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ChamberlainHoustonStewart-DieGrundlagenDes19.Jahrhunderts-IUndIi19121258S.

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263 Das Erbe der alten Welt. Die Erscheinung Christi.<br />

zu viel grossartigeren Vorstellungen eines alleinigen Göttlichen<br />

gelangt waren, als die kümmerlich verschrumpfte des jüdischen<br />

Weltschöpfers.¹)<br />

—————<br />

¹) Belege für den Polytheismus der Juden brauche ich nicht zu geben; man<br />

findet sie in jedem wissenschaftlichen Werke, ausserdem auf jeder dritten<br />

Seite des Alten Testaments; siehe auch hier, Kap. 5. Sogar in den Psalmen<br />

werden „alle Götter“ aufgefordert, Jahve anzubeten; Jahve ist nur insofern für<br />

die späteren Juden der „einzige Gott“, als auch die Juden (wie uns Philo<br />

soeben mitteilte) „die einzigen Menschen im wahren Sinne“ sind. Robertson<br />

Smith, dessen Religion of the Semites als ein wissenschaftlich grundlegendes<br />

Werk gilt, bezeugt, dass der Monotheismus nicht aus einer ursprünglichen<br />

religiösen Anlage des semitischen Geistes hervorgehe, sondern im<br />

Wesentlichen ein p o l i t i s c h e s E r g e b n i s sei!! (Siehe das Genannte<br />

Werk, S. 74). — In Bezug auf den Monotheismus der Indoeuropäer bemerke<br />

ich kurz Folgendes. Das Brahman der indischen Weisen ist ohne Frage der<br />

gewaltigste religiöse G e d a n k e, der je gedacht wurde; über den reinen<br />

Monotheismus der Perser kann man sich bei Darmesteter (The Zend - Avesta I,<br />

LXXXII fg.) unterrichten; der Grieche war aber auf demselben Wege gewesen,<br />

Ernst Curtius bezeugt es: „Ich habe viel Neues gelernt, namentlich welche<br />

Burg m o n o t h e i s t i s c h e r G o t t e s a n s c h a u u n g Olympia<br />

und welche sittliche Weltmacht der Zeus des Phidias gewesen ist“ (Bf. an<br />

Gelzer vom 1. Jan. 1896, veröffentlicht in der Deutschen Revue, 1897, S. 241).<br />

— Übrigens, man kann sich hier auf die unverdächtigsten aller Zeugen<br />

berufen. Der Apostel Paulus sagt (Römer I, 21) die Römer wussten, dass „E i<br />

n Gott ist“; und der Kirchenvater Augustinus führt aus, im elften Kapitel des<br />

vierten Buches seines De civitate Dei, dass, nach den Ansichten der gebildeten<br />

Römer seiner Zeit, der „magni doctores paganorum“, Jupiter der einige, einzige<br />

Gott sei, alle übrigen Gottheiten nur einzelne seiner „virtutes“<br />

veranschaulichten. Augustinus benutzte die schon vorhandene Anschauung,<br />

um den Heiden klar zu machen, es würde ihnen keine Mühe kosten, zum<br />

Glauben an den einigen Gott überzugehen und die übrigen Gestalten<br />

aufzugeben. „Haec si ita sint, quid perderent si unum Deum colerent prudentiore<br />

compendio?“ (Die Empfehlung des Glaubens an den einen Gott, als<br />

„abgekürztes Verfahren“ ist übrigens ein rührender Zug aus den goldenen<br />

Kindertagen der christlichen Kirche!) Und was Augustinus füt die gelehrten<br />

Heiden ausführt, das bezeugt Tertullian für das ungelehrte Volk im<br />

Allgemeinen; alle Welt glaube, sagt er, in Wahrheit nur an einen einigen Gott,<br />

und man höre nie die Götter in Mehrzahl anrufen, sondern immer nur:<br />

„Grosser Gott!

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