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Nachwachsende Rohstoffe - Deutscher Bundestag

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Drucksache 10/5558 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 10. Wahlperiode<br />

sinnvolle Verwendung. Pro Liter Agraralkohol fallen<br />

etwa 131 Schlempe an, pro ha Zuckerrohr also<br />

40 000 bis 45 0001. Umweltprobleme verursachen<br />

insbesondere<br />

— das Einleiten von ungeklärten Abwässern<br />

(Schlempen) in die Flüsse mit der Folge einer<br />

bedrohlichen Schädigung von Fauna und Flora<br />

und<br />

— das Ausbringen zu großer Schlempemengen auf<br />

den Feldern, das häufig zu einer Überdüngung<br />

geführt hat.<br />

In den letzten Jahren wurde diesen Problemen einerseits<br />

durch eine gezielt dosierte Verwendung<br />

der Schlempe als natürlichem Düngemittel — hier<br />

ergebe n sich insbesondere wirtschaftliche Vorteile<br />

durch die Einsparung von Handelsdünger — und<br />

andererseits mit neueren Umweltschutzbestimmungen<br />

begegnet.<br />

Als Lösungsansätze zeichnen sich außerdem Maßnahmen<br />

zur Herabsetzung der Schlempemengen<br />

ab, z. B. durch Verdampfen zur Anhebung der<br />

Schlempekonzentration und durch partielle<br />

Schlemperückführung im Fermentationsprozeß.<br />

In den USA wird zur Herstellung von Stärke und<br />

Ethanol — häufig in Koppelproduktion — fast ausschließlich<br />

Mais als Rohstoff eingesetzt, der mit einem<br />

Gehalt an Feuchtigkeit in Höhe von etwa 14 %<br />

nicht nur wasserarm ist, sondern darüber hinaus<br />

neben der Stärke gleichzeitig wertvolle und gut abzusetzende<br />

Nebenprodukte (Futtermittel) liefert.<br />

Darüber hinaus ist es in den vergangenen Jahren<br />

gelungen, den Wasserbedarf erheblich, auf weniger<br />

als 1 500 l/t Mais zu senken, so daß nennenswerte<br />

Abwasserprobleme nicht bestehen. Bei der Verarbeitung<br />

von Weizen zu Stärke, wie in Schweden und<br />

der EG, werden trotz aller Anstrengungen der Industrie<br />

3 000 bis 4 000 l/t Weizenmehl benötigt; außerdem<br />

enthält das Prozeßwasser noch hohe Anteile<br />

an sedimentierbaren und gelösten Feststoffen.<br />

Probleme der Wasserverschmutzung durch die<br />

Stärkeherstellung aus Tapioka sind aus Thailand<br />

bekannt. In 55 modernen Anlagen mit einer Kapazität<br />

von 1 Mio. t werden jährlich 600 000 t Stärke erzeugt,<br />

davon zwei Drittel für den Export. Zur Herstellung<br />

einer Tonne Stärke werden 40 000 bis<br />

60 0001 Wasser benötigt. Die Abwässer mit einem<br />

hohen Anteil an Säuren und Schwebstoffen werden<br />

unkontrolliert in die Gewässer eingeleitet und bedrohen<br />

damit das bestehende biologische Gleichgewicht.<br />

Ähnlich ist die Situation in Indonesien.<br />

Der Anbau von Ölpflanzen ist zwar im allgemeinen<br />

umweltfreundlich. Die Rückstände bei der Verarbeitung<br />

der Ölpalmfrucht werfen jedoch z. B. in Indonesien<br />

große Probleme auf.<br />

Hinsichtlich der Verwendung von Produkten aus<br />

nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong>n lassen sich eine Reihe<br />

positiver Umweltauswirkungen nennen:<br />

— Durch den Einsatz von Agraralkohol als Kraftstoff<br />

in den speziellen brasilianischen Motoren<br />

und dem damit verbundenen Wegfall von Blei ist<br />

nach brasilianischen Angaben die Bleikonzentration<br />

in den bodennahen Luftschichten wesentlich<br />

gesunken (im Stadtgebiet von Sao<br />

Paulo auf ein Viertel). Deutlich vermindert hätten<br />

sich danach auch die Emissionen von Kohlenmonoxid<br />

(CO), Kohlenwasserstoffen (CH)<br />

und Stickoxiden (NO.). Allerdings träten größere<br />

Mengen an Acetatdehyd auf. Diese brasilianischen<br />

Beobachtungen sind nicht ohne weiteres<br />

auf andere Länder übertragbar.<br />

— In den USA ist Blei in Benzin-Ethanolgemischen<br />

nicht mehr enthalten. Mit den verschärften Abgasbestimmungen<br />

könnte die Bedeutung von<br />

Agraralkohol als Oktanzahlverbesserer zunehmen<br />

(s. auch I.1).<br />

— Der Einsatz von Zucker zur Gewinnung von Zitronensäure<br />

(weltweit etwa 300 000 t) ist von den<br />

Kosten der Verarbeitung und Entsorgung her<br />

wesentlich günstiger als die Verwendung von<br />

Melasse, die mit erheblichen Problemen der Abfallbeseitigung<br />

verbunden ist. Melasse kommt<br />

daher vorwiegend in Ländern mit relativ hohen<br />

Zuckerpreisen zum Einsatz.<br />

— Die Erfahrungen zeigen, daß die Verwendung<br />

von Stärke als Naturprodukt besonders umweltfreundlich<br />

ist, auch in modifizierter Form. Im<br />

Gegensatz zu den meisten synthetischen <strong>Rohstoffe</strong>n<br />

ist Stärke biologisch abbaubar; sie kann<br />

im Produktionsprozeß gesundheitsbedenkliche<br />

Stoffe, wie Phenol und Formaldehyd, teilweise<br />

ersetzen. Die biotechnische Verarbeitung der<br />

Stärke zeichnet sich ebenfalls durch geringe<br />

Umweltbelastungen aus, z. B. niedriger Wasser-<br />

und Energiebedarf und verminderte Abwasserbelastungen.<br />

Auch hieraus ergeben sich günstige<br />

Perspektiven für Stärke, da die Welt mehr<br />

denn je auf umweltfreundliche <strong>Rohstoffe</strong> angewiesen<br />

ist.<br />

5. Welche Techniken und Methoden werden derzeit<br />

in erster Linie bei Anbau und Verwertung nachwachsender<br />

<strong>Rohstoffe</strong> in den Haupterzeuger-<br />

und Verwertungsländern angewendet, und welche<br />

Anstrengungen werden in diesen Ländern<br />

unternommen, diese Techniken und Methoden<br />

zu verbessern bzw. neue Techniken und Methoden<br />

zu entwickeln?<br />

Die Anforderungen an Rohstoffpflanzen sind vielfach<br />

nicht identisch - mit denen, die an Pflanzen für<br />

den Nahrungsverbrauch gestellt werden. Derzeit<br />

werden überwiegend im Anbau befindliche Nutzpflanzen<br />

als nachwachsende <strong>Rohstoffe</strong> verwendet,<br />

wobei bekannte Kultur- und Erntetechniken eingesetzt<br />

werden. Auch die Konversion und die Verfahren<br />

zur Be- und Verarbeitung der Naturstoffe erfolgen<br />

nach in der industriellen Praxis gebräuchlichen<br />

und in üblicher Weise fortentwickelten Techniken<br />

und Methoden.<br />

Die Stärke ist seit jeher ein industrieller Rohstoff.<br />

Sie wird aus den gleichen Kulturpflanzen gewon<br />

nen, die auch für den Ernährungssektor Stärke lie-

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