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Gibt es Neues für die Gastroentero- logie im G-DRG-System ... - DGVS

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nen sich, <strong>im</strong> Vergleich zu den weniger komplexen Fällen, in<br />

der Regel durch deutlich längere Krankenhausverweildauern<br />

aus, z. T. mit Inanspruchnahme intensivmedizinischer Maßnahmen.<br />

Beispielhaft soll auf <strong>die</strong> Abbildung komplexer Behandlungsfälle<br />

mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen<br />

in den G-<strong>DRG</strong>-<strong>System</strong>en bis einschließlich der Version<br />

2005 hingewi<strong>es</strong>en werden. Behandlungsfälle, bei denen auf<br />

eine endoskopische Untersuchung verzichtet werden konnte,<br />

wurden einer konservativen G-<strong>DRG</strong> zugeordnet. Dagegen wurden<br />

ähnlich aufwändige Fälle mit Intervention einer interventionellen<br />

G-<strong>DRG</strong> zugeordnet. Problematisch hierbei war, dass<br />

<strong>die</strong> konservative G-<strong>DRG</strong> <strong>für</strong> komplexe Fälle mit chronisch entzündlichen<br />

Darmerkrankungen hçher bewertet war als <strong>die</strong><br />

meisten interventionellen G-<strong>DRG</strong>s, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> genannte Fallkonstellation<br />

infrage kamen. Letztere wurden bei der Kalkulation<br />

der Bewertung von einfachen diagnostischen Fällen dominiert.<br />

Das Erbringen einer interventionellen Leistung führte<br />

in der Konsequenz zu einem niedrigeren Erlçs.<br />

¾nderungen der <strong>System</strong>architektur<br />

!<br />

Da di<strong>es</strong>e Abfragehierarchie zu einer unsachgerechten Mindervergütung<br />

bei Mehrleistung führte, wurde mit der G-<strong>DRG</strong>-<br />

Version 2006 <strong>die</strong> oben b<strong>es</strong>chriebene Abfragereihenfolge aufgegeben.<br />

Di<strong>es</strong>e orientiert sich seitdem weit<strong>es</strong>tgehend an der<br />

Hçhe der Bewertungsrelationen. Komplexe Behandlungsfälle<br />

mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und endoskopischer<br />

Untersuchung werden folglich nicht mehr niedriger<br />

bewerteten interventionellen G-<strong>DRG</strong>s zugeordnet, sondern der<br />

hçherwertigen medizinisch-konservativen G-<strong>DRG</strong>. Damit werden<br />

in di<strong>es</strong>er G-<strong>DRG</strong> Patienten mit und ohne Endoskopie vereint.<br />

Zur Unterscheidung der komplexen Behandlungsfälle von<br />

den weniger aufwändigen Fällen wird häufig auf den Nebendiagnos<strong>es</strong>core<br />

PCCL (Patient Clinical Complexity Level) zurückgegriffen,<br />

der <strong>die</strong> Komorbiditäten bzw. Komplikationen<br />

ein<strong>es</strong> Behandlungsfall<strong>es</strong> abbildet.<br />

Die vorg<strong>es</strong>tellte ¾nderung der Abfragehierarchie hat zu einer<br />

grundsätzlichen Veränderung d<strong>es</strong> G-<strong>DRG</strong>-<strong>System</strong>s geführt. Die<br />

Folge ist ein <strong>für</strong> den Leistungserbringer gerechter<strong>es</strong> <strong>System</strong>, das<br />

weit<strong>es</strong>tgehend sicherstellt, dass di<strong>es</strong>er den hçchstmçglichen Erlçs<br />

<strong>für</strong> seine Leistung erhält. Mindervergütung bei Mehrleistung<br />

wird, durch eine an der Bewertungsrelation ausgerichtete Abfragehierarchie<br />

der einzelnen G-<strong>DRG</strong>s, verhindert. Die ¾nderung<br />

der Abfragereihenfolge hat auf der anderen Seite aber auch zu<br />

einer erheblichen Steigerung der <strong>System</strong>komplexität beigetragen.<br />

Es wird zunehmend aufwändiger nachzuvollziehen, in welche<br />

G-<strong>DRG</strong> ein Patient eingruppiert wird und welche Kriterien<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>DRG</strong>-Zuordnung verantwortlich waren.<br />

Als Folge der ¾nderung der Abfragereihenfolge wurde eine<br />

weitere bedeutende ¾nderung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abbildung gastroenterologischer<br />

Leistungen umg<strong>es</strong>etzt. Obwohl weiterhin interventionelle<br />

G-<strong>DRG</strong>s existieren, werden, wie darg<strong>es</strong>tellt, nicht mehr<br />

alle Fälle mit Endoskopie einer solchen G-<strong>DRG</strong> zugeordnet. In<br />

medizinisch-konservativen G-<strong>DRG</strong>s werden sowohl ausschließlich<br />

konservative als auch z. T. zusätzlich endoskopisch behandelte<br />

Patienten abgebildet. In der Konsequenz verlieren dadurch<br />

zwar <strong>die</strong> endoskopischen Einzelleistungen an Gewicht,<br />

vielfach führt di<strong>es</strong> aber <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewertung d<strong>es</strong> jeweiligen G<strong>es</strong>amtfalls<br />

mit Berücksichtigung der Grunderkrankung und ggf.<br />

durchgeführter Zusatzleistungen zu einer sachgerechteren Abbildung.<br />

Mitteilungen 1333<br />

In der Zusammenschau aller Parameter, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Zuordnung ein<strong>es</strong><br />

Fall<strong>es</strong> beeinflussen kçnnen, wird zum einen deutlich, warum<br />

<strong>die</strong> Fallzuordnung zu einer b<strong>es</strong>t<strong>im</strong>mten G-<strong>DRG</strong> z. T. <strong>im</strong>mer<br />

schwerer nachzuvollziehen ist, zum anderen <strong>die</strong> Komplexität<br />

d<strong>es</strong> <strong>System</strong>s stetig zun<strong>im</strong>mt und ehemals einheitlich vergütete<br />

Fälle (selbe G-<strong>DRG</strong>) <strong>im</strong> darauffolgenden G-<strong>DRG</strong>-<strong>System</strong> über<br />

eine große Zahl von G-<strong>DRG</strong>s streuen kçnnen. Sofern erforderlich,<br />

müssen dazu in der <strong>DRG</strong>-Definition <strong>die</strong> aufwändigen Fälle<br />

von den weniger aufwändigen Fällen getrennt werden. Am Beispiel<br />

der Fälle, <strong>die</strong> <strong>im</strong> <strong>System</strong> 2006 der G-<strong>DRG</strong>s G 48Z (Koloskopie<br />

mit äußerst schweren oder schweren CC oder komplizierendem<br />

Eingriff) zugeordnet wurden, lässt sich <strong>die</strong> Zunahme der<br />

Komplexität durch sogenannte Migrationen über Basis-<strong>DRG</strong>-<br />

Grenzen hinaus und <strong>im</strong> Verlauf seit 2006 b<strong>es</strong>onders gut veranschaulichen<br />

(l " Abb. 1). Migrationen sind Fallverschiebungen<br />

zwischen G-<strong>DRG</strong>s aufgrund z.B. von ¾nderungen der Abfragehierarchie<br />

oder durch Einführung neuer G-<strong>DRG</strong>s.<br />

Die G-<strong>DRG</strong> G 48Z wurde zur Version 2007 aufgelçst und ging<br />

formal in den Splitts G 48A und G 48B auf. Als Splittkriterium<br />

wurde <strong>die</strong> Funktion „komplizierende Diagnose“ eingeführt. Im<br />

Rahmen der Kalkulation d<strong>es</strong> G-<strong>DRG</strong>-<strong>System</strong>s 2007 hat sich gezeigt,<br />

dass u. a. <strong>die</strong> Behandlungen von Patienten mit chronisch<br />

entzündlichen Darmerkrankungen, akuter Peritonitis und Formen<br />

der int<strong>es</strong>tinalen Malabsorption hçhere Kosten verursachen<br />

als <strong>die</strong> Behandlung von Patienten mit anderen gastroenterologischen<br />

Erkrankungen. Folglich wurden <strong>die</strong> aufwändigen Patienten<br />

g<strong>es</strong>ondert in der G-<strong>DRG</strong> G 48A abgebildet, alle weiteren<br />

Patienten in der G-<strong>DRG</strong> G48B [4]. Die Zuordnung der Fälle der<br />

aufgelçsten G-<strong>DRG</strong> G 48Z zu einer der anderen 17 G-<strong>DRG</strong>s in<br />

der Version 2007 (l " Abb. 1) wurde z.B. durch b<strong>es</strong>t<strong>im</strong>mte<br />

Hauptdiagnosen oder das Vorliegen „äußerst schwerer CC“ (Comorbidity<br />

or Complications, PCCL = 4) getriggert und durch <strong>die</strong><br />

Umstellung d<strong>es</strong> Abfragealgorithmus ermçglicht. Auch <strong>die</strong> ¾nderungen<br />

der Schweregradbewertungen einzelner Nebendiagnosen<br />

(Überarbeitung der CCL-Matrix) kann dazu beigetragen<br />

haben. Die ursprüngliche Bewertungsrelation von 0,778 <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

G-<strong>DRG</strong> G 48Z <strong>im</strong> <strong>System</strong> 2006 wurde durch <strong>die</strong> Umverteilung<br />

der Fälle zur Version 2007 auf das Spektrum von 0,313 – 1,428<br />

erweitert. In der G-<strong>DRG</strong> Version 2008 wurde der Basis-<strong>DRG</strong><br />

G 48 ein weiterer Splitt hinzugefügt. Berücksichtigt werden<br />

jetzt auch (durch das <strong>System</strong>) definierte „schwere Darminfektionen“,<br />

„komplizierende Prozeduren“ und der „Zustand nach<br />

Organtransplantation“ als zusätzliche Splittkriterien. Der hochwertige<br />

„A-Splitt“ der Basis-<strong>DRG</strong> G 48 wird um ca. 50% aufgewertet.<br />

Durch <strong>die</strong> verschiedenen Migrationseffekte zwischen<br />

den Versionen 2007 und 2008 werden Fälle der Basis-<strong>DRG</strong><br />

G 48 aus der Version 2007 außerdem in weiteren 22 anderen<br />

G-<strong>DRG</strong>s abgebildet, was zu einer weiteren „Spreizung“ der Bewertungsrelationen<br />

auf 0,327 – 1,508 führt (l " Abb. 1). Es ist zu<br />

beachten, dass G-<strong>DRG</strong>s entgegen ihrer Bezeichnung nicht spezifisch<br />

sind. Durch <strong>die</strong> oben b<strong>es</strong>chriebenen Migrationsphänomene<br />

kçnnen sich medizinische Kollektive über eine Vielzahl<br />

unterschiedlicher G-<strong>DRG</strong>s abbilden. Di<strong>es</strong> ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Interpretation<br />

der unterschiedlichen G-<strong>DRG</strong>-<strong>System</strong>e von großer Bedeutung.<br />

Denn wenngleich G-<strong>DRG</strong>s in unterschiedlichen G-<strong>DRG</strong><br />

Versionen <strong>die</strong> gleiche Bezeichnung tragen, umfassen sie z.T.<br />

ganz unterschiedliche Fallkollektive. Di<strong>es</strong> kann zu abweichenden<br />

Bewertungsrelationen führen, <strong>die</strong> vor di<strong>es</strong>em Hintergrund<br />

zu interpretieren sind. Ob <strong>die</strong> vorg<strong>es</strong>tellten ¾nderungen sich<br />

<strong>für</strong> ein Krankenhaus çkonomisch positiv oder negativ auswirken,<br />

kann anhand der reinen Logikänderungen nicht b<strong>es</strong>t<strong>im</strong>mt<br />

werden. Abhängig vom behandelten Fallkollektiv treten in je-<br />

Bunzemeier H et al. <strong>Gibt</strong> <strong>es</strong> Neu<strong>es</strong>… Z <strong>Gastroentero</strong>l 2007; 45: 1332–1339<br />

Gastro 1207 · Artikel ZfG-Mitteilung, 10.12.07 · reemers publishing servic<strong>es</strong> gmbh

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