Stellvertreter Schulmaterialien - Münchner Volkstheater
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Rolf Hochhuth: Der <strong>Stellvertreter</strong> – Materialien zur Inszenierung<br />
Im Gespräch mit dem Papst und anderen kirchlichen Würdenträgern muss Fontana jedoch<br />
voller Entsetzen und Abscheu erkennen, dass fast keiner der Kirchenmänner sein Anliegen<br />
unterstützen will und der Vatikan keinen Gedanken an Intervention und öffentlichen Protest<br />
verschwendet. Der Papst zieht es vielmehr vor zu schweigen, weil er einerseits davon ausgeht,<br />
dass jedes öffentliche Wort von ihm die Lage nur verschlimmern und am Schicksal der Juden<br />
nichts ändern würde, und andererseits Hitler als den einzigen ansieht, der Europa vor dem<br />
gefürchteten Bolschewismus und Kommunismus bewahren könnte.<br />
Als sich schließlich auch die Juden Roms sammeln müssen, um nach Ausschwitz deportiert<br />
zu werden, sieht Fontana nur noch eine Möglichkeit, den Holocaust anzuprangern,<br />
stellvertretend zu sühnen und so den christlichen Humanitätsgedanken zu leben: Er malt sich<br />
den Judenstern auf und lässt sich mit den römischen Juden nach Auschwitz deportieren. In<br />
Auschwitz zwingt ihn der „Doktor“, ein hochintelligenter und zynischer Vertreter des<br />
absoluten Bösen, im Krematorium zu arbeiten, um ihn so von seiner „Humanitätsduselei“ zu<br />
befreien.<br />
Gerstein, der von Fontanas Deportation erfahren hat, versucht, den Jesuitenpater aus dem KZ<br />
zu befreien. Sein Plan schlägt jedoch fehl, er wird in Auschwitz verhaftet und abgeführt,<br />
Fontana wird erschossen. Die Vernichtungsmaschine des NS-Regimes ist nicht gestoppt und<br />
läuft unaufhaltsam weiter.