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Heimat und Familie - Privatbrauerei M.C. Wieninger

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Moos, die Abstorfer Inseln.<br />

Dann setzen sich die Schüler<br />

hin <strong>und</strong> arbeiten mit Begeisterung<br />

an den Themen ihrer<br />

<strong>Heimat</strong>.<br />

Was ist das Besondere an der Vergangenheit<br />

des Rupertiwinkels?<br />

Der Rupertiwinkel ist ja noch gar<br />

nicht so alt, er gehört jetzt seit<br />

r<strong>und</strong> 200 Jahren zu Bayern. Wir<br />

sind „Jung-Bayern“ sozusagen.<br />

Vorher haben wir über 1000<br />

Jahre zu Salzburg gehört. Und irgendwie<br />

tendieren wir ja immer<br />

noch nach Salzburg. Sprachlich,<br />

brauchtumsmäßig sind wir<br />

alle irgendwie nach Salzburg<br />

orientiert.<br />

Wie ist der Rupertiwinkel überhaupt<br />

zu seinem Namen gekommen?<br />

Der Begriff „Rupertiwinkel“ ist<br />

nicht so alt, wie man glaubt.<br />

Zum ersten Mal taucht er um<br />

1895 auf. Gebraucht als Bezeichnung,<br />

um den Tourismus zu<br />

fördern. Wir haben ja früher zum<br />

Flachgau gehört <strong>und</strong> hatten eigentlich<br />

keinen Namen. Damals<br />

hat man gesagt, dieses Gebiet<br />

zwischen Tittmoning, Waging<br />

<strong>und</strong> Teisendorf gehörte früher<br />

zum Erzstift Salzburg, das mit<br />

dem heiligen Rupertus verb<strong>und</strong>en<br />

ist <strong>und</strong> daher nannte man<br />

die Gegend Rupertiwinkel.<br />

Viele sagen auch „Rupertigau“ - ist<br />

das richtig?<br />

Eigentlich nicht, weil wir kein<br />

Gau waren. Der Begriff Gau<br />

kommt von den Grafschaften:<br />

Pinzgau, Pongau, Lungau,<br />

Chiemgau <strong>und</strong> so weiter. Aber<br />

wir formen ein Eck, wenn<br />

man die Region auf der Karte<br />

anschaut. Deshalb spricht man<br />

von „Winkel“, wie zum Beispiel<br />

auch der Pfaffenwinkel <strong>und</strong> der<br />

Lamer Winkel im Bayerischen<br />

Wald.<br />

Sind die Menschen bei uns in der<br />

Region stolz darauf, Rupertiwinkler<br />

zu sein?<br />

In der Landbevölkerung schon.<br />

Ich war mal in Teisendorf, da<br />

standen zwei ältere Männer<br />

beisammen. Es war im Januar.<br />

Da sagt der eine zu dem anderen:<br />

„Du musst Handschuhe<br />

anziehen, draußen in Bayern<br />

schneit es schon. Ich war heute<br />

schon in Traunstein!“ Also die<br />

sehen immer noch die Grenze<br />

wie früher, damals gehörte<br />

Traunstein zu Bayern <strong>und</strong><br />

Teisendorf zu Salzburg. Und wie<br />

hat auch mal ein Lehrer zu mir<br />

gesagt? Er kennt die Kinder, die<br />

aus Neukirchen oder Surberg<br />

kommen an der Sprache. Da<br />

merkt man deutlich die Unterschiede.<br />

Wenn wir dieses Interview schon<br />

für das <strong>Wieninger</strong> Journal machen<br />

<strong>und</strong> in diesem Jahr noch dazu das<br />

200-jährige <strong>Familie</strong>njubiläum der<br />

Brauerei <strong>Wieninger</strong> gefeiert wird,<br />

dann darf eine Frage natürlich<br />

nicht fehlen: Was wissen Sie über<br />

die Vergangenheit der Brauerei?<br />

Was bew<strong>und</strong>ernswert ist: die<br />

Konstanz der Firma. Dass sie<br />

jetzt seit 200 Jahren in derselben<br />

Hand ist. Sie prägt die<br />

Gegend <strong>und</strong> übernimmt Verantwortung.<br />

Wenn ich nur als Beispiel<br />

an das Kloster Höglwörth<br />

denke. Das ist ja im Besitz der<br />

<strong>Familie</strong> <strong>Wieninger</strong> <strong>und</strong> wird im<br />

historischen Bestand belassen<br />

<strong>und</strong> auch nicht verändert. Da<br />

muss man schon sagen, dass<br />

der kulturelle Auftrag der <strong>Familie</strong><br />

hoch anzurechnen ist.<br />

Abschließende Frage: Wenn Sie<br />

auf die vergangenen 74 Jahre<br />

zurückblicken, würden Sie dann<br />

etwas anders machen?<br />

Nein, eigentlich nicht. Es war<br />

eine glückliche Fügung für<br />

mich, dass ich mein Hobby<br />

oder meine Leidenschaft zum<br />

Beruf machen konnte. Das ist ja<br />

nicht allen vergönnt. Heutzutage<br />

redet man ja nur noch von<br />

Jobs, die man wechseln kann<br />

wie ein Hemd. Ich hab immer<br />

zu meinen Mitarbeitern gesagt:<br />

„Schaut's, wir bekommen<br />

Geld für das, was wir gerne<br />

machen!“ Das ist doch schön,<br />

wenn man von der Liebhaberei<br />

leben kann. Wer kann das<br />

schon sagen?<br />

Danke für das Interview <strong>und</strong><br />

alles Gute für die Zukunft.<br />

WIENINGER Journal<br />

Das Leben im Schalander<br />

Wohn- <strong>und</strong> Aufenthaltsraum der Braugesellen<br />

Die <strong>Wieninger</strong> Brauer um ca. 1895<br />

Der Schalander war früher der Ort <strong>und</strong> Inbegriff einer traditionsbewussten<br />

Brauerei. Hier hielten sich die Brauer auf <strong>und</strong><br />

nahmen ihr Essen ein. Heute würde man von der Kantine der<br />

Brauer sprechen.<br />

In diesem Nebenraum der Braustube wurde über Generationen<br />

das Wissen der Älteren an die Jüngeren weitergegeben.<br />

In den Zeiten, als die Brauer<br />

<strong>und</strong> Mälzer noch auf Wanderschaft<br />

gingen, diente der Schalander<br />

auch als Schlafraum für<br />

die Gesellen der Brauerzunft.<br />

Die ungelernte Hilfskraft, auch<br />

„Schrulle“ genannt, war für die<br />

einfachsten Arbeiten in der<br />

Brauerei zuständig. In der Hierarchie<br />

der Brauer waren diese<br />

Kräfte ganz unten angesiedelt<br />

<strong>und</strong> durften sich nicht im Schalander<br />

aufhalten.<br />

In der Brauerei <strong>Wieninger</strong><br />

war der Schalander bis in die<br />

1960er Jahre von Brauern<br />

bewohnt.<br />

Im Schalander herrschte immer<br />

beste Gemütlichkeit, hier<br />

wurde getrunken <strong>und</strong> gefeiert.<br />

Der Bräu gab dort das Bier an<br />

die Brauer zu einem günstigen<br />

Preis ab.<br />

Die zunehmende Automatisierung<br />

der Brauvorgänge im<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert zog einen erheblichen<br />

Personalabbau nach<br />

sich, so dass der Schalander<br />

immer mehr an Bedeutung<br />

verlor.<br />

Heute wird noch gerne der<br />

Bierverkostungsraum in der<br />

Brauerei als „Schalander“<br />

bezeichnet. Auch die Schmankerlstube<br />

im Brauereigasthof<br />

wird bisweilen nach ihm<br />

benannt <strong>und</strong> wartet mit Gemütlichkeit<br />

<strong>und</strong> einem Hoch<br />

auf die Tradition des Bieres<br />

auf seine Gäste.<br />

Die <strong>Wieninger</strong> Brauer 2011<br />

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