JB MutterKind 2006 - KIM - Soziale Arbeit eV
JB MutterKind 2006 - KIM - Soziale Arbeit eV
JB MutterKind 2006 - KIM - Soziale Arbeit eV
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Der Blick<br />
nach vorn ...<br />
Jahresbericht<br />
<strong>2006</strong><br />
Mutter-Kind-Haus<br />
Teilstationäre Betreuung<br />
in Trägerschaft des<br />
www.kim-paderborn.de<br />
Friedrichstraße 21, 33102 Paderborn Tel. 05251 / 28 00 24, Fax 05251 / 28 08 45
2 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
<strong>KIM</strong> - <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e.V.<br />
- Mutter-Kind-Haus -<br />
Friedrichstraße 21<br />
33102 Paderborn<br />
Tel. 05251 / 28 00 24, Fax: 05251 / 28 08 45<br />
e-mail: mutter-kind-haus@kim-paderborn.de<br />
Verwaltung:<br />
<strong>KIM</strong> - <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e.V.<br />
Leostraße 29, 33098 Paderborn<br />
Tel. 05251 / 25 100, Fax: 05251 / 28 24 76<br />
e-mail: verwaltung@kim-paderborn.de<br />
2 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung............................................................................................................5<br />
1.1 Inhalte der Betreuung .............................................................................................. 5<br />
2 Allgemeine Daten / Statistik / Veränderungen .................................................6<br />
2.1 Durchschnittsalter der Mütter................................................................................... 7<br />
2.2 Alter der Kinder ........................................................................................................ 7<br />
2.3 Schule / Ausbildung / Beruf...................................................................................... 7<br />
2.4 Verschuldung ........................................................................................................... 8<br />
2.5 Entlasssituation und Betreuung nach dem Auszug.................................................. 8<br />
2.6 Aufenthaltsdauer der Kinder .................................................................................... 8<br />
3 <strong>Arbeit</strong> mit den Kindern.......................................................................................9<br />
3.1 Bereiche................................................................................................................. 10<br />
3.2 Pädagogisches Handeln / Methoden ..................................................................... 10<br />
4 Psychosoziale Begleitung von suchterkrankten Frauen ..............................11<br />
5 Öffentlichkeitsarbeit.........................................................................................12<br />
5.1 Zehnjähriges Bestehen der Mutter-Kind-Häuser in Ostwestfalen.......................... 14<br />
6 Projektpraktikum im Mutter-Kind-Haus - die Zukunftswerkstatt -................15<br />
7 7 Die Mitarbeiterinnen.....................................................................................19<br />
7.1 Fortbildung und Supervision .................................................................................. 19<br />
8 Ausblick ............................................................................................................20<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 3
4 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
4 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 5<br />
1 Einleitung<br />
Das Mutter-Kind-Haus des Vereins <strong>KIM</strong>-<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> ist eine teilstationäre Einrichtung<br />
und bietet gemäß § 19 SGB VIII<br />
gemeinsame Wohnformen für Mütter/Väter<br />
und Kinder an. Weiterhin kann eine<br />
Unterbringung nach § 67 SGB XII erfolgen.<br />
Das differenzierte Betreuungsangebot der<br />
Einrichtung gliedert sich in:<br />
• den teilstationären Bereich mit angeschlossenen<br />
Einzelwohnungen,<br />
• das betreute Wohnen in der eigenen<br />
Wohnung,<br />
• einer Nachbetreuung nach dem Auszug.<br />
Im teilstationären Bereich stehen insgesamt<br />
acht Plätze zur Verfügung.<br />
Zwei Plätze werden für Frauen vorgehalten,<br />
die sich zusätzlich um die ursächliche<br />
Bewältigung ihrer Suchterkrankung bemühen müssen. Für sie gilt, dass sie sich in<br />
einer Erfolg versprechenden ärztlich begleiteten Substitutionsbehandlung befinden<br />
müssen. Weitere zwei Plätze können mit minderjährigen Frauen belegt werden.<br />
Das betreute Wohnen erfolgt nach Absprache, ebenso eine Nachbetreuung.<br />
Das Hilfeangebot steht Schwangeren und Müttern offen, die allein für ein oder mehrere<br />
Kinder zu sorgen haben.<br />
1.1 Inhalte der Betreuung<br />
Um eine Kontinuität der Betreuung zu gewährleisten, erfolgt die Betreuung nach den<br />
Grundlagen des Bezugsbetreuersystems.<br />
Die pädagogische Umsetzung der im individuell erstellten Hilfeplan festgelegten Ziele<br />
orientiert sich möglichst alltagsnah an der Lebenswelt der Frauen. Jede Frau gestaltet<br />
und plant mit ihrer Betreuerin die einzelnen Lernschritte.<br />
Bestandteile sind hierbei unter anderem<br />
• ein geschlechtsspezifischer Ansatz<br />
• psychosoziale Begleitung und Beratung während der Schwangerschaft und nach<br />
der Geburt<br />
• Beratung bei der Entwicklung des Kindes zum Aufbau einer Erziehungskompetenz<br />
• Klärung der Familiensituation und der Beziehung zum Kindesvater, Partnerschaftsberatung<br />
und -begleitung in Form von Einzel- und Paargesprächen<br />
• Begleitung und Stärkung der Fähigkeiten in lebenspraktischen Bereichen, im konkreten<br />
Alltagsgeschehen, wie gemeinsames Einkaufen, Kochen usw.<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 5
6 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
• Vermittlung therapeutischer Hilfen und anderer Dienste, wo wir bei der Suche<br />
nach entsprechenden Angeboten behilflich sind<br />
• Unterstützung zur Klärung der eigenen schulischen und beruflichen Perspektive,<br />
konkret durch Kontaktaufnahme zu Schul- und Ausbildungsstätten, Nachhilfe<br />
• Regelmäßige und verbindliche Einzelgespräche zur Bewältigung von Krisensituationen<br />
und zur Erarbeitung von Lösungsstrategien<br />
• Beratung zur Substitution und psychosoziale Begleitung in Einzelgesprächen<br />
• Begleitung und Sicherstellung einer beigebrauchsfreien Alltagsbewältigung, Aufarbeitung<br />
von Rückfällen bzw. Einübung aktiver Rückfallprophylaxe<br />
• Motivation der Frauen, ihre Freizeit aktiv mit ihren Kindern zu gestalten, indem<br />
gemeinsame Aktivitäten geplant und durchgeführt werden.<br />
Neben der Einzelarbeit finden täglich eine Morgenrunde und sporadische Hausversammlungen<br />
statt, in denen organisatorische Abläufe, aber auch Konflikte einzelner<br />
Mitglieder der Gruppe geklärt werden.<br />
Im Rahmen von Gruppenarbeit wird an klientenzentrierten Themen (z.B. eigene Sexualität,<br />
Verhütung, Erziehungsfragen, Umgang mit süchtigen Verhaltensweisen,<br />
Bewerbungs- und Kommunikationstraining u.ä.) gearbeitet.<br />
Dem jeweiligen Bedarf entsprechend werden verschiedene Aktivitäten angeboten,<br />
wie zum Beispiel: Entspannung, Phantasiereisen, Spielnachmittage, Kreativabende,<br />
Schwimmen, Märchen und ihre Bedeutung u.a..<br />
Zum Ende einer Maßnahme unterstützen wir die Frauen bei der Suche nach einer<br />
geeigneten Wohnung.<br />
Bei Bedarf bieten wir eine Nachbetreuung an.<br />
2 Allgemeine Daten / Statistik / Veränderungen<br />
Im Mutter-Kind-Haus wurden im Jahr <strong>2006</strong> insgesamt 15 Mütter (Auslastung 89,6%)<br />
und 14 Kinder (Auslastung 69,7%) betreut. Die Kostenträgerschaft für die Maßnahmen<br />
in <strong>2006</strong> verteilt sich wie folgt:<br />
Kostenträger Mütter Kinder<br />
Jugendamt Kreis Paderborn 3 2<br />
Jugendamt Stadt Paderborn 7 7<br />
Jugendämter anderer Städte 5 5<br />
Mütter<br />
JA Kreis PB<br />
JA Stadt PB<br />
JA anderer<br />
Städte<br />
6 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.<br />
Kinder<br />
JA Kreis PB<br />
JA Stadt PB<br />
JA anderer<br />
Städte
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 7<br />
2.1 Durchschnittsalter der Mütter<br />
Das Durchschnittsalter der Bewohnerinnen in <strong>2006</strong> lag bei 23,4 Jahren.<br />
Jahre<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
2.2 Alter der Kinder<br />
5<br />
0<br />
Altersstruktur<br />
1996 1998 2000 2002 2003 2004 2005 <strong>2006</strong><br />
Im Jahr <strong>2006</strong> betrug das Durchschnittesalter der Kinder ein Jahr und sieben Monate.<br />
In diesem Jahr befanden sich keine Kinder über drei Jahre in der Betreuung.<br />
2.3 Schule / Ausbildung / Beruf<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2002 2005 <strong>2006</strong><br />
abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
in Ausbildung/<br />
Vorbereitung/ Praktika<br />
Schule<br />
ohne Abschluss<br />
Schulabschluss<br />
Während vier Frauen bei Maßnahmebeginn keinen Schulabschluss vorzuweisen<br />
hatten, verfügte mit neun Frauen ein besonders hoher Anteil der Bewohnerinnen<br />
über eine abgeschlossene Schulausbildung. Zwei Frauen erwarben<br />
während der teilstationären Betreuung den Schulabschluss.<br />
Drei Frauen, die eine höhere Qualifizierung in der Schule erwerben wollten,<br />
scheiterten an der großen Mehrbelastung. Sie verließen die Schule nach drei<br />
bis vier Monaten.<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 7
8 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
Berufsausbildung<br />
Zwei Frauen hatten eine abgeschlossene Berufsausbildung. Eine hatte in ihrem<br />
Beruf als Zahnarzthelferin so lange gearbeitet, bis ihr Sohn geboren wurde.<br />
Beim Einzug ins Mutter-Kind-Haus war ihr Sohn neun Monate alt. Drei<br />
Frauen befanden sich in einer Ausbildung.<br />
Fünf Frauen befanden sich in einer Maßnahme bei IN VIA.<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> konnten vermehrt Qualifizierungsmaßnahmen und Praktika absolviert<br />
werden. Ein Grund dafür ist sicherlich nach wie vor die gute Zusammenarbeit<br />
mit IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit. U.a. wurde hier in einem<br />
Projekt für Alleinerziehende die Möglichkeit geschaffen, auf dem sogenannten<br />
ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt eine Lehrstelle zu finden. Diese Vernetzung mit<br />
IN VIA und deren kompetenter <strong>Arbeit</strong>sweise im Bereich <strong>Arbeit</strong> half allen Beteiligten<br />
ein großes Stück weiter.<br />
2.4 Verschuldung<br />
Von den 15 in <strong>2006</strong> betreuten Müttern mussten sich fünf Frauen mit der Tilgung von<br />
Schulden auseinandersetzen. Die Entstehung der Schulden lag in der Regel in unbedachten<br />
Handyverträgen oder begründete sich aus früheren Mietverhältnissen. Bei<br />
allen konnte durch die Geldverwaltung im Haus ein tragbarer Schuldenabbau initiiert<br />
und aufrechterhalten werden.<br />
Eine Frau die seit 2004 bei uns wohnte, hat erfolgreich ihren Schuldenberg bewältigt.<br />
2.5 Entlasssituation und Betreuung nach dem Auszug<br />
In <strong>2006</strong> wurden insgesamt sieben Hilfefälle beendet.<br />
Eine Frau beanspruchte nach ihrer Entlassung keine weitere Betreuung. Sie zog mit<br />
ihrem Freund in eine gemeinsame Wohnung.<br />
Drei Frauen benötigten nach der teilstationären Betreuung die weitere ambulante<br />
Versorgung über Fachleistungsstunden.<br />
Bei einer Frau mit einer Suchtproblematik musste die Maßnahme beendet und ihr<br />
Kind in einer Pflegefamilie untergebracht werden.<br />
Eine diagnostische Maßnahme, bei der die Erziehungsfähigkeit der Mutter geprüft<br />
werden sollte, musste ebenfalls bereits nach einem Monat mit einem negativen Ergebnis<br />
beendet werden.<br />
Eine Bewohnerin beendete die teilstationäre Betreuung auf eigenen Wunsch, da sie<br />
sich in Paderborn nicht wohl fühlte und wieder an ihren Heimatort zurückkehren wollte.<br />
Bedauerlicherweise brach sie kurz nach der Entbindung und zwei Monate vor der<br />
Abschlussprüfung auch ihre Ausbildung ab.<br />
2.6 Aufenthaltsdauer der Kinder<br />
Die Dauer des Aufenthaltes der Kinder ist abhängig von der individuellen Situation<br />
der Frau. In der Regel beenden die Mütter gemeinsam mit den Kindern die Maßnahme.<br />
In einigen Fällen entschließen sich die Mütter aber auch (manchmal sehr kurzfristig)<br />
für eine Fremdunterbringung ihres Kindes. Auch eine Inobhutnahme kann den Aufenthalt<br />
der Kinder beenden.<br />
8 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 9<br />
In solchen Fällen haben die Mütter ein gravierendes Problem. Sprachen wir im Jahresbericht<br />
2005 noch von einer steigenden Kostenersparnis für die weitere Betreuung<br />
der Mütter, so ist es heute zur allgemeinen Praxis geworden, die Frauen nach<br />
solch einem Schritt völlig allein zu lassen.<br />
Sie haben in der Zusammenarbeit mit uns Beziehungen aufgebaut und Vertrauen<br />
gewonnen. In der Einrichtung wäre also Zeit und Raum, den Verlust zu begleiten. Die<br />
junge Mutter muss nicht nur Trauerarbeit leisten, sondern sie verliert zusätzlich noch<br />
das Umfeld, in dem es möglich sein könnte, den Abschied zu verarbeiten. Die Maßnahmen<br />
werden sehr kurzfristig beendet ohne dass die Frauen eine eigene Wohnung<br />
haben. Sie gehen gegebenenfalls in die so genannte verdeckte Obdachlosigkeit<br />
indem sie zunächst bei Freunden „unterschlüpfen“.<br />
Da die eigenen Möbel dann auch nicht untergebracht werden können, entsteht in<br />
solchen Fällen immer ein großer Mehr- und Kostenaufwand für die Einrichtung und<br />
eine neue Belegung von der Warteliste kann ebenfalls nicht erfolgen.<br />
3 <strong>Arbeit</strong> mit den Kindern<br />
In <strong>2006</strong> wurden 14 Kinder betreut.<br />
Die <strong>Arbeit</strong>szeiten sind der individuellen<br />
Hilfeplanung der Frauen angepasst. Das<br />
heißt, dass die Mitarbeiterinnen ein hohes<br />
Maß an zeitlicher Flexibilität mitbringen, da<br />
sich die <strong>Arbeit</strong>szeiten auch nach den<br />
Ausbildungszeiten bzw. der Schulzeit der<br />
Mütter richten.<br />
Die Versorgung / Betreuung eines Kindes<br />
bei Abwesenheit der Mutter erfolgt für diese<br />
Zeit im bekannten Umfeld des Kindes (in<br />
der Wohnung oder im Kinderbereich).<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 9
10 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
3.1 Bereiche<br />
Grundsätzlich gibt es die Bereiche<br />
• Versorgung/Betreuung des Kindes im bekannten Umfeld bei Abwesenheit<br />
der Mutter<br />
• Mutter-Kind-<strong>Arbeit</strong><br />
• Diagnostik<br />
• Förderung des Kindes<br />
Durch die heterogene Zusammensetzung der Kindergruppe entsteht eine Besonderheit,<br />
die zeitweise einen hohen Personalaufwand erforderlich macht.<br />
Ergänzend können auch Mütter, die sich in einer Nachbetreuung befinden, ihre Kinder<br />
weiterhin im Kinderbereich betreuen lassen.<br />
3.2 Pädagogisches Handeln / Methoden<br />
Das pädagogische Handeln orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder. Es ist einer<br />
systemischen Sichtweise mit ganzheitlichem <strong>Arbeit</strong>sansatz verpflichtet.<br />
Die <strong>Arbeit</strong>smethoden sind individuell auf jedes Kind abgestimmt.<br />
• Die Einzelarbeit ermöglicht altersgemäße Angebote zur Behebung von Defiziten<br />
ebenso wie das Einüben alltäglicher Dinge (Waschen, Zähneputzen<br />
usw.)<br />
• In der Kindergruppe werden Angebote gemacht wie z.B. Konzentrations-<br />
und Kreisspiele, Kreativitätsgruppen und freies Spielen.<br />
• Direkte Betreuung und Versorgung eines Babys.<br />
Die Mütter werden stufenweise in die Angebote mit einbezogen.<br />
10 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 11<br />
4 Psychosoziale Begleitung von suchterkrankten Frauen<br />
In unserer Mutter-Kind-Einrichtung halten wir zwei Plätze für Frauen vor, die sich im<br />
Rahmen der Betreuung um die ursächliche Bewältigung ihrer Suchtkrankheit bemühen<br />
müssen. Im Jahr <strong>2006</strong> wurde eine Bewohnerin, die sich im Substitutionsprogramm<br />
befand in unserer Einrichtung betreut.<br />
Die Themen Sucht und Abhängigkeit sind in jedem Jahr ein Teil der individuellen Begleitung<br />
unserer Klientinnen. Häufig begleiten wir junge Frauen mit Essstörungen. In<br />
<strong>2006</strong> war eine Frau von Magersucht betroffen. Aus unserer Erfahrung sind die Grenzen<br />
oft fließend. Die jungen Frauen nehmen gerade nach der Geburt wieder ab, allmählich<br />
erreichen sie ihre „normale“ Figur und fühlen sich scheinbar wieder wohler.<br />
Oft ist zu beobachten, dass dann der Wunsch besteht, ihr Gewicht noch mehr zu reduzieren.<br />
Vielfach findet auch der umgekehrte Prozess statt. Die jungen Frauen kompensieren<br />
viel über das Essen. Es steht oft stellvertretend für nicht ausgelebte Bedürfnisse und<br />
Wünsche. Das Thema Gesundheitsfürsorge steht immer im Mittelpunkt der Begleitung.<br />
Insbesondere im Bezug auf das Rauchen. Viele der Bewohnerinnen unseres<br />
Hauses rauchen. Von Ihnen selbst wird das selten als süchtiges Verhalten wahrgenommen.<br />
In Einzel- und Gruppengesprächen wird die Thematik aufgegriffen, besonders<br />
im Verlauf der Schwangerschaft und nach der Geburt, wenn die Kinder betroffen<br />
sind. Hier versuchen wir Aufklärungsarbeit zu leisten und sensibel auf die Gesundheitsfürsorge<br />
gegenüber sich selbst und den Kindern hinzuwirken.<br />
Die psychosoziale Begleitung von substituierten Klientinnen hat sich gut eingespielt.<br />
Bei der ersten substituierten Klientin, die in unsere Einrichtung einzog, konnten wir<br />
noch starke Berührungsängste der Frauen untereinander beobachten. Diese waren<br />
im Betreuungsverlauf mit neuen Klientinnen nicht mehr so oft vorhanden. Die z.T.<br />
von uns moderierten Erstkontakte erleichtern es den Frauen, sich in ihren Unterschiedlichkeiten<br />
zu akzeptieren.<br />
Regelmäßig fanden auch in diesem Jahr unterstützende Reflektionsgespräche mit<br />
einem Mitarbeiter der Substitutionseinrichtung „Regenbogen“ statt. Hier nutzen wir<br />
die Erfahrungen, die der Verein seit Jahren in der integrativen <strong>Arbeit</strong> mit drogenabhängigen<br />
und ärztlich substituierten Patienten macht. Insgesamt gesehen haben wir<br />
bei der Begleitung der substituierten Mütter gute Erfahrungen gemacht.<br />
Da unsere Hilfe auch darauf abzielt, dass die jungen Frauen trotz ihrer unterschiedlichen<br />
Lebensbiographien voneinander lernen, ist die Mutterrolle das, was alle Frauen<br />
gemeinsam haben. Dabei sollen insbesondere die vorhandenen Ressourcen aller<br />
Frauen aktiviert werden, um die Erarbeitung eigenständiger Lebensentwürfe mit ihren<br />
Kindern zu fördern.<br />
Ein wesentliches Ziel unserer substituierten Klientinnen ist der Anspruch, ihre Rolle<br />
zum Wohl ihres Kindes/ihrer Kinder auszufüllen. Die Suchtmittelabhängigkeit erschwert<br />
die Bewältigung dieser Rolle. Eine individuelle Begleitung ihrer Suchtproblematik<br />
und der Gesundheitsförderung steht dabei im Vordergrund. Unser Betreuungsangebot<br />
ermöglicht es der Mutter, ihre Bedürfnisse mit denen ihres Kindes abzugleichen<br />
und das Gespür für eine angemessene Balance zu entwickeln.<br />
Die anfängliche Bereitschaft der Klientin im Jahr <strong>2006</strong>, an ihrer Suchtproblematik zu<br />
arbeiten, war nicht durchgängig vorhanden. Es ist der Mutter nicht gelungen ihren<br />
Alltag beigebrauchsfrei zu bewältigen.<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 11
12 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
Als der Säugling noch in der Klinik war konnten wir, in enger Kooperation mit der Vincenz-Kinderklinik<br />
und dem ‚Sozialdienst katholischer Frauen’ bereits ein Pflegeverfahren<br />
einleiten. Dieses erfolgte sogar mit dem Einverständnis der Mutter. Dem Pflegepersonal<br />
und den ÄrztInnen gilt unser besonderer Dank. Sie hatten nicht nur die<br />
sehr intensive Betreuung des Kindes zu leisten, sondern ebenso den Kontakt mit der<br />
Kindesmutter zu bewältigen. Danken möchten wir ebenfalls dem SKF, der das Pflegeverfahren<br />
eingeleitet hat.<br />
Alle Beteiligten haben in regelmäßigen Helferkonferenzen das Wohl des Kindes in<br />
den Blick genommen. Für unsere <strong>Arbeit</strong> und den täglichen Kontakt mit der Mutter<br />
bedeutete dies, dass wir mit der Klientin frühzeitig eine realistische Einschätzung ihrer<br />
Mutterrolle erarbeiten konnten.<br />
Das Projekt „Vernetzung und Kooperation in der <strong>Arbeit</strong> mit drogenabhängigen Frauen<br />
und Müttern in Paderborn“, das erfolgreich mit einer Kooperationsvereinbarung<br />
verschiedener Träger und Institutionen aus dem Stadt- und Kreisgebiet Paderborn<br />
abgeschlossen wurde, hat auch im Jahr <strong>2006</strong> gezeigt, dass die Zielgruppe der Drogenkonsumenten<br />
und vor allem die der von der Suchtmittelabhängigkeit der Eltern<br />
betroffenen Kinder im Hilfesystem mehr Berücksichtigung finden müssen.<br />
Die transparente Hilfe im Kooperationssystem, das die Beratung und Begleitung<br />
süchtiger Elternteile und ihrer Kinder in den Mittelpunkt stellt, legt dabei einen Grundstein<br />
für familienorientiertes <strong>Arbeit</strong>en mit suchtmittelabhängigen Eltern.<br />
5 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Zu unserer Öffentlichkeitsarbeit gehört das Verschicken und Auslegen von Informationsmaterial<br />
bei örtlichen Gynäkologen und anderen Fach-/Allgemeinärzten sowie die<br />
Durchführung von persönlichen Informationsbesuchen. Mit Hilfe unserer Internetpräsenz<br />
können wir Anfragen und Informationswünsche zu einem großen Teil über unsere<br />
E-mail Adresse erledigen.<br />
Als besondere Zielgruppe unserer Informationsbemühungen haben wir in <strong>2006</strong> Hebammen<br />
angesprochen. Es fanden persönliche Gespräche und Flyeraktionen zum<br />
Mutter-Kind-Haus statt. Bei jeder Schwangerschaft wurden ortsansässige Hebammen<br />
angefragt, die die jungen Frauen noch bis nach der Geburt betreuten.<br />
Weiterhin arbeiten wir seit Jahren mit der Katholischen Fachhochschule (KFH) zusammen.<br />
Zweimal jährlich finden Studentinnen des 1. Semesters durch einen Besuch<br />
in unserer Einrichtung einen Einblick in die soziale <strong>Arbeit</strong>. Im Rahmen unserer<br />
Zusammenarbeit mit der KFH begleiten wir regelmäßig Praktikantinnen in Projektpraktika<br />
bzw. im Praxissemester. Ergänzend dazu besuchten uns Studentinnen mit<br />
dem <strong>Arbeit</strong>sauftrag, „Bildung und soziale <strong>Arbeit</strong>“ in der Praxis näher zu untersuchen.<br />
Es fand ein reger Informationsaustausch statt. Wir berichteten über unsere <strong>Arbeit</strong> mit<br />
den jungen Müttern und Kindern und stellten dar, wie wir „unseren Bildungsauftrag“<br />
verstehen.<br />
Im vergangenen Jahr besuchten uns Schülerinnen der Meinwerkschule, die an einem<br />
Projekt zur „Baby-Bedenkzeit“ teilnahmen. Wir hatten zu der Veranstaltung auch<br />
unsere jungen Mütter eingeladen. Das Projekt „Baby-Bedenkzeit“ verfolgte das Ziel,<br />
die Schülerinnen über verfrühte Schwangerschaften aufzuklären. Sie sollten sich ihrer<br />
zukünftigen Lebensplanungen bewusst werden und lernen, verfrühte Schwangerschaft<br />
und Mutterschaft kritisch zu betrachten. Es kamen mehrfach Schülerinnen-<br />
12 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 13<br />
gruppen in unsere Einrichtung, um im Gespräch mit den jungen Müttern deren Erfahrungen<br />
zu hören, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Im Sommer fand wieder ein<br />
runder Tisch mit allen beteiligten Institutionen statt.<br />
Wir nehmen an dem <strong>Arbeit</strong>skreis der „Mutter-Kind-Häuser in Ostwestfalen“, dem <strong>Arbeit</strong>skreis<br />
Gewalt gegen Frauen und der Kooperationsgruppe „Beratung und Begleitung<br />
süchtiger Elternteile und ihrer Kinder“ im Stadt- und Kreisgebiet Paderborn teil.<br />
Seit <strong>2006</strong> sind wir Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft der Mutter-Kind-Häuser<br />
in NRW.<br />
Eine weitere Mitarbeit erfolgt in dem kommunalen Modellprojekt zu Verbesserung der<br />
Entwicklungs- und Bildungschancen von Kindern, kurz „Kind und Co.“ genannt, gefördert<br />
von der Bertelsmannstiftung. Hier speziell in der <strong>Arbeit</strong>sgruppe „Rund um die<br />
Geburt – guter Start“.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit den<br />
Erzieherfachschulen und dem<br />
verantwortlichen Lehrpersonal führte<br />
auch in diesem Jahr wieder dazu,<br />
dass künftige Erzieherinnen ein Praktikum<br />
an unserer Einrichtung absolviert<br />
haben. Ebenfalls begleiteten wir eine<br />
Jahrespraktikantin der Fachoberschule<br />
(FOS 11).<br />
Am Internationaler Frauentag, dem 08.03.<strong>2006</strong> waren wir vor dem Rathaus mit einem<br />
Stand vertreten.<br />
Im Dezember erhielten wir eine<br />
Spende von den Auszubildenden<br />
eines örtlichen Möbelhauses. Sie<br />
hatten Christstollen und selbst<br />
gebackene Plätzchen verkauft und<br />
den Erlös an uns weitergeleitet. Die<br />
Spende kam dem Kinderbereich<br />
zugute.<br />
v. lks.: Daniela Reineke (Erzieherin im MKH) mit den Auszubildenden<br />
der Firma Preis-Rebell Gülsüm Cakmak, Albert<br />
Driesner, Helene Koschke und Katharina Rotärmel. Alex Ergün<br />
(r) mit Tochter Meltem freuen sich über das Engagement<br />
der Gäste.<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 13
14 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
5.1 Zehnjähriges Bestehen der Mutter-Kind-Häuser in Ostwestfalen<br />
In diesem Jahr feierten wir das zehnjährige Bestehen des <strong>Arbeit</strong>skreises der „Mutter-<br />
Kind-Häuser in Ostwestfalen“, MUKI-AK. Er wurde im November 1996 von Christine<br />
Jänsch (<strong>KIM</strong>-<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e.V., Paderborn) und Frau Schnittker (Wohnen für Mutter<br />
und Kind, Caritas-Verband Paderborn) gegründet, um den fachlichen Austausch untereinander<br />
zu befördern.<br />
Bei den regelmäßigen Treffen wurden in der Vergangenheit zusätzlich Referenten zu<br />
bestimmten Themen geladen. Heute bereiten die Teilnehmerinnen des "MUKI-AKs"<br />
ergänzend dazu selbst Themen vor. Einen besonderen Schwerpunkt sehen wir in der<br />
Frühförderung von entwicklungsgestörten Kleinkindern und gemeinsamen Fortbildungsveranstaltungen<br />
zu diesem Themenkreis.<br />
Der überregionale <strong>Arbeit</strong>skreis aus Vertreterinnen der Mutter-<br />
Kind-Häuser aus Bielefeld, Detmold, Soest und Paderborn.<br />
Rechts im Bild Gastgeberin Monika Meller vom Mutter-Kind-<br />
Haus des Vereins <strong>KIM</strong>-<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e.V.<br />
14 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 15<br />
6 Projektpraktikum im Mutter-Kind-Haus - die Zukunftswerkstatt -<br />
(Susanne Kennepohl, Stud. SA)<br />
Im Rahmen meines Studiums zur <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> absolvierte ich das Praxissemester<br />
und das anschließende Projektpraktikum im Mutter-Kind-Haus. Während des Projektpraktikums<br />
beschloss ich mit meiner Anleiterin Monika Meller die Methode der<br />
Zukunftswerkstatt durchzuführen.<br />
Das Projekt hatte zum Ziel, den Frauen ein pädagogisches Konzept anzubieten, welches<br />
sie gemeinsam nutzen konnten, um ihre Vergangenheit und Zukunft zu reflektieren.<br />
Die Zukunftswerkstatt geht auf diese beiden Aspekte ein und weist auf die<br />
Gegenwart hin. Es sollte ein Rahmen geschaffen werden, in dem die Klientel Zeit<br />
finden sollte, über ihr Leben bezüglich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachzudenken,<br />
um sich so auch selbst ein Stück weit besser kennen zu lernen.<br />
Im Folgenden möchte ich näher auf das Verfahren eingehen:<br />
Zukunftswerkstätten sind ein soziales<br />
Problemlösungsverfahren, ein Instrument kreativer<br />
Gruppenarbeit. Damit können Themen<br />
durchdrungen, Probleme gelöst und Anliegen<br />
zukunftsweisend bewältigt werden.<br />
Zielgerichtetes Vorgehen und methodisch<br />
kreatives <strong>Arbeit</strong>en prägen den offenen Prozess<br />
in den Gruppen, der von den Teilnehmerinnen<br />
inhaltlich bestimmt und in seinem Fortgang<br />
ausgefüllt wird.<br />
Ziele des Projekts<br />
Richtziele:<br />
Grobziele:<br />
Feinziele:<br />
• Das Selbstkonzept zu stärken<br />
• Kongruenz schaffen (im Einklang mit dem Realen-Selbst und dem Ideal-<br />
Selbst)<br />
• Selbstvertrauen der Frauen aufzubauen<br />
• Ihre Wünsche klar werden lassen<br />
• Gezielt Informationen und Anregungen zur Lebensgestaltung anzubieten<br />
• Veränderung des einzelnen im Sinne von Lernen<br />
• Lernen Gefühle zuzulassen<br />
• Die Gruppe zusammen führen, damit mehr Harmonie im Haus beim Zusammenleben<br />
entsteht<br />
• Beziehung untereinander stärken<br />
• Den Frauen Spaß bereiten<br />
• Erholung vom Stress<br />
• Zeit zum Nachdenken über die eigene Person<br />
• Kleine Erfolgserlebnisse<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 15
16 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
Das Projekt richtete sich nach dem Handlungskonzept "Zukunftswerkstatt" von Beate<br />
Kuhnt und Norbert R. Müller (1996).<br />
Charakteristisch für die Zukunftswerkstatt ist die Aufteilung in drei klar voneinander<br />
getrennte Phasen, die Kritik-, die Phantasie- und die Realisierungsphase. Dieser<br />
Kern umschließt die Vorbereitungs- und Nachbereitungsphase.<br />
Die Vorbereitungsphase umfasst die Zeit von der Idee der Zukunftswerkstatt bis zur<br />
Kritikphase. In dieser Phase wurden die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen,<br />
die Materialien besorgt, den Gruppen Vorinformationen geliefert und Zusammenhalt<br />
der Gruppe geschaffen. Um den Zusammenhalt zu schaffen gingen wir mit den<br />
Frauen bowlen. Dies passierte in einem freiwilligen Rahmen. Das Interesse der<br />
Frauen sollte durch verschiedene Angaben über das Projekt und mit der Aufgabe<br />
zum nächsten Treffen etwas mitzubringen, das sie mit dem Aufenthalt im Mutter-<br />
Kind-Haus verbinden, geweckt werden.<br />
Die Kritikphase ist eine Bestandsaufnahme des Gegenwärtigen, welche sich auf die<br />
negativen Aspekte stützt.<br />
In der Kritikphase<br />
erstellten alle einen<br />
Lebenslauf, welcher<br />
von ihrer Geburt bis<br />
hin zum Aufenthalt im<br />
Mutter- Kind- Haus<br />
reichen sollte. Diese<br />
Lebenslinie brachte<br />
die Frauen zum<br />
Nachdenken über ihr<br />
bisheriges Leben und<br />
dessen weiteren Verlauf.<br />
Sie bekamen<br />
Zugang zu ihren<br />
Problemen, die sie<br />
das ganze Leben<br />
begleitet haben.<br />
16 <strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V.<br />
Kritikphase<br />
Nach der ‚künstlerischen’ Darstellung ihres Lebens gelang es den Frauen<br />
problemlos, ihre momentanen Schwierigkeiten auf die dafür vorhergesehenen Karteikarten<br />
zu schreiben. Die Aufgabe zum nächsten Mal bestand darin, noch weitere<br />
Probleme, die ihnen in der Zwischenzeit begegnen, wahrzunehmen, aufzuschreiben<br />
und mitzubringen.<br />
Bei der nächsten Zusammenkunft wurden erneut die Probleme der Teilnehmer erfragt,<br />
um anschließend die Begriffe "beeinflussbar" und "nicht-beeinflussbar", von der<br />
ganzen Gruppe zuordnen zu lassen. Der Übergang zur nächsten Phase, sollte mit<br />
der Überlegung und Verschriftlichung ihrer konkreten Wünsche für die Zukunft für<br />
sich und das Kind, geschaffen werden.
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 17<br />
Die Phantasie- und<br />
Utopiephase ist ein<br />
Ausspinnen eigener<br />
Phantasien.<br />
Es wurden die<br />
Wünsche der<br />
Teilnehmerinnen<br />
gesammelt, die<br />
nicht von realen<br />
Bedingungen abhängig<br />
sind. Denn<br />
aus Utopien können<br />
leichter neue Wege<br />
entwickelt werden,<br />
als aus gegenwartsorientiertem,<br />
„realistischem“<br />
Denken. Später<br />
Phantasie- und Utopiephase<br />
wurden die Ideen ausgewertet und ausgewählt.<br />
Die Mütter fertigten eine Collage über ihre Wünsche in der Zukunft an. Sie wurden<br />
gebeten aus Illustrierten Bilder und Motive auszuschneiden, in denen solche Wünsche<br />
symbolisiert werden. Bei diesem Vorhaben wurden Kopf, Herz und Hand miteinander<br />
verbunden. Dies führte zu Einfällen, die im sprachlichen Austausch wahrscheinlich<br />
nicht zum Vorschein gekommen wären. Es führte aber auch zum regen<br />
Austausch über Wünsche untereinander. Die Collagen wurden später im Plenum<br />
aufgehängt und gemeinsam betrachtet. Beim folgenden Gespräch wurden erst die<br />
anderen gefragt, was ihnen auffällt und wie sie die Symbole interpretieren. Später<br />
durfte jede Frau Stellung zu ihrem Bild nehmen.<br />
Die Verwirklichungs- und Realisierungsphase dient dazu, die Ergebnisse der Phantasiephase<br />
auf die Realität zu beziehen. Je nach Ziel der Werkstatt werden Forderungen<br />
aufgestellt, individuelle Verhaltensmöglichkeiten überlegt, oder Durchsetzungsmöglichkeiten<br />
für Projekte, abgeschätzt.<br />
Thema dieser Sitzung war die ‚Stärkung des Selbst’, welche durch Gruppenübungen<br />
zum Vertrauen des Körpergefühls gefördert werden sollte. Nach dieser Einheit folgte<br />
eine Diskussion, die durch die Fragen geprägt war, wie viel Vertrauen man in sich<br />
setzt. Danach schlossen sich Aufgaben an, die sich mit dem Thema Durchsetzungsvermögen<br />
auseinandersetzen. Anschließend stärkten sich die Mütter gegenseitig den<br />
Rücken, in dem sie zu jeder Einzelnen etwas Positives auf einen Zettel schrieben.<br />
Die Nachbereitungsphase betraf entweder die Reflexion, den Adressenaustausch<br />
oder idealerweise die Durchführung eines Projekts, welches als Ergebnis aus den<br />
vorherigen Phasen resultieren sollte. Die Zeiteinteilung spielte keine Rolle, da es darauf<br />
ankam, auf welche Phase der Fokus gesetzt wurde.<br />
Das Projekt endete für die Teilnehmerinnen mit der Anfertigung eines Kummerkastens<br />
für Anregungen, Kritik und Lob. Die Auswertung des ganzen Prozesses wurde<br />
mit Hilfe eines Wappens durchgeführt. Das Wappen wurde aufgeteilt in positive und<br />
negative Aspekte des Projekts, einem Motto, welches sie mit dem Kurs assoziierten<br />
und Erfahrungen, die sie in ihrem zukünftigen Leben beachten wollten.<br />
<strong>KIM</strong> – <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> e. V. 17
18 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
In diesem Wappen spiegelte sich wieder, dass die jungen Mütter die Zeit genossen<br />
haben. Die Frauen haben sich als Gruppe gefühlt und konnten gut miteinander arbeiten.<br />
Bemängelt wurden die langen Abstände zwischen den Projekttagen.<br />
Ihr Motto war ‚Zusammenhalt und Spaß’, welches sie<br />
bildnerisch durch eine Hand in einer Sonne ausdrückten.<br />
Sie gaben an, dass sie die Motivation, Dinge anzufangen<br />
oder weiter zuführen wieder entdeckt haben.<br />
Leider konnte keine richtige Auswertung des Projektes<br />
stattfinden, da die meisten nur zwei- bis dreimal am<br />
Projekt teilnahmen und nicht den gesamten Prozess<br />
mitverfolgen konnten.<br />
7<br />
Abschlussrunde des Projekts<br />
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Collagen: Zukunftswünsche<br />
Praktikantin Suse<br />
Ergebnis des Projekts
Mutter-Kind-Haus Jahresbericht <strong>2006</strong> 19<br />
7 Die Mitarbeiterinnen<br />
Im Mutter-Kind-Haus Team arbeiten Christine Jänsch, Sozialarbeiterin, Monika Meller,<br />
Diplompädagogin und Daniela Reineke als Erzieherin zusammen. Am 21.12<br />
<strong>2006</strong> konnten wir unsere Kinderpflegerin Steffi Scholz nach dreijähriger Elternzeit<br />
wieder im Team begrüßen.<br />
Monika Meller<br />
Dipl. Pädagogin<br />
Christine Jänsch<br />
Dipl. Sozialarbeiterin<br />
Seit dem 01.08.<strong>2006</strong> arbeitet Marie-Christin Kaulisch als Jahrespraktikantin der FOS<br />
11 im Mutter-Kind-Haus. Weitere Unterstützung erhält das Team von einem Zivildienstleistenden.<br />
Ergänzend dazu betreuen wir über das Jahr verteilt Schülerinnen des Helene-Weber-<br />
Berufskollegs und des Edith-Stein-Berufskollegs in der Ausbildung zur Erzieherin.<br />
In Kooperation mit der Katholischen Fachhochschule Paderborn absolvierte Susanne<br />
Kennepohl ihr Praxissemester in unserer Einrichtung. An dieser Stelle ganz herzlichen<br />
Dank.<br />
7.1 Fortbildung und Supervision<br />
Steffi Scholz<br />
Kinderpflegerin<br />
Daniela Reineke<br />
Erzieherin<br />
Frau Reineke hat an einer Fortbildung „Wie sieht mein Kind die Welt - Fehlsichtigkeit<br />
im Kindesalter“ teilgenommen.<br />
Frau Meller nimmt regelmäßig an einer Gruppensupervision mit suchttherapeutischem<br />
Schwerpunkt teil.<br />
Ergänzend dazu nahm sie mit KollegInnen anderer <strong>KIM</strong>-Einrichtungen an einer<br />
Schulung im Naturcamp mit dem Management- und Outdoor-Trainer Kurt Bendlin<br />
teil. Ziel der Veranstaltung war es, Elemente der Erlebnispädagogik in die sozialtherapeutische<br />
<strong>Arbeit</strong> mit den Klientinnen zu integrieren.<br />
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20 Jahresbericht <strong>2006</strong> Mutter-Kind-Haus<br />
Frau Jänsch nimmt an der <strong>Arbeit</strong>sgruppe „Rund um die Geburt – guter Start“ teil. Das<br />
ganze Team hat an einer vereinsinternen Fortbildung zum Thema Hepatitis teilgenommen.<br />
Die Mitarbeiterinnen sind ständig bemüht ihr fachliches Wissen zu erweitern und in<br />
die pädagogische <strong>Arbeit</strong> mit den Frauen und Kindern zu integrieren.<br />
Es finden regelmäßige Team- und Fallsupervisionen mit einem externen Supervisor<br />
statt.<br />
8 Ausblick<br />
Für das Leben<br />
Von dir kann ich lernen,<br />
wie man das Leben liebt.<br />
Du quietscht vor Vergnügen<br />
Über ein Glas Wasser.<br />
Du nimmst den Sand mit ins Bett,<br />
weil du ihn liebst.<br />
Beim Abendspaziergang<br />
Entzückt dich der Mond,<br />
verblasst das Licht<br />
der Neonreklamen.<br />
Nachts träumst du<br />
Von großen und kleinen Katzen,<br />
und täglich heulst du<br />
wie ein Orkan<br />
zweifelnd mit zitternder Unterlippe,<br />
dass irgend etwas<br />
nicht möglich sein könnte.<br />
Kleine Tochter,<br />
wie recht du hast!<br />
Das Unmögliche müssen wir möglich machen.<br />
(Verfasser unbekannt)<br />
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