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Schwerpunktthema: djo-Deutsche Jugend in europa und Deutscher Bundesjugendring<br />

Hermann Kinzel, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Jugend braucht Zukunft“,<br />

ehemaliger stellvertretender Bundesvorsitzender der djo-Deutsche Jugend in Europa<br />

nr. 1/<strong>2010</strong><br />

Die djo-Deutsche Jugend in Europa und der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) …<br />

… von einem schwierigen Verhältnis<br />

wer über die knapp 50 Jahre djo-Deutsche<br />

Jugend in europa und DBJr schreiben will, steht<br />

vor dem problem: wo anfangen, was ist wichtig,<br />

wie sind die unterschiedlichsten epochen<br />

der „Zusammenarbeit“ im DBJr zu beschreiben<br />

und zu bewerten? So könnten es nur Schlaglichter<br />

sein, die sich mir besonders eingeprägt haben<br />

– ohne anspruch auf die „richtige“ auswahl und<br />

Vollständigkeit.<br />

warum war es denn ein schwieriges Verhältnis …?<br />

– … sicher wenn wir zum anfang zurückblicken,<br />

als es um die aufnahme der djo-Deutsche<br />

Jugend in europa, damals noch Deutsche Jugend<br />

des Ostens, 1951/52 in den Deutschen Bundesjugendring<br />

ging. Die djo war damals nur als<br />

„beratender Gast“ und nur in der Vorversammlung<br />

geduldet, ehe die aufnahme im 1952 gelang.<br />

Über die damaligen Gründe kann man heute spekulierend<br />

fragen: war es der „konkurrenzkampf“<br />

der großen konfessionellen Jugendorganisationen,<br />

die einige Jugendgruppen der heimatvertriebenen<br />

gegründet hatten und vielleicht eine damals schon<br />

große unabhängige Jugendvereinigung neben sich<br />

nicht mehr dulden wollten?<br />

– …auch wenn wir an die Zeit denken, als die<br />

djo aus dem deutschen Bundesjugendring ausgeschlossen<br />

werden sollte. Diese ausschlussanträge<br />

1970 und 1971 fielen in die Zeit grundlegender<br />

politischer Veränderungen durch die neue<br />

Deutschland- und Ostpolitik der sozial-liberalen<br />

koalition. Die Debatte um die Ostverträge 1970<br />

traf die djo völlig unvorbereitet. Oder durch die<br />

teilnahme von djo-lern an der Demonstration<br />

gegen den Besuch des DDr-ministerpräsidenten<br />

willi Stoph am 21.mai 1970 in kassel.<br />

allerdings gab es da noch an diesem denkwürdigen<br />

Donnerstag in kassel ein ereignis, das für<br />

die djo noch erhebliche Folgen haben sollte: die<br />

DDr-Fahne wurde vom mast heruntergeholt und<br />

zerrissen – und, was das problem war, einer der<br />

beiden täter war ein Beisitzer aus dem damaligen<br />

Bundesvorstand der djo. Dies war der auslöser für<br />

eine beginnende öffentliche kampagne gegen die<br />

Vertriebenen und unseren Verband, der damals<br />

8<br />

in Dieter Gütts Fernsehkommentar zum pfingstreffen<br />

der Sudeten gipfelte, als er davon sprach:<br />

„… dass eine geifernde kamarilla von Volksverführern<br />

(gemeint waren die Vertriebenen) das<br />

messer schwingen darf, um verleumderisch und<br />

hetzend einen revisionismus zu predigen, der<br />

nur kläglich mit der Berufung auf schöpferische<br />

Ordnungskräfte und aussöhnung kamufliert wird<br />

…“ Diese aussage macht das klima gegenüber<br />

den heimatvertriebenen deutlich: „Jeder, der die<br />

neue Ostpolitik von willy Brandt ablehnte oder<br />

kritisierte, war ein Friedensfeind …“<br />

So begann die kampagne gegen die djo nach<br />

dem Vorfall von kassel bereits bei der nächsten<br />

DBJr-Vollversammlung in altenberg, als man<br />

dort schon den ausschluss forderte, ihn aus formalen<br />

Gründen dann 1970 in Berlin und 1971 in<br />

Bremen verhandelte. Ich erinnere mich noch an<br />

die rund 5-stündigen Debatten um unseren Verband.<br />

Dass jeweils bei den abstimmungen nur 2<br />

Stimmen zum ausschluss fehlten, verdankten wir<br />

engagierten reden und Debatten von Verbänden,<br />

die aus demokratischen Gründen auf unserer Seiten<br />

waren. Ich denke da an die berühmte rede<br />

von Dr. wolfgang reifenberg, damals BDkJ-<br />

Vorsitzender, in Bremen, der als letzter redner<br />

vor der abstimmung den Delegierten noch einmal<br />

ins Gewissen redete. Ich gestehe ehrlich, ich<br />

selbst hatte damals nicht mehr die hoffnung auf<br />

ein Verbleiben im DBJr.<br />

– Das schwierige Verhältnis der djo im DBJr<br />

setzte sich nach diesen ereignissen fort. es war<br />

doch durch die öffentlichen kampagnen bedingt,<br />

ich erinnere mich an die Schriften „djo – kaderschmiede<br />

des revanchismus“ von eckhard Spoo,<br />

an die Begründungen zu den ausschlussanträgen<br />

durch Falken, DGB – Jugend und naturfreundejugend,<br />

die mit aus dem Zusammenhang gerissenen<br />

Zitaten aus unseren publikationen nachweisen<br />

wollten, dass wir revanchisten sind und<br />

nichts in der arbeitsgemeinschaft der demokratischen<br />

Jugendverbände verloren hätten.<br />

allen Verantwortlichen im Verband war damals<br />

klar, dass die Deutsche Jugend des Ostens (DJO)<br />

aus diesen Vorwürfen und dem damit verbundenen<br />

Ghetto herausgeführt werden musste.

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