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Nachwachsende Rohstoffe - Deutscher Bundestag

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Drucksache 10/5558 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 10. Wahlperiode<br />

bau von Industriepflanzen angestrebte breitere Artenspektrum<br />

neue Fruchtfolgesysteme eingeführt<br />

werden.<br />

Bei der Wurzelzichorie können auch Verbesserungen<br />

der Kulturtechniken einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Ertragssteigerung leisten. Soll diese<br />

Pflanze zur Produktion von Fructosesirup verwendet<br />

werden, so ist während der Selektion auf hohen<br />

Fructoseertrag und gute Saftqualität zu achten.<br />

Bei der Zuckerhirse wird zunächst eine Anpassung<br />

an die klimatischen Bedingungen der Bundesrepublik<br />

Deutschland erforderlich sein. Darüber hinaus<br />

sind die Steigerung des Ertrages an vergärbarer<br />

Trockensubstanz durch Züchtung sowie eine in Anlehnung<br />

an den Mais zu verbessernde Anbautechnik<br />

notwendig.<br />

Resistenzfragen sind bei der Kartoffel von besonderer<br />

Bedeutung. An erster Stelle sind Resistenz gegen<br />

Nematoden sowie Kraut- und Knollenfäule zu<br />

nennen. Zur Erreichung von Maximalerträgen muß<br />

eine weitere Verlängerung der Vegetationszeit angestrebt<br />

werden wie auch eine gute Widerstandsfähigkeit<br />

der Knollen für niedrige Erntetemperaturen.<br />

Höchsterträge bei Mais, eine klimatisch nicht optimal<br />

adaptierte Fruchtart, setzten eine rasche Samenkeimung<br />

und Jugendentwicklung der Pflanzen<br />

voraus, die wiederum von der Kältetoleranz abhängen.<br />

Auch die Druscheignung ist ein wichtiges Kriterium<br />

einer Körnermaissorte.<br />

Von den Getreidearten Mais und Weizen werden<br />

neben den allgemeinen züchterischen Maßnahmen<br />

im wesentlichen eine dauerhaftere Resistenz gegenüber<br />

verschiedenen Pilzkrankheiten und weiteren<br />

Schadorganismen verlangt.<br />

Im Vergleich zu den vorgenannten Arten ist der<br />

Anbau der Körnerleguminosen trotz vieler Vorteile<br />

(Luftstickstoffbindung durch Knöllchenbakterien,<br />

Verbesserung der Bodenstruktur, Aufschluß von<br />

Nährstoffen aus tieferen Bodenschichten, Bodengesundung<br />

in phytosanitärer Hinsicht bei getreidereichen<br />

Fruchtfolgen und hoher Vorfruchtwert) problematischer.<br />

Alle Körnerleguminosen weisen ein<br />

Mißverhältnis von Gesamtertrag an Biomasse zum<br />

Körnerertrag auf. Die Körnerleguminosen sind<br />

züchterisch jahrzehntelang vernachlässigt worden.<br />

Der Pflanzenzüchtung fällt daher als Hauptaufgabe<br />

zu, das seit Jahrzehnten bestehende relativ niedrige<br />

Ertragsniveau an das anderer Hauptkulturarten<br />

heranzuführen, um wettbewerbsfähige Kulturen in<br />

entsprechenden Anbausystemen zu ermöglichen.<br />

Dringend erforderlich erscheint die Reduzierung<br />

des ertragsphysiologisch überflüssigen Anteils der<br />

Grünmasse, d. h. eine Änderung des Korn-Stroh-<br />

Verhältnisses zugunsten des Kornanteils. Dazu gehören<br />

auch eine bei allen Arten verbesserte Standfestigkeit<br />

kombiniert mit Mähdruschfähigkeit,<br />

gleichmäßiger Abreife sowie bestimmte Resistenzeigenschaften.<br />

In diesem Zusammenhang sind einige<br />

Merkmale in Mutanten und Wildformen interessant,<br />

die nach Einkreuzung in die Kulturformen<br />

mit anschließender Selektion auf die erwähnten<br />

Zuchtziele die Ertragsleistung steigern und die erforderliche<br />

Ertragsstabilität verbessern können.<br />

Pflanzliche Öle und Fette<br />

Mit Ausnahme von Winterraps sind die anderen Ölfrüchte<br />

über viele Jahre kaum angebaut worden.<br />

Demzufolge ist, von der Sonnenblume abgesehen,<br />

eine züchterische Bearbeitung nicht erfolgt. Daraus<br />

ergibt sich die generelle Notwendigkeit, die Ölerträge<br />

je Flächeneinheit züchterisch so anzuheben,<br />

daß wettbewerbsfähige Kulturen entstehen.<br />

Die für die Verwendung des Rapsöls als Speisefett<br />

aus ernährungsphysiologischen Gründen erfolgte<br />

Umstellung auf erucasäurefreie und glucosinolatarme<br />

Sorten ist hierbei entweder durch Selektion<br />

rückgängig zu machen oder es ist auf die älteren<br />

erucasäurehaltigen Sorten zurückzugreifen. Mehr-<br />

jährige Öl Versuche haben gezeigt, daß die alten<br />

pflanzen Leindotter, Öllein, Mohn und Senf über<br />

eine ausreichende, zum Teil sogar über eine außerordentlich<br />

große genetische Variabilität des Ertragsvermögens<br />

verfügen, die züchterisch nutzbar<br />

ist.<br />

Bei pflanzlichen Ölen und Fetten geht es darum,<br />

eine den Anforderungen der Industrie entsprechende<br />

Kohlenstoffkettenstruktur zu erreichen. Zur<br />

Zeit muß die chemische Industrie ihren Bedarf an<br />

nativen Ölen aus Drittländern decken. Wenn es gelingt,<br />

Ölpflanzen, beispielsweise mit hohem Ölsäuregehalt,<br />

in der Bundesrepublik Deutschland zu<br />

züchten bzw. hiesige Pflanzen so umzuzüchten, daß<br />

sie im Ölsäuregehalt und in der C-Kettenstruktur<br />

den Bedürfnissen der chemischen Industrie entsprechen,<br />

bestehen interessante Kooperationsmöglichkeiten<br />

zwischen Industrie und Landwirtschaft.<br />

Es bleibt daher zu untersuchen, inwieweit im Rahmen<br />

der natürlichen Variabilität oder durch Auslösung<br />

von Mutationen Verbesserungen erzielt werden<br />

können.<br />

Eine weitere bemerkenswerte Ressource für Ölpflanzen<br />

ist unter den Wildarten zu finden. Insbesondere<br />

ist die Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia<br />

lathyris) hervorzuheben, die sich durch einen<br />

sehr hohen Ölgehalt mit einer einzigen dominierenden<br />

Fettsäure, der Ölsäure, auszeichnet. Nachteilig<br />

ist, daß diese wie alle Wildarten eine Reihe von charakteristischen<br />

Merkmalen besitzt, die dem Anbau<br />

entgegenstehen und eliminiert werden müssen;<br />

Züchtungserfolge stellen sich dabei erst nach 15 bis<br />

25 Jahren ein.<br />

-<br />

Erste ermutigende Ergebnisse der<br />

Züchtung in deutschen Pflanzenzuchtinstituten liegen<br />

beispielsweise auf dem Gebiet der Wolfsmilchgewächse<br />

vor.<br />

Pflanzenfasern<br />

Auch hier ist ein entscheidender Nachholbedarf<br />

hinsichtlich moderner Anbautechniken zu verzeichnen.<br />

Züchterisch steht der Faserlein vor allem in<br />

einigen westeuropäischen Nachbarländern auf einem<br />

hohen Stand. Die dortigen Sorten sind sehr<br />

ertragreich, besitzen einen hohen Fasergehalt und

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