Heft 1 • November 2012 • 59. Jahrgang - ZFA
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D R U C K - U N D M E D I E N - A B C 1 / 5 9 43<br />
Ein guter Stilist braucht den Elativ genauso wenig wie ein gutes<br />
Handelsunternehmen den allgegenwärtigen 99-Cent-Endpreis.<br />
Aber wer glaubt mir das? Verlagsmanager und Preisgestalter<br />
wohl zuallerletzt.<br />
Megadeutsch<br />
Zurückschauend auf unsere Grammatikstunden in der Schule,<br />
erinnern wir uns vielleicht noch so dunkel, dass es beim Adjektiv<br />
drei Steigerungsstufen gibt: den Positiv, den Komparativ und den<br />
Superlativ. Jetzt sind es scheinbar vier. Beispielsweise bei „groß“.<br />
Sehen Sie doch selbst: groß, größer, am größten – megagroß!<br />
Die neue Form hat zwar noch keinen sprachwissenschaftlichen<br />
Namen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wie wäre es mit<br />
Megativ?<br />
In der Siedlungsgeografie ist Megastadt als Terminus für eine<br />
Stadt mit über einer Million Einwohnern gebräuchlich. Megagroß<br />
ist dagegen, genau besehen, leider eine Doppelung; denn mega,<br />
aus dem Griechischen kommend, besagt ja schon in allgemeiner<br />
Bedeutung so viel wie groß. Doch seit wann stören uns Übertreibungen?<br />
Wenn jede Künstlerin und jeder Künstler ohnehin von<br />
vornherein als Star gelten, müssen diejenigen, die wirklich bekannt<br />
und beliebt sind, natürlich zusätzlich charakterisiert werden,<br />
nämlich als Megastar. Vielleicht sind damit die Millionen gemeint,<br />
die er verdient, oder zumindest die Millionen, die er begeistert.<br />
Dabei hatten wir doch schon den Superstar. Er sollte nunmehr<br />
zum Megasuperstar ernannt werden. Ist das nicht ein Megathema?<br />
Beeindruckend auch der Megaseller anstelle des Bestsellers.<br />
Mega – der Klang der Vokabel kann uns regelrecht<br />
berauschen. Großflugplatz, das hört sich doch fast banal an,<br />
provinziell. Megaflugplatz dagegen, das geht ins Ohr, obwohl<br />
es eigentlich ins Auge geht. Tragen wir es mit Fassung: Mega<br />
ist mega-in. Und Deutsch scheint – zumindest in Deutschland –<br />
mega-out zu sein.<br />
Die Megalomanie hat Hochkonjunktur. Das Wort heißt übrigens<br />
nichts anderes als – Größenwahn.