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Heimat und Familie - Privatbrauerei M.C. Wieninger

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Ausgabe 01/2013<br />

Aus dem Inhalt<br />

Brauereigeschichte – Die Anfänge der<br />

<strong>Familie</strong> <strong>Wieninger</strong> in Teisendorf<br />

Seite 3<br />

Gelebte Tradition im Altwirt Piding<br />

Seite 4<br />

Ein Plädoyer für die <strong>Heimat</strong> – Interview<br />

mit Hans Roth aus Laufen<br />

Seite 5<br />

Das Leben im Schalander<br />

Seite 6<br />

Tradition <strong>und</strong> Brauchtum<br />

<strong>Heimat</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong><br />

Drei Geschichten über <strong>Heimat</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> – wie sie unterschiedlicher<br />

das Leben <strong>und</strong> Erleben nicht schreiben könnten. Es sind Geschichten,<br />

die <strong>Heimat</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> im Licht der Gegenwart, der nahen <strong>und</strong> ferneren<br />

Vergangenheit miteinander verbinden – Geschichten, die der <strong>Familie</strong><br />

<strong>Heimat</strong> geben – kommentiert von Rosi Fürmann.<br />

Der Heilige Johannes beim<br />

Fallwickl-Bauern in Holzhausen<br />

15. Juli 2012:<br />

Einen ganz besonderen Platz<br />

wünschte sich die Schnitzerin<br />

für ihren Johannes den<br />

Täufer. Dieser Platz wird im<br />

neu errichteten Bildstock auf<br />

der Hofstelle des Fallwickl-<br />

Bauern in Holzhausen sein,<br />

denn über sieben Generationen<br />

findet sich ein Johann<br />

im Stammbaum der <strong>Familie</strong>:<br />

Erstmals sprechen die Urk<strong>und</strong>en<br />

1764 von einem Johann<br />

Fallwickl. Diesem Johann<br />

Fallwickl folgt 1808 – wie<br />

es Brauch ist – ein Johann<br />

Fallwickl. Und hier unterbricht<br />

die Reihe der Johann,<br />

weil eine Tochter den Hof<br />

übernimmt, die einen Caspar<br />

Grabner heiratet. Diese<br />

bekommen dann 1877 aber<br />

wieder einen Johann, dem<br />

in der Reihe der Johanns<br />

1906 der nächste folgt.<br />

1946 kommt wieder ein Johann<br />

auf dem Hof zur Welt<br />

<strong>und</strong> 1974 der jetzige Bauer<br />

Johann, der 2007 mit seiner<br />

Frau Annemarie wieder<br />

einen Johannes bekommt.<br />

<strong>Heimat</strong> für eine <strong>Familie</strong><br />

über die Generationen gibt<br />

der Hof in Holzhausen. In<br />

dieser <strong>Heimat</strong> darf die <strong>Familie</strong><br />

leben, die es zu erhalten<br />

<strong>und</strong> zu bewahren gilt; denn<br />

viele weitere Generationen<br />

sollen auf dem Hof leben<br />

<strong>und</strong> arbeiten können.<br />

Weiter auf Seite 2


2 WIENINGER Journal<br />

Liebe Fre<strong>und</strong>e der <strong>Privatbrauerei</strong><br />

M.C. <strong>Wieninger</strong>,<br />

200 Jahre ist es her, dass mein Ur-<br />

Ur-Ur-Ur-Großvater das damalige<br />

Hofpruyhaus Deisendorf erworben<br />

hat. Mein Bruder <strong>und</strong> ich – wir sind<br />

die siebte Generation – die unsere<br />

<strong>Familie</strong>nbrauerei führt. Auf diese<br />

bedeutsame Historie sind wir außerordentlich<br />

stolz.<br />

Als Brauer muss man Leidenschaft<br />

besitzen – für Genuss <strong>und</strong> handwerkliches<br />

Arbeiten. Vor 200 Jahren<br />

wie heute zählt zu den schönsten<br />

Seiten dieses Berufes, wenn wir über<br />

die geschmacklichen Feinheiten<br />

unserer Biere diskutieren oder in<br />

Verkostungen den optimalen Biergeschmack<br />

finden.<br />

Als Bräu von Teisendorf bin ich fest<br />

im regionalen Leben integriert. Mit<br />

meinem Fre<strong>und</strong> Armin philosophiere<br />

ich gern darüber, dass sein Ur-Ur-<br />

Ur-Ur-Opa mit meinem schon vor<br />

200 Jahren an der gleichen Stelle<br />

am Stammtisch saß, wie wir heute.<br />

Es gibt Mitarbeiter, die schon länger<br />

im Betrieb arbeiten, als ich auf der<br />

Welt bin <strong>und</strong> mir Geschichten ihrer<br />

Väter <strong>und</strong> Großväter erzählen, die<br />

auch schon in der Brauerei tätig<br />

waren. Bei vielen Vereinen waren<br />

meine Vorfahren vor 100, 150 oder<br />

sogar 175 Jahren bereits Gründungsmitglieder.<br />

Ich atme jeden Tag in den zum Teil<br />

seit Jahrh<strong>und</strong>erten bestehenden<br />

Gebäuden <strong>und</strong> Kellern der Brauerei<br />

eine traditionsreiche Geschichte.<br />

Faszinierend, dass meine Vorfahren<br />

dort auch schon vor h<strong>und</strong>erten von<br />

Jahren gewerkt haben.<br />

Zu diesem für uns so besonderen Jubiläum<br />

denken wir an die Werte, die<br />

eine <strong>Familie</strong>nbrauerei ausmachen.<br />

Wir freuen uns über den Erfolg des<br />

Jubiläumsbieres <strong>und</strong> sagen Danke<br />

bei allen, die uns in den letzten 200<br />

Jahren treu unterstützt <strong>und</strong> auf unserem<br />

Weg begleitet haben.<br />

Prost <strong>und</strong> ein herzliches Vergelt’s<br />

Gott,<br />

Ihr Christian <strong>Wieninger</strong><br />

Trabis an der Freilassinger Grenze Alte Lagersilos vor der Brauerei <strong>Wieninger</strong> Dampfmaschine<br />

11. September 1989:<br />

Die Autoschlange der über<br />

Ungarn <strong>und</strong> Österreich am<br />

Grenzübergang Freilassing<br />

nach Deutschland einreisenden<br />

Bürger der DDR reißt<br />

nicht ab. Das Auffanglager in<br />

Freilassing auf dem Parkplatz<br />

des Schwimmbades wird die<br />

Massen nicht mehr lange<br />

aufnehmen können <strong>und</strong> man<br />

plant, das nächste Lager in<br />

Trostberg in Anspruch zu<br />

nehmen. Langsam hatte sich<br />

der „Eiserne Vorhang“ in den<br />

Monaten davor gehoben<br />

<strong>und</strong> nun die umständliche<br />

<strong>und</strong> mühsame Möglichkeit<br />

zur Ausreise geboten. Oft<br />

Hals über Kopf mit nur wenig<br />

Gepäck oder gar nur mit dem,<br />

was sie „am Leib trugen“,<br />

andere wieder schon seit langem<br />

auf gepackten Koffern<br />

sitzend in der sich anbahnenden<br />

Hoffnung, endlich<br />

ausreisen zu dürfen, erreichten<br />

sie die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Viele, darunter<br />

häufig <strong>Familie</strong>n mit Kindern,<br />

wollen sich mit diesem Schritt<br />

eine neue, lebens- <strong>und</strong> liebenswerte<br />

<strong>Heimat</strong> suchen, die<br />

ihnen die DDR in ihren engen<br />

Grenzen nicht bot.<br />

26. Februar 1813:<br />

Philipp <strong>Wieninger</strong> erwirbt um<br />

40100 Gulden von der Bayerischen<br />

Finanzkammer die<br />

erstmals um 1600 erwähnte<br />

Braustätte in Teisendorf. Geboren<br />

als Sohn des Gastwirts<br />

Thomas <strong>Wieninger</strong> stammt<br />

Philipp (1767 – 1835) aus einer<br />

angesehenen <strong>Familie</strong> aus<br />

Trautmannsdorf im Bayerischen<br />

Wald, die seit Generationen<br />

als Bierbrauer, Gastronomen<br />

<strong>und</strong> Politiker leben <strong>und</strong><br />

arbeiten.<br />

Er übernimmt zwar das väterliche<br />

Anwesen, konzentriert<br />

sich später aber auf die 1798<br />

erheiratete Kaiserhütte, eine<br />

Glashütte in Schönau am<br />

Lusen. Als „Wirtssohn“ bringt<br />

Philipp <strong>Wieninger</strong> jedoch<br />

keinerlei Erfahrung zum<br />

Betreiben der Glashütte mit.<br />

Zudem bricht zu der Zeit durch<br />

die von Napoleon verhängte<br />

Kontinentalsperre das existenziell<br />

wichtige Exportgeschäft<br />

der Glashersteller zusammen.<br />

Deshalb entschließt sich das<br />

Ehepaar <strong>Wieninger</strong> zum<br />

Verkauf des Glashüttenguts<br />

mit den dazugehörigen 9275<br />

Tagwerk Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> erwirbt<br />

die Brauerei in Teisendorf.<br />

Redaktion Rosi Fürmann<br />

Jetzt schon vormerken!<br />

Die Jubiläums-<br />

Festwoche<br />

Freitag 23.08.13<br />

Vlado Kumpan <strong>und</strong> seine<br />

Musikanten<br />

Samstag 24.08.13<br />

Tag der Vereine, Betriebe<br />

<strong>und</strong> Nachbarschaft – es spielt<br />

die Musikkapelle Teisendorf<br />

Donnerstag 29.08.13<br />

Zeltparty „Halligalli“<br />

Freitag 30.08.13<br />

„Drent <strong>und</strong> Herent“<br />

– großer Volksmusikabend<br />

Samstag 31.08.13<br />

Bierzeltstimmung mit<br />

den “Life Jacks“ <strong>und</strong> den<br />

“Blood Red Roses“<br />

Sonntag 01.09.13<br />

Tag der offenen Tür mit<br />

Brauereifest<br />

- 9:00 Uhr Festgottesdienst<br />

am Marktplatz<br />

- ca. 10:00 Uhr Festzug durch<br />

den Markt Teisendorf mit<br />

anschließendem Einzug in<br />

die Brauerei


Die Brauereigeschichte<br />

Die Anfänge der <strong>Familie</strong> <strong>Wieninger</strong><br />

in Teisendorf<br />

Phillip <strong>Wieninger</strong> <strong>und</strong> die Kaufurk<strong>und</strong>e aus dem Jahr 1813<br />

Für Philipp <strong>Wieninger</strong> war es<br />

eine Lebensentscheidung aus<br />

dem niederbayerischen Trautmannsdorf<br />

nach Teisendorf<br />

zu ziehen. Er war 44 Jahre alt,<br />

als er 1812 seine florierende<br />

Glashütte aufgab, um gemeinsam<br />

mit seiner Frau <strong>und</strong><br />

ihren bis dahin 7 Kindern in<br />

Teisendorf neu anzufangen.<br />

Ob es unsere schöne Region<br />

war, die ihn nach Oberbayern<br />

zog, oder die Aussicht<br />

auf gute Geschäfte mit einer<br />

<strong>Privatbrauerei</strong>, lässt sich heute<br />

nicht mehr feststellen. Im Bierbrauen<br />

schien er in jedem Fall<br />

die Zukunft zu sehen, beim<br />

Verkauf des ehemaligen fürsterzbischöflichenHofbräuhauses<br />

Teisendorf setzte er sich<br />

gegen zahlreiche andere<br />

Interessenten durch.<br />

Auch in Teisendorf herrschte<br />

zur Zeit des Endes der<br />

napoleonischen Kriege große<br />

Beunruhigung. Die Kriege<br />

hatten zu einer Verteuerung,<br />

vor allem der Lebensmittel,<br />

geführt (die Maß Bier kostete<br />

4 Kreuzer – bei einem Tageslohn<br />

zwischen 25 <strong>und</strong> 40<br />

Kreuzer) <strong>und</strong> viele einberufene<br />

Soldaten waren entweder<br />

gefallen oder kämpften mit<br />

dem bayerischen Hilfskorps<br />

in Russland. Es war keinesfalls<br />

eine heile Welt, in der die<br />

<strong>Wieninger</strong>s ihre Unternehmung<br />

aufnahmen.<br />

In Teisendorf angekommen,<br />

begann Philipp <strong>Wieninger</strong><br />

kräftig in die Brauerei zu investieren.<br />

In den letzten Jahren<br />

des Erzbistums Salzburg<br />

<strong>und</strong> in den Übergangsjahren<br />

mit dem bayerischen Staat als<br />

Eigentümer war der Betrieb<br />

in einen maroden Zustand<br />

gekommen. Außerdem gab<br />

es noch keine Kühlmöglichkeiten<br />

für das fertige Bier.<br />

Deshalb sanierte Philipp nicht<br />

nur das Brauhaus, sondern<br />

errichtete auch einen großen<br />

Kellerstadel mit 4 Abteilungen<br />

<strong>und</strong> Vorkeller, welcher heute<br />

noch unverändert erhalten ist<br />

<strong>und</strong> als Lagerkeller die Reifung<br />

der <strong>Wieninger</strong> Biere beherbergt.<br />

Philipp hatte Glück,<br />

als beim großen Marktbrand<br />

1815 die Brauerei vom Feuer<br />

verschont wurde <strong>und</strong> er sich<br />

statt mit einem Wiederaufbau<br />

mit dem weiteren Ausbau der<br />

Brauerei beschäftigen konnte.<br />

Die getätigten Investitionen<br />

erwiesen sich schnell als zukunftsweisend<br />

<strong>und</strong> so nahm<br />

die Zahl der Abnehmer für die<br />

<strong>Wieninger</strong> Biere stetig zu. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> setzte Philipp<br />

<strong>Wieninger</strong> alles daran, das<br />

Kloster Höglwörth samt zugehöriger<br />

Klosterbrauerei zu<br />

erwerben, als dieses im Jahre<br />

1820 versteigert wurde, um<br />

fortan in beiden Braustätten<br />

zu brauen.<br />

Heute 200 Jahre <strong>und</strong> 7 Generationen<br />

später schauen wir<br />

respektvoll zurück auf den<br />

Pionier, der unserer <strong>Familie</strong><br />

den Einstieg ins Bierbrauen<br />

bescherte <strong>und</strong> die Weichen<br />

für unsere tiefe Verwurzelung<br />

in Teisendorf <strong>und</strong> in unserer<br />

Region stellte.<br />

Zusammengetragen hat<br />

die Geschichte der Brauerei<br />

<strong>und</strong> der <strong>Familie</strong> <strong>Wieninger</strong><br />

Stefanie Mösenlechner, bei<br />

der ich mich an dieser Stelle<br />

recht herzlich bedanken<br />

möchte. Von Stefanie Mösenlechner<br />

ist auch ein Artikel<br />

im Salzfass 1/2011 zu diesem<br />

Thema erschienen.<br />

Redaktion Christian <strong>Wieninger</strong><br />

Das Wappen der <strong>Familie</strong><br />

<strong>Wieninger</strong><br />

WIENINGER Journal<br />

„Das Bier aus der<br />

guten alten Zeit“<br />

1813 SPEZIAL<br />

- naturtrüb -<br />

3<br />

Zum 200-jährigen <strong>Familie</strong>njubiläum nach alter<br />

Handwerksart gebraut. Ein Bier aus der guten<br />

alten Zeit, als das Malz noch über offenem<br />

Feuer gedarrt wurde. Dadurch hat dieses Bier<br />

seinen bernsteinfarbenen Glanz, seine rauchige<br />

Note <strong>und</strong> seinen r<strong>und</strong>en Geschmack.


4 WIENINGER Journal<br />

Essen & Trinken<br />

Im Herzen des Dorfes Piding<br />

im Berchtesgadener Land<br />

verwöhnt der seit 1500 bestehende<br />

<strong>Familie</strong>nbetrieb seine<br />

Gäste mit typisch bayerischer<br />

Küche unter Verwendung<br />

regionaler Produkte. Das<br />

stattliche, denkmalgeschützte<br />

Altwirts-Gebäude mit Schopfwalmdach,<br />

ein eindrucksvolles<br />

Beispiel Altsalzburger<br />

Baukultur, erhielt über die<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte seinen historischen<br />

Charme.<br />

Die Wirtsfamilie Dießbacher<br />

fühlt sich seit jeher der<br />

Tradition <strong>und</strong> der Pidinger<br />

Dorfkultur verpflichtet. Hierin<br />

sieht der Inhaber Armin Dießbacher<br />

auch die Gemeinsamkeit<br />

mit seinem geschätzten<br />

Bierlieferanten, der Privatbauerei<br />

<strong>Wieninger</strong>. „Wir sind sehr<br />

stolz, dass unsere partnerschaftlicheGeschäftsbeziehung<br />

zur <strong>Familie</strong> <strong>Wieninger</strong><br />

seit mehreren Generationen<br />

Bestand hat, was heutzutage<br />

eine Seltenheit ist“, so<br />

Dießbacher, dessen Großvater<br />

Johann Hager das Handwerk<br />

Wirt Armin Dießbacher<br />

Koch Roland Stadler bei der Zubereitung der gefüllten Kalbsbrust<br />

Gelebte Tradition im Altwirt Piding<br />

als Brauer in der <strong>Privatbrauerei</strong><br />

<strong>Wieninger</strong> erlernt hat. Daraus<br />

hat sich eine langjährige<br />

Fre<strong>und</strong>schaft entwickelt, die<br />

auf gegenseitige Wertschätzung<br />

<strong>und</strong> Respekt gebaut ist,<br />

wo das gesprochene Wort<br />

noch zählt. Beide <strong>Familie</strong>nbetriebe<br />

pflegen auf vorbildliche<br />

Art die gewachsene Traditionen<br />

<strong>und</strong> das Brauchtum.<br />

Das Gasthaus Altwirt ist ein<br />

gemütlicher Ort, an dem<br />

sich Gäste, Einheimische <strong>und</strong><br />

ortsansässige Vereine gerne<br />

treffen. Radfahrer, Genussurlauber,<br />

Wanderer, Brauchtumsfre<strong>und</strong>e<br />

oder Musikanten.<br />

Im Sommer lockt einer<br />

der schönsten Biergärten der<br />

Region mit seinen kulinarischen<br />

Schmankerln zahlreiche<br />

Besucher an.<br />

Für sein Traditionsgericht hat<br />

der Wirt Armin Dießbacher<br />

ein feines, altes Rezept zum<br />

Nachkochen herausgesucht:<br />

Gefüllte Kalbsbrust in dunkler<br />

Biersauce mit Kartoffel-Gurken-Salat.<br />

Gefüllte Kalbsbrust in<br />

dunkler Biersauce mit<br />

Kartoffel-Gurken-Salat<br />

Zutaten für die Kalbsbrust:<br />

- 2,0 kg Kalbsbrust<br />

- Röstgemüse (4 Zwiebeln,<br />

2 Karotten, ¼ Sellerie, ½ Lauch)<br />

- 2 Knoblauchzehen<br />

- ¼l <strong>Wieninger</strong> Guidobald Dunkel<br />

- ½l Gemüsebrühe<br />

- Thymian- <strong>und</strong> Rosmarinzweige<br />

Zutaten für die Füllung:<br />

- 5-6 altbackene Semmeln<br />

- 20 g Butter<br />

- 1 Zwiebel<br />

- 100 g Schinken<br />

- 1 halber B<strong>und</strong> Petersilie<br />

- 200 ml Milch, 2 Eier, Salz<br />

- geriebene Muskatnuss<br />

Zubereitung der Füllung:<br />

Zwiebel <strong>und</strong> Schinken in feine<br />

Würfel schneiden <strong>und</strong> in etwas<br />

Butter anschwitzen. Semmeln<br />

zerkleinern mit heißer Milch<br />

übergießen <strong>und</strong> durchmengen.<br />

Schinken, Zwiebeln, gehackte<br />

Petersilie, Salz, Muskat <strong>und</strong> Eier<br />

dazugeben <strong>und</strong> vermengen.<br />

Zubereitung der Kalbsbrust:<br />

Eine große Tasche in das Fleischstück<br />

schneiden, mit der Masse<br />

füllen <strong>und</strong> mit einer Bindschnur<br />

wieder fest verschließen. Den<br />

Braten von allen Seiten mit<br />

Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzen <strong>und</strong><br />

zusammen mit dem Röstgemüse<br />

im Ofen bei 170 Grad etwa<br />

2,5 St<strong>und</strong>en braten. Alle halbe<br />

St<strong>und</strong>e mit <strong>Wieninger</strong> Guidobald<br />

Dunkel <strong>und</strong> Brühe aufgießen.<br />

Sauce durchsieben, Thymian<br />

<strong>und</strong> Rosmarin reinlegen <strong>und</strong> mit<br />

etwas Speisestärke abbinden.<br />

Das komplette Rezept gibt es zum<br />

Download unter: www.wieninger.de


Gleichzeitig war es die Zeit<br />

vor den entscheidenden<br />

Durchbrüchen in Industrialisierung<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft.<br />

Die überlieferten traditionel-<br />

len Brauverfahren, meist in<br />

Klöstern gepflegt, hatten sich<br />

die letzten Jahrh<strong>und</strong>erte nicht<br />

wesentlich geändert. Seit dem<br />

Reinheitsgebot aus 1516, das<br />

den „Wildwuchs“ der eingesetzten<br />

Rohstoffe beschränkte<br />

<strong>und</strong> für bessere Produkte<br />

sorgte, gab es keine wesentliche<br />

Neuerung.<br />

WIENINGER Journal<br />

Kulinarisches Gewinnspiel<br />

Gewinnen Sie 3 Schmankerlessen im Altwirt in Piding.<br />

1. bis 3. Preis:<br />

Je ein Schmankerlessen für zwei Personen<br />

4. bis 10. Preis:<br />

Je ein Träger <strong>Wieninger</strong> Guidobald Dunkel<br />

Beantworten Sie nachfolgende Frage:<br />

Welches <strong>Wieninger</strong> Bier wird für unseren<br />

Braten verwendet?<br />

Schicken Sie die richtige Lösung bis 10.5.2013 per Post an<br />

Brauerei <strong>Wieninger</strong>, Kennwort: Kulinarisches Gewinnspiel,<br />

Poststraße 1, 83317 Teisendorf oder per email an<br />

a.moesenlechner@wieninger.de<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung ist nicht möglich.<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Angehörige der Brauerei <strong>Wieninger</strong> <strong>und</strong> des Altwirts Piding<br />

sind von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Bierbrauen vor 200 Jahren<br />

Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts war die Zeit großer politischer Veränderungen. Viele Grenzen – auch die zwischen<br />

Bayern <strong>und</strong> dem Fürsterzbistum Salzburg – wurden neu gezogen, der Rupertiwinkel <strong>und</strong> damit auch Teisendorf wurden<br />

bayerisches Staatsgebiet. Daneben hinterließ die Säkularisation tiefe Spuren – viele Klöster wurden aufgelöst.<br />

In dieser Zeit des Umbruchs kamen die <strong>Wieninger</strong>s nach Teisendorf.<br />

Die Bierproduktion um 1813<br />

war demnach von viel Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Tradition <strong>und</strong> wenig<br />

Wissen geprägt.<br />

Sudkessel in Höglwörth Im Gärkeller Carl von Linde<br />

Bei kalter Witterung im Winter<br />

konnte bis März „gutes“<br />

Bier hergestellt werden, im<br />

Sommer gab es schlechteres<br />

Braunbier oder obergäriges<br />

Weißbier. Das Bier wurde sofort<br />

nach der Gärung in Fässer<br />

abgefüllt, eine kalte Lagerung<br />

über mehrere Wochen, die<br />

dem Bier heute seine Qualität<br />

<strong>und</strong> Bekömmlichkeit gibt, war<br />

nicht möglich. Das Lagern der<br />

Bierfässer erfolgte in Kellern<br />

oft außerhalb der Brauerei –<br />

die historischen Wurzeln<br />

vieler Biergärten.<br />

Die privaten Brauherren<br />

investierten in ihre Brauereien,<br />

was Jahrh<strong>und</strong>erte wenig<br />

Sinn machte, da Länderfürsten<br />

<strong>und</strong> Klöster das Geschäft<br />

erschwerten. Die neuen Brauhäuser<br />

erhielten erstmals tiefe<br />

Keller, so auch das Brauhaus,<br />

das Philipp <strong>Wieninger</strong> 1823<br />

in Teisendorf errichtete. In<br />

separaten Eiskellern wurde im<br />

Winter abgetragenes Eis aus<br />

Weihern <strong>und</strong> Seen eingelagert<br />

<strong>und</strong> die kalte Jahreszeit<br />

zumindest um einige Wochen<br />

verlängert.<br />

Ab 1847 wurde in Brauereien<br />

erstmals nach der Gärung<br />

eine mehrwöchige kalte<br />

Lagerung in speziellen Lagerkellern<br />

eingeführt. Der neue<br />

erfolgreiche Biertyp, das Lagerbier,<br />

hatte einen besseren<br />

Geschmack <strong>und</strong> war weniger<br />

trüb <strong>und</strong> haltbarer.<br />

Dennoch ist diese Zeit nicht<br />

mit heute zu vergleichen, jede<br />

Brauerei hatte ihren eigenen<br />

Hausgeschmack – bedingt<br />

durch das „Zeug“. So nannte<br />

man den Bodensatz, der nach<br />

jeder Gärung auf den nächsten<br />

Sud gegeben wurde, ohne<br />

zu wissen, was sich dahinter<br />

verbarg. Dies änderte sich<br />

erst, als 70 Jahre später<br />

spezielle Bierhefen gezüchtet<br />

wurden. Bis dahin gab es<br />

auch keine Messinstrumente,<br />

um den Brauprozess zu<br />

steuern. Das Bier war bis zur<br />

Erfindung der Kältemaschine<br />

von Carl Linde 1870 weiterhin<br />

im Sommer viel schlechter als<br />

im Winter, <strong>und</strong> die Qualität<br />

oft ein Produkt des Zufalls.<br />

Es war eine aufregende Zeit<br />

vieler Umbrüche, in der Philipp<br />

<strong>Wieninger</strong> vor 200 Jahren<br />

nach Teisendorf kam. Private<br />

Brauherren konnten erstmals<br />

in fairen Wettbewerb mit<br />

Hofbräuhäusern <strong>und</strong> Klosterbrauereien<br />

treten. Diese<br />

Chance haben die <strong>Wieninger</strong>s<br />

wahrlich gut genutzt.<br />

5


6 WIENINGER Journal<br />

Ein Plädoyer für die <strong>Heimat</strong><br />

Hans Roth aus Laufen spricht über Regionalgeschichte, die Bedeutung<br />

von Kultur <strong>und</strong> wie der Rupertiwinkel zu seinem Namen gekommen ist.<br />

„<strong>Heimat</strong> ist kein Ort, <strong>Heimat</strong> ist<br />

ein Gefühl!“ ein Ausspruch des<br />

Sängers Herbert Grönemeyer.<br />

Auch für Hans Roth ist <strong>Heimat</strong><br />

ein Gefühl. Der 74-jährige lebt<br />

unsere Region, wie kaum ein<br />

anderer. Seit frühester Kindheit<br />

beschäftigt er sich mit „seiner“<br />

<strong>Heimat</strong> <strong>und</strong> machte später seine<br />

Leidenschaft zum Beruf. Nach<br />

seiner Ausbildung zum Antiquariatsbuchhändler<br />

in München,<br />

war er von 1970 bis 2003<br />

Geschäftsführer des bayerischen<br />

Landesvereins für <strong>Heimat</strong>pflege.<br />

Bereits seit 1972 ist er Vorsitzender<br />

des Historischen Vereins<br />

Rupertiwinkel in Laufen. Mit<br />

leuchtenden Augen <strong>und</strong> voller<br />

Leidenschaft berichtet er auch<br />

in unserem Gespräch von der<br />

Arbeit in „seiner“ <strong>Heimat</strong> – dem<br />

Rupertiwinkel – in den vergangenen<br />

50 Jahren.<br />

Herr Roth, seit vielen Jahren sind<br />

Sie im Bereich der <strong>Heimat</strong>k<strong>und</strong>e<br />

tätig. Was macht das Ganze für<br />

Sie so interessant?<br />

Das liegt vielleicht an der<br />

Bodenhaftung hier in Laufen.<br />

Ich bin ja hier geboren, 1938.<br />

Allerdings bin ich 1956 schon<br />

nach München gekommen<br />

<strong>und</strong> ich hab mich schon immer<br />

für Kultur <strong>und</strong> solche Dinge<br />

interessiert. Ab 1970 war ich<br />

dann Geschäftsführer des<br />

bayerischen Landesvereins für<br />

<strong>Heimat</strong>pflege. Wenn ich durchs<br />

Land gefahren bin, hab ich mir<br />

immer gedacht: „Das gehört<br />

mir alles, weil ich darf mich um<br />

diese Dinge kümmern“.<br />

Wie sind Sie überhaupt dazu<br />

gekommen, sich in diesem Bereich<br />

zu engagieren –für einen jungen<br />

Mann war das damals doch sicher<br />

nicht alltäglich?<br />

Ich war eigentlich von klein<br />

auf schon von diesem Gebiet<br />

begeistert. Während andere<br />

irgendwo beim Spielen waren,<br />

hab ich als Schulbub bei der<br />

Kirche die Inschriften von Grabsteinen<br />

abgeschrieben. Mein<br />

Vater hat immer gesagt: „Der<br />

Bub interessiert sich nur für´s<br />

alte Glump!“.<br />

Christoph Grabner im<br />

Gespräch mit Hans Roth<br />

Und wie ist es dann später bei<br />

Ihnen in diese berufliche Richtung<br />

gegangen?<br />

Damals hat´s in Laufen die<br />

Geschwister Schiefer gegeben,<br />

<strong>Heimat</strong>forscherinnen, die mich<br />

immer ein bisschen gefördert<br />

haben. Dann später in Salzburg,<br />

der Professor Hell, ein Archäologe.<br />

Das war auch ein großer<br />

Förderer von mir. Der hat mich<br />

ernst genommen <strong>und</strong> mich<br />

immer wieder eingeladen, zu<br />

Ausgrabungen. So bin ich eben<br />

reingewachsen.<br />

Was haben denn Ihre Eltern<br />

damals zu Ihrem Berufswunsch<br />

gesagt?<br />

Meine Mutter hat immer<br />

gesagt, ihr wäre es am liebsten,<br />

wenn der Bub zur Post gehen<br />

würde. „Da ist er an der frischen<br />

Luft!“. Ich bin dann aber nicht<br />

zur Post, sondern hab zunächst<br />

im Verlagswesen angefangen.<br />

Meine ersten Artikel hab ich<br />

dann mit 18 Jahren für den<br />

Laufener Kurier <strong>und</strong> die Freilassinger<br />

Zeitung geschrieben.<br />

Auf diesem Weg kam ich zur<br />

<strong>Heimat</strong>pflege.<br />

Wenn Sie so auf die vergangenen<br />

60 Jahre zurück blicken - was ist<br />

Ihnen besonders in Erinnerung<br />

geblieben?<br />

Die Einstellung zur <strong>Heimat</strong>pflege<br />

hat sich in dieser Zeit sehr<br />

gewandelt. Wir wissen ja, dass<br />

man damals von der <strong>Heimat</strong><br />

nichts mehr gehalten hat. <strong>Heimat</strong><br />

war ein Unwort, ein Fremdwort<br />

fast. Als ich damals zur<br />

<strong>Heimat</strong>pflege gegangen bin,<br />

haben manche Fre<strong>und</strong>e das<br />

gar nicht verstehen können.<br />

Sie haben befürchtet, dass ich<br />

mit diesem Beruf meine Frau<br />

<strong>und</strong> mein Kind nicht ernähren<br />

kann. Zusammenfassend kann<br />

man sagen, <strong>Heimat</strong>pflege war<br />

damals fast ein bisschen in<br />

Verruf.<br />

In wieweit hat sich <strong>Heimat</strong>pflege<br />

bis heute geändert?<br />

<strong>Heimat</strong>pflege umfasst ja die<br />

ganze Lebenswelt des Menschen.<br />

Ob das jetzt das Bauen<br />

ist oder Brauchtum oder Tracht<br />

<strong>und</strong> so weiter. Man braucht<br />

schon eine gewisse Bodenhaftung<br />

<strong>und</strong> sieht es eigentlich erst<br />

in den letzten zehn bis fünfzehn<br />

Jahren wieder, dass das<br />

gefragt ist. Vorher war dieser<br />

Regionalbezug mehr verpönt.<br />

Durch die Vereinigung Europas<br />

kommt jetzt auf einmal wieder<br />

mehr Regionalismus auf.<br />

Woran liegt die Rückbesinnung<br />

auf regionale Werte Ihrer Meinung<br />

nach?<br />

Die Menschen wollen sich nicht<br />

alle über einen Kamm scheren<br />

lassen. Ein gleiches Europa, von<br />

Spanien bis weiß Gott wohin.<br />

Sondern man hat ganz bewusst<br />

den Regionalismus gefördert.<br />

Die Leute interessieren sich<br />

wieder für Regionalgeschichte,<br />

regionale Vermarktung ist<br />

wieder möglich. Alles was man<br />

davor eigentlich nicht gewollt<br />

hat. Der Mensch besinnt sich<br />

wieder auf die Wurzeln, wo er<br />

herkommt.<br />

Das heißt also, dass sich die<br />

Menschen wieder mehr für ihre<br />

<strong>Heimat</strong> interessieren <strong>und</strong> sich<br />

auch dafür einsetzen?<br />

Unbedingt, das merkt man in<br />

allen Bereichen. Zum Beispiel<br />

in den Schulen. Wenn ich nur<br />

an das Laufener Gymnasium<br />

denke. Da werden wieder<br />

Arbeiten über die <strong>Heimat</strong> vergeben.<br />

Da wird zum Beispiel<br />

zu den jungen Leuten gesagt,<br />

erforscht doch das Ainringer


Moos, die Abstorfer Inseln.<br />

Dann setzen sich die Schüler<br />

hin <strong>und</strong> arbeiten mit Begeisterung<br />

an den Themen ihrer<br />

<strong>Heimat</strong>.<br />

Was ist das Besondere an der Vergangenheit<br />

des Rupertiwinkels?<br />

Der Rupertiwinkel ist ja noch gar<br />

nicht so alt, er gehört jetzt seit<br />

r<strong>und</strong> 200 Jahren zu Bayern. Wir<br />

sind „Jung-Bayern“ sozusagen.<br />

Vorher haben wir über 1000<br />

Jahre zu Salzburg gehört. Und irgendwie<br />

tendieren wir ja immer<br />

noch nach Salzburg. Sprachlich,<br />

brauchtumsmäßig sind wir<br />

alle irgendwie nach Salzburg<br />

orientiert.<br />

Wie ist der Rupertiwinkel überhaupt<br />

zu seinem Namen gekommen?<br />

Der Begriff „Rupertiwinkel“ ist<br />

nicht so alt, wie man glaubt.<br />

Zum ersten Mal taucht er um<br />

1895 auf. Gebraucht als Bezeichnung,<br />

um den Tourismus zu<br />

fördern. Wir haben ja früher zum<br />

Flachgau gehört <strong>und</strong> hatten eigentlich<br />

keinen Namen. Damals<br />

hat man gesagt, dieses Gebiet<br />

zwischen Tittmoning, Waging<br />

<strong>und</strong> Teisendorf gehörte früher<br />

zum Erzstift Salzburg, das mit<br />

dem heiligen Rupertus verb<strong>und</strong>en<br />

ist <strong>und</strong> daher nannte man<br />

die Gegend Rupertiwinkel.<br />

Viele sagen auch „Rupertigau“ - ist<br />

das richtig?<br />

Eigentlich nicht, weil wir kein<br />

Gau waren. Der Begriff Gau<br />

kommt von den Grafschaften:<br />

Pinzgau, Pongau, Lungau,<br />

Chiemgau <strong>und</strong> so weiter. Aber<br />

wir formen ein Eck, wenn<br />

man die Region auf der Karte<br />

anschaut. Deshalb spricht man<br />

von „Winkel“, wie zum Beispiel<br />

auch der Pfaffenwinkel <strong>und</strong> der<br />

Lamer Winkel im Bayerischen<br />

Wald.<br />

Sind die Menschen bei uns in der<br />

Region stolz darauf, Rupertiwinkler<br />

zu sein?<br />

In der Landbevölkerung schon.<br />

Ich war mal in Teisendorf, da<br />

standen zwei ältere Männer<br />

beisammen. Es war im Januar.<br />

Da sagt der eine zu dem anderen:<br />

„Du musst Handschuhe<br />

anziehen, draußen in Bayern<br />

schneit es schon. Ich war heute<br />

schon in Traunstein!“ Also die<br />

sehen immer noch die Grenze<br />

wie früher, damals gehörte<br />

Traunstein zu Bayern <strong>und</strong><br />

Teisendorf zu Salzburg. Und wie<br />

hat auch mal ein Lehrer zu mir<br />

gesagt? Er kennt die Kinder, die<br />

aus Neukirchen oder Surberg<br />

kommen an der Sprache. Da<br />

merkt man deutlich die Unterschiede.<br />

Wenn wir dieses Interview schon<br />

für das <strong>Wieninger</strong> Journal machen<br />

<strong>und</strong> in diesem Jahr noch dazu das<br />

200-jährige <strong>Familie</strong>njubiläum der<br />

Brauerei <strong>Wieninger</strong> gefeiert wird,<br />

dann darf eine Frage natürlich<br />

nicht fehlen: Was wissen Sie über<br />

die Vergangenheit der Brauerei?<br />

Was bew<strong>und</strong>ernswert ist: die<br />

Konstanz der Firma. Dass sie<br />

jetzt seit 200 Jahren in derselben<br />

Hand ist. Sie prägt die<br />

Gegend <strong>und</strong> übernimmt Verantwortung.<br />

Wenn ich nur als Beispiel<br />

an das Kloster Höglwörth<br />

denke. Das ist ja im Besitz der<br />

<strong>Familie</strong> <strong>Wieninger</strong> <strong>und</strong> wird im<br />

historischen Bestand belassen<br />

<strong>und</strong> auch nicht verändert. Da<br />

muss man schon sagen, dass<br />

der kulturelle Auftrag der <strong>Familie</strong><br />

hoch anzurechnen ist.<br />

Abschließende Frage: Wenn Sie<br />

auf die vergangenen 74 Jahre<br />

zurückblicken, würden Sie dann<br />

etwas anders machen?<br />

Nein, eigentlich nicht. Es war<br />

eine glückliche Fügung für<br />

mich, dass ich mein Hobby<br />

oder meine Leidenschaft zum<br />

Beruf machen konnte. Das ist ja<br />

nicht allen vergönnt. Heutzutage<br />

redet man ja nur noch von<br />

Jobs, die man wechseln kann<br />

wie ein Hemd. Ich hab immer<br />

zu meinen Mitarbeitern gesagt:<br />

„Schaut's, wir bekommen<br />

Geld für das, was wir gerne<br />

machen!“ Das ist doch schön,<br />

wenn man von der Liebhaberei<br />

leben kann. Wer kann das<br />

schon sagen?<br />

Danke für das Interview <strong>und</strong><br />

alles Gute für die Zukunft.<br />

WIENINGER Journal<br />

Das Leben im Schalander<br />

Wohn- <strong>und</strong> Aufenthaltsraum der Braugesellen<br />

Die <strong>Wieninger</strong> Brauer um ca. 1895<br />

Der Schalander war früher der Ort <strong>und</strong> Inbegriff einer traditionsbewussten<br />

Brauerei. Hier hielten sich die Brauer auf <strong>und</strong><br />

nahmen ihr Essen ein. Heute würde man von der Kantine der<br />

Brauer sprechen.<br />

In diesem Nebenraum der Braustube wurde über Generationen<br />

das Wissen der Älteren an die Jüngeren weitergegeben.<br />

In den Zeiten, als die Brauer<br />

<strong>und</strong> Mälzer noch auf Wanderschaft<br />

gingen, diente der Schalander<br />

auch als Schlafraum für<br />

die Gesellen der Brauerzunft.<br />

Die ungelernte Hilfskraft, auch<br />

„Schrulle“ genannt, war für die<br />

einfachsten Arbeiten in der<br />

Brauerei zuständig. In der Hierarchie<br />

der Brauer waren diese<br />

Kräfte ganz unten angesiedelt<br />

<strong>und</strong> durften sich nicht im Schalander<br />

aufhalten.<br />

In der Brauerei <strong>Wieninger</strong><br />

war der Schalander bis in die<br />

1960er Jahre von Brauern<br />

bewohnt.<br />

Im Schalander herrschte immer<br />

beste Gemütlichkeit, hier<br />

wurde getrunken <strong>und</strong> gefeiert.<br />

Der Bräu gab dort das Bier an<br />

die Brauer zu einem günstigen<br />

Preis ab.<br />

Die zunehmende Automatisierung<br />

der Brauvorgänge im<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert zog einen erheblichen<br />

Personalabbau nach<br />

sich, so dass der Schalander<br />

immer mehr an Bedeutung<br />

verlor.<br />

Heute wird noch gerne der<br />

Bierverkostungsraum in der<br />

Brauerei als „Schalander“<br />

bezeichnet. Auch die Schmankerlstube<br />

im Brauereigasthof<br />

wird bisweilen nach ihm<br />

benannt <strong>und</strong> wartet mit Gemütlichkeit<br />

<strong>und</strong> einem Hoch<br />

auf die Tradition des Bieres<br />

auf seine Gäste.<br />

Die <strong>Wieninger</strong> Brauer 2011<br />

7


AusgeZeichnet!<br />

Die DLG-prämierten Biere der<br />

<strong>Privatbrauerei</strong> M.C. <strong>Wieninger</strong><br />

Alle fünf vorgestellten <strong>Wieninger</strong> Biere wurden mit der<br />

Goldmedaille ausgezeichnet.<br />

Preis der Besten in Gold für die<br />

<strong>Privatbrauerei</strong> M.C. <strong>Wieninger</strong><br />

Seit 1666 steht die <strong>Privatbrauerei</strong> M.C. <strong>Wieninger</strong> für<br />

Biere von höchster Qualität. Nun folgt den zahlreichen<br />

Auszeichnungen eine weitere.<br />

DLG-Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Grandke bei der Übergabe der Auszeichnung<br />

an Brauereichef Christian <strong>Wieninger</strong> <strong>und</strong> Braumeister Bernhard Löw<br />

Auf den „DLG Lebensmitteltagen“<br />

in Darmstadt überreichte<br />

DLG-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Reinhard Grandke den<br />

„Preis der Besten in Gold“ für<br />

die Kategorie Bier.<br />

Diese Auszeichnung ist eine<br />

Bestätigung für langfristiges<br />

Qualitätsdenken <strong>und</strong> so Brau-<br />

ereichef Christian <strong>Wieninger</strong>:<br />

„eine Bestätigung für unsere<br />

Philosophie - mit ausgewählten<br />

Rohstoffen, reinem<br />

Quellwasser <strong>und</strong> traditionellen,<br />

handwerklichen Brauverfahren<br />

besondere Biere zu<br />

brauen“.<br />

WIENINGER<br />

BIERWERKSTATT<br />

Besondere Biere, handwerklich gebraut, in limitierter<br />

Auflage von maximal 100 Flaschen.<br />

Auf der Basis der langen<br />

Brautradition hat die Brauerei<br />

einige spezielle, ausgefallene<br />

Biere entwickelt, die ein<br />

besonderes Spektrum an<br />

Aromen <strong>und</strong> Geschmacksnuancen<br />

haben.<br />

<strong>Wieninger</strong> kopiert keine<br />

Biere, die in anderen Ländern<br />

<strong>und</strong> Regionen beheimatet<br />

sind, sondern braut bewusst<br />

Biere, die ihre Wurzeln<br />

nachvollziehbar in der bayerischen<br />

Braukultur haben.<br />

Diese Bierspezialitäten,<br />

wie das obergärige Siebenkornbier,<br />

das sich durch ein<br />

vielschichtiges Malzaroma<br />

auszeichnet, ergänzt durch<br />

fruchtig bananige <strong>und</strong> feine<br />

Kräuternoten, werden in<br />

kleinen Mengen in reiner<br />

Handarbeit gebraut. Angefangen<br />

vom händischen<br />

Schroten der Malze bis hin<br />

zur individuellen Temperaturführung<br />

bei der Gärung<br />

<strong>und</strong> Reifung. So entsteht ein<br />

wirklich einmaliges Bier, wie<br />

das vollm<strong>und</strong>ige Siebenkornbier<br />

Smaragd.<br />

Alle Biere sind naturbelassen,<br />

unfiltriert <strong>und</strong> nicht pasteurisiert.<br />

Ab Anfang Mai ist das<br />

Siebenkornbier Smaragd<br />

verfügbar.<br />

Bestellen können Sie dieses Bier<br />

telefonisch oder per E-Mail bei<br />

Frau Agnes Mösenlechner<br />

(Tel: 08666/802-152, E-Mail:<br />

a.moesenlechner@wieninger.de)<br />

<strong>und</strong> auf der Homepage unter<br />

www.wieninger.de/bierwerkstatt<br />

HERAUSGEBER: <strong>Privatbrauerei</strong> M.C. <strong>Wieninger</strong> | Poststraße 1 | 83317 Teisendorf | Telefon: 08666/8020 | Redaktion: Christian <strong>Wieninger</strong> | Layout: demmler & hofinger werbeagentur

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