Vortrag: Asthma bronchiale - Deutsche Akademie für ...
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CJD <strong>Asthma</strong>zentrum Berchtesgaden<br />
im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.<br />
<strong>Asthma</strong> <strong>bronchiale</strong>:<br />
Komorbidität, Compliance<br />
Herbst-Seminar-Kongress <strong>für</strong> Sozialpädiatrie, 30.9.2011, Brixen<br />
Dr. med. Gerd Schauerte, Dipl.-Psych. Wolfgang Schütz<br />
CJD <strong>Asthma</strong>zentrum Berchtesgaden<br />
Buchenhöhe 46, D-83471 Berchtesgaden<br />
Tel.: 0 86 52/ 6000-117, Gerd.Schauerte@cjd.de
CJD <strong>Asthma</strong>zentrum Berchtesgaden
<strong>Asthma</strong>: Erkrankung der Bronchien<br />
Normal <strong>Asthma</strong>
typische Symptome des <strong>Asthma</strong>s<br />
• Plötzlich einsetzende (ggf. massive) Luftnot<br />
• „Erstickungsanfälle“<br />
• Kurzatmigkeit<br />
• Engegefühl in der Brust<br />
• Pfeifen, Brummen und Rasseln<br />
• Giemen beim Ausatmen<br />
• Hochziehen der Schultern
<strong>Asthma</strong> <strong>bronchiale</strong><br />
Einfache <strong>Asthma</strong>therapie ?!<br />
(ZIEL: Beschwerdefreiheit)<br />
1. Medikamente regelmäßig nehmen<br />
2. Auslöser vermeiden
Medikamente<br />
Dauertherapie<br />
– erinnert täglich an die Erkrankung<br />
– kostet Zeit<br />
Notfalltherapie<br />
– muss man ggf. öffentlich nehmen<br />
– zeigt anderen / Fremden, dass man<br />
krank ist<br />
– erinnert an die Gefährlichkeit des<br />
<strong>Asthma</strong>s<br />
– man ist „medikamentenabhängig“
Auslöser<br />
Mind. 95% aller Kinder mit <strong>Asthma</strong> haben<br />
eine Allergie (Pollen, Tiere, HSM,<br />
Schimmelpilze)<br />
die <strong>bronchiale</strong> Überempfindlichkeit zeigt<br />
sich u.a. bei körperlicher Belastung<br />
banale Infekt sind Auslöser von<br />
<strong>Asthma</strong>exacerbationen<br />
Zigarettenrauch (aktiv und passiv)
Auslöservermeidung, kann<br />
bedeuten...<br />
... drinnen zu bleiben, wenn schönes Wetter<br />
ist<br />
... nicht in die Disco zu dürfen<br />
... nicht bei Freunden zu schlafen<br />
... keine Haustiere zu bekommen<br />
...
Komorbiditäten
Unsere Erfahrung:<br />
An <strong>Asthma</strong> erkrankte Kinder und Jugendliche mit<br />
unterschiedlichem Krankheitsschweregrad kommen zu uns<br />
Vorher/Anlass:<br />
• Häufige Arztbesuche, Krankenhaus- und Kuraufenthalte<br />
• Viele Schulfehltage, schlechte Schulleistungen,<br />
Schulvermeidung, -verweigerung<br />
• Familiäre Belastung/Überlastung<br />
• Unzureichendes Krankheitsmanagement<br />
Bisweilen diagnostiziert:<br />
• Aufmerksamkeitsstörung, Hyperkinetische Störungen,<br />
emotionale und/oder Sozialverhaltensstörungen
Häufigkeit der Störung<br />
Je schwerer das <strong>Asthma</strong>, desto häufiger<br />
bestehen psychische Probleme<br />
Blackman, J. A., Gurka, M. J., J Dev Behav Pediatr 28:92–99, 2007, n = 101.778<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
kein=93.089 leicht n=5952<br />
mittel=2318 schwer=393<br />
ADHS Depr./Angst SSV Lernstör.<br />
Gilt auch <strong>für</strong> Erwachsene (ADHS/Depr./Angst): Fasmer OB et al., BMC<br />
Psychiatry 2011, 11:128;
... und umgekehrt: <strong>Asthma</strong>prävalenz bei Kindern<br />
und Jugendlichen mit psychischen Störungen<br />
Blackman, J. A., Gurka, M. J., J Dev Behav Pediatr 28:92–99, 2007, n = 101.778<br />
Prävalenz <strong>Asthma</strong><br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
ADHS -<br />
8,8%<br />
ADHS +<br />
15,2%<br />
Depr./Angst -<br />
8,1%<br />
Depr./Angst -<br />
17,7%<br />
8,0%<br />
SSV -<br />
17,7%<br />
SSV +<br />
Lernstörungen -<br />
8,0%<br />
Lernstörungen +<br />
13,3%
Ursache oder Wirkung?<br />
Gemeinsame Ursachen?<br />
Prospektive Studien in ausreichender Qualität gibt es<br />
hierzu nicht<br />
Aber ungünstiges Elternverhalten (Untersucht wurde<br />
Unterstützungsbereitschaft zwischen den Eltern, Interaktion zwischen Eltern<br />
und Kind, Pflege des Kindes, Postpartum Depression) führt zu einer<br />
erhöhten <strong>Asthma</strong>häufigkeit<br />
Prospektive Studie von Klinnert , Pediatrics. 2001 Oct;108(4):E69)<br />
Auch mögliche Ursache bei Verhaltensauffälligkeiten.<br />
(Fegert et al., Psychiatrie …, Springer 2004, S. 863,<br />
Gemeinsame genetische Ursachen möglich<br />
(Mogensen N et al.,Allergy. 2011 Sep;66(9):1224-30.)<br />
<strong>Asthma</strong>-Medikamente haben keinen Einfluss
Gemeinsame Ursache (Indikator?)<br />
Rauchen?!<br />
• Passivrauch als Ursache <strong>für</strong> <strong>Asthma</strong><br />
<strong>bronchiale</strong> anerkannt<br />
Lai HK et al. Pediatrics. 2009; 124(5):1306–1310. ;<br />
Wang C et al. Pediatrics. 2008; 122(1):e107–e114<br />
• Passivrauch bei Kindern auch „Ursache“<br />
<strong>für</strong> (populationsbezogene Studie USA):<br />
– Depression, Angststörung, ADHS,<br />
Störung des Sozialverhaltens<br />
Bandiera FC et al. Arch Pediatr Adolesc Med. 2011<br />
April ; 165(4): 332–338
Psychosoziale Faktoren beeinflussen den Umgang mit <strong>Asthma</strong><br />
psychosoziale Risikofaktoren <strong>für</strong><br />
letales <strong>Asthma</strong> bei Erwachsenen<br />
PM Sturdy, Thorax (2002) 57:1034-1039<br />
signifikante Faktoren, erhöht bei Patienten mit letalem Ausgang:<br />
• <strong>Asthma</strong>manifestation vor dem 15. LJ (OR 1,8)<br />
• Adipositas (OR 1,37)<br />
• schlechte Inhalationstechnik (OR 1,35)<br />
• Unzuverlässigkeit bei der Termineinhaltung/Entlassung<br />
gegen ärztlichen Rat (OR 1,47)<br />
• Psychose (OR 1,86)<br />
• Lern-Leistungsstörung (OR 3,07)<br />
• finanzielle Probleme (OR 1,43)<br />
• Probleme auf der Arbeit (OR 1,60)<br />
• Drogen- (OR 1,71) oder Alkoholmissbrauch (OR 1,49)
Mögliche Zusammenhänge<br />
<strong>Asthma</strong>s und psychische Störungen verstärken<br />
sich gegenseitig<br />
Typische Symptome<br />
ADHS<br />
•Unaufmerksamkeit<br />
•Überaktivität<br />
•Impulsivität<br />
Typische Symptome SSV<br />
•streitet sich häufig mit<br />
Erwachsenen<br />
•widersetzt sich häufig<br />
Regeln<br />
•häufig empfindlich,<br />
leicht verärgert<br />
Notwendigkeiten bei der<br />
Behandlung von <strong>Asthma</strong>:<br />
•regelmäßige Dauertherapie<br />
(inhal. d. Medik.)<br />
•Steuerung der körperlichen<br />
Aktivität (Luftnot)<br />
•überlegte Auslöservermeidung<br />
•soziale Kompetenz im<br />
Umgang mit der Erkrankung
Der Bedarf an Unterstützung<br />
aufgrund <strong>Asthma</strong> steigt mit dem<br />
Ausmaß externalisierender<br />
Verhaltensauffälligkeiten.<br />
Goldbeck L, Koffmane K, Lecheler J, Thiessen K, Fegert JM.<br />
Disease severity, mental health, and quality of life of children<br />
and adolescents with asthma.Pediatr Pulmonol. 2007<br />
Jan;42(1):15-22.
Psychosoziale Faktoren beeinflussen den Umgang mit <strong>Asthma</strong><br />
<strong>Asthma</strong> und Depression<br />
Odds-Ratio ca. 1,5 zw. <strong>Asthma</strong> und Depression:<br />
(Ortega AN, J Nerv Ment Dis. 2002 May;190(5):275-81)<br />
<strong>Asthma</strong> + Depression/Angststörung 0,7%<br />
(lt. Blackman)
Anzahl der <strong>Asthma</strong>symptome<br />
Angststörung und Depression führen zu<br />
mehr <strong>Asthma</strong>beschwerden (und umgekehrt)<br />
Richardson LP, Lozano P, Russo J, McCauley E, Bush T, Katon W. <strong>Asthma</strong><br />
symptom burden: relationship to asthma severity and anxiety and<br />
depression symptoms. Pediatrics. 2006 Sep;118(3):1042-51.<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
0-5 6-9 10-15 16-22 23-30 31-62<br />
Anzahl der Angst-Depressions-Symptome
Depression und Compliance bez. der<br />
<strong>Asthma</strong>therapie<br />
Smith A, Krishnan JA, Bilderback A, Riekert KA, Rand CS, Bartlett SJ. Depressive<br />
symptoms and adherence to asthma therapy after hospital discharge. Chest. 2006<br />
Oct;130(4):1034-8.<br />
Eine erhöhte depressive Symptomatik geht mit einer<br />
signifikant geringeren Compliance einher.<br />
Mögliche Ursachen <strong>für</strong> schlechte Compliance bei<br />
Depression:<br />
• Apathie (geringe Motivation)<br />
• Pessimismus bez. der Effektivität der Therapie<br />
• Akute Defizite der Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und<br />
Aufnahmefähigkeit<br />
• Absichtliche Selbstschädigung<br />
• Erhöhte Sensibilität bez. Nebenwirkungen
Medikamentöse Therapie der Depression<br />
= stabileres <strong>Asthma</strong> ?<br />
Brown ES, Vigil L, Khan DA, Liggin JD, Carmody TJ, Rush AJ. A randomized trial of<br />
citalopram versus placebo in outpatients with asthma and major depressive<br />
disorder: a proof of concept study. Biol Psychiatry. 2005 Dec 1;58(11):865-70.<br />
• 90 Erwachsene mit Depression,<br />
Citalopram-Therapie<br />
• Wirksamkeit der Citalopram-Therapie bez.<br />
der Depression nur in einigen Scores<br />
signifikant, sonst nur positive Trends<br />
• keine signifikanten Änderung vs. Placebo bez.<br />
der <strong>Asthma</strong>-Scores, jedoch Bedarf an<br />
Kortison-Tabletten reduziert:<br />
Placebogruppe:12%<br />
Citalopramgruppe: 3% (p=0,013)<br />
• Gute Verträglichkeit der Citalopram-Therapie,<br />
keine Interaktionen beschrieben
Sport – Depression – <strong>Asthma</strong><br />
Mendes F.A.R et al. Chest 2010;138;331-337<br />
• 101 erwachsene <strong>Asthma</strong>patienten,<br />
Intervention <strong>für</strong> 3 Monate<br />
• Alle <strong>Asthma</strong>schulung und Atemtechniken<br />
• 50 zusätzlich 2x/Woche <strong>für</strong> 30 Min. Aerobic<br />
• Zu Beginn in beiden Gruppen leichte bis mittlere<br />
Depressionssymptome bei 50% der Pat.<br />
• leichte bis mittlere Depressionssymptome nach der<br />
Intervention:<br />
– ohne Aerobic noch 31%,<br />
– mit noch 11%<br />
• <strong>Asthma</strong>-Symptomfreie Tage/Monat<br />
– ohne Aerobic konstant ca. 15<br />
– mit Aerobic ansteigend auf 24 Tage
Komorbiditäten …<br />
Wie ADHS, SSV und Depression<br />
• führen zu ein zu einem schlechteren<br />
Management des <strong>Asthma</strong> <strong>bronchiale</strong><br />
• Müssen gerade bei Vorliegen von <strong>Asthma</strong><br />
<strong>bronchiale</strong> optimal behandelt werden<br />
• Bei möglichst guter Kooperation zwischen<br />
den Therapeuten
Mögliche Zusammenhänge<br />
<strong>Asthma</strong> und psychische Störungen verstärken<br />
sich gegenseitig<br />
Auswirkungen <strong>Asthma</strong><br />
•Schlafstörung (Luftnot,<br />
„Heuschnupfen“)<br />
•Soziale Ausgrenzung<br />
(„Der kann ja höchstens<br />
ins Tor“)<br />
•Fehltage (ca. 7d/J wegen<br />
<strong>Asthma</strong>)<br />
•Eingeschränkte Sozialkontakte(Auslöservermeidung)<br />
Mögliche Folgen auf<br />
Seele und Sozialverhalten:<br />
•Selbstwertgefühl reduziert<br />
•Unbeschwertheit geht<br />
verloren<br />
•Ungenügende soziale<br />
Kompetenz
Belastungen der Familien<br />
nach Schauerte und Petermann (2009)<br />
Aufmerksamkeit <strong>für</strong> Symptome<br />
Verantwortung <strong>für</strong> Langzeittherapie<br />
Angst vor Notfällen<br />
Einschränkungen in Alltag und Freizeit<br />
Zukunftsängste<br />
Erziehungsprobleme<br />
Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder<br />
(Geschwister)<br />
Probleme bei Fremdbetreuung (Kindergarten,<br />
Schule)<br />
Finanzielle Belastung
Gefunden Zusammenhänge<br />
Nicht primär Medizinische Parameter führen zu<br />
psychosozialer Belastung<br />
sondern:<br />
• geringe Intelligenz der Kinder<br />
• negatives Selbstkonzept der Kinder<br />
• männliches Geschlecht der Kinder<br />
• unangemessenes Coping der Kinder<br />
• geringe mütterliche Anpassung<br />
• ausgeprägter familiärer Stress<br />
• hohe Schwere
Chronische Erkrankung<br />
- psychosoziale Entwicklung<br />
Ausmaß der Belastung und Störung<br />
weniger abhängig vom Krankheitsbild<br />
als vom psychosozialen Adaptationsniveau von<br />
Kind und Familie
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei<br />
Kindern im Vergleich, Selbstangabe (±1SD)<br />
Gesunde Diabetes <strong>Asthma</strong> Rheuma Zerebralp.<br />
•Varnie JW et al. Heath and Quaility of Life Outcomes 2007; 5:43<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0
Chronische Erkrankungen<br />
- Schutzfaktoren<br />
krankheitsabhängig<br />
Wissen<br />
Wahrnehmung<br />
Fertigkeiten<br />
krankheitsunabhängig<br />
Rituale/Disziplin<br />
Soziale Kompetenz<br />
Soziale Integration<br />
Lebenseinstellung von Kind/Jugendlichem und Familie
Schutzfaktoren aufbauen<br />
<strong>Asthma</strong>schulung<br />
• Wissen<br />
• Wahrnehmung<br />
• Fertigkeiten<br />
• Rituale<br />
• Soziale Kompetenz
Compliance
Definition Compliance<br />
Compliance ist die Summe aller konstruktiven Beiträge des<br />
Patienten zum Gelingen einer (medizinischen) Therapie -<br />
einschließlich<br />
• einer aktiven Teilhabe an den Therapieentscheidungen,<br />
• der Einhaltung des vereinbarten Therapieschemas,<br />
• dessen selbständige und flexible Anpassung an den<br />
Krankheitsverlauf<br />
• sowie aller erforderlichen Aktivitäten zur eigenständigen<br />
Krankheitskontrolle (Selbstmonitoring), Risikovermeidung,<br />
Attackenbewältigung und Gesundheitsvorsorge<br />
(Mühlig, S. 2001)
Methoden zur Compliance Messung<br />
Jentzsch, Allergy. 2009 Oct;64(10):1458-62<br />
n= 102, 3-14J, durchschnittliche<br />
Compliance, Zeitraum 1 Jahr<br />
•Selbst-/Elternangabe 98%*<br />
•Rezepteinlösung 70%<br />
•Doser Meditrack 52%*<br />
•Messung des DA-Gewichts 46%<br />
* Zu ähnlichen Ergebnissen kamen schon Coutts 1991,<br />
Milgrom 1996 und Bender 1998
Epidemiologie der (In)Compliance<br />
Medikamenteneinnahme<br />
•Metaanalyse von Mühlig (26 Studien, Kinder und<br />
Erw.; ∑N=2.646).<br />
•Durchschnittliche Compliancerate 45,8%<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
gesamt<br />
26<br />
Studien<br />
Kinder<br />
6 Studien<br />
Jgdl.<br />
1Studie<br />
n=40*<br />
Cortison<br />
12<br />
Studien<br />
Beta-<br />
Agonist 6<br />
Studien<br />
•*Naimi DR. J Allergy Clin Immunol. 2009 Jun;123(6):1335-41.<br />
DNCG 3<br />
Studien
Verteilung der Complianceraten<br />
• 85 Erw., im Ø 47J, 65% Afro-Amerikaner<br />
Apter AJ et al J Allergy Clin Immunol. 2003 Jun;111(6):1219-26.<br />
40% erreichen Compliance > 75%<br />
64% erreichen Compliance > 50%<br />
Durchschnittl. Compliance ges. 60%
Aber:<br />
Man kennt doch seine Pappenheimer...!<br />
• Ärzte schätzen die Compliance Ihrer<br />
Patienten falsch ein. Zwischen der<br />
Einschätzung des Arztes und der<br />
gemessenen Compliance (elektronisches<br />
Zählwerk) besteht kein Zusammenhang.<br />
(Burgess SW. Respirology. 2008 Jun;13(4):559-63.)
Ist Compliance überhaupt<br />
wichtig? Oder sind die ...<br />
•Patienten überdosiert ?<br />
•Patienten nur deshalb<br />
inkompliant, weil sie nicht so<br />
viele Medikamente brauchen ?
<strong>Asthma</strong>kontrolle in Abhängigkeit von der<br />
Compliance bez. ICS im Verlauf<br />
Lasmar L. Allergy. 2009 May;64(5):784-9.<br />
•n=122, 3-12J, Follow up alle 4 Mo.,<br />
Compliancemessung via Rezepteinlösung<br />
Compliance<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Kontrolliert<br />
nicht kontrolliert<br />
4. Mo. 8. Mo. 12. Mo.
Epidemiologie der (In)Compliance<br />
Auslöservermeidung<br />
• Elternbefragung N = 344<br />
Leickly, Wade, Crain, Kruszon-Moran, Wright und Evans, 1998 Pediatric<br />
Pulmonl 24(4):263<br />
– 50% Schutz vor Allergene<br />
– 37,5% Schutz vor Passivrauchen<br />
• 266 Jgdl. 13-18J, Selbstangaben:<br />
Kyngas Nurs Health Sci. 1999 Sep;1(3):195-202<br />
– gute Compliance bez. Medikation<br />
– schlechte Compliance bez.<br />
Auslöservermeidung<br />
(z.B. Allergene, Rauchen)
Ursachen der Inkompliance<br />
Mühlig, S. 2001; Jentzsch, Allergy. 2009 Oct;64(10):1458-62<br />
Nikander K et al. Arch Dis Child. 2011 Feb;96(2):168-73<br />
• Compliancerate (in %) in Abhängigkeit von<br />
der Krankheitsdauer (in Monaten):<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Complinacerate<br />
0 12 24 36
Ursachen der Incompliance<br />
24-Mo.-Verlauf in Abhängigkeit von der<br />
Obstruktionswahrnehmung<br />
Rasmi Magadle et al, Chest 121(2):329-333, 2002<br />
120%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Notfallbeh. Krhs.beh. Beatm.<br />
Bewusstl.<br />
Tod<br />
geringe ObW n = 29 normale ObW n = 67 hohe ObW n = 17<br />
„Fehlende Symptomwahrnehmung war der Hauptgrund <strong>für</strong> Incompliance“<br />
Ulrik CS.J <strong>Asthma</strong>. 2006 Nov;43(9):701-4.
Bessere Compliance<br />
•85 Erw., im Ø 47J, 65% Afro-Amerikaner<br />
Apter AJ et al J Allergy Clin Immunol. 2003 Jun;111(6):1219-26.<br />
•Signifikant bessere Compliance bei:<br />
•>12jähriger (Schul)bildung<br />
•Nicht-Afro-Amerikaner<br />
•Privater Krankenversicherung<br />
•Höherem Einkommen<br />
•Weniger <strong>Asthma</strong>symptomen<br />
•Positiver Einstellung zu inhalativen Steroiden<br />
(Weniger Angst vor NW, stärkerer Glaube an den<br />
Nutzen)<br />
•<strong>Asthma</strong>wissen
Bessere Compliance<br />
Verbesserte Kompliance bei:<br />
– Funktionierendem Familiengefüge und<br />
realistischer Einschätzung bez. <strong>Asthma</strong><br />
(Pathogenese, Therapie usw.)<br />
(Drotar D. J Dev Behav Pediatr. 2009 Dec;30(6):574-82. Review)<br />
(Conn KM. Pediatrics. 2007 Sep;120(3):e521-6.)<br />
– Gering empfundenem Stress bei Erziehung und<br />
regelmäßiger Therapie<br />
(Burgess SW. Respirology. 2008 Jun;13(4):559-63.)<br />
– Routinierte (=ritualisierte?) Therapie<br />
Fiese BH. Journal of Pediatrics 146: 171-176<br />
Ulrik CS.J <strong>Asthma</strong>. 2006 Nov;43(9):701-4.<br />
• Verminderte Comliance bei:<br />
– Verschreibung von mehr als 2 Hub/Tag (p =<br />
0.005)...<br />
Lasmar L. J Trop Pediatr. 2009 Feb;55(1):20-5.
Nebenwirkungen von<br />
Komplementärmedizin<br />
• Von 739 Kindern (Alter 1-12 Jahre) wandten 221<br />
Kindern (30%) komplementäre Methoden (KM) an.<br />
• KM-Anwender inhalierten gleich häufig Beta2-Mimetika<br />
• mehr Arztbesuche (p
Zwischenzusammenfassung<br />
Ursachen der Incompliance<br />
• Wer nichts spürt, macht keine Therapie<br />
• Wer nicht dran glaubt, macht keine Therapie<br />
• Wer keine Ahnung hat, macht keine Therapie<br />
• Wer Angst vor Nebenwirkung hat, macht keine<br />
Therapie<br />
• Wer eh Stress hat, macht keine Therapie<br />
• Wer an die Heilung glaubt, macht keine Therapie<br />
• 2x am Tag muss reichen! Wie Zähneputzen!
<strong>Asthma</strong>schulung in Deutschland<br />
• Flächendeckendes Angebot zur<br />
<strong>Asthma</strong>schulung in Deutschland über die<br />
AG <strong>Asthma</strong>schulung im Kindes/Jugendalter<br />
e.V (www.asthmaschulung.de)<br />
• Einfache und kostendeckende Finanzierung<br />
über KV/DMP<br />
• Schulung im Team<br />
• Ausbildung zum <strong>Asthma</strong>trainer <strong>für</strong> alle<br />
Therapeuten möglich<br />
(Hospitation/Theorie/Supervision)
Metaanalyse von Schulungsmaßnahmen<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
Guevara JP, BMJ 14.6.2003;Vol. 326 / Coffmannn M. Pediatrics 2008;121;575-586<br />
/Boyd M. The Cochrane Library, 2009 Issue 4 (alles Meta-Analysen)<br />
• 38 Studien 1980-2008:<br />
– Verbesserung der Lungenfunktion<br />
(PEF +9.5%)<br />
– Reduktion der Schulfehlzeiten<br />
– Verbesserung der körperlichen Aktivität<br />
– reduzierte nächtliche <strong>Asthma</strong>anfälle<br />
– reduzierte Krankenhausaufenthalte<br />
– reduzierte Notfallambulanz-Besuche
Therapie der Incompliance<br />
• „Standard“ Patientenschulung bei Kindern;<br />
viele positive Effekte, aber wenig Daten:<br />
– Theophyllinspiegel unbeeinflusst<br />
Hughes, McLeod, Garner und Goldbloom (1991)<br />
– positive outcome Parameter sprechen <strong>für</strong><br />
erhöhte Compliance<br />
Guevara JP, BMJ 14.6.2003;Vol. 326<br />
Otsuki M et al. Pediatrics. 2009 Dec;124(6):1513-21
Schriftlicher Therapieplan<br />
• Durch einen schriftlichen Therapieplan<br />
stieg die Compliance um durchschnittlich<br />
16% an.<br />
• 219 Kinder (1-17 Jahre)<br />
+ / - schriftlicher Therapieplan nach<br />
Notfallbehandlung, Nachbeobachtung 4<br />
Wochen, Compliance im Verlauf fallend<br />
Ducharme FM et al. Am J Respir Crit Care Med. 2011<br />
Jan 15;183(2):195-203.
Alleinige Rückmeldung<br />
Burgess SW et al. J <strong>Asthma</strong>. 2010 Mar;47(2):198-201.<br />
• 26 Kinder mit <strong>Asthma</strong><br />
• Elektronische Messung der Compliance (DT),<br />
randomisiert, 13 erhalten monatlich<br />
Rückmeldung, die anderen nicht, 4 Monate<br />
• Compliance<br />
– Mit Rückmeldung 79%<br />
– Ohne Rückmeldung 58%<br />
• FEV1 – Anstieg<br />
– Mit Rückmeldung 13,8%<br />
– Ohne Rückmeldung 9,8%
Compliance-Rückmeldung zur<br />
Verbesserung der Ergebnisse<br />
der <strong>Asthma</strong>behandlung bei<br />
Kindern sozialer Randgruppen<br />
in den USA: eine randomisierte<br />
Studie<br />
Otsuki M et al. Adherence feedback to<br />
improve asthma outcomes among inner-city<br />
childeren: a randomized trial. Pediatrics<br />
2009:124:1513-1521
<strong>Asthma</strong>schulung + Rückmeldung über<br />
Compliancerate<br />
• 250 Kinder aus Baltimore, USA 2-12J mit<br />
– Einschlusskriterien<br />
• Notfallbehandlung wegen <strong>Asthma</strong> im<br />
Krankenhaus (Studieneinschluss)<br />
• Zuvor ein stationärer Aufenthalt oder 2<br />
Notfallbehandlungen wegen <strong>Asthma</strong><br />
• <strong>Asthma</strong>-Dauertherapie (233 Inhal. Kortison)<br />
– Charakteristik<br />
• Alter im Ø 7J, 62% ml., 98% Afro-Amerikaner<br />
• High-School (≈ Hauptschule)-Abschluss der<br />
Mutter 68%<br />
• Raucher im Haushalt 23% (Selbstangabe)
Intervention über 8 Wochen<br />
• Standardbehandlung (Infobroschüre zu <strong>Asthma</strong> und<br />
Hilfeadressen) [St]<br />
• Schulung: 5 Hausbesuche (je 45-30 min) [S]<br />
1,2,3,4 und 8 Wo. nach Studieneinschluss<br />
– Inhalationstechnik und PEF<br />
– Notfallplan<br />
– Inanspruchnahme des Gesundheitssystems<br />
– Vorstellung zu <strong>Asthma</strong> und Medikation<br />
– Besprechung von Infobroschüren<br />
• Schulung und Compliancerückmeldung [SR]<br />
– 5 Termine wie oben, zusätzlich:<br />
Rückmeldung zur Compliance gemessen mit<br />
elektronischenZählwerken, Zielabsprachen, positive<br />
Verstärkung, Anleitung zum Selbstmonitoring der<br />
Compliance
Ergebnisse<br />
• Selbstreport der Compliance lag bei über<br />
80% (alle Gruppen) über die gesamte Zeit.<br />
• Ausgangslage mit 23% durchschnittlicher<br />
Compliance sehr schlecht<br />
• Nur 3,2% (von allen) erreichten eine<br />
Compliance von über 80% in einem Jahr<br />
• Notfallbehandlung nimmt bei allen ab, bei<br />
SR etwas mehr
Compliance<br />
Unterschied SR zu St signifikant<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
0 Mo. 3 Mo. 6 Mo. 9 Mo. 12 Mo.<br />
St<br />
S<br />
SR
Vorgehen<br />
Patientenschulung obligat<br />
Schriftlicher Therapieplan obligat<br />
Überprüfung der Compliance über<br />
• Beobachtung der Pädagogen / Eltern<br />
• Befragung der Patienten (Antworten<br />
werden sozial erwünscht erwartet)<br />
• Inhalatoren mit (möglichst Einzeldosis-)<br />
Zählwerken (z.B. Diskus)
Eigenes Vorgehen<br />
Konfrontation des Patienten<br />
mit dem erreichten Grad<br />
der Compliance<br />
• Erfragung der Gründe, z.B.<br />
• „Ich hab´ kein <strong>Asthma</strong><br />
mehr“<br />
• „Ich kann das nicht“<br />
• „Das Ding ist doof“<br />
„Schmeckt nicht“*<br />
• „Weiß nich´! Hab´ ich<br />
vergessen“*<br />
• „das hilft eh nicht“*<br />
kontrollierter<br />
Auslassversuch bis zur<br />
Symptomwahrnehmung<br />
Inhalationstechnik üben<br />
anderes Device<br />
•*Naimi DR. J Allergy Clin Immunol. 2009 Jun;123(6):1335-41.<br />
Unterstützung bei der<br />
Einnahme, Ritualisierung<br />
kontrollierte Therapie mit<br />
„üppiger“ Dosierung
Eigene Erfahrung<br />
Ca. 90% der schwer behandelbaren<br />
<strong>Asthma</strong>tiker werden unter einer<br />
kontrollierten Standardtherapie<br />
(Auslöservermeidung +<br />
Medikamenteneinnahme) stabil
Kurz und bündig (1)<br />
<strong>Asthma</strong> <strong>bronchiale</strong><br />
• geht mit einer erhöhten Rate an<br />
internalisierenden und externalisierenden<br />
Störungen einher<br />
• Ungünstige Psychosoziale Eigenschaften und<br />
ungünstiges Verhalten führt zu mangelhaftem<br />
<strong>Asthma</strong>management und Incompliance<br />
• Der Bedarf an Unterstützung aufgrund <strong>Asthma</strong><br />
steigt mit dem Ausmaß externalisierender<br />
Verhaltensauffälligkeiten.
Kurz und bündig (2)<br />
Incompliance ist eine wichtige (wenn nicht die wichtigste)<br />
Ursache <strong>für</strong> ein instabiles (unkontrolliertes, teilw.<br />
kontrolliertes) <strong>Asthma</strong><br />
Mit einer schlechten Compliance ( im Ø 50%,<br />
Schwankungen 0-100%), muss man immer rechnen,<br />
besonders bei unkontrolliertem oder teilweise<br />
kontrolliertem <strong>Asthma</strong><br />
Zur Therapie der Incompliance gibt es viele Ideen, aber<br />
kein Patentrezept.<br />
Der Glaube an den Nutzen der Therapie, insbesondere bei<br />
eigenem Erleben (wenig Symptome), fördert die<br />
Compliance.<br />
Patientenschulung, Rückmeldung zur erreichten<br />
Compliance und schriftliche Therapiepläne sind<br />
hilfreich
Vielen Dank