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Alternativen zur Strafe - Projektwerkstatt

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Das Knast-Regime<br />

Ein genauerer Blick auf den Vollzug von <strong>Strafe</strong> ist wichtig, denn er bestätigt<br />

die theoretische Analyse der Wirkung von <strong>Strafe</strong> und Autorität im Praktischen.<br />

Deutlich sichtbar wird: Knäste dienen nicht dem Abbau von gewaltförmigen<br />

Verhalten zwischen Menschen, sondern fördern das Gegenteil.<br />

Die Strukturen inGefängnissen sind sehr gezielt danachaufgebaut, zwischenmenschliche Gewalt zu stärken und Solidarität zu brechen. Beispiele:<br />

Hierarchie undSelbstkontrolle: Innerhalb des Gefängnisses wird der<br />

Aufbau selbstkontrollierbarer Hierarchien gezielt gefördert. Die Gefangenenvertretung<br />

darf zwar gewählt werden, dient aber vor allem der<br />

Weitergabe vonAnweisungen der Knastleitung an die Gefangenen.<br />

Unzufriedenheit wird gebündelt und kanalisiert. Immer wieder<br />

werden Gefangenenvertretungen, die sich für Gefangene solidarisch<br />

einsetzen, in andere Knäste verlegt. Im Arbeitsprozess des Gefängnisses<br />

werden ebenfalls Hierarchien gezielt geschaffen. Jeder Arbeitstrupp<br />

hat in der Regel einen Vorgesetzten, der selbst Gefangener ist.<br />

Dieser erhält Vergünstigungen, wenn seine Arbeitsgruppe gute Ergebnisse<br />

bringt und sich normiert verhält. Die einzelnen Arbeiter wiederum<br />

erhaltenVergünstigungen, wenn ihr Vorarbeiter über sie Positives<br />

bei der Knastleitung berichtet. So hält sich dieses System ständig<br />

selbst aufrecht − solidarischer Protest gegen das Unterdrückungsregime<br />

des Knastes findet kaum statt. 3<br />

Dauerkontrolle und Normierung: Der Knast ist neben ähnlichen Einrichtungen<br />

wie Zwangspsychiatrie oder Abschiebelager die am meisten<br />

kontrollierte Zone der Gesellschaft. Hier geschieht fast nichts<br />

ohne möglichenEinblick von außen. Der Austausch mit dem Umfeld<br />

ist auf eine Besuchsstunde pro Monat reduziert und auch dort beobachtet.<br />

Briefe werden in der Untersuchungshaft kontrolliert, auch im<br />

Strafvollzug kann das veranlasst werden. Was nicht erwünscht ist,<br />

kommt nicht durch − z.B. viele politische oder kritische Bücher und<br />

Zeitschriften. Die standardisierten Tagesabläufe normieren das Verhalten.<br />

Kreativität undSelbstbestimmung sind auf ein Minimum reduziert,<br />

sie werden als Störung bewertet und geahndet. Die Gefangenen<br />

sind weitgehend Objekte des Knastregimes. Verbesserungen ihrer<br />

Lage sind nur über eine Anpassung an die Verhältnisse und ein Einschleimen<br />

bei denallmächtigen Knastapparaten möglich.<br />

Förderung vonRassismus und Sexismus: Innerhalb von Knästen sind<br />

die dortigen Insassen stark vereinzelt und isoliert. Verbindungen entstehen<br />

beim Hofgang, in den wenigenGruppenprozessen (Sport<br />

u.ä.) sowie außerhalb des Knastes. Sie sind starknationalstaatlich bis<br />

3 Quellen: Siehe oben genannte Bücher undInternetseiten zum Strafvollzug.

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