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Borderline – Eine Persönlichkeitsstörung - Daniela Waldherr

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<strong>Borderline</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Eine</strong> <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Autorin: <strong>Daniela</strong> <strong>Waldherr</strong><br />

Hausarbeit zum Seminar Psychologie im Rahmen der Ausbildung zur Kunsttherapeutin<br />

bei Frau Mag. Monika Fröschl<br />

Datum: 16.4.2009


Inhaltsangabe: Seite<br />

Einleitung 3<br />

<strong>Persönlichkeitsstörung</strong>en <strong>–</strong> Überblick mit Kurzerklärung 4<br />

Die <strong>Borderline</strong>-<strong>Persönlichkeitsstörung</strong> mit Klassifizierung nach DSM-IV 8<br />

Traumatisierungen, Abwehrmechanismen und Diagnose 11-13<br />

Wie funktioniert die Therapie ? 14<br />

Kunsttherapie 16<br />

Schlusswort 18<br />

Quellenverzeichnis 19<br />

Erklärung 20<br />

2<br />

2


Einleitung:<br />

Im Zuge meines Studiums zur Kunsttherapeutin gibt es unter anderen das Studienfach<br />

Psychologie, das mich zwar schon immer interessiert hat, mit dem ich mich aber bis heute<br />

noch nie näher auseinandergesetzt habe. Hobby-Psychologen gibt es ja sehr viele, wenn man<br />

sich so umschaut und <strong>–</strong>hört, aber welche Meinung ist kompetent, was stimmt jetzt wirklich<br />

und was denken sich die Leute nur so aus, weil sie glauben, dass es richtig ist ?<br />

Was ist denn Psychologie nun tatsächlich ? Wörtlich übersetzt bedeutet Psychologie die Lehre<br />

von der Seele. Was aber ist die Seele, wie kann man die Seele erklären, wie etwas<br />

beschreiben, das „nicht da, nicht greifbar“ ist ? Und wieso gibt es eine Lehre über etwas, das<br />

nicht da ist ?<br />

Fragen über Fragen tauchen auf, wenn man nur ein klein wenig anfängt sich mit der<br />

Psychologie zu befassen.<br />

Die wichtigste Frage, die sich mir aber gleich zu Beginn stellte, war diejenige nach der<br />

Themenfindung für diese Hausarbeit. Das Thema war sehr schnell bei der Hand, weil ich sehr<br />

häufig in meinem Bekanntenkreis mit „Höhenangst“ konfrontiert werde, mich das selber zum<br />

Glück nicht betrifft, es mich aber schon seit längerer Zeit interessiert hat, wie es dazu<br />

kommen kann. Ich selber gehe zwar nicht ganz nah bis an einen Abgrund, das resultiert aber<br />

für mich aus dem natürlichen Überlebenstrieb heraus, denn es könnte ja sein, dass es<br />

abschüssig ist und man ausrutscht und schon liegt man unten und <strong>–</strong> aus und vorbei mit dem<br />

schönen Leben, das noch so viel für mich zu tun hat, andererseits macht es mir nichts aus,<br />

mich auf der Hohen Wand auf den Skywalk zu stellen - man steht hier praktisch in 800 m<br />

Höhe auf einem in den Felsen gebauten Gitterboden <strong>–</strong> und in die Ferne und auch in die Tiefe<br />

zu schauen ohne dass mir schwindelig, übel oder sonst „irgendwie komisch“ wird. Also<br />

Höhenangst, das Thema war klar. Während ich begann, mich mit der Thematik<br />

auseinanderzusetzen, fand ich viele interessante Ansätze anderer Themen und unter anderem<br />

auch die <strong>Persönlichkeitsstörung</strong> „<strong>Borderline</strong>“. Ich hatte mich vor einiger Zeit schon einmal<br />

oberflächlich mit der dependenten <strong>Persönlichkeitsstörung</strong> auseinandergesetzt, deshalb hatte<br />

ich auch schon von <strong>Borderline</strong> gehört, mich aber damals nicht näher darüber informiert.<br />

Genau in dieser Zeit wurde bei meiner 20-jährigen Nichte <strong>Borderline</strong> diagnostiziert.<br />

Außerdem bekam ich im Zuge meines Praktikums als Kunsttherapeutin einen jungen Mann<br />

als Klienten, bei dem ebenfalls die <strong>Borderline</strong>-Störung vorliegt. Also machte ich einen<br />

kleinen Schwenk und entschied, mich mein Thema zu wechseln, und die Erkenntnisse daraus<br />

sind sehr lohnend für mich und werden mir in meiner Arbeit gute Dienste leisten. Die<br />

Höhenangst hebe ich mir noch ein wenig auf, aber auch dieses Thema ist wichtig, da es sehr<br />

häufig vorkommt und mir die Hintergründe viele neue Aufschlüsse geben werden.<br />

3<br />

3


<strong>Persönlichkeitsstörung</strong>en - Klassifizierung nach ICD-10<br />

(Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation) 1)<br />

Paranoide <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Diese Menschen haben extremes Misstrauen gegenüber anderen <strong>–</strong> bis hin zu<br />

Verschwörungstheorien, um Ereignisse zu erklären, sind streitsüchtig und haben starke<br />

Selbstbezogenheit. Andere Personen bzw. deren Handlungen und Äußerungen werden häufig<br />

als feindlich missgedeutet.<br />

Schizoide <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Rückzug von affektiven, sozialen und anderen Kontakten, Einzelgängertum, in sich gekehrte<br />

Zurückhaltung, übermäßige Vorliebe für Phantasie, begrenztes Vermögen Gefühle<br />

auszudrücken und Freude zu erleben.<br />

Dissoziale <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Typisch sind Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und<br />

Verpflichtungen, fehlendes Schuldbewusstsein sowie geringes Einfühlungsvermögen in<br />

andere. Die Schwelle für aggressives bzw. gewalttätiges Verhalten ist niedrig. Beziehungen<br />

zu anderen Menschen werden eingegangen, sind jedoch nicht stabil. Menschen mit dissozialer<br />

<strong>Persönlichkeitsstörung</strong> kommen häufig mit dem Gesetz in Konflikt.<br />

Emotional instabile <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Wesentliche Merkmale sind impulsive Handlungen ohne an Konsequenzen zu denken,<br />

häufige Stimmungsschwankungen, Neigung zu intensiven, aber instabilen Beziehungen, oft<br />

mit der Folge emotionaler Krisen; gestörtes Verhältnis zum Selbstbild, zu Zielen und inneren<br />

Präferenzen; anhaltendes Gefühl der Leere; heftige Zornesausbrüche mit oft gewalttätigem<br />

Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst; mangelnde Impulskontrolle, welche ein<br />

überdauerndes Erlebens- und Verhaltensmuster darstellt. Wichtiges Kennzeichen ist große<br />

Angst vor dem Alleinsein, riesige Trennungs- und/ oder Verlustängste, bzw. Angst vor<br />

Isolation, obwohl kein konkreter Grund dazu gegeben ist.<br />

ICD-10 unterscheidet zwei Erscheinungsformen dieser Störung:<br />

- der impulsive Typus - vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und<br />

mangelnde Impulskontrolle, und<br />

- der <strong>Borderline</strong>-Typus<br />

1) de.wikipedia.org/wiki/<strong>Borderline</strong>-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung<br />

4<br />

4


Histrionische <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Sie wurde früher als hysterische <strong>Persönlichkeitsstörung</strong> bezeichnet, kennzeichnend sind<br />

Übertreibung, theatralisches Verhalten, Tendenz zur Dramatisierung, Oberflächlichkeit, labile<br />

Stimmungslage, gesteigerte Beeinflussbarkeit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung und<br />

der Wunsch, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, erhöhte Kränkbarkeit, sowie ein<br />

übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität. Menschen mit dieser Störung haben<br />

hohes schauspielerisches Talent, üben sich für diverse Lebenslagen eigene Rollen ein, die sie<br />

dann perfekt über die Bühne bringen, um in der jeweiligen Situation am besten dazustehen.<br />

Sollten sie nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekommen, wird dies zur Bedrohung, da sie<br />

sich plötzlich völlig hilflos und ausgeschlossen fühlen. Dies kann in größeren Gesellschaften<br />

zu verheerenden Reaktionen führen, denn dann greifen die Betroffenen zu drastischen, meist<br />

schockierenden Mitteln, die unter Umständen auch gefährlich oder abartig sein können. Diese<br />

Menschen lügen und erfinden besonders extreme Geschichten oder "selbst erlebte<br />

Abenteuer", um die Aufmerksamkeit anderer zu erzwingen.<br />

Anankastische (zwanghafte) <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Diese ist gekennzeichnet durch Gefühle wie Zweifel, Perfektionismus, übertriebene<br />

Gewissenhaftigkeit, ständige Kontrollen, allgemein große Vorsicht und Starrheit in Denken<br />

und Handeln. Typisch ist des Weiteren die übermäßige Beschäftigung mit Details und Regeln,<br />

so dass die eigentliche Aktivität oftmals in den Hintergrund tritt. Fähigkeit zum Ausdruck von<br />

Gefühlen ist häufig vermindert. Die Anpassungsfähigkeit an Gewohnheiten und Eigenheiten<br />

der Mitmenschen ist eingeschränkt. Vielmehr wird die eigene Prinzipien- und Normentreue<br />

auch von anderen erwartet. Diese Menschen sind meist übermäßig leistungsorientiert und<br />

perfektionistisch und zeigen sich im Arbeitsleben als fleißig, übermäßig gewissenhaft und<br />

übergenau, wobei der Perfektionismus oft hinderlich sein kann und die<br />

Entscheidungsfähigkeit der Betroffenen behindert.<br />

Ängstliche <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Symptome sind übermäßige Sorge mit der Überzeugung, unattraktiv oder minderwertig zu<br />

sein und deshalb abgelehnt zu werden. Daraus resultieren ständige Anspannung und Sorgen,<br />

der Lebensstil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken Einschränkungen<br />

unterworfen. Betroffene können oft überempfindlich gegen Ablehnung oder Kritik reagieren.<br />

5<br />

5


Abhängige (asthenische) / Dependente <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Typisch sind mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen, ständiges Appellieren an die<br />

Hilfe anderer, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber anderen,<br />

Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können und Verlassensangst gepaart mit Hilflosigkeit.<br />

Schizotypische <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Hier liegt ein tiefgreifendes Verhaltensdefizit im zwischenmenschlichen bzw. psychosozialen<br />

Bereich. Das äußert sich in Verhaltens-Eigentümlichkeiten, mangelnder Fähigkeit zu engen<br />

persönlichen Beziehungen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung. Das Auftreten ist<br />

oft schrullig und exzentrisch.<br />

Narzisstische <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Kennzeichen sind mangelndes Selbstbewusstsein und Ablehnung der eigenen Person nach<br />

innen, wechselnd mit übertriebenem und sehr ausgeprägtem Selbstbewusstsein nach außen,<br />

wollen ständig bewundert und anerkannt werden, wobei sie selbst anderen Menschen wenig<br />

echte Aufmerksamkeit schenken. Sie fühlen sich übertrieben wichtig, hoffen eine<br />

Sonderstellung einzunehmen und auch zu verdienen. Merkmale sind auch ausbeutendes<br />

Verhalten und Mangel an Empathie. Es kann zu Größenwahn kommen. Betroffene sind<br />

empfindlich gegenüber Kritik, die sie nicht selten global verstehen und sie fühlen sich dann<br />

sofort wütend, beschämt und gedemütigt. Es herrscht die Meinung vor, dass bei Betroffenen<br />

die ideale Vorstellung von sich selbst mit dem realen Selbst in gewisser Weise verschmolzen<br />

ist. Weiter ist das Selbst gespalten in Ideal-Selbst und entwertetes Selbst. Diese Störung geht<br />

oft mit der <strong>Borderline</strong>-Störung Hand in Hand.<br />

Passiv-aggressive <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Auffallend ist hier die negative Einstellung und der passive Widerstand gegenüber<br />

Anregungen und Leistungsanforderungen, die von anderen Menschen kommen. Menschen<br />

mit dieser Störung fallen durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen im sozialen<br />

und beruflichen Bereich auf und glauben häufig missverstanden, ungerecht behandelt oder<br />

übermäßig in die Pflicht genommen zu werden.<br />

Kombinierte <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Wenn die Symptome der Betroffenen keine Zuordnung möglich machen, sondern sich aus<br />

verschiedenen Symptomen unterschiedlicher <strong>Persönlichkeitsstörung</strong>en zusammensetzen.<br />

6<br />

6


Persönlichkeitsentwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen<br />

Bei Kindern und Jugendlichen ist die Entwicklung der Persönlichkeit noch nicht vollendet,<br />

man spricht hier von einer Persönlichkeitsentwicklungsstörung. Die <strong>Borderline</strong>-<br />

<strong>Persönlichkeitsstörung</strong> (abgekürzt BPS), auch emotional instabile <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

genannt, ist die im psychologischen und psychiatrischen Umfeld am häufigsten<br />

diagnostizierte <strong>Persönlichkeitsstörung</strong>. Die BPS wird immer auch von weiteren Störungen<br />

begleitet, darunter dissoziative Störungen, endogene Depressionen und verschiedene Formen<br />

von selbstverletzendem Verhalten (SVV). Darüber hinaus bestehen hohe Komorbiditäten mit<br />

anderen <strong>Persönlichkeitsstörung</strong>en, dabei am häufigsten die ängstliche <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

und die narzisstische <strong>Persönlichkeitsstörung</strong>. (Komorbidität <strong>–</strong> abgeleitet von Ko und Morbus<br />

ist ein zusätzlich zu einer Grunderkrankung vorliegendes diagnostisch abgrenzbares<br />

Krankheits- oder Störungsbild.)<br />

7<br />

7


Die <strong>Borderline</strong>-<strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

Klassifizierung nach DSM-IV 2)<br />

(Klassifikationssystem der American Psychiatric Association):<br />

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität.<br />

Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und<br />

manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.<br />

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:<br />

1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.<br />

Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt,<br />

die in Kriterium 5 enthalten sind.<br />

2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen<br />

Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.<br />

3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der<br />

Selbstwahrnehmung.<br />

4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgeben,<br />

Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essstörungen“). Beachte: Hier<br />

werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in<br />

Kriterium 5 enthalten sind.<br />

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder<br />

Selbstverletzungsverhalten.<br />

6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B.<br />

hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen<br />

gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).<br />

7. Chronische Gefühle der Leere.<br />

8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, (z. B. häufige<br />

Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen.<br />

9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere<br />

dissoziative Symptome) .<br />

2) de.wikipedia.org/wiki/<strong>Borderline</strong>-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung<br />

8<br />

8


<strong>Borderline</strong> bedeutet „Grenzlinie“ bzw. „grenzwertig“. Der Begriff kommt daher, dass man<br />

die Störung früher in den Grenzbereich zwischen den neurotischen Störungen und den<br />

psychotischen Störungen eingeordnet hat, da man Symptome aus beiden Bereichen<br />

identifizierte.<br />

Symptome:<br />

Schwarz/Weiß-Denken, Schlafstörungen, Ess-Störungen, Alpträume, starke Stimmungsschwankungen,<br />

Flucht in eine eigene Realität, Tabletten- , Alkohol- und Drogenmissbrauch,<br />

Aggressionen, Depressionen, Ängste, Zwänge, Unvermögen mit Gefühlen umzugehen, innere<br />

Leere, das Gefühl von Nichtigkeit, Beziehungslosigkeit sich selbst gegenüber,<br />

Unberechenbarkeit, selbstverletzendes Verhalten und Suizidversuche.<br />

<strong>Borderline</strong> ist eine Störung, die fast ausschließlich bei sehr jungen Menschen (Pubertät bis<br />

frühes Erwachsenenalter) zu finden ist und die sich, laut Erfahrungswerten von Experten, im<br />

Erwachsenenalter entweder bis zum völligen Verschwinden bessert (Die Kranken lernen im<br />

Lauf der Zeit mit Hilfe von Angehörigen, Freunden und Therapeuten emotional stabiler zu<br />

werden und so wieder Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen zu bekommen und somit<br />

auch die Möglichkeit ein normales Leben zu führen.) oder, wenn eine Besserung und<br />

Stabilisierung nicht möglich ist, wird die Störung durch eine andere massive<br />

<strong>Persönlichkeitsstörung</strong> abgelöst.<br />

Wie kommt es nun dazu, dass ein junger Mensch sich dahin entwickelt bzw. wo sind die<br />

Ursachen zu suchen oder zu finden ?<br />

Hört und liest man die Erzählungen von Betroffenen, so findet sich bei keinem von ihnen eine<br />

geborgene, fürsorgliche, „störungsfreie“ Kindheit, wie man sich diese vorstellt. Die meisten<br />

Betroffenen haben bereits im frühesten Kindheitsalter Bekanntschaft mit physischer und<br />

psychischer Gewalt gemacht, mit massiven Schlägen, sexuellem Missbrauch, Abweisung,<br />

Einsperren bzw. Aussperren, Heimaufenthalte, etc.<br />

Ein besonderes Kennzeichnen der <strong>Borderline</strong>-Störung ist die Unberechenbarkeit. Ein Kind<br />

lernt in sich wiederholenden Situationen durch die Gefühle, die es dabei empfindet, was „gut<br />

und richtig“ und was „schlecht“ ist, und wie es „richtig“ reagiert. Diese Lernerfahrung kann<br />

ein Kind aber nur machen, wenn die Bezugspersonen ein konstantes Verhalten aufweisen und<br />

nicht nach Lust und Laune in der gleichen Situation einmal schimpfen, schreien oder sogar<br />

zuschlagen und das andere Mal einfach darüber hinwegsehen oder gar nicht reagieren.<br />

9<br />

9


In den Elterngeschichten der Betroffenen finden sich sehr häufig Suchtprobleme, denn gerade<br />

Süchtige reagieren meist nicht in konstanter Weise, sondern nach jeweiliger Laune.<br />

Viele der jungen Leute sind in Heimen aufgewachsen bzw. waren zumindest eine Zeit lang in<br />

„Heimbetreuung“. Auch hier ist ganz sicherlich eine Ursache in den häufig wechselnden<br />

Bezugspersonen zu finden, die unterschiedlich in verschiedenen Situationen reagieren.<br />

Das Kind kann also nicht lernen auf seine Gefühle zu vertrauen, weil es diese nicht richtig<br />

zuordnen kann, einerseits kommt es durch wechselnde Situationen zu einem Wechselbad der<br />

Gefühle, mit dem das Kind nicht umgehen kann, andererseits versucht es sich dadurch zu<br />

schützen, dass es sich von seinen Gefühlen immer mehr abschottet, bis im Laufe der Zeit der<br />

Zugang bzw. die Zuordnung gar nicht mehr möglich ist und nur mehr instinktiv gehandelt<br />

wird, sodass in Stress-Situationen naturgemäß sehr heftige bzw. oft falsche Reaktionen<br />

erfolgen, die ebenso negative Handlungen der einbezogenen Menschen hervorrufen. Es<br />

kommt also immer wieder zu eskalierenden Situationen, die nicht bereinigt oder<br />

ausgesprochen werden und schon gar nicht verarbeitet werden können. Zu den bereits<br />

vorhandenen inneren Ungereimtheiten wird weiteres dazugestopft <strong>–</strong> die Unsicherheit wird<br />

immer größer.<br />

Gerade in der Pubertät fühlen sich junge Menschen sowieso zwischen ihren Gefühlen hinund<br />

hergerissen, sind instabil und wissen nicht so recht, was mit ihnen los ist, sind ziellos und<br />

auf der Suche nach sich selbst. Liegt hier schon eine Persönlichkeitsentwicklungsstörung vor,<br />

so zeigen sich jetzt bereits massive Symptome, wie Magersucht bzw. Fress-Sucht, selbstverletzendes<br />

Verhalten, Suchtproblematik mit Alkohol, Nikotin, Drogen, ausreißen und<br />

abgängig sein sowie die Androhung oder auch Ausführung von Selbstmordversuchen.<br />

Andererseits sind die gefühlsmäßigen Schwankungen schon längere Zeit sehr heftig, und so<br />

haben viele Betroffene zu diesem Zeitpunkt oder in der späteren Pubertät bereits<br />

Kontrollstrategien entwickelt, um sie einigermaßen auszugleichen. Dies kann bei nahe<br />

stehenden Menschen oder auch in Beziehungen beim Partner zu starken Gefühlen des<br />

Manipuliertwerdens führen. Es entwickelt sich daraus oft ein mehr oder weniger offener<br />

Kampf um Kontrolle.<br />

Vielen der jungen Menschen mit BPS ist zu diesem Zeitpunkt schon vollkommen klar, dass<br />

mit ihnen etwas nicht stimmt ohne eine Diagnose zu haben bzw. zu wissen was wirklich los<br />

ist, sie verbergen jedoch häufig aus Schamgefühl die Auswirkungen der Störung, wodurch<br />

sich Partner und Freunde getäuscht und ausgenutzt fühlen, so dass sich das Gefühl des<br />

Nichtverstandenwerdens noch verstärkt.<br />

10<br />

10


Fast immer stehen die Bezugspersonen der Kranken vollkommen hilflos vor den Problemen,<br />

die scheinbar aus dem Nichts auftauchen und sich häufen, sich aber schon über einen langen<br />

Zeitraum angebahnt haben und bis dahin vielleicht noch als auffälligere Spinnereien abgetan<br />

werden konnten. Gerade in der Pubertät eskaliert dann die Situation vollends, denn hier sind<br />

die Jugendlichen ohnehin keinen vernünftigen Argumenten mehr zugänglich und das<br />

Verhängnis nimmt seinen Lauf. Erst wenn der Jugendliche oder junge Erwachsene selbst<br />

erkennt, dass er professionelle Hilfe braucht, kann sinnvoll eingegriffen werden.<br />

Üblicherweise kommt es bei fast allen Kindern immer wieder einmal zu Störungen im<br />

„normalen“ Ablauf der Kindheit und so müsste jeder junge Mensch eine <strong>Persönlichkeitsstörung</strong><br />

entwickeln (was vielleicht auch in geringem Maße und nicht so auffällig der Fall ist).<br />

Nach Expertenmeinung scheint also auch ein Wechselspiel zwischen Problemen und<br />

Schwierigkeiten im Umfeld des Kindes sowie auch beim Kind selbst (Veranlagung,<br />

Temperament) vorzuliegen, so dass sich die Krankheitssituation schön langsam, zuerst<br />

unbemerkt und dann immer auffälliger steigert <strong>–</strong> bis dahin, dass die Betroffenen den ganz<br />

„normalen“ Alltagssituationen nicht mehr dauerhaft gewachsen sind, weil notwendige<br />

Voraussetzungen fehlen, die der junge Mensch bis dahin nicht gelernt hat oder die<br />

Anforderungen zu hoch sind und der Stress sie derart übermannt, dass es zu Entgleisungen<br />

kommt.<br />

Traumatisierungen:<br />

In sehr vielen Fällen spielt eine starke Traumatisierung durch Gewalt oder sexuellen<br />

Missbrauch innerhalb der Familie in der frühesten bis frühen Kindheit eine Rolle bei der<br />

Ausbildung der <strong>Borderline</strong>-Störung. Jedoch wachsen auch viele traumatisierte Kinder heran<br />

ohne eine derartige oder ähnliche Störung auszubilden, es ist also schwer, die Ursachen nur<br />

hier zu suchen. Man kann davon ausgehen, dass sowohl Veranlagung wie Umfeld eine<br />

bedeutende Rolle spielen, ob es zur Krankheit kommt oder nicht. Weitere Bezugspersonen<br />

wie Großeltern, Verwandte, Lehrer, Freunde können helfen, die Traumatisierungen so<br />

abzuschwächen, dass ein relativ „normales“ Heranwachsen möglich wird.<br />

Besonders gefährdet sind Kinder, die eine enge Beziehung zum Täter haben, da sie meist<br />

großes Misstrauen ihren eigenen Gefühlen gegenüber entwickeln. Ein Schutzmechanismus<br />

der Seele ist hier, bei Bedrohung, die Gefühle abzuschalten. Dabei verzerren sich die<br />

Wahrnehmung der Realität sowie der Emotionen <strong>–</strong> dieser Begriff wird Dissoziation genannt <strong>–</strong><br />

es verändert sich dabei die Wahrnehmung des eigenen Körpers, der Gefühle genauso wie die<br />

der Umgebung und der Zeit.<br />

11<br />

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Es ist auch möglich, dass das Opfer das oder die traumatischen Ereignisse vollkommen<br />

vergisst, diese kehren jedoch später oft unter Stressbedingungen als gefühlte Erinnerung<br />

zurück, wobei eine zeitliche Zuordnung meist nicht möglich ist, oder die Seele versucht sie in<br />

Form von Träumen zu verarbeiten, was zu immer wiederkehrenden Albträumen und Schlafstörungen<br />

führt. Es kann auch zu Panikattacken kommen oder zu schweren Krankheiten, die<br />

bedingen, dass man sich mit sich selbst auseinandersetzt und so vielleicht an die Wurzel des<br />

Übels kommt, um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.<br />

Abwehrmechanismen: 3)<br />

Um in unserer sehr verwirrenden Welt bestehen zu können, müssen wir imstande sein, fortlaufend<br />

wichtige von unwichtigen Informationen, äußeren Reizen und Einflüssen zu trennen.<br />

Die Fähigkeit, scheinbar Unwichtiges oder Belastendes aus dem Bewusstsein zu verdrängen,<br />

wird in der Psychologie auch „Abwehr“ genannt, die psychologischen Vorgänge heißen daher<br />

auch Abwehrmechanismen, wobei es eine weitere Einteilung in „primitive“ und „reife“<br />

Abwehrmechanismen gibt.<br />

Unter "primitiven Abwehrmechanismen" verstehen wir unangemessene Reaktionen auf<br />

Stress, der durch Impulse aus der Innenwelt oder Reize aus der Außenwelt hervorgerufen<br />

wird. Sie entsprechen einem frühkindlichen Funktionsniveau der menschlichen Psyche, sind<br />

undifferenziert und unorganisiert. Beispiel: Ein Erwachsener reagiert auf eine als ungerecht<br />

erlebte Zurücksetzung mit maßloser Wut und verteufelt diejenigen, die ihn angeblich<br />

ungerecht behandelt haben - und dies obwohl angesichts des Gegenstandes der<br />

Auseinandersetzung eine sachlicher, argumentativer Streit angemessen gewesen wäre 4) .<br />

Unter reifen Abwehrmechanismen können wir uns Altruismus ,<br />

Sublimation , Unterdrückung/Kontrolle, Antizipation oder Vorwegnahme<br />

, und Humor vorstellen.<br />

Bei der <strong>Borderline</strong>-Störung überwiegen die primitiven Abwehrmechanismen, denn die<br />

Betroffenen haben gelernt, mit unberechenbaren Situationen durch blitzschnelle Zuordnung<br />

zurecht zu kommen. Diese Zuordnung kann nur funktionieren, wenn man mit Schwarz/weiß-<br />

Denken bzw. einer extremen Einordnung in entweder Gut oder Böse lebt. Oft ist nachträglich<br />

eine Korrektur der ersten Einschätzung notwendig, da ja besonders in Beziehungen die<br />

Zwischentöne wichtig sind, um ein vollständiges Bild des anderen zu erhalten, dies führt<br />

jedoch wieder dazu, dass die Betroffenen als sprunghaft und unberechenbar erlebt werden.<br />

3) Buch: Ewald Rahn <strong>–</strong> <strong>Borderline</strong> <strong>–</strong> Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige, 5. Auflage 2003 ISBN 3-88414-258-5<br />

4) http://www.psy-knowhow.de/psycho/borderline/borderline-1.htm<br />

12<br />

12


Diagnose:<br />

Die Diagnose wird von einem Psychiater oder Psychologen gestellt und benennt die Störung<br />

anhand der Beschreibung der Symptome. Diese muss unbedingt sachlich dargestellt und<br />

erklärt werden, so dass sich die betroffene Person nicht abgewertet und abgestempelt fühlt,<br />

sondern das Gefühl bekommt, dass ihr geholfen werden kann. Psychiatrische Diagnosen<br />

beschreiben ja nur einen Teil eines Menschen <strong>–</strong> jenen, der von der so genannten „Normalität“<br />

abweicht <strong>–</strong> der Mensch selbst besteht jedoch aus vielen Anteilen und es wird im Störungsfall<br />

umso wichtiger, die positiven Anteile, die Stärken, zu finden und zu verwenden, um aus dem<br />

Krankheitsschema herauszufinden.<br />

Laut Untersuchungen leiden rund zwei Prozent der jungen erwachsenen Bevölkerung unter<br />

<strong>Borderline</strong>. Jedoch ist die Störung ja nur definitiv diagnostiziert, wenn der Betroffene<br />

professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, die Dunkelziffer der Erkrankten liegt höchst<br />

wahrscheinlich wesentlich höher.<br />

13<br />

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Wie funktioniert die Therapie ?<br />

Herkömmliche Therapien:<br />

- Ambulante Psychotherapie, Gespräche mit dem Therapeuten, wobei der Abstand anfangs<br />

wöchentlich sein soll <strong>–</strong> der Vorteil liegt darin, dass der Kontakt zum sozialen Umfeld aufrecht<br />

bleibt und Übungsmöglichkeiten im Alltag vorhanden sind.<br />

- Stationäre Aufnahme und Behandlung in einer Klinik <strong>–</strong> umfangreiches therapeutisches<br />

Programm, Gespräche und Konfrontationen mit ebenfalls Betroffenen, hier ist durch den<br />

Abstand vom Alltag oft eine Entlastung der Kranken so weit möglich, dass Kräfte für<br />

Veränderungen gefunden und eingesetzt werden können.<br />

Hilfe - Erkennen und Verwenden von Ressourcen und Bedürfnisse:<br />

In der Psychologie spricht man von Ressourcen, wenn jene Anteile gesucht werden, die<br />

unproblematisch sind. Es sind jene Kräfte und Schutzfaktoren auf die ein Mensch zurück<br />

greifen kann, um Probleme zu bewältigen, Aufgaben zu meistern. Meist kennen die Kranken<br />

alle ihre Schwächen, wobei sie beim Finden ihrer Stärken oft Unterstützung brauchen, da<br />

diese so normal für sie sind, dass sie gar nicht auffallen.<br />

Stärken zeigen sich häufig bei der Befriedigung von Bedürfnissen. Grundbedürfnisse, wie<br />

Essen, Trinken, körperliches Wohlbefinden, das Bedürfnis nach Nähe und Beziehung, nach<br />

Weiterentwicklung und Anerkanntwerden wollen erfüllt werden. Bedürfnisse erfordern Motive<br />

und Handlungsweisen, über die man jene Stärken finden kann, die helfen, besser zu leben.<br />

Lernen mit der Störung positiv umzugehen:<br />

Erkennen, welche Probleme zum jetzigen Zeitpunkt lösbar scheinen und bei welchen es<br />

sinnvoll ist, sie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.<br />

Möglichst genaue Erarbeitung der Probleme<br />

Wer oder was ist durch das Problem betroffen ?<br />

Welche Auswirkungen hat das Problem auf mich und andere ?<br />

Erkennen, in welchen Situationen das Problem auftritt, welche es verschärfen oder abmildern<br />

Strategien, um das Problem zu bewältigen<br />

Sammeln von Ideen, wie das Problem bewältigt werden kann, was helfen kann bei der Lösung<br />

weiterzukommen, was bei der Suche nach Lösung behilflich sein kann<br />

<strong>Eine</strong> Vorstellung davon, was an die Stelle des Problems treten kann<br />

14<br />

14


Definition von Zielen:<br />

Man definiert Ziele, um Veränderungen und Verbesserungen feststellen zu können. Bei der<br />

<strong>Borderline</strong>-Störung sind das im wesentlichen:<br />

- Alleinsein aushalten lernen !<br />

- Impulse beherrschen können !<br />

- Ambivalenz ertragen und nutzen können !<br />

Diese Bereiche stehen selbstverständlich in Wechselbeziehung zueinander, denn gerade, wenn<br />

die Betroffenen allein sind, treten häufig krankhafte Symptome auf, die es zu beherrschen gilt.<br />

Es ist also äußerst wichtig Strategien zu entwickeln, um zu lernen, mit obigen Punkten<br />

zurecht zu kommen.<br />

Hilfsmittel können sein:<br />

Ablenkungen und Entspannungstechniken<br />

Aufgaben delegieren, die von anderen erledigt werden können und sich zeitlichen Spielraum<br />

verschaffen<br />

Nachdenken über Lösungen und nicht über Probleme<br />

Helfer und Verbündete suchen und Kommunikationshindernisse beseitigen<br />

Auf Gefühle und Gedanken achten und ob sie zweckmäßig sind<br />

Erfahrungen jeder Krise auswerten und das Für und Wider bedenken.<br />

Bewusster Umgang mit Gefühlen:<br />

Kontrolle von Gefühlen ist ein Weg aus der emotionalen Instabilität hin zur Gesundheit. Es ist<br />

allerdings nicht hilfreich die Gefühle soweit zu kontrollieren, dass sie ausgeschaltet sind,<br />

vielmehr ist es wichtig, die Fertigkeit zu stärken, Gefühle für sich selbst einzusetzen. Im<br />

Rahmen der Störung ist der Betroffene ständig einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt.<br />

Gefühle nimmt man im Normalfall nicht bewusst wahr, da ihre Funktion darin liegt in<br />

Alltagssituationen sicher und richtig zu handeln. Da auch Stress-Situationen sich häufig<br />

wiederholen, kann auch der gefühlsmäßige Umgang damit gelernt werden.<br />

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Kunsttherapie:<br />

Die Kunsttherapie ist eine nonverbale Psychotherapie. Das bedeutet, dass der Klient nicht<br />

sprechen muss, aber sehr wohl über sich und seine Probleme sprechen kann, wenn er das<br />

Bedürfnis dazu hat, er wird jedoch nicht dazu aufgefordert. Im Zuge der künstlerischen Arbeit<br />

mit verschiedenen Zeichen- und Maltechniken und -materialien, über das Plastizieren mit<br />

Ton, über die oft anstrengende Arbeit mit Speckstein und auch über die Betrachtung der<br />

geschaffenen Kunstwerke, wird der Klient in wöchentlichen Sitzungen zu den Wurzeln seiner<br />

Probleme hingeführt. Während des künstlerischen Schaffens beginnen die Klienten oft ganz<br />

von selbst über sich zu sprechen - manchmal wissen sie im Nachhinein gar nicht mehr, was<br />

sie erzählt haben oder dass sie überhaupt geredet haben. Dieser Prozess ist sehr wichtig, da<br />

hier schon eine Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse stattfindet. Immer wieder kommen<br />

Erkenntnisse ins Bewusstsein, sodass sie jetzt bearbeitet werden können, vieles aus der<br />

Vergangenheit wird einfach „weggemalt, weggezeichnet, wegplastiziert“, weil eine Be- und<br />

Verarbeitung über die Kunst geschieht.<br />

Bei den künstlerischen Tätigkeiten werden beim Klienten alle Sinne angesprochen und so der<br />

Zugang zu den Sinneswahrnehmungen wieder hergestellt und verbessert. Über die Sinne<br />

bekommt der Klient Zutritt zu seinen Gefühlen und kann eine sichere Zuordnung dazu lernen.<br />

Über die Entdeckung seiner eigenen Kreativität, seiner Schaffenskraft und was er imstande ist<br />

zu tun, bekommt er eine neue Selbstsicherheit und Lebenseinstellung, die ihm hilft, sein<br />

Leben harmonischer und gesünder zu gestalten.<br />

Mit der Kunsttherapie werden also auf künstlerischer Ebene alle oben genannten<br />

therapeutischen Ziele erreicht, wobei der Klient über die Kunst zu sich selbst und seinen<br />

Gefühlen geführt und gestärkt wird und oft können auch schulmedizinische Medikamente<br />

rascher dosisangepasst bzw. im Laufe der Zeit ganz abgesetzt werden.<br />

Meine Empfehlung wäre in schweren <strong>Borderline</strong>-Fällen eine anfängliche Kombination von<br />

klassischer Psychotherapie und Kunsttherapie, da meiner jetzigen Meinung nach Sitzungen<br />

mit einem ausgebildeten Gesprächstherapeuten notwendig sind. Je nachdem, wie sich die<br />

künstlerische Arbeit entwickelt, und was man daraus phänomenologisch erkennt, kann die<br />

klassische Therapie auf Wunsch des Klienten eingeschränkt und dann auch weggelassen<br />

werden. Die künstlerische Tätigkeit sollte über einen längeren Zeitraum weitergeführt werden<br />

bis zur vollständigen Stabilisierung und seelischen Gesundung.<br />

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Schlußwort:<br />

Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Thema <strong>Persönlichkeitsstörung</strong>en und<br />

speziell <strong>Borderline</strong> war für mich sehr aufschlussreich, da sie mir gezeigt hat, wie<br />

verschwimmend die Grenzen zwischen Gesundheit und diagnostizierter Krankheit sind. Bei<br />

genauerer Betrachtung erkennt man, dass bei sehr vielen Menschen, die man als gesund<br />

bezeichnen würde, ein größerer oder kleinerer Anteil oben genannter <strong>Persönlichkeitsstörung</strong>en<br />

zu finden sind <strong>–</strong> nur, dass sie hier nicht so auffällig sind, dass man sie als Krankheit<br />

bezeichnen würde. Diese Menschen würden sich selber auch nicht als psychisch krank<br />

bezeichnen und ganz sicher keine Therapie beginnen, obwohl es zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt helfen könnte, bestehende Probleme aufzuarbeiten, anstatt sie später<br />

unüberwindlich werden zu lassen.<br />

Auch bei mir selbst konnte ich rückblickend bearbeitete Anteile der <strong>Borderline</strong>-Störung<br />

finden (nicht umsonst bin ich auf dieses Thema „gestoßen“) <strong>–</strong> zum Glück nur in sehr<br />

abgeschwächtem und nicht krankhaftem Maß. Hätte ich jedoch andere Bezugspersonen und<br />

Freunde gehabt, wer weiß, ob diese Anteile nicht pathologisch geworden wären.<br />

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Quellenverzeichnis:<br />

Internet-Verweis:<br />

de.wikipedia.org/wiki/<strong>Borderline</strong>-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung<br />

http://www.psy-knowhow.de/psycho/borderline/borderline-1.htm<br />

Buch: Ewald Rahn <strong>–</strong> <strong>Borderline</strong> <strong>–</strong> Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige,<br />

5. Auflage 2003 ISBN 3-88414-258-5<br />

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Ich erkläre, dass ich, <strong>Daniela</strong> <strong>Waldherr</strong>, vorliegende Arbeit mit den angegebenen Hilfsmitteln<br />

(Quellen) selbst verfaßt habe.<br />

16.04.2009 Unterschrift:<br />

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