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Infektionserkrankungen und Aktuelles rund um die Biene - Laboklin

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<strong>Infektionserkrankungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Aktuelles</strong> r<strong>und</strong><br />

<strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Biene</strong><br />

Die <strong>Biene</strong>nhaltung <strong>und</strong> Imkerei hat in den letzten<br />

Jahren einen starken Wandel durchgemacht.<br />

Eine Vielzahl an neueren Infektionserregern der<br />

<strong>Biene</strong> (Nosema ceranae, Israeli Acute Paralysis<br />

Virus - IAPV) aber auch der Einfluss aus der<br />

Landwirtschaft (z.B. Monokulturen, Saatgutbeizmittel,<br />

Pestizide) erschweren den Imkern <strong>die</strong><br />

Bewahrung ges<strong>und</strong>er <strong>Biene</strong>nvölker.<br />

Abb. 1: <strong>Biene</strong>n auf einer Wabe.<br />

In <strong>die</strong>sem LABOKLIN Aktuell soll auf <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Erkrankungen <strong>und</strong> Wissenswertes r<strong>und</strong> <strong>um</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Biene</strong> (Abb. 1) eingegangen werden.<br />

Parasitäre Infektionen<br />

Varrose (Varroatose):<br />

Diese Parasitose wird durch <strong>die</strong> Varroamilbe,<br />

Varroa destructor verursacht. Die Varrose ist seit<br />

nunmehr drei Jahrzehnten ein ständig gleichbleibendes<br />

Problem. Ohne regelmäßige Kontrolle<br />

<strong>und</strong> zielgerichtete Therapie ist ein Erhalt der<br />

Völker nicht möglich.<br />

Die Milbe befällt bevorzugt <strong>die</strong> Brut (Abb. 2) in<br />

den kühleren Randgebieten der Wabe <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Drohnenbrut, da sie in <strong>die</strong>ser mehr Zeit für ihre<br />

Entwicklung hat. Sie saugt <strong>die</strong> Hämolymphe der<br />

Maden, schwächt sie <strong>und</strong> überträgt evtl.<br />

Krankheiten. Die Folgen sind ein lückenhaftes<br />

Brutbild, löchrige Zelldeckel, abgestorbene<br />

Larven oder Puppen. Frisch geschlüpfte <strong>Biene</strong>n<br />

sind verkümmert, oft fehlen <strong>die</strong> Flügel oder<br />

andere Extremitäten, <strong>und</strong> der Hinterleib ist verkürzt.<br />

Das Zusammenbrechen der Völker geht dann<br />

auf eine verminderte Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Bruttätigkeit zurück.<br />

Die Milbe lässt sich mit freiem Auge auf den<br />

<strong>Biene</strong>n, in den Brutzellen <strong>und</strong> im Gemüll (täglicher<br />

Milbenfall auf dem Beutenboden) erkennen.<br />

In den letzten Jahren wurden synthetische<br />

Akarizide (z.B. Bayvarol®, Perizin® <strong>und</strong><br />

Apsitan® (in Deutschland nicht zugelassen)) eingesetzt,<br />

jedoch sind <strong>die</strong> Behandlungserfolge<br />

teilweise durch Resistenzbildungen eingeschränkt.<br />

Daher kommen auch verschiedene<br />

Therapieprotokolle mit organischen Säuren z.B.<br />

Milch-, Ameisen- <strong>und</strong> Oxalsäure zusätzlich zur<br />

Anwendung.<br />

Die Varrose ist im seuchenhaften Verlauf in<br />

Österreich anzeigepflichtig (<strong>die</strong>s gilt für alle<br />

Infektionskrankheiten der <strong>Biene</strong> im seuchenhaften<br />

Verlauf!). In der Schweiz zählt sie zu den<br />

überwachten Seuchen während in Deutschland<br />

eine Behandlungspflicht besteht – keine<br />

Anzeigepflicht!<br />

Abb. 2: Varroamilben auf einer Sackbrutlarve.<br />

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Tropilaelaps Milben:<br />

Die Milbe Tropilaelaps spp. kommt in Asien vor.<br />

Sie ist bei uns bislang nicht aufgetreten. Da sie<br />

nur auf der Brut lebt <strong>und</strong> nicht, wie <strong>die</strong><br />

Varroamilbe, auf den adulten <strong>Biene</strong>n überwintern<br />

kann (brutfreie Zeit), wird <strong>die</strong> Gefahr für Mittel<strong>und</strong><br />

Nordeuropa als gering eingeschätzt.<br />

Trotzdem ist <strong>die</strong> Tropilaelaps Milbe in<br />

Deutschland <strong>und</strong> Österreich anzeigepflichtig, in<br />

der Schweiz zählt sie zu den überwachten<br />

Infektionen.<br />

Kleiner Beutenkäfer:<br />

Der kleine Beutenkäfer (Aethina t<strong>um</strong>ida) ist eher<br />

ein Schädling als ein Parasit. Er stammt<br />

ursprünglich aus Afrika, wo er ka<strong>um</strong> klinische<br />

Bedeutung hat. In Amerika hat er aber bereits<br />

zahlreiche <strong>Biene</strong>nbestände vernichtet.<br />

Er wurde vermutlich über <strong>Biene</strong>n- <strong>und</strong>/oder<br />

Obstimporte eingeschleppt. Daher besteht in<br />

Deutschland <strong>und</strong> Österreich eine Anzeigepflicht<br />

<strong>und</strong> es wurden EU weit Importverbote für<br />

Paketbienen <strong>und</strong> Honigbienenvölker verhängt.<br />

Die Larven des Käfers zerfressen <strong>die</strong> Brut, den<br />

Honig <strong>und</strong> <strong>die</strong> Waben <strong>und</strong> zerstören so innerhalb<br />

kürzester Zeit das Volk.<br />

Eine Behandlung ist bislang nicht möglich.<br />

Tracheenmilben:<br />

Die Acariose (Acarapidose) ist eine Erkrankung<br />

der adulten <strong>Biene</strong>. Die Tracheenmilbe, Acarapis<br />

woodi RENNIE, befällt <strong>die</strong> Tracheen kurz nach<br />

dem Schlupf der <strong>Biene</strong>.<br />

Die Tiere leiden unter Atemnot <strong>und</strong> im Winter<br />

entstehen Probleme bei der Thermoregulation,<br />

so dass <strong>die</strong> Wintertraube gefährdet ist. Im<br />

Frühling findet man bei den Reinigungsflügen<br />

flugunfähige <strong>Biene</strong>n (Krabbler) mit asymmetrisch<br />

abgespreizten Flügeln. Die Diagnose erfolgt<br />

mikroskopisch (<strong>Biene</strong>n frisch oder eingefroren<br />

einsenden!) oder mittels eines ELISA, das<br />

Guanin, ein Produkt der Milben, das in ges<strong>und</strong>en<br />

<strong>Biene</strong>n nicht vorkommt, nachweist.<br />

Die Ameisensäurebehandlung gegen Varroa ist<br />

auch gegen Tracheenmilben wirksam, daher<br />

spielt <strong>die</strong> Tracheenmilbe in der Praxis ka<strong>um</strong><br />

noch eine Rolle.<br />

In Deutschland besteht Behandlungspflicht.<br />

Amöbiose:<br />

Die Amöbe Malphigamoeba mellificae PRELL ist<br />

ein Protozoe, der vorzugsweise in den<br />

Harnröhren (Malphigischen Gefäßen) der <strong>Biene</strong><br />

vorkommt. Die Amöbiose (Amöbenruhr) tritt<br />

meist im April-Mai am Ende langer Winter auf.<br />

Das Krankheitsbild beinhaltet Durchfälle mit<br />

dünnflüssigem, goldgelbem <strong>und</strong> intensiv riechendem<br />

Kot, Krabbler <strong>und</strong> erhöhten Totenfall.<br />

Häufig ist eine Mischinfektion mit Nosema sp.<br />

festzustellen. Der mikroskopische Nachweis der<br />

Amöbenzysten kann an frisch toten <strong>Biene</strong>n<br />

durchgeführt werden.<br />

Eine medikamentöse Therapie der Amöbenruhr<br />

steht nicht zur Verfügung. Hygienemaßnahmen<br />

sind, wie bei der Nosemose, erforderlich.<br />

In Österreich besteht eine Anzeigepflicht nur bei<br />

seuchenhaftem Auftreten.<br />

Bakterielle Infektionen<br />

Amerikanische Faulbrut (AFB):<br />

Das Bakteri<strong>um</strong> Paenibacillus larvae subsp. larvae<br />

(P.l.larvae) ist der Erreger der Bösartigen<br />

Faulbrut bzw. der Amerikanischen Faulbrut.<br />

Die vielfältigen Übertragungsmöglichkeiten des<br />

hoch infektiösen Erregers, der seuchenhafte<br />

Verlauf <strong>und</strong> <strong>die</strong> aufwendigen Sanierungsmaßnahmen<br />

begründen, dass <strong>die</strong>se <strong>Biene</strong>nerkrankung<br />

in Deutschland <strong>und</strong> in Österreich<br />

anzeigepflichtig ist <strong>und</strong> in der Schweiz zu den<br />

bekämpfenden Seuchen zählt. Das Bakteri<strong>um</strong><br />

bildet sehr widerstandsfähige Endosporen, <strong>die</strong><br />

in eingetrockneten Madenresten jahrzehntelang<br />

infektiös sind. Da der AFB-Erreger nur für junge<br />

<strong>Biene</strong>nlarven pathogen ist, sind <strong>die</strong> Veränderungen<br />

in der <strong>Biene</strong>nbrut zu finden. Die<br />

<strong>Biene</strong>n verenden im Streckmaden- oder<br />

Vorpuppenstadi<strong>um</strong> in den verdeckelten Zellen.<br />

Das Krankheitsbild zeigt ein lückenhaftes<br />

Brutnest mit sog. „stehen gebliebenen Zellen“.<br />

Die Maden zerfallen zu schmierig-schleimigen<br />

fadenziehenden Massen, <strong>die</strong> mit der sog.<br />

Streichholzprobe nachgewiesen werden können.<br />

Später trocknen sie ein <strong>und</strong> ein festsitzender<br />

Schorf verbleibt am Zellgr<strong>und</strong>.<br />

Die verschiedenen Genotypen von P.l.larvae zeigen<br />

unterschiedliche klinische Verläufe.<br />

Genersch et al. (2006) zeigten, dass der Genotyp<br />

AB <strong>die</strong> befallenen Larven bereits vor der<br />

Verdeckelung tötet. Diese Maden können von<br />

den Putzbienen erkannt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zellen gereinigt<br />

werden, was zu einer Reduktion der Sporenbelastung<br />

führt. Für den Imker ist <strong>die</strong>ser Verlauf<br />

viel schwerer erkennbar <strong>und</strong> kann längere Zeit<br />

übersehen werden. Dies bedeutet aber auch,<br />

dass <strong>die</strong> Gefahr der Weiterverbreitung wesentlich<br />

höher ist!<br />

Die Diagnostik der AFB beinhaltet <strong>die</strong><br />

Bewertung der klinischen Symptome <strong>und</strong> den<br />

kulturellen Nachweis mit biochemischer bzw.<br />

molekularbiologischer Differenzierung.<br />

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Die Diagnostik erfolgt in amtlich zugelassen<br />

Untersuchungslabor <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sanierung wird von<br />

der zuständigen Verwaltungsbehörde eingeleitet.<br />

Eine medikamentöse Behandlung ist verboten.<br />

Europäische Faulbrut (EFB):<br />

Die EFB wird auch als Gutartige Faulbrut oder<br />

Sauerbrut bezeichnet. Im Gegensatz zur AFB<br />

sind mehrere Bakterienspezies an der Infektion<br />

beteiligt. Neben dem Leiterreger Melissococcus<br />

pluton kommen auch Streptococcus faecalis,<br />

Paenibacillus alvei <strong>und</strong> Achromobacter eurydice<br />

vor. Im Unterschied zur AFB sterben <strong>die</strong> Maden<br />

bereits im R<strong>und</strong>madenstadi<strong>um</strong> ab <strong>und</strong> sind<br />

sowohl in offenen als auch in verdeckelten<br />

Zellen zu finden. Vor der Verdeckelung zeigen<br />

sich schlaffe, seitlich verdrehte Maden, deren<br />

Körpersegmentierung ka<strong>um</strong> sichtbar ist. Die<br />

abgestorbene Made wird später zu einer breiigen,<br />

dunkelbraunen Masse, <strong>die</strong> nicht fadenziehend,<br />

sondern eher bröckelig oder körnig ist <strong>und</strong><br />

große Mengen an Bakterien enthält. Der eingetrocknete<br />

Schorf ist, nicht wie bei der AFB festsitzend,<br />

sondern liegt locker am Zellboden. Der<br />

Geruch ist säuerlich (Streptococcus faecalis)<br />

oder erinnert an Fußschweiß (Paenibacillus<br />

alvei).<br />

In manchen europäischen Ländern, z.B.:<br />

Schweiz, Großbritannien ist <strong>die</strong> EFB ein großes<br />

Problem. In Deutschland <strong>und</strong> Österreich tritt sie<br />

nur selten auf. In der EU sind keine<br />

Medikamente zur Therapie der EFB zugelassen.<br />

In der Schweiz zählt <strong>die</strong> EFB zu den zu bekämpfenden<br />

Seuchen.<br />

Pilzinfektionen<br />

Nosemose:<br />

Die Nosemose (Nosematose) ist eine weltweit<br />

verbreitete Darmerkrankung der erwachsenen<br />

<strong>Biene</strong> <strong>und</strong> wird durch Nosema apis verursacht.<br />

Der Erreger galt lange Zeit als Parasit, wird aber<br />

aktuell als Pilz eingestuft. Durch das<br />

Zusammenwirken verschiedener, für <strong>die</strong> <strong>Biene</strong>n<br />

ungünstige Faktoren (z.B. kühles, feuchtes<br />

Wetter), kann es zu einer massiven Vermehrung<br />

<strong>die</strong>ser Einzeller in der Darmwand kommen. Bei<br />

akutem Verlauf sind dünnflüssige, längliche<br />

Kotspritzer in der Beute <strong>und</strong> <strong>Biene</strong>n mit aufgetriebenen<br />

Hinterleibern zu beobachten.<br />

Bei sehr starkem Befall kann der Darm milchig<br />

weiß gefärbt sein. Bereits der Imker kann <strong>die</strong>s<br />

bei der sog. „Darmprobe“ (Entnahme des<br />

Mitteldarms aus dem Hinterleib) feststellen.<br />

Allerdings können auch <strong>Biene</strong>n mit normal<br />

gefärbtem Darm starke Nosematräger sein.<br />

Durch <strong>die</strong> verkürzte Lebensdauer der <strong>Biene</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> eingeschränkte Brutpflege kommt es im<br />

akuten Fall zu einem schnellen Schr<strong>um</strong>pfen des<br />

<strong>Biene</strong>nvolkes, während bei einem chronischen<br />

Verlauf <strong>die</strong> <strong>Biene</strong>nmasse langsam abnimmt.<br />

Der Verdacht auf Nosemainfektionen kann u.a.<br />

mikroskopisch bestätigt werden.<br />

Im Jahr 2005 wurde über den Nachweis von<br />

Nosema ceranae in der Honigbiene aus Europa<br />

berichtet. N. ceranae wirkt immunsuppressiv<br />

<strong>und</strong> befällt im Gegensatz zu N. apis das<br />

Magenepithel <strong>und</strong> nicht das Darmepithel. Die<br />

<strong>Biene</strong>n zeigen i.d.R. keinen Durchfall sondern<br />

versterben ohne Symptome ca. 8 Tage post<br />

infectionem. An archivierten <strong>Biene</strong>nproben<br />

konnte N. ceranae bis ins Jahr 2003 in Österreich<br />

zurückverfolgt werden <strong>und</strong> wird dort derzeit<br />

häufiger nachgewiesen als N.apis.<br />

Eine antibiotische Therapie ist in der EU nicht<br />

zugelassen. Die gute imkerliche Praxis bleibt<br />

entscheidend für <strong>die</strong> Vermeidung <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Kontrolle <strong>die</strong>ser Krankheit.<br />

Steinbrut:<br />

Die Steinbrut tritt selten auf <strong>und</strong> wird durch den<br />

Pilz Aspergillus flavus hervorgerufen. Aspergillus<br />

flavus ist sowohl für <strong>die</strong> Brut als auch für <strong>die</strong><br />

adulten <strong>Biene</strong>n pathogen. Zu beachten ist, dass<br />

Infektionen mit Aspergillus sp. Zoonosen sind<br />

<strong>und</strong> eine Infektionsgefahr für den Menschen<br />

besteht. Die Pilzsporen werden von den Maden<br />

oral aufgenommen, <strong>die</strong> Hyphen durchdringen<br />

das Darmepithel <strong>und</strong> durchwachsen den gesamten<br />

Organismus. Die Maden trocknen zu harten,<br />

fest in den Zellen haftenden M<strong>um</strong>ien ein. Die<br />

erwachsenen <strong>Biene</strong>n können infolge der<br />

Toxinwirkung verenden. Hygienemaßnahmen<br />

sind <strong>die</strong> Therapie.<br />

Kalkbrut:<br />

Die Kalkbrut wird durch den Pilz Ascosphaera<br />

apis MAASSEN verursacht. Feuchtes, kühles<br />

Wetter aber auch feuchte Standorte fördern den<br />

Ausbruch der Kalkbrut. Eine erbliche<br />

Komponente für <strong>die</strong> Kalkbrutanfälligkeit wird<br />

vermutet. Die Larven sterben im Streckmadenstadi<strong>um</strong><br />

ab. Die Drohnenbrut ist meist<br />

stärker betroffen. Bei der Kalkbrut fallen in den<br />

Zellen weiße oder schmutzig grüne bis grauschwarzen<br />

Madenreste auf (Abb. 3), <strong>die</strong> locker in<br />

den Zellen liegen <strong>und</strong> beim Schütteln klappern.<br />

Hygienemaßnahmen sind <strong>die</strong> Therapie.<br />

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Abb. 3: Kalkbrutlarven<br />

Viruserkrankungen<br />

Fast 20 verschiedene Viren sind bei <strong>Biene</strong>n<br />

beschrieben. Heraus gegriffen werden hier nur<br />

einige wenige Viren, da ihre Bedeutung in den<br />

meisten Fällen unklar ist, denn sie werden mittels<br />

PCR teilweise auch bei klinisch ges<strong>und</strong>en<br />

<strong>Biene</strong>n nachgewiesen. Es handelt sich vermutlich<br />

meist <strong>um</strong> Faktorenkrankheiten.<br />

Sackbrutvirus (Morator aetatulae HOLMES) ruft<br />

<strong>die</strong> häufigste Viruserkrankung der <strong>Biene</strong>n hervor.<br />

Das Virus bewirkt ein Absterben der Brut im<br />

Streckmadenstadi<strong>um</strong>. Da <strong>die</strong> Infektion <strong>die</strong><br />

Häutungsvorgänge der Maden stört ähneln <strong>die</strong><br />

abgestorbenen Maden einem mit Flüssigkeit<br />

gefüllten Sack. Dieser trocknet dann zu einem<br />

dunkelbraunen, kahnförmigen Schorf ein, der<br />

wie bei der EFB lose in der Zelle liegt (Abb. 4).<br />

Der Krankheitsverlauf ist jedoch in den meisten<br />

Fällen harmlos. Eine medikamentöse Therapie<br />

steht nicht zur Verfügung.<br />

Abbildung 4: Sackförmig veränderte Larve in Brutzelle<br />

Black Queen Cell Virus (BQCV) befällt v.a. im<br />

Sommer <strong>die</strong> Königinnenbrut <strong>und</strong> tötet <strong>die</strong>se.<br />

Akutes <strong>Biene</strong>n Paralyse Virus (ABPV) wird von<br />

Varroamilben übertragen <strong>und</strong> führt zu Zittern <strong>und</strong><br />

Paralyse der <strong>Biene</strong>n sowie zu einem Absterben<br />

der Brut.<br />

Deformed Wing Virus (DWV) kann sich in der<br />

Varroamilbe vermehren <strong>und</strong> wird durch <strong>die</strong>se<br />

verbreitet, so dass sich mit der zeitgleichen<br />

Zunahme des Varroamilbenbefalls im <strong>Biene</strong>njahr<br />

auch <strong>die</strong> Virusbelastung von DWV steigert. Es<br />

kommt zu Flügeldeformationen.<br />

Sonstiges<br />

Colony Collapse Disorder:<br />

In den USA werden seit 2007 großrä<strong>um</strong>ige<br />

Verluste an <strong>Biene</strong>nvölkern beobachtet <strong>und</strong> mit<br />

dem Namen Colony Collapse Disorder (CCD)<br />

bezeichnet. Seither wird auch in Europa regional<br />

von solchen <strong>Biene</strong>nverlusten berichtet, wobei<br />

unklar ist, ob <strong>und</strong> inwieweit <strong>die</strong>s mit den<br />

Berichten aus den USA vergleichbar ist.<br />

Die von CCD betroffenen Völker in den USA zeigen<br />

ein scheinbar gr<strong>und</strong>loses <strong>und</strong> plötzliches<br />

Zusammenbrechen. Die erwachsenen <strong>Biene</strong>n<br />

fehlen im Stock, in der Umgebung sind keine<br />

toten <strong>Biene</strong>n zu finden. Die Ursache für das<br />

Massensterben ist jedoch noch nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Alle bislang diskutierten Auslöser scheinen nicht<br />

alleinig verantwortlich zu sein. Vermutet wird ein<br />

Zusammenspiel von Infektionen (Israelisches<br />

Akute Paralyse Virus, Varroamilben, ABPV,<br />

Nosema, Flagellaten), Pestiziden (Clothianidin,<br />

Imidocloprid), genetisch veränderten Nutzpflanzen<br />

<strong>und</strong> Schwächung der <strong>Biene</strong>n durch<br />

Aufstellung in Monokulturen.<br />

Intoxikationen:<br />

Intoxikationen von <strong>Biene</strong>n kommen meist durch<br />

unsachgemäße Insektizideinsätze (Insegar®),<br />

Beizmittel (Imidacloprid) zustande.<br />

Bei Verdacht auf eine Intoxikation darf nichts in<br />

dem Bestand verändert werden. Eine<br />

Probenentnahme <strong>und</strong> Beweissicherung erfolgt<br />

durch den Amtstierarzt. Die Untersuchungen<br />

werden in Deutschland von der Biologischen<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft in<br />

Braunschweig durchgeführt, in Österreich von<br />

der Abteilung <strong>Biene</strong>nk<strong>und</strong>e der AGES in Wien.<br />

Bilder:<br />

PD Dr. Heike Aupperle, LABOKLIN,<br />

Dr. Irmgard Derakhshifar, AGES,<br />

Dr. Barbara Gußner, LABOKLIN<br />

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