Die königliche Kunst in der Baukunst des hohen Altertums - MEK
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Benedikt<strong>in</strong>ermönch <strong>in</strong> Strassburg, wo er Theologie, Philosophie, Mathematik,<br />
Physik und Metaphysik lehrte. Albertus Argent<strong>in</strong>us war es auch,<br />
<strong>der</strong> die so lange schlummernde symbolische Sprache <strong>der</strong> Alten wie<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>s Leben rief und sie den Formen <strong>der</strong> geometrischen <strong>Baukunst</strong> anpasste,<br />
wo sie zugleich <strong>in</strong> angenommenen Figuren und Zahlen als Abkürzung<br />
weitläufiger Anordnungen im Bauwesen sehr gute <strong>Die</strong>nste leistete.<br />
Um die Grundsätze <strong>der</strong> symbolischen Sprache nicht zu profanieren,<br />
musste stets das strengste Geheimnis beobachtet werden. Denn die<br />
Symbole dienten dazu, den Ste<strong>in</strong>metzen den langen und schwierigen<br />
Weg <strong>des</strong> Lernens abzukürzen und zu erleichtern. Um das Erlernte<br />
praktisch durchzuführen, wurde ihnen stets ans Herz gelegt, dass sie <strong>in</strong><br />
dem Tempelbau nur Gott dienten, und so wurde auf ihre Begeisterung<br />
gewirkt, denn nur solche Lehren waren geeignet, <strong>Kunst</strong> und Wissenschaft<br />
zu e<strong>in</strong>er geistigen Tätigkeit zu erheben.<br />
<strong>Die</strong> symbolische Sprache stand wegen ihrer Zweckmässigkeit <strong>in</strong> grossem<br />
Ansehen, und sie vollkommen zu verstehen, galt als Ehrensache; denn<br />
immer und überall standen die symbolischen Zeichen und Figuren bei<br />
ihrer Wichtigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>metzbrü<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>grunde.<br />
Wenn manche aber glauben, unnütze Mystik und leere Symbolik<br />
dar<strong>in</strong> zu f<strong>in</strong>den, so trägt nur Unkenntnis und Befangenheit daran die<br />
Schuld.<br />
Bevor wir nun zur weiteren Besprechung <strong>der</strong> Geheimlehre und ihrer<br />
symbolischen Deutung übergehen, wollen wir zunächst e<strong>in</strong>iges über die<br />
Symbolik <strong>des</strong> Kirchengebäu<strong>des</strong> anführen und ihre Bedeutung untersuchen.<br />
E<strong>in</strong> Symbol ist e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>nbild, das auf e<strong>in</strong>en tiefen S<strong>in</strong>n Bezug nimmt<br />
und denselben dem E<strong>in</strong>geweihten, beziehungsweise Wissenden bekannt<br />
gibt und zum Ausdruck br<strong>in</strong>gt. Symbole hat jede Religion. Sämtliche<br />
religiösen Handlungen haben e<strong>in</strong>en symbolischen H<strong>in</strong>tergrund. So ist es<br />
auch beim christlichen Kult. Alle religiösen Inhalte, die im Obernatürlichen<br />
liegen, können dem Menschen, <strong>des</strong>sen Kräfte zur Erfassung <strong>der</strong>selben<br />
meist nicht ausreichen, näher gebracht werden, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
leichter wahrnehmbaren Gestalt ersche<strong>in</strong>en. Unsichtbare D<strong>in</strong>ge, von<br />
denen wir uns sonst gar ke<strong>in</strong>e rechte Vorstellung machen können,<br />
müssen durch sichtbare verständlich gemacht werden. <strong>Die</strong> liturgischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>des</strong> Alten Testamentes geben das Bild <strong>des</strong> kommenden<br />
göttlichen Reiches auf Erden. Das Christentum aber konnte noch weniger<br />
auf Symbole verzichten, da es immer an die kommende überirdische<br />
Zeit jenseits <strong>des</strong> Grabes mahnte. In Erkenntnis <strong>des</strong>sen hatte die Kirche<br />
dieses äussere Mittel sanktioniert, und zwar <strong>der</strong>art, dass dasselbe <strong>in</strong><br />
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