Ausgabe 12 2013 - Kenzingen
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KENZINGEN Freitag, den 22. März <strong>2013</strong> Seite 3<br />
Der Bürgermeister informiert<br />
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,<br />
ein langer Winter verabschiedet sich in diesen Tagen, Frühlingserwachen<br />
und Ostern stehen vor der Tür und wie alle zwei Jahre<br />
lädt die Stadt die Schulen, Vereine, Vereinigungen und darüber<br />
hinaus alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich zur<br />
Ortsputzete ein. Zum 6. Mal seit 2003 sollen so noch vor dem Einsetzen<br />
der Vegetationsperiode gemeinsam und unterstützt von<br />
der Mitarbeitern des Betriebshofes innerörtliche Grünbereiche<br />
und die Feldlur gesäubert, von Unrat befreit werden. Damit wird<br />
das Erscheinungsbild der Stadt und ihrer Umgebung verbessert,<br />
die Umwelt geschützt und der Erholungswert der Nahbereiche<br />
erhöht.<br />
Dieser von der Stadt organisierten Selbsthilfe der Bürgerschaft<br />
wohnt beinahe naturgemäß der Makel inne, dass die Helferinnen<br />
und Helfer hier die Hinterlassenschaften anderer beseitigen.<br />
Denn von unseren rund 9.400 Einwohnern wirkt bei erfahrungsgemäß<br />
rund 300 Teilnehmern nicht einmal jeder 30. an der Ortsputzete<br />
mit. Natürlich sind die restlichen 97 Prozent nicht samt<br />
und sonders Umweltfrevler. Aber davon ausgehend, dass Freiwillige,<br />
die den Dreck anderer wegmachen, ihren Abfall auch aus<br />
dem durch die Aktion gewonnenen Bewusstsein heraus selbst<br />
ordnungsgemäß entsorgen, machen also 3 Prozent der Bürgerschaft<br />
Dienst für den Rest und setzen damit gemeinsam ein Zeichen<br />
gegen Gleichgültigkeit und Desinteresse am Gemeinwesen,<br />
gegen Achtlosigkeit und mangelndem Respekt gegenüber der<br />
Natur und der Bürgergemeinschaft. Anhängerweise gesammelt<br />
wird von der Fastfood-Verpackung über Bauschutt bis zu ausrangierten<br />
Möbeln alles, dessen sich andere aus Bequemlichkeit<br />
und Nachlässigkeit ordnungswidrig oder auch strafbar im Laufe<br />
der letzten Monate entledigt haben. Keine schöne oder gar saubere<br />
Arbeit, übers Jahr Sache der Mitarbeiter des Betriebshofes.<br />
Entlohnt mit einem Vesper, mit Dank und Anerkennung seitens<br />
der Stadt. Im Zweifelsfall auch mal bedacht mit dem Unverständnis<br />
oder gar dem Spott Dritter, nach dem Motto: Das ist doch Sache<br />
der Stadt, wie kann man so blöde sein und freiwillig deren<br />
Arbeit machen. Eine Haltung, nicht durchgängig aber zumindest<br />
vereinzelt verbreitet in Teilen unserer Bürgerschaft.<br />
Dabei ist die Stadt letztlich nichts anderes als die Summe der<br />
Bürgerinnen und Bürger, deren Mitwirkung zur Erfüllung der<br />
Aufgaben, zur Entwicklung ihrer Stadt, unabdingbar ist. Diese<br />
Mitwirkung beschränkt sich aber nicht ausschließlich auf<br />
Gesprächskreise, Foren, öfentliche Veranstaltungen oder auf<br />
Hinweise, dass etwas falsch gemacht wird oder wie etwas besser<br />
gemacht werden könnte. Sie bedarf auch aktiver Mitarbeit.<br />
Natürlich in den Elternbeiräten, in Vereinen und Vereinigungen.<br />
Wenn sich die Stadt gegen die Bahnpläne, für schnelle Internetverbindungen<br />
oder den Erhalt ihres Notariats einsetzt. Oder<br />
eben bei der Ortsputzete.<br />
Natürlich erledigen die Mitarbeiter im Rathaus, den Schulen, den<br />
Kindertagesstätten, auf der Kläranlage, dem Betriebshof entsprechend<br />
den Vorgaben des von der Bürgerschaft gewählten<br />
Gemeinderates oder rechtlichen Vorschriften Aufgaben für die<br />
Gemeinschaft. Das Bürgerbüro etwa ist an sechs Tagen in der Woche<br />
geöfnet, das Rathaus bietet seit Jahren eine Früh- und eine<br />
Spätsprechstunde, der Betriebshof ist erforderlichenfalls rund<br />
um die Uhr einsatzbereit, die Kläranlage an sieben Tagen in der<br />
Woche betreut, die Mitarbeiter der Wasserversorgung reparieren<br />
nachts, um eine möglichst durchgängige Wasserversorgung zu<br />
gewährleisten, <strong>Kenzingen</strong> bietet für die Kinder nahezu jede Betreuungsform<br />
an, auch an den Schulen.<br />
Die städtischen Bediensteten verstehen sich dabei als Dienstleister<br />
der Bürgerschaft. Ihre Vorgabe ist, den Wünschen des Einzelnen<br />
und den Anforderungen der Allgemeinheit im Rahmen des<br />
rechtlich und wirtschaftlich Möglichen zu entsprechen. Das direkte<br />
Weisungsrecht liegt beim Bürgermeister als Vorsitzendem<br />
des Gemeinderates und Vorgesetztem der Verwaltung. Die Beschäftigten<br />
dienen der Bürgerschaft, sind jedoch nicht Diener<br />
oder subalterne Befehlsempfänger des Einzelnen. Wer annimmt,<br />
den städtischen Bediensteten gegenüber Weisungen erteilen<br />
zu können oder deren Zeit oder Aufmerksamkeit in beliebigem<br />
Maß in Anspruch nehmen zu können, geht fehl. In der Tat lässt<br />
der Ton und der Respekt gegenüber den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der Stadt zuweilen in derart erschreckendem Maß<br />
zu wünschen übrig, dass im Einzelfall schon Anzeigen erfolgten.<br />
Nicht nur deshalb, aber in der Summe entsteht der Eindruck: Das<br />
Anspruchsdenken wächst, das eigene Engagement geht zurück,<br />
von einzelnen ertönt sehr schnell der Ruf nach der Stadt. Winterdienst,<br />
kehren vor der eigenen Haustür, Beiträge zum Blumenschmuck<br />
– in den Augen vieler ausschließlich Sache der Stadt.<br />
Die neunmal eigenverantwortlich von den Veranstaltern organisierten<br />
Kulturtage entfallen? Warum springt die Stadt nicht ein?<br />
Teilnahme am Historischen Altstadtfest, der gerade auch für die<br />
Vereine ausgerichteten Großveranstaltung in der Region? Für<br />
manchen Verein zu aufwendig, das Verhältnis zwischen Aufwand<br />
und Ertrag nicht gut genug, wobei das kulturelle Rahmenprogramm<br />
vereinzelt gar als ursächlich weil umsatzhemmend ausgemacht<br />
wird.<br />
So bedauerlich diese Haltung sein mag, sie rührt sicherlich auch<br />
daher, dass es die Vereine heute zunehmend schwerer haben.<br />
Manch einem gehen schlicht die Mitglieder aus, die mehr leisten<br />
wollen als nur ihrem Hobby nachzugehen und bereit sind, für die<br />
Gemeinschaft, den Gesamtverein ihre Freizeit einzusetzen. Und<br />
der Besuch des Fitnessstudios ist sowieso unverbindlicher als die<br />
Mitarbeit im Sportverein. Mit einer auf dem Vormarsch beindlichen<br />
Egogesellschaft schwindet die Verplichtung gegenüber<br />
der Gemeinschaft.<br />
Ein Gemeinwesen, das letztlich alle nur benutzen wollen, ohne<br />
sich persönlich einzubringen, wird auf Dauer nicht wirklich funktionieren.<br />
Deshalb ist die Beteiligung der Vereine und einzelner<br />
Bürger an der Ortsputzete auch eine Demonstration, deshalb<br />
macht das Stadtfest nur dann Sinn, wenn es von den Vereinen<br />
und Bürgern getragen wird. Deshalb werden die Leistungen, die<br />
einzelne Vereine für die Gemeinschaft erbringen, sei es in der Jugendarbeit<br />
oder seit nunmehr 10 Jahren im Seniorenbereich als<br />
wertvoll von der Stadt besonders gefördert. Bürgerschaftliche<br />
Beteiligung ist sicherlich auch die Einbindung in Entscheidungen<br />
und Entwicklungen, die Wortmeldung in der Bürgerfragestunde,<br />
das Schreiben von Leserbriefen und Beschwerde-Mails. Die Mitarbeit<br />
ist die eigentliche Probe aufs Exempel.<br />
Und bürgerschaftliche Beteiligung ist immer auch Angebot an<br />
den Einzelnen, die Einladung, Stadtentwicklung nachhaltig aktiv<br />
mitzugestalten. 2014 sind Kommunalwahlen, die Listen für den<br />
Kreistag, den Gemeinderat und die Ortschaftsräte stehen Interessierten<br />
weit ofen, weiß<br />
Ihr<br />
Matthias Guderjan<br />
Bürgermeister