Bio-Milchpreise 2006 leicht gestiegen
Bio-Milchpreise 2006 leicht gestiegen
Bio-Milchpreise 2006 leicht gestiegen
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MARKTANALYSE<br />
<strong>Bio</strong>-<strong>Milchpreise</strong> <strong>2006</strong> <strong>leicht</strong> <strong>gestiegen</strong><br />
VON HEIKE HOLLENBERG-KOCH UND<br />
REINHARD SCHOCH<br />
Entgegen dem Trend bei der konventionellen<br />
Milchproduktion ist auch<br />
für das Jahr <strong>2006</strong> ein steigender Preis<br />
für die Produktion von <strong>Bio</strong>-Milch festzustellen.<br />
Bezogen auf eine Jahresanlieferung<br />
von 150 t pro Erzeuger und<br />
einem Fettgehalt von 4,2 % und einem<br />
Eiweißgehalt von 3,4 % ergibt<br />
sich ein Vergleichspreis von 35 ct/kg.<br />
Vor einem Jahr lag der mittlere <strong>Bio</strong>-<br />
Milchpreis noch bei 34,4 Cent/kg.<br />
Der konventionelle Produktionsbereich<br />
musste hingegen noch mit einem<br />
Minus von 0,3 Cent rechnen und<br />
liegt nach der aktuellen Auswertung<br />
bei 28,6 Cent/kg im Bundesmittel.<br />
Die Differenz zwischen dem minimalsten<br />
und dem maximalsten Auszahlungspreis<br />
für <strong>Bio</strong>-Milch liegt bei<br />
mehr als 6 Cent/kg.<br />
Seit 2004 freuen sich die Erzeuger<br />
von <strong>Bio</strong>-Milch über steigende Preise,<br />
welche sich kontinuierlich der 35<br />
Cent-Grenze annäherten. Auch die<br />
Milchanlieferung konnte nach Auskunft<br />
der amtlichen Statistik auf über<br />
405.000 t ansteigen. Damit erhöht<br />
sich der Anteil, der nach besonderen<br />
Regeln erzeugten Milch um fast 7 %.<br />
Im Jahresmilchpreisvergleich der ZMP<br />
sind 28 Molkereien vertreten, die<br />
mehr als 390.000 t der <strong>Bio</strong>-Milch erfassen.<br />
Ihr Anteil an der gesamten<br />
Milchanlieferung erhöhte sich gegenüber<br />
dem Vorjahr nur geringfügig auf<br />
1,5 %. Grundsätzlich bezieht sich die<br />
Berechnung der Vergleichspreise auf<br />
eine jährliche Anlieferungsmenge von<br />
150.000 kg und wird ungeachtet der<br />
Verbandszugehörigkeit berechnet.<br />
Für die Berechnung der Vergleichspreise<br />
ist die ZMP auf die aktive Zusammenarbeit<br />
mit den Molkereien<br />
und den Erzeugern angewiesen. Nur<br />
dann ist die ZMP in der Lage, Markttransparenz<br />
zu schaffen und die Informationen<br />
allen am Markt Beteiligten<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Mit 35 Cent pro kg Milch bei<br />
4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß hat sich<br />
der mengengewichtete Durchschnittspreis<br />
für <strong>Bio</strong>-Milch um 0,6 Cent im<br />
Vergleich zum Vorjahr erhöht. Entgegen<br />
der Entwicklung im konventionellen<br />
Bereich lässt sich hier seit 2004<br />
eine kontinuierliche Preissteigerung<br />
feststellen. Spitzenreiter sind in <strong>2006</strong><br />
die Milchwerke Berchtesgadener Land<br />
Chiemgau eG mit über 38 Cent/kg.<br />
Gegenüber 2005 konnten sich die Erzeuger<br />
über eine Preiserhöhung von<br />
fast 1,8 Cent freuen. Auf den weiteren<br />
Plätzen folgen die Molkerei Söbbeke,<br />
das Allgäuer Emmentalerwerk Kimratshofen,<br />
die Upländer Bauernmolkerei,<br />
die Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken,<br />
die Ökodorf Brodowin<br />
Meierei, die Allgäuland-Käsereien<br />
sowie die Milchwerke Oberfranken<br />
West. Alle lagen im Jahr <strong>2006</strong> mit ihren<br />
Auszahlungspreisen über dem<br />
deutschen Durchschnitt. Hinsichtlich<br />
der Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken,<br />
Schrozberg, sollte jedoch<br />
erwähnt werden, dass noch eine<br />
Nachzahlung aussteht, deren Höhe<br />
bei Veröffentlichung noch nicht bekannt<br />
war. Letzteres gilt auch für die<br />
Weihenstephan GmbH & Co. KG in<br />
Freising, die somit auch noch den<br />
Sprung über den Durchschnitt schaffen<br />
könnte. Bereits in der Höhe angekündigte<br />
Nachzahlungen wurden eingerechnet,<br />
auch wenn der Auszahlungszeitpunkt<br />
erst in Kürze bevorsteht.<br />
<strong>Bio</strong>-Milchproduzenten<br />
oft kleinstrukturiert<br />
Die Betrachtung der Liefermengengröße<br />
von 150 t ist gewählt worden,<br />
weil die <strong>Bio</strong>-Milchproduzenten sehr<br />
häufig kleinstrukturiert sind. Im Osten<br />
der Republik bewegen sich allerdings<br />
einige Produzenten, die nach <strong>Bio</strong>-<br />
Richtlinien produzieren, in Größenklassen<br />
von bis zu 2 Mio. kg und<br />
mehr. Als Beispiel seien hier viele Lieferanten<br />
der Gläsernen Meierei mit<br />
dem Firmensitz in Berlin und der Verarbeitung<br />
in Upahl genannt. Der Vergleichspreis<br />
bei 150 t in Höhe von<br />
34,2 Cent/kg ist in Bezug auf die anderen<br />
Molkereien unterhalb des Bun-<br />
desdurchschnittes. Nach Angaben der<br />
Molkerei erhalten Lieferanten der<br />
Molkerei ab einer Quote von mehr als<br />
1 Mio. kg einen Liefermengenzuschlag<br />
von 1,5 Cent/kg. Dadurch würde sich<br />
zum einen der Vergleichspreis entsprechend<br />
des Preisfaktors erhöhen,<br />
zum anderen würden die Grundkosten<br />
bei größeren Liefermengen weniger<br />
deutlich ins Gewicht fallen. Sie würden<br />
nach Angaben der Molkerei nur<br />
noch etwa 0,02 Cent/kg betragen.<br />
Zusätzlich ist der Preis der Gläsernen<br />
Meierei ein Durchschnittspreis,<br />
der verschiedene Produktionsrichtlinien<br />
in sich vereinigt, unter anderem<br />
der NOP-Richtlinie, die besondere<br />
Produktionsauflagen nach den amerikanischen<br />
<strong>Bio</strong>-Standards beinhaltet.<br />
<strong>Bio</strong>-Preisaufschlag<br />
erreicht neuen Höchstwert<br />
Weniger als 34 Cent erhielten die<br />
Erzeuger der Molkerei Walhorn, der<br />
Meierei Trittau, der Milchwerke Hawangen,<br />
der B.M.G., der Breisgaumilch<br />
sowie der Wir Nordlichter Milch<br />
AG. Von den oben genannten lässt<br />
sich lediglich für die Molkerei Walhorn<br />
und die Meierei Trittau eine<br />
Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr<br />
in Höhe von 0,7 bzw. 0,2 Cent<br />
feststellen. Grundsätzlich liegt die Veränderung<br />
gegenüber 2005 auf Molkereiebene<br />
zwischen -1,4 und<br />
+1,8 Cent.<br />
Die Preisdifferenz zwischen konventionell<br />
erzeugter Milch und <strong>Bio</strong>-<br />
Milch hat seit Beginn der Vergleichsberechnung<br />
im Jahre 1999 den höchsten<br />
Wert erreicht.<br />
Mit fast 6,4 Cent hat sich der Unterschied<br />
allein im Vergleich zum Vorjahr<br />
erneut um mehr als 0,8 Cent erhöht.<br />
Ursache hierfür ist sicherlich der<br />
<strong>Bio</strong>-Zuschlag, der sich auf durchschnittlich<br />
5,2 Cent erhöht hat. Dieser<br />
molkereispezifische <strong>Bio</strong>-Zuschlag<br />
kann sowohl ein konstanter als auch<br />
ein sich marktabhängig verändernder<br />
Wert sein. Mit dem Wegfall des bayerischen<br />
Erzeugerorientierungspreises<br />
2 ZMP | ÖKOMARKT Forum | Nr. 31 | 03. August 2007
im vergangenen Jahr sind einige<br />
Molkereien dazu übergegangen, den<br />
<strong>Bio</strong>-Zuschlag in den Basispreis zu in-<br />
tegrieren. Hierzu gehören unter anderem<br />
die Milchwerke Oberfranken<br />
West, das Erste Bayerische Butterwerk<br />
Jahresdurchschnittlicher Vergleichspreis für <strong>Bio</strong>milch 1)<br />
Uphal 3) 4) 5)<br />
Berlin (B.M.G.)<br />
Brodowin<br />
Bönebüttel<br />
Trittau<br />
Pronsfeld *<br />
Gronau-Epe 2)<br />
Gronau-Epe 3)<br />
Brüggen *<br />
Willingen-Usseln<br />
Meeder *<br />
Bayreuth<br />
Cham *<br />
Regensburg <br />
Hawangen<br />
Obergünzburg<br />
Altusried (Emm. Werk) *<br />
Altusried (Stegm.)<br />
Schongau<br />
Neuburg-Donau*<br />
Freising <br />
Piding<br />
Andechs <br />
Ulm *<br />
Wangen<br />
Ravensburg *<br />
Tettnang-Siggenweiler<br />
Freiburg<br />
Schrozberg <br />
<strong>Bio</strong>-Emmentaler<br />
Bodnegg <br />
Isny<br />
Leupolz* 3)<br />
bei einer Anlieferung von 150.000 kg/Jahr<br />
(4,2 % Fett / 3,4 % Eiweiß inkl. aller Zu- und Abschläge )<br />
30 32 34 36 38 40<br />
MARKTANALYSE<br />
sowie die Weihenstephan GmbH &<br />
Co. KG. Insgesamt sind es fast ein<br />
Drittel der Molkereien, die diesen Zuschlag<br />
nicht mehr<br />
gesondert auswei-<br />
sen.<br />
Auch für das<br />
laufende Jahr 2007<br />
lassen sich noch<br />
weitere Preissteigerungenfeststellen.<br />
So hat zum<br />
Beispiel die<br />
Upländer Bauernmolkerei<br />
mit<br />
Sitz in Willingen-<br />
Usseln angekündigt,<br />
ab der zweiten<br />
Jahreshälfte<br />
den Auszahlungspreis<br />
auf 40 Cent<br />
zu erhöhen. Es<br />
lässt sich jedoch<br />
vermuten, dass<br />
andere Molkereien<br />
ihre Preisentwicklung<br />
überdenken<br />
werden.<br />
Es ist aber auch<br />
so, dass in der<br />
momentanen<br />
Hausse am Milchmarkt,<br />
die konventionellenMilchverarbeiter<br />
wieder<br />
deutlich an Boden<br />
gewinnen werden<br />
und die relative<br />
Vorzüglichkeit der<br />
<strong>Bio</strong>-Milchproduktion<br />
2007<br />
nicht mehr so stark<br />
sein wird wie im<br />
vergangenen Jahr.<br />
Auf jeden Fall wird<br />
sich die Milchproduktion,<br />
ob bio<br />
oder konventionell,<br />
in den kommenden<br />
Monaten<br />
besser rechnen als<br />
in den vergangenen<br />
Jahren. <br />
ZMP | ÖKOMARKT Forum | Nr. 31 | 03. August 2007 3<br />
<strong>2006</strong><br />
2005<br />
Ct/kg<br />
1) Zuschläge für <strong>Bio</strong>milch sind abhängig davon, für welchen Verband (s. Tabelle) produziert wird.<br />
2) Preis für <strong>Bio</strong>land-, Naturlandmilch. 3) Preis für Demetermilch. 4) Unterschiedliche<br />
Lieferverträge. 5) Plus Zuschläge für regionale Erfassung. * Einschließlich angekündigter<br />
Nachzahlung. Höhe der Nachzahlung steht noch nicht fest.