07.05.2013 Aufrufe

Friedlich in die Katastrophe - Projektwerkstatt

Friedlich in die Katastrophe - Projektwerkstatt

Friedlich in die Katastrophe - Projektwerkstatt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

942<br />

~olgrr Strohm: niedlich <strong>in</strong> dic fitas~ophe<br />

verantwortlichen Behörden haben sich der Aufgabe verschrieben, <strong>die</strong> Nuklear<strong>in</strong>- 1 ~hemie, Physik und Biologie werden heute zu mehr ais 90 Prozent nicht als<br />

dustrie gegen alle vorgetragenen Bedenken und Warnungen zu fördern.<br />

wissenSchaft, sondern als Geschäft betrieben."49 Thürkauf beklagt, daß der<br />

Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, daß viele Politiker nicht <strong>die</strong> Zeit f<strong>in</strong>den, sich selbst<br />

Wissenschaftler sich nicht mehr für <strong>die</strong> Folgen der Anwendung se<strong>in</strong>er<br />

umfassend zu <strong>in</strong>formieren. Sie s<strong>in</strong>d auf <strong>die</strong> Ausführungen von Experten angewiesee Erf<strong>in</strong>dung verantwortlich fühlt. ,,E<strong>in</strong> Rezept zum Tragen <strong>die</strong>ser Verantwortung<br />

Diese Experten s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> den seltensten Fällen unabhängig oder unbefangen. D ~, gibt es nicht, das mui3 jeder mit sich selbst ausmachen, mit se<strong>in</strong>em Gewissen. Auch<br />

Klaus- J. Seelig: ,,Experten-Gutachten brauchen ja wie <strong>in</strong> Gorleben bekanntlich nur ,<strong>in</strong> Kollektivgewissen gibt es nicht; wo <strong>die</strong>se Me<strong>in</strong>ung herrscht, ist der Schritt <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

bezahlt zu werden, wenn sie der Firma günstige Ergebnisse zeitigen. Abhängigker ~ewissenlosigkeit nicht groß.''50 Dieses Gewissen ist jedoch sehr h<strong>in</strong>derlich, es<br />

der Wissenschaftler zu behaupten, wäre aber ,üble Na~hrede'."~~ E<strong>in</strong>iges wurde würde e<strong>in</strong>e Zurückhaltung zur Folge haben. Thürkauf : ,,Zurückhaltung bedeutet im<br />

dennoch bekannt über <strong>die</strong> a~fsichts~flichtigen Gremien, <strong>die</strong> sich den kritischen System e<strong>in</strong>er Macht- und Profitwirtschaft e<strong>in</strong> schlechtes Geschäft. - ,Wer zuerst<br />

Sachverstand vom Leibe halten, <strong>in</strong>dem nur Atomförderer <strong>in</strong> <strong>die</strong> entsprechenden kommt, mahlt zuerst.' Andererseits dürften gebildete Chemiker und Physiker, <strong>die</strong> ja<br />

Gremien h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewählt werden. Wolfgang Knigge vom ,,Weltbund zum Schutze kraft ihrer Bildung bei der Anwendung von Erf<strong>in</strong>dungen zur Zurückhaltung<br />

des Lebens" zitiert aus e<strong>in</strong>er Dissertation: „Angesichts <strong>die</strong>ser Lage erwies sich mahnen müssen, bei e<strong>in</strong>er Industrie, wie wir sie heute haben, wenig gefragt se<strong>in</strong>. Von<br />

das . . . allen beteiligten Privaten (Anm. Berater) geme<strong>in</strong>same Interesse, möglichst<br />

r<br />

ethnischen Sachzwängen bedrängt und von der Konkurrenz herausgefordert, sieht<br />

Ir sich e<strong>in</strong> Manager - auch wenn er es noch so gut me<strong>in</strong>t - gezwungen, e<strong>in</strong>e<br />

viel Geld vom Staat zu erhalten, als der größte geme<strong>in</strong>same Nenner: <strong>die</strong> DA~K<br />

(Deutsche Atomkommission) und ihre Untergliederung entwickelten sich nach marktträchtige Erf<strong>in</strong>dung so rasch wie möglich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Produktion zu geben, da sonst<br />

e<strong>in</strong>em ,Scherzwortc der M<strong>in</strong>isterialbürokratie zu ,Verteilerkreisen zur gegenseitigen der andere das Geschäft ma~ht."~'<br />

Be<strong>die</strong>nung', zu ,professoralen Interessenkartellen', <strong>die</strong> nach dem Stichwort handelp khnlich argumentiert der Nobelpreisträger Prof. Dr. George Wald: ,,Noch<br />

ten: ,Gibst Du mir e<strong>in</strong>en Beschleuniger, geb' ich Dir e<strong>in</strong>en Reaktor'. . . Die mer ist <strong>die</strong> Annahme verbreitet, da8 Regierungspolitik mit e<strong>in</strong>er Unterrichtung<br />

Mitglieder der Beratungsgremien . . . s<strong>in</strong>d nicht nur <strong>die</strong> fachkundigen Berater, r Wähler verbunden ist, und daß e<strong>in</strong>e Regiemng e<strong>in</strong>e Politik verfolgt, <strong>die</strong> das<br />

sondern gleichzeitig ihre eigenen Interessenvertreter . . . Noch heute f<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong> orrentliche Wohl am meisten fördert. Damit wird auch der ständige Ruf nach mehr<br />

qualifizierter Atomkritiker unter den Beratergremien der Regierung (RSK, SSK). Forschung begründet. Tatsächlich ist aber fast das Gegenteil wahr: Sobald sich e<strong>in</strong>e<br />

Seit Jahrzehnten handeln <strong>die</strong> Interessenten der Atomenergieentwicklung <strong>in</strong> eigen- Politik für e<strong>in</strong>en Weg - und das gewöhnlich aus wirtschaftlichen und ,politischeng<br />

nütziger Weise ihre Interessen untere<strong>in</strong>ander aus. In vertraulichen Fachkommissio- Oberlegvngen - entschieden hat, wird nur <strong>die</strong> Uffentlichkeitsarbeit gesucht, welche<br />

nen werden unter f<strong>in</strong>anzieller Mithilfe des Staates als ,dritter Hand' <strong>die</strong> Weichen zur <strong>die</strong>se Entscheidung stützt. Also folgt <strong>die</strong> öffentliche Me<strong>in</strong>ung der Politik und nicht<br />

schnellsten Durchsetzung ihrer Ziele gestellt. Vertrauend auf <strong>die</strong> ,normative Kraft umgekehrt, wie es se<strong>in</strong> müßte! . . . Es bleibt e<strong>in</strong>e Tatsache, dai3 <strong>die</strong> Befürworter e<strong>in</strong>es<br />

des Faktischen' durch rnilliardenschwere bauliche Tatsachen wird e<strong>in</strong>er unvorbeschnellen<br />

Ausbaues der Atom<strong>in</strong>dustrie, der Lockerung der Sicherheitsvorschriften,<br />

reiteten Offentlichkeit <strong>die</strong> Unverzichtbarkeit <strong>die</strong>ser Technik suggeriert."48<br />

der Verharmlosung der Gefahren und der Beschwichtigung der Uffentlichkeit e<strong>in</strong>e<br />

Den ,,WissenschaftenN und dem ,,Wissens~haftler'~ kommt <strong>in</strong> der Propaganda- ungeheure <strong>in</strong>dustrielle, politische und geldliche Unterstützung erfahren. Diesen<br />

masch<strong>in</strong>e der Atom<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu: mit ihrer Hilfe werden<br />

Forschern w<strong>in</strong>kt sofort großer Gew<strong>in</strong>n, amtliche Zustimmung, begierige Aufnahme<br />

I falsche Aussagen frisiert. Die meisten Menschen haben großen Respekt vor und breite Bekanntheit."52 ,,Aber <strong>die</strong> Hauptfaktoren, <strong>die</strong> das Vertrauen der<br />

Wissenschaftlern. Was sie sagen, gilt als richtig, denn es ist wissenschaftlich. Und Offentlichkeit <strong>in</strong> <strong>die</strong> Nuklear<strong>in</strong>dustrie schw<strong>in</strong>den ließ, waren nicht <strong>die</strong>se politischen<br />

I Wissenschaftler können beweisen, was sie sagen, oder sie tun zum<strong>in</strong>destens so. Nun1 Erkenntnisse, sondern daß <strong>die</strong> amerikanische Behörde AEC ihre Hauptaufgabe <strong>in</strong><br />

lassen sie uns <strong>die</strong>se Wissenschaft e<strong>in</strong>mal genauer betrachten. Prof. Dr. Max<br />

der Förderung der Nuklear<strong>in</strong>dustrie sah und dafür sogar bereit war, Kompromisse<br />

Thürkauf aus Basel schreibt: ,,Zur Zeit arbeiten auf der Erde mehr als 400 00kden<br />

Sicherheitsvorschriften zu machen, nur um ihr Ziel der Fördemng möglichst<br />

Wissenschaftler ausschließlich an der Entwicklung neuer Waffen. Die sogenannte<br />

schnell zu erreichen. Es war hauptsächlich das Ver<strong>die</strong>nst von Individuen außerhalb<br />

wertfreie Wissenschaft, von der immer noch <strong>die</strong> Rede ist, hat es nie gegeben . . . Die der Behörde und Industrie, <strong>die</strong> gegen den hartnäckigen Widerstand von Regierunmoderne<br />

Wissenschaft entartet immer mehr zu e<strong>in</strong>er Laboratoriumstechnologi~~~o<br />

gen, Herstellern und Behörden strengere Sicherheitsmaßnahmen und -kontrollen<br />

man sich mit der Richtigkeit von Meßresultaten begnügt. . . Im modernen<br />

er~wan~en."~~<br />

Wissenschaftsbetrieb genügt <strong>die</strong> Richtigkeit; <strong>die</strong> Wahrheit schadet der Karriere . . . Diese Worte von Prof. Wald sagen im wesentlichen, daß de <strong>die</strong> vielen und teuren<br />

Das stimmt ebenso wie <strong>die</strong> Ursache für <strong>die</strong>se ,~issenschaftler'-~ermehang:<br />

Si~herheitsforschun~s<strong>in</strong>stitute und <strong>die</strong> Tausende von Wissenschaftlern, <strong>die</strong> Reakto-<br />

1C

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!