23.04.2013 Aufrufe

Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2010

Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2010

Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Verena Kotonski<br />

Belederte Weidenkörbe <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts aus Franken<br />

Untersuchungen zum technologischen Aufbau<br />

Zusammenfassung<br />

Besondere Merkmale belederter Körbe <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts aus<br />

Franken sind der Bezug <strong>des</strong> Weidengeflechts mit verschiedenfarbigen<br />

Ledern und Pergament sowie ihre Auszier mit Metallfaden-,<br />

Zirm- und Federkielstickerei. Der Beitrag stellt die Ergebnisse<br />

der technologischen Untersuchungen von vier Armkörben<br />

aus der volkskundlichen Sammlung <strong>des</strong> <strong>Germanischen</strong> <strong>Nationalmuseums</strong><br />

in Nürnberg vor.<br />

Der Anlass zur technologischen Untersuchung von vier<br />

belederten Armkörben aus der Sammlung Volkskunde<br />

<strong>des</strong> <strong>Germanischen</strong> <strong>Nationalmuseums</strong> (Abb. 1–4) hatte<br />

zunächst konservatorische Gründe. Während der eingehenden<br />

Beschäftigung mit den Objekten im Rahmen<br />

einer Diplomarbeit am Institut für Restaurierungs- und<br />

Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln<br />

(CICS –Cologne Institute of Conservation Sciences)<br />

wurde deutlich, dass die Körbe in der Forschung bisher<br />

wenig Beachtung gefunden hatten, ganz im Gegensatz<br />

zu den breiten Ledergürteln, die seit der ersten Hälfte<br />

<strong>des</strong> 18. Jahrhunderts zur männlichen Kleidung im südlichen<br />

Bayern und in Österreich gehörten. 1 Dieser Umstand<br />

ist bemerkenswert, weisen doch Körbe und<br />

Gürtel auffällige Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer<br />

Herstellung auf. Ein Ziel <strong>des</strong> Beitrages ist, einen detaillierten<br />

Überblick über die verwendeten Materialien<br />

und angewandten Techniken der belederten Körbe zu<br />

geben. Es wird auf Parallelen in Gestaltung und Konstruktion<br />

zwischen den einzelnen Körben hingewiesen<br />

und versucht, die technologischen Beobachtungen in<br />

einen kulturhistorischen Kontext einzubetten. 2<br />

Beschreibung sowie zeitliche und regionale<br />

Einordnung der Körbe<br />

Der Rumpf der Weidenkörbe ist von ovaler, sich nach<br />

oben erweiternder Form, wobei die Wandung im unteren<br />

Drittel stark eingezogen ist. Ein Bügelhenkel ist in sie<br />

integriert und der gewölbte Deckel fällt in sie ein, d. h.<br />

211<br />

Abstract<br />

The unique feature of 19 th century leather-covered baskets from<br />

Franconia (Bavaria/Germany) is the combination of materials<br />

used in their manufacture: willow, leather and coloured parchment,<br />

along with decoration such as metal thread embroidery,<br />

thin leather straps and quills. This contribution presents the<br />

results of the technological examination of four of these baskets<br />

from the folk art collection of the Germanisches Nationalmuseum<br />

in Nuremberg.<br />

als Auflage für den letzteren dient ein innen in die Wandung<br />

eingearbeiteter Deckelfalz. Die Maße der Körbe<br />

sind sehr ähnlich: Ihre durchschnittliche Höhe und Breite<br />

beträgt jeweils 40,4 cm, die Tiefe 31,7 cm. Charakteristisch<br />

ist eine Belederung, die die Außenseiten komplett<br />

oder teilweise bedeckt. Sie setzt sich aus verschiedenfarbigen<br />

Leder-, Pergament- und Textilstücken zusammen<br />

und ist mit Zierstickerei auf der Korboberfläche befestigt.<br />

Zwei der vier untersuchten Körbe sind mit Jahreszahlen<br />

versehen: der teilbelederte Korb BA 1706 (Abb. 1)<br />

ist inschriftlich auf 1858 datiert, der mit Palmettenmotiv<br />

(BA 2239, Abb. 2) auf 1863. Der Korb mit Textilbesatz<br />

(BA 2234, Abb. 3) stammt wohl ebenfalls aus der Mitte<br />

<strong>des</strong> 19. Jahrhunderts. 3 Für den Korb mit Eichel- und<br />

Eichblattmotiv (BA 1894, Abb. 4) ist im Inventar eine<br />

Entstehung »um 1830/40« vermerkt. Die Herstellungsorte<br />

der Körbe sind unbekannt. Als Erwerbsorte nennen<br />

die Museumsinventare Franken bzw. Nürnberg, wobei<br />

der Korb von 1858 aus Hexenagger im Altmühltal nahe<br />

Kelheim stammt.<br />

Identifizierung der verwendeten Materialien<br />

und Techniken<br />

Der Weidenkorb<br />

Feinflechtarbeiten wie die Körbe sind überwiegend aus<br />

weißer Weide hergestellt, ein besonders hochwertiges<br />

und teures Material. Zunächst erfolgte das Zurichten<br />

der Weidenruten zu »Schienen«. 4 Eine Schiene ist eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!