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Friedlich in die Katastrophe - Projektwerkstatt

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Holger Swohm: <strong>Friedlich</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kamh r 1<br />

'. - Der Bereich wissenschaftlicher Institutionen sowie <strong>die</strong> Stellung der Wissenschaftler<br />

untere<strong>in</strong>ander zeichnen sich durch starke hierarchische Strukturen aus. E<strong>in</strong>e -an<br />

der Spitze stehende Wissenschaftselite, <strong>die</strong> nur noch wenig mit fachwissenschaftli-<br />

Arbeit beschäftigt ist, erfüllt hauptsächlich wissenschaftspolitische Funktionen,<br />

worunter besonders <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ierung der Aufgaben und <strong>die</strong> Vertretung der<br />

wissenSchaft nach außen fallen. Dar<strong>in</strong> liegt e<strong>in</strong> zusätzlicher starker Informationsfilter,<br />

der zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Ausrichtung der wissenschaftlichen Me<strong>in</strong>ungsäu-<br />

, gemng<br />

Außerdem ist e<strong>in</strong>e massive Zensur ,,gang und gäbe". Prof. Robert Jungk schrieb:<br />

„Die Mitarbeiter des Kernforschungszentrums Karlsruhe stehen <strong>in</strong>zwischen sogar<br />

unter zweifacher Publikationszensur. E<strong>in</strong>mal ist das Zentrum durch e<strong>in</strong>en Vertrag<br />

mit der Firma ,InteratomC verbunden, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e besonders scharfe und über <strong>die</strong><br />

Geheimhaltung technischen Wissens h<strong>in</strong>ausgehende Kontrolle der Me<strong>in</strong>ung und des<br />

~erhaltens der ihr verbundenen Fachkräfte anstrebt. Zweitens haben nun außerdem<br />

seit Juli 1977 <strong>die</strong> für ihre strengen Informationskontrollen bekannten Instanzen der<br />

französischen Atom<strong>in</strong>dustrie auch noch e<strong>in</strong> Wort mitzureden, das ihnen laut dem<br />

neuen Kooperationsvertrag mit den Deutschen zusteht. Sie haben das Recht, jede<br />

Publikation e<strong>in</strong>es Institutsmitglieds vorher zu lesen und unter Umständen für<br />

Veröffentlichungen zu sperren."65 Ahnlich äußerte sich der Journalist Wolfgang<br />

Rieger 1978 <strong>in</strong> der ,,Zeitc': „Von e<strong>in</strong>em ,Maulkorberlaß' am Kernfor~chun~szentrum<br />

<strong>in</strong> Karlsruhe ist <strong>in</strong> letzter Zeit immer wieder gesprochen worden. Es heißt,<br />

Mitarbeiter <strong>die</strong>ser Institution müßten Aufsätze und Vorträge vor der Veröffentlichung<br />

zur Freigabe der Geschäftsführung vorlegen. Darauf achte man besonders,<br />

seitdem es enge entwicklungstechnische Verb<strong>in</strong>dungen zwischen der deutschen und<br />

französischen Kernkraft<strong>in</strong>dustrie und dem Karlsruher Zentrum gebe . . . Hier wird<br />

<strong>die</strong> Freiheit des Forschers - man kann es drehen und wenden wie man will - durch<br />

<strong>die</strong> kommerziellen Interessen der späteren <strong>in</strong>dustriellen Entwicklung se<strong>in</strong>er Unter-<br />

~uchun~sergebnisse e<strong>in</strong>geschränkt."66 Rieger zitiert auch <strong>die</strong> Erklärungen von Prof.<br />

Hans Wolfgang Levi (wissenschaftlicher Geschäftsführer des Hahn-Meitner-<br />

Instituts <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>): „Wir arbeiten eng mit der Industrie zusammen, betreiben nicht<br />

nur re<strong>in</strong>e Grundlagenforschung. Wenn sich e<strong>in</strong> Institut <strong>die</strong>ser Art generell<br />

ablehnend äußert, ist das für <strong>die</strong> Industrie nicht z~mutbar."~~ Auch Wolfgang<br />

Breyers (Interatom) Ansicht ist typisch für <strong>die</strong> Branche: „Jemand, der <strong>die</strong> friedliche<br />

Nutzung der Kernenergie grundsätzlich ablehnt, sollte nicht <strong>in</strong> der Nuklear<strong>in</strong>dustarbeiten<br />

. . . Wenn e<strong>in</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> der Nuklear<strong>in</strong>dustrie öffentlich den Bau<br />

und Betrieb von Kernkraftwerken verurteilt, verletzt er se<strong>in</strong>e L~~alitätspflicht und<br />

muß deshaib mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen re~hnen."~~Wie dramatisch und<br />

drastisch <strong>die</strong> wissenschaftlichen Säuberungsaktionen an den mit Steuergeldern<br />

f<strong>in</strong>anzierten Großforschungs<strong>in</strong>stituten s<strong>in</strong>d, zeigen zwei Erklärungen der Bundesregierung<br />

vor dem Bundestag: „Nach Kenntnis der Bundesregierung gibt es an den

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