Gestaltungswandel des Emsmündungstrichters von A.W. Lang-1954
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Wasser- und Schiffahrtsamt Emden, Abteilung Emsmessung<br />
Dr. A. W. L A N G<br />
Untersuchung zum Gestal t ungswand'el <strong>des</strong> Ems--·<br />
mündungstrichters <strong>von</strong> der Mitte <strong>des</strong> 16. Jahr<br />
hunderts bis zum Beginn <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts<br />
Ban d I<br />
1 9 5 4<br />
Registriert i m Planarchiv der Abt. Emsmessung unter Nr. C/68
11 - 9 -<br />
11. übersicht über die Handels- und Verkehrsentwicklung<br />
========================================================<br />
Emdens vom 16. bis 20. Jahrhundert<br />
==================================<br />
Das an die Nordsee grenzende OSTFRIESLAND, <strong>des</strong>sen wirtschaftlicher<br />
Schwerpunkt stets im Westen an der EMS gelegen hat,ist<br />
in älterer Zeit mit seinen südlichen und südöstliohen Nachbargebieten<br />
duroh schwer zu passierende Verkehrswege nur lose<br />
verbunden gewesen. Der eine, der an LEDA und JÜMME entlang über<br />
STICKHAUSEN ins Oldenburgische zog, ist fast nur <strong>von</strong> lokaler<br />
Bedeutung geblieben. Der wiohtigere, der emsaufwärts nach<br />
Süden zu den westfälisoh-rheinischen Produktionsstätten führte,<br />
hatte ein unerschlossenes und kaum besiedeltes, weit über<br />
100 km sich nach Süden ausdehnen<strong>des</strong> Gebiet zu durchqueren,deesen<br />
verkehrstechnische überwindung große Schwierigkeiten bot,<br />
denn die schlechten Landwege und unzähligen weitausholenden<br />
Schleifen und abbrüchigen Ufer der oberen EMS standen einem<br />
regen und nachhaltigen Güteraustausch außerordentlich im Wege.<br />
Somit konnte <strong>von</strong> vornherein <strong>von</strong> wirklichen Einzugsgebieten der<br />
EMS, wie wir solchen etwa an ELBE und WESER schon in früher<br />
Zeit begegnen, kaum die Rede sein.<br />
Nicht zuletzt diesen Umständen ist es zuzuschreiben, daß die<br />
Handelsstellung EMDENs, die sich aus politisch-konjunkturellen<br />
I .<br />
Gründen in der 2.Hälfte <strong>des</strong> 16.Jahrhunderts unverhältnismäßig<br />
rasch zu kaum geahnter Höhe entwickelte, fast ebenso schnell<br />
wieder absank. Zwar konnte schon zu Anfang <strong>des</strong> 16.Jahrhunderts,<br />
als sich EMDEN langsam über die benachbarten Hafenorte in OST·<br />
FRIESLAND und über die der nördlichen NIEDERLANDE hinaus entwickelte,<br />
die Stadt auf eine sehr alte Handelstradition zurückblicken,<br />
die teilweise bis in das 12. und 13.Jahrhundert zurückreichte,<br />
doch gelang es der zielstrebigen Politik der an EMDEN<br />
interessierten ostfriesischen Häuptlinge nicht, den Hafenort zu<br />
einem bedeutenden Umschlagplatz zu gestalten. Auch die nachhaltige<br />
Wirkung der in den Anfang <strong>des</strong> 15.Jahrhunderts fallenden<br />
sog. Hamburger Zeit, die dem Ort das wichtige Recht <strong>des</strong> Stapelzwangs<br />
eingebracht hatte, vermochte vorerst hieran nur wenig zu<br />
ändern. Erst als es dem 1464 in den Reichsgrafenstand erhobenen
- 16 -<br />
Figur 1<br />
111<br />
Flämisch-niederdeutsches Segelhandbuch,<br />
um 1480. (Manuskript) Textseite. Angabe<br />
der Hafenzeiten für Oster- und Westeremse<br />
(Hamburg, Commerz-Bibliothek)<br />
JAN VON HOIRNE nur in groben Zügen die Lage der die Emsarme<br />
flankierenden Inseln mit dem Emslauf - vermitteln, werden<br />
uns <strong>von</strong> 1532 ab zahlreiche scharf beobachtete Einzelheiten<br />
über die Außengründe der OSTEREMS, vor allem aber über die<br />
WESTEREMS bis nach BORKUM (1541 und 1543) bzw.bis zur BUCHT<br />
VON WATUl\1 (1558) mi tgeteil t. Sie wurden in der Folgezei t laufend<br />
vermehrt und vervollkommnet und sind - wie die Seekarten
- 30 - IVa2<br />
erfahren wir, daß zu jener Zeit die Anzahl der Inseln Frieslands<br />
offiziell bekannt war. "De Kaert van der zee" <strong>von</strong> 1532,<br />
das älteste erhalten gebliebene gedruckte Segelhandbuch Nordeuropas<br />
(83), erwähnt <strong>von</strong> den friesischen Inseln lediglich die<br />
3 wichtigsten, ROTTlThr, BORKUM und WANGEROOGE. Dafür erfahren<br />
wir aber endlich nähere Einzelheiten über die Einsteuerung in<br />
die OSTER- und WESTEREMS (84). Nicht nur die Hauptverlaufsrichtung<br />
beider Emsmündungsarme, auch deren Ansteuerungspunkte<br />
- den Borkumer Kirchturm und ein Rotturner Steinhaus -<br />
hebt der Text hervor (Fig.2),<br />
Figur 2 Erstes gedrucktes nordeuropäisches Segelhandbuch.<br />
Amsterdam 1532. Titelseite (Brüssel,<br />
Bibliotheque Royale)<br />
Der Text <strong>des</strong> 1541 erschienenen Amsterdamer Segelhandbuchs "Dit<br />
is die Caerte van der Zee" (85) beschreibt <strong>von</strong> allen deutschen<br />
Küstenabschnitten die Emsmündungen am ausführlichsten (86).<br />
Nicht nur JUIST, BORKUM, ROTTlTh1 und DEN BOSCH werden an Hand<br />
ihrer charakteristischen Merkmale scharf gekennzeichnet, auch
- 58 - Vb1<br />
es, sie zeige am Westende steile hohe Dünen. In der Tat lassen<br />
Vertoonungen aus der Mitte <strong>des</strong> 16.Jahrhunderts (Figur 5) hier<br />
markante hohe Dünengruppen erkennen (170). Deren ansehnliche<br />
Höhe wird uns indirekt in einem Bericht über den Zustand der<br />
zur Provinz GRONINGEN zählenden friesischen Inseln und Watten<br />
aus dem Jahre 1556 dadurch bestätigt, daß man hierin betont,<br />
vom Oststrande SCHIERMONNIKOOGs aus könne man jenseits <strong>des</strong><br />
nächstgelegenen SIMONSSANDes, eines "kahlen San<strong>des</strong>", "die Dünen<br />
<strong>des</strong> Eilan<strong>des</strong> DEN BOSCH", ausmachen (171).<br />
Die geringe Größe der Insel hebt nicht allein die Seekarte <strong>des</strong><br />
T.25 ANTHONISZ <strong>von</strong> 1543 (Taf.25) hervor, sondern erwähnt ebenfalls<br />
eine englische Segelanweisung <strong>des</strong> Jahres 1564.Auch die aus dem<br />
7.Jahrzehnt <strong>des</strong> 16.Jahrhunderts stammende erste Spezialseekarte<br />
der WESTEREMS läßt nur eine kleine durch hohe Dünen auffal-<br />
T.27 lende Insel erkennen (172) (Taf.27).<br />
Alle Seekarten der Folgezeit geben dagegen DEN BOSCH mit auf-<br />
T.30 fällig niedrigen Dünen oder - wie HAEYEN (1585) (Taf.30) -<br />
gar ohne diese wieder, ja eine Manuskriptkarte, die wahrscheinlich<br />
aus dem Jahre 1572 stammt, trägt an Stelle der Insel die<br />
Bemerkung "hier hat Den Bosch gelegen". Der Verlust der Dünen<br />
bzw. ihre weitgehende Abtragung dürfte als eine Folge der sog.<br />
Allerheiligenflut vom November 1570 aufzufassen sein, die allenthalben<br />
an den Küsten FRIESLANDs große Verheerungen anrichtete<br />
(173). WAGHENAER wie HAEYEN bestätigen im Text ihrer Segelhandbücher<br />
diese für die Nautik so wichtige Veränderung.<br />
Sie heben hervor, die Insel habe sich in einem Zeitraum <strong>von</strong><br />
10-12 Jahren in einen flachen Strand verändert, da die Dünen<br />
verweht oder durch eine Sturmflut fortgespült seien. HAEYEN<br />
scheint DEN BOSCH den Charakter einer Insel völlig abzusprechen,<br />
da er seiner Karte keine Vertoonung beifügt und an Stelle<br />
<strong>des</strong> ehemaligen Dünenlan<strong>des</strong> eine Plate - ähnlich SIMONSSAND<br />
oder dem HOHEN RIFF bei BORKuti - wiedergibt.<br />
Daß trotz <strong>des</strong> Verlustes der Dünen DEN BOSeH zunächst noch einige<br />
Jahre als wichtiger Peilungspunkt <strong>von</strong> der Schiffahrt verwandt<br />
wurde, zeigt die aufschlußreiche Segelanweisung <strong>des</strong> Jah-
T. 5<br />
T.23<br />
- 66 - Vb3<br />
und 1270)" "BORKINNACH" (1379), "BORKYN" (1398 und 1406) und<br />
"BORCHMER-OOGE" (1440) bedeuten jeweils ein und dasselbe, nämlich<br />
Insel BORKUM (202). 1532 heißt sie "BORCHOl\1", und 1541<br />
"BOReKON" und 1559 "BORCHm!" (203).<br />
Obwohl unsere Insel 1462 erstmals auf einer handschriftlichen<br />
(Taf.5), 1527 auf einer gedruckten Seekarte (Taf.23)erschien,<br />
sind immer noch keinerlei Einzelheiten über Lage und Aussehen<br />
zu erfahren, da es sich bei beiden Blättern um Übersichtskarten<br />
größerer Gebiete handelt, deren Maßstab die Beibringung<br />
derartiger Angaben verbot. Das gleiche gilt <strong>von</strong> der 1543 im<br />
T.25 Druck erschienenen Seekarte <strong>des</strong> ANTHONISZ (204)(Taf.25).Auch<br />
die älteste handschriftliche Segelanweisung <strong>des</strong> 15.Jahrhunderts<br />
(205) und das erste gedruckte Segelhandbuch aus dem Jahre<br />
1532 (206) bringen uns nicht viel weiter t da das Manuskript<br />
BORKUM nicht einmal erwähnt und der Druck lediglich den Borkumer<br />
Turm, womit zweifellos das Glockenhaus der Kirche gemeint<br />
ist, als Peilmarke zur Ansteuerung der OSTEREIIJS hervor<br />
hebt.<br />
1541 gibt endlich das anonym zu Am:sterdam erschienene Segelhandbuch<br />
die erste genauere <strong>von</strong> See aus gesehene Schilderung<br />
unserer Insel: "Betrachtet man Borkum <strong>von</strong> Westen, so bietet<br />
die Insel ein Bild, als ob sie in 3 kleine Eilande unterteilt<br />
wäre, denn zwischen jedem <strong>von</strong> ihnen befindet sich eine Strekke<br />
flachen Stran<strong>des</strong> ohne Dünen. Auf dem mittleren Teil liegt<br />
die Kirche, an deren Ostende ein klobiger spitz zulaufender<br />
Turm steht" (207). Erstmalig wird hier auch das BORKlThTER RIFF<br />
erwähnt, <strong>des</strong>sen Länge man auf 9 - 10 km (1 1/2 l\teilen)schätzt.<br />
1557 fügte ANTHONISZ seiner Schilderung der Emseinfahrt die<br />
für unsere Insel wichtige Bemerkung hinzu, auf der WESTEREMS<br />
in der Mitte zwischen ihr und ROTTU1\1 fände man eine Tiefe <strong>von</strong><br />
28 - 30 m, während in ihrer Nähe nur 14 m gelotet würden. Einige<br />
Jahre zuvor - wahrscheinlich 1544 - hatte der gleiche<br />
Hydrograph bereits eine Vertoonung BORKUMs angefertigt, die<br />
er vor 1557 durch zwei weitere ergänzte (208). Die ältere Abbildung<br />
sowie eine der beiden dieser sehr ähnlichen neueren<br />
geben ohne Frage unsere Insel <strong>von</strong> Westen gesehen wieder, wäh-
30' und 2,75 km W 6 0 50'.<br />
Vc2 - 83 -<br />
Zwischen den Baken 2 und 3, ersterer jedoch am nähesten, mündet<br />
das schon genannte Wattfahrwasser.<br />
Die Tonnen 9 und 10 liegen im wesentlichen parallel zu der durch<br />
die Baken 2 und 3 angedeuteten Linie (231).<br />
Die Lage der Tonne 9, der "STEWENSTONNE", ist nur in einer Richtung<br />
bestimmbar. Sie befindet sich südostwärts <strong>von</strong> Tonne 8. Ihre<br />
Breitenlage ist nicht angegeben. Da die Ost-West-Lage der nächst<br />
folgenden 10. oder "DUKETONNE" bekannt ist, gehen wir am besten<br />
so vor, daß wir die Strecke zwischen der 8. und 10.Tonne ungefähr<br />
in der Mitte teilen. Kartenvergleiche bestätigen uns' die<br />
Zulässigkeit dieses Verfahrens. Sie zeigt die äußerste westliche<br />
Ausbuchtung der Emsschleife an und weist zugleich auf die<br />
Einmündungsstelle <strong>des</strong> Wattfahrwassers sowohl wie auf eine Wattzunge<br />
<strong>des</strong> UITHUIZER WATTs hin. Ihre Lage ist demnach ungefähr<br />
53 0 30 t und 6,0 km 0 6 0 40' •<br />
Die Position ,der 10. oder "DUKETONN:2" wird durch 2 Linien festgelegt:<br />
Die auf das Festland ziehende Peilungsrichtung APPINGE<br />
DM1/0LDEKLOSTER und den Kurs OSO <strong>von</strong> der STEWENSTONNE, d.h.die<br />
DUKETONNE liegt ungefähr 3,0 km S 53 0 30' und 1,0 km 0 6 0 50'.<br />
Im Gegensatz zu den Baken 1 bis 3 sind die <strong>des</strong> EMSHÖRN-Gebietes<br />
verhältnismäßig einfach in ihrer Lage zu rekpnstruieren.Als eigentliche<br />
"EMSHÖRN" wird allein der Scheitelpunkt dieser großen<br />
Plate bezeichnet,dem entspricht,daß auch allein die dritte hier<br />
stehende Bake (in der Gesamtzahl die sechstel) "EMSHÖRNBAKE" genannt<br />
wird. Sie ist <strong>von</strong> allen hier stehenden die wichtigste.Ihr<br />
Standort läßt sich durch 2 sich fast rechtwinklig schneidende Linien<br />
bestimmen: Die Ostausdehnung <strong>des</strong> EMSHÖRN kann unbedenklich<br />
T.32 der entzerrten Karte MARTIN FABERs <strong>von</strong> 1642 (Taf.32) entnommen<br />
werden, da nicht anzunehmen ist, daß sich seit 1580 die Gestalt<br />
der Plate hinsichtlich ihrer Ost-West-Lage wesentlich veränderte.<br />
Die ungefähr rechtwinklig auf diese Krümmung stehende zweite Linie<br />
ist <strong>von</strong> HAEYEN genau beschrieben: Sie wird durch Schloß,Mühle
Tonnen<br />
a) Westerems<br />
weiße Ansegelungstonne<br />
1 • schwarze Tonne<br />
11 2. "<br />
11<br />
3. "<br />
4.<br />
11<br />
5. " "<br />
Hooge Plaats-Tonne<br />
Außen-Hubert- "<br />
Binnen- " "<br />
Steven-Jans- "<br />
Duke-Tonne<br />
Camper-Tonne<br />
Emshörn-Tonne<br />
b) Osterems<br />
Sände<br />
Außentonne<br />
2. Tonne<br />
3. "<br />
Königstonne<br />
1.Tonne in der Westerbalge<br />
2. " " " "<br />
Bantsbalge-Tonne<br />
a) Westerems<br />
b)<br />
Geldsackplate zwischen<br />
Position<br />
Geldsackplate und Position<br />
Hubertplate zwischen<br />
Position +<br />
Hubertplate und Position<br />
Osterems<br />
Königsplate, Spitze<br />
"<br />
Vc3<br />
L ä<br />
Grad<br />
6°20'<br />
6°20'<br />
6°30'<br />
6°30'<br />
6°30'<br />
6°30'<br />
6°40'<br />
6°40'<br />
6°40'<br />
6°40'<br />
6°50'<br />
6°50'<br />
6°50'<br />
6°40'<br />
6°40'<br />
6°50'<br />
6°50'<br />
7°<br />
7°<br />
7°<br />
6°20'<br />
6°30'<br />
6°40'<br />
6°40'<br />
6°50'<br />
- 103 -<br />
n g e B r e i t e<br />
km O!W Grad km BIs<br />
2,0 0 53°35' 1,75 K<br />
3,4 0 53°35' 0,5 S<br />
4,5 W 53°35' 1 ,1 S<br />
2,0 W 53°35' 1,5 S<br />
0,6 0 53°35' 2,0 S<br />
3,4 0 53°35' 3,0 S<br />
4,2 W 53°35' 3,3 S<br />
1,3 W 53°35' 3,8 S<br />
1 ,5 0 53°30',4,5 N<br />
4,6 0 53°30' 1,75 N'<br />
2,0 W 53°30'<br />
1,3 0 53°30' 1,7 S<br />
4,2 0 53°25' 5,0 N<br />
0,4 0 53°40' 2,3 S<br />
3,5 0 53°40' 1,3 S<br />
4,0 W 53°40' 2,8 S<br />
3,5 0 53°35' 1,5 N<br />
2,3 W 53°35' 3,0 S<br />
3,5 W 53°30' 3,0 NY<br />
1 ,0 0 53°35' 2,5 S<br />
3,0 I 0 53°35' 1,75 N<br />
I<br />
2,0 W 53°35' 1,0 N'<br />
2,0 W 53°30' 5,0 N<br />
2,5 W 53°30' 2,5 N<br />
4 , 0 0 53°30' 0,5 N
Vc5 - 115 -<br />
Die Insel ROTTUM liegt nach ISBARY mit dem Westrand der Dünen<br />
bei Position 0,2 km W 6 0 30' und 4,0 km N 53 0 30', mit ihrem<br />
Ostrand bei Position 4,0 km 0 6 0 30' und 5,0 km N 53 0 30'.<br />
Der Oststrand <strong>von</strong> ROTTUM lädt weit nach SO aus. Seine Spitze<br />
liegt ungefähr bei Position 3,0 km W 6 0 40' und 3,5 km N 53 0<br />
30'. Eine Balge trennt den Komplex, <strong>des</strong>sen südöstlicher Teil<br />
T.44 später zeitweilig - nach VISSER und HARNACK (Taf.44) - den<br />
Namen "BINNEN HUBERTPLAAT" trägt (258).<br />
Die Westkante der Dünen BORKUMß findet sich ungefähr bei Position<br />
0,5 km W 6 0 40' und 1,0 km N 53 0 35', die in die OSTEREMS<br />
verlaufende Ostkante ungefähr bei Position 1,7? km W 6 0 50' und<br />
3 ,5 km N 53 0 35 I ( 25 8a.) •<br />
Die Lage <strong>von</strong> JUIST hat sich kaum geändert. Lediglich der Nordstrand<br />
dürfte etwas nach Süden verlagert sein.<br />
Die äußerste Tonne der WESTEREMS liegt auf einer Linie, die <strong>von</strong><br />
den Kapen auf ROTTU11 in Richtung NW in See zieht und hier <strong>von</strong><br />
einer zweiten Peilungslinie gekreuzt wird, die vom Borkumer Turm<br />
WzN sich erstreckt, d.h. auf Position 3,5 km N 53 0 35' und 6,5<br />
km W 6 0 30'. Die zweite Tonne befindet sich westlich der durch<br />
die sich deckenden Rottumer Kapen gebildeten Linie (NNW) und der<br />
oben genannten Borkumer J.:eilungslinie.<br />
Sowohl <strong>von</strong> der WESTER- wie <strong>von</strong> der OSTEREn!S lass'en sich im wesentlichen<br />
nur die Positionen der äußersten Tonnen rekonstruierenr,<br />
da die Lage der übrigen fast stets ungenau angegeben ist.<br />
Dieser Tatsache kommt zur Zeit jedoch <strong>des</strong>halb weniger Gewicht ,<br />
zU p' als wir durch die exakte Vermessung durch BEAUTEMPSw·BEAUPRE<br />
T.43 (Taf.43) durchaus imstande sind, auch ohne Gerüste <strong>von</strong> Tonnen,<br />
Lagerplätzen und Segelkursen das Aussehen der Emsarme nachzuzeichnen.<br />
Die WzN vom BORKUMER TURM seewärts ziehende Peilungslinie begrenzt<br />
die GELDSACKPLATE im Süden, die ungefähr zwischen folgenden<br />
Positionen liegt: 4,0 km N 53 0 35', 6 0 30', ferner 1,5<br />
km W 6 0 30' und 4,0 km N 53 0 35' sowie 2,0 km 0 6 0 30' und 4,0
VIII<br />
- 153 -<br />
haben. Da es in der Segelanweisung jedoch ausdrücklich<br />
heißt, der Adelssitz bzw. die Kirche müßten frei <strong>von</strong> einander<br />
stehen, dürfte ein Winkel <strong>von</strong> etwa 10 0 anzunehmen<br />
sein.<br />
227 Der amtlichen Segelanweisung <strong>von</strong> 1576 gemäß müßte diese<br />
Tonne etwa 1 km weiter westlich liegen. Dies ist jedoch<br />
aus verschiedenen Gründen nicht möglich, so daß wir eine<br />
fehlerhafte Wiedergabe <strong>des</strong> ursprünglichen Textes im Segelhandbuch<br />
<strong>des</strong> Gerritsz vermuten müssen. Da die amtliche<br />
Segelanweisung <strong>von</strong> 1576 vorschreibt, daß die Tonne<br />
5 in Richtung NzW <strong>von</strong> der südlichen Kape auf Rotturn liegen<br />
müsse, kommt allein die angegebene Position in Frage.<br />
Hinzu kommt, daß der Abstand der ersten 5 -Tonnen untereinander<br />
auf allen alten Karten ungefähr gleich groß<br />
ist. Diese Forderung nach gleichem Tonnenabstand läßt<br />
sich nicht erfüllen, wenn man der offenbar fehlerhaften<br />
Anweisung folgen würde. Auch vrurden die nächsten Tonnen<br />
derart weit nach N heraufrücken, daß Tonne 7 fast auf<br />
dem Borkumer Weststrand ihren Liegeplatz fände.<br />
228 Ihre Lage zum Borkumer Turm wird <strong>von</strong> Haeyen falsch wiedergegeben,<br />
so daß wir hier allein Gerritsz folgen müssen.<br />
229 Die Lage der 8.Tonne ist schwierig zu bestimmen, da <strong>von</strong><br />
den Peilungsangaben bei Haeyen nur eine verwertbar ist,<br />
Gerritsz jedoch - da aus dem Jahre 1576 stammend - an<br />
dieser Stelle noch keine Tonne kennt.<br />
230 Letzteres ist nicht wörtlich zu nehmen, da allein nur die<br />
Richtung <strong>des</strong> Schiffskurses angegeben ist, nicht aber der<br />
genaue Standort der Bake. Diese steht vielmehr auf dem<br />
hohen Watt, d.h. in einiger Entfernung <strong>von</strong> der Fahrrinne.<br />
231 Dies ist umso begreiflicher, als die Baken als alte Seezeichen<br />
später durch Tonnen ersetzt werden. Aus der Lage<br />
der Tonnen 9 und 10 ergibt sich logischerweise demnach<br />
auch ohne weiteres die ungefähre Stellung der genannten<br />
Baken.<br />
232 Die <strong>von</strong> Haeyen angegebene Richtung OzN stimmt genau mit<br />
der örtlichen Situation in Pewsum um 1600 überein.(Freundliche<br />
Mitteilung <strong>des</strong> Herrn de Buhr, Heimatverein Pewsum).<br />
Die Richtungsangabe <strong>von</strong> Haeyen beweist zugleich, daß seine<br />
Peilungslinien stets rechtweisend aufgefaßt werden müssen.<br />
233 Die nachstehenden Angaben beruhen auf Benutzung nicht nur<br />
aller textlichen und kartographischen Quellen, sondern<br />
auch auf Anwendung der bislang beschriebenen Positionen<br />
der Seezeichen.<br />
234 Die Nordspitze der Hubertplate scheint auf eine weitere<br />
Sandbank zu deuten, die uns erstmalig in der Karte <strong>von</strong><br />
1565 begegnet (Tafel 27), und vielleicht auch <strong>von</strong> Waghenaer<br />
unter der Bezeichnung "Hubert" in den Bereich <strong>des</strong>