ÖDÖN VON HORVATH - THOMAS SESSLER - Verlag

DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG
Schauspiel in drei Akten (1937)
9 D, 1 H, SIM.DEK UA Theater der Courage, Wien, 12.12.1952
Seinem Stück ”Don Juan kommt aus dem Krieg” hat Horváth ein Vorwort vorausgeschickt, in dem es u. a.
heißt: ”Man weiß es nicht, ob Don Juan als historische Person jemals gelebt hat. Fest steht nur, daß es den
Typus Don Juan einstmals gegeben hat, und infolgedessen (eine für Horváth typische Logik) ist es klar,
daß es ihn auch heute noch gibt und immer geben wird. Ich habe es mir erlaubt, einen Don Juan unserer
Zeit zu schildern, weil uns die eigene Zeit immer näher liegt.”
Horváths Don Juan ist, wie der Autor kommentiert, ”der große Verführer, der immer wieder von Frauen
verführt wird”; angezogen werden sie von der ”ausgeprägten metaphysischen Bindung” seiner
Sexualität: in jeder neuen Frau sucht er seine tote Braut. So erlebt er eine Inflation von 35 Frauen,
Varianten von neun Grundtypen, doch gibt es keine Liebesszene, denn ”wirklich geliebt wird er von
keiner”; er sucht die Vollkommenheit, die es auf Erden nicht gibt, ”und die Frauen wollen es ihm, und
auch sich selbst, immer wieder beweisen, daß er alles, was er sucht auf Erden, finden kann”.
Don Juans Weg ist von Anfang an überschattet, ermüdend, freudlos und letztlich die Suche nicht
lohnend. Die von Don Juan ersehnte Vollkommenheit gibt es nur im Tod, den er, zum ”Schneemann”
vereist, finden wird. Horváths Durchbruch zur Metaphysik, die sich in der ”Unbekannten aus der Seine”
schon angedeutet hat und in ”Himmelwärts” auf possenhafte Weise dargestellt wurde, sie wird ihn bis zu
seinem letzten Stück ”Pompeji” nicht mehr verlassen.
”Don Juan” ist vielleicht seine reifste Arbeit bisher ... Ich bin glücklich darüber, denn ich halte viel von
ihm. Allerdings weiß ich nicht, ob er die große Anerkennung noch erleben wird. Aber kommt es darauf
an? Csokor an Bruckner, 4.7.1936
FIGARO LÄSST SICH SCHEIDEN
Komödie in drei Akten (1937)
5 D, 15 H, 7 DEK UA Kleine Bühne des Deutschen
Theaters, Prag, 2.4.1937
Das Stück spielt einige Zeit nach der Hochzeit des Figaro, setzt also das bekannte Schauspiel fort. Graf
Almaviva ist mit Gattin, Kammerdiener Figaro und Kammerzofe Susanne vor der Revolution aus seiner
Heimat geflohen, in der nach der Ermordung des Königs die Gleichheit aller verkündet wurde. Figaro, ein
Findelkind, ist nur seiner Frau Susanne wegen mitgegangen, weil diese ihrer Herrschaft die Treue halten
wollte. Drei Monate später verbringen Graf und Gräfin einen Winterurlaub in einem feudalen Kurort im
Gebirge und vergeuden ihr Geld, obwohl es mit ihrer Herrlichkeit zu Ende geht. Darum will sich Figaro von
ihnen trennen, einen Barbierladen aufmachen, während Susanne, angesteckt von dem herrschaftlichen
Leben, bei dem Grafen bleiben will.
Wiederum ein Jahr später hat Figaro den bestrenommierten Friseursalon in Großhadersdorf, aber
Susannes Wunsch nach einem Kind erfüllt er nicht, die Zeiten dazu seien viel zu schlecht. Weil sie der
verflossenen Herrschaft noch immer nachtrauert, trennt sie sich von dem ”Spießer” Figaro, doch wird sie
von der gräflichen Familie abgewiesen.
Figaro hat sich von Susanne scheiden lassen und ist in das Land seiner Revolution zurückgekehrt; er ist
Schloßverwalter im ehemaligen Besitztum der Almavivas geworden und entlarvt den Betrüger Pedrillo;
betrogen wird also immer: früher waren es die Grafen, jetzt sind es die neuen Bürger. Wieder ein Jahr
später: Susanne ist Kellnerin in einem Nachlokal, ihren Figaro kann sie nicht vergessen. Als die Gräfin
gestorben ist, reist sie mit dem Grafen in ihre Heimat, denn Figaro hat sie gerufen.
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