WANN DANN? - der Abtei Münsterschwarzach
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Durch-Atmen<br />
85
Durch-Atmen<br />
Gruß Thomas Tribula 2<br />
Ver- geben/zeihen/söhnen P. Meinrad Dufner 4<br />
Durch-Atmen P. Jesaja Langenbacher 5<br />
Der Atem P. Jesaja Langenbacher 6<br />
Dennoch Durch-Atmen Wiebke 8<br />
Astronomische Atemmeditation P. Christoph Gerhard 9<br />
Mein Atem – mein Leben Renate Schweikert-Kretz 12<br />
Ich geh’ da mal hin Thomas Ort 13<br />
Wann dann? Thomas Tribula 16<br />
Wie<strong>der</strong> richtig durchatmen Marianne Langweg 18<br />
Pause – Zeit für mich Meike Wimmer 19<br />
<strong>Abtei</strong>nachrichten Br. Simeon Oberle 21<br />
Durch deinen Atem Rita Landauer 28<br />
Liebe Freundinnen und Freunde,<br />
liebe LeserInnen <strong>der</strong> Osternacht,<br />
im Moment geht es vielen (mich einge-<br />
schlossen) ja eher so, dass uns die Zeit<br />
zum Durchatmen fehlt, wir kein Rezept<br />
haben, wie wir trotz <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Alltags zu diesen Verschnaufpausen<br />
kommen. Diese Ausgabe <strong>der</strong> Osternacht<br />
umfasst verschiedene Sichtweisen des<br />
Durchatmens – „das geht erst, wenn et-<br />
was geschafft ist“ - bis hin zu „Ich bin dann<br />
mal weg – und dann bin ich wie<strong>der</strong> da und<br />
kann weitermachen – wenn ich durchge-<br />
atmet habe“.<br />
2
Ich persönlich musste feststellen, dass ich<br />
beim Schreiben meines Beitrags spontan<br />
die Überschrift gewählt hatte, die mein<br />
Artikel letztes Jahr in <strong>der</strong> Ausgabe zur<br />
Ferienzeit trug. „Wann?“ Tja, die Fragen<br />
bleiben wohl immer wie<strong>der</strong> die selben.<br />
Starten tut diese Ausgabe aber mit einem<br />
Beitrag zum Thema <strong>der</strong> letzten Ausgabe.<br />
Letztlich auch ein guter Impuls zum<br />
Durchatmen.<br />
An dieser Stelle wie<strong>der</strong> ein herzliches<br />
Dankeschön an P. Meinrad, P. Chris-<br />
toph, P. Jesaja, Rita Landauer, Marian-<br />
ne Langweg, Meike Wimmer, Renate<br />
Schweikert-Kretz, Thomas Ort, Wiebke<br />
und Br. Simeon für die bereichernden<br />
Beiträge und <strong>Abtei</strong>nachrichten.<br />
„Denn alles war so gewesen, wie es ihnen<br />
gesagt worden war“. So lautet das Thema<br />
<strong>der</strong> nächsten Ausgabe. Erleben wir das<br />
heute auch noch? Dass etwas wahr ist<br />
und wir nicht nur was vorgespiegelt be-<br />
kommen, was nachher doch wie<strong>der</strong> ganz<br />
an<strong>der</strong>s ist? Ich wünsche es uns und bin<br />
gespannt, was den Autorinnen und Auto-<br />
ren dazu einfallen wird! Herzliche Einla-<br />
dung jedenfalls, uns etwas zu schreiben<br />
damit wir es mit <strong>der</strong> Leserschaft teilen<br />
können.<br />
Nun bleibt mir nichts mehr, als allen Lese-<br />
rinnen und Lesern einen erholsamen sau-<br />
erstoffreichen Sommer zu wünschen, da-<br />
mit wir alle danach wie<strong>der</strong> erfrischt den<br />
Alltag meistern können. Mit Gottes Hilfe<br />
und seiner Begleitung wird uns das gelin-<br />
gen.<br />
Mit herzlichen Grüßen aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>!<br />
3<br />
erscheint 3mal jährlich<br />
Redaktionsschluss<br />
für die Ausgabe zur<br />
Adventszeit:<br />
12. November 2012<br />
Thema:<br />
„Denn alles war so gewesen,<br />
wie es ihnen gesagt worden<br />
war“<br />
Anschrift für Leserbeiträge, Neubestellungen,<br />
Adressän<strong>der</strong>ungen:<br />
P. Jesaja Langenbacher, <strong>Abtei</strong>,<br />
D – 97359 <strong>Münsterschwarzach</strong>;<br />
osternacht@web.de<br />
Druckauflage: 700<br />
Freiwillige Unkostenbeiträge:<br />
Kto. 420 65 177,<br />
Sparkasse Mainfranken<br />
Würzburg<br />
BLZ 790 500 00<br />
(Stichwort: Osternacht)<br />
www.abtei-muensterschwarzach.de
Keine große Betrachtung darüber, was das sei, warum es sein soll, son<strong>der</strong>n einfach nur, wie es<br />
geschehen könnte.<br />
Ich erzähle von eigenen Erfahrungen.<br />
Wer kennt nicht die Schulhofszene. Wir Buben haben uns gestritten, gar geprügelt. Der Leh-<br />
rer kam dazu und sagte „Versöhnt euch! Gebt einan<strong>der</strong> die Hand!“ Wir mussten es tun. Der<br />
Lehrer ging weg. Und zack – <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hatte schon wie<strong>der</strong> eine Ohrfeige.<br />
Was heißt das?<br />
Vergeben, Verzeihen, Versöhnen hat ein emotionales Feld, das erst „entmient“ werden muss,<br />
das geht nicht auf Befehl, Knopfdruck o<strong>der</strong> Entschluss. Diese innere Reinigung ist nicht ein-<br />
fach machbar, sie ist eher Geschenk.<br />
Ich erzähle. Vor Jahren, vielen Jahren war ich mit jemandem aus dem Kollegium an <strong>der</strong> Schu-<br />
le total verfeindet. Wir konnten einan<strong>der</strong> nicht einmal mehr grüßen. Bei einer Gebetszeit fiel<br />
es mir wie Schuppen von den Augen. Mach‘ es doch so: Sooft du die Person siehst, von ihr<br />
reden hörst o<strong>der</strong> sonst eine Begegnung, bete: „Gott, du kannst mich versöhnlicher machen<br />
und sie. Mach‘ es!“ Das habe ich leidenschaftlich gebetet, sooft die Person in den Blick kam.<br />
Keine inneren Selbstverteidigungsgespräche mehr, nur noch das knappe Gebet, fast wie eine<br />
Fliegenklappe auf meinem Gedanken- und Gefühlsschwarm. Das Wun<strong>der</strong> blieb nicht aus.<br />
Nach etwa einem Monat war ohne Anstrengung das Grüßen wie<strong>der</strong> möglich. Nach einem<br />
halben Jahr war erträgliches Miteinan<strong>der</strong>. Heute ist aller Groll weg.<br />
Ähnliches musste ich in an<strong>der</strong>en Fällen noch zweimal so leidenschaftlich beten, Ich hab‘ es<br />
dann am Vaterunser festgemacht. „Vergib uns, wie auch wir vergeben“. Immer, wenn das<br />
auftauchte, habe ich innerlich gebetet: „Gott, ich mag, ich kann noch nicht vergeben, aber<br />
bewirke du es in mir.“ Mit diesem „doppelbödigen“ Gebet habe ich meine Verletzung ernst<br />
genommen, aber auch einen Weg <strong>der</strong> Versöhnung offen gehalten. Das Wun<strong>der</strong> blieb nicht<br />
aus. Nach etwa drei bis vier Jahren ist <strong>der</strong> Moment <strong>der</strong> Aussöhnung gekommen, dazu aller<br />
Ärger und alles Nachtragen vorbei.<br />
Nicht ich kann das Vergeben, Versöhnen, Verzeihen. Aber Gott kann es, in mir, in den ande-<br />
ren. Das diskussionslose Gebet ist <strong>der</strong> stete Tropfen, <strong>der</strong> den Stein <strong>der</strong> verhärteten Fronten<br />
durchbohrt, damit das Beziehungs-Lebenswasser für beide wie<strong>der</strong> fließt.<br />
P. Meinrad Dufner<br />
geben<br />
Ver- zeihen<br />
söhnen<br />
4
„Durch – Atmen“<br />
Durch-Atmen<br />
Ja, durchatmen.<br />
Endlich sagt das mal einer.<br />
Jetzt muss ich es nur noch tun!<br />
Ich bin dann mal weg – zum Durchatmen ...<br />
...<br />
...<br />
...<br />
... so nun bin ich wie<strong>der</strong> da! �<br />
Die Arbeit ist nicht davon gelaufen.<br />
Mir hat es gut getan! �<br />
Durch-Atmen – Tu’s halt!<br />
Jetzt bist Du dran!<br />
Wenn Du es sowieso nicht schon gemacht hast. �<br />
Wie ist Deine Art Durch-zu-atmen?<br />
Durchatmen.<br />
Ja, einfach mal durchatmen.<br />
Jetzt.<br />
5
Der Atem<br />
Egal, was ich tue, <strong>der</strong> Atem begleitet mich. Wenn es kein Stress gibt, wenn alles so seinen<br />
Lauf nimmt, atmen wir halt – so wie wir es gelernt haben – ein – und aus. Bzw. vielmehr at-<br />
met es in uns – ganz automatisch.<br />
Nur, wenn sich <strong>der</strong> natürliche Lebensfluss verän<strong>der</strong>t, wenn sich plötzlich etwas einstellt, was<br />
ich noch nicht kenne, was beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit verlangt o<strong>der</strong> gar, wenn ich in irgend-<br />
einer Sache geprüft werde, geistig o<strong>der</strong> körperlich, dann än<strong>der</strong>t sich auch <strong>der</strong> Atem. Das gan-<br />
ze System „stellt sich höher“. Wenn ich nun nicht trainiert bin, komme ich dann recht schnell<br />
außer Atem, die Herz-Pumpe, das ganze Kreislauf-System wird überfor<strong>der</strong>t. Wohl dem, <strong>der</strong><br />
dann o<strong>der</strong> überhaupt in guter Form ist. Wohl dem, <strong>der</strong> sein Atem-, Kreislauf-, Muskel-, Kör-<br />
per-, Seelen- und Geist- System regelmäßig trainiert, <strong>der</strong> sich for<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> seine täglichen, wö-<br />
chentlichen und monatlichen Trainingseinheiten pflegt – eben nicht nur im Urlaub. Die Kunst<br />
und die Aufgabe ist zunächst, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, sich dann dafür zu ent-<br />
scheiden und vor allem das Trainingsprogramm zu tun. Wie schwer ist das dann! Wie schwer<br />
ist es oft, seinen eigenen Schweinehund zu überwinden – o<strong>der</strong> die Einwände „was könnten die<br />
an<strong>der</strong>en von mir denken“ – und trotz Müdigkeit o<strong>der</strong> Anspannung sich dennoch aufzuraffen,<br />
spazieren zu gehen, zu joggen, das Fahrrad zu schnappen, die Walkingstöcke, in den Kraft-<br />
raum zu gehen, in den Tanzclub, zum Singen, zum Beten, zum Lesen o<strong>der</strong> sonst was, wo man<br />
wirklich zum Durchatmen kommt. Spätestens wenn man es tatsächlich macht, merkt man, wie<br />
gut es tut, wie viel Sauerstoff dem Kreislauf und Körper und letztlich auch dem Geist und <strong>der</strong><br />
Seele gut tun.<br />
Ein Mitbru<strong>der</strong> sagte mir einmal: eigentlich sollten wir Mönche so leben, dass wir keinen Ur-<br />
laub bräuchten. Wir haben ja schon einen durchstrukturierten Tagesablauf: Gebet, Arbeit und<br />
geistliche Lesung. Da wir lei<strong>der</strong> nicht mehr so viele Handwerker unter uns Mönchen haben,<br />
fehlt uns allerdings an manchen Stellen einfach auch die körperliche Bewegung. Die muss ich<br />
mir dann schon wirklich in meine Woche mit einplanen. Hier geht es mir also auch nicht an-<br />
<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>en Menschen „draußen“. Vielleicht ist es durch die festgelegten Gebets- und<br />
Arbeitszeiten noch eine größere Herausfor<strong>der</strong>ung, die Zeiten für den Leib mit einzuplanen.<br />
Also, wir sind hier auch am üben und tun.<br />
Wenn wir es christlich formulieren möchten: Jesus hat auch immer wie<strong>der</strong> seine Zeiten zum<br />
Durchatmen genommen. Er hat es einfach getan. Er war sein eigener Herr. Und trotzdem hat<br />
er sich auch immer wie<strong>der</strong> anrühren und bewegen lassen, für die Menschen da zu sein, auch<br />
zu den unterschiedlichsten Zeiten.<br />
Was ist die Kunst? Wenn das Pendel an <strong>der</strong> einen Stelle eben mal stärker ausgeschlagen hat,<br />
sich <strong>der</strong> Bewegung zum Ausgleich anzuvertrauen – das Pendel auch auf die an<strong>der</strong>e Seite aus-<br />
6
schlagen zu lassen – und nicht zu meinen, ich muss das Pendel immer auf <strong>der</strong> einen Seite hal-<br />
ten – sei es auf <strong>der</strong> geschäftigen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ruhenden Seite. Nur einatmen o<strong>der</strong> nur ausatmen<br />
führt zur Verkrampfung, zum Ende. Es geht nicht um Überfor<strong>der</strong>ung und es geht nicht um<br />
Unterfor<strong>der</strong>ung. Beides ist langfristig schädlich. Der gute und ausgeglichene Wechsel von<br />
ein- und ausatmen – das gilt es einzuüben und zu leben.<br />
Ein weiterer Aspekt gehört noch zum Atmen: wie tief o<strong>der</strong> flach atme ich? Wenn es stressig<br />
wird, o<strong>der</strong> wir in eine bestimmte (o<strong>der</strong> unbestimmte) Angst kommen, z.B. Prüfungsangst,<br />
dann passiert es oft, dass <strong>der</strong> Atem ganz flach und schnell wird – die Sauerstoffversorgung<br />
schließlich nicht wirklich ausreicht. Auch hier kann ein Training helfen, dass ich im Vorfeld<br />
o<strong>der</strong> gerade in solchen Momenten bewusst tief atme, meinen Atem verlangsame und diesen<br />
Prozess vielleicht auch noch mit einem entspannenden Bild verbinde, ein Urlaubsbild, das ich<br />
mir innerlich zurechtlege und innerlich dann anschaue. Vielleicht gibt es ein Bild für mich, in<br />
dem ich in Kontakt und Beziehung zu meinen tieferen Existenzschichten komme. Für mich ist<br />
das z.B. eine Christus-Ikone o<strong>der</strong> ein Bild aus dem Stuttgarter Psalter, ein Bild, das mich ru-<br />
hig werden lässt. Dann wird <strong>der</strong> Atem langsamer und geht wie<strong>der</strong> tiefer – durch mich hin-<br />
durch.<br />
Kleine Geschenke sind es, wenn sich in einer Gebetszeit o<strong>der</strong> in einer Meditation – o<strong>der</strong> auch<br />
im „Alltag“ plötzlich eine Verbundenheit einstellt, in <strong>der</strong> ES mich tief durch-atmet, in dem<br />
etwas vom göttlichen Atem durch-geht ...<br />
... und weil das lei<strong>der</strong> auch nicht allzu oft geschieht – brauchen wir halt doch noch zwischen-<br />
durch mal einen Urlaub, den wir auch sehr genießen – zum Durch-Atmen, Durch-Lüften,<br />
Durch-Schlafen, Durch-Bewegen.<br />
Die Heraus-For<strong>der</strong>ung bleibt: sich gerade im Alltag immer wie<strong>der</strong> „durch-atmen zu lassen“.<br />
Mögen wir selbst einen Rahmen dafür schaffen, das unsere dazu tun und möge sich immer<br />
wie<strong>der</strong> die Gnade Gottes dazu einmischen und uns anschließen an den ewigen Atem Gottes –<br />
jetzt schon.<br />
P. Jesaja<br />
7
Angst<br />
im Nacken<br />
lässt mich erstarren<br />
bin wie gelähmt, dennoch<br />
Durch-Atmen<br />
Trauer<br />
im Hals<br />
macht mich sprachlos<br />
finde keine Worte, dennoch<br />
Durch-Atmen<br />
Wut<br />
im Bauch<br />
hab Angst auszurasten<br />
will mich nicht verletzen<br />
Durch- Atmen<br />
8<br />
Ohnmacht<br />
bin überfor<strong>der</strong>t<br />
fühle mich schuldig<br />
stehe hilflos daneben, dennoch<br />
Durch-Atmen<br />
Verzweiflung<br />
ganz einsam<br />
mit allem Schmerz<br />
will nicht mehr, dennoch<br />
Durch-Atmen
Astronomische Atemmeditation<br />
Ein Bild für den Lebensatem Gottes ist die Atemluft. Es ist ein uraltes, menschliches<br />
und biblisches Bild und zugleich ist es ein physikalisches, biologisch neuzeitliches<br />
Bild. Die Luft ist die erfahrbare Dimension des Heiligen Geistes, des Lebensatems<br />
Gottes, <strong>der</strong> auch unser Lebensatem ist. Die folgenden Gedanken gehen auf Arnold<br />
Benz, einen schweizerischen Astrophysiker, und seine „astronomische Atemmedita-<br />
tion“ zurück.<br />
Atmen, das geht meist ohne dass wir darüber nachdenken. Gottlob! Wir tauschen<br />
lebenswichtige Stoffe aus. Ohne Luft ist es mit unserem Leben sehr, sehr schnell<br />
aus. So ist die Luft zum Atmen eines <strong>der</strong> wichtigsten Dinge für alle höheren Lebewe-<br />
sen. Dennoch ist Luft schwer zu greifen. Kein Wun<strong>der</strong> dass gerade <strong>der</strong> Wind, die<br />
Luft, <strong>der</strong> Hauch, <strong>der</strong> Atem das Bild des Geistes ist!<br />
Luft besteht hauptsächlich aus Stickstoffmolekülen. Zwei Atome sind miteinan<strong>der</strong><br />
verbunden und das in einer Art und Weise, die sehr stabil ist. Stickstoffmoleküle blei-<br />
ben sehr lange in <strong>der</strong> Luft. Mit jedem Atemzug – sagen wir einmal wir schnaufen gut<br />
ein – nehmen wir einen Liter Luft in die Lunge – also gut zwei Hände voll. Ein Liter<br />
Luft, das macht 3.10 22 Moleküle aus. Ok, 10 hoch 22 ist ein wenig viel, o<strong>der</strong> besser:<br />
ganz schön viele Moleküle!<br />
Vom Stickstoff, nomen est omen!, von dem haben wir nicht so viel. Was wir Men-<br />
schen brauchen, das ist <strong>der</strong> Sauerstoff. Auch er verbindet sich in Molekülen zu zwei<br />
Atomen und ist in unserer irdischen Luft zu etwa einem Fünftel vorhanden. Unsere<br />
Lungenbläschen, das sind ganz tolle Gebilde in uns!, filtern nun diesen Sauerstoff<br />
aus <strong>der</strong> Luft raus und geben das Kohlendioxid – unsere Abgase in die Luft ab. Was<br />
uns die Luft noch richtig angenehm macht, das ist <strong>der</strong> Wasserdampf, also Wasser-<br />
moleküle.<br />
Wasserstoff, das ist nicht nur <strong>der</strong> Energieträger für uns Menschen, den wir aus unse-<br />
re Nahrung ziehen (neben dem Kohlenstoff). Es ist <strong>der</strong> Stoff, <strong>der</strong> ganz am Anfang<br />
unserer Welt sich aus <strong>der</strong> Urenergie gebildet hat, so etwa vor 13 Milliarden Jahren.<br />
Relativ bald nach dem Beginn des Kosmos, man schätzt so drei Minuten danach,<br />
haben sich diese Wasserstoffatome gebildet, die nun fast die Hälfte <strong>der</strong> Atome unse-<br />
res Leibes in <strong>der</strong> Verbindung mit Sauerstoff (=Wasser) ausmachen. Über den Was-<br />
serstoff sind wir mit dem Uranfang des Kosmos und untereinan<strong>der</strong> über die Jahrmilli-<br />
arden mit den Galaxien, Sternen, Planeten und allen Lebewesen auf <strong>der</strong> Erde ver-<br />
bunden.<br />
9
Aber auch <strong>der</strong> Stickstoff, mit dem wir eigentlich gar nichts anfangen können, kann<br />
uns eine starke Verbindung aufzeigen. Das Stickstoffmolekül ist sehr stabil und rea-<br />
giert kaum mit an<strong>der</strong>en Stoffen. Deshalb bleibt es lange Zeit in <strong>der</strong> Lufthülle. Wir tei-<br />
len die Luft nicht nur in einem geschlossenen Raum miteinan<strong>der</strong>. Wir tun es auch in<br />
unserer großen, irdischen Lufthülle. Unfälle in Kernkraftwerken o<strong>der</strong> auch große Vul-<br />
kanausbrüche zeigen uns, wie schnell sich die Luft um die ganze Erde verteilt.<br />
In <strong>der</strong> gesamten Lufthülle <strong>der</strong> Erde sind etwa 10 hoch 44 Moleküle. Das meiste sind<br />
Stickstoffmoleküle, die sich mit <strong>der</strong> Zeit komplett durchmischen. In jedem Atemzug,<br />
den wir machen, sind nach <strong>der</strong> Statistik etwa 10 Moleküle Stickstoff eines Atemzuges<br />
eines an<strong>der</strong>en Menschen. Das gilt auch und erst recht in die Vergangenheit! Vom<br />
letzten Atemzug Jesu, in dem er seinen Geist aushauchte, sind statistisch 10 Mole-<br />
küle in einem Liter Luft. Und nur in jedem 100.ten Liter Luft ist nach den Gesetzen<br />
<strong>der</strong> Statistik kein Molekül von diesem letzten Atemzug enthalten (was vielleicht er-<br />
klärt, warum wir manchmal so geistlos handeln).<br />
In unserer Luft sind wir auf <strong>der</strong> molekularen Ebene miteinan<strong>der</strong>, ja auch mit Jesus<br />
direkt verbunden. Es ist das alte und doch ganz aktuelle Bild <strong>der</strong> Luft, des Lebensa-<br />
tems für den Heiligen Geist Gottes, <strong>der</strong> in uns wohnt und seine Kraft zum Wohle <strong>der</strong><br />
ganzen Schöpfung entfalten will.<br />
Wenn wir durchatmen, dann will dieser Geist uns durchwehen, beleben und uns sei-<br />
ne göttliche Kraft schenken.<br />
P. Christoph Gerhard<br />
Literatur: Arnold Benz, Die Zukunft des Universums, Patmos.<br />
Durch-Tanzen<br />
Im Angesicht Gottes<br />
Im Licht Gottes<br />
Das Leben<br />
Durch-Tanzen<br />
10
Mein Atem – mein Leben!<br />
Wie freut sich die Gebärende auf den ersten Schrei ihres Neugeborenen!<br />
Es lebt – es atmet!<br />
Dieser unsichtbare Atem lebt in jedem Menschen – solange er lebt.<br />
- Lebt er auch wirklich ? -<br />
Lebensquell Atem – auch in mir. Bin ich mir dessen –immer- bewusst?<br />
Wenn ich ihn zielstrebig wahrnehme<br />
beim Meditieren, auch mit den Atempausen,<br />
beim Bergaufsteigen, wenn mir fast „die Luft“ ausgeht,<br />
beim schnellen Radfahren – <strong>der</strong> Wind, natürlich, von vorne –<br />
atmet „er“ schneller,<br />
dann, in <strong>der</strong> Ruhe, kann ich<br />
D U R C H – A T M E N !<br />
Kann mich besinnen: was war, was ist.<br />
Mit zunehmenden Jahreszahlen stelle ich mir auch Fragen wie z.B.:<br />
Wo gehe ich hin? Wo gehe ich hin, wenn mein Atem mir „ADE“ sagt?<br />
Wo bringe ich mein letztes, allerletztes<br />
D U R C H – A T M E N<br />
Hin, wer nimmt es an?<br />
Und ich weiß, bin mir sehr sicher, meine heilige Geistin,<br />
die Patronin meines Atems, holt mich ab, nimmt mich auf!<br />
Wünsche mir meinen letzten Atemzug ausgehaucht in einem<br />
„DANKE!“<br />
R. Schweikert-Kretz<br />
12
Ich geh' da mal hin ...<br />
Seit nunmehr 22 Jahren gehe ich, d. h. fahre ich immer wie<strong>der</strong> zur Jugendvesper<br />
nach <strong>Münsterschwarzach</strong>. Meist mit dem Auto, aber auch schon mal mit dem<br />
Fahrrad. Doch noch nie bin ich, im wahrsten Sinne des Wortes, hingegangen.<br />
Das sollte sich 2012 än<strong>der</strong>n und im Juni hat es dann endlich geklappt. Die Planung<br />
<strong>der</strong> Wegstrecke (ich wollte möglichst abseits <strong>der</strong> Straßen laufen) und die<br />
berühmte Frage: was packe ich in meinen Rucksack?, ließen die Vorfreude bei<br />
mir wachsen. Die Strecke von 45 Kilometern nahm ich mir für zwei Tage vor.<br />
Zum einen machen sonst meine Knieaußenbän<strong>der</strong> nicht mehr mit und zum an<strong>der</strong>en<br />
wollte ich genügend Zeit haben für die kleinen Wun<strong>der</strong> am Wegesrand,<br />
die Begegnungen mit an<strong>der</strong>en Menschen und zum Atem holen in den Kirchen<br />
und Kapellen, an denen ich vorbei komme.<br />
Und so startete ich am Donnerstag, den 14. Juni, nachdem morgens alle aus dem<br />
Haus waren und ich unsere jüngste Tochter noch zum Kin<strong>der</strong>garten gebracht hatte.<br />
Als ich dann endlich von zuhause in Haßfurt aufbrach, liefen mir natürlich ein<br />
paar Bekannte über den Weg und fragten, wo die Wan<strong>der</strong>ung hinginge. Manche<br />
schauten dann verdutzt, als ich zur Antwort gab, dass ich es nicht wan<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n<br />
pilgern nenne. Als ich noch erklären wollte, dass dies mit dem Ziel (<strong>Abtei</strong><br />
<strong>Münsterschwarzach</strong>) und meiner inneren Einstellung auf diesem Weg, zu tun hat,<br />
waren die meisten schon wie<strong>der</strong> schnellen Schrittes ihren Erledigungen nachgegangen.<br />
Klasse, dachte ich, endlich mal entschleunigen, keine Termine und Verpflichtungen.<br />
Einfach nur sein, auf dem Weg sein, mit GOTT durch seine herrliche<br />
Schöpfung! Die Luft, die Sonne, den Regen und den Wind intensiv spüren,<br />
das sind für mich echte Glücksmomente.<br />
Als ich vormittags eine kleine Kaffeepause in einer Bäckerei in Wonfurt machte,<br />
fragte mich natürlich auch die Verkäuferin, wohin ich unterwegs sei. So kamen<br />
wir ins Gespräch und sie sagte mir, dass sie aus <strong>der</strong> kath. Kirche ausgetreten wäre,<br />
weil ihr so vieles dort nicht gefallen hätte. Als ich später wie<strong>der</strong> unterwegs war,<br />
führte mich <strong>der</strong> Weg auch am Industriegebiet in Donnersdorf vorbei. Wenn ich<br />
zur einen Seite schaute, sah ich nur die riesigen Hallen aus Beton, Stahl und<br />
Blech. Wenn ich aber zur an<strong>der</strong>en Seite schaute, sah ich schöne Wiesen, Wäl<strong>der</strong><br />
und Fel<strong>der</strong>. So ist es mit <strong>der</strong> (kath.) Kirche auch, dachte ich im Hinblick auf das<br />
Gespräch mit <strong>der</strong> Verkäuferin. Ich kann in erster Linie nur das Ungute sehen,<br />
aber ich kann auch ganz bewusst das Gute sehen und finden. Überhaupt ist es so<br />
im Leben, es gibt immer beides: Schönes und weniger Schönes. Worauf ich mich<br />
fixiere und ausrichte, hängt stark von mir selbst ab. Und es trägt dazu bei, ob ich<br />
glücklich bin, o<strong>der</strong> eben nicht. Natürlich ist es auch wichtig, das Ungute in dieser<br />
13
Welt nicht aus den Augen zu verlieren, um es zum Guten hin zu verän<strong>der</strong>n. Aber<br />
es darf mein Leben nicht lähmen.<br />
Und weiter ging es. Es ist einfach herrlich zu Fuß unterwegs zu sein. Diese Langsamkeit<br />
führt dazu, dass ich so manches Wun<strong>der</strong> am Wegesrand entdecke. Und<br />
selbst <strong>der</strong> Weinbergschnecke o<strong>der</strong> dem kleinen Käfer kann ich problemlos ausweichen,<br />
damit ich sie nicht zertrete. Schon mit dem Fahrrad wäre das alles so<br />
nicht mehr möglich. Ein sehr guter Freund von mir ist auch gerne zu Fuß unterwegs.<br />
Ihm genügt es dabei, irgendwo in <strong>der</strong> freien Natur zu wan<strong>der</strong>n. Das ist natürlich<br />
auch schön, doch pilgern ist für mich viel mehr. Ich möchte ein geistiges/religiöses<br />
Ziel haben. So möchte ich auch durch's Leben gehen. Natürlich ist<br />
es auch so möglich, schön und gut zu leben. Doch JESUS als Weg und GOTT<br />
als Ziel zu haben, ist die Erfüllung. Tja und die Jugendvesper bzw. die <strong>Abtei</strong><br />
<strong>Münsterschwarzach</strong> sind für mich ein beson<strong>der</strong>es Ziel, denn dort habe ich geheiratet<br />
und dort sind unsere beiden Kin<strong>der</strong> getauft worden.<br />
Und noch etwas Bemerkenswertes kann ich euch berichten:<br />
Als ich so einige Stunden unterwegs war und durch die Fel<strong>der</strong> ging, wurde ich innerlich<br />
so unendlich ruhig. Der Rucksack war nicht mehr schwer, die Füße gingen<br />
Schritt für Schritt, <strong>der</strong> Atem war gleichmäßig und tief. Ich war ganz bei mir, nichts<br />
"belastete" mich in diesem Augenblick. Irgendwie kam ich mir vor, als wurde ich<br />
"getragen". Nein, es war wirklich ein Gefühl von tiefen, inneren Frieden. Einfach<br />
schön! �<br />
Ja und da waren noch so manche schöne Begegnungen auf dieser kleinen Pilgerreise.<br />
Zum Beispiel als ich zufällig (?) jemanden aus meiner Realschulklasse (immerhin<br />
schon 28 Jahre her) in Donnersdorf neben <strong>der</strong> Kirche getroffen habe. Er<br />
erzählte mir daraufhin von seiner Zeit auf dem Jakobsweg. O<strong>der</strong> die Frau, die ich<br />
bei <strong>der</strong> Kapelle zwischen Gerolzhofen und Frankenwinheim getroffen habe.<br />
GOTTES SEGEN sei mit ihnen, sagte sie mir zur Verabschiedung. Gibt es einen<br />
schönerenWunsch?<br />
Berührt hat mich auch <strong>der</strong> Spruch, <strong>der</strong> auf dem Friedhofstor in Rimbach steht:<br />
"Seht, die ihr vorüber geht - wie es mit den Menschen steht:<br />
Was ihr seid, das waren wir - was wir sind, das werdet ihr!"<br />
Und so geht je<strong>der</strong> Weg - hier auf Erden - auch einmal zu Ende. Für heute habe<br />
ich mein Ziel erreicht - <strong>Münsterschwarzach</strong>. Die Betriebsamkeit vor dem Kloster<br />
war mir nach zwei ruhigen Tagen eher unangenehm. Und so ging ich in die kühle<br />
<strong>Abtei</strong>kirche, war einfach da, holte Atem und mein Herz füllte sich mit Dankbarkeit.<br />
Das Thema <strong>der</strong> Juni-Jugendversper war dann zufällig(?): "Unterwegs sein - auf<br />
dem Weg sein!" Na dann, auf ein Neues ...<br />
14
P.S.: Passend zu meinem kleinen Pilgerweg haben wir neulich hier in Haßfurt bei<br />
einem Jugendgottesdienst das Lied "DU führst mich hinaus ins Weite" (nach<br />
<strong>der</strong> Melodie "Go West") gesungen. Der Refrain lautet:<br />
"DU führst mich hinaus ins Weite,<br />
DU stehst immer an meiner Seite<br />
und hell wird meine Finsternis,<br />
denn eines, das ist ganz gewiss:<br />
Bei DIR, da kann ich ruhig sein,<br />
DU lädst mich zum Verweilen ein,<br />
schenkst Frieden, nach dem ich mich sehn`,<br />
wirst alle Wege mit mir geh'n!"<br />
Thomas Ort<br />
15
<strong>WANN</strong> <strong>DANN</strong>?<br />
Nun sitz ich hier und es ist schon Nacht. Eigentlich wollte ich schon längst<br />
meinen Artikel für diese Osternacht geschrieben haben - „Durch-Atmen“ – tol-<br />
les Thema – allein mir fehlt die Zeit dazu – jetzt – im Augenblick. Irgendwie ist<br />
ständig was an<strong>der</strong>s gelaufen als es gedacht, geplant war und am Schluss, also<br />
heute, kommt es dafür dicke...<br />
Klar werden jetzt manche sagen, dass mein Zeitmanagement nichts taugt,<br />
dass es gut für die Tonne ist. O.k., das könnte auch an<strong>der</strong>s strukturiert sein<br />
und dann würde es vielleicht laufen. Aber wenn ich so zurückschaue auf die<br />
letzten Wochen und Tage, dann muss ich sagen, dass mein Zeitmanagement<br />
ziemlich gut funktioniert hat – ich hab’ alles geschafft und war ganz entspannt.<br />
Aber es war viel und ich merke, dass ich im Endspurt des Schuljahres wie<strong>der</strong><br />
einmal energetisch nicht mehr so auf <strong>der</strong> Höhe bin. Die Akkus (das hatten wir<br />
ja letztes Jahr), die sind nicht mehr voll aufgeladen, weil die Zeit dazu fehlt.<br />
Was mache ich also? Ich bremse etwas ab, meinen inneren Signalen folgend.<br />
Ich habe langsamer und weniger gearbeitet am Schreibtisch und im Haushalt<br />
(am Arbeitsplatz geht das nicht wirklich).<br />
Aber heute rächt sich dieses Durchatmen – ich sitze eben jetzt noch an <strong>der</strong> ak-<br />
tuellen Ausgabe und habe überhaupt keine Zeit zum Durchatmen. Und dabei<br />
ist Freitag eigentlich erstmal „Schicht im Schacht“. Da geht alles etwas lang-<br />
samer. Aber wie soll das dann gehen – mit dem Durchatmen? Ja, ich weiß<br />
schon, ich habe dann Sommerferien und die sind lang genug zum Erholen und<br />
Entspannen, zum Durchatmen.<br />
Und wie mach ich das unter dem Jahr?<br />
Ich muss mir Oasen schaffen, Wüstentage Kurzurlaube, freie Nachmittage und<br />
ähnliches, damit ich da geplant Durchatmen kann, ohne den Druck im Rücken,<br />
dass schon wie<strong>der</strong> was auf mich wartet, das keinen Aufschub duldet. Und wie<br />
mach ich das, wenn diese heißen Phasen sind in meinem Alltagsleben?<br />
Ich habe das schon einmal in <strong>der</strong> Osternacht erzählt, dass ich in New York<br />
selbst erleben durfte, wie wichtig eine Kirche ist inmitten einer ruhe- und rast-<br />
losen Stadt. Das Erlebnis vom völligen Verschwinden <strong>der</strong> Stadt aus meinem<br />
Blick und aus meinen Ohren, als die Kirchentür sich geschlossen hatte. Das<br />
sind die Möglichkeiten im Alltag, um durchzuatmen (Außer es ist eine touris-<br />
tisch interessante Kirche...). Kirchen, Kapellen, Gotteshäuser an<strong>der</strong>er Religi-<br />
16
onsgemeinschaften, Parkanlagen in <strong>der</strong> Stadt, Wäl<strong>der</strong>. In den Schulen gibt es<br />
immer öfter einen Silentiumraum (für Schüler wie für Lehrer), wo Sessel o<strong>der</strong><br />
Liegen stehen, damit man einfach mal abschalten kann. Intelligente Betriebe<br />
und Unternehmen bieten ähnliche Möglichkeiten an.<br />
Natürlich bringt mir das im Augenblick nichts, ich bin ja daheim und sollte<br />
doch dort entspannen können – und genau das habe ich getan, indem ich mit<br />
meiner Frau zu Abend gegessen habe. Auch wenn <strong>der</strong> Abend dafür jetzt noch<br />
etwas länger wird (und die Nacht kürzer), aber ich habe durchgeatmet, Kraft<br />
getankt und habe diesen Artikel in knapp 12 Minuten geschrieben. Man muss<br />
sich auch diese Pausen gönnen und kurz aus dem Hamsterrad aussteigen –<br />
damit man später wie<strong>der</strong> gestärkt einsteigen kann...<br />
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen Sommer voller Ausstiege, Auszei-<br />
ten, Ausflügen anstelle von Auswüchsen und Ausufern unserer Verpflichtun-<br />
gen (o<strong>der</strong> was wir dafür halten).<br />
Durch-Atmen! Ganz viel!!<br />
17
Wie<strong>der</strong> richtig durchatmen<br />
Wie<strong>der</strong> richtig durchatmen kann ich, wenn die wichtigen o<strong>der</strong> vermeintlich wichtigen Dinge<br />
erledigt sind. Tief Luft holen ist angesagt, wenn ich von plötzlichen Erkrankungen und Todes-<br />
fällen im Bekannten- und Freundeskreis erfahre o<strong>der</strong> von Katastrophen höre.<br />
Diese Ereignisse lassen mich innehalten und darüber nachdenken, wie schnell auch mein Le-<br />
ben von einem zum an<strong>der</strong>en Tag beendet sein kann o<strong>der</strong> durch einen Unfall eine totale Ver-<br />
än<strong>der</strong>ung meiner Lebensgewohnheiten eintreten kann.<br />
In solchen Augenblicken bin ich dankbar, dass ich vor Gott ruhig und still werden kann und<br />
erfahre, dass ich bei ihm neue Kraft schöpfen kann. Damit ich in schwierigen Situationen<br />
nicht den Kopf verliere bete ich seit vielen Jahren morgens die Vigil und die Laudes vor allen<br />
an<strong>der</strong>en Tätigkeiten des Tages.<br />
Damit aber auch <strong>der</strong> Körper in Schwung bleibt, folgt dann noch eine ca. 20minütige Gymnas-<br />
tik.<br />
Sicher ist die Urlaubszeit eine schöne Zeit <strong>der</strong> Entspannung, wenn nicht zu viel in diese Tage<br />
hineingepackt wird.<br />
Als ich vor einigen Tagen aus Vorarlberg zurückkam, hatte ich das Glück in einer Entfernung<br />
von ca. einer halben Stunde eine Kneippanlage vorzufinden. Das Durchwaten des kalten Was-<br />
sers weckte neue Lebensgeister. Ich hätte es dort auch einen ganzen Tag aushalten können.<br />
Da sich unmittelbar an diese Anlage ein kleines Kräuterbeet anschloss war ich auch von vie-<br />
len guten Düften umgeben.<br />
So ist für mich, die ich in <strong>der</strong> Stadt lebe ein Aufenthalt in ländlicher Umgebung mit noch ei-<br />
nigermaßen intakter Natur eine Zeit des Durchatmens, aber auch des Nachdenkens darüber,<br />
wie ein Großteil <strong>der</strong> stickigen Luft und des Lärms in den Städten vermieden werden könnte,<br />
zum Wohle <strong>der</strong>er, die ständig dort leben müssen.<br />
18
Pause – Zeit für mich<br />
Wann ist es Zeit anzuhalten?<br />
Wann ist es Zeit auszuruhen?<br />
Wann ist es Zeit Pause zu machen?<br />
Nach einer bestimmten Zeit?<br />
Bei einer Bank?<br />
An einem Rastplatz?<br />
O<strong>der</strong> genau hier und jetzt?<br />
Wenn ich müde bin,<br />
wenn ich kraftlos bin,<br />
wenn ich eine Pause brauche!<br />
Jetzt, hier, an dieser Stelle!<br />
Zeit für (m)eine Pause!<br />
Wald zwischen Nancy und Toul<br />
(Frankreich, Oktober 2011)<br />
Gelegenheiten nutzen<br />
Nehme ich mir Zeit?<br />
Schaue ich nach rechts und links?<br />
Sehe ich die schöne Landschaft?<br />
Sehe ich die Bank?<br />
Nehme ich diesen Umweg auf mich?<br />
O<strong>der</strong> gehe ich einfach vorbei?<br />
Lasse alles links liegen!<br />
Beachte es nicht!<br />
Immer darauf bedacht<br />
nur den kürzesten Weg zu gehen.<br />
Den Ausblick genießen<br />
So einfach und doch so schwer!<br />
Einfach<br />
sich Zeit nehmen;<br />
den Rucksack absetzen ;<br />
ihn auf den Boden legen;<br />
sich darauf hinsetzen;<br />
den Blick<br />
erst schweifen lassen<br />
und dann ausrichten;<br />
den Ausblick genießen;<br />
sich Zeit nehmen,<br />
einfach DA-‐SEIN!<br />
19<br />
Kanal bei Nancy<br />
(Frankreich, Oktober 2011)<br />
Insel zwischen zwei Flussarmen <strong>der</strong> Meuse<br />
bei Goussaincourt (Frankreich, Oktober 2011)
Pause -‐ zwischen Nancy und Toul<br />
(Frankreich, Oktober 2011)<br />
Herzliche Einladung<br />
Wan<strong>der</strong>er, Pilger<br />
halte ein auf Deinem Weg<br />
und verweile.<br />
Genieße den Augenblick,<br />
schaue Dich um<br />
und lasse Deinen Blick schweifen.<br />
Genieße die Landschaft<br />
und sieh,<br />
was alles geschaffen ist!<br />
Alles hat seine Zeit,<br />
drum eile nicht weiter.<br />
Nimm meine Einladung an:<br />
Ich warte auf Dich!<br />
Meike Wimmer<br />
Gut vorbereitet überall genießen<br />
Wie viel brauche ich auf dem Weg;<br />
Was ist unbedingt notwendig<br />
und was ist Luxus?<br />
Worauf stelle ich mich ein<br />
und was plane ich voraus?<br />
Gut geplant<br />
ist fast geschafft!<br />
Gehe vom Schlimmsten aus<br />
– und bereite Dich gut vor –<br />
und erwarte immer das Gute!<br />
Nutze aber jede Gelegenheit,<br />
die sich auf dem Weg bietet.<br />
20<br />
Aussichtspunkt Plateau de Blu<br />
(Frankreich, November 2011)
ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICH-<br />
TEN + ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACH-<br />
RICHTEN + ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICHTEN+ ABTEINACHRICHTEN + ABTEI-<br />
NACHRICHTEN + ABTEINACH RICHTEN+ ABTEINACHRICHTEN + ABTEINACHRICHTEN + AB<br />
Wer auf dem klösterlichen Leben voranschreitet, dem weitet sich das Herz...<br />
(RB) - Feier <strong>der</strong> Jubiläen am Herz-Jesu-Fest<br />
von links: P. Laurentius, P. Pirmin, Br. Daniel, P. Matthäus, Abt Siegfried, Br. Sturmius, Abt Michael,<br />
Br. Theodor, Br. Wilhelm, Br. Raphael, Br. Vitalis, Br. Valentin<br />
In einem feierlichen Pontifikalgottesdienst begingen elf Patres und Brü<strong>der</strong> des Klosters<br />
<strong>Münsterschwarzach</strong> in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>kirche ihre Profess- und Missionsjubiläen. Die<br />
Jubiläen wurden am Herz-Jesu-Fest gefeiert, dem Patroziniumsfest <strong>der</strong> Kongregation<br />
von St. Ottilien, zu <strong>der</strong> auch das Kloster <strong>Münsterschwarzach</strong> gehört. Abt Michael begrüßte<br />
die zahlreich erschienenen Verwandten und Freunde <strong>der</strong> Jubilare und die Kirchenbesucher.<br />
Er blickte mit den Jubilaren in Dankbarkeit auf die 50 und 60 Jahre<br />
zurück, in denen sie ihr Leben für die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Münsterschwarzach</strong> und in<br />
den Missionslän<strong>der</strong>n für die Sache Gottes zur Verfügung stellten. Die Professjubilare<br />
erneuerten vor Abt Michael und <strong>der</strong> versammelten Klostergemeinschaft ihre Gelübde<br />
– genau an <strong>der</strong> Stelle, wo sie vor vielen Jahren ihre Erstprofess abgelegt hatten. Die<br />
Jubilare versprachen auch weiterhin nach <strong>der</strong> Regel des Heiligen Benedikt zu leben<br />
und sich auch in Zukunft für die Ziele des Klosters und des Ordens einzusetzen. Ein<br />
Höhepunkt des Festgottesdienstes war die Überreichung des sogenannten Altersstabes<br />
an die „Goldenen“ Jubilare (50 Jahre Profess). Der Altersstab ist mit einem<br />
Kreuz versehen. Der Stab und das Kreuz Christi, dem die Jubilare in Treue dienen,<br />
sollen ihnen nun Stütze im Alter sein.<br />
Die Festpredigt hielt einer <strong>der</strong> Jubilare, Pater Matthäus Sandrock, Pfarrer von Stadtschwarzach.<br />
Er stellte seine Ausführungen unter das Fest dieses Tages, dem Herz-<br />
21
Jesu-Fest. Ein Mensch kann ein aufmerksames o<strong>der</strong> ein stumpfes Herz haben, ein<br />
gutes o<strong>der</strong> ein gleichgültiges, ein enges o<strong>der</strong> ein weites Herz. Deshalb haben auch<br />
die Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Missionsbenediktiner das Herz-Jesu-Fest zum Patroziniumsfest gemacht.<br />
Jesu Herz ist ein Herz <strong>der</strong> Freude und <strong>der</strong> Liebe. Das sollte auch für die Menschen<br />
das Ziel des Lebens sein.<br />
Die Jubilare:<br />
60 Jahre Profess<br />
Bru<strong>der</strong> Theodor Gabel, Bru<strong>der</strong> Vitalis Kapper, Bru<strong>der</strong> Raphael Hollweck, Bru<strong>der</strong><br />
Sturmius Stöcklein<br />
50 Jahre Profess<br />
Pater Pirmin Hugger, Pater Matthäus Sandrock, Bru<strong>der</strong> Wilhelm Fries, Bru<strong>der</strong> Daniel<br />
Schnapp, Bru<strong>der</strong> Valentin Brand<br />
60 Jahre Mission<br />
Pater Laurentius Hennemann<br />
50 Jahre Mission<br />
Abt Siegfried Hertlein<br />
Adsum - Hier bin ich! Priesterweihe von Br. Richard-Maria Kuchenbuch<br />
Nach <strong>der</strong> Priesterweihe im Kreuzgarten <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Münsterschwarzach</strong> (von links): P. Prior Christoph<br />
Gerhard OSB, Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, P. Richard-Maria Kuchenbuch OSB, Bischof em. Dr.<br />
Paul-Werner Scheele<br />
Die <strong>Abtei</strong>kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt und <strong>der</strong> Himmel glänzte im Marienmonat<br />
Mai in seinem strahlensten Blau, als am Pfingstsamstag, 26. Mai, unser<br />
Mitbru<strong>der</strong> Richard-Maria Kuchenbuch OSB durch Bischof Friedhelm Hofmann von<br />
Würzburg die Priesterweihe empfing. Bedingt durch den Umbau des Würzburger<br />
Doms weihte Bischof Friedhelm neben unserem Mitbru<strong>der</strong> auch fünf Diakone des<br />
Bistums in <strong>Münsterschwarzach</strong> zu Priestern: Florian Herzog (Pfarrei Mariä Himmelfahrt,<br />
Werneck), Manfred Hock (Pfarrei St. Michael, Waldaschaff), Andreas Kneitz<br />
(Pfarrei St. Peter und Paul, Rimpar), Jürgen Thaumüller (Pfarrei St. Bartholomäus,<br />
Stammheim), Bernd Winter (Pfarrei St. Petri Stuhlfeier, Großheubach). Dass dieser<br />
22
Weihegottesdienst in diesem Jahr in <strong>Münsterschwarzach</strong> stattfinden konnte, war<br />
auch ein sichtbares und eindrucksvolles Zeichen für die gute Verbindung zwischen<br />
Diözese und <strong>Abtei</strong>. Es war ein Ereignis, das es in dieser Form zuletzt im Jahr 1988<br />
gegeben hat.<br />
Ganz im Sinne benediktinischer Gastfreundschaft hieß zu Beginn des Weihegottesdienstes<br />
P. Prior Christoph Gerhard in Vertretung von Abt Michael, <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> erkrankt<br />
war und an <strong>der</strong> Feier nicht teilnehmen konnte, Bischof Friedhelm und Bischof<br />
em. Dr. Paul-Werner herzlich willkommen. Insbeson<strong>der</strong>e dankte P. Prior Christoph<br />
Bischof Friedhelm für seinen bischöflichen Dienst, dass er neben den fünf Diözesandiakonen<br />
auch unseren Bru<strong>der</strong> Richard-Maria die Priesterweihe spendet.<br />
Nach <strong>der</strong> Eröffnung wurden die Kandidaten vorgestellt und aufgerufen. Es folgte <strong>der</strong><br />
Wortgottesdienst mit anschließen<strong>der</strong> Weihepredigt des Bischofs, die unter dem Leitthema<br />
hingeben stand – ein Lebensthema das das Geheimnis <strong>der</strong> Berufung aufgriff.<br />
„Heute geben sie“, so <strong>der</strong> Bischof, „mit ihrem ‚adsum’ – ‚Hier bin ich – ich bin bereit’<br />
die ihr zukünftiges Leben bestimmende Antwort“. Der Bischof verdeutlichte, dass die<br />
Kirche eine „Geh-hin-Kirche“ (Kardinal Höffner) sein muss, wobei wir persönlich nicht<br />
sitzen bleiben und warten dürfen, bis die Menschen zu uns kommen, son<strong>der</strong>n dass<br />
wir uns aufmachen und zu ihnen hingehen – etwas Aufbruchsstimmung vom letzten<br />
Katholikentag in Mannheim lag in <strong>der</strong> Luft, <strong>der</strong> unter dem Motto stand „Einen neuen<br />
Aufbruch wagen“. Der Bischof betonte: „Wir sind gefor<strong>der</strong>t. Die Weihekandidaten<br />
wissen: Es geht um ein HIN zu Christus! Wir können uns nicht heraushalten, einfach<br />
so weiterleben, als ob es die Berufung durch Christus nicht gäbe. Und dieses HIN zu<br />
Christus bedeutet: Wir müssen uns Ihm schenken, uns Ihm hingeben! Es geht um ein<br />
Versprechen, sich ganz auf Ihn einzulassen, seinen Willen als Lebensmaxime anzuerkennen<br />
und das eigene Leben Ihm zurückzuschenken. Es ist <strong>der</strong> Vollzug sich im<br />
täglichen Leben, in <strong>der</strong> Unterordnung eigener Interessen, in die uns for<strong>der</strong>nden Aufgaben,<br />
dem Nächsten hinzugeben.“<br />
Mit dem Hymnus zum Heiligen Geist „Veni, Creator Spiritus“, <strong>der</strong> im Wechsel von<br />
Domchor und Festgemeinde gesungen wurde, begann die Weihehandlung. Danach<br />
versprachen die Weihekandidaten, indem sie einzeln vor den Bischof traten, den<br />
Dienst des Priesters in <strong>der</strong> Kirche zu übernehmen und ihr ganzes Leben von Christus<br />
prägen zu lassen. Zur Allerheiligenlitanei lag Bru<strong>der</strong> Richard-Maria zusammen mit<br />
den Weihekandidaten <strong>der</strong> Diözese ausgestreckt auf dem Boden des Presbyteriums<br />
vor dem Altar. Auf diese Weise bezeugen sie ihre Bereitschaft, sich Gott ganz und<br />
gar hinzugeben. Durch die Handauflegung und das Gebet des Bischofs erfolgte die<br />
eigentliche Weihe. Seit <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Apostel sind Handauflegung und Gebet die wesentlichen<br />
Elemente bei <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Ämter in <strong>der</strong> Kirche. Hierzu kniete sich<br />
Bru<strong>der</strong> Richard-Maria als auch die an<strong>der</strong>en Kandidaten vor den Bischof, welcher<br />
ihnen schweigend die Hände auflegte. Im Anschluss daran legten alle <strong>der</strong> ca. 120<br />
anwesenden Priester den Weihekandidaten ebenfalls die Hände auf, als Geste <strong>der</strong><br />
Aufnahme in die Gemeinschaft des Presbyteriums. Im Anschluss daran erfolgte das<br />
Anlegen <strong>der</strong> priesterlichen Gewän<strong>der</strong>, die Salbung <strong>der</strong> Hände und die Überreichung<br />
von Brot und Wein als eucharistische Gaben. Es schloss sich die Eucharistiefeier an.<br />
Zum Abschluss des Weihegottesdienstes spendete Pater Richard-Maria zusammen<br />
mit den Neupriestern <strong>der</strong> Diözese allen Anwesenden den Primizsegen, den Erst-<br />
23
lingssegen des Priesters.<br />
Zur Person: Pater Richard Maria Kuchenbuch (39), geboren 1972, kommt aus <strong>der</strong><br />
Pfarrei Sankt Josef im hessischen Sinntal-Altengronau. Er absolvierte nach <strong>der</strong> Mittleren<br />
Reife von 1989 bis 1992 eine Ausbildung zum Industriekaufmann und erwarb<br />
anschließend das Fachabitur. Von 1993 bis 1997 studierte er an <strong>der</strong> Fachhochschule<br />
in Fulda Betriebswirtschaftslehre und schloss mit dem Diplom ab. Von 1992 bis 1999<br />
arbeitete er zugleich als Kaufmännischer Angestellter. Von 2000 bis 2004 studierte<br />
er in Frankfurt/Main und Dublin Katholische Theologie. Seine Diplomarbeit im Fach<br />
Pastoraltheologie widmete er dem Thema „Spiritual Coaching in <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Seelsorge“. Von 1999 bis 2004 arbeitete er zudem als Controller bei <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit in Eschborn. 2004 trat er in die <strong>Abtei</strong> <strong>Münsterschwarzach</strong><br />
ein. Von 2006 bis 2008 wirkte er dort als Assistent <strong>der</strong> Leitung des Vier-<br />
Türme-Verlags. Seit 2005 nimmt er zudem Leitungsaufgaben in <strong>der</strong> Verwaltung wahr<br />
und engagiert sich als Webmaster und Kursleiter. Sein Diakonatspraktikum absolvierte<br />
er in <strong>der</strong> Seelsorgseinheit Sankt Georgen in Freiburg. Als Schwerpunkte in <strong>der</strong><br />
Seelsorge nennt er unter an<strong>der</strong>em Berufepastoral und Einzelbegleitung.<br />
Mitten unter Mönchen einen neuen Aufbruch wagen!<br />
Eine Nachlese zum diesjährigen Katholikentag in Mannheim<br />
Glaubensfroh und lebendig war sie, die Jugendvesper auf dem Katholikentag in Mannheim: Gestaltet<br />
wurde sie von Mönchen <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Münsterschwarzach</strong> und <strong>der</strong> Band <strong>der</strong> Jugendarbeit.<br />
„Einen neuen Aufbruch wagen“, so das Motto des diesjährigen Katholikentages.<br />
Das war auch für uns <strong>Münsterschwarzach</strong>er Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Impuls nach Mannheim zu<br />
fahren und sich auf vielfältige Weise zu engagieren.<br />
Im Jugendzentrum betreuten wir für drei Tage eine Klosterwerkstatt, in <strong>der</strong> gebetet,<br />
gearbeitet und diskutiert wurde, in <strong>der</strong> es zu schönen Begegnungen mit hauptsäch-<br />
24
lich jüngeren Menschen, mit jungen Eltern und ihren Kin<strong>der</strong>n, mit Jugendlichen,<br />
Schülergruppen, MinistrantInnen und mit den Schülern aus <strong>der</strong> Schule, <strong>der</strong>en Klassenzimmer<br />
wir als Werkstatt eingerichtet hatten, kamen. Darüber hinaus luden wir zu<br />
einer Jugendvesper mit <strong>der</strong> Band <strong>der</strong> <strong>Münsterschwarzach</strong>er Jugendarbeit ein. Das<br />
Interesse daran war stark, auch die Resonanz zur Gestaltung, da sie als glaubensfrohe<br />
Gebetszeit von den jungen Menschen angenommen wurde. Mitbrü<strong>der</strong> wirkten<br />
in Gesprächskreisen <strong>der</strong> Berufepastoral, in <strong>der</strong> Gesprächs- und Beichtseelsorge und<br />
über die Präsenz bei Anbetungsstunden und beim Vier-Türme-Verlag mit. Über ein<br />
breites Engagement konnten wir den Menschen begegnen und so als Gemeinschaft<br />
Glauben<strong>der</strong> Kirche bauen, Kirche gestalten und Kirche erfahrbar machen. Der Katholikentag<br />
wurde immer wie<strong>der</strong> als Fest des Glaubens bezeichnet und gewürdigt – das<br />
war er auch. Das Fest des Glaubens will im Alltag weiterhin gelebt und gefeiert werden<br />
– dazu nehmen wir auch das Motto des Katholikentages mit in die kommenden<br />
Wochen: den Aufbruch auch im eigenen Hause und im persönlichen Leben zu wagen<br />
– immer wie<strong>der</strong>!<br />
Ein guter Hirte für Damme… es geht um Jesus Christus! - Br. Isaak Grünberger<br />
OSB wurde am "gute Hirte Sonntag" in Damme zum Priester geweiht<br />
von links nach rechts – Br. Isaak Grünberger OSB (<strong>der</strong> sich weiterhin Bru<strong>der</strong> Isaak nennt), Weihbischof<br />
und Offizial Heinrich Timmerevers (Offizialat Oldenburg), Abt Michael Reepen OSB (<strong>Münsterschwarzach</strong>),<br />
Pfarrer Christoph Winkeler (St. Viktor, Damme) und P. Udo Küpper OSB (Priorat St.<br />
Benedikt Damme)<br />
Für die Stadt Damme im Oldenburger Land war dieser Sonntag ein beson<strong>der</strong>er Tag:<br />
In <strong>der</strong> Pfarrkirche St. Viktor, in <strong>der</strong> Region nur als „Viktors-Dom“ bekannt, empfing Br.<br />
Isaak Grünberger aus dem Priorat St. Benedikt durch Weihbischof Heinrich Timmerevers<br />
die Priesterweihe. An diesem Tag, so Weihbischof Timmerevers, steht ein<br />
Mensch im Fokus, <strong>der</strong> zum Priester geweiht wird. Doch es geht nicht um den Menschen,<br />
es geht um Jesus Christus. Und Christus braucht Menschen, die sich von ihm<br />
in den Dienst nehmen lassen.<br />
Viele Menschen waren zur feierlichen Weiheliturgie nach Damme gekommen. Die<br />
25
Angehörigen, Verwandten und Freunde von Br. Isaak hatten sich auf den weiten<br />
Weg aus Bayern aufgemacht, um <strong>der</strong> Feier in Norddeutschland beizuwohnen. Die<br />
Kennzeichen <strong>der</strong> Autos reichten von Buchholz in <strong>der</strong> Nordheide bis nach Neustadt<br />
an <strong>der</strong> Waldnaab, Br. Isaaks Heimat. Auch die Anteilnahme <strong>der</strong> Dammer war sehr<br />
groß. Dies wurde nicht nur in <strong>der</strong> gut gefüllten Kirche sichtbar, son<strong>der</strong>n auch durch<br />
die musikalische Begleitung des Kirchenchores. Schließlich wurde auch durch die<br />
Nachbarschaft des Klosters <strong>der</strong> Weg von <strong>der</strong> Pfarrkirche zum Priorat St. Benedikt mit<br />
gelb-weißen Fahnen geschmückt. Die Festlichkeit dieses Tages rührte viele Menschen<br />
an.<br />
Für mich persönlich war <strong>der</strong> Tag reich gefüllt. Wir sind alle in <strong>der</strong> Gemeinschaft von<br />
Damme sehr glücklich über die Weihe von Br. Isaak und darüber, daß die Freude<br />
und <strong>der</strong> gute Geist sich auf die ganze feiernde Gemeinde übertragen hat. Der Segen<br />
dieses Tages ist zum Greifen spürbar. Es war ein so froher Weihetag, an dem sehr<br />
viele Menschen Anteil genommen haben. Aus Oldenburg, aus Neuss, aus Hamburg<br />
kamen Gäste „nur“ zum Gottesdienst, um dabei zu sein – und fuhren dann den weiten<br />
Weg wie<strong>der</strong> zurück. Es war wirklich sehr anrührend und eine sehr große Wertschätzung<br />
für unser Kloster und das Wirken hier vor Ort in Damme.<br />
Profess auf Lebenszeit von Bru<strong>der</strong> Julian Glienke<br />
Br. Julian Glienke OSB (Mitte) zusammen mit Abt Michael Reepen OSB (rechts) und P. Jesaja Langenbacher<br />
OSB (links)<br />
Der Samstag, 14 April war für die <strong>Abtei</strong> wie<strong>der</strong> ein Tag <strong>der</strong> Freude. Bru<strong>der</strong> Julian Glienke<br />
legte in einem feierlichen Gottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>kirche seine ewigen Gelübde<br />
ab und wurde auf Lebenszeit in die brü<strong>der</strong>liche Gemeinschaft von <strong>Münsterschwarzach</strong><br />
aufgenommen.<br />
Abt Michael konnte zu Beginn des Gottesdienstes eine große Zahl von Professgästen<br />
begrüßen: die Verwandten, Bekannten und Freunde als auch die Mitbrü<strong>der</strong> des<br />
Neuprofessen. Abt Michael freute sich darüber, dass sich Bru<strong>der</strong> Julian, nach reiflicher<br />
Überlegung, zu diesem Schritt entschlossen hat, um sich für immer <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong><br />
anzuschließen und <strong>der</strong>en Aufgaben wahrzunehmen. Der Professritus begann mit <strong>der</strong><br />
Befragung von Bru<strong>der</strong> Julian, ob er bereit sei, sein ganzes Leben in <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
von <strong>Münsterschwarzach</strong> zu leben. Der Bejahung folgte die Anrufung des Heiligen<br />
Geistes durch den Hymnus „Veni creator spiritus“. In <strong>der</strong> darauf folgenden Aller-<br />
26
heiligenlitanei, bei <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> Julian ausgestreckt auf dem Boden lag, wurden alle<br />
Heiligen des Himmels angerufen: diese sollen ihm auf seinem weiteren Lebensweg<br />
begleiten und in den Herausfor<strong>der</strong>ungen des Alltags zur Seite stehen. Bei <strong>der</strong> Verlesung<br />
<strong>der</strong> Professurkunde versprach Br. Julian Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit und<br />
Beständigkeit. Die Urkunde wurde auf dem Altar unterzeichnet und anschließend<br />
allen Mitbrü<strong>der</strong>n gezeigt. Bru<strong>der</strong> Julian tauschte dann mit seinen Mitbrü<strong>der</strong>n den<br />
Friedenskuss aus und bat um brü<strong>der</strong>liche Aufnahme in die Gemeinschaft von <strong>Münsterschwarzach</strong>.<br />
Festprediger war Pater Fidelis Ruppert. Er erzählte von einer ewigen Profess in einem<br />
Benediktinerkloster in Togo, an <strong>der</strong> er vor Jahren teilgenommen hatte. Dieses<br />
Kloster ist vor 25 Jahren entstanden und wurde Jahr für Jahr neu ausgebaut. So fand<br />
auch die damalige Professfeier in einem noch unvollendeten Kloster, auf einer Baustelle<br />
statt. Pater Fidelis übertrug dieses Bild von <strong>der</strong> Baustelle auf die Professfeier<br />
von Bru<strong>der</strong> Julian in <strong>Münsterschwarzach</strong>. Hier steht schon seit über 1000 Jahren ein<br />
fertiges Kloster, die Profess findet also auf keiner direkten Baustelle statt. Aber <strong>der</strong><br />
Mönch selbst, <strong>der</strong> sich durch seine feierliche Profess dem Kloster auf Lebenszeit anschließt,<br />
bleibt bis zu seinem Tode eine „Baustelle“. Durch die ewige Profess ist nun<br />
Bru<strong>der</strong> Julian ein richtiger Mönch geworden, aber er ist noch lange nicht fertig. Es ist<br />
die Baustelle <strong>der</strong> eigenen Seele, die Baustelle im Leben mit den Mönchen und in <strong>der</strong><br />
Beziehung zu Gott. Ist im Mönchsleben eine Baustelle einmal fertig, so ist das wie<br />
bei den eigentlichen Bauten, es gilt immer wie<strong>der</strong> zu renovieren und nachzubessern,<br />
bis an das Lebensende.<br />
Zur Person Bru<strong>der</strong> Julian Glienke: Geboren 1968 in Hamburg, aufgewachsen in<br />
Elmshorn (Schleswig Holstein). Nach dem Abitur und Zivildienst Studium <strong>der</strong> Fächer<br />
Musik und Geschichte in Weimar und Freiburg. Praktikumssemester in St. Petersburg:<br />
Praktikum beim Deutsch-Russischen Austausch und den „Soldatenmüttern“ St.<br />
Petersburg (die sich für die Menschenrechte in <strong>der</strong> russischen Armee einsetzen).<br />
Bru<strong>der</strong> Julian hat eine große Leidenschaft für die russische Sprache und Kultur. Referendariat<br />
in Freiburg, danach Anstellung als Gymnasiallehrer mit den Fächern Musik<br />
und Geschichte in Singen (Hohentwiel), unweit des Bodensees, dort außerdem<br />
jahrelange Leitung <strong>der</strong> Kirchenchöre. Im Jahre 2004 Klostereintritt in <strong>Münsterschwarzach</strong>.<br />
Zunächst als Betreuer im Tagesheim des Egbert-Gymnasiums und<br />
dann als Lehrer am Gymnasium in den Fächern Musik, Geschichte und Russisch<br />
tätig. Bru<strong>der</strong> Julian ist verantwortlich für den Schüleraustausch zwischen dem Egbert-Gymnasium<br />
und eines Gymnasiums in Moskau. Mit viel Freude ist er auch tätig<br />
in <strong>der</strong> Jugendarbeit: Bei den Jugendkursen und bei <strong>der</strong> musikalischen Gestaltung <strong>der</strong><br />
Jugendvespern. Er spielt verschiedene Musikinstrumente, u. a. Bratsche, Geige und<br />
Gitarre. In <strong>Münsterschwarzach</strong> hat er auch das Orgelspiel erlernt. Meisterlich versteht<br />
Bru<strong>der</strong> Julian die Konventsfeiern, wie Geburtstage o<strong>der</strong> Jubiläen <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong><br />
musikalisch zu verschönern, ebenso die Gottesdienste in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>kirche. Vor Jahren<br />
hat er deshalb den „Felizitaschor“ gegründet, welchen er auch heute noch leitet. In<br />
seinem Chor singen Mitbrü<strong>der</strong>, Lehrer und Schüler des Egbert-Gymnasiums und Angestellte<br />
<strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>. Hobby von Bru<strong>der</strong> Julian ist das Hören von Jazz und das Wan<strong>der</strong>n.<br />
27
Durch deinen Atem<br />
bin ich.<br />
Du hauchst mir<br />
Deinen Atem ein,<br />
denn ich bin Staub.<br />
Dein Atem belebt mich<br />
Du willst, dass ich lebe.<br />
Durchatme mich<br />
Mit deinem Geist,<br />
läutere mich im Feuer deiner Liebe.<br />
Du, mein Herr und Gott<br />
Durchatme mich.<br />
Rita Landauer