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Dampfmaschine war die Agentin der Industrie
Dampfmaschine war die Agentin der Industrie
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Inhalt:<br />
Text Dampfmaschine<br />
Grafik Green Kondratieff<br />
Textinterpretation Südwales<br />
Grafik Strukturwandel<br />
Grafik Wirtschaftsbereiche<br />
Deutschlands stärkste Branchen<br />
Text und Grafik Standortpolitik<br />
Harte und weiche Standortfaktoren<br />
Arbeitskosten im Vergleich Europa<br />
Deutscher Autoexport<br />
Blaue Banane<br />
<strong>Industrie</strong> S5<br />
Die Dampfmaschine war die Agentin der <strong>Industrie</strong><br />
Mit seiner Erfindung ermöglichte James Watt den Menschen<br />
die Emanzipation von Wasser, Wind und Wetter und trieb gleichzeitig die<br />
Industrialisierung den entscheidenden Schritt voran - für viele so<br />
bedeutend wie die Französische Revolution.<br />
Gegen die prominente Rolle der Dampfmaschine haben Technikhistoriker<br />
eingewandt, sie sei eine Antriebsmaschine und keine Arbeitsmaschine. Der<br />
Einsatz der Spinnmaschinen ist daher höher bewertet worden. Überhaupt<br />
gilt der Textilsektor als Leitsektor der britischen Industrialisierung: Wer<br />
<strong>Industrie</strong>lle Revolution sagt - so Eric Hobsbawm - meint Baumwolle! Adam<br />
Smith hatte sie 1776 in „Wealth of Nations“ zwar nur beiläufig erwähnt,<br />
doch King Cotton brachte mit der Spinnerei den Durchbruch zur Fabrik, die<br />
zunächst noch auf der Wasserkraft, doch bald schon auf der Dampfkraft<br />
beruhte; auch deshalb war die Dampfmaschine für Karl Marx ein<br />
„allgemeiner Agent der großen <strong>Industrie</strong>“.<br />
Begonnen hatte es vor rund 300 Jahren im britischen Kohlebergbau, der<br />
schon um 1630 jährlich 1,5 Millionen Tonnen zutage förderte. Dabei war<br />
man immer mehr in die Tiefe gegangen, hatte 1800 schon „Teufen“ von 300<br />
Metern erreicht. Das war nicht nur körperliche Schwerarbeit, sondern auch<br />
eine gefährliche Arbeit.<br />
Mit zunehmender Tiefe wuchs für die Grube auch die Gefahr, abzusaufen.
<strong>Industrie</strong> S5<br />
Im kontinentaleuropäischen Bergbau hatte man das „zusitzende“ Wasser<br />
zunächst mit Haspel und Göpel nach oben befördert, mit Winden, die mit<br />
Hilfe der Hebelwirkung schwere Lasten mit wenig Aufwand transportieren<br />
konnten. Später kamen wassergetriebene Hebemaschinen zum Einsatz, die<br />
Wasser mit Hilfe von Wasser heben konnten.<br />
FAZ 20.08.2010
<strong>Industrie</strong> S5<br />
Textinterpretation: Das Beispiel Südwales<br />
Die natürliche Grundlage der <strong>Industrie</strong>entfaltung in Südwales ist eine Kohlenmulde mit Lagern<br />
des Kohleneisensteins aus dem Karbon. Sie streicht in engen, aber langen ,,Kohlentälern“ aus.<br />
Die Eisenverhüttung setzte 1758 in kleinem Umfang auf der Basis von Holzkohle ein. Durch den<br />
Bau einer Talstraße (1767), eines Kanals (Taff-Kanal 1798) und einer Bahnlinie (1836) gewann<br />
das Eisengewerbe rasch steigende Bedeutung, nachdem zwischenzeitlich auch das<br />
Puddelverfahren Produktionsfortschritte ermöglicht hatte. Fördernd wirkte auch der schrittweise<br />
verbesserte Anschluss an das Meer. Cardiff und Newport boten als Häfen gute<br />
Exportmöglichkeiten. Den reichen Rohstoff-Vorkommen und der günstigen Verkehrslage<br />
gesellten sich noch andere Faktoren hinzu: niedrige Bodenpreise und Steuern,<br />
Unternehmertatkraft und auch nationale und internationale Wirtschafts-Impulse. Einen ersten<br />
Aufschwung brachte z. B. der amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1773-83). Da der Bezirk<br />
Südwales besonders preisgünstig liefern konnte, erhielt er die Aufträge für die benötigten Eisen-<br />
Kanonen. Noch stärker stimulierend wirkte anschließend die Nachfrage nach<br />
Eisenbahnschienen. Schon 1840 waren in England selbst 1348 km Schienen verlegt. Der Export<br />
nach Deutschland, Russland und besonders nach den USA eröffnete einen schier unersättlichen<br />
Absatzmarkt. Allein in der ,,Neuen Welt“ wurden bis 1880 nicht weniger als 150000 km<br />
Schienenweg eröffnet, als das ,,go west, young man“ befolgt wurde. Diese Konjunktur brachte<br />
es mit sich, dass Südwales um 1830 45% des britischen Roheisens produzierte und in den<br />
südwalisischen Tälern um 1850 schon über 200 Kokshochöfen und 1350 Puddel-Öfen<br />
arbeiteten, während es damals im Ruhrgebiet erst zwei gab. Wales war der leistungsfähigste<br />
Eisenproduzent der Welt. Eine rapide Bevölkerungszunahme ging dieser ökonomischen BIüte<br />
parallel. So rasch dieser Aufschwung erfolgte, so schnell folgte ihm ein Niedergang. Als mit<br />
dem Bessemer-Konverter-Verfahren (1855) eine Umstellung auf Rohstahl notwendig wurde,<br />
erwiesen sich die in Südwales anstehenden Karbon-Erze als ungeeignet, weil sie phosphorhaltig<br />
waren. Zudem gingen ihre Vorräte zur Neige. So ging die bisherige Rohstoffgrundlage mit einem<br />
Schlag verloren. 1870 standen die Hüftenwerke, die eben noch führend waren, still. Umgekehrt<br />
aber nahm die Förderung von Steinkohle, als sich diese als bester Energieträger erwies, einen<br />
gewaltigen Aufschwung. Er setzte um 1850 ein. Die Hafenstädte Cardiff, Newport und Swansea<br />
- jede am Ende eines Kohletals gelegen - hatten ein neues Exportgut, das ihnen mächtigen<br />
Auftrieb gab. 1913 förderten die Bergwerke von Südwales 57 Mill. t Steinkohle, von denen 92%<br />
in den Export gingen. 30-50 km Weit ziehen sich seitdem die Bergbaugassen in die Täler hinein.<br />
Grubenanlagen, Schutthalden und Fördertürme drängen sich mit schiefergedeckten<br />
Reihenhäusern und dem oft achtgleisigen Schienenweg auf engstem Raum. Der Anblick<br />
dieses ,,black country“ ist wenig schön, die Luft schlecht und der tosende Lärm eine ständige<br />
Belastung.<br />
Seit dem Ersten Weltkrieg sank die Wirtschaftskraft dieser Region, da die polnische und<br />
amerikanische Kohle, deutsche Reparationslieferungen und die ständig zunehmende<br />
Ölbefeuerung der Schiffe eine starke Konkurrenz brachten. Die Kohlefeuerung sank auf 60%,<br />
die Arbeitslosigkeit stieg auf das Achtfache. Werksanlagen verfielen, die Bevölkerung verarmte<br />
und wanderte ab; Siedlungen verödeten. 1934 waren 67% der Bewohner von Merthyr arbeitslos.<br />
Selbst die denkbar günstige geographische Lage konnte diesen Zusammenbruch nicht<br />
verhindern. (Große Häfen verbanden das Revier mit dem Atlantik; offene Täler erschlossen das<br />
Hinterland; kein Ort des Bergbaubezirks lag weiter als 35 km vom nächstgelegenen Hafen<br />
entfernt; ein dichtes Eisenbahnnetz verband die Förderstätten und Siedlungen; oft konnte Kohle<br />
direkt von der Grube aufs Schiff verladen werden!) Nur staatliche Lenkung und Planung konnte<br />
zuletzt einen weiteren Rückgang stoppen. Südwales wurde zu einem ,,Entwicklungsraum“<br />
erklärt. Die <strong>Industrie</strong>standorte wurden neu- und umstrukturiert. Im Verlauf dieser<br />
Raumordnungsmaßnahmen wurde der Küstenstreifen von Newport bis Port Talbot Standort<br />
einer modernen Eisen- und Stahlerzeugung auf der Grundlage importierter Erze. Um Swansea
<strong>Industrie</strong> S5<br />
entwickelte man die teilweise noch arbeitende Blechindustrie gleichfalls auf der Basis<br />
eingeführter Kupfer-, Zink-, Zinn- und Bleierze. In den Tälern siedelte die Regierung ziemlich<br />
wahllos Leichtindustrien an, die Knöpfe, Reißverschlüsse, Zigaretten, Süßwaren, Fotoartikel<br />
usw. herstellten. Heute arbeiten in Südwales über 400 staatlich errichtete Fabriken; allein im<br />
Taff-Tal stehen 59 staatlichen nur 5 private gegenüber.<br />
1. Nennen Sie "harte" und "weiche" Standortfaktoren und erläutern diese mit Hilfe<br />
eines Beispieles.<br />
2. Beschreiben Sie die für den <strong>Industrie</strong>raum Südwales zutreffenden Standortfaktoren.<br />
3. Zeigen Sie an der Entwicklung des <strong>Industrie</strong>raumes Südwales, dass die Standortfaktoren<br />
einem dauernden Bewertungswandel unterliegen.
<strong>Industrie</strong> S5
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C L. Schmidt 2013<br />
<strong>Industrie</strong> S5