Zusammenfassung der Veranstaltung: „Was hilft den HelferInnen ...
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<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> <strong>Veranstaltung</strong>: <strong>„Was</strong> <strong>hilft</strong> <strong>den</strong> <strong>HelferInnen</strong>?<br />
Mobile Pflege: Belastungsmuster und Lösungsstrategien“<br />
Dr. Kaspar Vogel, Arbeitsmediziner; 16. 6. 2003, 19.00 – 21.00 Uhr<br />
• Wodurch sind Menschen mobiler Pflegedienste beson<strong>der</strong>s belastet?<br />
• Wie können diese Belastungsfaktoren reduziert wer<strong>den</strong>?<br />
• Welche Ansätze <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung in diesem Bereich gibt es?<br />
Das Arbeitsprofil von MitarbeiterInnen mobiler Dienste charakterisierte Dr. Vogel vor<br />
allem durch folgende Faktoren: Patientenbetreuung, Kommunikation, Heben und<br />
Tragen, Arbeit vorwiegend alleine, viel Fahrzeiten, zeitliche Flexibilität und niedriger<br />
Verdienst. Damit ergeben sich Belastungsfaktoren in verschie<strong>den</strong>en Bereichen:<br />
• Physikalische Belastung (Heben u. Tragen, Arbeiten in Zwangshaltung, Wege,...)<br />
• Biologische Belastung (Infektionen, Allergien,..)<br />
• Chemische Belastung (Reinigungs- und Desinfektionsmittel,..)<br />
• Psychologische Belastung (Stress, Kommunikation, Konflikt Familie/Beruf,<br />
Konkurrenz, Konfrontation mit Lei<strong>den</strong> und Tod, Beziehungsprobleme,<br />
belastendes Betriebsklima,...)<br />
In einer Umfrage gaben die MitarbeiterInnen eines Mobilen Pflegedienstes in<br />
Salzburg folgende Befin<strong>den</strong>sbeeinträchtigungen an (3 x wöchentlich bzw. täglich):<br />
Mehr als 20 % haben Rücken- und Kreuzschmerzen bzw. Schulter- und<br />
Nackenschmerzen, mehr als 15 % klagen über Erschöpfung, mehr als 10 % geben<br />
innere Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Kopfschmerzen an. Als beson<strong>der</strong>s<br />
belastend wur<strong>den</strong> dabei (nachfolgende Faktoren nach empfun<strong>den</strong>er<br />
Belastungsintensität) erlebt:<br />
• Anstrengende Helfer-Klienten-Beziehung<br />
• Mangelhafte Arbeitsplatzgestaltung bei Klienten<br />
• Fahrtätigkeit<br />
• Belastende Arbeitshaltungen<br />
• Konfliktsituationen mit Klienten und Angehörigen<br />
• Schweres Heben und Tragen<br />
• Zeitdruck bei <strong>der</strong> Arbeit<br />
• Ungünstige Arbeitszeiten<br />
Burn-out-Erkrankungen (Überfor<strong>der</strong>ung, Sinken <strong>der</strong> Betreuungsqualität, daraus<br />
entstehende fehlende Anerkennung und das Gefühl <strong>der</strong> Inneffizienz, mangelnde<br />
Belastbarkeit..) können Folgen dieser Belastungen sein. Daraus resultierende Kosten<br />
(Fehlzeiten, Fluktuation, Qualitätseinbußen,..) für die Organisationen können<br />
Argumente sein, die Belastungen für die ArbeitnehmerInnen zu reduzieren. Gut<br />
ausgebildete, motivierte MitarbeiterInnen bil<strong>den</strong> somit das „Kapital“ eines<br />
Unternehmens, auch im sogenannten „Non-Profit-Sektor“. Einstellung des „Helfens“<br />
muss neu überdacht wer<strong>den</strong>, Unternehmen dürfen sich auch als qualitätvoller<br />
Dienstleistungsbetrieb sehen und ihre Leistungen selbstbewusst verkaufen.<br />
Was macht ein Unternehmen aus, dessen MitarbeiterInnen motiviert und wenig<br />
belastet sind?<br />
• Flache Hierarchien<br />
• Feedback<br />
• Perspektiven
• Fehlerfreundlichkeit (Fehler als Chance)<br />
• Eigenverantwortlichkeit<br />
• Angemessene Bezahlung<br />
• Soziale Kompetenz<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung im Bereich <strong>der</strong> Mobilen Dienste sollte eine kombinierte<br />
Strategie sein: Belastungen sollen vermin<strong>der</strong>t, Gesundheitsressourcen am<br />
Arbeitsplatz ausgebaut wer<strong>den</strong>, Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht wer<strong>den</strong>.<br />
Grundlagen könnte die Analyse und Beobachtung des Einsatzortes sein. Dabei<br />
sollten Gefährdungen und Belastungen unter Einbeziehung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen<br />
(idealerweise gemeinsam mit dem Erstbesuch beim Patienten) erkannt und<br />
Sicherheits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen festgelegt wer<strong>den</strong>. Ein schriftliche,<br />
anonyme Befragung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen (z. B. SALSA, die Salutogenetische<br />
Subjektive Arbeitsanalyse d. Instituts f. Arbeitspsychologie in Zürich) kann weiters<br />
Belastungen und Ressourcen aufzeigen.<br />
Dr. Vogel betonte die Wichtigkeit, die Anfor<strong>der</strong>ungen bzw. Belastungen <strong>der</strong><br />
Betreuungsfälle unter <strong>den</strong> MitarbeiterInnen gut zu verteilen. Dazu ist es<br />
notwendig, eine systematische Klassifizierung <strong>der</strong> Fälle vorzunehmen und die<br />
Zuteilung <strong>der</strong> Einsätze danach auszurichten. Weiters könnte die Art <strong>der</strong> Belastung<br />
nach Alter und physischen Voraussetzungen verteilt wer<strong>den</strong>. Ältere MitarbeiterInnen<br />
haben meist mehr Erfahrungen mit herausfor<strong>der</strong>n<strong>den</strong> Fällen bzw. sind unverzichtbar<br />
bei Besuchsdiensten, müssen jedoch weniger physisch anstrengende Arbeiten<br />
verrichten. Weiters ist die Berücksichtigung individueller Vorlieben und<br />
Fähigkeiten (mobilisiert gerne, kommt gut mit schwierigen PatientInnen zurecht, hat<br />
Erfahrung bzw. Ausbildung für die Betreuung von Menschen mit Demenz,..) relevant,<br />
um zufrie<strong>den</strong>e und erfolgreiche MitarbeiterInnen zu haben. Verschie<strong>den</strong>ste<br />
Arbeitszeitmodelle sollen die verschie<strong>den</strong>en Möglichkeiten, familiären<br />
Gegebenheiten, Haupteinsatzzeiten,.. usw. berücksichtigen und einen Wechsel<br />
zwischen diesen Modellen ermöglichen. Anerkennung durch die Vorgesetzten<br />
(mitarbeiterInnenorientiertes Vorgesetztenverhalten) und die Verbesserung <strong>der</strong><br />
Teamzusammengehörigkeit sowie die Möglichkeit zur Weiterbildung jedes<br />
Mitarbeiters stehen für Dr. Vogel ebenso im Mittelpunkt wie die Evaluierung <strong>der</strong><br />
Maßnahmen und <strong>der</strong> laufen<strong>den</strong> Arbeit. Eigeninitiative und Partizipation müssen<br />
ebenso ermöglicht wer<strong>den</strong> wie Aufgabenvielfalt trotz „Spezialisierung“.<br />
Diskussion:<br />
• Frage an Dr. Vogel, ob Evaluierung etwas bringt: wenn MitarbeiterInnen<br />
partizipieren und über die Verän<strong>der</strong>ungen informiert wer<strong>den</strong>, bringt Evaluierung<br />
sehr wohl etwas<br />
• Es wird kritisiert, dass Menschen mit geringem Pflegebedarf z. T. nicht in Heime<br />
aufgenommen wer<strong>den</strong> und Menschen auch mit hohen Pflegestufen daheim<br />
gepflegt wer<strong>den</strong> dürfen – Druck auf Angehörige, zu pflegen, ist vor allem am Land<br />
hoch, kooperative Modelle (gemeinsam mit Mobilen Pflegediensten) sind<br />
vorzuziehen. Eine Teilnehmerin ortet die Ten<strong>den</strong>z, die Pflege <strong>der</strong> Angehörigen<br />
erst zu spät an Mobile Dienste abzugeben; Pflegegeld spielt dabei oft eine große<br />
Rolle<br />
• Die untergeordnete Rolle von Heimhilfen innerhalb des Teams und gegenüber<br />
<strong>den</strong> PatientInnen herrscht in vielen Organisationen noch vor, Aufwertung ist<br />
dringend notwendig, da Heimhilfen unter an<strong>der</strong>em wichtige Dienste im Bereich<br />
<strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung erbringen.