Zentrale Kompetenz: Lesen - Grundschulverband
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<strong>Zentrale</strong> <strong>Kompetenz</strong>: <strong>Lesen</strong><br />
Begründung für den Förderbereich<br />
Entwurf <strong>Grundschulverband</strong><br />
Fördern Deutsch: <strong>Lesen</strong> (Bartnitzky/Hecker, 01.11.10)<br />
<strong>Lesen</strong> bleibt auch in der Mediengesellschaft eine Basiskompetenz, deren Vermittlung alle Aufmerksamkeit<br />
erfordert. Die erworbene Lesefähigkeit beeinflusst stark die Möglichkeiten zum Lernen in<br />
allen anderen Bereichen. Die Chancen von Kindern, Leser zu werden, werden nach wie vor stark von<br />
ihren Lebensumständen beeinflusst. Die besondere Verantwortung der Schule ist es, dafür zu sorgen,<br />
dass alle Kinder gelingende Leseerfahrungen machen können. Leseförderung ist eine ganz praktische<br />
und sehr anspruchsvolle Aufgabe für jede Schule und ihre einzelnen Lerngruppen und Klassen. „Systemische<br />
Leseförderung“ bedeutet, dass Leseförderung in den Strukturen und Angeboten des Schulalltages<br />
verwirklicht wird und als ständige Arbeitsspur Unterricht und Schulleben durchzieht.<br />
Gerade wenn es um das Fördern des <strong>Lesen</strong>s und der Lesefertigkeiten geht, gilt der alte Satz von Richard<br />
Bamberger: „<strong>Lesen</strong> lernt man durch lesen“.<br />
<strong>Lesen</strong> fördern kann nicht bedeuten, den Druck auf Kinder zu erhöhen. Um Leserin oder Leser zu werden<br />
brauchen besonders leseschwache Kinder eine anregende Leseumwelt und erwachsene wie<br />
jugendliche Lesevorbilder zuhause und in der Schule. Sie brauchen alltägliche, vielfältige Lesesituationen.<br />
Sie müssen erleben, dass Lesekompetenzen unmittelbar nützlich und notwendig sind. Kinder<br />
brauchen Partner und Gelegenheiten zu Gesprächen über Leseeindrücke und die Erfahrung, dass<br />
<strong>Lesen</strong> Freude machen, Genuss bereiten und auch ganz persönlichen Interessen folgen kann.<br />
Ein zentrales Problem leseschwacher Kinder ist, dass sie weniger lesen als „gute Leser“. Während<br />
„gute Leser“ sowohl während des Unterrichts als auch in ihrer Freizeit Bücher und Zeitschriften zur<br />
Hand nehmen, um Informationen zu erhalten oder sich zu unterhalten, vermeiden leseschwache<br />
Kinder Lesesituationen, weil das <strong>Lesen</strong> für sie mit großer Mühe und wenig Vergnügen verbunden ist.<br />
Das Ausmaß des Lesekonsums in und außerhalb der Schule beeinflusst stark die weitere Leseentwicklung<br />
ist. Leseschwache Kinder sind verstärkt auf angeleitete Lesesituationen angewiesen, in denen<br />
sie sowohl Anregung zum als auch Unterstützung beim <strong>Lesen</strong> finden.<br />
Unterrichtsintegrierte Förderung: Lernumgebung und Unterrichtsprozesse<br />
Unter Leseförderung sind alle Maßnahmen zu verstehen, die Leselust und Lesefähigkeiten, kurz: die<br />
Lesekompetenz, fördern können.<br />
In der Grundschulpraxis gibt es viele Ideen und Erfahrungen, wie Leselust bei allen Kindern gefördert<br />
werden kann, und wie sich darauf aufbauend Lesekompetenzen entwickeln lassen: Freie Lesezeiten,<br />
Kooperationen mit Bibliotheken, Leseprojekte, Lesetagebücher, Autorenlesungen, <strong>Lesen</strong>ächte und<br />
Projektwochen „rund um Bücher“, fantasievoller Umgang mit Gelesenem.<br />
Im Klassen- und Schulleben gibt es feste Einrichtungen zum <strong>Lesen</strong>: Zeiten und Räume für individuelles<br />
und freies <strong>Lesen</strong>, Buchvorstellungen und Lesetagebücher, eine Klassen- und/oder Schulbücherei.<br />
Bücher sind im Klassenraum gegenwärtig, die Klassenraumgestaltung lädt zum <strong>Lesen</strong> ein, Veranstaltungen<br />
und Rituale im Klassenleben regen immer wieder zum <strong>Lesen</strong> und zum Austausch über Gelesenes<br />
an. Übungen zu wichtigen Lesefertigkeiten sind nicht isoliert, sondern eingebettet in die Lesekultur<br />
der Klasse.<br />
Eine solche „Lesewerkstatt“ ist der Kern der Leseförderung, Lesewerkstatt kann auch das Prinzip für<br />
befristete äußere Differenzierung in „Förderschleifen“ sein. Denn: „Schwache“ Leserinnen und Leser<br />
zu fördern bedeutet nicht, besonders kleinschrittig vorgehen zu müssen. Sinnvolle Leseförderung<br />
schließt produktive Leseübungen stets ein. Grundlage dafür aber ist eine lebendige Lesepraxis in<br />
sinnvollen, motivierenden Zusammenhängen.<br />
1
Didaktische Leitideen<br />
Die Förderung des <strong>Lesen</strong>s folgt den drei didaktischen Leitideen:<br />
Entwurf <strong>Grundschulverband</strong><br />
Fördern Deutsch: <strong>Lesen</strong> (Bartnitzky/Hecker, 01.11.10)<br />
► Förderung ist beziehungsreich und verstehensorientiert.<br />
<strong>Lesen</strong> ist Verstehen. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich intensiv bemühen, die „Sprachen des Verstehens“<br />
von Kindern zu lernen. Die Aufmerksamkeit von Lehrerinnen und Lehrern muss sich verstärkt<br />
auf das Weltwissen der <strong>Lesen</strong>den richten, das für erfolgreiche Verstehensprozesse notwendig<br />
ist. „Kein Text kann alles sagen, was er meint“, schreibt Bettina Hurrelmann. Für das Leseverstehen<br />
sind strukturierte Wissensbestände nötig – umgekehrt tragen Leseprozesse zur Ausbildung und Anreicherung<br />
von Wissensstrukturen bei. Welche Texte Kinder <strong>Lesen</strong> hängt nur zum Teil von der<br />
Schwierigkeit eines Textes ab, mit entscheidend ist auch das Interesse, das Kinder am Thema haben.<br />
Die Lesegeläufigkeit, aber auch die wichtige emotionale Komponente der Lesebereitschaft werden<br />
durch regelmäßiges Vorlesen, gemeinsame Leseerfahrungen und Gespräche über Gelesenes am besten<br />
gefördert. Kinder mit Leseproblemen benötigen Lesetraining in einer Atmosphäre individueller<br />
Zuwendung, ihnen hilft besonders individuelle Förderung durch verschiedene Lesepartner.<br />
► Förderung ist diagnosegeleitet und differenziert.<br />
<strong>Lesen</strong> (und Schreiben) haben eine Schlüsselfunktion für erfolgreiches Lernen in der Schule. In der<br />
Schuleingangsstufe müssen alle Kinder tragfähige Grundlagen im <strong>Lesen</strong> (und Schreiben) erwerben<br />
können, um in ihrer Lebenswelt selbstständiger zu werden und am weiteren Unterricht Gewinn bringend<br />
mitarbeiten zu können.<br />
Dazu muss die Lehrerin oder der Lehrer die grundlegenden Aspekte der schriftsprachlichen <strong>Kompetenz</strong>en<br />
als Entwicklungsziele kennen, Lernentwicklung und Lernstände der Kinder jeweils einschätzen<br />
und die weiteren Lernwege anregend, unterstützend und fördernd begleiten.<br />
Beobachtungsbögen, wie sie in den Materialien zur Pädagogischen Leistungskultur vom <strong>Grundschulverband</strong><br />
veröffentlicht worden sind, können zur Reflektion der Lernstände der Kinder herangezogen<br />
werden. Grundlagen dafür sind die Beobachtung der Kinder, ihr Leseverhalten und ein Überblick über<br />
ihre Lesegewohnheiten. ( CD-ROM: Beobachtungsbogen <strong>Lesen</strong> 1/2 )<br />
Ein solcher Beobachtungsbogen hält die grundlegenden Entwicklungsziele im Blick, er kann im Laufe<br />
der ersten beiden Schuljahre den Blick auf die jeweiligen Lernstände der Kinder schärfen und helfen,<br />
sich über Lernentwicklungen und Förderschwerpunkte zu vergewissern.<br />
Zur Feststellung der Lesefertigkeit können auch standardisierte Tests, wie zum Beispiel der „Stolperwörter-Lesetest“<br />
verwendet werden. ( CD-ROM: Stolperwörter-Lesetest 1/2 )<br />
► Förderung ist kommunikativ und kooperativ.<br />
Lesefähigkeit ist keine Technik, die lehrgangsmäßig Schritt für Schritt angeleitet eingeübt werden<br />
kann. <strong>Lesen</strong> hat immer eine Funktion im Zusammenhang einer Lesekultur, die in der Klasse, besser:<br />
an der Schule mit Kindern praktiziert wird. <strong>Lesen</strong> und der Diskurs über das <strong>Lesen</strong> sind von Anfang an<br />
wertgeschätzte Tätigkeiten, für die Kinder reichlich Gelegenheiten erhalten sollten.<br />
Das Förderziel in diesem Zusammenhang ist, es allen Kindern zu ermöglichen, an der schulischen<br />
Lesekultur teilzuhaben.<br />
In freien Lesezeiten kann sich die Lehrerin oder der Lehrer einen Überblick darüber verschaffen, was<br />
die einzelnen Kinder beim <strong>Lesen</strong> bereits bewältigen und können und wo sie noch Unterstützung<br />
brauchen. Beim „Paired Reading“ lesen ein Kind und sein Lesepartner einen Text so lange gemeinsam<br />
(halb-)laut, bis das Kind sich sicher genug fühlt, alleine weiter zu lesen. Ob es den Inhalt des Textes<br />
verstanden hat, zeigt sich einem kurzen Gespräch über den Text.<br />
In vielfältigen Lesesituationen wird <strong>Lesen</strong> zum Gespräch, zum Informationsaustausch, zum Gemeinschaftserlebnis.<br />
So wird ein individuelles Eingehen auf Leseinteressen, Leseprobleme und Lesefertigkeiten<br />
gerade leseschwächerer Kinder möglich.<br />
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Kritische Stellen und Förderung beim <strong>Kompetenz</strong>bereich: <strong>Lesen</strong><br />
Kritische Stellen im Lernprozess<br />
Angebote nutzen, um Texte und Bücher<br />
auszuwählen<br />
über grundlegende Lesefähigkeiten verfügen<br />
und Lesestrategien erwerben<br />
Texten Informationen entnehmen und diese<br />
mit eigenen Worten wiedergeben<br />
Entwurf <strong>Grundschulverband</strong><br />
Fördern Deutsch: <strong>Lesen</strong> (Bartnitzky/Hecker, 01.11.10)<br />
Förderideen<br />
1. Lesetexte für das eigene <strong>Lesen</strong> finden<br />
2. das eigene <strong>Lesen</strong> dokumentieren<br />
3. Mit einem Partner gemeinsam lesen<br />
(„Paired Reading“)<br />
4. Lektüre vorbereiten (Vermutungen zur<br />
Sinnerwartung/ Fragen zum Text)<br />
5. Texte strukturieren<br />
6. unverständliche Textstellen identifizieren<br />
und klären<br />
7. zu einem Text inhaltsbezogene Fragen<br />
für Mitschüler formulieren<br />
8. Aufgaben (z.B. in Lehrbüchern) verstehen<br />
und befolgen<br />
9. Sachtexte lesen, Schlüsselinformationen<br />
entnehmen und damit den Sachverhalt<br />
wiedergeben<br />
10. Erzähltexte (Geschichten) lesen und<br />
zum Inhalt erzählen<br />
11. Bücher lesen (umfangreiche Texte<br />
bewältigen können)<br />
Texte präsentieren 12. selbstgewählte Texte verständlich<br />
vorlesen<br />
12. einfache Präsentationsformen nutzen<br />
(Plakat, Vortrag)<br />
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