Vertrauen in Kooperationen und Netzwerken - Universität Passau
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3<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
oder organisatorischen Regelungen können wir uns zwar im Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>e Nicht-Geltung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
konkreten Fall vorstellen, aber sie gehören <strong>in</strong> ihrer Existenz <strong>und</strong> Gültigkeit zu unserer Realität.<br />
Das heißt, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelles <strong>Vertrauen</strong> <strong>in</strong> der Weise, dass die Existenz <strong>und</strong> Wirksamkeit bestimmter<br />
Institutionen unterstellt wird, ist Voraussetzung jeden sozialen <strong>und</strong> damit auch jeden<br />
organisatorischen Handelns. 11<br />
Oder, um es mit den Worten Kafkas zu formulieren:<br />
„Alles Reden ist s<strong>in</strong>nlos, wenn das <strong>Vertrauen</strong> fehlt.“ (Franz Kafka)<br />
Aber was ist <strong>Vertrauen</strong> überhaupt? Es gibt e<strong>in</strong>e Vielzahl von möglichen Betrachtungsperspektiven<br />
auf <strong>Vertrauen</strong>. Klaus (2002) unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen psychologischem <strong>und</strong><br />
soziologischem Ansatz. 12<br />
In der Sozialpsychologie wird <strong>Vertrauen</strong> als kooperatives Verhalten <strong>in</strong>terpretiert <strong>und</strong> der<br />
Entschluss freiwillig zu vertrauen ist mit e<strong>in</strong>er unsicheren Entscheidung bezüglich des Ergebnisses<br />
verb<strong>und</strong>en. 13 <strong>Vertrauen</strong> stellt <strong>in</strong> diesem Kontext e<strong>in</strong>e personengeb<strong>und</strong>ene 14 <strong>und</strong> über die<br />
Jahre generalisierte Erwartungshaltung dar. 15 <strong>Vertrauen</strong> wird diesem Ansatz zufolge durch<br />
Erfahrung mit dem Partner gerechtfertigt. Dieser Denkansatz wird <strong>in</strong> den folgenden Ausführungen<br />
zurückgestellt, da genau die benötigte Erfahrung <strong>und</strong> das dadurch entwickelte Wissen<br />
über Fähigkeiten <strong>und</strong> Eigenschaften des Partners bei erstmaligen <strong>Kooperationen</strong> nicht<br />
vorliegen. Vielmehr soll jenes <strong>Vertrauen</strong> erörtert werden, dass auch ohne diese jahrelange<br />
Erfahrung entsteht.<br />
Der soziologische Ansatz kommt dieser <strong>Vertrauen</strong>sform ohne Erfahrung näher. In der Soziologie<br />
wird <strong>Vertrauen</strong> als e<strong>in</strong> Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität 16 betrachtet <strong>und</strong><br />
riskante Vorleistungen können durch die pr<strong>in</strong>zipielle Handlungsfreiheit von Personen entstehen.<br />
17 Für zwei potenzielle Kooperationspartner, die über ke<strong>in</strong>e Erfahrung mite<strong>in</strong>ander<br />
verfügen bedeutet das, dass auch ohne Garantie für den positiven Ausgang e<strong>in</strong>er Kooperation<br />
vertraut wird. Warum sollte e<strong>in</strong> Unternehmen sich so verhalten? Zur Veranschaulichung sei<br />
folgendes Szenario beschrieben: E<strong>in</strong> mittelständisches Unternehmen agiert effizient <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Tätigkeitsbereich. Um langfristig konkurrenzfähig <strong>und</strong> profitabel zu se<strong>in</strong>, müssen jedoch<br />
Großk<strong>und</strong>en akquiriert werden. Hierfür s<strong>in</strong>d die eigenen Kapazitäten des Unternehmens nicht<br />
ausreichend, so dass e<strong>in</strong> Kooperationspartner benötigt wird. <strong>Kooperationen</strong> entstehen oftmals<br />
nicht wegen der Aussicht auf garantierte Gew<strong>in</strong>ne, sondern weil sie die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit des<br />
Fortbestehens s<strong>in</strong>d. Unter rationaler Betrachtung werden spezifische Funktionen der Partner<br />
komb<strong>in</strong>iert, über die das eigene Unternehmen nicht verfügt, um durch die vere<strong>in</strong>ten Kompetenzen<br />
stärker zu werden. Die geme<strong>in</strong>same Aktivität könnte nun durch zahlreiche E<strong>in</strong>zelverträge<br />
gesichert werden. Da der Verlauf der Kooperation zumeist noch nicht absehbar ist <strong>und</strong> hohe<br />
Kosten der Vertragsverhandlungen anfallen würden, reduziert <strong>Vertrauen</strong> an dieser Stelle die<br />
11<br />
Kahle (1999), S. 10; Bleicher, K. (1995), S. 392; Picot et al. (1997), S. 15 ff..<br />
12<br />
Vgl. Klaus (2002), S. 72ff..<br />
13<br />
Vgl. Deutsch (1960), S. 124.<br />
14<br />
Vgl. Erikson (1995), S. 15 ff..<br />
15<br />
Vgl. Holden (1990), S. 32; Narowski (1974), S. 123; Pieper (2000), S. 86; Schmitz (1997), S. 150.<br />
16 Vgl. Luhmann (2000), S. 38.<br />
17 Vgl. ebd., S. 27.