Facharbeit Horst Berkowitz
Facharbeit Horst Berkowitz
Facharbeit Horst Berkowitz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nanzpräsidenten von Hannover vom 5. August 1937, in dem <strong>Berkowitz</strong> sehr sachlich<br />
schreibt. Zum anderen ein Brief von <strong>Berkowitz</strong> an den Inhaber der Firma, Herrn Phi-<br />
lipp Bähr, der sich zu diesem Zeitpunkt in Haifa/Palästina aufhielt. In diesem Brief<br />
vom 21. Januar 1938 heißt es unter anderem: „Ich rate nochmals dringendst, we-<br />
nigstens alle verfügbaren Gelder sofort zu überweisen, damit wenigstens ein erster<br />
Beweis des Zahlungswillens vorliegt. – Wenn Sie erwähnen, dass die fraglichen Fir-<br />
men durch die Sicherheiten vor Schaden geschützt seien, so bemerke ich nochmals,<br />
dass der Herr Oberfinanzpräsident den Rechtsstandpunkt einnimmt, es sei die Si-<br />
cherstellung ohne seine Genehmigung unzulässig gewesen, sodass also die Sicher-<br />
heit von den Behörden erfasst werden kann, nämlich zur Zurückzahlung auf Ihr<br />
Sperrkonto bzw. Treuhandskonto oder gar durch direkte Beschlagnahme. Ihre<br />
Überweisungen dienen also nicht nur der Erfüllung der Gesetze, sondern auch der<br />
Deckung der fraglichen Firmen gegen Schäden oder gar ernstere Verfolgung.“ Hier<br />
schrieb <strong>Berkowitz</strong> deutlich entspannter und versuchte seinem Mandanten zu hel-<br />
fen, der sich jedoch mit seiner Familie in Palästina aufhielt und keine Verfolgung<br />
durch die Nationalsozialisten befürchten musste. <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong> ging aber noch<br />
darüber hinaus und setzte sich nicht nur für seinen Mandanten ein. Er verwies auf<br />
andere jüdische Firmen, deren Inhaber sich noch in Hannover befanden. Dieses Bei-<br />
spiel zeigt, dass <strong>Berkowitz</strong> sich selbst in dieser schwierigen Zeit als jüdischer Rechts-<br />
vertreter, wo man eigentlich kaum die Möglichkeit hatte seine Mandanten zu ver-<br />
teidigen, für die jüdische Bevölkerung eingesetzt hat.<br />
Anders sah das Ruth Gröne, die ich im Herbst letzten Jahres bei einer Exkursion un-<br />
seres Geschichtskurses in das ehemalige Konzentrationslager Ahlem, wo <strong>Horst</strong> Ber-<br />
kowitz als Judenkonsulent tätig war, sprechen konnte. 1 Sie war damals noch ein<br />
kleines Kind und hat, wie sie sagt, schlechte Erinnerungen an <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong>. Als<br />
Grund nannte sie, dass immer, wenn <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong> nach Ahlem kam, kurz darauf<br />
Juden abtransportiert worden seien. Wie erwähnt hatte <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong> als Juden-<br />
konsulent jedoch kaum Handlungsspielräume und half der jüdischen Bevölkerung<br />
soweit er konnte. Er hatte keinerlei Einfluss auf Deportationen. Hinzu kam wahr-<br />
scheinlich für Ruth Gröne, die damals noch ein Kind war, das für sie wohl etwas er-<br />
schreckend wirkende Aussehen des <strong>Horst</strong> <strong>Berkowitz</strong>, der durch seine Kriegsverlet-<br />
1 Gespräch mit Ruth Gröne 01.12.2008<br />
19