II dynamisch, SPCC III nicht dynamisch belastet<br />

PC O, PC U gibt es nicht mehr<br />

PCC III<br />

PCC I<br />

SPCC III<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Einsatz von PC als Betonersatz<br />

PC-BE-Systeme (Nr. 7.5.4):<br />

Temperatur der<br />

Betonunterlage und der<br />

verwendeten Stoffe<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

PCC I, PC I, BETON:<br />

waagerechte und schwach geneigte Oberflächen<br />

PCC II SPCC II<br />

PCC II, PC II, SPRITZBETON, SPCC:<br />

Unterseiten + senkrecht und stark geneigt<br />

Vor Aufbringen des PC muss die Feuchte des Untergrundes mit dem<br />

CM-Gerät gemessen werden (Nr. 7.5.3).<br />

(Angaben zur Ausführung fordern = 4 M-%)<br />

Folie 19<br />

Taupunkt-Temperatur + 3 K<br />

8°C<br />

Folie 20


Hydrophobierung des trockenen Betons<br />

Dipl.-Ing. H.-J. Hörner Februar 2007<br />

Trockener Beton, z. B. Kappenbeton im Sommer,<br />

kann Hydrophobierung aufnehmen<br />

In diesem Fall kann die<br />

Verbrauchsmenge ein<br />

Qualitätsmerkmal sein<br />

Mit Wirkstoff belegte<br />

Porenwandungen<br />

Folie 23


Hegger, Beutel, Karakas Querkraftverstärkung von Brücken im Bestand<br />

Querkraftverstärkung von Brücken im Bestand<br />

Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger, Dr.-Ing. Rüdiger Beutel, Dipl.-Ing. Alexander Karakas<br />

RWTH Aachen, H+P Ingenieure GmbH & Co. KG<br />

1 Zur Bestandssituation<br />

Ein Großteil der Brückenfläche im Bestand der alten Bundesländer wurde zwischen 1960 und<br />

1985 erbaut (Bild 1). Viele Brücken haben ein Alter von 30-50 Jahren erreicht, sodass die<br />

ersten größeren <strong>Instandsetzung</strong>en und teilweise auch umfangreiche Verstärkungen anstehen.<br />

Grund für die erforderlich gewordenen Verstärkungsmaßnahmen sind die zunehmenden<br />

Verkehrsbelastungszahlen des Schwerlastverkehrs, die steigenden Achslasten und der<br />

damalige Erkenntnisstand der Brückenbauvorschriften.<br />

Ein Blick in die Historie der Brückenbauvorschriften zeigt, dass bis 1966 nach der<br />

Erstfassung von DIN 4227 aus dem Jahre 1955 geplant und gebaut wurde. 1966 wurden<br />

zusätzliche Bestimmungen hinsichtlich der Begrenzung der Betonzugspannungen und einer<br />

erstmals erforderlichen Mindestbewehrung eingeführt. 1969 wurden die Anforderungen an<br />

die Mindestbewehrung weiter verschärft und 1980 die gewonnen Erkenntnisse in<br />

zusätzlichen technischen Vorschriften für Kunstbauten (ZTV-K) verbindlich eingeführt.<br />

Hierbei wurden die erkannten Schwachstellen im Bereich der Koppelstellen ausgeräumt,<br />

Verbesserungen hinsichtlich Mindestquerschnittsabmessungen und erhöhter Betondeckung<br />

geregelt.1985 wurde die Lastnorm DIN 1072 an die gestiegenen Anforderungen aus dem<br />

stetig wachsenden Schwerlastverkehr angepasst.<br />

Bild 1: Aufteilung der Gesamtbrückenfläche des Bundes in Abhängigkeit des<br />

Erbauungszeitraums<br />

35


Eigene Vergleichsrechungen von zur Sanierung anstehenden Brücken aus den 60-er und<br />

70-er Jahren zeigen, dass die heutigen Anforderungen nach DIN-Fachbericht 101 [1] und<br />

102 [2] hinsichtlich Tragfähigkeit (Biege-, Querkraft-, und Torsionstragvermögen) und<br />

Dauerhaftigkeit (Mindestbewehrung, Betondeckung, Rissbreitenbeschränkung) meist auch<br />

bei Ansatz von wirklichkeitsnahen Beanspruchungen (typische Achslaststellungen bei<br />

bekannten Fahrzeugtypen, realistische Gleichlasten je nach Verkehrsbelastung, Einschätzung<br />

der dynamischen Wirkung der Lasten,…) nicht dauerhaft erfüllt werden können.<br />

Im vorliegenden Beitrag werden konstruktive Maßnahmen vorgestellt, um eine Verstärkung<br />

des Überbaus hinsichtlich Querkraft- und Biegetragvermögen zu erzielen.<br />

2 Grundsätze zur Querkraftverstärkung<br />

Gegenstand der Forschung ist derzeit die Ausarbeitung einer Handlungsanweisung zur<br />

wirklichkeitsnahen Einstufung des Querkrafttragvermögens von Brücken im Bestand. Hierbei<br />

werden die maßgebenden günstigen und ungünstigen Randbedingungen der tatsächlichen<br />

Bestandssituation berücksichtigt. Ziel ist es den Verstärkungsaufwand sachgerecht<br />

einzuschätzen um nur die notwendigen Maßnahmen durchzuführen. Die besondere<br />

Schwierigkeit besteht darin, dass sowohl die Tragfähigkeit als auch die Gebrauchstauglichkeit<br />

wirklichkeitsnah zu erfassen ist. Erfüllt ein Brückenquerschnitt durch Aktivierung<br />

aller Tragreserven z. B. die Anforderungen hinsichtlich Querkrafttragfähigkeit, so ist<br />

ergänzend sicherzustellen dass keine Querkraftrisse unter Gebrauchslasten auftreten, da<br />

infolge einer hoch ausgenutzten Bewehrung die Gefahr eines Ermüdungsversagens besteht.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist daher die Einschätzung eines zuverlässigen<br />

Rechenwertes der Zugfestigkeit. Diese Anweisung steht derzeit der Praxis noch nicht zur<br />

Verfügung, sodass erforderliche Verstärkungsmaßnahmen nach DIN-Fachbericht 102 zu<br />

planen sind.<br />

Die heutige und zukünftige Belastungssituation sollte mit dem Bauherren abgestimmt<br />

werden, um eine wirtschaftliche Verstärkung zu ermöglichen. Es ist offensichtlich, dass im<br />

Bereich von Kreisstraßen geringere Anforderungen als im Bereich von Bundesfernstraßen<br />

gelten. Eigene Erfahrungen zeigen, dass insbesondere bei Kreisstraßen die Anforderungen<br />

der lokalen Industrie zu beachten sind, da z.B. in der Nähe von Hütten- und Walzwerken,<br />

Maschinenbaubetrieben, Glasherstellern oder anderen Betrieben mit hohen Stück- oder<br />

Schüttgutlasten diese einen erheblichen Anteil des Brücken-Sanierungsbedarfs verursacht<br />

haben können.<br />

36


Hegger, Beutel, Karakas Querkraftverstärkung von Brücken im Bestand<br />

3 Möglichkeiten der Querkraftverstärkung<br />

3.1 Überblick zu Möglichen Verstärkungsmaßnahmen<br />

Grundsätzlich sind folgende Maßnahmen zur Querkraftverstärkung von Stahlbeton-<br />

oder Spannbetonbrücken möglich:<br />

(a) Externe Vorspannung: Erhöhung der Normalspannung im Brückenquerschnitt zur<br />

Vermeidung oder Beschränkung einer Rissbildung in den Gebrauchslastzuständen und<br />

Erhöhung der Biege- und Querkrafttragfähigkeit.<br />

(b) Querschnittsergänzung: Einbau von Zusatzbewehrung in Form von vertikalen<br />

Spannstangen, eingeschlitzter Bewehrung, auf- oder eingeklebte CFK-Lamellen bzw.<br />

Laminate, aufgeklebte oder vorgespannte Stahllaschen, Stegverbreiterung mit<br />

bewehrtem Ortbeton (Spritzbeton oder SVB), Aufbeton bei überbeanspruchten Platten,<br />

Injektion bzw. Auffüllung von Rissen und Hohlräumen.<br />

(c) Änderung der Beanspruchung und/ oder des statischen Systems: Umordnung von<br />

Verkehrslasten, Einbau umgelenkter Spannglieder, Aufbeton zur besseren<br />

Lastverteilung bei überbeanspruchten Stegen, Einbau zusätzlicher Stege, Änderung<br />

der Lagerbedingungen, Änderung des Stützenrasters, Verbindung getrennter<br />

Überbauten.<br />

3.2 Erläuterungen zu Verstärkungsmaßnahmen aus der Literatur<br />

(1) Umordnung von Verkehrslasten und Änderung des statischen Systems<br />

Insbesondere bei kombiniertem Schienen- und Straßenverkehr ist häufig eine angepasste<br />

Lastverteilung möglich, indem der schwere Schienenverkehr mittig geführt wird. In [5] wird<br />

ein einteiliger Überbau in zwei Überbauten getrennt, um die Mehrbeanspruchung und damit<br />

der Verstärkungsbedarf auf einen Überbau zu beschränken (Bild 2).<br />

Bild 2: Trennung eines einteiligen Überbaus in unabhängige Hohlkästen [5]<br />

37


(2) Externe Vorspannung<br />

Die einfachste Anordnung zusätzlicher Spannglieder ist eine geradlinige, mit zentrisch oder<br />

exzentrisch verlaufender Spanngliedgeometrie (Bild 3a). Durch den Einbau von polygonal<br />

oder parabelförmig geführten Spanngliedern (Bilder 3b bis c) wird allerdings nicht nur die<br />

Normalkraftwirkung im Überbau erhöht, sondern auch eine der Einwirkung entgegen<br />

gerichtete Umlenkkraft der Spannglieder in den Bestand eingetragen, was die<br />

Querkrafttragfähigkeit im Vergleich zur geraden Spanngliedführung überproportional erhöht.<br />

Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Planung und Bemessung der Verankerungs- und<br />

Umlenkpunktepunkte, da die konzentrierten Lasten Zusatzbeanspruchungen im Überbau<br />

auslösen (Bild 4)<br />

(a) gestaffelt gerade<br />

(c) zweifach umgelenkt<br />

38<br />

(b) einfach umgelenkt<br />

(d) mehrfach umgelenkt<br />

Bild 3: Vier mögliche Spanngliedführungen externer Vorspannung<br />

n [kN/m]<br />

Spaltzugbewehrung<br />

Längszugbewehrung<br />

Querzugbewehrung<br />

Querzugbewehrung<br />

Rückhängebewehrung<br />

Bild 4: Beispiel für Zusatzbeanspruchungen eines Hohlkastens infolge von Umlenk- oder<br />

Endverankerungskräften Externer Spannglieder<br />

(3) Bewehrungsergänzungen<br />

Die aufnehmbaren Zugkräfte können durch eingeschlitzte und vergossene Bewehrung, durch<br />

außen aufgeklebte oder geschlitzte Lamellen aus Stahl oder kohlefaserverstärktem<br />

Kunststoff (CFK) erhöht werden. Als zusätzlich eingelegte Bewehrung kommen<br />

konventioneller Betonstahl oder CFK-Stäbe zum Einsatz. Diese werden in per Hochdruck-<br />

Wasserstrahl gefräste Schlitze eingelegt. Der Verbund wird bei Betonstahl je nach Lage mit<br />

polymermodifiziertem, fließfähigem Beton (SPCC) oder Spritzbeton sowie in Ausnahmefällen


Hegger, Beutel, Karakas Querkraftverstärkung von Brücken im Bestand<br />

auch mit Epoxydharz hergestellt. CFK-Stäbe werden stets mit Epoxydharz eingeklebt. Der E-<br />

Modul des Harzes kann mit feinkörnigen Zuschlägen an den von Beton angepasst werden.<br />

CFK Laminate können äußerlich aufgeklebt werden oder in Form von flachen oder runden<br />

Stäben in Schlitze eingelassen werden (Bild 5). Werden CKF-Lamellen direkt unterhalb des<br />

Fahrbahnbelags eingesetzt, so ist für den Kleber auf eine hinreichende Hitzebeständigkeit<br />

während der Belagsarbeiten zu achten. Faserverstärkte Lamellen können je nach<br />

Faserorientierung in der Lamelle uni- oder multidirektional ausgelegt sein. Dadurch eignen<br />

sie sich für lokale Verstärkungen einzelner Bauteile. Zur Ertüchtigung ganzer Tragwerke<br />

werden sie selten eingesetzt. Wichtigste Vorraussetzung für die Anwendung ist eine<br />

sorgfältig vorbereitete Betonoberfläche mit ausreichender Haftzugfestigkeit sowie die<br />

Verwendung von bauaufsichtlich zugelassenen Produkten.<br />

Aufgeklebte Stahllaschen werden seit den 80er Jahren eingesetzt. Für die Anwendung als<br />

Querkraftverstärkung gibt es eine Vielzahl von Praxisbeispielen an Plattenbalkenbrücken.<br />

Häufig werden U-förmige Laschen als Querkraftbewehrung verwendet, die in der Druck- und<br />

Zugzone schlupffrei zu verankern sind, was ein Durchbohren der Fahrbahnplatte erfordert.<br />

Bild 5: Beispiel zur Verstärkung eines Hohlkastens in Querrichtung mit CFK-Lamellen<br />

(4) Verstärkung mit Aufbeton<br />

Mit einer bewehrten Aufbetonschicht kann bei mehrstegigen Plattenbalkenbrücken die<br />

Querverteilung der Verkehrslasten günstig beeinflusst werden, was zu einer gleichmäßigeren<br />

Aktivierung der Stege führt. Diese Aufbetonschicht kann normal- oder hochfest ausgeführt<br />

werden. Im Ausland werden häufig auch GFK-Stäbe als interne Bewehrung eingesetzt um<br />

Betondeckung und Eigengewicht zu minimieren.<br />

(5) Änderung der Lagerbedingungen<br />

Die Beanspruchung einer Bügelbewehrung kann bei einem hohen Torsionsanteil deutlich<br />

reduziert werden, wenn z.B. eine torsionsweiche Lagerung durch eine torsionssteife ersetzt<br />

wird. In [7] wurde z.B. eine direkte Stützung der Stege einer Hohlkastenbrücke als<br />

Sanierungsmöglichkeit vorgeschlagen (Bild 6).<br />

39


Bild 6: Verstärkungsvarianten mit Hammerkopf (a) oder zusätzlicher Aufhängebewehrung (b)<br />

4 Zusammenfassung<br />

Die vorliegende kurze Zusammenstellung zeigt, dass bei der Verstärkung von Brücken eine<br />

Vielzahl von Einflüssen zu beachten sind. Diese Ingenieuraufgaben sind<br />

verursachungsgerecht und sachgerecht sowie mit einem Blick für den Bestand zu planen<br />

und auszuführen, um tatsächlich eine Verbesserung der Bestandssituation zu erzielen. Bei<br />

der Wahl der technischen Verstärkungsmöglichkeiten sind die Randbedingungen der<br />

Verkehrsführung stets zu beachten, da ein funktionierendes Verkehrsnetz ein wesentlicher<br />

Wirtschaftsfaktor für den Standort Deutschland ist.<br />

5 Literaturverzeichnis<br />

[1] DIN Fachbericht 101: Einwirkungen auf Brücken. Ausgabe März 2003, Deutsches<br />

Institut für Normung e.V., Beuth Verlag GmbH<br />

[2] DIN Fachbericht 102: Betonbrücken. Ausgabe März 2003, Deutsches Institut für<br />

Normung e.V., Beuth Verlag GmbH<br />

[3] DIN 4227: Bauteile aus Normalbeton mit beschränkter oder voller Vorspannung.<br />

Ausgabe Juli 1988<br />

[4] DIN 1072: Lastannahmen für Straßen- und Wegbrücken. Ausgabe 1985<br />

[5] Köhler, C.; Schimetta, G.: Schwieriger Umbau einer Stadtbrücke. In: Beton- und<br />

Stahlbetonbau 97 Heft 2; Ernst & Sohn Verlag, Berlin, 2002<br />

[6] Sigrist, V.; Marti, P.; Bättig, A.: „Verstärkung der Autobahnbrücke Brunau Süd“. In:<br />

Beton- und Stahlbetonbau 101, Heft 5; Ernst & Sohn Verlag, Berlin, 2006<br />

40


Tilmann Zichner Biegetragfähigkeit, Ermüdung und Restnutzungsdauer von Spannbetonbrücken<br />

Biegetragfähigkeit, Ermüdung und Restnutzungsdauer von<br />

Spannbetonbrücken<br />

Dr.-Ing.Tilmann Zichner<br />

König und Heunisch Planungsgesellschaft,<br />

Frankfurt/M.<br />

1 Einleitung<br />

Die von einem Querschnitt älterer Spannbetonbrücken aufnehmbaren Biegemomente<br />

werden nicht nur über einen Bruchsicherheitsnachweis, sondern auch über die Einhaltung<br />

zulässiger Betonrandspannungen unter Gebrauchslasten nachgewiesen. Für neuere nach<br />

DIN-Fachbericht zu bemessende Bauwerke wird dieser Gebrauchstauglichkeitsnachweis<br />

durch den Dekompressionsnachweis, der je nach Anforderungsklasse unter verschiedenen<br />

Einwirkungskombinationen zu führen ist, erbracht. Lediglich in Querrichtung ist bei nicht<br />

vorgespannten Überbauten unter der seltenen Einwirkungskombination eine Betonrandzugspannung<br />

einzuhalten.<br />

Obwohl die nach DIN 4227 für Brücken zulässigen Zugspannungen von der rechnerischen<br />

Betonzugfestigkeit hätten aufgenommen werden können, sind dennoch – insbesondere im<br />

Bereich von Spanngliedkopplungen – häufig Risse mit z.T. beträchtlichen Rissbreiten<br />

aufgetreten trotz der für Arbeitsfugen noch verschärften Bedingungen:<br />

σg + p/2 + v + k+s < 0 σg + p + v + k+s < σzul<br />

2<br />

Die Gründe hierfür sind u.a. in folgenden Ursachen zu suchen:<br />

- Eigenspannungen und Zwängungsspannungen bei statisch unbestimmter Lagerung<br />

infolge Temperaturunterschieds, der damals nach den Einwirkungsvorgaben nicht zu<br />

berücksichtigen war und dessen Einfluss aufgrund der im Stahlbetonbau günstigen<br />

Erfahrungen im Spannbetonbau völlig unterschätzt wurde.<br />

- Ungenaue Erfassung der Systemumlagerungen infolge Kriechens bei abschnittsweiser<br />

Herstellung.<br />

- Erhöhte Spannkraftverluste infolge von Kriechen und Schwinden in den Koppelbereichen<br />

wegen der zur Kopplung eingesetzten erheblich größeren Stahlquerschnitte.<br />

- Nichtlinearer Spannungsverlauf bei abschnittsweisem Vorspannen.<br />

- Eigenspannungen infolge Abfließens der Hydratationswärme sowie aus unterschiedlichem<br />

Schwinden bei aufgelösten Querschnitten.<br />

- Stark herabgesetzte Zugfestigkeit in der Arbeitsfuge.<br />

41


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

Die Existenz von Rissen in Koppelfugen von Spannbetonbrücken ist eine auch ausgiebig in<br />

den öffentlichen Medien behandelte Tatsache. Unter Koppelfugen werden Arbeitsfugen<br />

verstanden, in denen ein oder mehrere – im Grenzfall alle – Spannglieder gekoppelt werden.<br />

Durch die Rissbildung geht der Querschnitt in den Zustand II über, so dass zusätzliche<br />

Biegebeanspruchungen im Querschnitt auf der Zugseite allein von der die Fuge kreuzenden<br />

Bewehrung aufgenommen werden müssen. Dadurch erfahren die Spanngliedkopplungen<br />

auch hohe Spannungsschwingbreiten infolge der wechselnden Verkehrslasten, gegenüber<br />

denen die Koppelanker äußerst empfindlich sind.<br />

Mit dem Einsatz von feldweise selbsttragenden Vorschubrüstungen, in Deutschland erstmals<br />

1959 bei der Kettiger Hangbrücke bei Andernach/Weißenthurm angewendet, wurden<br />

einzelne Felder der Brücke getrennt vorgespannt. In den Abschnittsfugen wurden zunächst<br />

häufig alle Spannglieder endverankert oder gekoppelt. Eine Mindestbewehrung war nach<br />

DIN 4227/1953 nicht gefordert.<br />

Nach den Spannverfahren-Zulassungen wurde anfangs in den Koppelfugen volle Vorspannung<br />

gefordert. In den Verlängerungen Mitte der 70er Jahre wurde stattdessen der<br />

Nachweis der Dauerschwingfestigkeit unter Gebrauchslast gefordert. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt wurde jedoch bei keinem der Nachweise ein Lastfall Temperaturunterschied<br />

berücksichtigt. Erst - Anlass war unter anderem der Schadensfall an der Hochstraße<br />

Prinzenallee, bei dem in mehreren Koppelfugen Spannstahlbrüche aufgetreten waren – mit<br />

den für alle Spannverfahren ausgesprochenen Änderungsbescheiden vom Februar 1977<br />

musste der Dauerschwingnachweis unter Ansatz eines Lastfalls Temperaturunterschied ∆T<br />

= 10 K nachgewiesen werden. Zusätzlich wurde eine erhöhte Mindestlängsbewehrung<br />

vorgeschrieben.<br />

Mit DIN 4227 von 1979 wurde noch ein zusätzlicher Temperaturlastfall ∆T = 5 K eingeführt.<br />

2 Biegetragfähigkeit<br />

Überwiegend handelt es sich bei Spannbetonbrücken um schwach bewehrte Querschnitte,<br />

bei denen die Zugbewehrung (Betonstahl und Spannstahl) die Tragfähigkeit bestimmen.<br />

Ausnahmen können z.B. bei Plattenbalkenquerschnitten im Stützbereich auftreten, bei denen<br />

dann als erstes die Druckzone versagt.<br />

Nach Aufreißen des Querschnittes – eine Betonzugfestigkeit wird nicht unterstellt – steigt die<br />

Stahlzugspannung zunächst bei zunehmendem äußeren Moment unterproportional an, da<br />

sich der innere Hebelarm zunächst durch weiteres Aufreißen des Querschnitts noch<br />

vergrößern kann. Erst wenn sich praktisch ein Zwei-Punkt-Querschnitt gebildet hat, ergibt<br />

sich eine lineare Beziehung zwischen Spannungs- und Momentenzuwachs (ausgeprägter<br />

Zustand II), bis die Fließgrenze der untersten Spanngliedlage erreicht ist (Bild 1).<br />

42


Tilmann Zichner Biegetragfähigkeit, Ermüdung und Restnutzungsdauer von Spannbetonbrücken<br />

Bild 1: a) M-σ-Diagramm b) Kräfte im Querschnitt<br />

3 Ermüdungsnachweis<br />

Nachdem erkannt wurde, dass die Risse in den Koppelfugen älterer Spannbetonbrücken zu<br />

einem Dauerfestigkeitsproblem für die Koppelanker werden können, wurde eine Reihe der<br />

betroffenen Bauwerke instand gesetzt. Die Beurteilung, die zu diesen Maßnahmen führte,<br />

wurde von mehreren Gutachtern vorgenommen. Entsprechend variierten die zu Grunde<br />

gelegten Annahmen und Vorgehensweisen.<br />

Zur Erzielung eines für alle Fälle einheitlichen Vorgehens mit verbindlichen Vorgaben für die<br />

Grenzen des Beanspruchungsniveaus und damit eines bundeseinheitlichen Erhaltungsstandards<br />

wurde 1998 vom BMV die unter Leitung der BAST erarbeitete<br />

43


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

„Handlungsanweisung zur Beurteilung der Dauerhaftigkeit vorgespannter Bewehrung von<br />

älteren Spannbetonüberbauten“ eingeführt [1].<br />

Darin wird ein dreistufiges Verfahren beschrieben, das mit dem einfachen und auf der<br />

sicheren Seite liegenden Nachweis im ausgeprägten Zustand II beginnt (siehe Bild 2). Bei<br />

dieser Stufe und auch bei den beiden weiteren möglichen sind als Basis alternativ die 1,0fache<br />

und die 0,7-fache rechnerische Vorspannkraft einzusetzen.<br />

Bild 2. M-σz-Diagramm<br />

Bei der zweiten Stufe wird ausgehend vom Moment, das gerade Dekompression am<br />

Querschnittsrand erzeugt, durch Addition des Momentes aus Temperaturunterschied das<br />

Grundmoment festgelegt, von dem aus die Schwingbreite im Stahl ermittelt wird. Die letzte<br />

Stufe erlaubt die Festlegung des Grundmomentes, indem wirklichkeitsnahe, bauwerksbezogene<br />

Annahmen zugrunde gelegt werden. Diese sind ggf. mit Hilfe von Messungen zu<br />

gewinnen.<br />

Bei der Ermittlung der Spannungsänderungen in den Spanngliedkopplungen ist neben dem<br />

Fall der nicht abgeminderten Spannkraft auch noch der Fall der auf 70 % reduzierten Spannkraft<br />

zu untersuchen. Mit dieser Abminderung sollen u.a. die in Abschnitt 1 als Rissursachen<br />

aufgeführten Eigenspannungszustände und vor allem das erhöhte Kriechen und Schwinden<br />

im Bereich der Koppelanker berücksichtigt werden. Da es sich um einen lokalen Effekt handelt,<br />

ist von der Abminderung nur der statisch bestimmte Anteil der Vorspannung betroffen,<br />

während der statisch unbestimmte Anteil unverändert bleibt.<br />

44


Tilmann Zichner Biegetragfähigkeit, Ermüdung und Restnutzungsdauer von Spannbetonbrücken<br />

Die Spannungsschwingbreite ist jeweils für die Hälfte der positiven und negativen Verkehrslast-Bemessungsmomente<br />

nach DIN 1072 für BKl 60 zu ermitteln. Dabei sind zwei Fälle in<br />

den Stufen 2 und 3 zu unterscheiden:<br />

- Grundmoment unter Einschluss von ∆T = 7 K (häufiger Temperaturunterschied)<br />

- Grundmoment unter Einschluss von ∆T = 12 K (seltener Temperaturunterschied)<br />

Bei Ansatz des häufigen Temperaturunterschiedes muss die zulässige und bei Ansatz des<br />

seltenen Temperaturunterschiedes die ertragbare Schwingbreite gemäß den Angaben in der<br />

jeweiligen Spannverfahrenzulassung eingehalten werden.<br />

Nach Stufe 3 ist das tatsächliche Grundbeanspruchungsniveau, also das Grundmoment, mit<br />

Hilfe von Messungen zu bestimmen. Dieses Verfahren ist aufwändig und sehr fehleranfällig,<br />

da man anhand von am Spannstahl gemessenen Dehnungsänderungen über einen<br />

Vergleich mit dem berechneten Dehnungsverlauf die Lage des Grundbeanspruchungsniveaus<br />

festlegen muss.<br />

Erfolgversprechender ist, sofern sich aus der Berechnung ergeben hat, dass die Fuge<br />

überdrückt ist, dies durch eine einfache Messung mit einem induktiven Wegaufnehmer, der<br />

über der Koppelfuge installiert wird, zu überprüfen.<br />

Bild 3 zeigt einen Messschrieb unter einer LKW-Überfahrt, der die Einflusslinie anschaulich<br />

wiedergibt. Man kann daraus ablesen, dass auch unter negativer Momentenbeanspruchung<br />

ein Wert ungefähr proportional zum Wert unter positiver Momentenbeanspruchung auftritt.<br />

Damit ist erwiesen, dass die Annahme einer geschlossenen Fuge unzutreffend ist und bei<br />

Stufe 3 keine günstigeren Verhältnisse als bei Stufe 2 vorliegen können.<br />

Bild 3. Messschrieb der Rissbreitenänderung unter Verkehr<br />

45


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

4 Restnutzungsdauer<br />

Sofern die Dauerhaftigkeit nach der „Handlungsanweisung“ nicht nachgewiesen werden<br />

kann, besteht die Möglichkeit den aktuellen Schädigungsgrad zu ermitteln und eventuell die<br />

Restnutzungsdauer bis zum Eintritt des Schadens zu berechnen.<br />

Unter Verwendung des Konzeptes gemäß DIN-FB 102, Anhang 106 ist der Nachweis gegen<br />

Ermüdung über einen Vergleich der spannungsäquivalenten Spannungsschwingbreite ∆σs,equ<br />

mit der zulässigen Schwingbreite ∆σRsd = ∆σRsk / γs,fat zu führen:<br />

γ<br />

F<br />

, fat<br />

⋅ γ<br />

Ed<br />

, fat<br />

⋅ ∆σ<br />

s<br />

, equ<br />

s,<br />

fat<br />

*<br />

∆σRsk<br />

( N<br />

≤<br />

γ<br />

mit ∆ σs<br />

, equ = λs<br />

, 1 ⋅ λs<br />

, 2 ⋅ λs<br />

, 3 ⋅ λs<br />

, 4 ⋅ ϕ fat ⋅ ∆σ<br />

p<br />

)<br />

Ist dieser Nachweis nicht möglich, so kann über Umstellung des Beiwerts λs,3 die von der<br />

geplanten Nutzungsdauer T = 100 Jahre abweichende Restnutzungsdauer bestimmt werden:<br />

λ<br />

N<br />

s,<br />

3<br />

=<br />

years<br />

2 k<br />

= λ<br />

N<br />

years<br />

100<br />

k2<br />

s,<br />

3<br />

⎛<br />

⋅100<br />

= ⎜<br />

⎝<br />

λ<br />

s<br />

, 1<br />

⋅ λ<br />

s<br />

, 2<br />

∆σ<br />

⋅ λ<br />

s<br />

Rsd<br />

, 4<br />

⋅ ϕ<br />

fat<br />

⋅ ∆σ<br />

p<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

46<br />

k2<br />

⋅100<br />

Um die Ermüdungseinwirkungen genauer zu berücksichtigen, kann man abweichend vom<br />

Konzept der schädigungsäquivalenten Spannungsschwingbreite ∆σs,equ einen expliziten<br />

Betriebsfestigkeitsnachweis unter Verwendung einer Verkehrszusammensetzung gemäß<br />

ELM 4 führen (siehe Bild 4).<br />

Bild 4. Ermüdungslastmodell (ELM) 4


Tilmann Zichner Biegetragfähigkeit, Ermüdung und Restnutzungsdauer von Spannbetonbrücken<br />

Diesem Konzept liegt die Akkumulationshypothese nach Palmgren-Miner zugrunde, nach der<br />

die Einzelschädigungen Di aus unterschiedlichen Spannungsschwingbreiten ∆σcal,i (je nach<br />

Fahrzeugtyp des ELM 4) in Verbindung mit der Wöhlerlinie (je nach Häufigkeit innerhalb des<br />

ELM 4) linear überlagert werden können:<br />

N<br />

cal<br />

N<br />

, i(<br />

∆σcal<br />

, i )<br />

( ∆σ<br />

)<br />

Rsd<br />

⎛<br />

⎜<br />

∆σ<br />

=<br />

⎜<br />

⎝ ∆σ<br />

Rsd<br />

cal , i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

k<br />

→ N ( ∆ σ )<br />

cal , i<br />

cal , i<br />

47<br />

= N<br />

*<br />

⎛<br />

⎜<br />

∆σ<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝ ∆σ<br />

mit ∆σcal,i = ∆σp,i ⋅ ϕs,fat , N * = N(∆σRsd), ∆σRsd = ∆σRsk / γs,fat<br />

Die Schädigung Di einer Überfahrt eines LKWs des ELM 4 kann demnach aus dem Kehrwert<br />

von Ncal,i bestimmt werden:<br />

Di = 1 / Ncal,i<br />

Die Gesamtschädigung des ELM 4 ergibt sich aus der Summe der Einzelschädigungen,<br />

dessen Kehrwert wiederum die maximal mögliche Anzahl aller Überfahrten über das<br />

Brückentragwerk widerspiegelt:<br />

Dges = Σ Di → Nmax = 1 / Dges<br />

Diese maximal mögliche Anzahl an LKW-Überfahrten kann dann herangezogen werden, um<br />

im Vergleich mit den in der Vergangenheit bereits vorhandenen Überfahrten eine Aussage<br />

über die Restnutzungsdauer des Brückentragwerks treffen zu können. Die gesamten<br />

Überfahrten müssen dabei aus dem durchschnittlichen täglichen Verkehr (DTV), dessen<br />

mittleren Schwerverkehrsanteil (SVA) und einer zeitlichen Entwicklung sowohl in der<br />

Vergangenheit als auch anhand von Schätzungen der bundesweiten Verkehrsentwicklung<br />

der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) für die Zukunft erfasst werden.<br />

Nobs = DTV [Fz] ⋅ SVA [%] ⋅ 365 [Tage] = Schwerlastfahrzeuge (pro Jahr)<br />

Eine weitere Verfeinerung der Berechnungsgenauigkeit kann über die Tatsache erreicht<br />

werden, dass der nach DIN-FB 101 anzusetzende häufige Temperaturunterschied ∆T nicht<br />

immer in voller Größe vorhanden ist [2].<br />

Berücksichtigt man darüber hinaus noch die Tatsache, dass der jeweilige lineare Tem-<br />

peraturunterschied ∆T entsprechend der Tagesganglinie veränderlich ist und in weiten Teilen<br />

nicht mit dem Maximalwert des Schwerverkehrs zusammenfällt, so ergibt die Kombination<br />

von veränderlichen häufigen Temperatureinwirkungen (und analog dazu des Grundmoments<br />

M0) mit dem gemäß Ermüdungslastmodell anzusetzenden Schwerverkehr realistischere<br />

Spannungsschwingbreiten ∆σp. Diese beinhalten nun sowohl die Auftretenswahrscheinlichkeit<br />

linearer Temperaturunterschiede im Bauwerk als auch die zeitliche Korrelation dieser<br />

Temperatureinwirkungen mit der Belastung durch den Schwerverkehr.<br />

Rsd<br />

cal , i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

k


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

Zu dem Zeitpunkt, an dem D = 1 erreicht wird, endet die Nutzungsdauer des Bauwerks. Liegt<br />

dieser Zeitpunkt jenseits des aktuellen Bauwerksalters, ist noch eine Restnutzungsdauer<br />

gegeben. Andernfalls ist keine ausreichende Ermüdungssicherheit mehr vorhanden.<br />

Geht man z.B. bei einer 15 Jahre alten Brücke von einem über die Jahre konstanten<br />

Verkehrsaufkommen aus, wobei die Schädigungssumme pro Jahr D = 0,05 beträgt, so ist die<br />

Gesamtnutzungsdauer n = 1/D = 20 Jahre. Die Restnutzungsdauer ergibt sich damit zu 5<br />

Jahren.<br />

Literatur<br />

[1] Handlungsanweisung zur Beurteilung der Dauerhaftigkeit vorgespannter Bewehrung<br />

an älteren Spannbetonüberbauten, 1998, Bundesanstalt für Straßenwesen<br />

[2] Zilch K., Zehetmaier G., Gläser C.: Ermüdungsnachweis bei Massivbrücken,<br />

Betonkalender 2004, Teil 1, S. 309-406, Ernst & Sohn-Verlag, Berlin, 2004<br />

48


Norbert Kmitta <strong>Instandsetzung</strong> von mindertragfähigen Brücken bei Schub<br />

<strong>Instandsetzung</strong> von mindertragfähigen<br />

Brücken bei Schub<br />

Dipl.-Ing. Norbert Kmitta<br />

Amt für Straßen- und Verkehrswesen Darmstadt<br />

1 Einleitung<br />

Hier wird auf den Nachweis der Schubtragfähigkeit, die Schubdefizite und die wirtschaftliche<br />

Schubverstärkung älterer Spannbetonbrücken, die stark belastet sind, eingegangen.<br />

Außerdem werden zwei Ausführungsbeispiele kurz vorgestellt.<br />

Stark belastete Spannbetonbrücken aus den 50er und 60er Jahren werden heutzutage für<br />

die Brückenklasse 60/30 nach DIN 1072 (Ausgabe 1985) statisch nachgerechnet. Der<br />

Nachweis mit dem Lastmodell 1 nach DIN-Fachbericht ist auch möglich und führt annähernd<br />

zu den selben Ergebnissen.<br />

Insbesondere bei Balkenbrücken kann die erforderliche Schubbewehrung im Bruchzustand<br />

nicht nachgewiesen werden. Die Defizite in der Schubbewehrung stellen eine Beeinträchtigung<br />

der Standsicherheit dar.<br />

Bei normal belasteten Spannbetonbrücken und bei schlaffbewehrten Brücken treten die<br />

Schubprobleme weniger auf. Diese Brücken werden -falls erforderlich- mit den Verkehrsregellasten<br />

nach DIN 1072 (vor 1985) statisch nachgerechnet.<br />

2 Statische Nachrechnung, Sanierungsvorschläge<br />

Bei der statischen Nachrechnung wird die vorhandene Schubbewehrung der rechnerisch<br />

erforderlichen Schubbewehrung gegenübergestellt. Dabei sollen die Bemessungsverfahren<br />

nach der DIN 1072 (Ausgabe 1985) und nach der DIN 1072 (vor 1985) miteinander<br />

verglichen werden. Bei Nachrechnungen alter Bauwerke sind die Festigkeiten der alten<br />

Beton- und Spannstahlsorten (z. B. BSt I-IV, St 60/90) zu berücksichtigen.<br />

Die Menge der vorhandenen Bewehrung war von der Verkehrsbelastung und der Bemessung<br />

zum Zeitpunkt der Bauwerksherstellung nach der damals gültigen DIN 1072 und DIN<br />

4227 abhängig. Ältere Spannbetonbrücken verfügten nicht über eine ausreichende<br />

Mindestlängs - und Mindestbügelbewehrung. Sie verfügen auch nicht über eine<br />

ausreichende Robustheit bzw. duktiles Verhalten. Für die Schubtragfähigkeit musste nach<br />

der DIN 4227 bis 1966 bis zu bestimmten Grenzen der Hauptzugspannungen unter<br />

rechnerischen Bruchlasten keine Schubbewehrung berechnet werden.<br />

49


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

Die Schlaff- und die Spannbewehrung sind oftmals mit geringeren Zugfestigkeiten<br />

gegenüber den heutigen Brücken ausgestattet. Die heutige Rippenform wurde schließlich ab<br />

1961 für eine bessere Dauerschwingfestigkeit des Betonstahls IV entwickelt. Ähnliches gilt<br />

auch für die Spannstahlzugfestigkeiten (Spanndrahtlitze z.B. St 1570/1770).<br />

Durch den Ansatz der höheren Verkehrsbelastung bei stark belasteten Brücken (DTV ><br />

20.000) und der Bemessung gemäß den Anforderungen der DIN 1072 (Ausgabe 1985) und<br />

DIN 4227 (Ausgabe 1979/1988) ergibt sich eine rechnerisch erforderliche Schubbewehrung,<br />

die deutlich über der vorhandenen Schubbewehrung einer Bestandsbrücke aus den 50er<br />

und 60er Jahren liegt.<br />

Bei großem Schubdefizit ist zu überlegen, ob das Schubdefizit anderweitig theoretisch<br />

reduziert werden kann. So kann z.B. bei der Anwendung der erweiterten technischen<br />

Biegelehre die erforderliche Schubbewehrung verringert werden. Allerdings ist hierfür die<br />

Einholung einer Zustimmung im Einzelfall erforderlich.<br />

Unter der Annahme einer etwas flacheren Druckstrebenneigung (vergleiche konservative<br />

Fachwerkanalogie) können noch Tragreserven in den Bügeln aktiviert werden und die<br />

erforderliche Schubbewehrung ebenfalls reduziert werden. Dabei ist die Erhöhung der<br />

Längskraft entsprechend zu berücksichtigen.<br />

Machbar ist auch eine Reduzierung der Sicherheitsbeiwerte, wenn die Restnutzungsdauer<br />

des Überbaues reduziert würde.<br />

Zur Erhöhung der tatsächlichen Quertragfähigkeit dürfen derzeit nur angeklebte Stahllaschen<br />

verwendet werden, die in der Biegedruckzone zu verankern sind.<br />

Eine Schubverstärkung kann zur Schädigung der Spannglieder führen und damit zur<br />

Schwächung der Biegetragfähigkeit.<br />

Wenn die rechnerische Schubtragfähigkeit auch mit einer Verstärkung nicht erzielt werden<br />

kann bei γ < 1,0 , so sind Sofortmaßnahmen zu ergreifen und der Überbau ist kurzfristig zu<br />

erneuern. Zu den Sofortmaßnahmen zählen u.a. die Rissbeobachtung, Gewichts - bzw.<br />

Geschwindigkeitsreduzierung, verdichtete Bauwerksprüfung und die provisorische<br />

Abstützung. Bei Bauwerken, die vor 1966 errichtet wurden und planmäßig keine Schubbewehrung<br />

ermittelt wurde, kann –wie bereits erwähnt- bei der Querkrafttragfähigkeit ein<br />

nennenswertes Defizit hinsichtlich der Standsicherheit vorliegen, sobald durch außergewöhnliche<br />

Beanspruchungen oder durch Ermüdungserscheinungen infolge häufiger<br />

Lastwechsel beim Ausfall der Betonzugfestigkeit Schubrisse auftreten.<br />

Bei ausgeprägten Schubrissen, festgestellten größeren Verpressfehlern in den Hüllrohren<br />

und festgestellten starken Verrostungen am Spannstahl ist ebenfalls ein Neubau<br />

anzustreben. Sind Schubrisse aufgetreten, dann findet eine Spannungsumlagerung statt, die<br />

zum Fließen der Bewehrung führen kann.<br />

Normalerweise ist ein Schubbruch ohne Vorankündigung nicht zu erwarten, da sich zunächst<br />

ein Biegebruch ankündigen wird. Allerdings muss hier im Rahmen der statischen<br />

Nachrechnung die Biegebruchsicherheit in Längsrichtung vorher nachgewiesen werden.<br />

50


Norbert Kmitta <strong>Instandsetzung</strong> von mindertragfähigen Brücken bei Schub<br />

Hierbei sind die Nachweise der Schwingbreite gemäß „Handlungsanweisung zur Beurteilung<br />

der Dauerhaftigkeit der Spannstähle“ und bei älteren Neptun- und Sigma oval- Spannstählen<br />

wegen Spannungsrisskorrosion die Nachweise der Robustheit zu führen.<br />

Im Falle einer Schubverstärkung ist zu beachten, dass die vorhandene Bügelbewehrung<br />

einschließlich Stahllaschen ausreicht, um die Querkraft nach der Lammellenverstärkung<br />

aufzunehmen. Bei der Herstellung der Schubverstärkung ist auf die Lage der Spannglieder<br />

besonderes zu achten und die weggefallenen Spannglieder sind z.B. durch externe<br />

Spannglieder zu ersetzen.<br />

Ausschlaggebend für die geplante Schubverstärkung sind auch die vorhandene Schubrisse<br />

und die Aufrechterhaltung des BAB-Verkehrs unter der Brücke. Ist die Schubverstärkung aus<br />

Verkehrsgründen nicht realisierbar, so könnte auch ausnahmsweise eine Bemessung der<br />

Stahllachen für Gebrauchlasten durchgeführt werden. Die Abschnitte für die Schubverstärkung<br />

werden so gewählt, dass vor allem die gerissenen Bereiche abgedeckt werden.<br />

Bei allen schubverstärkten Überbauten ist die Restnutzungsdauer zu reduzieren.<br />

Für den Fall, dass die rechnerische Schubtragfähigkeit ohne eine Schubverstärkung für<br />

1,0 ≤ γ ≤ 1,75 (Sinngemäß bei Teilsicherheitsbeiwerten) nachgewiesen werden kann und der<br />

Überbau keine bzw. wenige kleine Schubrisse aufweist, kann auf eine Schubverstärkung<br />

u.U. verzichtet werden.<br />

Hier sollte jedoch die Biegetragfähigkeit z.B. durch externe Spannglieder auf BK 60/30 (γ =<br />

1,75) erhöht werden, wenn eine erhöhte Schubtragfähigkeit nur mit unverhältnismäßig<br />

hohem Aufwand möglich ist.<br />

Die Restnutzungsdauer des Überbaus ist auch in diesem Fall herabzusetzen.<br />

Die Bemessung und die Ausführung der externen Stahllamellen erfolgt gemäß Richtlinien für<br />

das Verstärken von Betonbauteilen, der DIN 1045, der DIN 4227 und bauaufsichtlicher<br />

Zulassungen des DΙBt. Ein Einzelzustimmung für den Einsatz im Brückenbau ist nicht<br />

erforderlich.<br />

3 Ausführungsbeispiele<br />

3.1 Bauwerk A67/ÜF B26<br />

Das stark belastete Bauwerk wurde im Jahre 1965 gemäß DIN 4227 für die BK 60<br />

bemessen. Die Querkraftfähigkeit wurde gemäß den Anforderungen der neuen DIN-<br />

Fachberichte 101 und 102 nachgewiesen. Aus der Nachrechnung geht hervor, dass die<br />

erforderliche Schubbewehrung nur mit knapp 50% abgedeckt ist. Die erforderlichen<br />

Verstärkungsmaßnahmen erfolgen durch extern angebrachte Stahlbügel. Die geforderte<br />

Schubkraftdeckung wird gemäß DIN Fachbericht 102 unter γ-fachen Lasten durch die<br />

nachträgliche Schubverstärkung erfüllt. Eine vergleichbare Schubbemessung nach der DIN<br />

4227 (Ausgabe 1995) mit dem globalen Sicherheitsbeiwert führt annähernd zu den selben<br />

Ergebnissen.<br />

51


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

Bei Verwendung von γ= 1,1 statt 1,35 für das Eigengewicht und γ=1,35 statt 1,50 für den<br />

Verkehr würde sich die Schubverstärkung wesentlich reduzieren. Allerdings müsste nach der<br />

Verstärkung eine ständige Kontrolle hinsichtlich der Schubrissbildung erfolgen und die<br />

Restnutzungsdauer wäre zu reduzieren.<br />

Grundlage für die Bemessung der Schublaschenverstärkung sind gemäß Zulassung die DIN<br />

1045 und die DIN 4227. Da die Verstärkungsmaßnahmen aus der Nachrechnung gemäß<br />

DIN-Fachberichten resultiert, werden die Lastansätze und die Bemessungsvorgaben der<br />

DIN-Fachberichte berücksichtigt, ohne die inhaltlichen Vorgaben der Zulassung dabei zu<br />

verletzen.<br />

3.2 Bauwerk A67/ÜFA672<br />

An dem Überführungsbauwerk (Baujahr 1964/1965) sind an den Außenflächen der<br />

Längsträger in allen Stützenbereichen nahezu horizontal verlaufende Risse entstanden. Sie<br />

weisen auf eine zu schwach ausgebildete Aufhängebewehrung hin, die an diesen Stellen zur<br />

Aufnahme der Querkräfte bei der gewählten indirekten Lagerung notwendig ist.<br />

Die Nachrechnung nach DIN-Fachbericht ergab gravierende Defizite in der<br />

Schubbewehrung, was auch das Rissbild erklärt. Betroffen hierbei sind vor allem die<br />

Querträger sämtlicher Zwischenunterstützungen (Stützen). Hier sind die Nachweise im<br />

Grenzzustand der Gebrauchsfähigkeit und der Tragfähigkeit nicht erfüllt.<br />

Als Sofortmaßnahme wurde eine Hilfsabstützung jeweils beiderseits der Stiele der Vförmigen<br />

Stützkonstruktion an jedem Querträgerende des Überbaus angeordnet, die im<br />

Schadensfall ihre Last , auf die vorhandenen Fundamente über aufbetonierte Balken<br />

abtragen.<br />

An Kopf und Fuß der Notstützen wurden bewehrte Elastomerlager zum Ausgleich von<br />

Verdrehungen und Verschiebungen angeordnet. Zwischen Unterkante Überbau und<br />

Oberkante Lager wurde ein Spalt von 2 mm vorgesehen damit bei Überbauverdrehungen<br />

infolge Verkehr bei noch funktionierender V- Stützenlastabtragung die Notstützen nicht<br />

belastet werden. Die provisorische Unterstützung verbleibt bis zum Ersatzneubau. Auf der<br />

Brücke wurde die Geschwindigkeit auf 40 km/h beschränkt und eine Sperrung für Fahrzeuge<br />

mit einem tatsächlichen Gewicht über 44t ausgesprochen.<br />

52


Norbert Kmitta <strong>Instandsetzung</strong> von mindertragfähigen Brücken bei Schub<br />

Schubverstärkung an der A67/ÜF B26 (Ausführung 2005/2006)<br />

Baujahr 1966<br />

53


Seminar der <strong>VSVI</strong> <strong>Hessen</strong> am 25. April 2007 in Friedberg/<strong>Hessen</strong><br />

Schubverstärkung an der A67/ÜF B26 (Ausführung 2005/2006)<br />

Baujahr 1966<br />

54


Norbert Kmitta <strong>Instandsetzung</strong> von mindertragfähigen Brücken bei Schub<br />

Provisorische Abstützung der A67/ÜF A672<br />

Baujahr 1965<br />

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