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217 Das Erbe der alten Welt. Römisches Recht.<br />

wenn wir uns nicht eine durchaus deutliche Vorstellung von der<br />

Beschaffenheit dieser Erbstücke machen. Ich hoffe, mein<br />

Bestreben wird nach dieser Richtung hin nicht ganz ohne Erfolg<br />

gewesen sein, auch hoffe ich, dass der Leser namentlich bemerkt<br />

haben wird, wie das römische Erbe sich von Grund und Boden<br />

aus vom hellenischen unterscheidet.<br />

In Hellas war die geniale Persönlichkeit das ausschlaggebende<br />

Moment gewesen: gleichviel ob diesseits oder jenseits des<br />

adriatischen und des ägäischen Meeres, die Griechen waren gross,<br />

solange sie grosse Männer besassen. In Rom hat es dagegen nur<br />

insofern und nur so lange bedeutende Individualitäten gegeben,<br />

als das Volk gross war, und gross war es, solange es physisch und<br />

moralisch unverfälscht römisch blieb. Rom ist das extremste<br />

Beispiel einer grossen anonymen Volksmacht, die unbewusst,<br />

aber um so sicherer schafft. Darum aber ist es weniger anziehend<br />

als Hellas, und darum wird auch die Leistung Roms für unsere<br />

Civilisation selten gerecht beurteilt. Und doch fordert Rom<br />

Bewunderung und Dankbarkeit; seine Gaben waren moralische,<br />

nicht intellektuelle; gerade hierdurch jedoch war es befähigt,<br />

Grosses zu leisten. Nicht der Tod des Leonidas konnte die<br />

asiatische Gefahr von Europa abwenden und mit der<br />

Menschenfreiheit die Menschenwürde erretten, sie künftigen<br />

Zeiten zu friedvollerer Pflege und festerem Bestand übermachend;<br />

das vermochte einzig ein langlebiger Staat von eiserner,<br />

unerbittlicher politischer Konsequenz. Nicht Theorie aber, und<br />

eben so wenig Schwärmerei und Spekulation konnten diesen<br />

langlebigen Staat erschaffen; er musste in dem C h a r a k t e r<br />

der Bürger wurzeln. Dieser Charakter war hart und eigensüchtig,<br />

gross jedoch durch sein hohes Pflichtgefühl, durch seine<br />

Aufopferungsfähigkeit und durch seinen Familiensinn. Indem der<br />

Römer inmitten des Chaos der damaligen Staatsversuche seinen<br />

Staat errichtete, errichtete er d e n S t a a t für alle Zeiten.<br />

Indem er sein Recht zu einer unerhörten technischen<br />

Vollkommenheit ausarbeitete, begründete er d a s R e c h t für<br />

alle Menschen. Indem er die Familie, seinem Herzensdrang<br />

folgend, zum Mittelpunkt von Recht und Staat machte und diesem<br />

Begriffe fast exorbitanten Ausdruck verlieh, hob er das Weib zu

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