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Heimat und Familie - Privatbrauerei M.C. Wieninger

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6 WIENINGER Journal<br />

Ein Plädoyer für die <strong>Heimat</strong><br />

Hans Roth aus Laufen spricht über Regionalgeschichte, die Bedeutung<br />

von Kultur <strong>und</strong> wie der Rupertiwinkel zu seinem Namen gekommen ist.<br />

„<strong>Heimat</strong> ist kein Ort, <strong>Heimat</strong> ist<br />

ein Gefühl!“ ein Ausspruch des<br />

Sängers Herbert Grönemeyer.<br />

Auch für Hans Roth ist <strong>Heimat</strong><br />

ein Gefühl. Der 74-jährige lebt<br />

unsere Region, wie kaum ein<br />

anderer. Seit frühester Kindheit<br />

beschäftigt er sich mit „seiner“<br />

<strong>Heimat</strong> <strong>und</strong> machte später seine<br />

Leidenschaft zum Beruf. Nach<br />

seiner Ausbildung zum Antiquariatsbuchhändler<br />

in München,<br />

war er von 1970 bis 2003<br />

Geschäftsführer des bayerischen<br />

Landesvereins für <strong>Heimat</strong>pflege.<br />

Bereits seit 1972 ist er Vorsitzender<br />

des Historischen Vereins<br />

Rupertiwinkel in Laufen. Mit<br />

leuchtenden Augen <strong>und</strong> voller<br />

Leidenschaft berichtet er auch<br />

in unserem Gespräch von der<br />

Arbeit in „seiner“ <strong>Heimat</strong> – dem<br />

Rupertiwinkel – in den vergangenen<br />

50 Jahren.<br />

Herr Roth, seit vielen Jahren sind<br />

Sie im Bereich der <strong>Heimat</strong>k<strong>und</strong>e<br />

tätig. Was macht das Ganze für<br />

Sie so interessant?<br />

Das liegt vielleicht an der<br />

Bodenhaftung hier in Laufen.<br />

Ich bin ja hier geboren, 1938.<br />

Allerdings bin ich 1956 schon<br />

nach München gekommen<br />

<strong>und</strong> ich hab mich schon immer<br />

für Kultur <strong>und</strong> solche Dinge<br />

interessiert. Ab 1970 war ich<br />

dann Geschäftsführer des<br />

bayerischen Landesvereins für<br />

<strong>Heimat</strong>pflege. Wenn ich durchs<br />

Land gefahren bin, hab ich mir<br />

immer gedacht: „Das gehört<br />

mir alles, weil ich darf mich um<br />

diese Dinge kümmern“.<br />

Wie sind Sie überhaupt dazu<br />

gekommen, sich in diesem Bereich<br />

zu engagieren –für einen jungen<br />

Mann war das damals doch sicher<br />

nicht alltäglich?<br />

Ich war eigentlich von klein<br />

auf schon von diesem Gebiet<br />

begeistert. Während andere<br />

irgendwo beim Spielen waren,<br />

hab ich als Schulbub bei der<br />

Kirche die Inschriften von Grabsteinen<br />

abgeschrieben. Mein<br />

Vater hat immer gesagt: „Der<br />

Bub interessiert sich nur für´s<br />

alte Glump!“.<br />

Christoph Grabner im<br />

Gespräch mit Hans Roth<br />

Und wie ist es dann später bei<br />

Ihnen in diese berufliche Richtung<br />

gegangen?<br />

Damals hat´s in Laufen die<br />

Geschwister Schiefer gegeben,<br />

<strong>Heimat</strong>forscherinnen, die mich<br />

immer ein bisschen gefördert<br />

haben. Dann später in Salzburg,<br />

der Professor Hell, ein Archäologe.<br />

Das war auch ein großer<br />

Förderer von mir. Der hat mich<br />

ernst genommen <strong>und</strong> mich<br />

immer wieder eingeladen, zu<br />

Ausgrabungen. So bin ich eben<br />

reingewachsen.<br />

Was haben denn Ihre Eltern<br />

damals zu Ihrem Berufswunsch<br />

gesagt?<br />

Meine Mutter hat immer<br />

gesagt, ihr wäre es am liebsten,<br />

wenn der Bub zur Post gehen<br />

würde. „Da ist er an der frischen<br />

Luft!“. Ich bin dann aber nicht<br />

zur Post, sondern hab zunächst<br />

im Verlagswesen angefangen.<br />

Meine ersten Artikel hab ich<br />

dann mit 18 Jahren für den<br />

Laufener Kurier <strong>und</strong> die Freilassinger<br />

Zeitung geschrieben.<br />

Auf diesem Weg kam ich zur<br />

<strong>Heimat</strong>pflege.<br />

Wenn Sie so auf die vergangenen<br />

60 Jahre zurück blicken - was ist<br />

Ihnen besonders in Erinnerung<br />

geblieben?<br />

Die Einstellung zur <strong>Heimat</strong>pflege<br />

hat sich in dieser Zeit sehr<br />

gewandelt. Wir wissen ja, dass<br />

man damals von der <strong>Heimat</strong><br />

nichts mehr gehalten hat. <strong>Heimat</strong><br />

war ein Unwort, ein Fremdwort<br />

fast. Als ich damals zur<br />

<strong>Heimat</strong>pflege gegangen bin,<br />

haben manche Fre<strong>und</strong>e das<br />

gar nicht verstehen können.<br />

Sie haben befürchtet, dass ich<br />

mit diesem Beruf meine Frau<br />

<strong>und</strong> mein Kind nicht ernähren<br />

kann. Zusammenfassend kann<br />

man sagen, <strong>Heimat</strong>pflege war<br />

damals fast ein bisschen in<br />

Verruf.<br />

In wieweit hat sich <strong>Heimat</strong>pflege<br />

bis heute geändert?<br />

<strong>Heimat</strong>pflege umfasst ja die<br />

ganze Lebenswelt des Menschen.<br />

Ob das jetzt das Bauen<br />

ist oder Brauchtum oder Tracht<br />

<strong>und</strong> so weiter. Man braucht<br />

schon eine gewisse Bodenhaftung<br />

<strong>und</strong> sieht es eigentlich erst<br />

in den letzten zehn bis fünfzehn<br />

Jahren wieder, dass das<br />

gefragt ist. Vorher war dieser<br />

Regionalbezug mehr verpönt.<br />

Durch die Vereinigung Europas<br />

kommt jetzt auf einmal wieder<br />

mehr Regionalismus auf.<br />

Woran liegt die Rückbesinnung<br />

auf regionale Werte Ihrer Meinung<br />

nach?<br />

Die Menschen wollen sich nicht<br />

alle über einen Kamm scheren<br />

lassen. Ein gleiches Europa, von<br />

Spanien bis weiß Gott wohin.<br />

Sondern man hat ganz bewusst<br />

den Regionalismus gefördert.<br />

Die Leute interessieren sich<br />

wieder für Regionalgeschichte,<br />

regionale Vermarktung ist<br />

wieder möglich. Alles was man<br />

davor eigentlich nicht gewollt<br />

hat. Der Mensch besinnt sich<br />

wieder auf die Wurzeln, wo er<br />

herkommt.<br />

Das heißt also, dass sich die<br />

Menschen wieder mehr für ihre<br />

<strong>Heimat</strong> interessieren <strong>und</strong> sich<br />

auch dafür einsetzen?<br />

Unbedingt, das merkt man in<br />

allen Bereichen. Zum Beispiel<br />

in den Schulen. Wenn ich nur<br />

an das Laufener Gymnasium<br />

denke. Da werden wieder<br />

Arbeiten über die <strong>Heimat</strong> vergeben.<br />

Da wird zum Beispiel<br />

zu den jungen Leuten gesagt,<br />

erforscht doch das Ainringer

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