Holz spüren – Die Entwicklung einer Methode zur Messung der ...
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<strong>Holz</strong> <strong>spüren</strong> <strong>–</strong> <strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>einer</strong> <strong>Methode</strong> <strong>zur</strong> <strong>Messung</strong><br />
<strong>der</strong> Hautwahrnehmung von <strong>Holz</strong>oberflächen<br />
Berger Günter 1 , Katz Hermann 2 , Petutschnigg Alexan<strong>der</strong> 3<br />
Abstract<br />
Austrian consumers were invited to touch wood flooring surfaces with<br />
bare feet and hands wearing a blindfold. The objectives of the test were<br />
to ascertain whether they were able to consistently distinguish the properties<br />
of three different kinds of laminate flooring and lacquered parquet<br />
flooring as well as their preferences. Our results show that the majority<br />
of the consumers were able to determine a difference between the floorings<br />
with their hands and with their feet. The laminate floor with the rustical<br />
surface was the most preferred floor. The methods used in this experiment<br />
could improve future product developments, sales tactics and<br />
product presentations at the point of sale.<br />
Einleitung<br />
<strong>Holz</strong> hat ein Image als angenehmer und warmer Werkstoff und Baustoff.<br />
<strong>Die</strong>se Eigenschaften werden auch sehr oft in Kommunikationsaktivitäten<br />
als Beson<strong>der</strong>heiten und Alleinstellungsmerkmale gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
Werkstoffen zitiert. <strong>Die</strong> <strong>Messung</strong> <strong>der</strong> Konsumentenwahrnehmungen als<br />
Überprüfung dieser Pauschalurteile stellt sich als komplex heraus, bietet<br />
aber erweiterte Möglichkeiten für das Marketing, beson<strong>der</strong>s in den Bereichen<br />
<strong>der</strong> Produkt- und Kommunikationspolitk.<br />
Präferenzbildungen beim Konsumenten sind ein komplexer Prozess. <strong>Die</strong><br />
Intermodalität, nämlich die subjektiv verschiedene Wahrnehmung und<br />
Verarbeitung von Sinnesreize bedingt Vorkehrungen in <strong>der</strong> Marktforschungen,<br />
damit die einzelnen Wirkungsgrößen auf die Präferenzbildung<br />
isoliert werden können.<br />
In Abbildung 1 ist erkennbar, dass die optischen und akustischen Reize<br />
den größten Einfluss auf unsere Wahrnehmung haben. Entsprechende<br />
Untersuchungen zum optischen Eindruck von <strong>Holz</strong>oberflächen o<strong>der</strong><br />
1 Fachhochschule Salzburg GmbH, Markt 136a, 5431 Kuchl<br />
2 Joanneum Research Forschungs GmbH, Steyrergasse 17-19, 8010 Graz<br />
3 Fachhochschule Salzburg GmbH, Markt 136a, 5431 Kuchl<br />
1
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Möbel wurden bereits untersucht [1] [2], ebenso die Auswirkungen auf<br />
den menschlichen Organismus bei <strong>der</strong> Wohnraumgestaltung mit spezifischen<br />
<strong>Holz</strong>arten, wie dem Zirbenholz[3].<br />
Abb. 1: Verteilung <strong>der</strong> Sinneswahrnehmungen [4]<br />
2<br />
akustisch 11%<br />
olfaktorisch 3,5%<br />
haptisch 1,5%<br />
gustatorisch 1%<br />
optisch 83%<br />
Zur haptischen Wahrnehmung von <strong>Holz</strong>, die durch den direkten Kontakt<br />
zum Produkt, wie bei Fußböden relevant sein kann, liegen jedoch<br />
nur wenige Ergebnisse vor. In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde die<br />
Blindtestmethode von Berger, Katz und Petutschnigg[5] <strong>zur</strong> <strong>Messung</strong><br />
<strong>der</strong> Oberflächenwahrnehmung von lackierten und geölten <strong>Holz</strong>oberflächen<br />
sowie Laminatböden für drei verschiedene Arten von Laminatböden<br />
im Vergleich zu lackiertem Parkett angewendet. <strong>Die</strong>se Produkte repräsentieren<br />
den <strong>der</strong>zeit überwiegenden Anteil am <strong>Holz</strong>fußbodenmarkt,<br />
jedoch ist <strong>der</strong> wahrnehmbare Unterschied zwischen diesen artverwandten<br />
Produkten geringer als in <strong>der</strong> Vorstudie, weshalb ermittelt werden<br />
soll, ob diese Befragungsmethode für diese Produkte anwendbar ist.<br />
Ziel <strong>der</strong> Untersuchungen war die <strong>Messung</strong> <strong>der</strong> Konsumentenwahrnehmung<br />
von <strong>Holz</strong>oberflächen spezifischer marktüblicher Produkte.<br />
Folgende Forschungsfragen wurden untersucht:<br />
1. Können Konsumenten die Unterschiede <strong>der</strong> Temperatur, Härte<br />
und Rauheit von Fußböden mit verschiedenen <strong>Holz</strong>oberflächen<br />
konsistent bewerten.
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2. Gibt es Unterschiede in <strong>der</strong> Hautwahrnehmung von <strong>Holz</strong>oberflächen<br />
bei Händen und Füßen?<br />
3. Gibt es einen Präferenzunterschied durch den Blindtest?<br />
Material und <strong>Methode</strong><br />
Es wurde eine Umfrage mit 280 Personen durchgeführt. Alle Teilnehmer<br />
gingen barfuss über die fünf Testflächen und wurden auf dem Retourweg<br />
zu den einzelnen Fußböden befragt. Anschließend wurden die Testflächen<br />
in an<strong>der</strong>er Reihenfolge von den Teilnehmern mit <strong>der</strong> Hand bewertet.<br />
Ein Fußboden wurde doppelt in den Versuchaufbau integriert, womit<br />
jene Teilnehmer ermittelt werden konnten, die tatsächlich in <strong>der</strong> Lage<br />
waren, eine konsistente haptische Beurteilung vorzunehmen. Zudem<br />
wurden von den Versuchspersonen Alter, Geschlecht, Postleitzahl, Gewicht<br />
und Schuhgröße festgehalten.<br />
Abb. 2: Der Versuchsaufbau für den Fuß- und den Handtest<br />
Es wurden handelsübliche Produkte verwendet, wobei drei verschiedene<br />
Laminatböden einem lackierten Mehrschicht-Parkett gegenübergestellt<br />
wurden. Folgende Produkte wurden getestet:<br />
Standard Laminat, Laminat Matt, Laminat Rustikal, lackierter Parkett<br />
und Standard Laminat als Referenzfläche.<br />
3
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Abb. 3: die abgefragten Kriterien<br />
Von jedem Boden wurden die Kriterien wie in Abbildung 3 dargestellt<br />
abgefragt. Für die statistischen Auswertungen wurden die Werte<br />
1=“trifft zu“ bis 4=“trifft nicht zu“ und 5=“weiß nicht“ zugewiesen.<br />
Anschließend wurde gefragt, ob <strong>der</strong> Boden angenehm empfunden wurde.<br />
Am Ende <strong>der</strong> Testreihe mussten die Teilnehmer beurteilen, welcher<br />
Boden am angenehmsten empfunden wurde.<br />
Anhand des Referenzbodens wurde die Konsistenz <strong>der</strong> Aussagen getestet.<br />
Jene Personen, die bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> beiden Standard-<br />
Laminatböden maximal einen Unterschied von <strong>einer</strong> Kategorie pro<br />
Merkmal angaben, wurden bei <strong>der</strong> Auswertung berücksichtigt. Zudem<br />
durften sie die Frage, ob <strong>der</strong> Boden ein angenehmes Gefühl vermittelt,<br />
nicht wi<strong>der</strong>sprüchlich beantworten. Somit wurden von den 200 Personen<br />
136 für die Auswertung des Fußtests und 141 für die Auswertung des<br />
Handtests ausgewählt.<br />
Ergebnisse<br />
Für die inferenzstatistische Analyse wurde <strong>der</strong> Friedman-Test verwendet,<br />
<strong>der</strong> für alle Merkmale signifikante Unterschiede aufzeigt, obwohl bezüglich<br />
<strong>der</strong> einzelnen Merkmale nicht alle Böden unterschiedlich bewertet<br />
wurden. Beispielsweise gibt es beim Merkmal „warm-kalt“ keine Unterschiede<br />
zwischen dem Standard Laminatboden und dem rustikalen Laminatboden.<br />
Beim Merkmal „hart-weich“ unterscheiden sich <strong>der</strong> Standard<br />
Laminatboden, <strong>der</strong> matte Laminatboden und <strong>der</strong> lackierte Parkettboden<br />
nicht voneinan<strong>der</strong>. Ähnliches gilt beim Merkmal „glatt-rau“ für<br />
den Standard-Laminatboden und den lackierten Parkettboden.<br />
4
Bewertung<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
N =<br />
136<br />
Standard Laminat<br />
Warm-Kalt-Empfindung<br />
136<br />
Laminat matt<br />
136<br />
Laminat rustikal<br />
136<br />
lackierter Parkett<br />
N =<br />
136<br />
Standard Laminat<br />
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Glatt-Rau-Empfindung<br />
136<br />
Laminat Matt<br />
Abb. 4: Temperatur- und Rauheitsempfinden beim Fußtest<br />
Bewertung<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
136<br />
Laminat Rustikal<br />
136<br />
lackierter Parkett<br />
Zu den Forschungsfragen konnten folgende Resultate ermittelt werden:<br />
1. Es können die Konsumenten die Unterschiede <strong>der</strong> Temperatur,<br />
Härte und Rauheit von Fußböden mit verschiedenen <strong>Holz</strong>oberflächen<br />
konsistent bewerten.<br />
2. Außer beim Laminatboden mit matter Oberfläche konnten keine<br />
Unterschiede in <strong>der</strong> Hautwahrnehmung bei Händen und Füßen<br />
festgestellt werden<br />
3. Abbildung 5 zeigt die Präferenzen <strong>der</strong> Konsumenten. Der Laminatboden<br />
mit <strong>der</strong> rustikalen Oberfläche war <strong>der</strong> beliebteste Boden,<br />
gefolgt vom Parkettboden mit <strong>der</strong> lackierten Oberfläche.<br />
Prozent<br />
45,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
1 Standard<br />
Laminat<br />
Abb. 5: Präferenzen <strong>der</strong> Kunden<br />
2 Laminat Matt 3 Laminat Rustikal 4 Lackierter<br />
Parkett<br />
Fußtest<br />
Handtest<br />
5
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Diskussion<br />
<strong>Die</strong> <strong>Messung</strong> <strong>der</strong> Kundenwahrnehmung liefert wichtige Informationen<br />
für zukünftige Produktentwicklungen und Marketingkonzepte. Kunden<br />
bevorzugen im Blindtest warme und eher raue Oberflächen. Aus den<br />
Ergebnissen <strong>der</strong> beiden bisher durchgeführten Studien lässt sich sowohl<br />
bei Lackoberflächen und noch stärker bei Laminatoberflächen das Verbesserungspotenzial<br />
bei <strong>der</strong> Wärmeleitfähigkeit ableiten. Bei Lacken und<br />
Overlay-Schichten <strong>der</strong> Laminaböden sollte die Wärmeleitfähigkeit reduziert<br />
werden, damit die Oberfläche wärmer wahrgenommen wird. Auch<br />
Variationen <strong>der</strong> Rauheit <strong>der</strong> Oberfläche können die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
Kunden stärker treffen, womit die Hersteller von Fußböden über die<br />
Produkthaptik Alleinstellungsmerkmale kreieren können, um aus dem<br />
aktuellen Verdrängungswettbewerb am Markt zu entkommen.<br />
Literatur<br />
6<br />
[1] Nordvik, E. and Broman, O. 2005. Visualizing wood interiors:<br />
A qualitative assessment of what people react to and how they<br />
describe it. Forest Prod J 55(2): 81-86.<br />
[2] Ridoutt, B.Ball, R. et al. 2002. Wood In The Interior Office<br />
Environment: Effects On Interpersonal Perception. Forest<br />
Prod. J. 52(9): 23-30.<br />
[3] Grote V, Lackner H., Muhry, F. et al, Evaluation <strong>der</strong> Auswirkungen<br />
eines Zirbenholzumfeldes auf Kreislauf, Schlaf, Befinden<br />
und vegetative Regulation. Joanneum Research Graz 2003.<br />
[4] Killian K. and Brexendorf O., Multisensuale Markenführung<br />
als Differenzierungs- und Erfolgsgröße, Campus02 Business<br />
Report, Vol. 2, 2005: 12-15.<br />
[5] Berger G., Katz H., Petutschnigg A. What Customers Feel and<br />
Prefer <strong>–</strong> Haptic Perception of Various Wood Flooring Surfaces.<br />
Forest Prod. J. 56(10): 42-48.