Was ich vergessen habe - Staatstheater Braunschweig
Was ich vergessen habe - Staatstheater Braunschweig
Was ich vergessen habe - Staatstheater Braunschweig
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Junges <strong>Staatstheater</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Spielzeit 2010/2011<br />
www.staatstheater-braunschweig.de<br />
Junges@staatstheater-braunschweig.de<br />
Tel. (0531) 1234 542<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> 9+<br />
von Edward van de Vendel<br />
Uraufführung<br />
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf<br />
Dramatisierung von Andreas Steudtner<br />
Materialmappe 1<br />
»Alt und Jung«<br />
Warum <strong>vergessen</strong> alte Leute Dinge? Und warum machen das auch junge<br />
Leute? Ist Vergessen manchmal auch gut? Und wo können wir voneinander<br />
lernen, die Alten von den Jungen und die Jungen von den Alten?
Elmers Großvater (Peter Korn), Soscha (Alisa Levin) und Elmer (Holger Foest)<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 2
Herzl<strong>ich</strong> Willkommen!<br />
Mit unserer Produktion von Edward van de Vendels »<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong>«<br />
starten wir in unsere erste Saison. Das Junge <strong>Staatstheater</strong> hat s<strong>ich</strong> in<br />
der Spielzeit 2010/2011 neuformiert, unter neuer Leitung und mit neuem<br />
Team wollen wir mehr Theater für junge Leute anbieten. Wir wollen Theater<br />
zeigen, dass die jungen Zuschauer in eine andere Welt entführt; eine Welt, die<br />
ihnen erst einmal ungewohnt erscheint; eine Welt, die sie mit ihren Augen<br />
überprüfen können; eine Welt, die aber eigentl<strong>ich</strong> doch n<strong>ich</strong>t so »fremd« ist.<br />
So können sie ihre eigene Lebensrealität anhand der Bühnenwirkl<strong>ich</strong>keit »geschützt«<br />
überprüfen.<br />
In van de Vendels Roman, der nun erstmals auf die Bühne kommt, geht es um<br />
den 11jährigen Elmer. In seine Klasse kommt eine neue Schülerin, Soscha.<br />
Beide verstehen s<strong>ich</strong> auf Anhieb und werden Freunde. So lernen sie auch die<br />
Familie des anderen kennen: Soscha lebt in einer Großfamilie; Elmer hingegen<br />
hat nur seine Mutter, seine Tante und einen Großvater, der n<strong>ich</strong>t mehr<br />
redet. – Wie gehen Kinder mit ihren Großeltern um? Wie erleben die Kinder<br />
ihre Großeltern? Wie können Kinder mit der Krankheit »Alzheimer« umgehen?<br />
Unsere Materialmappe soll s<strong>ich</strong> an alle unsere Zuschauer r<strong>ich</strong>ten. – Sie bietet<br />
einen Überblick über das Stück, informiert über den Autor, dient zur Vor- und<br />
Nachbereitung.<br />
Christoph Macha für das Junge <strong>Staatstheater</strong><br />
Kontakte<br />
Junges@staatstheater-braunschweig.de<br />
Tel. (0531) 1234 542<br />
Leitung<br />
AndreasSteudtner@staatstheater-braunschweig.de<br />
Tel. (0531) 1234 521<br />
Dramaturgie<br />
ChristophMacha@staatstheater-braunschweig.de<br />
Tel. (0531) 1234 524<br />
Organisation/Künstlerische Mitarbeit<br />
JudithZeitner@staatstheater-braunschweig.de<br />
Tel. (0531) 1234 542<br />
Leitung Theaterpädagogik<br />
CarmenWaack@staatstheater-braunschweig.de<br />
Tel. (0531) 1234 541<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 3
Besetzung<br />
Inszenierung Sebastian Wirnitzer<br />
Bühne und Kostüme Vinzenz Gertler<br />
Musik Marko Werner<br />
Dramaturgie Christoph Macha<br />
Theaterpädagogik Carmen Waack<br />
Elmer Jonas de Jong Holger Foest<br />
Soscha Londerseel Alisa Levin<br />
Elmers Mutter, Schuldirektorin/Anja, Elmers Tante/Maud, Altenpflegerin<br />
Nina El Karsheh<br />
Mark/Jackson, eigentl<strong>ich</strong>: Ivar, Soschas Bruder Marko Werner<br />
Marianne Fantou, Französischlehrerin Annagerlinde Dodenhoff<br />
Remmelt de Jong, Elmers Großvater Peter Korn<br />
Klein-Elmer auf dem Tonband Viktor Caplan<br />
Regieassistenz, Spielleitung und Soufflage Marie Rodewald – Produktionsassistenz<br />
Christine Wagenleiter<br />
Technischer Direktor Heiner Heumann – Ausstattungswerkstätten Petra Röder<br />
– Produktionsingenieur Stephan Busemann – Bühnentechnik, Beleuchtung<br />
und Ton Thoralf Kotlenga, Frank W. Rosenthal – Kostümabteilung Antonia<br />
Fietz – Chefmaskenbildner Steffen Gerber – Maske Lisa Widdecke –<br />
Leitung der Requisite Peter Fligg – Tischlerei Peter Kranzmann – Schlosserei<br />
Armin Zühlke – Malsaal Sonja Bähr – Deko- und Möbelabteilung Axel<br />
Schneider<br />
Premiere 26.09.2010, 16.00 im Haus Drei<br />
Vorstellungsdauer ca. 75 Minuten – keine Pause<br />
Aufführungsrechte Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf GmbH, Hamburg<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 4
Themen<br />
In dem Stück »<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong>« werden mehrere Themen angesprochen,<br />
fünf zentrale Themen nennen wir hier: »Alt und Jung«, »Freundschaft«,<br />
»Erste Liebe«, »Familie« und »Demenz«. – Dem »Alt und Jung« widmen wir<br />
uns dabei besonders in dieser Materialmappe.<br />
Alt und Jung<br />
»Es schadet niemals, s<strong>ich</strong> für alle Lebensabschnitte ein Stück Jugend zu bewahren,<br />
und es ist immer besser, im Alter jugendfrisch zu sein, als greisenhaft<br />
in jungen Tagen.«<br />
Wilhelm Heinr<strong>ich</strong> Riehl<br />
»The old believe everything; the middle-aged suspect everything; the young<br />
know everything.«<br />
Oscar Wilde<br />
»Opa ist müde.«<br />
Elmer<br />
Freundschaft<br />
»Freundschaft erlaubt einem n<strong>ich</strong>t automatisch, dem anderen unangenehme<br />
Dinge zu sagen. Je näher man einem Menschen ist, desto w<strong>ich</strong>tiger werden<br />
Taktgefühl und Höfl<strong>ich</strong>keit. «<br />
Oliver Wendell Holmes<br />
»Ein Freund ist gle<strong>ich</strong>sam ein anderes Ich.«<br />
Marcus Tullius Cicero<br />
»Wer Freundschaft schließen will, muss über die Vorgesch<strong>ich</strong>te des anderen<br />
Bescheid wissen.«<br />
Soscha<br />
Erste Liebe<br />
»Die ersten Schritte, die uns in den Irrgarten der Liebe bringen, sind so angenehm,<br />
die ersten Auss<strong>ich</strong>ten so reizend, dass man sie gar zu gern in sein Gedächtnis<br />
zurückruft.«<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
»O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, der ersten Liebe goldne Zeit! Das Auge<br />
sieht den Himmel offen, es schwelgt das Herz in Seligkeit. O dass sie ewig<br />
grünen bliebe, die schöne Zeit.«<br />
Friedr<strong>ich</strong> von Schiller<br />
»Hast du Lust‚ auf ein Problem? Vielle<strong>ich</strong>t bin <strong>ich</strong> gerade dabei, m<strong>ich</strong> zu verlieben!«<br />
Soscha<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 5
Familie<br />
»Die Familie ist die älteste aller Gemeinschaften und die einzige natürl<strong>ich</strong>e.«<br />
Jean-Jacques Rousseau<br />
»Familien <strong>habe</strong>n heute ein Schmarotzerimage. Sie müssen s<strong>ich</strong> von Finanzexperten<br />
vorrechnen lassen, wie teuer Bildungsinstitute für ihre Kinder sind.«<br />
Susanne Mayer<br />
»Scheint eine sehr lebendige Familie zu sein.«<br />
Mutter<br />
Demenz<br />
»Vergessen, Verwirrung, Veränderung. <strong>Was</strong> bleibt ist ein Mensch.«<br />
Mathilde Tepper<br />
»Die Person sickert Tropfen für Tropfen aus der Person heraus.«<br />
Arno Geiger<br />
»Wenn man alles vergisst, dann kann man eine ganze Menge n<strong>ich</strong>t mehr.«<br />
Elmer<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 6
Elmer (Holger Foest) und seine Mutter (Nina El Karsheh)<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 7
Inhalt des Stücks<br />
Soscha kommt neu in die Klasse, sie sucht s<strong>ich</strong> den Platz neben dem<br />
11jährigen Elmer aus. Er wird rot. Mark macht s<strong>ich</strong> über Elmer und Soscha<br />
lustig, Soscha schlägt Mark eine blutige Lippe. Elmer und Soscha müssen<br />
Strafarbeiten erledigen, die beiden werden Freunde. »Wer Freundschaft<br />
schließen will, muss über die Vorgesch<strong>ich</strong>te des anderen Bescheid wissen.«<br />
Beide schreiben eine Liste über s<strong>ich</strong> selbst.<br />
Elmer fragt seine Mutter, was er über seinen Vater schreiben soll. »<strong>Was</strong> wir<br />
immer sagen. Vor zehn Jahren weggegangen und nie mehr wiedergekommen«,<br />
antwortet seine Mutter und fragt ihren Sohn, was er über seinen Großvater<br />
schreibt. Elmer will n<strong>ich</strong>ts über Opa Remmelt schreiben.<br />
Die beiden Kinder tauschen ihre Listen aus. Beide leben in unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />
Familienmodellen, Elmer allein mit seiner Mutter und Soscha in einer Großfamilie.<br />
– Soscha erklärt Elmer, dass sie s<strong>ich</strong> vielle<strong>ich</strong>t in ihn verliebt. »Geküsst<br />
wird erst, wenn du es willst.«<br />
Elmers Mutter, die Schuldirektorin ist, schickt ihren Sohn für einen Abend zu<br />
Soschas Familie, weil sie am Abend »Mitbestimmungsratsversammlung« hat.<br />
– Beide sind darüber überrascht, dass ihre Mütter deshalb miteinander telefoniert<br />
<strong>habe</strong>n.<br />
Mark fragt Elmer, ob Elmer mit Soscha geht; er will wissen, ob er bei Soscha<br />
noch eine Chance hat. Mark versteht n<strong>ich</strong>t, dass ein Mädchen Elmer »nett«<br />
findet.<br />
Elmer lernt Soschas Familie kennen. Soscha bringt ihm die polnischen Worte<br />
für »Kein Problem« - »Nie ma problemu« bei. Soschas Bruder, Jackson, stört<br />
die beiden.<br />
Soscha und Elmer besuchen Elmers Tante Anja, diese telefoniert mit ihrem<br />
neuen Freund. Anja schenkt ihrem Neffen ein altes Tonbandgerät, welches<br />
Opa Remmelt gehörte. Auf einem Tonband spr<strong>ich</strong>t eine Frauenstimme ein<br />
französisches Ged<strong>ich</strong>t, es ist »für Remmelt«. Elmer stutzt, denn es war n<strong>ich</strong>t<br />
die Stimme von Elmers Großmutter.<br />
Abends erzählt Elmer seiner Mutter von dem Tonband. Soscha möchte Elmers<br />
Opa kennen lernen, Elmer will eigentl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t, gibt dann nach: »nie ma<br />
problemu.«.<br />
Elmers Mutter vers<strong>ich</strong>ert ihrem Sohn, dass Oma und Opa immer zusammen<br />
waren. Sein Großvater war Seemann, im Alter ist er gereist, im Kopf und beim<br />
Malen seiner Bilder.<br />
Soscha möchte mit Elmer den Opa besuchen, Jackson erinnert seine kleine<br />
Schwester an den Zahnarztbesuch, sie mussweg. Die beiden Jungen spielen<br />
Fußball, quatschen über ihre Väter. Der eine hat keinen und der andere<br />
kommt mit seinem n<strong>ich</strong>t klar.<br />
Elmer und Soscha kommen im »Haus Sonne« an, sie werden von Pflegerin<br />
Maud begrüßt und zu Opa Remmelt geführt. Dieser rührt s<strong>ich</strong> auch nach vie-<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 8
len Bemühungen n<strong>ich</strong>t. Elmer ist traurig, dass er mit seinem Großvater n<strong>ich</strong>t<br />
kommunizieren kann.<br />
Am Abend überrascht Jackson Elmer zu Hause (»Freundschaftspolizei«), sie<br />
reden über Soscha. Jackson findet es gut, dass seine kleine Schwester neuerdings<br />
»leuchtet«. Jackson raucht in der Wohnung, Elmer hat keine Ahnung,<br />
dass es Haschisch ist.<br />
Die Mutter möchte n<strong>ich</strong>t mehr, dass Jackson Elmer besucht und Drogen in die<br />
Wohnung bringt.<br />
Mark fragt Elmer erneut, ob er mit Soscha geht. Er antwortet n<strong>ich</strong>t r<strong>ich</strong>tig, bietet<br />
Mark an »ein gutes Wort« einzulegen.<br />
Soscha findet Mark nett, er sei ein »Pony«; stre<strong>ich</strong>eln wäre okay, aber mehr<br />
n<strong>ich</strong>t. – Elmer und Soscha reden über den Opa und seine Bilder, Elmer holt<br />
ein Bild. Sie beschließen es mit ins Pflegeheim zunehmen.<br />
Soscha besucht Elmer wieder; bei ihr zu Hause gab es einen großen Streit<br />
zwischen ihrem Vater und Jackson, »ein blutiger Kampf zwischen zwei<br />
Pitbulls ist n<strong>ich</strong>ts dagegen«. – Soscha schaut s<strong>ich</strong> wieder das Bild von Opa<br />
Remmelt an, die beiden Kinder entdecken auf einer Fahne eine Telefonnummer.<br />
Sie wählen die Nummer, es ist die Frauenstimme vom Tonbandgerät:<br />
Marianne Fantou.<br />
Die beiden besuchen Frau Fantou, Opa Remmelt hat bei ihr Französisch-<br />
Stunden genommen, sie lasen zusammen Sonette. – Elmer macht Frau<br />
Fantou klar, dass Opa und Oma immer zusammen waren, er rennt weg.<br />
Elmer ist wütend, er versteht die Welt n<strong>ich</strong>t mehr: Jackson und die Drogen,<br />
seine Mutter, Frau Fantou und natürl<strong>ich</strong> seine Gefühle für Soscha. – Jackson<br />
kommt auf dem Bolzplatz. Beide streiten s<strong>ich</strong>, Elmer versteht den Kampf zwischen<br />
Jackson und seinem Vater n<strong>ich</strong>t, er versteht die Drogen n<strong>ich</strong>t, …<br />
Elmers Mutter weiß von Soscha über den Besuch bei Frau Fantou Bescheid,<br />
Die Mutter erklärt Elmer, dass Frau Fantou und Remmelt n<strong>ich</strong>t »rumgemacht«<br />
<strong>habe</strong>n. Elmer ist immer noch verwirrt, er muss morgen n<strong>ich</strong>t in die Schule.<br />
Mark besucht Elmer, sie reden über Soscha. Elmer glaubt, dass Soscha auf<br />
ihn böse ist, Mark erklärt ihm das Gegenteil. – Elmer will zum »Haus Sonne«–<br />
Die Mutter und Soscha kommen nach Hause, sie gibt ihm einen Kuss.<br />
Elmer schenkt Frau Fantou Opa Remmelts Bild mit der Telefonnummer.<br />
Im Pflegeheim angekommen, spielt Elmer Opa Remmelt das französische<br />
Sonett über die Liebe vor, der Opa reagiert n<strong>ich</strong>t. Soscha und Elmers Mutter<br />
sind traurig. Erst als auf dem Tonband ein Lied beginnt, welches Elmer als<br />
sehr kleines Kind gesungen hat, reagiert der Großvater mit einer Bewegung.<br />
Die drei sind erstaunt.<br />
Soscha möchte Elmer zu s<strong>ich</strong> einladen, dieser möchte n<strong>ich</strong>t, er braucht Zeit.<br />
Aber sie werden s<strong>ich</strong> bald wiedersehen. – Soscha schaut Elmer lange an. Und<br />
dann spitzt sie die Lippen und leise, ganz leise, sagt sie: »Nie ma problemu«.<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 9
Autor<br />
Edward van de Vendel wurde an einem Sommertag 1964 in einer kleinen<br />
Stadt im Herzen der Niederlande geboren. Als Junge träumte er davon Profifußballer<br />
oder ein berühmter Sänger zu werden. Stattdessen wurde er Lehrer<br />
an einer Grundschule. Und weil er seinen Beruf sehr liebte, gründete er zusammen<br />
mit anderen Kollegen eine eigene Schule, deren Schulleiter er für<br />
einige Jahre war. Aber langsam wurde eine andere Liebe stärker: die Liebe<br />
zur Sprache. Er begann Ged<strong>ich</strong>te zu schreiben und 1996 veröffentl<strong>ich</strong>te er<br />
seinen ersten Ged<strong>ich</strong>tband. Seither sind viele weitere Bücher von ihm erschienen,<br />
unter anderen »Tage der Bluegrass-Liebe«, »Die langen Nächte der<br />
Stille«, »Großvater, Kleinvater«, »Twice oder cooler als Eis«, »Super Guppy«,<br />
»Zwei Millionen Schmetterlinge«, «Anna Maria Sofia und der kleine Wim«,<br />
»Spring, wenn du d<strong>ich</strong> traust« und natürl<strong>ich</strong> »<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong>« (»Wat<br />
ik vergat«). Dieser Roman ist 2001 in den Niederlanden erschienen, 2005 war<br />
er für den Deutschen Kinderbuchpreis nominiert. In Deutschland ist es beim<br />
Carlsen-Verlag erschienen.<br />
Inzwischen arbeitet Edward van de Vendel hauptberufl<strong>ich</strong> als Autor und lebt in<br />
Rotterdam. Er schreibt sowohl Jugendromane als auch Bücher für Leseanfänger,<br />
Texte für Bilderbücher, Ged<strong>ich</strong>te für alle Altersgruppen und sogar Sachbücher.<br />
Er schreibt aber auch Liedtexte für befreundete Künstler.<br />
Drei seiner Bücher wurden mit dem "Gouden Zoen" (bestes Jugendbuch)<br />
ausgeze<strong>ich</strong>net, vier weitere mit dem "Zilveren Griffel" (bestes Kinderbuch) und<br />
eines mit dem "Woutertje Pieterse Prijs" (Kritikerpreis für das beste literarische<br />
Buch des Jahres). Lizenzen seiner Bücher wurden nach Deutschland, Italien,<br />
Spanien, Slowenien, USA, Portugal, Indien, Brasil, Norwegen, Dänemark und<br />
Frankre<strong>ich</strong> verkauft.ien<br />
Mehr über den niederländischen Autoren ist auf seiner Website zu finden:<br />
www.edwardvandevendel.com.<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 10
Elmer (Holger Foest) und Jackson (Marko Werner); unten Elmers Großvater (Peter<br />
Korn)<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 11
Vorbereitung<br />
Listen<br />
1<br />
Das Mädchen Soscha findet, wenn man Freundschaft schließt, dann muss<br />
man über die Vorgesch<strong>ich</strong>te des Anderen Bescheid wissen. Deshalb schreiben<br />
sie und Elmer eine Liste über s<strong>ich</strong>.<br />
Fertigt auch eine Liste über euch an.<br />
In der Liste können zum Beispiel euer Lieblingsessen, wie viele Brüder<br />
und/oder Schwestern ihr habt, wie eure Eltern heißen, wo ihr herkommt stehen,<br />
… Alles ist mögl<strong>ich</strong>. Vielle<strong>ich</strong>t schreibt ihr auch etwas über eure Großeltern.<br />
Nachdem ihr eure Liste habt, lest sie euch in Zweier-Gruppen gegenseitig vor.<br />
Versucht, euch so viel wie mögl<strong>ich</strong> zu merken.<br />
Nachdem ihr fertig seid, erzählt euch noch einmal eure Liste. Diesmal aus<br />
dem Kopf und diesmal die Liste von euren Gegenüber. Habt ihr euch alles<br />
merken können? Oder habt ihr etwas <strong>vergessen</strong>?<br />
2<br />
Macht noch eine Liste: Stellt euch vor, ihr seid 40 Jahre alt.<br />
Wie sieht jetzt die neue Liste aus? Habt ihr Kinder? <strong>Was</strong> ist euer Beruf?<br />
Lest euch auch diese Liste in Zweier-Gruppen vor. Merkt euch wieder so viel<br />
wie mögl<strong>ich</strong> und zählt dem anderen auf, was er auf seiner Liste stehen hat.<br />
3<br />
Stellt euch vor, ihr seid 70 Jahre alt. Wie habt ihr euer Leben gelebt? <strong>Was</strong><br />
habt ihr gemacht? Habt ihr Enkel? Wie ist euer Verhältnis zu euren Enkeln?<br />
Lest diese Liste in Zweier-Gruppen vor. Merkt euch wieder die andere Liste<br />
und erzählt sie euch gegenseitig.<br />
Ganz schön schwer, n<strong>ich</strong>ts zu <strong>vergessen</strong>. Oder?<br />
Liebe nachfragen<br />
1<br />
Macht einander in Zweier-Gruppen eine Liebeserklärung ohne Worte.<br />
Wie verlieben s<strong>ich</strong> Tiere ineinander?<br />
Bildet Zweier-Gruppen und verliebt euch als Tiere ineinander. Probiert verschiedene<br />
Gattungen aus (Löwen, Papageien, Krokodile, Hunde, Würmer,<br />
Schnecken etc.) und kommuniziert dabei über die Körpersprache (Geräusche<br />
dürft ihr natürl<strong>ich</strong> auch einsetzen).<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 12
Wie verändert s<strong>ich</strong> die Körpersprache? Wie nähern s<strong>ich</strong> die unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />
Arten einander an?<br />
2<br />
Sucht euch nach mehreren Tierarten eine Tierart aus, die ihr besonders mögt.<br />
Baut ein Standbild! Ein Standbild ist eine »lebendige« Skulptur. Sucht euch<br />
eine typische Szene für das Verlieben eurer Tierart aus und »friert« die Szene<br />
ein. Bleibt in der Bewegung stehen, bewegt euch n<strong>ich</strong>t mehr.<br />
Zeigt anderen euer Standbild. – Ist eure Szene so »r<strong>ich</strong>tig«? Ist das typisch<br />
genug, erkennen die anderen die Tierart?<br />
3<br />
Wie <strong>habe</strong>n s<strong>ich</strong> eure Eltern kennen gelernt? Eure Großeltern verliebt?<br />
Fragt sie und erzählt am nächsten Tag euren Freunden davon. <strong>Was</strong> war bei<br />
den Eltern und Großeltern besonders spannend? Haben sie vielle<strong>ich</strong>t schon<br />
<strong>vergessen</strong>, wie es war …<br />
Wie stellt ihr euch euer erstes Verlieben vor? Nehmt euch ein Blatt Papier und<br />
malt einen großen Kreis, in die Mitte des Kreises macht ihr einen Punkt. Der<br />
Punkt in der Mitte steht für ein »tolles« Gefühl beim Verlieben, der Kreisrand<br />
für ein »schlechtes Gefühl«. Nehmt euch jetzt einen Stift in einer anderen Farbe.<br />
– Wenn ihr euch verliebt, wo würde der Verliebtheitspunkt in dem Kreis<br />
liegen? Gibt es vielle<strong>ich</strong>t mehrere Punkte? Ist Verliebt sein ein schönes oder<br />
n<strong>ich</strong>t so schönes Gefühl?<br />
4<br />
Küssen: Elmer hat keine Ahnung, sagt er. Soscha hingegen weiß, dass es<br />
schön werden wird. Sie will ihren Elmer küssen.<br />
Mark würde auch gern Soscha küssen, mit ihr gehen. Soscha will n<strong>ich</strong>t. –<br />
Stellt euch vor ihr wärt Mark. Wie würde euer Ges<strong>ich</strong>t aussehen, wenn ihr<br />
wisst, dass Soscha n<strong>ich</strong>t mit euch gehen will?<br />
Wen würdet ihr gern küssen?<br />
Schreibt den Namen auf einen Zettel und steckt in eure Hosentasche und vielle<strong>ich</strong>t<br />
werden Wünsche war.<br />
Hebt euch den Zettel immer auf, vielle<strong>ich</strong>t vergesst ihr so eure erste Liebe nie.<br />
5<br />
Wie würdet ihr euch necken? Soscha und Elmer »kabbeln« s<strong>ich</strong> in unserer<br />
Inszenierung und werfen s<strong>ich</strong> kleine Schimpfwörter zu, die eigentl<strong>ich</strong> keine<br />
sind.<br />
Wie geht die Reihe weiter?<br />
Börsenmakler – Zahnarzthelferin – Kinderbuchautorin - …?<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 13
Theaterbesuch<br />
In unserer Inszenierung reden die Figuren n<strong>ich</strong>t nur deutsch. Die Handlung<br />
spielt in den Niederlanden, deshalb begrüßen und verabschieden sie s<strong>ich</strong> auf<br />
Niederländisch. Das Mädchen Soscha hat eine polnische Mutter, deshalb<br />
sagt sie manchmal was auf Polnisch. Und Frau Fantou kommt aus Frankre<strong>ich</strong>.<br />
Niederländisch<br />
Geen problem Kein Problem<br />
Hartelijk bedankt Dankeschön<br />
Goedemorgen Guten Morgen<br />
Goedemiddag Guten Tag<br />
Goedenavond Guten Abend<br />
Goedenacht Gute Nacht<br />
Waar kom je vandaan? Wo kommst du her?<br />
Varweel Tschüss<br />
Tot morgen Bis morgen<br />
Polnisch<br />
Nie ma problemu Kein Problem<br />
Dziękuję Dankeschön<br />
Dzień dobry Guten Morgen<br />
Dzień dobry Guten Tag<br />
Dobry wieczór Guten Abend<br />
Dobranoc Gute Nacht<br />
Skad jesteś? Wo kommst du her?<br />
Cześć Tschüss<br />
Do jutra Bis morgen<br />
Französisch<br />
Frau Fantou spr<strong>ich</strong>t ein altes französisches Sonett. Hier könnt ihr das Ged<strong>ich</strong>t<br />
lesen und auch eine Übersetzung davon. Wenn man das Sonett übersetzt,<br />
dann funktionieren einige Sprachspiele aus dem Französischen n<strong>ich</strong>t mehr.<br />
Der Übersetzer des Romans Rolf Erdorf hat dazu einige Anmerkungen gemacht,<br />
diese sind hinter dem Sonett gedruckt.<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 14
Et la mer et l‘amour<br />
par Pierre de Marbeuf<br />
Et la mer et I‘amour ont I‘amer pour partage,<br />
Et la mer est amére, et lamour est amer,<br />
L´on s´abime en l´amour aussi bien qu´en la mer.<br />
Car la mer et l´amour ne sont point sans orage.<br />
Celui qui craint les eaux qu´il demeure au rivage,<br />
Celui qui craint les maux qu´on souffre pour aimer,<br />
Qu´il ne se laisse pas á l´aaour entflammmer,<br />
Et tous deux ils seront sans hasard de naufrage.<br />
La mére de l´amour eut la mer pour berceau,<br />
Le feu sort de l´amour, sa mère sort de l´eau,<br />
Mais l´eau contre ce feu ne peut fournir des armes.<br />
Si l´eau pouvait éteindre un brasier amoureux,<br />
Ton amour qui me brule est si fort douloureux,<br />
Que j`eusse éteint son feu de la mer de mes larmes.<br />
Das Meer und die Liebe<br />
von Pierre de Marbeuf<br />
Und das Meer und die Liebe, sie schmecken so gle<strong>ich</strong> –<br />
Herb ist die Liebe und herb ist die See.<br />
Die eine, die andre wird Abgrund dir jäh,<br />
Denn Liebe und See sind an Sturmtiefen re<strong>ich</strong>.<br />
Wer fürchtet die <strong>Was</strong>ser, der bleibe an Land.<br />
Wer fürchtet die Schmerzen, die leidet, wer liebt,<br />
Wenn auch der s<strong>ich</strong> den Flammen der Liebe n<strong>ich</strong>t gibt,<br />
Ist die Fährnis des Schiffbruchs für beide gebannt.<br />
Die Mutter der Liebe hat die See einst gewiegt,<br />
Das Feuer aus Liebe, deren Mutter dem <strong>Was</strong>ser entstieg,<br />
Und gegen diese Feuer kein <strong>Was</strong>ser je siegt.<br />
Löschte aus denn ein <strong>Was</strong>ser der Liebe Glut –<br />
M<strong>ich</strong> brennt deine Liebe mit so schmerzender Wut,<br />
Im Meer meiner Tränen hätte <strong>ich</strong> sie erstickt.<br />
Anmerkung des Übersetzers<br />
Dieses französische Sonett ist berühmt wegen der ersten Strophe, insbesondere<br />
seiner beiden ersten Zeilen. Der D<strong>ich</strong>ter Pierre de Marbeuf spielt hier mit<br />
dem – in n<strong>ich</strong>t-romanischen Sprache unnachahml<strong>ich</strong>en – Gle<strong>ich</strong>- und<br />
Ähnl<strong>ich</strong>klang folgender Wörter:<br />
l’amour (die Liebe)<br />
la mer (das Meer, die See)<br />
l’amer (das Bittere)<br />
la mère (die Mutter).<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 15
Diese Wortspiel »l’amour - la mer – l’amer« stammt allerdings n<strong>ich</strong>t ursprüngl<strong>ich</strong><br />
von Pierre de Marbeuf, sondern ist geklaut: Es findet s<strong>ich</strong> bereits in einer<br />
altfranzösischen Version der berühmten Gesch<strong>ich</strong>te von Tristian und Isolde,<br />
und zwar in dem erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten sogenannten<br />
»Carlisle-Fragment«, einer mittelalterl<strong>ich</strong>en Handschaft, die Teile des Epos<br />
«Tristian et Yseut« von Thomas von England enthält.<br />
Thomas von England verfasste sein Werk um 1160 und sein »Tristan et<br />
Yseut« war die direkte literarische Vorlage für Gottfried von Straßburgs mittelhochdeutsches<br />
Tristian-Epos. Gottfrieds »Tristan und Isolde« entstand 1210<br />
und ist in mehrere Handschriften erhalten. Der Stoff war also schon damals in<br />
ganz Europa berühmt – n<strong>ich</strong>t zuletzt wahrscheinl<strong>ich</strong> deshalb, weil er von<br />
ebendiesen drei Dingen handelt: la mer, l’amour und l’amer.<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 16
Soscha (Alisa Levin), Elmer (Holger Foest) und Frau Fantou (Annagerlinde<br />
Dodenhoff)<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 17
Nachbereitung<br />
Vergessen<br />
1<br />
Wer ist Opa Remmelt?<br />
Warum schweigt Opa Remmelt?<br />
Warum kann er s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr allein anziehen?<br />
Warum kann er n<strong>ich</strong>t mehr malen und singen wie früher?<br />
Warum will Elmer n<strong>ich</strong>t über seinen Opa erzählen?<br />
<strong>Was</strong> ist Erinnerung?<br />
<strong>Was</strong> bedeutet eigentl<strong>ich</strong> »er schweigt«?<br />
<strong>Was</strong> ist das Schlechte am Vergessen?<br />
<strong>Was</strong> ist das Gute am Vergessen?<br />
Bildet Dreier-Gruppen und beantwortet diesen Fragen. Sammelt eure Antworten<br />
auf kleinen Klebezetteln.<br />
Sortiert sie: <strong>Was</strong> ist »gutes« Vergessen? <strong>Was</strong> ist »schlechtes« Vergessen?<br />
Gibt es auch Zettel, die ihr n<strong>ich</strong>t r<strong>ich</strong>tig einordnen könnt?<br />
2<br />
Wie ist es mit euren Großeltern? Wisst ihr alles von ihnen? Haben sie schon<br />
Dinge <strong>vergessen</strong>?<br />
3<br />
Habt ihr schon einmal Dinge <strong>vergessen</strong>?<br />
Baut einen Stuhlkreis auf, setzt euch alle hin.<br />
Jemand fängt an und sagt zum Beispiel : »Ich <strong>habe</strong> schon einmal <strong>vergessen</strong><br />
mir die Zähne zu putzen.«<br />
Der linke Nachbar wiederholt den Satz und bildet einen Neuen dazu..<br />
Der nächste Nachbar wiederholt beide Sätze und ergänzt einen neuen.<br />
So geht es weiter.<br />
Vergessen geht sehr schnell, probiert das Spiel mehrmals aus. Wer vergisst<br />
als Erster?<br />
4<br />
Alzheimer?<br />
1901 von dem deutschen Arzt Alois Alzheimer zum ersten Mal beschrieben<br />
Morbus Alzheimer ist eine Form einer Demenzerkrankung. Bei einer Demenzerkrankung<br />
vergisst der Mensch der Dinge; n<strong>ich</strong>t nur sein Denken, auch Körperbewegungen<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 18
60-70% der Demenzkranken leiden unter Morbus Alzheimer<br />
Typisch: Anosognosie (Unfähigkeit der Wahrnehmung der eigenen Erkrankung:<br />
«Ich bin doch n<strong>ich</strong>t krank»; gilt auch für andere Demenzen)<br />
Zunächst Gedächtnisstörungen das Kurzzeitgedächtnis betreffend; später<br />
Wortfindungsstörungen, Verlernen alltägl<strong>ich</strong>er Verr<strong>ich</strong>tungen/Abläufe, Patienten<br />
erkennen vertraute Menschen und Gegenstände n<strong>ich</strong>t mehr wieder etc.<br />
Zum Teil große Persönl<strong>ich</strong>keitsveränderungen (z.B. unbegründete Wut- und<br />
Gewaltausbrüche)<br />
Stetiger Muskelabbau, kann dazu führen, dass der Kranke nur noch im Bett<br />
liegen kann<br />
Morbus Alzheimer verläuft langsam, ist n<strong>ich</strong>t heilbar<br />
Bis heute ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung n<strong>ich</strong>t vollständig erforscht<br />
Erinnern<br />
1<br />
Malt einen Str<strong>ich</strong> auf den Boden (oder klebt ihn mit Malerkreppband auf den<br />
Boden). Schließt die Augen und lauft von einem Ende des Str<strong>ich</strong>s zum anderen<br />
Ende. Wenn ihr glaubt, dass ihr angekommen seid, öffnet die Augen und<br />
überprüft, wo ihr gelandet seid.<br />
2<br />
Baut mit Stühlen ein Labyrinth. Sucht euch einen individuellen Weg durch dieses<br />
Labyrinth. Geht den Weg mehrere Male mit offenen Augen ab und prägt<br />
ihn euch gut ein. Versucht dann, den Weg mit geschlossenen Augen wieder<br />
zu finden.<br />
3<br />
Findet euch in Zweier-Gruppen zusammen. A verbindet s<strong>ich</strong> die Augen mit<br />
einem Tuch. B nimmt den blinden A an der Hand und führt ihn langsam durch<br />
den Raum. B muss die absolute Verantwortung für A übernehmen und Unfälle<br />
vermeiden. Je grösser das Vertrauen zwischen euch ist, desto schneller kann<br />
B durch den Raum führen. Nach einer Weile könnt ihr den Handkontakt reduzieren,<br />
sodass s<strong>ich</strong> nur noch die Fingerspitzen berühren. Wenn das gut funktioniert,<br />
könnt ihr den Körperkontakt ganz auflösen und B führt A nun mit seiner<br />
Stimme durch den Raum (indem er Anweisungen gibt wie: «Rechts!»<br />
«Geradeaus!» «Stopp!» etc.). A läuft nur in dem Tempo, das er s<strong>ich</strong> zutraut<br />
und B muss sehr verantwortungsbewusst handeln, damit A n<strong>ich</strong>ts passiert.<br />
Anregungen für den anschließenden Austausch:<br />
Habt ihr euch gegenseitig vertraut? Warum? Warum n<strong>ich</strong>t? <strong>Was</strong> braucht es,<br />
um einander in dieser Übung zu vertrauen? Muss nur der Blinde seinem Führer<br />
vertrauen? Oder auch umgekehrt?<br />
Im Vergle<strong>ich</strong> zu den vorhergehenden Übungen: <strong>Was</strong> ist anders wenn man die<br />
eigene Verlorenheit der Obhut eines anderen anvertraut?<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 19
<strong>Was</strong> hat die Übung mit dem «r<strong>ich</strong>tigen» Leben zu tun? Welche Situationen<br />
fallen euch ein, in denen ein «Blinder» (im übertragenen Sinn) von einem anderen<br />
Menschen geführt wird?<br />
Inwiefern hat diese Übung etwas mit dem Stück zu tun? Wer führt wen?<br />
(Soscha – Elmer, Elmer – Mutter, Elmer – Tante Anja, Günay – Anja, … oder<br />
ist es andersrum?)<br />
Vergessen<br />
1<br />
Schickt einen von euch (A) aus dem Raum. Während A vor der Tür wartet,<br />
verändert ihr drei Dinge im Raum. Anschließend holt ihr A wieder herein. Nun<br />
ist A aufgefordert, zu benennen, was ihr verändert<br />
habt. Kann er s<strong>ich</strong> erinnern?<br />
2<br />
Steht euch zu zweit gegenüber. Ihr habt 30 Sekunden Zeit, euch anzusehen.<br />
Auf ein Ze<strong>ich</strong>en dreht ihr euch den Rücken zu. Könnt ihr euch daran erinnern,<br />
welchen Pullover der andere trägt? Welche Augenfarbe er hat? Hat er Muttermale<br />
im Ges<strong>ich</strong>t? Oder sonstige Besonderheiten? Trägt er Schmuck? Eine<br />
Armbanduhr? Welche Farbe <strong>habe</strong>n seine Schnürsenkel?<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 20
Elmers Großvater (Peter Korn)<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 21
Impressum<br />
Herausgeber Junges <strong>Staatstheater</strong> <strong>Braunschweig</strong>, Am Theater, 38100<br />
<strong>Braunschweig</strong><br />
Generalintendant Joachim Klement<br />
Leiter Junges <strong>Staatstheater</strong> Andreas Steudtner<br />
Redaktion & Gestaltung Christoph Macha<br />
Fotos Karl-Bernd Karwasz<br />
Redaktionsschluss 24.09.2010<br />
Änderungen vorbehalten<br />
<strong>Was</strong> <strong>ich</strong> <strong>vergessen</strong> <strong>habe</strong> – Materialmappe 22