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Die Reinigung und Restaurierung von Eisenfunden mit ...

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<strong>Die</strong> <strong>Reinigung</strong> <strong>und</strong> <strong>Restaurierung</strong> <strong>von</strong> Eisenf<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> mechanischen<br />

Methoden.<br />

<strong>Die</strong> richtige Behandlung <strong>von</strong> Eisenf<strong>und</strong>en ist generell ein kompliziertes Gebiet, auf keinem anderen Sektor der<br />

<strong>Restaurierung</strong> gehen die Meinungen soweit auseinander wie bei diesem, nichts desto trotz sehr interessanten<br />

Bereich.<br />

Beim Eisen gilt ganz allgemein: Je näher sich die Korrosionsschichten am Metallkern des F<strong>und</strong>es befinden,<br />

desto größer ist ihr Eisengehalt, <strong>und</strong> umso geringer ihr Anteil an geb<strong>und</strong>enem Wasser <strong>und</strong> Sauerstoff. Während<br />

sich im äußersten Teil der Rostschicht sehr weiche, dunkelbraunrote bis braune Produkte befinden, werden diese<br />

zum Metallkern hin immer fester <strong>und</strong> oft auch härter.<br />

Zum chemischen Mechanismus der Korrosion bei Eisen:<br />

<strong>Die</strong> blasige, löcherige Oberfläche <strong>von</strong> Eisenf<strong>und</strong>en entsteht durch eine besondere Abart der Korrosion, nämlich<br />

der Ausbildung eines sog Belüftungselements:<br />

Unterhalb dieser Rostblasen entstehen dann die tiefen Löcher, welche unter anderem eine <strong>Restaurierung</strong><br />

mancher Eisenstücke so schwierig machen.<br />

An der feuchten Luft erfolgt das Rosten des Eisens generell nach diesem Formalismus:<br />

Fe ----- Fe 2+ + 2 e<br />

1 /2 02 + H20 + 2 e ---- 2 OH -<br />

Fe + 1/2 0 2 + H20 ----- Fe(OH)2<br />

2 Fe(OH)2 + 1/2 02 + H20 ----- 2 Fe(OH)3<br />

Das gebildete, schwer lösliche Eisen-(III)-hydroxid kann weiterhin nach Wasserabspaltung in die<br />

Verbindung FeO(OH) (Eisen(III)-oxidhydrat) übergehen. Sie stellt auch den Hauptbestandteil des bei der<br />

atmosphärischen Korrosion des Eisens entstehenden Korrosionsproduktes Rost dar.<br />

Zwei weitere wichtige Begriffe in diesem Zusammenhang sind Hämatit <strong>und</strong> Magnetit.<br />

Hämatit ist chemisch Eisen-3-oxid Fe2O3, beim Magnetit handelt es sich dagegen um Eisen-2,3-oxid Fe3O4.<br />

Wie der Name schon sagt, ist Magnetit magnetisch, Hämatit hingegen nicht. <strong>Die</strong> besondere Bedeutung<br />

dieser beiden Eisenoxide liegt nun darin, das sie oftmals un<strong>mit</strong>telbar über der eigentlichen Metalloberfläche<br />

des Eisenf<strong>und</strong>stücks liegen <strong>und</strong> daher viele Merkmale derselben enthalten, z.B. Schmiedemarken <strong>und</strong> andere<br />

Zeichen, z.B. <strong>von</strong> Büchsenmachern. Wird jetzt diese Schicht <strong>mit</strong> Hilfe <strong>von</strong> mechanischen oder auch<br />

chemisch-elektrochemischen Methoden entfernt, gehen diese Oberflächendetails verloren. Von vielen<br />

Sammlern wird außerdem die dunkle, harte Magnetitschicht als „Eisenpatina“ sehr geschätzt.<br />

Wie kann man zwischen Magnetit <strong>und</strong> Hämatit unterscheiden?


Magnetit, auch als „Hammerschlag“ bezeichnet, weist eine dunkelgraue bis tiefschwarze (anthrazitfarbene),<br />

teilweise recht harte Oberfläche auf. Beim Hämatit dagegen findet man eine dunkelockerfarbene bis<br />

dunkelrote, manchmal auch braunrote Färbung vor. Hämatit kann ebenfalls recht hart sein!<br />

Auf diesem Bild ist die durch die weicheren Korrosionsschichten durchkommende, glänzende, dunkle<br />

Magnetit - Schicht recht gut zu erkennen:<br />

Generell sollten Eisenf<strong>und</strong>e un<strong>mit</strong>telbar nach deren Bergung entsalzt werden, das bedeutet, die in der<br />

Rostschicht enthaltenen Chloride sind nach dem Ausgraben noch relativ leicht löslich, erst <strong>mit</strong> dem<br />

Austrocknen des F<strong>und</strong>stücks verlieren sie ihre Wasserlöslichkeit zum großen Teil <strong>und</strong> müssen dann <strong>mit</strong><br />

aufwendigeren Verfahren wie Heißdampf oder alkalischer Dithionit-Lösung entfernt werden. Um ein<br />

austrocknen des Eisenf<strong>und</strong>es zu vermeiden, kann das F<strong>und</strong>stück in feuchte Lappen <strong>und</strong> Zeitungspapier<br />

gewickelt werden. Ist eine sofortige Weiterbehandlung des gef<strong>und</strong>enen Stückes nicht möglich, bietet sich die<br />

Aufbewahrung in der Kühltruhe oder im gleichmäßig feuchtkühlen Keller an. (Eine weitere Möglichkeit ist<br />

die Lagerung in konz. Natronlauge).<br />

Um anhaftende Wurzel- u. Erdreste zu entfernen, eignet sich auch ein Bad in Isopropanol bzw.<br />

Brennspiritus, dabei ist allerdings deren Feuergefährlichkeit zu beachten. Durch mehrmaliges wechseln des<br />

Brennspiritus ist auch ein nicht unbeträchtlicher Trocknungseffekt zu verzeichnen. Zur Trocknung ist auch<br />

das Einlegen in Aceton geeignet, aber auch hierbei besteht eine gewisse Gefahr durch die Brennbarkeit des<br />

Acetons!<br />

Bearbeitung der F<strong>und</strong>e<br />

Generell sollte man zur <strong>Reinigung</strong> seiner Eisenf<strong>und</strong>e ein Stereomikroskop verwenden, ersatzweise kann man<br />

eine starke, beleuchtete Leselupe <strong>mit</strong> Auslegerarm verwenden. Allerdings sind die Mikroskope nicht eben<br />

billig, (um die 250 Euro), daher muß es nicht immer gleich ein Neugerät sein.<br />

Der Vergrößerungsfaktor sollte in einem Bereich <strong>von</strong> 5 - 10 –fach liegen, bei einzelnen<br />

Spezialanwendungen wie der <strong>Restaurierung</strong> <strong>von</strong> Münzen kann die Vergrößerung auch max. 15- fach<br />

sein. Stärkere Vergrößerungen machen kaum Sinn.<br />

An Werkzeugen kommen die unter Abschnitt 19.5. aufgeführten Geräte <strong>und</strong> Zubehörteile zum Einsatz.<br />

Bearbeitungsziel: Es kommt darauf an, die originale, anthrazitgraue Schicht , welche aus Magnetit bzw.<br />

Hämatit besteht, möglichst schonend freizulegen. Dabei dürfen keine Schleifspuren in dieser Schicht<br />

entstehen, daher sollte zunächst <strong>mit</strong> einer Drahtbürste oder entsprechenden Schleifkörpern „die Grobarbeit“<br />

verrichtet werden. <strong>Die</strong> letzte, dünne Schicht kann dann <strong>mit</strong> einem Microstrahlgerät entfernt werden. Mit


Hilfe dieser Geräte ist ein äußerst genaues Arbeiten im Zehntelmilimeter - Bereich möglich, vorausgesetzt,<br />

es wird das entsprechende Strahl<strong>mit</strong>tel verwendet.<br />

Siehe dazu auch : <strong>Die</strong> originale Oberfläche<br />

Bei den Strahlgeräten kommt es auf folgende Parameter an:<br />

1. der Strahldruck, dieser soll im Bereich <strong>von</strong> 0,5-5 bar liegen<br />

2. die Art <strong>und</strong> der Durchmesser der Düse. Vorzuziehen sind Düsen aus Hrtmetall<br />

3. die Menge des geförderten Strahl<strong>mit</strong>tels<br />

4. <strong>und</strong> natürlich die Art des verwendeten Strahl<strong>mit</strong>tels: es gibt die unterschiedlichsten Materialien <strong>mit</strong><br />

stark unterschiedlichen Härtegraden<br />

-Natriumcarbonat (Soda)<br />

-Nußschalen, gepulverte<br />

-Glasperlen<br />

-verschiedene Kunststoffe<br />

-Kor<strong>und</strong>e unterschiedlicher Qualitätsstufen<br />

wobei natürlich die Nussschalen <strong>und</strong> die einzelnen Kunststoffsorten die schonendsten <strong>und</strong> weichsten<br />

Strahl<strong>mit</strong>tel darstellen, Glas <strong>und</strong> Kor<strong>und</strong> zählen zu den harten.<br />

Mit einiger Übung kann <strong>mit</strong> diesen Geräten ein schonender, schichtweiser Abtrag vorgenommen werden.<br />

(bei senkrecht bis leicht schräg gehaltener Düse). Auch das Herausarbeiten <strong>und</strong> unterwandern <strong>von</strong><br />

Korrosionsschichten <strong>mit</strong> schräg gehaltener Düse sowie das Absprengen loser Teilchen durch Vibration sind<br />

möglich. Für ein genaues Arbeiten unter dem Stereomikroskop ist natürlich eine entsprechende Beleuchtung<br />

nötig.<br />

Zur Übung eignen sich Objekte wie dieses Hufeisen sehr gut:

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