GEORG-MEISTERMANN-PREIS 2013 an Hans-Dietrich ... - Wittlich
GEORG-MEISTERMANN-PREIS 2013 an Hans-Dietrich ... - Wittlich
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Stadt <strong>Wittlich</strong> - 6 - Ausgabe 8/<strong>2013</strong><br />
Auszüge aus der D<strong>an</strong>kesrede von H<strong>an</strong>s-<strong>Dietrich</strong> Genscher<br />
Mit „D<strong>an</strong>kbarkeit und Demut“ hat H<strong>an</strong>s-<br />
<strong>Dietrich</strong> Genscher am verg<strong>an</strong>genen Freitag<br />
im EVENTUM <strong>Wittlich</strong> den Georg Meisterm<strong>an</strong>n-Preis<br />
der Stadt <strong>Wittlich</strong> in Empf<strong>an</strong>g<br />
genommen. Die Persönlichkeiten, die in den<br />
Verg<strong>an</strong>genheit den Preis erhalten haben,<br />
gäben ihm zusätzliche Bedeutung und zusätzliches<br />
Gewicht, sagte Genscher vor rund 1200<br />
Gästen des Festaktes zu seinen Ehren.<br />
Seine Würde empf<strong>an</strong>ge der Preis aus der<br />
Persönlichkeit des M<strong>an</strong>nes, dessen Namen er<br />
trägt und <strong>an</strong> den er erinnern soll. Es ehre die<br />
Stadt <strong>Wittlich</strong> und ihre Bürgerinnen und Bürger,<br />
dass sie das kostbare Erbe seines künstlerischen<br />
Schaffens hüten und pflegen, und<br />
dass sie mit dem Preis seiner Geisteshaltung<br />
ein Denkmal setzen. „Georg Meisterm<strong>an</strong>n<br />
war ein bedeutender Künstler seiner Zeit<br />
mit Ausstrahlung weit darüber hinaus. Er war<br />
aber auch ein Mensch, der in Deutschl<strong>an</strong>ds<br />
dunkelster Zeit das Schicksal des Verfemten<br />
wegen seines künstlerischen Werkes ertragen<br />
musste. Und doch hat er die Prüfungen dieser<br />
Zeit mit Mut, Kraft und Menschlichkeit<br />
best<strong>an</strong>den. Die Kraft dafür schöpfte er aus<br />
seinem christlichen Glauben, den Mut aus seiner<br />
Aufrichtigkeit und seiner Unbeirrbarkeit.<br />
Georg Meisterm<strong>an</strong>n war sich in jeder Phase<br />
seines Lebens seiner Ver<strong>an</strong>twortung bewusst<br />
- vor Gott, vor den Menschen und auch vor<br />
seiner künstlerischen Berufung. Das alles verdient<br />
unseren großen Respekt.“<br />
Im Ankl<strong>an</strong>g auf sein eigenes Schicksal als<br />
Kriegsteilnehmer und auf Gebete bis in die<br />
letzten Kriegstage hinein war aus den kindlichen<br />
Gebetswünschen der Verg<strong>an</strong>genheit<br />
längst auch die Frage nach dem Warum<br />
geworden:<br />
Schritt für Schritt und immer klarer, immer<br />
eindringlicher empf<strong>an</strong>den wir<br />
damals, was Ver<strong>an</strong>twortung bedeutet - persönliche<br />
Ver<strong>an</strong>twortung,<br />
Ver<strong>an</strong>twortung eines g<strong>an</strong>zen Volkes - nach<br />
allem, was geschehen war.<br />
Es ehrt unser Volk, dass es diese Ver<strong>an</strong>twortung<br />
<strong>an</strong>genommen hat.<br />
Zu denen, die das Bewusstsein dieser Ver<strong>an</strong>twortung<br />
wach hielten und die, soweit es die<br />
Verhältnisse in der damalige Diktatur zuließen,<br />
auch darüber sprachen, gehörte Georg<br />
Meisterm<strong>an</strong>n.<br />
Er wusste, dass Freiheit unteilbar ist, und er<br />
sah deutlich, dass die Einschränkung der<br />
künstlerischen Freiheit mit dem Begriff von<br />
der „entarteten Kunst“ nur ein Aspekt des<br />
Freiheitsverlustes in der Diktatur war.“<br />
Es ehre alle Deutschen, dass 1989, als im<br />
Osten unseres Kontinents überall das Feuer<br />
der Freiheit neu entfacht wurde, Deutsche<br />
dabei waren - auf der Seite der Freiheit. Dass<br />
sie dabei sich ihrer Ver<strong>an</strong>twortung bewusst<br />
waren, spiegelte sich in den zwei großen Worten<br />
der deutschen Freiheitsrevolution von<br />
1989 wider: „Wir sind das Volk“ und genauso<br />
Impressum:<br />
In einer sehr persönlich gehaltenen D<strong>an</strong>kesrede ging der frühere Bundesaußenminister H<strong>an</strong>s-<br />
<strong>Dietrich</strong> Genscher nicht nur auf Georg Meisterm<strong>an</strong>n und dessen Ausstrahlung weit über seine<br />
Zeit hinaus ein. Er erinnerte auch <strong>an</strong> die Ver<strong>an</strong>twortung aktueller Generationen als „Gestaltungspflicht<br />
für die Zukunft“. Foto: H<strong>an</strong>ns-Wilhelm Grobe<br />
kraftvoll „Keine Gewalt“. Da verst<strong>an</strong>d es<br />
jeder, Ver<strong>an</strong>twortung ist das moralische<br />
Gewissen der Freiheit.<br />
Ein großer Philosoph unserer Zeit, H<strong>an</strong>s<br />
Jonas, der als Jude in den 30er Jahren in die<br />
USA emigrieren musste, hat laut Genscher<br />
in seinem großartigen Werk „Prinzip Ver<strong>an</strong>twortung“<br />
den Begriff der Freiheit mit dem<br />
Begriff der Ver<strong>an</strong>twortung eindrucksvoll verbunden.<br />
Er definiere Ver<strong>an</strong>twortung nicht nur<br />
als Rechenschaftspflicht für die Verg<strong>an</strong>genheit,<br />
für das also, was get<strong>an</strong> oder unterlassen<br />
wurde, das natürlich. Aber für Jonas bedeute<br />
Ver<strong>an</strong>twortung auch Gestaltungspflicht für<br />
die Zukunft. Er hat damit dem K<strong>an</strong>t’schen<br />
„Kategorischen Imperativ“ die Zukunftsperspektive<br />
eröffnet.<br />
Das gelte für den Friedensschluss der Menschen<br />
mit den Menschen, für den Friedensschluss<br />
der Völker mit den Völkern und für<br />
den Friedensschluss der Menschen mit der<br />
Natur, für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen<br />
also.<br />
„Er gilt aber auch für die Schaffung einer<br />
neuen Weltordnung, die überall als gerecht<br />
empfunden werden k<strong>an</strong>n. Der Maßstab für<br />
alles ist der großartige Artikel 1 unserer Verfassung,<br />
dort wo es heißt: ‚Die Würde des<br />
Menschen ist un<strong>an</strong>tastbar.‘„<br />
Die Würde des Menschen - das heißt: jedes<br />
Menschen, unabhängig von seinem Aussehen,<br />
seiner Hautfarbe, seinem Glauben, seiner<br />
Kultur und seiner politischen Meinung.<br />
Dieser Wertmaßstab unserer Verfassung ist<br />
das Gebot, wachsam zu sein, wenn Vorurteile<br />
gegenüber <strong>an</strong>deren und wenn Geringschät-<br />
zung <strong>an</strong>derer im Begriff sind, Geist und Seele<br />
der Menschen zu vergiften.<br />
Es ist ein Gift, das sich geradezu einschleicht.<br />
Freiheit stirbt meist scheibchenweise.<br />
Christa Wolff hat uns eine tiefe Einsicht hinterlassen,<br />
wenn sie in einem Essay feststellt:<br />
W<strong>an</strong>n der Krieg beginnt, das weiß m<strong>an</strong>.<br />
Und wenn sie d<strong>an</strong>n fragt: Aber w<strong>an</strong>n beginnt<br />
der Vorkrieg?<br />
M<strong>an</strong> sollte hinzufügen: Wo beginnt der Vorkrieg?<br />
Er beginnt dort, wo die Vorurteile gegenüber<br />
<strong>an</strong>deren, denen, die <strong>an</strong>ders sind als wir, die<br />
<strong>an</strong>ders denken, die <strong>an</strong>ders glauben, die <strong>an</strong>ders<br />
aussehen, dort also, wo sich die Vorurteile<br />
eingenistet haben: in den Herzen und in den<br />
Köpfen. Deshalb ist es unsere Ver<strong>an</strong>twortung,<br />
dass wir unsere Kinder aufwachsen lassen mit<br />
der Einsicht, dass unsere Selbstachtung die<br />
legitime Schwester ist der Achtung vor den<br />
Anderen, d. h. vor unseren Mitmenschen.<br />
Das ist der Geist, den uns Georg Meisterm<strong>an</strong>n<br />
- der zuerst als Künstler vor unseren Augen<br />
steht - als Mahner hinterlassen hat.<br />
Es ist ein künstlerisches, aber eben auch ein<br />
moralisches Vermächtnis. Es appelliert <strong>an</strong><br />
uns, stets in Freiheit unserer Ver<strong>an</strong>twortung<br />
gerecht zu werden.<br />
In diesem Bewusstsein nehme ich diesen<br />
ehrenvollen Preis d<strong>an</strong>kbar <strong>an</strong>. Ich denke, es ist<br />
g<strong>an</strong>z im Sinne des Hum<strong>an</strong>isten und des Künstlers<br />
Georg Meisterm<strong>an</strong>n, wenn das Preisgeld<br />
einmal dem Deutschen Kinderschutzbund<br />
Bernkastel-<strong>Wittlich</strong> zugeführt wird und zum<br />
<strong>an</strong>deren den <strong>Wittlich</strong>er Kulturtagen <strong>2013</strong>“.<br />
“<strong>Wittlich</strong>er Rundschau“ - Wochenzeitung mit den öffentlichen Bek<strong>an</strong>ntmachungen der Stadt <strong>Wittlich</strong> und der Stadtteile<br />
Herausgeber: Verlag + Druck LinuS Wittich KG<br />
Ver<strong>an</strong>twortlich:<br />
Druck + Verlag: Verlag + Druck LinuS Wittich KG<br />
amtlicher Teil: ulrich Jacoby<br />
Adresse: 54343 Föhren, Europaallee 2<br />
(industriepark Region trier)<br />
tel.: 0 65 71 / 17 10 14<br />
Fax: 0 65 71 / 17 29 02<br />
Telefon und Fax,<br />
übriger Teil: Dietmar Kaupp, Föhren<br />
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Anzeigenteil: Klaus Wirth, Föhren (Anzeigenleitung)<br />
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Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Internet und E-Mail: www.wittich.de, E-Mail: info@wittich-foehren.de<br />
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