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Teilen auf die 1 - Erste Westernreiter Union Deutschland e.V.

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um <strong>die</strong> Toupets anzubringen, doch wirklich<br />

schwierig ist es nicht“, weiß <strong>die</strong> Trainerin. „Normalerweise<br />

nehme ich etwa das obere Drittel<br />

des Schweifes <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Seite, beginne dann eine<br />

etwas mehr als daumendicken Strähne des restlichen<br />

Schweifes einzufl echten und fl echte das<br />

Schweifteil nach ungefähr zwei Zentimetern<br />

mit ein, fl echte noch ein paar Zentimeter und<br />

befestige das Ganze mit einem Gummi. Wenn<br />

man <strong>auf</strong> Nummer sicher gehen will, kann man<br />

dann noch etwas Isolierband um den Übergang<br />

wickeln – das geht ohne Probleme wieder ab.“<br />

Auf dem deutschen und amerikanischen Markt<br />

gibt es verschiedene Anbieter von Schweiftoupets,<br />

<strong>die</strong> Produkte unterschiedlicher Preisklassen<br />

anbieten. Doch während man beispielsweise<br />

im amerikanischen ebay zwar sehr günstige<br />

Toupets erhält, gibt es bei deutschen Herstellern<br />

eher <strong>die</strong> Möglichkeit, Farbe und Form des Haarteils<br />

<strong>auf</strong> das Pferd individuell anzupassen. Antonette<br />

Trahe-Nales benötigt dafür eine Schweifsträhne<br />

des Pferdes und, wenn möglich, auch<br />

ein Foto. So kann sie Volumen und Länge des<br />

neuen Schweifs passend zu den Proportionen<br />

des Tieres anfertigen. Gepfl egt wird das Toupet<br />

genau gleich wie ein echter Schweif. Übrigens:<br />

Während Schweiftoupets <strong>auf</strong> Turnieren grundsätzlich<br />

erlaubt sind, sind sie in einigen Zuchtshows<br />

verboten (z.B. bei der DHQH), in anderen<br />

müssen sie gemeldet werden. Ihr Einsatz<br />

wird dann per Mikrofon durchgesagt – „Dieser<br />

Hengst trägt im Moment ein Schweiftoupet“ –,<br />

damit etwaige Käufer sich später nicht betrogen<br />

fühlen.<br />

Auch für „Problemfälle“:<br />

Schweiftoupets als „Protese“<br />

Trahe-Nales stattet neben Turnier- und Zuchtpferden<br />

auch solche Tiere aus, <strong>die</strong> ihren Schweif<br />

ganz oder teilweise durch eine Amputation<br />

verloren haben. Wenn nicht mehr genug Haare<br />

vorhanden sind, um erfolgreich nach Fliegen zu<br />

schlagen, <strong>die</strong> empfi ndliche Afterregion abzudecken,<br />

Wind und Regenwasser abzuleiten und<br />

<strong>die</strong> Stimmung auszudrücken, dann fehlt dem<br />

Tier eine bedeutende Schutzfunktion und ein<br />

wichtiges Ausdrucksmittel.<br />

Der Araberwallach El Jarubin verlor als<br />

Jungpferd durch eine zu feste Bandage seinen<br />

Schweif und trägt seither nur noch wenige Zotteln<br />

an einer Stummel-Schweifrübe spazieren.<br />

„Nach der Kastration band der Tierarzt Rubis<br />

Schweif hoch, damit keine Haare in <strong>die</strong> Wunde<br />

gelangen“, erzählt seine Besitzerin Christine<br />

Hohmann. „Als sich <strong>die</strong> Mullbinde gelöst<br />

hatte, habe ich mit einer elastischen Bandage<br />

den Schweif erneut einbandagiert. Leider zu<br />

stramm!“ Dadurch wurde <strong>die</strong> Durchblutung gestört<br />

und das Gewebe starb ab. Rubi ist nicht<br />

das einzige Pferd, dem es so erging. Antonette<br />

Trahe-Nales zählt hat mehrere amputierte Pferde<br />

zu ihren Kunden. Missgeschicke mit strammen<br />

Bandagen im Stall und im Pferdehänger<br />

seien der Hauptgrund für zerstörte Schweif-<br />

rüben. „Ich war früher selbst Pferdepfl egerin,<br />

aber ich bin erstaunt darüber, wie viele Unfälle<br />

<strong>die</strong>ser Art es gibt“, sagt sie. „Die Haut an der<br />

Schweifrübe ist sehr empfi ndlich, durch Urin<br />

und Kot kann es zu diversen Infektionen kommen.<br />

Ich rate den Leuten deshalb immer: Lasst<br />

<strong>die</strong> Bandagen weg! Vor allem im Anhänger, wo<br />

es überall Ecken, Kanten und Haken gibt.“<br />

Christine Hohmann versuchte <strong>auf</strong> alle erdenklichen<br />

Arten, ihrem Pferd zumindest einen Teil<br />

seines Schweifes wiederzugeben: „Haarkleber<br />

hat nicht gehalten, da sind <strong>die</strong> letzten Haare<br />

auch noch abgebrochen und angeschweißte<br />

Strähnen von einem Schlachtpferde-Schweif<br />

sind ebenfalls wieder abgefallen.“ Auch sie entschloss<br />

sich am Ende zu einem Schweiftoupet.<br />

Dieses wird nun zu besonderen Anlässen wie<br />

Turnieren oder Präsentationen hervorgeholt, für<br />

WESTERNREITER – März 2013<br />

OUTFIT & FASHION 17<br />

den Alltag <strong>auf</strong> der Koppel aber taugt es leider<br />

nicht. Zum einen, weil dabei <strong>die</strong> Gefahr besteht,<br />

dass das 300 Euro teure Teil beim Toben<br />

abgerissen wird und im Matsch landet. Zum<br />

anderen, weil Rubi mit seiner Stummelrübe den<br />

ausladenden Kunstschweif gar nicht natürlich<br />

bewegen kann. Stattdessen tritt er nun mit den<br />

Beinen nach den Fliegen oder fegt sie mit seinem<br />

spärlichen Restschweif weg. Sind besonders<br />

viele Insekten unterwegs, so schützt Christine<br />

Hohmann ihr Pferd mit einer Fliegendecke.<br />

„Rubi selbst hat mit seinem Schweif eigentlich<br />

kein Problem. Anfangs konnte eher ich damit<br />

nicht umgehen.“ Mittlerweile ist der Stummel-<br />

Wedel ein Markenzeichen der beiden: Christine<br />

Hohmann hat sogar ihr Trainer-Logo aus einem<br />

Bild reproduziert, das deutlich Rubis kurzen<br />

Schweif zeigt.<br />

Schopf- und Mähnentoupets<br />

Neben Schweiftoupets fertigt Antonette Trahe-Nales auch Schopf- und Mähnentoupets, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

bestehende Mähne nicht nur fülliger und länger machen, sondern auch abgescheuerte oder<br />

abgefressene Stellen bei nur geringer vorhandener Grundsubstanz <strong>auf</strong>füllen können. In einem<br />

solchen Fall werden einzelne Strähnen mit einer Häkelnadel unter einen zuvor in <strong>die</strong> Restmähne<br />

eingebrachten Gummi eingezogen.<br />

Schopftoupets funktionieren im Prinzip wie kleine Schweiftoupets und geben einem Pferd <strong>auf</strong><br />

Turnieren und Fototerminen ein besonders verwegenes Aussehen. „Aber auch bei Ausritten<br />

im Sommer schützen sie vor Fliegen und sehen einfach besser aus als eine Fliegenhaube mit<br />

Fransen“, sagt <strong>die</strong> Herstellerin.

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