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Alternativen zur Strafe - Projektwerkstatt

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der Tradition der Sonnenkönige, des Papsttums − kurz aller Herrschaftssysteme,<br />

indenen es immer darum ging, eine bestimmte Wahrnehmung<br />

der Welt herbeizuführen, um die tatsächlichen Interessen der Herrschenden<br />

zuverschleiern. Die sind nämlichplatt: Herrschaft, Kontrolle,<br />

Ordnung in ihremSinne, Profit und mehr.<br />

Parallelen<br />

Gefängnisse schaffen bzw. verstärken die Probleme, die sie lösen sollen.<br />

Das ist offensichtlich. Ebenso sichtbar ist aber auch, dass in dieser Logik<br />

noch viele andere scheinbare Lösungen gesellschaftlicher Probleme<br />

liegen − und sehr unterschiedliche Kreise immer wieder der Verlockung<br />

der <strong>Strafe</strong> als scheinbare Lösungverfallen. Vielfach wird eine härtere Bestrafung für FaschistInnen gefordert, obwohl<br />

weitgehend bekannt ist, dass Knäste zu den wichtigsten Rekrutierungsorten<br />

für zukünftige Nazis gehören. Wenn Antifas, „aufständige<br />

Anständige“ oder andere mehr Polizeigewalt oder höherere<br />

<strong>Strafe</strong>n für Nazis fordern, setzen sie sich dafür ein, dass es mehr<br />

Nazis gibt. Das ist ihnen nicht bewusst, sondern sie lassen sich täuschen<br />

von der Propaganda eines Systems, dass <strong>Strafe</strong> als notwendig<br />

und emanzipatorisch darstellt. Zudem zeigt das eine ausgesprochen<br />

oberflächliche Analyse gesellschaftlicher Bedingungen − in bürgerlichen<br />

wie in „linken“ Kreisen weit verbreitet.<br />

Auf internationaler Ebene wird Recht und Rechtsstaatlichkeit seit einigen<br />

Jahren als Alternative zu Krieg genannt. Internationale Gerichtshöfe<br />

oder gar Weltregierungen sollen Konflikte lösen. Doch Gerichte<br />

und Regierungen sindInstitutionen der Macht. Was sie entscheiden,<br />

ist nur anders legitimiert − umgesetzt wird es vonmilitäri scher Gewalt. Bei einer Welt-Rechtsstaatlichkeit würde diese nur in<br />

„polizeiliche Gewalt“ umbenannt. 5<br />

Der absurde, ewige Teufelskreis<br />

um Anklage, Verurteilung, Bestrafung usw. würde praktisch ständige<br />

Einsätze von Polizei und Militär sowie die immer weitergehende autoritäre<br />

Aufladung der Welt bedeuten. Das Ergebnis wäre damit das Gegenteil<br />

von dem, was als Ziel vorgegeben wird. Auch für internationale<br />

Institutionen der Macht gilt immer: Sie schaffen und verstärken<br />

die Probleme, für deren Lösung sie scheinbar da sind. Wiederum<br />

fehlt allen, die solche Forderungen aufstellen, eine tiefgehende gesell-<br />

5 Solche Forderungen haben aktuell auch mit dem Machtkampf zwischen USA und EU zu tun. Die<br />

europäischen Staaten können sich dank ihrer größerenStimmzahl und ihrer besseren Kontakte zu<br />

den Nicht-Industriestaaten eine Stärkung ihres Einflusses auf das weltweite Geschehen erhoffen,<br />

wenn internationaleInstitutionen geschaffen werden. Ähnlich den USA mit ihrer Neigung zu<br />

außenpolitischen Alleingängen können sie mangels militärischer Stärke nicht handeln.

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