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Facharbeit Horst Berkowitz

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Obwohl es sehr schwierig und selten, war einen jüdischen Angeklagten vor einem<br />

deutschen Gericht erfolgreich zu verteidigen, gelang dies <strong>Berkowitz</strong> das eine oder<br />

andere Mal, wie das nachfolgende Beispiel zeigt. Es handelte sich um einen Fall, bei<br />

dem sieben Kinder von einer einstürzenden Mauer eines Lagerplatzes in Hannover-<br />

Linden erschlagen wurden. Dieser Platz war von einem Juden gepachtet worden,<br />

welcher hinter der Mauer schwere Eisenträger, die gegen die brüchige Mauer lehn-<br />

ten, lagerte. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung von sieben<br />

Kindern eingeleitet. Der Hass einiger Teile der Lindener Bevölkerung war groß, tra-<br />

fen doch der Tod von sieben Kindern und Antisemitismus zusammen. Als <strong>Berkowitz</strong><br />

die Unfallstelle untersuchte, fiel ihm auf, dass der Mörtel aus den Fugen der Mauer<br />

gekratzt worden war, was die Kinder wohl oft getan haben. Der Mörtel zerfiel leicht<br />

zu Sand, weshalb <strong>Berkowitz</strong> die Technische Hochschule Hannover mit einem Gut-<br />

achten über die etwa sechzig Jahre alte Wand beauftragte. Daraus ergab sich, dass<br />

gegen die Bauvorschriften minderwertiger Mörtel verwendet worden war. In der<br />

Gerichtsverhandlung trug <strong>Berkowitz</strong> seine Ergebnisse vor. Die Meinung der Zuhörer<br />

änderte sich, so dass keine bösen Worte mehr gegenüber dem Angeklagten fielen.<br />

Dennoch plädierte der Staatsanwalt auf schuldig. Es kam aber zu einem vor der<br />

Verhandlung nicht für möglich gehaltenen Urteil: Das Gericht sprach den Angeklag-<br />

ten wegen erwiesener Unschuld frei. 1<br />

Ab Dezember 1940 hatte <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong> täglich im Konzentrationslager Ahlem bei<br />

Hannover zu erscheinen, da dorthin sein Büro als Judenkonsulent verlegt wurde. Er<br />

durfte aber weiterhin in seinem Haus in der Erwinstraße wohnen, welches später<br />

durch einen der Bombenangriffe auf Hannover beschädigt wurde.<br />

Schon als kleiner Junge träumte <strong>Berkowitz</strong> davon, eine Heldentat zu vollbringen.<br />

Neben seiner schweren Kriegsverletzung ergab sich Ende 1944 eine weitere Gele-<br />

genheit. Als er mit dem Fahrrad aus Ahlem nach Hause fuhr, sah er einen von zwei<br />

Pferden gezogenen Wagen die Straße entlang fahren. Der Kutscher war sehr aufge-<br />

regt und schrie, denn er hatte die Zügel verloren. <strong>Berkowitz</strong> überholte den Wagen<br />

mit dem Fahrrad und stieg ab. Als der Wagen auf ihn zukam versuchte er sich einem<br />

der Pferde „ins Zaumzeug zu werfen“, was jedoch scheiterte. Er stieg erneut auf<br />

1 Beer, Ulrich: Versehrt verfolgt versöhnt. <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong> - Ein jüdisches Anwaltsleben, Essen 1979,<br />

Seite 72 ff.<br />

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