Dorfrundgang Konzen - Eifel-Tipp.de
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<strong>Konzen</strong><br />
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<strong>de</strong>r uns zwischen Hecken hindurch zur Straße „Kirchbruch“ führt.<br />
Kurz vor <strong>de</strong>r Einmündung in die Trierer Straße treffen wir linker Hand<br />
auf die Gebäu<strong>de</strong> eines Gewerbebetriebes. Im Jahr 1907 grün<strong>de</strong>ten<br />
<strong>Konzen</strong>er Weber, die nicht länger fern von Heimat und Familie in<br />
Aachen arbeiten wollten, hier eine Genossenschafts-Weberei. 1938<br />
ging sie an eine Stolberger Firma über. Während <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges<br />
wur<strong>de</strong> das Werk stark beschädigt. Lediglich die bei<strong>de</strong>n Hallen mit <strong>de</strong>n<br />
bogenförmigen Dächern wur<strong>de</strong>n 1947 wie<strong>de</strong>r aufgebaut. 1949 nahm<br />
die Tuchweberei wie<strong>de</strong>r ihre Produktion auf. 20 Jahre später kam mit<br />
<strong>de</strong>m Einzug eines Kunststoff verarbeiten<strong>de</strong>n Betriebes das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
traditionsreichen Gewerbes. Nach <strong>de</strong>r Überquerung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sstraße<br />
folgen wir <strong>de</strong>r Breitestraße bis zur nächsten Kreuzung und biegen dort<br />
rechts ab. Durch „In <strong>de</strong>n Gassen“ bis zur Hohe Straße gehen wir auf<br />
historischen Wegen, die bereits die Römer benutzt haben Von hier<br />
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blicken wir auf <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>s Hohen Venns bei Mützenich mit <strong>de</strong>m 659<br />
Meter hohen Steling. Dort, wo mit <strong>de</strong>r Straße „Am Lutterbach“ die alte<br />
Römerstraße abbog, steht an <strong>de</strong>r Stelle eines Vorgängerbaues aus <strong>de</strong>m<br />
Jahr 1679 die 1968 geweihte Quiriniuskapelle. Hinter <strong>de</strong>m Altar, in<br />
<strong>de</strong>n ein altes Grabkreuz eingelassen ist, steht die von <strong>de</strong>r <strong>Konzen</strong>er<br />
Künstlerin Eva Jünger aus Eschenholz geschaffene Statue <strong>de</strong>s heiligen<br />
Quirinius. Für die Menschen aus <strong>Konzen</strong> und Umgebung hatte die<br />
Kapelle jahrhun<strong>de</strong>rtelang große Be<strong>de</strong>utung. Hierher pilgerte man, um<br />
für einen Todkranken eine glückliche Sterbestun<strong>de</strong> zu erbitten. Unser<br />
nächstes Ziel ist „De Hue“, wie die mit 572,4 Metern höchste Erhebung<br />
<strong>de</strong>s Ortes im <strong>Konzen</strong>er Dialekt heißt. Von <strong>de</strong>r 1907 abgetragenen, rund<br />
drei Meter hohen Spitze, <strong>de</strong>m „Bichelstennche“, sind im Weg noch<br />
Reste <strong>de</strong>s Felsens zu sehen. Ein Teil <strong>de</strong>r Steine wur<strong>de</strong> im Fundament <strong>de</strong>r<br />
Genossenschafts-Weberei verarbeitet.<br />
Einer alten Sage nach hatte <strong>de</strong>r Teufel einstmals einen mächtigen Stein<br />
im Hohen Venn aufgelesen, um die Pankratius-Kirche zu zerstören und<br />
damit die Ausbreitung <strong>de</strong>s Christentums im Monschauer Land zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Doch das Wurfgeschoss verfehlte sein Ziel und lan<strong>de</strong>te statt<strong>de</strong>ssen<br />
genau dort, wo wir uns zurzeit befin<strong>de</strong>n. Beeindruckend ist die<br />
Fernsicht nach Osten hin. Links erhebt sich <strong>de</strong>r 599,4 Meter hohe<br />
Rücken <strong>de</strong>s Hoscheit. An <strong>de</strong>ssen Rand steht als weithin sichtbarer<br />
Orientierungspunkt <strong>de</strong>r ehemalige Fernsehturm von Lammersdorf.<br />
Rechts von <strong>de</strong>n Windparks bei Lammersdorf, Strauch und Schmidt<br />
erkennen wir zwischen <strong>de</strong>n Baumwipfeln <strong>de</strong>n weißen Turm <strong>de</strong>r Simmerather<br />
Pfarrkirche. Von <strong>de</strong>m 1933 erbauten Hochbehälter <strong>de</strong>s damaligen<br />
Kreiswasserwerks Monschau erhielten <strong>Konzen</strong>, Imgenbroich und<br />
ein Teil von Monschau lange Zeit ihr Trinkwasser. Die über <strong>de</strong>m Eingang<br />
angebrachte Tafel dokumentiert ein Stück Dorfgeschichte. Bis<br />
1936 lautete die offizielle Schreibweise <strong>de</strong>s Ortsnamens „Conzen“. <br />
Über die Wasserversorgung vor <strong>de</strong>m Anschluss <strong>de</strong>r Wohnhäuser an die<br />
Wasserleitung im Jahr 1934 können wir uns beim Rückweg durch die<br />
Hohe Straße ein Bild machen. Kurz hinter <strong>de</strong>r Quiriniuskapelle ent<strong>de</strong>cken<br />
wir auf <strong>de</strong>r linken Straßenseite vor zwei alten Fachwerkhäusern<br />
mit Bruchsteinen überwölbte Hausbrunnen. Können Sie sich vorstellen,<br />
selbst bei Eis und Schnee hier das Wasser zu holen, das Sie zum<br />
Trinken, Kochen, Waschen und zum Versorgen <strong>de</strong>s Viehs benötigen?<br />
Außer<strong>de</strong>m gab es in <strong>de</strong>r „guten alten Zeit“ noch nicht die hygienischen<br />
Standards, die wir gewohnt sind. Leicht konnte das Wasser durch<br />
Krankheitserreger aus Misthaufen o<strong>de</strong>r Sickergruben verunreinigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Über „Brenneck“ erreichen wir die Heerstraße. Es han<strong>de</strong>lte sich<br />
um eine „Herrenstraße“, auf <strong>de</strong>r in alter Zeit <strong>de</strong>r Dechant aus Zülpich<br />
zur Visitation <strong>de</strong>r Kirche mit seinem großen Gefolge anreiste.<br />
Die Trierer Straße, <strong>de</strong>r wir rund 230 Meter weit folgen, ist seit 200<br />
Jahren die Hauptverkehrsa<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Monschauer Lan<strong>de</strong>s. Napoleon selbst<br />
hatte <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Verbindung zwischen Aachen und Monschau per<br />
Dekret vom 10. September 1804 angeordnet. Im September 1806<br />
begannen die Arbeiten. Ein Jahre später war die Trasse bis zum heutigen<br />
Bahnübergang fertig. Im Kirchenweg treffen wir kurz vor <strong>de</strong>m<br />
En<strong>de</strong> unseres Rundganges auf ein außergewöhnlich großes Bruchsteingebäu<strong>de</strong>:<br />
<strong>de</strong>n Hardthof. Er soll an <strong>de</strong>r Stelle stehen, wo Karl <strong>de</strong>r<br />
Große seinen Königshof errichten ließ. Urkundlich erwähnt wird <strong>de</strong>r<br />
Hardthof erstmals 1437 als Lehenshof <strong>de</strong>s Herzogs von Jülich. Nach<br />
<strong>de</strong>r Zerstörung im „Gel<strong>de</strong>rnschen Erbfolgekrieg“ 1543 errichtete <strong>de</strong>r<br />
Monschauer Amtmann Christoph von Rolshausen etwa fünf Jahre später<br />
das heutige Haupt-<br />
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haus. Eine <strong>de</strong>r Grabplatten<br />
im alten Chor <strong>de</strong>r<br />
Pfarrkirche erinnert an<br />
seine 1583 verstorbene<br />
Tochter Elisabeth.<br />
Weitere Informationen:<br />
Stadtstr. 16<br />
52156 Monschau<br />
Tel. +49(0)2472-8048-0<br />
touristik@monschau.<strong>de</strong><br />
www.monschau.<strong>de</strong><br />
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monschau touristik<br />
Sieben <strong>de</strong>r schönsten<br />
kleinen Wan<strong>de</strong>rwege | tolle Aussichten<br />
Ruheplätze | Kultur<strong>de</strong>nkmäler<br />
AUSSICHTEN<br />
<strong>Konzen</strong>
Die älteste Siedlung <strong>de</strong>r Region<br />
Wer auf <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sstraße durch <strong>Konzen</strong> fährt, käme wohl kaum<br />
auf <strong>de</strong>n Gedanken, dass es sich bei diesem Dorf um die älteste<br />
Siedlung <strong>de</strong>r Region han<strong>de</strong>lt. Seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 8. Jahrhun<strong>de</strong>rts,<br />
rund 400 Jahre vor <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Monschauer Burg und ca. 550 Jahre<br />
vor <strong>de</strong>r Ersterwähnung Monschaus als „stat“, wur<strong>de</strong> „Compendium“,<br />
wie es in einer Urkun<strong>de</strong> von 888 genannt wird, in Fortsetzung<br />
einer römerzeitlichen Siedlung zum Zentrum <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rbesiedlung<br />
<strong>de</strong>s Monschauer Lan<strong>de</strong>s. Wir wer<strong>de</strong>n daher auf unserem<br />
Rundgang, neben zahlreichen an<strong>de</strong>ren Sehenswürdigkeiten, auch<br />
Zeugnissen aus <strong>de</strong>r frühen Geschichte <strong>de</strong>r Landschaft zwischen<br />
Hohem Venn und Rur begegnen.<br />
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<strong>Konzen</strong><br />
Die katholische Pfarrkirche gleich neben <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>rparkplatz geht<br />
auf eine um 1160 erbaute dreischiffige romanische Säulenbasilika<br />
zurück. Das Untergeschoss <strong>de</strong>s Turmes stammt noch aus dieser Zeit.<br />
Erhalten geblieben sind auch die Umrissmauern <strong>de</strong>r spätgotischen Kirche<br />
aus <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Danach erfuhr das Gotteshaus<br />
mehrere Umbauten und Restaurierungen, ohne dass <strong>de</strong>r<br />
Grundriss verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Nach ihrer Zerstörung während <strong>de</strong>s 2.<br />
Weltkrieges und anschließen<strong>de</strong>n Sicherungsarbeiten wur<strong>de</strong> die Kirche<br />
von 1952 bis 1954 nach Nor<strong>de</strong>n hin erweitert.<br />
Der Innenraum birgt Kunstschätze aus 9 Jahrhun<strong>de</strong>rten. Das Kruzifix<br />
<strong>de</strong>s Missionskreuzes an <strong>de</strong>r Stirnseite gegenüber <strong>de</strong>m Haupteingang<br />
stammt von 1766. Die um 1902 gefertigten Kreuzwegstationen an <strong>de</strong>r<br />
linken Längsseite <strong>de</strong>r Kirche sind das Werk <strong>de</strong>s Raerener Bildhauers<br />
Leonhard Menniken. Wohl <strong>de</strong>r älteste Gegenstand <strong>de</strong>r Nor<strong>de</strong>ifeler Kirchengeschichte<br />
ist <strong>de</strong>r aus graublauem Kalkstein gearbeitete Taufstein<br />
aus <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Er steht im Chorraum <strong>de</strong>r alten Kirche,<br />
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umgeben von Grab- und Ge<strong>de</strong>nksteinen <strong>de</strong>s 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts,<br />
die man in einer Dorfkirche nicht vermuten wür<strong>de</strong>. Während <strong>de</strong>r<br />
Weihnachtszeit füllt eine geschmackvoll inszenierte Landschaftskrippe<br />
mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll eines <strong>Eifel</strong>er Fachwerkhauses die Wän<strong>de</strong> aus.<br />
Man kann sich heute kaum vorstellen, dass die Menschen aus <strong>de</strong>r<br />
gesamten Region zum Teil noch bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein nach<br />
<strong>Konzen</strong> ziehen mussten, um einen Gottesdienst zu besuchen, ihre Kin<strong>de</strong>r<br />
taufen und ihre Toten bestatten zu lassen. Der „Liichewääsch“, <strong>de</strong>r<br />
westlich <strong>de</strong>r Kirche beginnt und bis nach Mützenich führt, zeugt noch<br />
davon.<br />
Vorbei an steinernen Grabkreuzen <strong>de</strong>s 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts erreichen<br />
wir <strong>de</strong>n Friedhof. Wie archäologische Untersuchungen belegen,<br />
war dieser Ort bereits zur Römerzeit besie<strong>de</strong>lt. Zwischen <strong>de</strong>n Gräbern<br />
steht die Pankratiuskapelle. Ihre östliche Hälfte ist <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>r um<br />
890 erbauten Mutterkirche <strong>de</strong>s Monschauer Lan<strong>de</strong>s. Sie gilt neben <strong>de</strong>m<br />
Aachener Dom als das älteste nachrömische Bau<strong>de</strong>nkmal <strong>de</strong>s Rheinlan<strong>de</strong>s.<br />
Der Legen<strong>de</strong> nach soll Papst Leo III. persönlich die Weihe vorgenommen<br />
haben. Dieses Gotteshaus, das früher Ziel großer Wallfahrten<br />
war, wur<strong>de</strong> 1196 durch <strong>de</strong>n oben erwähnten Neubau ersetzt. Vermutlich<br />
hat bereits zur Zeit Karls <strong>de</strong>s Großen hier als Teil <strong>de</strong>s karolingischen<br />
Königshofes ein Gotteshaus gestan<strong>de</strong>n.<br />
Der Feuerbach, in <strong>de</strong>r <strong>Konzen</strong>er Mundart „Vürbich“ genannt, wird<br />
schon 1620 als Vorbach <strong>de</strong>s Laufenbaches erwähnt. Hier war es auch,<br />
wo 1947 im Venndorf <strong>Konzen</strong> <strong>de</strong>r letzte Torf gestochen wur<strong>de</strong>. Was<br />
links <strong>de</strong>r Straße „In <strong>de</strong>r Vlötz“ auf <strong>de</strong>n ersten Blick wie ein gewöhnlicher<br />
Straßengraben aussieht, ist in Wirklichkeit ein Bach, an <strong>de</strong>m es<br />
einige romantische Stellen zu ent<strong>de</strong>cken gibt. Auch die „Vlötz“,<br />
<strong>de</strong>ren Name von „fließen“ abgeleitet ist, mün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n Laufenbach.<br />
Von <strong>de</strong>r Stichstraße „Am Laufenbach“ aus folgen wir einem Fußweg,<br />
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Parkmöglichkeit: Wan<strong>de</strong>rparkplatz <strong>Konzen</strong>er Kirche<br />
Länge: 6° 15.16’, Breite: 50° 35.25’<br />
Rundganglänge: ca. 4 Kilometer; zahlreiche Rastmöglichkeiten;<br />
bis auf <strong>de</strong>n Wirtschaftsweg von <strong>de</strong>r Hohestraße<br />
zum Aussichtspunkt „Hohe“ durchgehend<br />
asphaltiert.<br />
Wan<strong>de</strong>rzeit: ca. 1,5 Stun<strong>de</strong>n<br />
Höhenunterschied: ca. 56 Meter; drei mittelschwere Anstiege und<br />
ein kurzer schwerer Anstieg; für Gehbehin<strong>de</strong>rte<br />
bedingt geeignet.